No. 100
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. Dezember
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 1]

Ersparniß- und Vorschuß-Anstalt.
Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. J. fälligen Zinsen ist die Anstalt
vom Donnerstag, den 27 December d. J.
bis Montag, den 31. December d. J.
an den Werktagen
von 8-12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 30. December d. J.,
von 8-9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                          
Schönberg, den 15. December 1894.
                                                    Das Directorium.


Am Sonnabend den 22. d. Mts.
Mittags 12 Uhr
soll in Zehmen                                                    
eine Kuh                          
öffentlich meistbietend verkauft werden.                          
Gadebusch, den 12. December 1894.
Großherzogliches Amt.


Die von mir dem Herrn J. Drews, früher zu Zarnewenz, brieflich zugefügten Beleidigungen nehme ich als unbegründet hiermit zurück.
Lüssow im December 1894.

                                                    Rentier Schubart.


Gesucht zum Februar für Lübeck ein tüchtiges Mädchen für ein feines Haus.

Off. unter N. 50 in d. Exped. erbeten.


Weihnachts-
Ausstellung.

Am Sonntag den 16. December eröffne ich meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung

Hochachtungsvoll
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Bäcker u. Conditor.


Bremer, hamburger
u. importirte Havanna Cigarren
Rauchtabacke u. Cigarretten
in großer Auswahl und gut abgelagert
empfiehlt sehr billig                                                     Aug. Spehr.


Meine diesjährige
Weihnachts=Ausstellung

habe ich eröffnet und bitte ein geehrtes Publikum, mich mit ihrem werthen Besuche zu beehren

Hochachtungsvoll                          
                          L. Jähnig, Conditor.


Besten echten englischen Syrup Pfund 30 Pf. bei 10 Pfund 28 Pfg. hellen dicken Syrup Pfund 18 Pfg. bei 10 Pfund 16 Pfg.
sowie Mandeln, Sukkade, u. garantirt reine Gewürze
billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Bin wieder hier eingetroffen und wohne "Stadt Hamburg" empfehle mich den geehrten Herrschaften zum Reparieren und Stimmen ihrer Pianos.

                          Hochachtungsvoll
                             Adolf Niemann aus Schwerin,
                          prakt. Instrumentenmacher und Klavierstimmer.


Zum Clavierstimmen
empfiehlt sich                                                     L. Creuzfeldt.
Schönberg i. M. 12. December 1894.


Schlittschuhe
neuester Systeme empfiehlt billigst Rud. Tietgen.


Doppelt
raffinirte Broden-Raffinade
Puderzucker und Farina empfiehlt zu sehr billigen
Preisen                                                    Aug. Spehr.


Als
passende Weihnachtsgeschenke
empfehle mein Handschuhlager:
in Wild u. Waschledernen Handschuhen mit und ohne Pelzfutter,
sowie eine schöne Auswahl in Glaceehandschuhen, in allen Farben, alle Sorten Tricot= und Krimmerhandschuhe, auch in der Hand mit Leder besetzte wollene Kinderhandschuhe in großer Auswahl u. billigsten Preisen.
                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.


Margarine FF.
erhielt die höchste Auszeichnung
goldene Medaille und Ehrenpreis
im August auf der Ausstellung in Kiel.
dieses anerkannt beste Fabrikat Pfd. 70 Pfg. bei
mehr zum Fabrikpreis bei                                                    H. Brüchmann.


Mast= und Freßpulver für Schweine
erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
Geo. Dötzer's pharm. Fabrik.
3 gold., 1 silb. Medaille.
Erhältlich bei Apotheker Montag.


Tannenbaumlichte u. Leuchter
Tannenbaumkakes,
Traubrosinen und Krachmandeln,
Smyrna=Feigen in 1 Pfd.=Kisten,
Wallnüsse, Haselnüsse

empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Weihnachtsbäume

in großer Auswahl von 25 Pfg. an bis zu den schönsten Salonbäumen empfiehlt

Schönberg.                                                     Paul Präve.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 2]

Koulante Bedienung.

          Gesetzlich erlaubt.           Chancenreichste Verloosungen der Welt.      

3mal 300 000, 2mal 200 000, 1mal 150 000, 2mal 100000, 3mal 60 000, 4mal 50 000, 4mal 40 000, 4mal 30 000,
ferner noch ca. 500 Gewinne von 3000 bis 28 000 Mark und viele kleinere.
Im ganzen 21 Millionen ca.
24 Ziehungen im Jahr. 12 Treffer garantirt. Jeder zahlt nur 12 mal.
Um alle Kunden befriedigen zu können, erbitte zu den nächsten Ziehungen am 27., 28. und 31. Dezember Bestellungen umgehend.
Preis pro Monat 1/200 3 Mk, 1/100 5,10 Mk, 1/50 10 Mk.
Handlung F. Bullrich, Neustrelitz i. Mecklenb., Bankabtheilung.
Genaue Auskunft gegen 20 Pf. Marke.

Streng reell.


Eß- Thee- und Wasch-Service
in großer Auswahl empfiehlt                          
                                                    A. Wigger. Nachfolger.


Um bis Weihnachten
zu räumen
verkaufe ich sämmtliche Puppen, Unterhaltungsspiele und andere Spielsachen
zum Einkaufspreis.
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Weihnachtsausstellung.
Ernst Hagen,
Bäckerei und Conditorei.
Tannenbaum-Confect
in allen Preislagen.
Confitüren, Fondant und
Conserve.
Marzipan-Torten.
Chocolade und Marzipan.
! ! Reizende ! !
Neuheiten zu Weihnachtsgeschenken etc.


- Katalog gratis. -

Gegen Einsendung oder Nachnahme versende ich in neuen Exemplaren zu den ermässigten Preisen:

Nützliche   Vogelarten
nebst ihren Eiern, deren Schulz behördlich angeordnet ist.
Mit einer Mappe von 7 Farbendrucktafeln in 18fachem Chromdruck
(Format 32:43 cm.)
Statt 6,80 M. für M. 3,- franco.
mehrfach                                                      prämiirt.
--------------
Ferner als reizendes Präsent:                          
Im Waffenrock:
Ernste und heitere Bilder aus dem Soldatenleben,
gezeichnet von Ferd. Czabran. Zwölf prächtige Bilder auf grauem Carton in hocheleganter Leinwandmappe mit Goldtitelpressung
Statt M. 6,- für M. 3,- franco.
Fr. Eugen Köhler's Verlag in Gera-Untermhaus.


Zu Weihnachtsgeschenken
empfehle ich mein reichhaltiges Lager von
Portemonais, Cigarrentaschen und =Spitzen,
Messern, Hosenträgern, Notizbüchern etc.
Porzellan=, Steingut= und Glaswaaren

zu den billigsten Preisen                                                     Aug. Spehr.


H. Brüchmann.
Haus= und Küchengeräthe billigst.
Kinderspielsachen aller Art.
Weihnachten 1894 H. Brüchmann


Eine große Parthie leerer Kisten steht täglich zum Verkauf bei Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 3]

Conditorei u. Marzipan-Fabrik
von

Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89.
J. G. Niederegger, Breitestraße
Ecke der Hüxstr. 89.
empfiehlt einem geehrten Lübecker wie auswärtigem Publikum seine diesjährige
reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ganzen ersten Etage.
Eingang zur Ausstellung durch den Laden.


Zu Weihnachtseinkäufen
empfehle
mein reichhaltig assortirtes Lager
von
Manufactur-, Kurz- & Weisswaaren
zu bekannten billigen Preisen.
HUGO HEINCKE.


Weihnachtsausstellung.
Reichhaltiges Sortiment in Spielwaaren und Puppen.
Größte Auswahl
in Decorations=, Luxus= und Gebrauchsgegenständen.
Echte Bronce, Alfenidewaaren, Kunstgußartikel, Nippes, Glaswaaren, echte Porzellan=, Galanterie= u. Lederwaaren, Photographiealbums, Japansachen, feine Toiletteseifen, Parfümerien, Christbaumschmuck, Lichte, Lichthalter.

Ferner alle Hausstandsgegenstände zu Weihnachtsgeschenken geeignet.
Billigste Preise.
                                                    Rud. Tietgen.


Weihnachts-Ausstellung.
In allen Sorten von
Confect, Conditorei- und Kuchenwaaren
zu billigen Preisen
halte ich mich dem geehrten Publikum bestens empfohlen
Um geneigten Zuspruch bittet
                                                    Achtungsvoll
                                                    Ww. Greiff, Conditor.


Empfehle starke hirschlederne Hosenträger, sowie alle Sorten Gummiträger in reichhaltigster Auswahl.
Hosenträger nach Maaß, sowie gestickte Hosenträger werden sauber und billig angefertigt bei
H. Böckmann,
Handschuhmacher.


Große neue
Jaffa-Apfelsinen
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 4]

Spethmanns Hotel und Restaurant
Lübeck, Schüsselbuden 22. Hinter der Post.
Warme und kalte Speisen nach der Karte   zu jeder Tageszeit
Reichhaltige Weinkarte.                                                     Gute Hamburger Küche.
Dem geehrten Publikum bestens empfohlen.


Garantirt ächte
Südweine
als:

Malaga, Tokaier, Oporto, Madeira, Lacrimae, Sherry und Alicante offeriren wir in tadelloser Güte verzollt:
pr. 6 Fl. (á 3/4 Lit.) M. 10.- pr. 12 Fl. M. 18.- pr. 30 Fl. M. 40.- incl. Flaschen und Kiste (Inhalt auch sortirt) gegen Nachnahme.

Johannes A. Petersen & Co.
Hamburg, Mühlenstr. 8.


Alfenide- u. Neusilber-
versilberte Waaren
wie Tafelaufsätze, Fruchtschaalen, Leuchter,
Brod- u. Kuchenkörbe, Zuckerschaalen
Rahmkannen u. dergl.
Extra stark versilberte Bestecke, unter Garantie der Silberauflage bei billigen
Preisen empfiehlt

C. Roepstorff,
Goldschmied.


Prima belgische Stearinlichte
á Pack 50 Pfg. á Pfund 70 Pfg.
Apollolichte
á Pack 40 Pfg. und á Pfund 60 Pfg.
in Packungen von 4, 5 und 6 Stück sowie Kronenkerzen
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


Am Sonntag, d. 23. d. M.
Ausspielen  von lebenden Karpfen
auf meinem Billard, wozu freundlichst einladet
                                                    J. Böckmann.


Stadt Lübeck.
Am 2. Weihnachtstage
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Zur musikalischen Abendunterhaltung und
Tanzmusik

am 2. Weihnachtsabend und Sylvester ladet so freundlichst wie ergebenst ein

                                                    J. Wiencke.
Sülsdorf, im Decbr. 1894.                                                    


Am 2. Weihnachtstage:                          
Großer Ball,
nebst humoristischen und musikalischen Gesangsvorträgen einer brillanten Gesellschaft,
ausgezeichnete Komiker,

wozu ich ein hochgeehrtes Publikum freundlichst und ergebenst einlade

                                                    Joh. Krüger.


Während der Weihnachtsfeiertage                          
Anstich von echtem hellem Culmbacher Bier (Reichelbräu).
                                                    W. Wieschendorf.


Verloren auf dem Wege vom Markt zu Frl. Soll ein Muff (Biber).

                                                    Louise Sass.


Schützenhaus.
Am 2. Weihnachtstage d. 26. Dec. 94
großes Tanzkränzchen
für die Nacht.
Tanzschleife für Herren 50 Pf.
Eintritt frei.

Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land ladet ergebenst ein

                                                    W. Hagen, Schützenwirth.

NB. Für Schützenmitglieder Tanzschleife 30. Pfg.
          Der Saal ist geheizt.

                                                    D. O.


Echt englisch Salz
Pfd. 10 Pfg.
bei                                                     H. Brüchmann.


Montag abend 10 Uhr entschlief sanft nach schwerer Krankheit die Witwe

Caroline Bruhn

im 78. Lebensjahre.
Um stille Theilnahme bitten

                                                    die Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Sonnabend, den 22. d. M. Nachmittags 2 Uhr statt.


Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder uns zugegangenen und noch zugehenden Liebesgaben unsern herzlichsten Dank hierdurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geberinnen und Geber zu der am Sonntag, den 23. Decbr. Nachmittags 6 Uhr im Realschulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.

Kaempffer.                           Krüger.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 23. December.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche: fällt aus.
   Amtswoche: Pastor Krüger.

Montag, den 24. December.

Abendgottesdienst (5 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.

Dienstag, den 25. December.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.

Mittwoch, den 26. December.

Frühkirche (7 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-50 M., Kälber 50-85 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 50.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. Dezember 1894.


- Nr. 24 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1894 enthält
    II. Abteilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamter.
(2.) Bekanntmachung, betreffend den Postpacket=Verkehr mit Großbritannien und Irland, sowie mit Mexico.
    III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


- Schönberg. Ein schwerer Unglücksfall passirte am 18. d. M. Nachmittags in Retelsdorf. Auf der Hofstelle des dortigen Hauswirths Bohnhoff war man mit dem Schneiden von Häckerling beschäftigt. Die Leitungsstange der Maschine führte von einem sogenannten Oberrad durch den Kälberstall. Hier war ein Junge mit dem Füttern des Viehes beschäftigt. Als die Maschine plötzlich nicht mehr funktioniren wollte, fand man bei näherer Untersuchung, daß der Viehfütterer um die Stange gewickelt war und auf so schreckliche Art und Weise seinen Tod gefunden hatte.
- Neustrelitz. Am Freitag fand im Großherzoglichen Wildpark bei Neustrelitz ein eingestelltes Jagen auf Sauen statt, an welchem Se. K. H. der Erbgroßherzog und viele dazu eingeladene Herren theilnahmen. Es wurden 71 Wildschweine erlegt, worunter 30 große Sauen und 41 Frischlinge und unter ersteren 9 starke Keiler zur Strecke kamen.
- Die Ortskrankenkasse in Teterow hat, um zu verhindern, daß Simulanten die Casse ausbeuten, eine Krankenordnung aufgestellt, worin den gänzlich arbeitsunfähigen Mitgliedern ihr Verhalten während der Krankheit vorgeschrieben wird.
- Güstrow. Der Proceß in Sachen der Mecklenb. Viehversicherungsgesellschaft zu Güstrow, Marci und Genossen, hat am Montag vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts seinen Anfang genommen. Es erscheint zweifelhaft, ob das ungeheure Material, welches in Frage steht, in den vier dafür bestimmten Sitzungstagen zu bewältigen sein wird. Mehr als 100 Zeugen sind zu den Verhandlungen geladen, von den fünf Angeklagten befindet sich der am schwersten belastete Gründer und vormalige Director Marci seit Anfangs Juli hier in Untersuchungshaft. Als Local ist der Sitzungssaal des Schwurgerichts in Aussicht genommen.
- Mecklenburgische Friedrich Franz=Eisenbahn. Im Local= und gesammten directen Verkehr werden die am 22. December d. J. und an den folgenden Tagen gelösten Rückfahrkarten noch am 27. Decbr. d. J., ferner die am 29. und 30. December d. J. gelösten Rückfahrkarten noch am 2. Januar k. J. zum Antritt der Rückfahrt zugelassen, auch wenn die gewöhnliche Giltigkeitsdauer alsdann abgelaufen ist.
- Dem Regierungsrath Dr. Schildt, Director des Großherzoglichen statistischen Bureaus in Schwerin, ist von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm der Rothe Adler=Orden 4. Klasse verliehen worden.


- Zur Neujahrsgratulation beim Kaiser werden in den letzten Tagen des Decembers sämmtliche kommandirende Generäle in Berlin eintreffen, nur das 1. bayerische Armeecorps, dessen Commandeur Prinz Arnulf von Bayern ist, wird voraussichtlich durch den ältesten Divisionär des Armeecorps vertreten sein.
- Der Kaiser hat an das in London zusammengetretene Comité, das sich die Aufgabe gestellt hat, das Haus Carlyle's in Chelsea anzukaufen und es zu einem Museum auszugestalten, ein Telegramm gerichtet, in dem er Herrn Poultney Bigelow, der Mitglied des Comités ist, benachrichtigt, daß er zu dem erwähnten Zweck 100 Pfund Sterling habe anweisen lassen.
- Der Kaiser hat am Dienstag Vormittag auf dem Waterlooplatz in Hannover die Parade über die dort garnisonirenden Truppen abgenommen.
Während der Frühstückstafel hat der Hannoversche Männergesangverein im kgl. Schloß konzertirt. Der Kaiser spendete den Vorträgen des Vereins reiches Lob und äußerte u. a. zu dem Musikdirektor Bunte, er sei zu der Komposition des "Sanges an Aegir" durch den Gesang des Vereins angeregt worden. Wie die "Magdeb. Ztg." meldet, wird der Kaiser am Sonntag beim Schloßhauptmann v. Alvensleben in Neugattersleben zur Jagd eintreffen und am Dienstag von dort nach Barby fahren, um beim Amtsrath v. Dietze ebenfalls dem Waidwerk obzuliegen.
- Wie die offiziöse "Berliner Correspondenz" mittheilt, hat der Reichskanzler den Kaiser bezüglich dessen Bewilligung eines Zuschusses von 100 000 M. ans dem Dispositionsfonds zum Gehalt des Fürsten Hohenlohe gebeten, "von diesem Gnadenbeweis Abstand zu nehmen".
- Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, der von seiner Erkältung, die er sich bei der Schlußsteinlegung des neuen Reichstagsgebäudes zugezogen hatte, wieder hergestellt ist, hat das ihm bereits im Mai d. J. übertragene Präsidium der nächstjährigen Wanderversammlung bayerischer Landwirthe in Nürnberg beibehalten. Er hat diesen seinen Entschluß dem Vorstand jetzt kundgegeben.
- Der socialdemokratische Abg. Liebknecht hat kürzlich im Reichstag gesagt, Fürst Bismarck habe ihn s. Zt. zum Redacteur des "Reichsanzeigers" und der "Norddeutschen Allgemeinen Ztg." machen wollen. Darauf erwidern jetzt die "Hamb. Nachr.": "Als freiwillige Erfindung könne man dieses Phantasie=Gebilde einem Politiker wie Liebknecht nicht zutrauen. Man könne es nur als eine Erinnerung an krankhafte Traumgebilde ansehen, die ihm jetzt als wirklich Erlebtes vorschweben." Recte tu quidem (wieder einmal) dixisti! Die krankhaften Traumgebilde der Herren Sozialdemokraten verdichten sich nach und nach überhaupt zum Größenwahn. Weil im neuen Reichstagsgebäude in das Fractionszimmer der socialdemokratischen Größen ein abgelegtes Mobiliar gerathen ist, auf dem früher im alten Gebäude die Bundesrathsmitglieder gesessen haben, glaubt man bei Bebels und Liebknechts einen "Wink des Schicksals" aus diesem Vorgang entnehmen zu sollen. Vielleicht illustrirt der "Kladderadatsch" die Sache nächstens einmal, und steckt in je einen alten Stiefel des Fürsten Bismarck oder unter einige seiner abgelegten Mützen die Genossenschaft Bebel=Liebknecht=Singer u. s. w., um ihr klar zu machen, daß sie sich vor der Hand noch auf einer recht prosaischen Erde und noch lange nicht im siebenten (socialdemokratischen) Himmel befindet!
- Nach dem soeben erschienenen Verzeichniß der Reichstagsabgeordneten nach Fractionen zählen die Conservativen 55 Mitglieder und 6 Hospitanten, die Reichspartei 23 Mitglieder und 5 Hospitanten, die deutsch=sociale Reformpartei 15 Mitglieder, das Centrum 96 Mitglieder und 4 Hospitanten, die Polen 19 Mitglieder, die Nationalliberalen 46 Mitglieder und 6 Hospitanten, die Freis. Vereinigung 13 Mitglieder und 1 Hospitanten, die Freis. Volkspartei 22 Mitglieder und 1 Hospitanten, die süddeutsche Volkspartei 11 Mitglieder, die Socialdemokratie 46 Mitglieder. 27 Mitglieder gehören keiner Fraction an. Erledigt ist das Mandat des conservativen Abg. Gescher (9. Düsseldorf).
- Die Adt (nat.=lib.) und Genossen brachten im Reichstag eine Resolution ein, wonach die Geschäftsordnungskommission aufgefordert wird, alsbald den Entwurf zur Aenderung und Vervollständigung der Geschäftsordnung des Reichstages auszuarbeiten und dem Reichstage zur Beschlußfassung vorzulegen, wodurch die Disziplinargewalt des Reichstages und des Reichstagspräsidenten angemessen verstärkt wird.
- Die Kleinbahnenvorlage der mecklenburgischen Regierung wurde vom Landtag abgelehnt.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 6]

Eine Verordnung betr. die Förderung der Landespferdezucht wurde genehmigt, jedoch auf die Dauer von 15 Jahren zeitlich beschränkt. Für Prämierungen wurden 10 000 Mk., für Einrichtung des Gestütsbuches der Pferdezucht=Kommission der obligatorischen Hengstenkörung 15 000 Mk. bewilligt.
- Das älteste Mitglied der souveränen Familien Europas, die verwittwete Frau Prinzessin Heinrich XIII. Reuß, geb. Gräfin von Stolberg=Wernigerode, die Mutter der Fürstin zu Stolberg=Wernigerode, feierte am letzten Sonntag ihren 88. Geburtstag.
- Das in der Angelegenheit der Oberfeuerwerkerschüler am Donnerstag in Magdeburg zusammengetretene Kriegsgericht hatte bis Abends um 8 Uhr getagt; die Verhandlungen sind aber so ausgedehnt, daß, wie der "B. Lok. Anz." meldet, für die Verhandlungen des Kriegsgerichts 3 Tage in Aussicht genommen sind.
- Zahlreiche falsche Reichskassenscheine vom Jahr 1832 kommen seit längerer Zeit fortgesetzt zum Vorschein. Sie sind in Zeichnung und Farbenton den ächten Stücken so ähnlich, daß das Publikum leicht getäuscht werden kann. Besonders gilt dies von den Falsifikaten über 50 Mk. Es empfiehlt sich deshalb, die bisherigen Scheine einzuziehen und durch neue zu ersetzen, die vermöge ihrer veränderten Ausstattung einen größeren Schutz gegen Nachbildungen bieten. Das Wilcoxpflanzenfaserpapier, daß sich durchaus bewährt hat, soll auch fernerhin beibehalten werden. Die Kosten der zunächst auf die Fünfzigmarkscheine zu beschränkenden Maßnahme sind auf rund 170 000 Mk. veranschlagt.
- Einen sehr befremdenden Mißgriff, der bei einer Lieferung von Seiten eines Proviantamts vorgekommen sein soll, theilt die "Neisser Zeitung" mit. Ein bekannter hochangesehener Rittergutsbesitzer der Provinz Schlesien bot einem Proviantamt Getreide zum Kauf an. Die Waare wurde mit dem Bemerken zurückgewiesen, daß sie "muffig" sei. Der Rittergutsbesitzer verkaufte hierauf das Getreide an einen Händler und erhielt von ihm vor der Lieferung die Mittheilung, er möge das Getreide im Proviantamt abladen!
- Die Abgesandten von 21 deutschen Universitäten und 9 technischen Hochschulen sind am vorigen Sonnabend in Berlin versammelt gewesen, um über die dem Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstag am 1. April nächsten Jahres darzubringende Ovation Beschluß zu fassen. Der Vorschlag des Bonner S. C. (Senioren=Convent), eine Ehrengabe und eine Adresse zu überreichen, ist schließlich mit 19 gegen 11 Stimmen angenommen worden.
- Wie die Hamburger Nachrichten aus Varzin erfahren, steht die Abreise des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh für diese Woche bestimmt bevor. Ueber den Tag verlautet noch nichts; er dürfte auch nach Möglichkeit geheim gehalten werden, um Begrüßungen vorzubeugen. Der Fürst ist zwar nicht krank, aber nach den Ereignissen der letzten Zeit der Schonung bedürftig, und auf ärztlicher Seite besteht der Wunsch, daß die Reise ohne Erschwerung vor sich gehe. Professor Schweninger, der am Sonnabend abend in Varzin eingetroffen ist, wird den Fürsten auf der Reise begleiten.
- Prinz Heinrich hat das Protektorat über die im nächsten Jahre in Königsberg stattfindende Nord=Ostdeutsche Gewerbeausstellung übernommen.
- Die deutschen Deputirten zum schwedischen Gustav=Adolfs=Fest, die im Auftrag des evangelischen Bundes und des Gustav=Adolf=Vereins an den Feierlichkeiten in der schwedischen Hauptstadt theilgenommen haben, sind der Mehrzahl nach erst am 13. d. M. in ihre Heimath zurückgekehrt. Sie sind erfüllt von der Großartigkeit der Feier, deren Schwerpunkt in der Riddarholmkirche und im königl. Schloß gelegen hat, und von dem den Deutschen gewordenen überaus herzlichen Empfang. Wie die "Post" hört, werden die Deputirten des evangelischen Bundes ihren Auftraggebern ausführlich berichten und dieser Bericht wird demnächst der Oeffentlichkeit übergeben werden.
- Wie schwer unsere Landwirthschaft dermalen unter den so niedrigen Getreidepreisen leidet, Dank den Verträgen mit dem Ausland, davon bietet ein beredtes Beispiel die Gemeinde Steglitz bei Berlin. Dieser Ort ist Besitzer des hübschen Ritterguts Klein=Ziethen. Noch vor wenigen Jahren ein sehr einträglicher Besitz. Zur Instandhaltung und zum Betrieb betr. Wirthschaft mußte die Gemeindekasse in den letzten 10 Monaten 12 050 Mk. leisten. Begründet wird dies hauptsächlich durch die Thatsache, daß unsere meisten landwirthschaftl. Produkte um volle 20 Proz. niedriger stehen, als in den Vorjahren.
- Wegen Unterschlagungen in der kgl. Münze in Berlin ist die gerichtliche Untersuchung gegen den daselbst beschäftigten Vorarbeiter E. eingeleitet worden. In dem erwähnten kgl. Institut wird das in der Weise fertiggestellt, daß es nach der Prägung in eine dreifache Röhre, Wage geworfen wird. Diese Röhre ist derartig gebaut, daß die geprägten Münzen durch dieselbe hinausrollen und zwar läuft jedes Geldstück mit richtigem Gewicht durch den mittleren, mit zu schwerem Gewicht durch den rechten und mit zu leichtem Gewicht durch den linken Abfluß. Die nicht korrekt gefertigten Münzen werden wieder eingeschmolzen und von neuem geprägt. Der oben genannte Vorarbeiter E. ist nun beschuldigt, durch fortgesetzte Aneignung falschwichtigen Geldes die kgl. Münze geschädigt zu haben. Die eingeleitete Untersuchung hat auch soviel Material gegen E. ergeben, daß der Staatsanwalt Anklage wegen Unterschlagung gegen den Angeschuldigten erhoben hat.
- Die Berliner Banken und Firmen S. Bleichröder, Berliner Handelsgesellschaft, Diskonto=Gesellschaft, Deutsche Bank, Darmstädter Bank und Dresdener Bank haben am Sonnabend der Stadtkasse in Mailand 500 000 Mk. zu Gunsten der von dem Erdbeben in Unter=Italien Heimgesuchten übermittelt!
- In der Umgegend von Berlin greifen die Viehseuchen immer weiter um sich, neuerdings ist die Maul= und Klauenseuche auf dem Rieselgut Wartenberg und auf dem Rittergut Friedrichsfelde, die Rotzrankheit in Deutsch=Wilmersdorf und die Schweineseuche in Neu=Weißensee ausgebrochen. Als Schutzmittel gegen die Maul= und Klauenseuche, sowie gegen den Rothlauf der Schweine wird jetzt Einstreuen von Pferdedünger empfohlen. Da das Mittel einfach und leicht zu erreichen ist, dürfte sich ein Versuch wohl lohnen.
- In Coblenz wurde am Freitag der Gattenmörder Wölwerscheid aus Mayen durch den Scharfrichter Reindl hingerichtet.
- In Harthau bei Salzbrunn starb der Lehrer Soehnel an Vergiftung, indem er statt Salz Arsenik gebraucht hatte.
- Furchtbare Stürme hielten während der letzten November=Wochen die Fahrten der transatlantischen Dampfer auf. Sämmtliche Schnell= und Postdampfer verspäteten sich um mehrere Tage, der Dampfer "Taormina" traf am 1. December nach mehrtägigem, fortgesetztem Kampf zu Newyork ein; andere, denen die Kohlen ausgingen, mußten Neu=Fundland anlaufen. Alle Capitäne berichten, so schweres Wetter noch nicht erlebt zu haben.
- Der von Hamburg nach Australien expedirte Dampfer "Sommerfeld" befördert 600 000 Kilogramm Pulver nach jenem Erdtheil. Es ist dies ein Quantum, wie es bisher noch kein Dampfer für Australien auf einmal an Bord gehabt hat.
- Die in Hamburg lebende Wittwe Hans v. Bülows beabsichtigt, eine Art von Sammelwerk über ihren verewigten Gatten herauszugeben und richtet deshalb an alle Verehrer ihres verstorbenen Gatten die Bitte, ihr leihweise Originale von Briefen, Selbstschriften u. s. w. überlassen zu wollen.
- Das Schwurgericht in Breslau verurtheilte den Malergehilfen Teichert wegen des von ihm gegen den Geldbriefträger Hübner begangenen Raubanfalles zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust.
- Unter großem Andrange von Zuhörern aus juristischen und medicinischen Kreisen begann am 17. d. M. vor dem Münchener Schwurgericht der Proceß gegen den 36jährigen Sprachlehrer, Hypnotiseur und Magnetiseur Czeslaw Czinski aus Stry in Galizien. Derselbe ist beschuldigt, im vorigen Herbst eine adelige Dame, Freiin v. Z.,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 7]

in Klinga in Sachsen hypnotisirt zu haben, um ihr im Zustande der Hypnose zu suggeriren, daß sie ihn liebe. Nachdem ihm dies geglückt, habe er durch einen fingirten Priester, Wartelski aus Wien, am 8. Februar im Hotel "Europäischer Hof" in München sich mit der Freiin trauen lassen. Aus dem Verhalten des Angeklagten geht aber hervor, daß er es auf das Vermögen der begüterten Dame abgesehen hat. Der Strafantrag ist vom Bruder der Freiin gestellt. Die Verhandlung wird drei Tage beanspruchen." Als Sachverständige fungiren Prof. Dr. Grasberg=München, Dr. Reyer=Berlin, Dr. Ludwig=Breslau, Dr. Fudes=Bonn und der practische Arzt Dr. v. Schrenck=Notzing in München.
- In Freiberg in Sachsen hat eine Massenvergiftung durch "Frühstücksbrödchen" stattgefunden. Gegen 150 Personen sind zumteil schwer erkrankt, ein Kind ist angeblich gestorben. Der Bäcker und seine Familie sind erkrankt. Eine chemische Untersuchung der Backwaaren soll Arsenik nachgewiesen haben. Ob Fahrlässigkeit oder Verbrechen vorliegt, ist noch unbekannt.
- Auf der Eisenbahnfahrt von Kaiserswaldau bis Liegnitz waren 2 russisch=polnische Arbeiter in einem Wagen 4. Klasse mit einem deutschen Arbeiter in Streit gerathen, in dessen Verlauf jene Beiden ihren Gegner, während ein Dritter inzwischen die Thür geöffnet hatte, aus dem in voller Fahrt befindlichen Zug geworfen haben. Der mißhandelte Arbeiter ist schwer verletzt aufgefunden und nach dem Krankenhaus in Bunzlau gebracht worden, wo er in hoffnungslosem Zustand darniederliegt. Die beiden Unholde wurden bei ihrer Ankunft in Liegnitz festgenommen.
- Aus dem Gebiet der Neu=Guinea=Gesellschaft ist eine Sendung Calophyllumholz aus Kaiser Wilhelmsland zu sehr guten Preisen auf dem Londoner Markt zur Aufnahme gelangt.
- In der Nacht zum Sonntag wurde in den Geschäftsräumen der Firma Heinrich Klinger in Wien von unbekannten Individuen der Versuch gemacht, den eisernen Geldschrank, in welchem 180 000 Gulden in Wertpapieren aufbewahrt waren, zu erbrechen. Der Versuch mißlang jedoch, da der Schrank durch mehrere Panzerplatten geschützt war.
- Die in Moskau verstorbene Kaufmannsfrau W. A. Alexejewna hat in ihrem Testament mehr als eine Million Rubel gemeinnützigen Zwecken zugewiesen. 200 000 Rubel sind zum Bau einer Augenklinik bestimmt, je 100 000 Rubel fallen an die Universität und die Technische Schule, die gleiche Summe ist zur Errichtung einer Handelsschule bestimmt.
- Wie aus St. Petersburg gemeldet wird, beabsichtigt der Czar, das Gesetz, wonach nur fünf Proz. jüdischer Studenten an den Hochschulen Rußlands immatrikulirt werden dürfen, aufzuheben.
- In den spanischen Cortes wächst die schutzzöllnerische Strömung immer mehr. Am Freitag hat in der Deputirtenkammer ein schutzzöllnerischer Abgeordneter die Erhöhung der Zölle auf Wolle beantragt. Der Finanzminister ist diesem Antrag entgegengetreten, aber trotzdem hat die Kammer beschlossen, den Antrag in Erwägung zu ziehen. Die Folge davon ist, daß der Finanzminister Amos Salvador sein Entlassungsgesuch eingereicht hat.
- Der außergewöhnlich niedrige Preis der Korinthen, der in Folge der reichen Ernte dieses Jahres auf dem Weltmarkt eingetreten ist, hat in Griechenland, dessen Staatsfinanzen und allgemeine Wohlfahrt hauptsächlich vom Erlös aus diesem Product abhängen, eine sehr schlimme wirthschaftliche Lage geschaffen. Um die Preise wieder zu heben, haben Abgeordnete aus Weinbau treibenden Gegenden in der Kammer den seltsamen Vorschlag gemacht, einen Theil der Ernte zu vernichten. Die Verzweiflung der griechischen Geschäftswelt muß groß sein, wenn diese ihre Zuflucht zu solchen Mitteln nehmen muß.
- Wie aus Jerusalem gemeldet wird, hat ein mehrere Tage andauernder Sturmregen, der über die Hafenstadt Jaffa niederging, diese fast gänzlich zerstört. Zwölf Häuser sind schon zusammengestürzt, während mehr als fünfzig dem Zusammenbruch nahe sind. In den Fluten haben auch mehrere Bewohner der Stadt ihren Tod gefunden.
- Durch die jüngsten Erdbeben in Mexico wurde die große Kathedrale der Stadt Mexico so stark beschädigt, daß man ihre Schließung verfügen mußte. Die Mauern zeigen klaffende Risse und ein Theil des schönen Bauwerks droht einzustürzen. Der Schaden an der Kathedrale wird allein auf 450 000 Mark beziffert. Auch zahlreiche Privatwohnungen mußten ihres gefahrdrohenden Zustandes halber verlassen werden. Der Ausbruch des Colima ist übrigens immer noch nicht vorüber. Gewaltige Lavaströme dringen aus seinem Krater hervor und wälzen sich in die Thalgründe, deren Bewohner längst die Flucht ergriffen.
- Nach Meldungen aus Shanghai hat die chinesische Regierung nunmehr einen bevollmächtigten Botschafter zur Führung der Friedensunterhandlungen mit Japan ernannt. Der Präsident der Verwaltung der Einnahmen, Chang=Jon=Kung, ist für diese wichtige Mission ausersehen. Ob derselbe bessere Erfolge erzielen wird, als die bisherigen Vermittler, das wird von den Zugeständnissen abhängen, zu denen er dem siegreichen Feind gegenüber ermächtigt ist. Billig wird der Friede heute nicht mehr zu erkaufen sein. Der japanische Marschall Yamagata, der seines Gesundheitszustandes halber einen Urlaub angetreten hat, ist in Hiroshima eingetroffen.


- "Zum Kampf für Religion, Sitte und Ordnung!" Dieser Ruf des Kaisers hat in ganz Deutschland Wiederhall gefunden. Hierbei bildet die Frage: wie und mit welchen Waffen soll dieser Kampf geführt werden? den Mittelpunkt der Besprechungen. Daß zur Lösung dieser Frage der Kirche und der Schule eine Hauptaufgabe zufällt, wird von allen Seiten anerkannt. Denn es handelt sich vor allem darum, daß in der heranwachsenden männlichen Jugend das Gefühl für "Religion, Sitte und Ordnung" gepflegt wird. Sonderbarer Weise geschieht aber gerade für die Zeit vom Austritt aus der Schule bis zum Eintritt in das Militär weder vom Staat noch von der Kirche etwas Nennenswertes. Denn es ist Thatsache, daß der jetzige Fortbildungsschulunterricht bei seiner kurzen Dauer und seinen wenigen Stunden nur geringen Erfolg hat und von vielen Lehrern, besonders auf dem Lande, nur mit Widerstreben ertheilt wird. Ebenso ist die Thatsache, daß die Kirche bei sehr Vielen mit dem Tag der Konfirmation zum letzten Mal einen Einfluß äußert. Was hat aber die Konfirmation, die doch die Aufnahme der Jugend in die Gemeinde der Erwachsenen bedeuten soll, für einen Werth, wenn sie vielmehr auf eine Reihe von Jahren die völlige Trennung der Konfirmirten von der Gemeinde einleitet? Verschärfung der Gesetze und Polizeivorschriften, die etwa der Jugend bis zu einem bestimmten Lebensjahr die Betheiligung an Vereinen, den Besuch des Wirthshauses und dergl. verbieten, werden niemals nachhaltig auf die Charakterentwicklung heilsam einwirken. Als einziges Mittel hierzu erscheint ein tüchtiger Unterricht in der Fortbildungsschule, der sich auf längere Zeit als bisher erstrecken muß und in dessen Plan auch dem Religionsunterricht ein Platz zu gönnen ist, wodurch zugleich das Interesse der Jugend an den Lebensäußerungen der kirchlichen Gemeinde wach erhalten wird.
- Die Lage des magnetischen Nordpols ist im Jahre 1831 zum ersten Mal durch Capitän Roß' Nordpol=Expedition erforscht und festgestellt worden. Derselbe befindet sich in der Nähe des Cap Adelaide an der Westküste der Insel Boothia Felix auf 70 Grad 5 Minuten nördlicher Breite und 96 Grad 46 Minuten westlicher Länge. Seit dieser Zeit sind mehr als sechzig Jahre verflossen, und man vermuthet, daß inzwischen eine erhebliche Ortsveränderung stattgefunden habe. In welcher Richtung dies geschehen sein möge, ist noch unbekannt, und um dies zu erforschen, wird die Regierung der Vereinigten Staaten Nordamerikas eine Expedition ausrüsten, deren Führung der Astronom Langley übernehmen wird.
- Die Freßlust der Schweine zu fördern. Um die Preßluft der zur Mast bestimmten Schweine zu erhalten, gebe man letzteren zwei Hände voll gesalzenen Hafer. Das Salzen geschieht folgender maßen: die Körner sind zwei Tage in ein Gefäß so zu legen, daß zwischen jede Lage eine dünne

[ => Original lesen: 1894 Nr. 100 Seite 8]

Schicht Salz aufgestreut wird, darüber kommt nach dem Eindrücken mit den Händen ein wenig Wasser. Da der Hafer tüchtig aufschwemmt, so darf das Gefäß nicht ganz mit Körnern und Salz gefüllt werden. Die Thiere, die regelmäßig jeden Tag zwei Hände voll gesalzenen Hafer vorgeworfen erhalten, verlieren nie die Freßlust, sie vertilgen alles Futter.
- Ein Eisenbahnstückchen. Ein Herr fährt von Nürnberg nach Augsburg mit einem Retourbillet. Der Conducteur kommt in den Wagen, besieht mit Kennerblick das Billet, erklärt es für ungültig und wirft es zum Fenster hinaus. Der Reisende steigt in Roth aus, erklärt dem Bahnbeamten das Vorkommniß und auch, daß er auf Kosten des geschäftigen Conducteur so lange bleibt, bis er entweder seine Fahrkarte wieder hat, oder ihm selbst Ersatz geleistet wird. Am anderen Tage sieht man einen Mann sehr bedächtig nach allen Seiten spähend an dem Bahndamme dahinschreiten. Es ist der Conducteur, der das Billet sucht und - findet. Ob der sobald wieder eine Fahrkarte zum Fenster hinauswirft?


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