No. 88
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. November
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 1]

        Großherzogliche Landvogtei nimmt Veranlassung, auf die heute in dem Offiziellen Anzeiger publicirte und mit dem 15. November in Kraft tretende neue Gesinde=Ordnung vom 16. October besonders hinzuweisen. Unter anderem sind die Dienstherrschaften abweichend von dem bestehenden Recht in Zukunft verpflichtet, den Dienstboten in Erkrankungsfällen für den Zeitraum von 14 Tagen Arzt und Arznei zu gewähren, was von den Armenbehörden zu berücksichtigen sein wird.
                  Schönberg, den 2. November 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Wegen der Arbeiten zur Tieferlegung des Abzugsgrabens aus dem Klocksdorfer See ist die Seebrücke auf dem Wege von Carlow nach Kuhlrade von Montag, den 12. d. M., bis Donnerstag, den 15. d. M., incl. nicht passirbar und der gedachte Weg während dieser Zeit für den Verkehr gesperrt, was hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
                  Schönberg, den 6. November 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

     Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das vierte Quartal d. J. wird am

Montag, den 3. Dezember

eröffnet.
                  Rostock, den 7. November 1894.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenb. Oberlandesgerichts.
v. Maltzan.
                                                    W. Pöhl.


- Seit mehreren Tagen schon war in Berlin das Gerücht verbreitet, daß in Folge der Veränderungen innerhalb der Regierung eine Verschiebung der auf den 15. d. M. angesetzten Eröffnung des Reichstags beabsichtigt sei. Dieses Gerücht hat jetzt durch eine im "Reichsanzeiger" veröffentlichte Verordnung, in welcher der Reichstag berufen wird, sich erst am 5. Dezember d. J. in Berlin zu versammeln, seine Bestätigung gefunden. Der Reichstag wird vom Tag der Eröffnung bis zum Beginn der Weihnachtsferien nur wenige Sitzungen abhalten können, doch werden dieselben immerhin ausreichen, um wenigstens die erste Lesung des Etats vor Weihnachten zu erledigen.
- Aus Alt=Aussee, wo gegenwärtig die Gemahlin des Fürsten Hohenlohe auf ihrer Besitzung weilt, erhält die Wiener "Neue Freie Presse" einen nicht uninteressanten Beitrag zur Geschichte der Berufung des neuen Kanzlers. Die Fürstin Hohenlohe widerstrebte angesichts des hohen Alters des Fürsten bis zum letzten Augenblick der angebahnten Berufung auf den verantwortungsvollen Posten und beauftragte ihren Sohn Alexander, der zur Zeit in Straßburg weilte, nach Berlin zu reisen und ihre Bedenken bei dem Fürsten geltend zu machen. Auf dem Bahnhof, woselbst der junge Prinz vom Fürsten erwartet worden war, äußerte der Letztere auf die vorgebrachte Bitte, seine Gesundheit zu schonen: "Ich kann nicht anders!" Die Bedenken der Fürstin dürfen auch den Anlaß dazu gegeben haben, daß unterm 30. October der Kaiser und die Kaiserin von Deutschland an die Fürstin telegraphierten, ihr Gemahl bringe ein Opfer für das ganze Reich.
- An den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe richtete der Vorstand des ostpreußischen landwirthschaftlichen Zentralvereins bereits eine Adresse. Sie betrifft die zum Schutze der Landwirthschaft zu ergreifenden Maßregeln, insbesondere die Aufrechterhaltung der zum Schutze der deutschen Viehzucht erlassenen Einfuhrbeschränkungen und veterinärpolizeilichen Vorschriften.
- Die Vorlage gegen die Umsturz=Propaganda soll nunmehr, nachdem die Genehmigung des Kaisers dazu eingeholt sein wird, als Präsidialvorlage an den Bundesrath gelangen.
- Der amerikanische Botschafter in Berlin hat dem Auswärtigen Amt die Mittheilung gemacht, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika dem Kongreß bei seinem Zusammentritt am 1. Dezember die Aufhebung der Zuschlagstaxe auf Zucker aus Ländern, welche Ausfuhrprämien zahlen, empfehlen wird. Es wäre sehr zu wünschen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 2]

daß der Kongreß dieser "Empfehlung" gemäß handelte, denn es ist unbestreitbar, daß die Zuschlagstaxe eine verschiedenartige Behandlung der Länder, welche Anspruch auf Meistbegünstigung haben, bedeutet.
- Was die Trauerfeierlichkeiten in Rußland betrifft, so steht nach den in Berlin eingetroffenen Meldungen Folgendes fest: Die Sektion und das Einbalsamiren der Leiche des verstorbenen Kaisers, die in Livadia stattfindenden Feierlichkeiten und die Vorbereitungen zur Abreise dürften vier Tage in Anspruch nehmen. Dann wird die Leiche auf dem russischen Dampfer "Polarstern" von Livadia über das Schwarze Meer nach Odessa gebracht. Von dort erfolgt die Weiterreise mittelst der Eisenbahn über Charkow, Kiew und Moskau nach Petersburg. Doch ist als ganz sicher anzunehmen, daß sowohl in Kiew wie in Moskau ein Aufenthalt von je einem Tag genommen wird, an dem ebenfalls eine Trauerfeierlichkeit stattfindet. Endlich muß beachtet werden, daß die Beisetzung in Petersburg keineswegs sofort erfolgen kann, sondern daß die Aufbahrung der Leiche in der Peter=Paulskirche, in welcher sich die Särge aller Romanows mit Ausnahme des in Moskau beerdigten Peter II. befinden, mindestens noch 4 Tage in Anspruch nimmt. Die Beerdigungsfeierlichkeit als solche kann danach vor elf bis zwölf Tagen unter keinen Umständen stattfinden.
- Es steht, wie Berliner Blätter melden, nunmehr fest, daß Prinz Heinrich von Preußen als Vertreter des Kaisers zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Petersburg reist. Der Kaiser hatte zwar den Wunsch, selbst daran Theil zu nehmen, er hat jedoch, hauptsächlich mit Rücksicht auf die politischen Angelegenheiten, die noch vor der Eröffnung des Reichstags zu erledigen sein werden, darauf verzichtet.
- Gegenüber allerlei im Umlauf befindlichen Gerüchten, wonach die Beziehungen zwischen dem Czaren Nikolaus II. und seiner künftigen Gemahlin sehr kühle sein sollen, erfährt man aus der unmittelbaren Umgebung des Czaren, daß der junge Souverain eine innige Zuneigung für die Prinzessin gefaßt hat, daß er während der schweren Krankheit seines Vaters lange Stunden in ihrer Gesellschaft verbrachte und sie mit Aufmerksamkeiten aller Art überhäufte. Auch die Kaiserin=Witwe legt eine große Zärtlichkeit gegenüber der Braut ihres Sohnes an den Tag.
- Der russische "Regierungsbote" meldet aus Livadia vom 2. November: Der Tod des Kaisers Alexander III. war der eines Gerechten, wie auch sein von Glaube, Liebe und Demuth erfülltes Leben das eines Gerechten gewesen ist. Einige Tage bereits fühlte er das Nahen des Todes und bereitete sich auf denselben vor als gläubiger Christ, ohne jedoch in der Sorge der Regierungsangelegenheiten nachzulassen. Zweimal, am 9.|21. Oktober und am 17.|29. Oktober, nahm der Kaiser das heilige Abendmahl. Nach einer völlig schlaflosen Nacht sagte der Kaiser bereits am Morgen des 20. Oktbr.|1. Novbr. zur Kaiserin: "Ich fühle das Ende, sei gefaßt, ich bin völlig gefaßt." Nachdem er seine ganze Familie um sich versammelt, rief der Kaiser seinen Beichtvater und nahm, im Lehnstuhl sitzend und laut das Gebet vor dem Abendmahl sprechend, mit großer Inbrunst das Abendmahl. Der Kaiser verlor während der ganzen Zeit keinen Augenblick das Bewußtsein. Nach dem Vormittagsgottesdienst sandte er nach dem Priester Johann Sergijew und betete mit ihm eine halbe Stunde; später rief er ihn abermals und Johann betete wiederum mit dem Kaiser, versah ihn mit den Sterbesakramenten und verblieb bis zu seinem Verscheiden. Um 2 Uhr Nachmittags verstärkte sich der Pulsschlag, des Kaisers Blick schien sich zu beleben, doch bereits nach einer Viertelstunde schloß er die Augen, lehnte den Kopf zurück und befahl seine Seele Gott, seinem Volk als Vermächtniß die Segnungen des Friedens und das leuchtende Vorbild eines edlen Lebens hinterlassend.
- Die Leiche des Kaisers wurde am 1. d. Abends einbalsamirt und aufgebahrt und soll dann in Livadia ausgestellt werden. Die Kaiserin ist von dem Schmerze tief gebeugt. In den letzten Tagen vor dem Tode des Kaisers ergraute das Haar der Kaiserin sichtlich. Am 1. d. Abends ging der Trauerwaggon ab. Ueber die Abreise der Großfürstin und der Würdenträger aus Livadia sowie über die Ueberführung der Leiche sollen erst Verfügungen getroffen werden. Der Kriegsminister hat befohlen, längs der Eisenbahnlinie Ehrenwachen aufzustellen und dieselbe militärisch zu besetzen: die Truppen sind hierzu bereits ausgerückt. Die Prinzessin Alix wird nach der Beisetzung nicht ins Ausland reisen, sondern sich nach Moskau begeben, um einige Zeit bei ihrer Schwester, der Großfürstin Sergius, zu verweilen.
- Ein kaiserliches Manifest besagt: "Heute, 4. Novbr. hat die heilige Salbung unserer Braut nach orthodoxem Ritus zu unserer und ganz Rußlands Beruhigung stattgefunden, wobei unsere Braut den Namen Alexandra Feodorowna mit dem Titel Großfürstin und Kaiserliche Hoheit erhielt".
- Aus Livadia wird gemeldet: Am Sonnabend sind spezielle Aerzte zum Einbalsamiren der Leiche des Kaisers Alexander eingetroffen. Die Zusammenziehung von Truppen und Kriegsschiffen für die Trauerfeier dürfte bis Mittwoch beendet sein. - Dem Professor Leyden ist der Annenorden 1. Classe verliehen worden. - Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind bei der Landung in Yalta von dem Großfürsten Alexandrowitsch empfangen worden und im Palais zu Livadia abgestiegen.
- Nach nach Darmstadt gelangten Meldungen aus Livadia verläßt der Kaiser Nikolaus, sowie der Kaiserliche Hof Livadia am 8. d. und trifft am 13. d. in Petersburg ein.
- Sobald der Sarg aus Petersburg in Livadia eingetroffen ist, wird die Leiche aufgebahrt werden und alsdann Jedermann zu Ehrfurchtsbezeugungen zugänglich sein.
- Nach einem Petersburger Telegramm der "Nat.=Ztg." wird die Beisetzung des Zaren erst am 21. oder 22. November stattfinden.
- König Christian von Dänemark will selbst zur Beisetzungsfeier nach Petersburg reisen. Der König hofft, die Kaiserin=Wittwe dazu bewegen zu können, nach Ordnung ihrer Angelegenheiten nach Kopenhagen zu kommen und einen Theil des Winters am dortigen Hofe zu verbringen, damit die leidende Zarin sich von den großen Aufregungen ausruhen könne.
- Der nach Livadia abgeschickte Kaisersarg ist aus Eichenholz mit gehämmertem Gold überzogen und mit dem Reichswappen aus gedigenem Golde und Goldfransen geschmückt. Er ruht auf goldenen Löwentatzen, ist innen mit Kupfer ausgelegt und mit weißem Seidenstoff auf Daunen ausgeschlagen. Das Sargtuch ist von Goldbrokat mit Hermelinborte. Der zugehörige Katafalk ist mit Goldbrokat überzogen.
- In Kiel feuerten am Sonnabend sämmtliche Kriegsschiffe zwischen 11 und 12 Uhr in Zwischenräumen von 3 Minuten den Trauersalut für den Kaiser Alexander von Rußland, den Admiral der deutschen Flotte.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Neschow sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. des Rudolf Baars wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 3. November 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Nachdem der Müller F. Koch zu Redefin bei Hagenow, welcher durch den in beglaubigter Abschrift eingereichten Bestätigungsbrief des Großherzoglich Mecklenb. Kammer= und Forst=Collegii zu Neustrelitz vom 1. Juli 1891 nachgewiesen, daß er die zur Baeck belegene Pfaffenmühle c. p. von dem Mühlenbesitzer Johannes Möller käuflich erworben habe, den Antrag auf Umschreibung des Besitztitels im

[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 3]

Hypothekenbuch über das in Frage stehende Mühlengrundstück auf seinen Namen eingebracht hat, die nach § 27 sub 1 der Hypothekenordnung erforderliche Erklärung des bisherigen Besitzers aber nicht beigebracht werden kann, indem dieser inzwischen verstorben ist und seine Erben die Erbschaft ausgeschlagen haben, so werden antragsmäßig Alle und Jede, welche der in Frage stehenden Umschreibung widersprechen könnten und wollten, hiermit aufgefordert, ihren bezüglichen Widerspruch spätestens in dem auf

Montag, den 12. November d. Js.
Vormittags 10 Uhr

anstehenden Liquidationstermin mündlich oder schriftlich einzureichen unter dem Nachteil, daß widrigenfalls dem Antrage des Müllers F. Koch auf Umschreibung des Besitztitels in dem Hypothekenbuch über die zur Baeck belegene Pfaffenmühle c. p. stattgegeben und demselben das Besitztitel=Attest ausgefertigt werden soll.
Schönberg, den 23. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 4]

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Dienstboten-Ordnung                          
                          für das Fürstenthum Ratzeburg.
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Schönberg.                Expedition der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.


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Zu dem am Mittwoch, den 21. November d. J. bei mir stattfindenden

Landmannsballe

erlaube ich mir, die Herren Hauswirthe hierdurch höflichst einzuladen.

Schönberg.                                                     J. Boye.


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Apotheker Montag.


20. General=Versammlung
des
landwirthschaftl. Vereins kleiner. Landwirthe f. d. Fürstenth. Ratzeburg
am Freitag den 23. November 1894
Vormittags 9 1/2 Uhr
im Locale d. Herrn Gastw. J. Boye in Schönberg.
                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag d. 11. November
Tanzmusik
bei                                                     J. Boye.


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Hygiéne=Saugflasche für Kinder
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Für die vielen Glückwünsche, die uns an unserem Hochzeitstage zu Theil wurden, unsern herzlichsten Dank.

                          H. Knorr und Frau
Lübeck.                                                     geb. Beckmann.


Marie Burmeister.
August Freytag.
Verlobte.
Sülsdorf.                                                     Karlshof.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. November.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-50 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 44.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 88 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. November 1894.


- Neustrelitz. I. K. H. die Großherzogin hat, wie die "Nstr. Z." erfährt, dem hiesigen Carolinenstift 1000 Mk. zur Beschaffung von Heilserum gespendet mit der Maßgabe, daß das Mittel, wenn der Bedarf des Stiftes gedeckt ist, auf Ansuchen den Aerzten des Landes, einschließlich des Fürstenthums, für arme Kranke unentgeltlich überlassen werden soll. Das Heilserum ist im hiesigen Carolinenstift schon in verschiedenen Fällen und zwar mit sehr gutem Erfolge, angewandt worden.
- Neustrelitz Auf allerhöchsten Befehl legt der Großh. Hof wegen des Ablebens Sr. Maj. des Kaisers Alexanders III. von Rußland auf vier Wochen Trauer an.
- Die Schweineseuche hat in letzter Zeit in Mecklenburg einen ganz erschreckenden Umfang genommen. Stellenweise liegen in den Ställen Haus für Haus Thiere, welche bis zu einer Schwere von 300 Pfund angemästet waren, auf der Seite und sind im Verenden. Die Besitzer meist kleinere Bürgerfamilien, welche mit so vieler Mühe die Fütterung der Thiere besorgten, erleiden, auch wenn sie aus der Kasse der Schweine=Versicherung das Pfund Lebendgewicht zu 50 Pf. ersetzt bekämen, einen namhaften Schaden, nachdem sie schon zu Nachzahlungen für die Versicherung in Folge der andauernden Verluste der Versicherungskasse herangezogen werden mußten.
- Der Senat von Lübeck beschloß soeben, 100 000 Mk. als Beitrag zum Garantiefonds der deutsch=nordischen Handels= und Industrie=Ausstellung, welche im Jahre 1895 in Lübeck stattfinden soll, bei der Bürgerschaft zu beantragen, falls das Komite den Garantiefonds 300 000 Mk. erhöhte und 200 000 Mk. davon zunächst durch private und andere Korporationen aufgebracht würden. Da dies zweifellos geschehen wird, so ist das Unternehmen gesichert.


- Aus einem Zuge der Berlin=Hamburger Bahn sprang bei voller Fahrt zwischen Station Paulineaue und Berger Damm ein Soldat, der als Festungsgefangener nach Spandau gebracht werden sollte. Der Zug wurde schnell angehalten, und die beiden Unteroffiziere, die den Gefangenen begleitet hatten, suchten die Gegend mit Laternen ab. Von dem Entsprungenen war nichts mehr zu entdecken.
- In Wiesbaden wurde in der Nacht zum Sonnabend in einem Uhrmacherladen in der Kirchgasse eingebrochen. Der Dieb nahm 30 goldene und 60-70 silberne Uhren im etwaigem Werthe von 4000 Mark mit.
- In Niederbayern wird vom Bauernbund eine Bewegung organisirt, die darauf hinausgeht, Stundung der alsbald fälligen Bodenzinse bis zum März zu erstreben.
- Fünf Oderkähne, welche am Weichselufer bei Thorn festgelegt hatten, wurden am Montag abend von einem Holzfloß angerannt. Der Anprall war so heftig, daß alle Befestigungstaue zerrissen und die Schiffe stromabwärts trieben. Sie waren nur von Frauen und Kindern besetzt, da die Schiffer zur Stadt gegangen waren. Das Geschrei derselben war herzzerreißend. Das Schicksal der Kähne ist noch unbekannt.
- Auf die Entschädigungsklage des 29jährigen Kaufmanns Selig in Rappoltsweiler, der bei einem Straßenbahnunfall im October 1893 einen Fuß verloren hatte, hat jetzt das Landgericht in Colmar entschieden, daß dem Selig sogleich 10 000 Mark und außerdem jährlich lebenslänglich 4000 Mk. zu zahlen seien; ferner fallen sämmtliche Kosten der Straßenbahn zur Last. Die Straßenbahngesellschaft ist bei einer Versicherungsgesellschaft in Zürich gegen diesen Schadenersatz versichert.
- Bei dem in Braunschweig garnisonirenden Husaren=Regiment Nr. 17 thut gegenwärtig ein japanischer Rittmeister Dienst, um sich im Cavallerie=Felddienst und der Strategie auszubilden.
- Die "Wiener Neue Presse" bringt aus der Feder eines Mannes, der viele Jahre amtlich und außeramtlich mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe verkehrt hat, eine Charakteristik des letzteren. Es heißt darin, das Charakteristische des Fürsten ist seine Milde und Güte, die er in jeder seiner Handlungen bethätigt. Ehrgeiz kenne er nicht, nur allein Pflichtgefühl treibe ihn, und sein Charakter zeige nicht ein Atom von Strebertum. Ein solcher Mann an der Spitze der Regierung eines mächtigen Reiches sei ein leuchtendes Vorbild.
- Der Kaiser von Oesterreich beförderte den Freiherrn v. Seefried, der auf so "romantische" Weise die Prinzessin Elisabeth von Bayern heimführte, vom Lieutenant zum Oberlieutenant.
- Das ganze Marmoroser Komitat (Oesterreich=Ungarn) ist, wie der "Nemzet" meldet, infolge unausgesetzten Regens und zahlreicher Wolkenbrüche vom größten Elend bedroht. Die Felder sind überflutet, die Straßen nach Dolhaviz, Rieszviz und Tarazviz unpassierbar und im Talaborthal sämtliche Brücken und Dämme verwüstet. Viele Häuser sind zerstört, zahlloses Vieh ist ertrunken, die Lebensmittel sind vernichtet. Wegen der Choleranachrichten war auch die Holzverflößung verboten, was Tausende um ihren Verdienst brachte. Die ganze Bevölkerung des Komitats ist in Verzweiflung und muß zur Wohltätigkeit ihre Zuflucht nehmen.
- In verschiedenen Zeitungen begegnet man gegenwärtig irrthümlichen Angaben über das "Gehalt" des bisherigen Statthalters Fürsten v. Hohenlohe=Schillingsfürst, für das man sich interessirt, weil er fortan als Reichskanzler nur 36 000 Mk. Gehalt und 18 000 Mk. Repräsentationsgelder beziehen wird. Nach dem Landeshaushaltsetat für Elsaß=Lothringen 1894/95 bezieht der Statthalter, der Vertreter des Deutschen Kaisers, überhaupt kein Gehalt, wohl aber 200 000 Mk. für Repräsentationskosten und 15 000 Mk. für Reisekosten. Weiterhin sind im Etat vorgesehen 45 650 Mk. an Besoldungen für das Statthalterbureau, 20 000 Mk. für sonstige persönliche Ausgaben, für Hülfskräfte oder Remunerationen und Unterstützungen, 6000 Mk. Diäten und Reisekosten der Bureaubeamten und der Begleitung des Statthalters, 3320 Mk. als Miethe an die Stadt Straßburg für Wohnungs= und Geschäftsräume, 13 280 Mk. als jährliche Vergütung an den Bezirk Unter=Elsaß für die Ueberlassung der Wohnung und der Geschäftsräume des Statthalters selbst (das sogen. Statthalterpalais ist die bei der Belagerung zerstörte und dann wieder hergestellte ehemalige Präfectur, die seinerzeit von dem Departement Bas=Rhin gebaut worden ist), 21 500 Mk. für Heizung, Beleuchtung und Reinigung der Wohnung und der Geschäftsräume, für Geschäfts=Bedürfnisse und sonstige Ausgaben, einschließlich der Portokosten, Steuern und Feuerversicherungsprämien, endlich 26 000 Mk. zur Unterhaltung der Wohnung, des Bureaus und des Gartens einschließlich der Neubeschaffung. Im Ganzen figurirt somit die Statthalterschaft in dem reichsländischen Haushaltsetat mit einem Betrage von 332 750 Mark in den fortlaufenden Ausgaben.
- Der Anstand auf fremdem Jagdrevier, in der Absicht, von dort aus das auf das eigene Revier übergetretene Wild zu erlegen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 12. October 1888 als Jagdvergehen nicht zu bestrafen, wenn der Jagende nichts unternimmt, um den Uebertritt des Wildes auf das eigene Revier her=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 88 Seite 6]

beizuführen. Läßt er aber das Wild aus fremdem Revier zur unmittelbaren Okkupation dem eigenen zutreiben, so greift er durch diese Handlung in fremdes Jagdrecht ein und jagt unberechtigt.
- Die Zahl der Geistlichen, die im Deutschen Reiche berufen sind, für das Seelenheil des Volkes zu sorgen, beträgt nach den statistischen Feststellungen des letzten Jahres nicht weniger als 30 250, wovon 15 050 der evangelischen und 15 200 der katholischen Konfession angehören.
- Sternschnuppen haben wir im November in größerer Zahl zu erwarten, da die Erdbahn zwei der bedeutendsten Ansammlungen solcher kleiner Körper im Sonnensystem kreuzt, die beim Eindringen in unsere Atmosphäre mit einer Geschwindigkeit bis zu 70 Kilometer in jeder Stunde ins Glühen gerathen und uns dann als Sternschnuppen sichtbar werden. Etwa vom 10. bis 14. November werden wir den Leonidenschwarm, dessen Eindringlinge aus dem Sternbilde des Löwen zu kommen scheinen, in der Nacht vom 27. zum 28. den Andromedidenschwarm durcheilen.
- Der auswärtige Handel Deutschlands zeigt auch in dem jetzt vorliegenden Ausweis für die ersten drei Vierteile des laufenden Jahres ein recht betrübendes Bild. Wohl ist die Ausfuhr in diesem Zeitraum im Vergleich zu dem des Vorjahres um rund 11 Millionen Doppelzentner gestiegen, doch weist einerseits die Einfuhr eine um 6 Millionen größere Steigerung auf und andererseits ist der Werth der Ausfuhr trotz der vermehrten Menge um 82 Mill. Mk. hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Da diese Werthverminderung sich nur bei unserer Ausfuhr, nicht aber auch bei der Einfuhr zeigt, so wirken zwei ungünstige Faktoren zusammen, um die Unterbilanz unseres auswärtigen Handels zu erhöhen. Dieselbe ist dann auch von 608 200 000 Mk. in den ersten drei Viertheilen des Vorjahres auf 884 197 000 Mk. für die Zeit vom 1. Januar bis 1. Oktober d. J. gestiegen, was einer Verschlechterung unserer Handelsbilanz um mehr als 30 Prozent gleichkommt!
- Verfälschung von Düngemitteln. Nach dem Jahresbericht der landwirtschaftlichen Versuchs=Station Bonn wurden von derselben im vergangenen Jahre wieder zahlreiche Fälschungen ermittelt. Es sind Superphosphate verkauft, die nur Spuren von wasserlöslicher Phosphorsäure enthielten, Thomasschlacken, welche niemals mit wirklicher Thomasschlacke in Berührung kamen, sondern aus einem mit Kohle gefärbten Rohphosphat bestanden. Es sind gemischte Thomasschlacken von höchst zweifelhaftemWerth in den Handel gebracht; ferner wurde "Peru=Guano" ohne Phosphorsäure und ohne Stickstoff zum Preise von 8-9 Mk. für den Ztr. an Landwirthe abgegeben. In einem anderen Falle hatten Händler aus Viehsalz, Sägemehl, Mergel und Schwefelsäure "Guano" hergestellt und für 8 Mk. den Zentner verkauft. Die Betreffenden wurden vom Landgericht zu Düsseldorf freigesprochen, weil nicht mit Sicherheit ermittelt werden konnte, ob das völlig werthlose Produkt als Kunstdünger, oder, wie die Empfänger der Waare behaupteten, als "Guano" bezeichnet war.
- Gegen Regenwürmer. Wer es liebt, seine Blumentöpfe öfter in's Freie zu bringen, sollte unter jeden Topf ein Häufchen Steinkohlenasche schütten, um die Würmer abzuschrecken, die gar zu gern die Gelegenheit benützen, in den Topf zu schlüpfen, um die Pflanze zu schädigen. Haben sich solche Gäste schon eingefunden, reibt man Roßkastanien und thut davon ins Gießwasser, worauf die Würmer sichtbar werden und leicht abgenommen werden können.
- Die Rüstung der Johanna d'Arc, die ihr der König Karl VII. verehrt hat, ist noch vollständig vorhanden und wird im Thurm des Schlosses Pinon im Departement Aisne aufbewahrt. Sie unterscheidet sich von anderen Rüstungen des 15. Jahrhunderts durch die gewölbte Brust, wie sie für eine Frau erforderlich war. Nach dieser Rüstung muß Jeanne d'Arc ein großes, starkes Landmädchen gewesen sein. Zu der Rüstung gehören auch mehrere Panzerstücke derselben Zeit für Kopf und Brust des Pferdes. Das Schloß Pinon hat früher den Herren von Courval gehört und gehört jetzt der Fürstin von Poix. Ursprünglich war es der Sitz der Herren von Concy, deren Burg nur in dem Schloß zu Marienburg ein ebenbürtiges Seitenstück hatte.
- Der neue Wein hat, wie man aus der Pfalz schreibt, bereits seinen Namen erhalten und zwar heißt er "Wei=Hai=Wei", nach dem aus dem chinesisch=japanischen Krieg bekannten Seehafen. Der "Neue" von 1871 hieß "Turko", der von 1877 "Schipka" (russisch=türkischer Krieg) und der von 1883 "Arabia", nach Arabi=Pascha, dem türkischen General. Hoffentlich wird der Nächstjährige nicht "Leist" getauft werden, weil der erst gepeitscht werden müßte, der ihn trinken soll.
- Miß Meredith, die berühmte amerikanische Tragödin, tritt zum Judentum über, um, wie aus Clevland, Ohio, mitgetheilt wird, den dortigen Milliardär Lipmann zu heirathen.
- Wenn man in die Schuhe spuckt. Commie Gilchrist, die bildschöne englische Tänzerin, erzählte einem Reporter: "Nennen Sie es Aberglauben oder nicht, ich verdanke mein ganzes Glück nur dem Umstande, daß ich stets, wenn ich tanze - in meinen Schuh spucke. Am Tage meines ersten Debuts im Gaiety=Theater zog ich auf den Rath meiner Mutter den linken Atlasschuh aus, spuckte hinein und zog ihn wieder an. Wie Sie wissen, fiel das Debüt ungemein glücklich aus, was Sie aber nicht wissen ist, daß sich am selben Tage der Herzog von Beaufort in mich verliebte. Tag für Tag wuchs mein Erfolg, Tag für Tag seine Liebe. Eines schönen Tages entführte er mich, und ich verlebte mit ihm die glücklichste Zeit meines Lebens. Wie aber alles ein Ende nimmt, so auch unsere Liebe. Ich kehrte ins Theater zurück, spuckte in meinen Schuh und wurde enthusiastisch empfangen. An demselben Tage verliebte sich Hugh Drummond in mich, der mich jedoch weiter bei der Bühne ließ. Eines Tages - ich war zu spät gekommen und mit Mühe und Noth mit meiner Toilette fertig geworden, vergesse ich meinen Schuh auszuziehen und das Glückszeichen zu machen. Ich gleite aus und verstauche mir den Fuß. Meinem Geliebten wird es zu langweilig, mich in meiner Kunst nicht bewundern zu können, und - er verläßt mich. Nach Wochen trete ich wieder auf. Diesmal - Sie können mir's glauben, spuke ich in beide Schuhe und - was glauben Sie geschieht? Ich tanze wie noch nie, der Earl von Orkney verliebt sich in mich, hält um meine Hand an und - in drei Wochen ist die Hochzeit. Und nun, gehen Sie hin, und spotten Sie über meinen Aberglauben."
- Verrückt. Das königliche Aquarium in London sucht ein geehrtes Publikum durch die Anzeige zu locken, daß ein deutscher Pianist dort 30 Stunden lang spielen wird, ohne auch nur ein einziges Mal zu pausieren! Er wird sein "erbauliches Thun" am Freitag nachmittag um 4 Uhr beginnen und wenn ihn vorher nicht ein Schlag rührt oder verrückt gewordene Zuhörer umbringen, Sonnabend abend um 10 Uhr abschließen. Er wird während dieser Zeit 400 verschiedene Kompositionen, darunter (wehe! wehe!) "viele außerordentlich schwierige klassische Werke" rein aus dem Gedächtniß vortragen. - Es giebt Leute, die behaupten, der "Künstler" und sein Publikum müßten schon vorher verrückt sein, daß sie sich gegenseitig die Marter anthun können!
- Was jeder Mensch in verschiedenem Alter am meisten liebt, darüber belehrt uns folgende Stufenleiter:
        Mit einem Jahr: Seine Amme,
        Mit fünf Jahren: Sein Mütterchen,
        Mit zehn Jahren: Die schulfreien Tage,
        Mit sechzehn Jahren: Die Freiheit,
        Mit zwanzig Jahren: Sein Schätzchen,
        Mit dreißig Jahren: Seine Frau,
        Mit vierzig Jahren: Seine Kinder,
        Mit Sechzig Jahren: Seine Ruhe und
        In jedem Alter: Sich selbst!


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ZVDD