No. 47
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. November
1857
siebenundzwanzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 1]

Bei der Einnahme Delhi's verloren die Enländer nach den neuesten Nachrichten 61 Officiere und 1178 Mann. Der General Nicholson war todt. Der 92jährige König von Delhi und seine Gattin haben sich ergeben und sind verschont worden, wogegen ihre beider Söhne gefangen genommen und später erschossen wurden. Die Sprengung des Kaschmir=Thores sollte das Signal zum Vordringen sein, da die bereits geschossene Bresche nicht weit genug war, um eine Erstürmung ohne Sturmleitern zu gestatten. Den Auftrag dazu erhielt Lieutenant Salkeld von den Ingenieuren, der mit drei Serganten, welche Pulversäcke trugen, unter einem furchtbaren Musketenfeuer nach dem Thore vorging. Einer der Serganten wurde getödtet; Salkeld, durch den Arm geschossen, ging nichtsdestoweniger mit den beiden andern weiter vor. Ungefähr zwanzig Musketen waren durch Löcher in dem Thore und Schießscharten in den Mauern auf sie gerichtet. Dessenungeachtet befestigten sie die Pulversäcke an den an dem Thore befindlichen Haken. Salkeld erhielt nun durch einen Schuß durch das Bein und fiel zu Boden; der zweite Sergant wurde von Kugeln durchlöchert, als er die Pulversäcke in Brand steckte; der dritte Sergant kam unverletzt davon. Eine furchtbare Explosion zerstörte das Thor und die Sturmkolonnen drangen darauf durch dasselbe ein. Fast Alle, die Sturmleitern trugen, wurden zu Boden geworfen. Indeß war jetzt das Thor und die Bresche forcirt und der Strom ergoß sich allem Widerstande trotzend dahin. In Delhi sind sämmtliche Häuser leer und die Einwohner theils flüchtig, theils todt; eine Menge Einwohner - in manchen Häusern 40 bis 50 Personen auf einmal - wurden mit dem Bayonnet niedergestoßen. Man erschoß viele Einwohner deshalb, weil europäisches Eigenthum bei ihnen gefunden wurde. "Paradies auf Erden" nannten die Inder diese Stadt - wozu haben sie es nun gemacht! Weinend in ihrer Oede saß zulegt unter den Eroberern der 92jährige "Großmogul" und neben ihm sein betagtes Weib Siut Mahai, d.h. "die Zierde des Palastes". - Gen. Havelock hat die angeschlossene englische Besatzung zu Lacknow (der Hauptstadt des Königreichs Audh) mit einem Verlust von 450 Mann entsetzt. Unter den Gefallenen befindet sich General Niell. Lacknow war von den Belagerern vollständig unterminirt und sollte eben gesprengt werden, als der Entsatz glücklicherweise geschah. Die Entsetzung Lacknows ist von um so größerer und günstigerer Bedeutung für die Engländer, als bei der allgemeinen Betheiligung des kriegerischen Volks von Audh der dortige Aufstand eine Militair= und Volks=Erhebung zu gleicher Zeit war.
- Die Stimmung der englischen Truppen kennzeichnet folgender Vorfall. Als die Hochländer nach Cawnpore kamen, fand man unter den verstümmelten Leichen, die nach dem grauenhaften Gemetzel in den Brunnen geworfen worden waren, die blutigen Ueberreste der Tochter des Generals Wheler. Man schnitt ihr die Locken vom Haupte und sandte einen Theil ihren Angehörigen nach England, die übrigen vertheilten die Soldaten unter sich und schwuren dabei, für jedes Haar des gemordeten unschuldigen Opfers einen der indischen Wütheriche mit dem Leben büßen zu lassen.
- Die allgemeine Geldkrisis fängt an, auch auf die Banken in England zu wirken und damit ihren gefährlichen Charakter anzunehmen. Die Western=Bank von Schottland, welche ihre Zahlungen eingestellt hat, zahlte ca. 100 Zweigbanken mit einem Capital von ca. 40 Mill. Thaler. Damit ist das Vermögen der Privatleute, welche ihr Geld in der Bank angelegt, angegriffen oder verloren, eine Darlehensquelle für die Kaufmannschaft ist verstopft und eine Anzahl ähnlicher Banken, welche mit der gefallenen in lebhafter Geschäftsverbindung standen, gefährdet. Zu dem großen Sheffilder Bankerott (die Eisenwaarenhandlung Naylor, Veikers & Co. mit 3 1/2 Mill. Thlr.) kommt jetzt noch eines der bedeutendsten mit Amerika handelnden Häuser, Dennistown & Co. in Glasgow, London und Liverpool mit 14 Mill. Thaler. Man kann aus diesen Summen die Menge der einzelnen Gewerbtreibenden abnehmen, welche unter diesen Verlusten zu leiden haben. - Vom 1. August bis 20. October kamen im Amerika 951 Bankerotte größerer Häuser, d. h. solcher, deren Passiva durchschnittlich die Summe von 100,000 Dollars jedes betragen.
- Wieder hat das Spekuliren mit Aktien und Staatspapieren einen Mann in Wandsbeck, der ein Menschenalter hindurch hochangesehen war als Beamter und Ehrenmann, gründlich verdorben. Er spekulirte über seine Kräfte, griff in die Amtskasse, um Anleihen zu machen, und verlor Ehre und Freiheit.
- Von dem französischen Schinderhannes Lemaire und seinen 13 Spießgesellen hatten die Zeugen in der Voruntersuchung und in der Hauptverhandlung und sogar die Geschwornen so ungeheure Furcht, daß die öffentlichen Verhandlungen von Montdidier nach Laon verlegt werden mußten. Die Kerle prahlen mit ihren Mordthaten und sind meistens Mörder und Verbrecher im vierten Grad. Bei diesen berüchtigten Räuberbanden=Prozeß ist ein wahrhaft schauerliches Document, ein förmlicher Verbrecher=Stammbaum, zu Tage gekommen, nach welchem vier Generationen bei mehreren Familien dem Schaffot, dem Bagno und dem Zuchthause verfallen sind. Die Großmutter Lemaires, die wegen Diebstahls und falschen Zeugnisses mehrere Male in verschiedenen Abschnitten zu 11 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde, ist eine der Hauptzeugen

[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 2]

des gegenwärtig statthabenden Prozesses; sie macht wichtige Aussagen selbst gegen ihren Enkel Lemaire. Auch die Seitenlinie dieser Familie theilte gleiches verdientes Loos: Gefängniß, Bagno, Schaffot.
- Die H. N. melden aus Kiel: Die allgemeine Geldnoth hat ihren Einfluß auf unsern Productenmarkt nicht verfehlt. Was wohl in keinem Jahre vorkam, der größte Theil der Stoppelbutter ist unverkauft und die Landwirthe werden schließlich gezwungen werden, von den hohen Forderungen abzustehen, die zu machen die geringe Quantität der vorhandenen Butter sie veranlaßt hat. Die Kornpreise gehen natürlich auch sehr zurück, und wenn man kaum für Weizen 15 Mark (Lübeck), für Roggen und Gerste 10 Mark (Lübeck) zahlen will, so wird die Folge sein, daß auf den großen Höfen, bei dem vorhandenen Heumangel, sehr viel Korn verfüttert und dadurch wieder vermehrte Butterproduction bewirkt werden wird. Dieser Stand der Preise wird übrigens seinen Einfluß auf die Kauf= und Pachtpreise von Landstellen, die in den letzten Jahren ungeheuer in die Höhe geschroben sind, nicht verfehlen. Wir hören demnach auch, daß bei mehreren größeren Höfen des östlichen Holsteins, die zum ersten Mai 1858 außer Pacht kommen, die Concurrenz eine viel geringere sein soll, als die Besitzer erwarten mochten. Es ist nicht zu leugnen, daß die pacht= oder besitzsuchenden Landleute stutzig werden und daß die Calamitäten der zwanziger Jahre lebhafter wieder ins Gedächtniß kommen.
- Am Hamburger Getreidemarkt bleibt die Stimmung in allen Kornarten sehr flau und Preise behalten eine weichende Tendenz.


Die Dzierzonsche Bienenzucht.
Von D. Hempel.

Wir haben die Bienen nach ihrer Lebensart, ihrer Vermehrung und nach ihrer Thätigkeit betrachtet. Wollen wir uns nun auch noch in der Kürze mit der Behandlung der Bienen, also mit der eigentlichen Bienenzucht beschäftigen, so entsteht zunächst die Frage: Welche von den verschiedenen Methoden ist die vortheilhaftester Diejenige unstreitig, welche bei dem meisten Vergnügen, dem geringsten Aufwande an Zeit und Kapital den größten nachhaltigen Ertrag bringt. Es ist von allen intelligenten Bienenzüchtern der Neuzeit anerkannt, daß keine Methode diese Eigenschaften in dem Maaße besitzt wie die Dzierzon'sche und daher diese auch vor allen andern den Vorzug verdient. Bevor wir speciell auf die Dzierzon'sche Methode eingehen, wollen wir nur noch die Frage beantworten: Welche Eigenschaften müssen zweckmäßige Bienenwohnungen haben?
1) Einfachheit und Wohlfeilheit stehen oben an. Der unbemittelte Dorfbewohner hat gerade die schönste Gelegenheit, Bienenzucht zu treiben, durch kostspielige Bienenwohnungen war er davon abgeschreckt. Zur Kostspieligkeit gehört aber auch dies, wenn sie durchaus ein besonderes Bienenhaus erfordern und nicht frei im Garten stehen können.
2) Wärme ist ein Haupterforderniß der Bienenwohnung. Nur in Wohnungen, welche die Wärme gut zusammen halten, werden die Bienen gesund und stark durch den Winter kommen, werden zeitig Brut ansetzen, zeitig schwärmen oder in hinlänglicher Stärke dastehen, um die beste Weide zu benutzen und den Honig einzutragen.
3) Eine zweckmäßige Bienenwohnung muß ferner bequem sein, muß daher von der Seite zugänglich, d. h. mit einer leicht zu öffnenden Seitenthür versehen sein. So kann man ohne Gehülfen alle Vorrichtungen, als Reinigen, Füttern, Beschneiden vornehmen, wogegen bei Stöcken, die aufgehoben werden müssen, um zu dem Bau zu gelangen, alle Verrichtungen mühsam und oft ohne Gehülfen gar nicht vorzunehmen sind.
4) Eine zweckmäßige Bienenwohnung muß endlich so eingerichtet sein, daß man darin die Bienen in seiner Gewalt habe und nicht von ihrer Laune abhänge. Man muß als Bienenzüchter auch wirklich Herr der Bienen sein.
Man muß es in seiner Gewalt haben, die Brut zu vermehren oder einzuschränken, die Drohnenbrut möglichst verhindern, wenn in günstigen Jahren die Schwärme ausbleiben, bequem Kunstschwärme zu machen. Jedem Stocke muß sich das, wovon er Ueberfluß hat, und dessen man gerade bedarf, es seien Bienen, Brut, Honig oder Wachs, stets bequem entnehmen lassen. Nur so, wenn sich besonders der überflüssige Honig stets bequem abnehmen läßt, kann ein ausgezeichnetes Bienenjahr auf's Beste benutzt und ausgebeutet werden. Ebenso muß eine vortheilhafte Wohnung in Mißjahren sich bewähren. Es müssen die bedürftigen Stöcke leicht mit dem nöthigen Winterbedarf auszustatten, schwache Stöcke leicht mit einander zu vereinigen sein. Es muß auch mit jedem verdächtigen Stocke eine gründliche Untersuchung sich anstellen lassen, damit ihm geholfen werden kann, ehe es zu spät ist.
Alle die hier angegebenen vortrefflichen Eigenschaften vereinigen die Dzierzonschen Bienenwohnungen. Obgleich dieselben in ihrem Aeußern sehr verschieden sind, bald stehend, bald liegend erscheinen; so sind doch die wesentlichen innern Einrichtungen bei allen dieselben. Alle sind mit einer Seitenthür hinten oder zur Seite versehen. Die wird nicht angelehnt, sondern zwischen die Seitenwände des Stockes hineingefügt und durch zwei Knebel gehalten, daß sie nicht herausfallen kann. Die Außenwände der Wohnungen sowohl wie die Thüren bestehen aus zweizölligen Bohlen von weichem Holz. Oft ist ein Theil der Wohnung durch ein eingeschobenes dünnes Brettchen den Bienen vorläufig unzugänglich gemacht. Dieser Zwischenraum zwischen der Thür und dem eingeschobenen Brettchen wird für den Winter mit Stroh ausgefüllt. Im Sommer wird durch zu öffnende Löcher in dem Brettchen den Bienen dieser Raum zugänglich gemacht, die ihn mit dem schönsten Honig füllen. Dieser kann da hier keine Brut ist, wiederholt ausgeschnitten werden.
Eine wesentliche Einrichtung dieser Kastenstöcke ist, daß die beiden Seitenwände, welche, wenn man zu der Thür in den Stock hineinsieht, rechts und links liegen, überall und bei allen Stöcken gleichweit von einander abstehen, 9 bis 10 Zoll, die Tiefe und Höhe der Stöcke mag noch so verschieden sein. Dies hat den Zweck, damit die Tafeln, welche oben von der einen Wand gegen die andere gehen, in allen Stöcken dieselbe Breite haben und, aus einem Stock genommen, in dem andern genau passen. Wie ist das aber möglich, wird man fragen, daß man eine Tafel, besonders wenn sie mit Brut oder Honig gefüllt ist, aus einem Stock in den andern befestigen kann? Bei der Einrichtung der Dzierzonschen Stöcke ist das jederzeit leicht ausführbar und das Werk weniger Augenblicke, und ist, wie sich Jeder überzeugen kann, von außerordentlichem Nutzen. Jede Tafel hängt nämlich an einem zollbreiten und 1/4 Zoll dicken Stäbchen; diese gehen parallel von der einen Wand gegen die andere und ruhen auf halbzölligen Leisten, welche an den beiden Seitenwänden oben angeschlagen sind und also von der Thür bis auf die Hinterwand des Stockes reichen. Die Stäbchen stehen einen halbem Zoll weit von einander ab. Wäre der Stock also 18 Zoll tief, so würden 12 Stäbchen erforderlich sein.
Dzierzon hält seine Bienenschwärme aber nicht in einzelnen Wohnungen, sondern läßt mehrere, 2, 4, 6, 8, 12 bis 24 in einem untheilbaren Ganzen anfertigen. Dadurch wird der Vortheil erreicht, daß die Bienen im Frühjahr und Winter sehr warm sitzen, indem ein Volk das andere, welches nur durch eine dünne Wand von ihm geschieden ist, wärmt, und beide an einander gelehnt gleichsam nur einen Haufen bilden. Es wird aber auch viel Material erspart, indem viele Wände zwei Stöcken gemeinschaftlich sind und außerdem, weil sie mit der äußern Luft nicht in Berührung kommen, nur dünn zu sein brauchen. Die Bienen befinden sich in einer solchen mehrfächerigen Wohnung außerordentlich wohl. Unter den mehrfächerigen Wohnungen sind besonders die Doppelstöcke zu empfehlen, weil

[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 3]

sie nächst den übrigen Vortheilen auch den gewähren, daß sie sehr bequem zu transportiren und eben so leicht anzufertigen sind. Jeder, der nur einigermaßen mit Hobel und Säge umzugehen weiß, wird dieselben anzufertigen im Stande sein.
Dzierzon giebt in seinem Bienenbuche ausführliche Beschreibungen und Zeichnungen seiner verschiedenen Kastenstöcke. Da aber solche Beschreibungen ohne Zeichnungen immer unverständlich bleiben, so theile ich sie nicht weiter mit. Ich habe mir zwei solche Doppelstöcke, einen mit Seitenthür und einen mit Hinterthür anfertigen lassen und lade alle Bienenfreunde hiermit ein, mich zu besuchen und dieselben in Augenschein zu nehmen; ich werde mit Vergnügen Jedem die zweckmäßige Einrichtung derselben auseinander setzen. *)
Die Vortheile der so eben beschriebenen Einrichtung springen Jedem in die Augen.
1. Einen großen Vortheil gewährt diese Einrichtung zunächst dadurch, daß man einem Schwarme schon einen Bau oder wenigstens den Anfang dazu vorrichten kann, indem man an jedes Stäbchen eine Tafel oder wenigstens einen Anfang dazu mit Wachs anklebt, **) so daß ein Schwarm den mitgebrachten Honig sogleich absetzen und den Bau durch den ganzen Stock fortführen kann. Einmal mit einem Scheibenstücke versehen, sind diese Stäbchen für immer brauchbar. Jedes schöne Scheibenstück, natürlich nur mit kleinen oder Arbeitsbienenzellen, das man beim Beschneiden erhält oder sich kauft, kann man auf die Weise auf das Vortheilhafteste benutzen. Aus schwachen Nachschwärmen, mit denen man sonst nur Plage hätte, kann man die schönsten Zuchtstöcke erhalten, besonders, wenn man ihnen nicht nur leere, sondern auch mit Honig und Brut gefüllte Tafeln einstellt.
2. Ein zweiter großer Vortheil dieser Einrichtung ist nämlich, daß man, da alle Stöcke gleiche Weite, die Stäbchen gleiche Länge haben, die verschiedenen Scheiben, sie seien leer oder voll, Brut= oder Honigscheiben herausnehmen und jedem beliebigen Stocke an beliebiger Stelle einhängen kann. Einen schwachen Schwarm, einen an Bienen armen Stock kann man im Frühlinge leicht stark machen, indem man ihm bedeckte, im Auslaufen begriffene Brut von einem starken Stocke in das Brutlager einstellt. Einen leichten Stock kann man durch Einstellen einer oder mehrerer Honigscheiben mit dem Winterbedarf ausstatten und leistet ihm mit 6 Pfund einen größern Dienst, als mit 10 Pfund flüssigen Honigs, der zum Theil gleich verzehrt wird. Auf diese Weise kann man die Bienen auch mitten im Winter mit neuer Nahrung versehen. Einem weiserlosen Stocke kann man durch Einstellen mehrerer Brutscheiben leicht aufhelfen; bevor die Königin fruchtbar geworden, kann man einem Stocke Tafeln mit junger Brut und Eiern einstellen und so die Fruchtbarkeit einer Königin auch für einen andern Stock benutzen, kann man jeden Stock stets damit leicht versehen, woran er gerade Mangel hat. Zu der Kenntniß, was ihm abgeht oder fehlt, kann man leicht gelangen, weil diese Einrichtung den Vortheil darbietet, daß sie
3. die genaueste Untersuchung eines verdächtigen Stockes möglich macht. Man kann jede Tafel herausnehmen, in jede Zelle hineinsehen und sich von dem Vorhandensein gesunder Brut, einer fruchtbaren Königin, hinreichender Vorräthe, eines schönen, reichen Brutlagers u. s. w. überzeugen. Findet man etwas Nachtheiliges z. B. viele todte Bienen in den Zellen, so kann man diese entfernen, findet man eine zu alte oder unfruchtbare Königin, so kann man sie wegnehmen; überhaupt jeden Stock gründlich untersuchen und gründlich curiren. Auch von der Größe der Vorräthe im Herbst kann man sich genaue Kenntniß verschaffen.
4. Wer Gelegenheit hat, zur Zeit der Blüthe des Rapses, des Buchweizens, des Heidekrautes seine Bienen dahin zu versetzen, könnte keine geeignetere Wohnungen wählen, als die Dzierzonschen Doppelstöcke. Sie sind zum Verfahren sehr bequem, lassen sich überall auf zwei untergelegten Schwellen über einander oder mit der Rückwand gegen einander auch abwechselnd quer über einander aufschichten. Es ist ausgemacht, daß ein in die Heide versetzter Stock bei guter Nahrung desto mehr an Gewicht zunimmt, je leichter er war. In diesen Stöcken hat man es nun ganz in seiner Gewalt, den schwersten Stock leicht zu machen, indem man ihm für seine vollen Scheiben leere wieder gibt. Auch an Volk kann man sie leicht stärker machen, indem man den zu Hause bleibenden Bienen nimmt und diesen zutheilt.
5) Für den Fall eines Mißjahres kann man sich Honigscheiben aus guten Jahren aufbewahren, wenn man die Zahl seiner Stöcke sicher alljährlich vermehren will. Zieht man es jedoch vor, die leichten Stöcke zu kopuliren, so gibt es hierzu keine geeigneteren Wohnungen, als die besprochenen. Man kann die Brutscheiben beider Stöcke zusammenstellen, ebenso wie die Honigscheiben und die Schwärme dann vereinigen. Von den beiden Königinnen läßt man ihnen die jüngste, fruchtbarste. Doch muß diese dann der Sicherheit wegen einen oder zwei Tage eingesperrt erhalten werden.
6) Der Hauptvortheil jedoch, den diese Kastenstöcke gewähren, ist, daß man sich junge Stöcke auf die einfachste und sicherste Weise selbst machen kann. Jeder Bienenzüchter weiß, daß gerade in den honigreichen Jahren die Bienen nicht schwärmen wollen: Auch im verflossenen Sommer, der für die Honigtracht so ausgezeichnet war, klagten alle Bienenväter, daß ihre Bienen so wenig Schwärme gaben. Dzierzon sagt, daß er seinen bedeutenden Bienenstand nur der Ablegekunst verdanke. In einem schlechten Sommer, über den von allen Seiten Klage erhoben wurde, habe er über 100 Ableger gemacht. Durch Entnehmen von einer oder mehreren Bruttafeln wird einem übergroßen Stocke eine große Wohlthat erwiesen. Die Hitze im Stocke wird abgekühlt, der Fleiß der Bienen dadurch gesteigert, Raum zum Honig gewährt und dabei ein schöner, junger Stock gewonnen, welcher daher rein wie gefunden ist.

(Ein dritter Artikel demnächst.)

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          *) Der Tischlermeister Brockmöller hieselbst nimmt Bestellungen auf solche Doppelstöcke an und kostet der Doppelstock mit Hinterthür aus Brettern 2 Taler (Mecklenburg), aus Bohlen 3 Taler (Mecklenburg); der Doppelstock mit Seitenthür, aus Brettern 1 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg), aus Bohlen 2 Taler (Mecklenburg) 32 Schilling (Mecklenburg). - Wenn man sich die geringe Mühe machen will, sine Kastenstöcke für den Winter mit Stroh zu umwinden oder sie für immer mit Stroh zu spriegeln, so genügen starke Bretter; sollen sie aber den Winter über im Freien stehen, so sind freilich Bohlen erforderlich.

        **) Man macht Wachs in einem langen blechernen oder thönernen Trog flüssig, tunkt die Scheibe hinein und stellt sie schnell auf das Stäbchen.


Am Freitage,                                                    
den 20. November d. J.,

findet der diesjährige Forstschreibtag zum Verkauf von Eichen und Buchen aus den herrschaftlichen Forsten statt, und können Kaufliebhaber am gedachten Tage, Vormittags 11 Uhr, auf der Amtsstube hieselbst sich einfinden.
    Schönberg, den 11. November 1857.

                          Großh. Meckl. Domainen=Amt und Forst.
                          F. Graf Eyben.      Danckwarth.


Aufforderung.

      Es wird der Gefreite Carl Heinrich Theodor Schröder der 1. Compagnie, zu Schönbeck gebürtig, von der Einstellung des Jahres 1853, welcher der Einberufungs=Ordre vom 15. Juli d. J. nicht die schuldige Folge geleistet hat, und im Jahre 1856 nach Amerika ausgewandert sein soll, hiedurch aufgefordert, sich binnen 6 Wochen beim Großherzoglichen Infanterie=Bataillon hierselbst zu gestellen, widrigenfalls gegen ihn als Deserteur nach Vorschrift des Artikel 14. des Militair=Regulativs verfahren werden wird.
  Neustrelitz den 30. October 1857.

                                                    Großherzogliches Bataillons=Commando.
                                                    v. Rosenberg=Grusczynski,
                                                    Oberstlieutenant.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 4]

Verkaufsanzeige.

        Nachdem die, dem Verkaufe der Vollhufner=Stelle des wegen Verschwendung gerichtlich unter Curatel gestehen Hauswirths Heinrich Oldörp zu Lockwisch einstweilen entgegengetretenen Hindernisse, durch oberrichterliche Verwerfung des von demselben zur Hand genommenen Recurses, gehoben worden, so sind nunmehr zum Verkauf der gedachten, zu Lockwisch belegenen, in dem betreffenden Proclam vom 21. v. M. bereits näher beschriebenen Bauerstelle anderweitig behufige Licitation=Termine auf
                          den 30sten d. M.,
                          den 7ten k. M. December, und
                          Montag den 14. December d. J.,
jedesmal Morgens 11 Uhr, anberaumt worden, wozu demnach Kaufliebhaber vor unterzeichnetem Justiz=Amte sich einfinden wollen. - Die Bedingungen sind auf der Gerichts=Registratur, sowie bei dem Curator des Hauswirth Oldörp, Herrn Pensionair Breuel zu Hof=Selmsdorf, einzusehen. - Auch wird die Besichtigung des Grundstücks, nach vorgängiger Meldung bei Letzterem, verstattet.
  Schönberg, den 16. November 1857.

                          Großherzogl. Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
                          C. L. v. Oertzen.
                          (L. S.)                                                     A. E. C. Zimmermann.


        Am Mittwoch den 25. November, Morgens 9 Uhr, sollen auf dem Hofe des Kaufmanns Wieschendorf nachbenannte Gegenstände gegen gleich baare Bezahlung meistbietend verkauft werden:

Tische, Laden, Bettstellen, Männer= und Frauenkleidungsstücke und mehrere Pfunde Flächsen Garn.

                                                    Seegert, Landreiter.


Vermischte Anzeigen.

        Um den durch die Hagelschläge vom 6. und 21. Juli d. J. in den Dörfern Gr. Siemz, Törpt, Niendorf, Olndorf, Raddingsdorf, Neschow, Boit. Resdorf, Wenndorf, Rieps, Cronscamp, Pogetz, Kl. Molzahn, Schlagsdorf, Ziethen, Petersberg, Kl. Siemz, Schlagbrügge, Gr. und Kl. Mist mit 3124 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg) Beschädigten Ersatz zu gewähren und die Kosten des Instituts zu bestreiten, wird ein Beitrag von 2 Taler (Mecklenburg) 4 Schilling (Mecklenburg) von je 100 Thaler Versicherungswerth nöthig, wovon nach §. 15. der Statuten die eine Hälfte bald nach Martini d. J. mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg), die andere im März des künftigen Jahrs ebenfalls mit 1 Taler (Mecklenburg) 2 Schilling (Mecklenburg) zu erheben ist.
    Der Zahlungstag wird den einzelnen Ortschaften besonders angesagt werden.
    Schönberg, den 11. November 1857.

                          Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft des Fürst. Ratzeburg.


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Buchbinder.
                                                     J. P. Oldörp,
Schul= und Siechenmeister.


          Um armen Kindern eine kleine Weihnachtsbescheerung zu verdienen, wird der hiesige Männergesangverein am Sonntag den 6. December ds. Js., Abends 7 Uhr, im Saale des Hrn. Gastwirths Boye

vierstimmige Lieder

vortragen und erlaubt sich, die milde Theilnahme aller Armenfreunde höflichst zu erbitten

                                                    der Vorstand.

    Das Programm in nächster Nummer.
    Schönberg im Nov. 1857.


Backtafel für die Stadt Schönberg
vom 16. bis 30. November.

Weizen=Milch=Brod. Pfd. Loth.   Pfd.   Loth.
Ein 2 Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eine Dreilings=Semmel, soll wägen - 20
Ein Schillings=Kreuz= oder Franz=Brod desgleichen - 10
Ferner:
fünf große Milch=Semmel oder für 2 Schillinge - 20
fünf kleine Milch=Semmel oder für 1 Schilling - 10
Roggen=Brod von gebeuteltem Mehl, mit dem Aufbrod auf einen Schilling eines halben Dreilings werth, soll wägen:
ein 8 Schillings=Brod 4 12
ein 4 Schillings=Brod 2   6
ein 2 Schillings=Brod 1   3
Grob Hausbacken=Brod ohne Aufbrod:
ein 8 Schillings=Brod 7   -
ein 4 Schillings=Brod 3 16
ein 2 Schillings=Brod 1 24

Schönberg, den 16. November 1857.                          
                                                    Bürgermeister und Rath.


Kirchliche Nachrichten.

Schönberger Gemeinde.
Vom 12. - 19. Novbr.

Geboren: Den 12. dem Schuhmachermeister Clasen in Schönberg eine T. - D. 16. dem Hauswirrth Dunkellgoth in Rupensdorf ein S. - D. 18. ein unehel. Sohn in Ollendorf.
Gestorben: D. 17. Carsten Ollrog, Arbtsm. in Raddingsdorf, 80-90 J. a. - D. 18. Peter Heinr. Grevsmühl, Altentheiler vor Schönberg, 84 J. a. - D. 19. Hans Heinr. Maaß Arbtsm.sohn aus Ollendorf, 3 J. 8 Mon. a. Ein Kind in Ollendorf, 1 Tag alt.
Copulirt: D. 13. der Bürger und Bäckermeister Johann Friedr. Wilh. Groth hies. und Catharina Maria Kröger in Rottensdorf. - Der Arbtsm. Johann Joch. Warnemünde hies und Anne Lise Trabiel in Sabow. - Der Arbtsm. Jochen Peter Lüth zu Lockwisch und Christine Cath. Speck daselbst.


Getraide und Markt=Preise in Lübeck

Weizen 1 Taler (Mecklenburg) 22-28 Schilling (Mecklenburg),     Wicken 1 Taler (Mecklenburg) 14-16 Schilling (Mecklenburg),
Roggen 1- Taler (Mecklenburg)   2-  6 Schilling (Mecklenburg),     Buchweizen - Taler (Mecklenburg) 50-52 Schilling (Mecklenburg),
Gerste - Taler (Mecklenburg) 49-50 Schilling (Mecklenburg),     Winter=Rapsaat 25-26 Mark (Lübeck)
Hafer - Taler (Mecklenburg) 42-46 Schilling (Mecklenburg),     Rübsen 21-22 Mark (Lübeck)
Erbsen 1 Taler (Mecklenburg) 20-32 Schilling (Mecklenburg),     Schlagleinsaat 19-20 Mark (Lübeck)
Butter 15 Schilling (Mecklenburg) pr. Pfund.      Kartoffeln, 4 Schilling (Mecklenburg).


Redaction, Druck und Verlag von L. Bicker.


[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 5]

Beilage


Durch die Dittmer'sche Buchhandlung in Lübeck zu beziehen.

Bei dem unterzeichneten Verleger erscheint von Ostern 1857 an:                                                    

Allgemeine

Weltgeschichte

mit besonderer Berücksichtigung

des

Geistes= und Kulturlebens der Völker und mit Benutzung der neueren geschichtlichen Forschungen

für die gebildeten Stände bearbeitet

von

Dr. Georg Weber,
Professor und Schuldirector in Heidelberg.

10 - 12 Bände à Fl. 2. 42 Xr. - Fl. 3. 9 Xr.

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            Unter obigem Titel wird in unterzeichneter Buchhandlung von dem Verfasser des "Lehrbuchs der Weltgeschichte" in diesem und im Laufe der folgenden Jahre eine neue Weltgeschichte von größerem Umfang (in 10-12 Bänden) erscheinen, auf welche wir zum Voraus die Aufmerksamkeit des Publikums lenken wollen. Dieselbe wird das geschichtliche Leben der Völker alter und neuer Zeit in seinen verschiedenen Ausstrahlungen zusammenfassen, so daß das Wirken und Schaffen aller Nationen auf den verschiedenen Gebieten ihrer Lebensthätigkeit, der geistigen und religiösen, wie der politischen, industriellen und kriegerischen, in den bedeutendsten Erscheinungen und Ergebnissen zur Darstellung kommen wird. Ausgehend von demselben Standpunkt, den das "Lehrbuch" zur Grundlage hat, und nach derselben Eintheilung in Alterthum und Mittelalter, in Neuzeit und Neueste Geschichte, wird das neue Werk allen Bestrebungen und Errungenschaften der Culturvölker Rechnung zu tragen bemüht sein, und zwar in reinhistorischer Auffassung ohne Nebenzwecke und Parteitendenzen. Die der Verfasser in seinen Vorreden zu dem erwähnten Lehrbuche, das innerhalb 9 Jahren 7 starke Auflagen erfahren hat, wiederholt ausgesprochen, betrachtet er die Geschicht= [ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 6]

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schreibung als den gerechten und parteilosen Richterstuhl, wo alles menschliche Thun und Trachten in seiner wahren Gestalt ans Licht treten soll, nicht getrübt durch die Färbung einer vorübergehenden wechselnden Zeitströmung, oder bestochen und irre geleitet durch die Vorurtheile des Tages. Nur in so weit wird der Verfasser die Interessen der Gegenwart auch in den entlegeneren Perioden stets im Auge behalten, als diejenigen Völker und Geschichtsparthien welche auf das Culturleben der späteren Zeit und unserer Tage einen vorwiegenden Einfluß geübt haben, eine umfassendere Behandlung erfahren werden.
        Auf rein historischem Boden ruhend wird die "Allgemeine Weltgeschichte" die religiösen Anschauungen und Cultusformen aller Nationen zunächst in ihrer natürlichen Entwickelung und in ihren sittlichen Wirkungen betrachten und auch in den Glaubens= und Religionsgestaltungen der vor= und außerchristlichen Welt die achtungswürdigen Versuche erkennen, den unergründlichen Zusammenhang der creatürlichen Welt mit der schöpferischen und erhaltenden Gotteskraft zu erforschen. Neben dem Religionswesen wird besonders das Culturleben der Völker, wie es in Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Erscheinung kam, eine eingänglichere Behandlung erfahren, mit Hervorhebung der Resultate aller geistigen Bestrebungen auf die allgemeine Menschenbildung. Aber auch das praktische Völkerleben, das sich in den Waffen= und Kriegsthaten, im Staats= und Rechtswesen, in Handel und Industrie kund gibt, soll sein Recht und die ihm gebührende Stellung finden, und dabei stets die Natur und Beschaffenheit des Landes, auf welchem das geschichtliche Leben seine Entwickelung nahm, in kurzen Umrissen vorgeführt werden. Und wie bei den religiösen Dingen nicht diese oder jene Confession den Maßstab der Beurtheilung geben wird, so werden auch die Staats= und Regierungsformen nicht nach einem bestimmten politischen Glaubensbekenntniß gepriesen oder verdammt werden. Die Form ist überall nur vergängliches Außenwerk, der in ihr waltende Geist verdient allein Beachtung, Lob oder Tadel. Und wie in der Geschichte der Religionen nur dem lautern Streben, den Weg zu Gott zu finden und das Göttliche und Geistige zur Herrschaft zu erheben über das Fleisch und die Materie, Anerkennung gezollt werden wird, so im Staats= und Rechtsleben nur denjenigen Erscheinungen, Formen und Einrichtungen, die der menschlichen Freiheit und der gesellschaftlichen Gleichberechtigung den weitesten Raum zur Entfaltung gewähren.
        Was Form und Behandlung betrifft, so wird der Verfasser hauptsächlich auf eine klare und lichtvolle Anordnung, auf übersichtliche Disposition des Stoffes und auf eine ansprechende und fließende Darstellung bedacht sein. Um den Gang der Begebenheiten und die epochemachenden Ereignisse rascher zur

[ => Original lesen: 1857 Nr. 47 Seite 7]

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Anschauung zu bringen, ohne doch die zur Erkenntniß des Gesammtbildes nothwendigen Detaildarstellungen allzu sehr zu verkürzen, wird ein doppelter Druck in Einwendung kommen, ein größerer für die zusammenfassende Darstellung und ein kleinerer für die Ausführungen. Bei einem Werke, das für weitere Leserkreise bestimmt ist, die nicht gerade die Geschichtswissenschaft zu einem Studium machen, ist Klarheit und Uebersichtlichkeit in Stil und Anordnung ein wesentlicher Vorzug. In den Ausführungen werden einzelne Parthien, die in der zusammenfassenden Darstellung nur angedeutet werden konnten, eingehender behandelt werden. Auf diese Weise wird das Werk, wie man hofft und beabsichtigt, eine allseitige und für die gebildeten Stände ausreichende historische Belehrung darbieten.
        Eben so wird der Verfasser beflissen sein, so viel als möglich den neuesten Standpunkt der historischen Wissenschaft einzunehmen. Neben der Benutzung der wichtigsten Quellen, so weit bei einer Arbeit von solchem Umfang Quellenstudien möglich sind, werden die neuesten Werke über Geschichte und Völkerkunde von anerkanntem Werthe zu Rathe gezogen und in ihren sicheren Resultaten in die Darstellung verarbeitet werden. Die Quellenschriftsteller müssen bei der Erzählung und Darlegung die Grundlage bilden, aber in der Auffassung schwieriger, dunkler und streitiger Fragen soll die Ansicht der Gegenwart, so weit sie aufgeklärt und entschieden vorliegt, zur Geltung kommen. Doch bleiben alle kritischen und gelehrten Excurse ausgeschlossen; nur die Resultate der Forschung können dem größern Publikum frommen, die Wege, auf denen der Verfasser dazu gelangte, dürfen nur in einer allgemeinen Angabe der benutzten Literaturwerke angedeutet werden.
        Da der Verfasser, der den weiten Weg durch die Universalgeschichte schon mehrmals gemacht hat und das große Gebiet seinem ganzen Umfang nach kennt, seit mehreren Jahren mit dem Sammeln und theilweise Aufarbeiten des Stoffes beschäftigt war, so glaubt die unterzeichnete Verlagshandlung nicht zu viel zu versprechen, wenn sie auf seine Zusage hin das Erscheinen der einzelnen Bände in kürzesten Zeiträumen in Aussicht stellt.
        Der erste Band im Druck und Papier dieser Anzeige ist soeben erschienen und in allen Buchandlungen vorräthig.
        Leipzig, Michaelis 1857.

                                                    Wilhelm Engelmann.

 

 

Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.


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