No. 79
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Oktober
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 1]

           Bei Großherzogl. hoher Landes=Regierung ist das nachfolgende Dankschreiben der 18. Division eingegangen, das auf gegebene Veranlassung hiermit veröffentlicht wird.
                Schönberg, den 5. October 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.

                                                    Flensburg, den 29. 9. 94.

            Der p. p. beehrt sich die Division ganz ergebenst mitzutheilen, daß die Aufnahme der Truppen im Fürstenthum Ratzeburg während der diesjährigen Herbstübungen durchweg eine ganz vortreffliche gewesen ist.
            Die Division bittet ganz ergebenst, ihren besten Dank hierfür zur Kenntniß der Quartiergeber bringen zu wollen.

(gez.) v. Alten.


- Kaiser Wilhelm empfängt, seitdem sich der Zustand des Czaren verschlimmert hat, täglich Berichte über dessen Befinden. Der deutsche Botschafter in Petersburg, General v. Werder, ist am Sonntag abend nach Deutschland abgereist. Die Vermuthung liegt nahe, daß derselbe mündlich über den Gesundheitszustand des Czaren zu berichten gedenkt.
- Wie die "B. Börsenztg." erfahren haben will, wird die Kaiserliche Familie auch in diesem Winter einige Wochen in Abbazia zubringen. Der Kaiser wird von dort aus mit dem Schulschiff "Stein" einen Ausflug nach Venedig unternehmen.
- Der ursprünglich auf vier Tage festgestellte Aufenthalt des Königs von Serbien in Deutschland wird jedenfalls um einige Tage verlängert werden. Da versichert wird, daß der König anläßlich seiner Anwesenheit am Berliner Hofe Gelegenheit haben werde, die Prinzessin eines süddeutschen Fürstenhauses persönlich kennen zu lernen, und daß eine Verlobung desselben höchst wahrscheinlich sei. Sowohl sein Vater als die jetzige Regierung fördern soviel als möglich den Plan einer baldigen Verheiratung des Königs.
- Die Reichshauptstadt wird am 17. und 18. Oktober der Schauplatz einer großartigen Feier sein, zu der die Weihe der für die neu geschaffenen vierten Bataillone bestimmten Fahnen Anlaß geben wird. Am 17. Oktober wird in der Ruhmeshalle die Nagelung der 132 Fahnen stattfinden und am folgenden Tag soll vor dem Denkmal Friedrichs des Großen der Weiheakt in besonders feierlicher Weise vollzogen werden. Zu dieser Feier sind Einladungen an sämmtliche regierende deutsche Fürsten ergangen, insoweit dieselben nicht selbstständig den Truppen Fahnen zu verleihen berechtigt sind (Bayern, Sachsen, Württemberg). Die geladenen Fürstlichkeiten dürften wohl sämmtlich der Fahnenweihe beiwohnen; sie werden teils im Neuen Palais, teils im Stadtschloß in Potsdam Wohnung nehmen. Auch der König von Serbien, der am 16. d. M. Wien verläßt und am 17. Oktober in Berlin einzutreffen gedenkt, wird der Feier beiwohnen und für die Dauer seines Verweilens am dortigen Hof im Potsdamer Stadtschloß wohnen.
- Zu der erwähnten, am 17. und 18. October in Berlin stattfindenden feierlichen Nagelung und Weihe der für die vierten Bataillone bestimmten Fahnen sind auch sämmtliche commandirende Generale und Regimentscommandeure zur Theilnahme an der Feier nach Berlin befohlen werden. Ferner werden von jedem Regimente ein Officier, ein Unterofficier für die Fahne und noch ein zweiter Unterofficier bei der Feier zugegen sein.


Anzeigen.

An Stelle des verstorbenen Direktors Herrn Kröger in Lockwisch ist unser bisheriger Aeltermann, Herr Wilh. Bade in Ollndorf wieder zum Director unserer Gesellschaft erwählt worden, was wir unseren Interessenten hierdurch mittheilen.
Schönberg, den 6. Oktober 1894.

Direktion der Hagelversicherung.
                          Der Secretair: Wilh. Heincke.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 20 Pfg., Cl. Ib 24 Pfg., Cl. II 32 Pfg., Cl. III 40 Pfg. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Schönberg, den 1. Oktober 1894.

Direktion der Feuer=Versicherungsgesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Ersparniss- und Vorschuss-Anstalt.

Der Geschäftsbericht nebst Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 25. Rechnungsjahr, sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 6. October d. J. ab in unserem Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 3. October 1894.

                                                    Das Directorium.


Suche zum 24. Oct. noch einige junge Mädchen, zur Erlernung der Schneiderei.

                                                    C. Rickert.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 2]

Herbergsverein.

In der Generalversammlung vom 28. Septbr. wurde nach eingehender Besprechung festgestellt, daß ohne außerordentliche Hülfe die hiesige Verpflegungsstation eingehen muß.
Es wurde ferner, und zwar einhellig anerkannt und festgestellt, daß diese Einrichtung sich während der 4 Jahre ihres Bestehens als eine so segensreiche für das ganze Land bewährt hat, trotzdem sie bisher wegen des Mangels an eigenem Hause nicht ihre ganzen Kräfte hat entfalten können, daß jeder das Aufhören auf das tiefste beklagen müßte.
Es wurde ferner festgestellt, und zwar wieder unter Uebereinstimmung sämmtlicher Anwesenden, daß mit allen Kräften, sei's auch mit außerordentlichen Opfern die Aufrechterhaltung des Instituts zu erstreben sei, wenigstens bis zum Ablauf dieses Jahres, nach welchem Zeitpunkt hohe Landesregierung ihre weitere Hülfe in Aussicht gestellt hat.
Es wurde ferner festgestellt, daß durch Schaffung eines eigenen Hauses das Institut in die Lage versetzt werden müsse, seine Zwecke voll zu erfüllen und so die jetzt schon so deutlich empfundenen Segnungen noch zu steigern.
Es wird daher im Auftrag der Generalversammlung an alle Mitglieder und Freunde des Herbergsvereins die dringende Bitte gerichtet, die Gefahr des Untergangs des mit so vieler Liebe gegründeten und fortgeführten Instituts durch einen außerordentlichen Beitrag abzuwehren.
Der Beitrag ist an den Herrn Stadtsekretär Schrep resp. den Stadtdiener Stree zu entrichten und zwar möglichst bis zum 20. October. Zugleich werden die Mitglieder des Vereins hierdurch schon vorläufig benachrichtigt, daß am 31. October nachmittags 3 Uhr eine Generalversammlung des Herbergsvereins im Boye'schen Lokale hies. stattfindet zur Mittheilung über den Erfolg unserer Bestrebungen und zur Fassung weiterer Beschlüsse.
Es ist durchaus nothwendig, daß diese Versammlung von jedem Mitgliede besucht wird, das es irgend ermöglichen kann.
Schönberg i/M., 29. September 1894.

                                                    Der Vorstand des Herbergsvereins.


Diäten-Verein für Geschworene beider Mecklenburg.

Beiträge und Anmeldungen zum Eintritt nimmt entgegen

                                                    L. Spehr, Schönberg.


Torf=Auction.

Am Sonnabend den 13. Oktober sollen auf dem Kuhlrader Moore (Molzahner Seite) Morgens 10 Uhr

62 Mille Formtorf

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Carlow, 6. October 1894.

A. v. Linstow.


Zu Ostern 1895 ist eine Wohnung zu vermiethen, bestehend aus 3 Stuben, Küche, Keller= und Stallplatz. Siemzerstraße 192.


Pferd Am Dienstag, d. 9. d. Mts. steht ein Transport 1 1/2jähriger Füllen beim Gastwirth J. Boye in Schönberg zum Verkauf.

                                                    H. Gasau.


Kiepenmacher.

Suche noch einige Kiepenmacher, welche Lust haben, den ganzen Winter für mich zu arbeiten. Meldungen sofort bei

                                                    C. Wennmohs, Lübeck,
                                                    Wahmstr. 59.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die Anzeige, daß ich mich hier als

Schuhmacher

niedergelassen habe. Anfertigung nach Maaß.

Reparatur prompt und billig.
                                                                              G. Klatschow,
Hinterstraße Nr. 74.                                                    Schuhmacher.


Geschäfts-Anzeige.

Am Dienstag, den 9. Oktober, eröffne ich in Selmsdorf im Hause der Wwe. Kröpelien ein

Barbier= und Friseur=Geschäft,

in und außer dem Hause.

Um gütigen Zuspruch bittet                          
                                                    Hochachtungsvoll
      Selmsdorf,                           W. Ahrendt,
8. Oktober 1894.                           Barbier.


Gesucht zum 24. October                          
ein Mädchen,
das Hausarbeit versteht.                                                    
                                                    Frau Melanie Pleines.


Dr. Roth,
Lübeck, Königstr. 7.
Specialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
verreist.


In ca. 8 Tagen erwarte ich eine größere Partie
bester böhmischer Braunkohlen, die ich ab Bahnhof zu liefen bestens empfehle.
                                                    Aug. Spehr.


Braunkohlen
in 8 Tagen ab Bahnhof zu gewohnten Preisen
                                                    C. Schwedt.


     Cigarren!     
In Kisten von 100 Stück und 50 Stück : 2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 3 M., 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 4 M., 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg), 5 M., 6 M. u. s. w. pr. 100 Stück.
pr. Dutzend: 35 Pfennig (Mecklenburg)., 40 Pfennig (Mecklenburg)., 45 Pfennig (Mecklenburg)., 50 Pfennig (Mecklenburg)., 55 Pfennig (Mecklenburg)., 60 Pfennig (Mecklenburg)., 70 Pfennig (Mecklenburg)., bis zu den allerfeinsten Qualitäten, empfiehlt
die Taback und Cigarrenhandlung von
Friedr. Eckmann.
Siemzerstraße 199.


Hängelampe       Lampen
in großer Auswahl,
Kronen,
Ampeln
in verschiedenen Mustern,
Laternen
aller Art, sowie Glocken=Cylinder und Dochte in prima Qualität
empfiehlt                          
                          W. Wieschendorf,                           Klempner.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 3]

Braunbier

aus neuem Malz auf Gebinden, sowie auch auf Champagnerflaschen à Dtz. 1 Mark empfiehlt

                                                    C. Schwedt.


Alfenidewaaren

in Ia versilberter Qualität empfehle in nachstehender
reichhaltiger Auswahl, zu Geschenken besonders geeignet:

Butterdosen, Bisquitdosen, Fruchtschaalen, Fruchtkörbe, Visitkartenschaalen, Tafelaufsätze, Zuckerkörbe, Zuckerdosen, Caffeekannen, Rahmkannen, Caffeebretter, Leuchter, Obstmesserständer, Menagen, Butterkühler, Liqueurservice, Eiermenagen, Eiseimer, Schreibzeuge, Weinkannen etc. etc.
Ferner:
Tafelbestecke, schwer versilbert, Forken, Eßlöffel, Theelöffel, Terrinlöffel.
Monogramme und sonstige Gravierungen sowie Nachversilberungen abgenutzter Theile werden prompt und billigst besorgt.

                                                    Rud. Tietgen.


Haarlemer Blumenzwiebeln
aus der Blumenzwiebelzüchterei Huis ter Duin, Noordwijk bei Haarlem, Inhaber WILHELM TAPPENBECK,

sind rühmlichst bekannt in ganz Europa und vielen überseeischen Ländern wegen ihrer Güte u. Billigkeit. Jährlich loben Hunderte von Anerkennungsschreiben die gediegene, sachkundige Auswahl.

Für 6 Mark franco und zollfrei:

30 Hyazinthen f. Gläser, od. 40 f. Topfkultur, od. 50 f. d. Garten, od. 100 Miniaturhyazinthen, oder 150 ff. Tulpen f. Teppichbeete, oder 200 Gartentulpen gemischt, oder eine Kollektion aus Obigem nach Verhältniss zusammengestellt, od. Zimmerkollektion 120 St., od. Gartenkoll. 200 St., od. Koll. f. Zim. u. Gart. 160 St. (enth. pracht. Auswahl v. Hyaz., Tulpen, Narz., Crocus, Scilla, Sneegl. etc.)
Gross- u. Kleinhandel. Versandt nach allen Welttheilen. Preislisten und Kulturanweisungen gratis und franco.


In der jetzt beendeten 237. Lotterie wurde meiner seit langen Jahren als glücklich bekannten Collecte außer einer großen Anzahl von Hauptgewinnen auch die

Prämie v. M. 301,000
auf
Nr. 6038

zu Theil.

Loose 1. Classe 238. Lotterie
(Ziehung am 5. u. 6. Nov.)

halte zum Planpreise von
            Mk. 13,20 ein ganzes   Loos,
            Mk.   6,60 ein halbes   Loos,
            Mk.   3,30 ein viertel Loos,
            Mk.   1,65 ein achtel   Loos,
bestens empfohlen.

                                                                              L. Sussmann,
Schwerin i. M.
                                                    14. Friedrichstr. 14.


Kuhketten mit 3 u. 4 Enden,                          
Kälberketten,                          
                          Halfterketten,
Wagenketten,                          
                          Aufhalteketten,
Striegel, Kardätschen.
Scheunenschlösser,
einzeln und in Sätzen a 6 Stück mit Hauptschlüssel
empfiehlt                                                     Rud. Tietgen.


Zur Herbst= und
Wintersaison

bringe einem geehrten Publikum mein reichhaltiges Lager fertiger

Herren- und Knaben - Garderoben

sowie

Unterzeuge, Wäsche u. dgl.

in gütigste Erinnerung.
Bestellungen nach Maaß in billiger und guter Ausführung.

                                                    H. Garz,
                                                    Lübeckerstraße Nr. 12.


Lampen!

      Größte Auswahl in neuesten Mustern von:
      Tischlampen,
      Hängelampen,
      Küchen= und Flurlampen,
      Nachtlampen,
      Ampeln,
      Wandarmen,
      Hand=, Stall= und Wagenlaternen.

Dochte, Kuppeln und Cylinder
in allen Größen.
                                                    Rud. Tietgen.


Sehr starke
Ascheimer und
Kohlenträger sowie Ofenvorsätze, Ofengeräthe mit
Ständer in verschiedenen Mustern empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Mast= und Freßpulver für Schweine
erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
Geo. Dötzer's pharm. Fabrik.
3 gold., 1 silb. Medaille.
Erhältlich bei Apotheker Montag.


Schützenhaus.
Am Sonntag, den 23. September.
4 Uhr Anstich von ff. Schloßbräu à Seidel 15 Pfg. und Grätzer Gesundheits=Bier 4/10 20 Pfg.
sowie Gulasch, Eisbein u. Thüringer Bierwurst.
NB. Clavier=Unterhaltung von 7 Uhr.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Caroline Siebenmark.
Wilhelm Bruhn.
Verlobte.
Menzendorf.                           Im October 1894.                           Grieben.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 4]
Größtes und
ältestes Geschäft
dieser Branche.
Filiale zu
Mustin i. Lbg.

Lange & Wilms
Schönberg i. M.
Herren und Knabengarderobe.

Unserer werthen Kundschaft, sowie einem geehrten hiesigen wie auswärtigen Publikum erlauben wir uns hierdurch die ganz ergebenste Mittheilung zu machen, daß unsere Läger für die bevorstehende Winter=Saison mit allen Neuheiten der Saison vollständig komplet sind.

Wie wir es uns seit dem Bestehen unseres hiesigen Geschäfts haben angelegen sein lassen, nur wirklich reelle gut gearbeitete, und durch eleganten Sitz sich ganz besonders auszeichnende Garderobe anzufertigen, so haben wir auch jetzt Sorge getragen, unser Lager mit besten, der neuesten Mode entsprechenden Kleidungsstücken zu versehen, so daß bei enormer Billigkeit der Preise, selbst dem verwöhntesten Geschmack Rechnung zu tragen in der angenehmen Lage sind.

Anfertigungen nach Maaß werden in denkbar kürzester Zeit ausgeführt.

Untere Grundsätze sind nach wie vor: Nur gute Sachen zu billigsten Preisen in den Verkauf zu bringen, für die Haltbarkeit, sowie des Gutsitzens, die weitgehendste Garantie zu übernehmen, und Ersatz zu leisten, falls die Sachen nicht entsprechen.

Vorstehenden Grundsätzen getreu, verdanken wir den großen Aufschwung, den unser Geschäft genommen, und werden stets bemüht bleiben, durch aufmerksame und streng reelle Bedienung unseren Kundenkreis zu vergrößern.

Hochachtungsvoll
                          Lange & Wilms


Für die vielen Gratulationen zu unserer Hochzeit sagen wir unsern innigsten Dank.

                                                    J. Wilms und Frau
                                                    geb. Robrahn.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 50-53 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 38-47 M., Kälber 65-75 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 79 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Oktober 1894.


Zu den Massenverhaftungen in der Oberfeuerwerkerschule

berichten Berliner Blätter noch weiter: Die Oberfeuerwerkerschule rekrutirt sich aus den besten Artillerie=Unteroffizieren sämmtlicher Armeecorps mit Ausschluß der beiden bayerischen. Die zur Aufnahme gelangenden Unterofficiere müssen die vorzüglichsten Prädikate der Brigade= oder Regimentsschulen aufweisen. Von jedem Artillerie=Regiment werden nur zwei bis drei Unterofficiere jährlich eingestellt. Selbst von diesen geht noch ein Theil wegen nicht ausreichender Vorkenntnisse zu den Regimentern zurück. - Auf der Oberfeuerwerkerschule herrscht eine besonders stramme Zucht, die den Schülern nicht immer behagte, weil sie sich durch die Auszeichnung der Abkommandierung gewissermaßen als Studierende betrachteten und so den soldatischen Stand vergaßen. Die betr. Unterofficiere beliebten sich in Nachahmung studentischer Sitten zu verschiedenen "Corperationen" - so zu einem "Garde=Corps", zu einem "Marine=Corps" u. s. w. - zusammenzuschließen und mehrfach zu kommersiren. In diesem Talmi=Studententhum ist auch der innere Grund für die Lockerung der persönlichen Pflichtauffassung der Unterofficiere und für die sich allmählich steigernde Ausartung zu suchen. Der Gesammt=Character der angehenden Oberfeuerwerker hatte sich aber im Vergleich zu der Zeit der Begründung und der ersten Jahre der Schule erheblich geändert, und so nahm das ursprünglich auf einer gebildeteren Basis aufgebaute freiere Verhalten einen etwas ungezügelten Zustand an, der die Einführung einer strafferen Disziplin ganz von selbst zur Folge hatte. Im August war für die Hälfte der Mannschaften ein Cursus beendet und es verblieben 183 Unterofficiere, die erst das erste Jahr des Unterrichts vollendet hatten; zu ihnen traten ungefähr ebenso viele neue Schüler. Gleichzeitig trat ein Wechsel im Directorate ein: Major Frhr. v. Stetten vom Garde=Fuß=Artillerie=Regiment wurde Director. Derselbe bemerkte eine gelockerte Disciplin, die sich in gewisser Achtungsverletzung gegen Officiere durch die älteren Unterofficiere kund gab. So hörte er wiederholt Brummen im Gliede, Räuspern, Husten u. a. Durch Ermahnungen und einfache Disziplinarstrafen versuchte der Director die Schüler zur Einsicht und zu strammerer militärischer Pflichterfüllung zu bringen, jedoch vergebens. Bei der in der deutschen Armee herrschenden Manneszucht mußten solche Zustände unhaltbar erscheinen und eine Katastrophe herbeiführen. Diese trat am Sonnabend abend um 11 Uhr ein. Mehrere Unterofficiere hatten sich in dem Casino zusammengefunden, wo sie über Gebühr gezecht haben müssen. Als sie um 11 Uhr noch lärmten, erschien Major v. St., trat den Unterofficieren energisch entgegen und rief ihnen, als sie sich schleunigst entfernen wollten, ein Halt zu. Hierbei erscholl aus dem Haufen der Unterofficiere heraus der Ruf: "Es lebe die Anarchie!" Am anderen Tage und an den folgenden hat der Major Frhr. v. Stetten an die Schüler eine Ansprache gehalten und sie wiederholt aufgefordert, doch über die Vorgänge zu berichten, es sei doch ihre Ehrenpflicht, die Sache klar zu stellen. Nur ein Unterofficier war sich seiner Pflicht bewußt und erstattete nähere Meldungen. Es wurde schließlich festgestellt, daß der verhaftete Unterofficier Brand vom Fuß=Artillerie=Regiment General=Feldzeugmeister den Ruf "Hoch lebe die Anarchie!" ausgestoßen habe; er habe auch noch weiter gerufen: "Die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!"
Schließlich wurde der zweiten Fußartillerie=Inspection Meldung erstattet, und die Verhaftung von 185 Unterofficieren, die dem älteren Jahrgang angehörten wurde auf dem Instanzenweg befohlen. Zu dem Zwecke wurde das 2. Bataillon des 4. Garde=Regiments zu Fuß zwischen 12 und 1 Uhr nachts alarmirt. Während die Oberfeuerwerkerschule umstellt war, fand eine Durchsuchung nach Schriften statt. Es wurden mehrere Papiere beschlagnahmt, die indessen nicht von großer Bedeutung sein sollen. Die Unterofficiere wurden aus den Betten herausgeholt und von je 12 Mann der Compagnien des 2. Bataillons mit je 15 scharfen Patronen und den Officieren der 6. und 7. Compagnie des 4. Garde=Regiments nach den Casematten der Festung Magdeburg gebracht. Auf freiem Fuße geblieben sind 220 Unterofficiere. Man glaubt nicht, daß es sich um eine Verbindung der Oberfeuerwerkerschule mit einer Umsturzpartei handelt; es wird vielmehr nur ein grobes Insubordinationsvergehen angenommen. Trotzdem aber steht der Vorgang bis jetzt in den Annalen der preußischen und deutschen Armee einzig da.


- (Eingesandt.) Schönberg. Ratzeburger Bauern wollen den Leitartikel in Nr. 468 der "Rostocker Zeitung" über das versteinerte China recht aufmerksam lesen.
Die bisher zwar nur zur Negation verwertete, immerhin gesetzlich noch anerkannte und mithin wohlberechtigte, thatsächlich auch für die Entwickelung (?) des hiesigen Landes allein maßgebend gewesene Macht des in eisiger Erstarrung und Abschließung versteinerten (zurückgehenden?) Standes ist politischen Stürmen bisher nicht ausgesetzt gewesen. Wird sie sich widerstandsfähig erweisen - oder wird freisinnig demagogische Entwickelung die Standesmacht bei nächster Gelegenheit mit grausamer Nichtachtung hinwegfegen?
Aber was würde die "Eisenbahn=Zeitung" als Vorfechterin dieser Entwickelung sagen, wenn die Standesmacht, so lange es noch Zeit ist, an die Spitze einer positiven Entwicklung der Verhältnisse sich setzte?
- Die neu gegründete Genossenschaftsmolkerei in Rehna hat am 3. d. M. den Betrieb eröffnet.
- Am Mittwoch nachmittag brannten auf der Löwitzer Feldmark bei Rehna zwei große Miethen Korn (über 70 Fuder), welche versichert waren, nieder. Das Feuer ist von einem 6= bis 7jährigen Knaben im Beisein mehrerer spielender Kinder mit Streichhölzern in Brand gesteckt worden.
- Aus Güstrow wird geschrieben: Schaaren wilder Gänse ziehen jetzt allabendlich von Nordost nach Südwest, um sich an dem Insel= und Sumpfsee für die Nacht niederzulassen. Das Geschnatter dieser Zugvogel, die bekanntlich an den Ufern der mecklenburgischen Seen bis zum November Nahrung suchen, unterbricht die Stille der gegenwärtigen stillen Herbstabende. Unseren Jägern kommen diese schlauen Zugvogel aber auf dem Anstande nur sehr selten zum Schuß.
- Bei den in Güstrow garnisonirenden Abtheilungen des Feldartillerie=Regiments Nr. 24 sind am 1. d. M. 8 Einjährig=Freiwillige eingestellt worden.
- Der Geh. Commerzienrath Krupp=Essen, der in der Demminer Gegend die Güter Düwier, Zarnekla, Wolthof und Rakow besitzt und neuerdings im Kreise Grimmen auch das Gut Jahnkow zum Preise von 598 000 M, erworben hat, hat sich als rübenbauender Actionär der Zuckerfabrik Demmin durch Erwerb eines größeren Postens Actien Lit. und Zeichnung eines größeren Rüben=Areals angeschlossen.
- Das Schwurgericht zu Posen verurtheilte den 19jährigen Arbeitsburschen Anton Rybak, der am 25. Mai den dreijährigen Arbeitersohn Klys aus reiner Mordlust in gradezu viehischer Weise abgeschlachtet hatte, zum Tode. Die Verhandlung war erst nach Mitternacht beendet.
- Vier Grenadiere des Kaiser Franz=Regiments in Berlin, die während des Manövers einen mißliebigen Gefreiten geprügelt hatten. sind in das Spandauer Untersuchungsgefängniß abgeführt worden.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 6]

- Die vielberufene Tabakfabrikatsteuer, die in der nächsten Session des Reichstags in den Anträgen des Reichsschatzamts zweifellos wiederkehren wird, soll nach dem neuen Project die Cigarren mit 25 bis 30 Prozent des Wertes belasten. Für den Rauchtabak sollen, wie die "Deutsche Tabakzeitung" mittheilt, zwei Steuersätze in Vorschlag gebracht werden. Der Eingangszoll wie in dem vorjährigen Entwurf auf 40 Mk. für den Doppelzentner Rohtabak normirt werden.
- Der Reichstagsabgeordnete für Metz, Dr. Haas, der kürzlich dadurch viel von sich reden gemacht hat, daß er seinen Sohn auf die französische Kriegsschule von St. Cyr geschickt hat, ist durch eine Ministerialordre seiner Stelle als Mitglied der Prüfungscommission und Lehrer der Hebammenschule in Metz enthoben worden. Nun fehlt nur noch, daß die Wähler des Metzer Wahlkreises den sonderbaren "Patrioten" durch eine Massenkundgebung zwingen werden, auch sein Mandat zum Reichstag niederzulegen.
- Die nächste Tagung des Reichstags soll nun doch schon im neuen Reichstagsgebäude beginnen. Es wird voraussichtlich um die Mitte des Novembers fertig sein. Eine Abschiedsfeier im alten Gebäude findet nicht statt, sondern der Reichskanzler wird, nachdem die Meldung erstattet worden sei, daß das neue Reichstagshaus zur Benutzung bereit stehe, die Mitglieder auffordern, sich dorthin zu begeben.
- Die Mittheilung, daß die Vollendung des neuen Reichstagsgebäudes durch feierliche Legung eines Schlußsteines begangen werden solle, wird von der "Nordd. Allg. Ztg." mit dem Hinzufügen bestätigt, daß der Kaiser seine Theilnahme in Aussicht gestellt habe.
- Vom bürgerlichen Gesetzbuch wird der "Nordd. Allgem. Ztg." zufolge in den nächsten Wochen die Drucklegung des Familienrechts erfolgen, sodaß der Reichstag bei seinem Zusammentritt auch diesen Theil des bürgerlichen Gesetzbuchs bereits fertig vorfinden dürfte.
- In der letzten Sitzung des Bundesraths wurde der Vorlage betreffend die Vornahme einer neuen Berufs= und Gewerbezählung sowie dem Antrag des 4. und 7. Ausschusses, betreffend die Vornahme einer Berufs= und Gewerbezählung im Jahre 1895 die Zustimmung ertheilt.
- Die lautlose Ansammlung einer Schar von Herren vor dem kaiserlichen Patentamt in der Louisenstraße in Berlin am 1. Oktober in den frühesten Morgenstunden hatte die Aufmerksamkeit des Publikums und natürlich auch der Polizei erregt. Es waren Jäger auf dem Anstand zur Jagd nach den Warenzeichen. Um 12 Uhr nachts war das neue Warenschutzgesetz in Kraft getreten, wodurch das Patentamt die Behörde geworden ist, bei der künftig alle Zeichen, Etiketts usw. zum Schutz der Waren und zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs angemeldet werden müssen. Und wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die von den Wartenden so ängstlich gehüteten Pakete enthielten die einzueichenden Papiere. Einzelne Patentanwälte überreichten mehrere hundert Anmeldungen mit einem Mal. Erstaunliches leisteten die Wartenden im "Stillgestanden". Wie versichert wird, hat der Patentanwalt Gronert, der wohl in etwas übertriebener Fürsorge bereits vor drei Uhr mit Aufgebot von 4 Mann erschienen war, die erste Nummer erhalten. Der Präsident v. Koenen hatte bei dem großen Andrang (10 000 Warenzeichen wurden im Ganzen angemeldet), Vorsorge getroffen, daß Alles gerecht zugehe und alle Wartenden um 9 Uhr (endlich!) in richtiger Folge nach Art des Hammelsprungs einzeln in die Pforte des Schutzpalastes eingehen durften. Später liefen Wagenladungen voll Postsachen ein. Hoffentlich erfüllt der neue Schutz die darauf gesetzten Erwartungen!
- Wie aus Washington gemeldet wird, hat sich die Erwartung, daß die deutsche Regierung gegen die Tarifklausel, durch die ein Extrazoll von 1/10 Cent per Pfund auf Zucker aus Ausfuhrprämien zahlenden Ländern gelegt wird, Einspruch erhoben werde, nunmehr erfüllt. Der deutsche Botschafter hat dem Staatssekretär Gresham eine die Klausel betreffende Protestnote überreicht, die sich darauf stützt, daß die Klausel, weil eine Differenzierung enthaltend, eine Verletzung des bestehenden Vertragsverhältnisses sei. Die Angelegenheit bildet zur Zeit den Gegenstand von Verhandlungen zwischen dem Staatssekretär und dem deutschen Vertreter.
- Mehrere Mitglieder des amerikanischen Zucker=Rings, jener mächtigen Vereinigung, die mit ihrem Geld eine den Interessen der Gesammtheit entsprechende Tarifreform verhindert hat, sind in Anklagezustand versetzt worden, weil sie sich geweigert haben, auf die ihnen vom Senatsausschuß vorgelegten Fragen zu antworten. Der Ausschuß hat zu untersuchen, ob der Ring sich der Bestechung von Senatoren schuldig gemacht habe.
- Aus St. Petersburg wird berichtet, daß im Warschauer Militärbezirk schon wieder ein neues Armeecorps, das neunzehnte, gebildet werden soll. Nach der betr. Verordnung, die im "Rußkij Invalid" veröffentlicht wird, soll das neue Corps aus der 2. und 38. Infanteriedivision und der 7. Cavalleriedivision gebildet werden und der Chef der 38. Infanteriedivision, Generallieutenant Gurtschin, an die Spitze desselben treten.
- Nach in Petersburg vorliegenden Nachrichten ist der Gesundheitszustand des Kaisers befriedigend und giebt zu Besorgnissen keinen Anlaß. Das Befinden ist jedenfalls besser, als in den letzten Tagen in Spala. Der Schlaf ist gut.
- Der Gesundheitszustand der Königin Margherita von Italien soll nach einer römischen Meldung des Triester "Piccolo" ungünstig sein.
- Der "Neuen Freien Presse" wird aus Pest gemeldet, daß das ungarische Budget für das Jahr 1895 mit einem Ueberschusse abschließen wird. Die Schlußabrechnungen für das Jahr 1895 ergaben einen Ueberschuß von 30 Millionen gegen den Voranschlag.
- In Peking ist alles zerfahren. Die Unentschlossenheit des Kaisers und seiner Räthe ist sehr characteristisch. Der schlechteste Eindruck wurde durch die Nachricht hervorgerufen, daß der kaiserliche Schatz und die dynastischen Archive aus Mukden entfernt werden mußten. Die Soldaten und das niedrige Volk in Peking glauben, daß die Japaner bereits auf die Hauptstadt losmarschieren. Es herrscht zwar kein großer Schrecken, aber eine grenzenlose Angst. Die Lage der Fremden wird unhaltbar. Es ist ein offenes Geheimniß, daß infolge der Verluste bei Ping=Yang und durch den Untergang des "Kowshing" Mangel an geübten Artilleristen eingetreten ist.
- Der japanisch=chinesische Krieg ist in ein neues Stadium getreten dadurch, daß in China nach den letzten vernichtenden Niederlagen sich die Bande stattlicher Ordnung bedenklich zu lockern beginnen. Die Korruption des Mandarinenthums tritt unverhüllt zu Tage; hier und da rebellieren die schlecht besoldeten, undisziplinierten und miserabel bewaffneten Soldaten, die wie Räuberbanden im eigenen Lande hausen. Am folgenschwersten aber erweisen sich die zunehmenden Ausschreitungen gegen Angehörige fremder Staaten, wogegen die chinesischen Behörden vollkommen machtlos sind.
- Auf der Weltausstellung in Antwerpen hat am Dienstag in Gegenwart des Königs und zahlreicher Würdenträger die Verkündigung der den Ausstellern zuerkannten Preise stattgefunden. Unter die 12 000 Aussteller aller Länder sind nicht weniger als 401 große Preise, 812 Ehrendiplome, 1813 goldene, 2238 silberne, 1671 bronzene Medaillen, sowie 879 ehrenvolle Erwähnungen für schöne Künste erteilt worden, sodaß nur 35% der Aussteller leer ausgegangen sind. Auf Deutschland u. Holland sind verhältnißmäßig die meisten Aussteller entfallen. Von 727 deutschen Ausstellern haben 27 den großen Preis, 52 Ehrendiplome, 182 goldene, 205 silberne, 167 bronzene Medaillen und 63 ehrenvolle Erwähnungen erhalten. 10 deutsche Aussteller, die Anspruch auf die höchsten Auszeichnungen gehabt hätten, sind außer Wettbewerb gewesen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 7]

- Mit Eröffnung der neuen Riesenschleuse am Nordostseekanal bei Holtenau ist wieder ein wichtiger Abschnitt im Bau des Nordostseekanals vollendet worden; die Mündung des alten Eiderkanals wird jetzt zugeschüttet werden und im nächsten Jahre wird die große Wasserstraße durch die cimbrische Halbinsel für die Schiffe aller Nationen offen stehen.
- Am Sonntag mittag fuhr ein Möbelwagen von Berlin nach Rummelsburg. In der Nähe des Arbeitshauses wurde derselbe durch unvorsichtiges Anzünden einer Cigarre in Brand gesetzt. Der Kutscher wollte das Feuer dadurch löschen, daß er mit dem Wagen direct in den Rummelsburger See fuhr, leider aber war es zu spät. Das Feuer hatte bereits einen solchen Umfang angenommen, daß Möbel ganz und der Wagen bis auf die Räder verbrannt waren. Der unglückliche Eigenthümer, ein armer Handwerker und Vater von 4 Kindern, konnte von seinem Besitz nichts retten.
- Emil Gaa, der Inspector des Kurhauses in Baden=Baden, verstarb plötzlich auf der Axenstraße wählend einer Velocipedfahrt am Herzschlag.
- Wie Berliner Blätter melden, sind jetzt auch falsche Thalerstücke im Umlauf, und ein solches ist auch bereits angehalten worden. Es trägt das Bildniß König Wilhelms I. und die Jahreszahl 1870. Das Falschstück ist aus Zink und Blei zusammengesetzt in einer Form hergestellt und um ein Gramm schwerer als die richtigen Thaler.
- Der Förster Hein ist im Walde bei Gottesberg in Schlesien von Wilderern erschossen worden.
- Der Kaufmann Julius Rosendahl, der in München 40 000 Mk. unterschlagen hatte, ist beim Eintreffen des Dampfers "Berlin" in Newyork verhaftet worden. In seinem Besitz sind 50 000 Mk. vorgefunden worden!
- Die Einwohner von Hallgarten im Rheingau wollten wegen der hohen Brotpreise eine Gemeindebäckerei errichten. In Folge dessen haben nunmehr die Bäcker der dortigen Gegend, den Preis für das 4pfündige Brot auf 33 Pfg. ermäßigt, während sie seither dafür 50 Pfg. verlangt hatten.
- Nicht weniger als 15 Personen sitzen augenblicklich in Berlin, des Wuchers angeklagt, hinter Schloß und Riegel.
Sie werden nicht gemeinsam vor dem Strafrichter erscheinen, sondern in mehrere Gruppen getheilt werden. Die erste Gruppe umfaßt acht Angeklagte, an deren Spitze steht Herr Wendel Treuherz, außerdem verschiedene Schlepper. Die Angelegenheiten dieser Gruppe dürften in etwa Monatsfrist zur öffentlichen Verhandlung reif sein. Die Anklage ist bereits den Angeklagten zugestellt worden. Sie bildet ein dickes Aktenstück und enthält als Einleitung eine vom Staatsanwalt ausgearbeitete Charakteristik des Hauptangeklagten Treuherz. Es ist daraus zu ersehen, daß Treuherz' Hand auch im Hannoverschen Wucherprozeß wiederholt deutlich erkennbar gewesen ist. Die Anklagebehörde führt gegen die Angeklagten ca. 100 Zeugen ins Feld.
Diesmal handelt es sich nicht um Offiziere, die von diesen Blutigeln ausgesogen worden sind. Hoffentlich gelingt es, wenigstens diesen 15 Wucherern einmal gründlich auf die schmutzigen Pfoten zu klopfen!
- Der Gemeinderath in Straßburg bewilligte mit 17 gegen 14 Stimmen einen städtischen Zuschuß von 228 000 Mk. zur Erbauung einer festen Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl. Damit ist der Bau dieser wichtigen Brücke gesichert.
- Infolge des eine volle Woche andauernden Regens wurden bei Ancona die Schutzdämme durchbrochen, sodaß eine Ueberschwemmung entstand, infolge deren mehrere Häuser einstürzten. Das Hochwasser erschwerte die Rettung der Bewohner. Am Donnerstag stürzte das 600 Kranke bergende Spital ein. Man befürchtet, daß durch die Katastrophe ein großer Theil der Kranken unrettbar verloren ist. Aus allen Städten der Umgebung ging Hilfe nach Ancona ab.
- Aus ganz Mittel=Italien werden große Ueberschwemmungen gemeldet, welche infolge von anhaltenden Regengüssen entstanden. Bei Bologna droht eine Eisenbahnbrücke einzustürzen.
- Aus Ischl (Oesterreich) wird vom 1. Oct. berichtet: Nachdem seit drei Tagen schon ein sehr kühles Wetter bei beständigen Nordwestwinden geherrscht hatte, fing es heute mittags so heftig zu schneien an, daß in kurzer Zeit Bäume, Hausdächer, ja sogar der Erdboden mit einer 2 cm hohen Schneeschicht bedeckt waren.
- Ueber den Schwarzwald gingen in den letzten Tagen heftige Schneestürme; der Schnee liegt stellenweise 10 bis 15 cm hoch.
- In Folge ununterbrochenen Regenwetters sind in Steiermark große Ueberschwemmungen eingetreten. Viele Ortschaften und Thäler sind unter Wasser gesetzt. Der Markt in Gleistorf ist theilweise, die Gemeinde Kainachthal ist ganz überschwemmt. In Köflach hat das Hochwasser das dortige Gußstahlwerk überflutet. Das Feistritzthal gleicht einem See. Der Wettersturz hat sich im Salzkammergut, in Tirol und Kärnten durch heftige Schneefälle geäußert. Auch der Stadt Budweis in Böhmen droht in Folge anhaltender Regengüsse Hochwassergefahr. Der Wasserstand der Moldau ist 2 Meter, der der Masch 99 Zentimeter über dem Normalstand.
- Die gerichtliche Untersuchung über den Tod des Fräuleins v. Salomon in Budapest, die, wie gemeldet, in der Hypnose verschieden ist, wird wahrscheinlich eingestellt werden, da die Obduktion der Leiche nichts Belastendes ergeben hat.
- Nachdem er in Monte Carlo 200 000 Fr. verloren hatte, erschoß sich der Pariser Universitätsprofessor Paul Aubry am Meeresstrande. In den Taschen des Unglücklichen fand man ein an den Polizeidirector gerichtetes Schreiben, in welchem er seinen Leichnam dem Pariser anatomischen Institut vermacht.
- Aus einem Zimmer des dritten Stockwerks eines Hauses in Barcelona, wo ein alter armseliger Mann wohnte, drang seit einigen Tagen Leichengeruch hervor. Die Nachbarn erstatteten Anzeige bei der Polizei und diese ließ die Thür des betreffenden Zimmers erschließen. Der Inhaber desselben wurde als verwesende Leiche auf einem elenden Strohlager aufgefunden. In blechernen Dosen fanden sich Staatspapiere im Werthe von zehn Millionen Realen (2 Millionen Mark!) in der Wohnung des Verstorbenen vor. Dieser soll des Hungertodes gestorben sein.
- Nach dem Genuß von Fleisch milzkranker Thiere kamen in Palermo in den letzten Tagen mehr als 100 Erkrankungen vor. 16 Personen sind gestorben.
- Auf österreichische Requisition nach Aufhebung einer dortigen Falschmünzerbande wurde in München der ungarische Maler Bologh verhaftet, wegen Betheiligung an der Fabrikation falscher Zehnguldennoten im Betrage von mehreren 100 000 Gulden.
- Bei der am Dienstag in Antwerpen auf der Ausstellung vorgenommenen Preisvertheilung hat Deutschland auf 727 Aussteller 706 Auszeichnungen erhalten.
- Unter den Studenten der Medizin in Constantinopel wurde eine weitverzweigte Verschwörung gegen den Staat entdeckt und daraufhin 40 Personen verhaftet.
- Für Reservisten. Die zur Entlassung gekommenen Mannschaften machen wir auf ihre Verpflichtung aufmerksam, sich innerhalb 14 Tagen bei dem Bezirksfeldwebel anzumelden, dessen Controlle sie unterstellt sind. Die Unterlassung dieser Meldung zieht empfindliche Strafe nach sich. Die zur Disposition beurlaubten Mannschaften haben vor jedem Wechsel ihres Aufenthaltsortes die Erlaubniß hierzu beim Bezirksfeldwebel einzuholen; im Falle sie dieser Bestimmung nicht nachkommen, haben sie sofortige Wiedereinberufung zu gewärtigen. Alle militärischen schriftlichen Meldungen der Landwehrmänner und Reservisten an das vorgesetzte Bezirks=Commando bzw. Feldwebel werden von der Post portofrei befördert, wenn die Briefe mit dem Vermerk "Militaria" versehen und offen (unverschlossen) eingeliefert werden.
- Eine Junggesellensteuer wurde in Ottawa eingeführt; 480 000 Junggesellen wurden von der Steuer betroffen. Ob's was helfen wird?

[ => Original lesen: 1894 Nr. 79 Seite 8]

- König Oskar von Schweden, der ein vorzüglicher Sänger und Musiker ist, hat, wie englische Blätter melden, eine neue Sinfonie vollendet, die demnächst aufgeführt werden soll. - Der Herzog von Sachsen=Coburg ist ein brillanter Violinspieler und hat ebenfalls mehrere vollendete Technik verlangende Bravourstücke für sein Lieblingsinstrument componirt. - Die Königin von Belgien ist eine der besten Harfenspielerinnen.
- Nachdem die hypnotische Behandlung zu Heilzwecken bei funktionellen Nervenkrankheiten vielfach verwendet worden ist, hat sie kürzlich auch Eingang gefunden auf einem Gebiet, auf dem man ihre Wirksamkeit kaum vermuten konnte, bei Krebskranken zur Bekämpfung der Schmerzen und Schlaflosigkeit. Das stetige Jammern und Klagen über Schmerzen, die oft weit über die von dem Carcinom affizierte Gegend sich hinauserstrecken, die Thatsache, das narkotische Mittel, Opium und Morphium, zwar eine Zeit lang den qualvollen Zustand lindern, aber in steigenden Dosen zu verabreichen sind, bis auch diese Mittel infolge von allmählicher Gewöhnung versagen, und wegen unangenehmer Nebenwirkungen ausgesetzt werden müssen, hat den dirigierenden Arzt am St. Lazarushospital in Warschau, Dr. v. Watraszewski, veranlaßt, vor einiger Zeit bei den betreffenden Kranken die Hypnose zu versuchen, mit gleichzeitiger Suggestion, daß nach dem Erwachen aus dem Schlaf die Schmerzen nachlassen, bez. schwinden werden. Der Erfolg hat alle Erwartungen übertroffen, wie eine Veröffentlichung unter Beigabe einer reichen Casuistik in der "Allgemeinen medizinischen Central=Ztg." erweist.
- Zum Mästen der Hühner besitzt der Bruchreis alle günstigen Eigenschaften im höchsten Grade. Seine mehr rundliche Form gestattet ein leichteres Durchmengen und Durcheinanderarbeiten in Kropf und Magen, es entleeren sich sonach diese Organe leichter und rascher und sind dann zu erneuter Nahrungsaufnahme befähigt. Zu dieser leichten mechanischen Vorarbeit im Kropfe und Magen des Huhnes gesellt sich noch eine außerordentlich leichte Verdaulichkeit, in welcher Hinsicht keine Getreideart dem Reis gleichgestellt werden kann. Es erlaubt sonach der Reis die reichlichste Fütterung in der kürzesten Zeit, ein Punkt, auf welchen es gerade bei der Mästung ankommt. Bruchreis kann außerdem sehr billig bezogen werden und verwerthet sich demgemäß zur Mast vorzüglich. Ein Punkt muß jedoch wohl beachtet werden: Der Bruchreis ist häufig, besonders in seinen Ecken durch längeres feuchtes Lagern stark verschimmelt; man muß ihn deshalb vorerst durch den Geruch und Geschmack daraufhin prüfen, und wenn dieser auf starke Verschimmelung weist, muß man ihn vor der Verfütterung gelinde rösten, was am besten in Kaffeebrenn=Trommeln geschehen kann, die Schimmelbildung wird dadurch zerstört.
- Es wurde vor kurzem ein Hühnerhabicht von einem Horste geschossen und die flüggen Jungen getötet. Bei der Besichtigung des Horstes fand sich eine förmliche Niederlage frisch geschlagener Opfer und zwar ein halberwachsener Hase, ein Eichhörnchen, eine Taube und eine Drossel, letztere beide fein säuberlich gerupft. Wenn man nun bedenkt, daß der Tisch der Jungen des Tages über mindestens doch einmal frisch gedeckt wurde, wird man bemessen können, welchen enormen Schaden eine derartige Räuberfamilie anrichtet. Kein Jagdberechtigter sollte es daher unterlassen, für Hühnerhabichte die Patronen zu schonen.
- Gegen Stuhlverstopfung. Sehr gut und wohltätig wirkt das folgende einfache Mittel: Für 30-40 Pfg. ganzer Rhabarber in 1 oder 2 Stückchen wird in einem Liter frischem Wasser in einem reinen steinernen Krug gethan und dieser mit einem Stöpsel gut verschlossen. Von diesem Wasser wird täglich dreimal 1/8 Liter, etwa Vormittags 9 Uhr, Abends gegen 5 Uhr und Nachts vor dem Schlafengehen getrunken. Jeden Abend aber wird soviel frisches Wasser nachgegossen, als man während des Tages getrunken hat. Im Winter kann man den Krug hinter den Ofen setzen. Das tägliche Auffüllen, das nie vergeßen werden sollte, erhält das Wasser gut. Man kann oft ein Vierteljahr davon trinken, bis alles aufgelöst und frischer Rhabarber notwendig ist. Dieses einfache Mittel gehört zu den besten, weil es zugleich den Magen stärkt und reinigt. Ein alter erfahrener Arzt hat dies allen seinen Kranken verordnet, die an Verstopfung litten.
- Modenarrheit. In England wird jetzt das Blond von den Damen in Acht und Bann gethan und nur noch die rothe Haarfarbe findet Gnade bei den Damen, namentlich in der Nuance von Rothgold. Die schönsten Frauen sollen ja - so wird die Mode gerechtfertigt - alle rothgoldiges Haar gehabt haben. Berühmt ist das rothe Haar der schönen Geraldine, berühmt das Haar der Kaiserin Eugenie und das der schönen Georgierinnen. Außerdem wird gefunden, daß rothes Haar am besten zu den modernen Stoffen paßt und Sammt und Velvet "förmlich rothes Haar erfordert!"
- Von einem Scherz unseres Kaisers wird in Kiel wie folgt erzählt: Als Kaiser Wilhelm vor kurzem seine Yacht betrat, kam ihm ein Matrose Namens Jörg mit einem Humpen Bier, den er in eine Offizierskajüte tragen wollte, entgegen. Der Kaiser weidete sich an der Verlegenheit des armen Burschen, der vorerst nicht wußte, was er machen sollte, und dann dem Kaiser den Salut erwies, indem er das Bierglas krampfhaft an die Hosennat hielt. Der Kaiser ging auf den Matrosen zu und redete ihn freundlich an: "Siehst Du Jörg, das hast Du dumm gemacht. Ich wollte Dir zeigen, wie man sich in einer solchen Situation benimmt; geh' hinauf und denk Dir, Du bist der Kaiser, und ich will der Matrose Jörg sein." Der arme Bursche wagte keinen Einwand; er mußte über die Kaisertreppe an Bord kommen, und Kaiser Wilhelm trat ihm unten als Matrose mit dem Bierglas entgegen. Als er Jörg sah, markierte der Kaiser eine gewisse Verlegenheit, setzte jedoch dann das Glas an die Lippen, trank es vollkommen leer, stellte es auf die Bordwand und leistete sodann den Ehrensalut. "Siehst Du, Jörg, so macht man's. Merk' Dir das! Und jetzt geh' hinunter und laß Dir ein neues Glas geben und für Dich auch eins. Wenn sie Dich fragen, sag' nur, ich hab' es gesagt, und sie sollen nicht böse sein; denn es war ausgezeichnet frisch und hat mir sehr geschmeckt."
- Mit 116 Jahren heiratslustig zu sein, das mag nicht oft vorkommen. In Tolchenover in Rußland kam jedoch eine in dem genannten respectablen Alter stehende Bäuerin um ihre Heirathslicenz ein. Der beneidenswerthe Bräutigam ist siebenundfünfzig Jahre alt, hat bereits Enkel und könnte bequem der Urenkel seiner Frau sein. - In Grant County, Indiania, heiratete Mr. Baldwin Hathway eine Wittwe, die zwanzig Jahre vorher bereits einmal seine Frau gewesen war. - Das jüngste Ehepaar der civilisirten Welt dürfte wohl Mr. und Mrs. Combe in New=Yersey sein. Die Frau zählte genau vierzehn Jahre, der gestrenge Ehegatte sechzehn Jahre und zwei Tage, als der Ehebund geschlossen wurde.
- Der "Gipfel der Vorsicht". Kluge Leute waren vor ein paar Jahren, als in einigen russischen Gouvernements Feuersbrünste wieder einmal furchtbar unter den Dörfern aufgeräumt hatten, mit dem weisen Ratschlag ungescheut an die Oeffentlichkeit getreten, die Polizei solle den Gebrauch der Zündhölzchen verbieten, weil durch diese das Feuer entstehe. Heute ist nun im Charkow'schen Gouvernement im Kampf gegen Feuersbrunst und Brandstiftung eine Maßregel origineller Art ergriffen worden. Die Merefjan'sche Gemeindeversammlung ist nach Anhören des Berichts des Aeltesten, daß dem Bauer K. sein Haus im Laufe zweier Jahre zweimal niedergebrannt, zu dem Beschluß gekommen, dem Betreffenden zu verbieten, sein Haus abermals aufzubauen, da man nicht sicher sei, daß es nicht wieder ein Raub der Flammen werde. Man sieht, die Schildaer haben jetzt ihr Heim nach Osten verlegt!
- Das kleinste Dorf ist unstreitig das wenige Kilometer von Neumarkt in Schlesien entfernte Hubendorf; dasselbe besteht gegenwärtig nur noch aus einer - Scheuer.
- Aus dem Amtsstil. Der Herr Bauamtsdirekter klingelt dem Bureaudiener und befiehlt ihm: "Bringen Sie mir die Landwehrinfanteriekommunalkasernenbaukollaudieruugskommissionsprotokolmundirungselaboratsexhibitennummer!"


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