No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. September
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 1]

- Im Mausoleum zu Charlottenburg sind am Sonntag die Sarkophage Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin Augusta in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin eingeweiht worden. Der verewigte Kaiser ist dargestellt in der Uniform des I. Garde=Regiments, entblößten Hauptes unter einem Hermelinmantel ruhend; in beiden Händen hält er das lorbeerumwundene Reichsschwert. Die Kaiserin mit dem Diadem und einem feinen Spitzenschleier geschmückt, hält in den gefalteten Händen ein Kruzifix. In ihrem Schoß liegen Blüthen und Blätter von Passionsblumen, eine besonders schwierige Leistung des Bildhauers (Professor Encke). Das Kaiserpaar ruht auf antiken Ruhebetten, Löwenköpfe mit Klauen bilden die Enden der Sarkophage. Der Zwischenraum zwischen diesen Sarkophagen ist fast doppelt so groß, als zwischen denjenigen Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, um bei Feierlichkeiten mehr Raum zu bieten. Die neuen Sarkophage werden von gelbem Oberlicht übergossen.
- Ueber den Termin der Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes steht immer noch nichts fest; es ist aber nicht mehr wahrscheinlich, daß der früher in Aussicht genommene Tag, 18. October, wird eingehalten werden können. Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes steht auch der Zeitpunkt des Beginns der nächsten Reichstagssession in Zusammenhang. Wenn es sich irgend machen läßt, beabsichtigt man, die neue Session gleich mit der Einweihungsfeier zu verbinden und sonach von dem alten Gebäude überhaupt für den Reichstag keinen Gebrauch mehr zu machen.
- Nach einer Meldung aus Kiel erfolgte am 1. d. M. der Durchstich des Dammes an der östlichen Mündung des Nordostseekanals. Die gewaltigen Holtenauer Schleusenanlagen sind damit der Schiffahrt geöffnet.
- Zu der Beerdigung der freiwillig in den Tod gegangenen sozialdemokratischen Agitatorin Frl. Wabnitz in Berlin, die am Sonntag Nachmittag stattgefunden hat, hatten die Sozialdemokraten große Vorbereitungen getroffen. Die Polizei hat aber den Leichenzug, der von der Wohnung einer Freundin der Verstorbenen aus stattfinden sollte, untersagt und die Leiche ist bereits am Sonnabend nach der Halle des Friedhofes geschafft worden.
- Als ein Zeichen der Zeit wird der "Nat. Ztg." von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß infolge des beträchtlich zurückgegangenen Fremdenverkehrs in den letzten fünfviertel Jahren in Berlin nicht weniger als 27 Hotels verkracht sind.
- Auf dem Dampfer "Gertrud Woermann", der am 10. September von Hamburg nach Westafrika abfährt, haben sich so viele deutsche Reisende zur Mitfahrt gemeldet, daß schon lange alle Plätze besetzt sind. Fast nach allen Colonien in Westafrika, bis zum Congo, nimmt das Schiff Fahrgäste mit. Der Verkehr dahin wächst ununterbrochen und auch die jetzigen größeren Woermann=Dampfer können den Anforderungen in Bezug auf Passagierbeförderungen kaum noch genügen.
- Auf der gräflich Karolischen Besitzung Puszta Bab ist dieser Tage ein Hirt im Alter von 106 Jahren gestorben. Bis kurz vor seinem Tod war er körperlich und geistig gesund. Sein Weib, mit dem er 85 Jahre hindurch in glücklicher Ehe gelebt hat, ist jetzt 103 Jahre alt.
- Eine Schachpartie mit charakteristisch kostümierten lebenden Figuren wird während des neunten, vom Deutschen Schach=Bund Anfang September in Leipzig abzuhaltenden Kongresses auf der Bühne des Leipziger Stadttheaters gespielt werden.
- Der Zustand des Grafen von Paris ist nach Londoner Berichten jetzt sehr besorgnißerregend. Sämmtliche Mitglieder der Familie Orleans sind nunmehr am Krankenbett versammelt. Der Herzog von Orleans richtete am Sonnabend abend ein Telegramm nach Paris, welches lautete: "Die Schwäche des Kranken ist sehr beunruhigend. Betet für meinen Vater, für mich und für Frankreich!"
- Der Generalrath zu Marseille hat sich für die Einführung der allgemeinen zweijährigen Militär=Dienstzeit ausgesprochen.
- Die "Voss. Ztg." erfährt aus Stockholm, daß die Verschlechterung in dem Befinden der Kronprinzessin von Schweden=Norwegen die Aerzte veranlaßt hat, zu einem sofortigen Klimawechsel zu rathen. Die Kronprinzessin wird bereits am 10. September mit ihren beiden Söhnen in Baden=Baden eintreffen und sich dann unter die Obhut eines bekannten Spezialisten in Heidelberg stellen. Im ganzen Lande findet der besorgnißerregende Zustand der Prinzessin allgemeine Theilnahme.
- Wie der "Kölnischen Zeitung" aus Belgrad gemeldet wird, hat König Alexander von Serbien den Wunsch ausgesprochen, auch Sr. Majestät dem Kaiser in Berlin seine persönliche Aufwartung machen zu dürfen. König Alexander wird gegen den 20. October in Berlin eintreffen.
- Wahrscheinlich durch Explosion des im Raffinerieprocesse befindlichen Petroleums brach am Sonnabend nachmittag in Wien in der Petroleumraffinerie von Wagemann ein Brand aus, welcher 400 Ctr. Petroleum vernichtete. Ein Arbeiter erlitt Brandwunden. Das Feuer wurde nach schwierigster Arbeit auf seinen Herd beschränkt.
- Der Schah von Persien hat, wie Wiener Blätter berichten, dem französischen Augenarzt Dr. Gulezuowsky, der ein Augenleiden seines Lieblingssohnes, des Prinzen Zil El=Sulen, geheilt hat, ein Honorar von 5000 Pfd. Sterl.=100 000 Mark gewährt und ihm zugleich die Reisespesen von Paris nach Teheran und zurück ersetzt. Selbstverständlich hatte der Arzt während seines Aufenthaltes in Persien völlig freie Wohnung und Verpflegung.
- Nach einem Bericht der "Voss. Ztg." zertrümmerten die Geniesoldaten in Athen mit Aexten sämmtliche Möbel des zweistöckigen Hauses der Zeitung Akropolis. Alle Bücher der Expedition wurden vernichtet und die Druckerei untauglich gemacht. Der Schaden wird auf 200 000 Drachmen geschätzt. Die Casse wurde von den Tumultuanten versiegelt und der Behörde übergeben. Die Re=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 2]

gierung soll erklärt haben, sie werde mit aller Schärfe gegen die Frevler vorgehen.


- Ueber eine merkwürdige Operation, die im Charing Croß=Hospital ausgeführt wurde, berichtet man aus London: Es handelt sich um einen nasenlosen Mann, der diesem Manco abzuhelfen wünschte. Man pfropfte auf die entsprechende Stelle einen amputierten Finger eines anderen Mannes; es ergab sich aber, das der Finger bereits abgestorben war, und nicht anwuchs. Der Patient erklärte sich darauf bereit, sich eines eigenen Fingers zu berauben, um den kostbaren Gesichtsschmuck zu erhalten. Um für den Fall eines Mißlingens der Operation den Mann nicht ohne den betreffenden Finger zu lassen, wurde sein bezüglicher Arm in Gypsverband gelegt und der "Nasen=Bauplatz" derart in Verbindung gebracht, daß er unbeweglich 3 Wochen lang darauf lag. Der Finger wuchs thatsächlich an; darauf wurde derselbe amputiert und als Nase arrangiert. Der Mann, den ich mir auf die vorstehende Meldung der Exchange Compagny im Hospital ansah, steht in der Mitte der dreißiger Jahre, und ist ein ausgedienter schottischer Soldat, er geht schon im Zimmer herum, fühlt sich sehr wohl, hat sehr guten Appetit und spricht leicht deutlich, nur schwach näselnd. Die Operation wurde von dem Chefchirurgen Dr. Bloxam unter Assistenz des Hauschirurgen Dr. Sandells vollzogen. Der betr. Finger ist der Mittelfinger der linken Hand; vor Anpressung an der Nase wurden die Knochen aus dem Finger entfernt. Man sieht nun einen nasenschwundigen Nasenrest und daran den angewachsenen Finger, der an der unteren Spitze noch mit einem Pflaster geschlossen ist. Schön siehts nicht aus, aber besser als gar nichts.
- Wenn sich die neue Schiffsschraube, die Richard B. Punition von Williamsport in Pennsylvanien erfunden hat, bewähren sollte, so würde man die Fahrt zwischen Europa und Amerika demnächst in 3 Tagen machen können. Das Eigenthümliche der Erfindung ist, daß bei einer Aenderung des Schiffskörpers zwei Reihen besonders konstruirte Schrauben an den Schiffsseiten anstatt am Stern angebracht werden. Diese Schrauben werden paarweise angebracht und zwar das erste Paar vorn, um das Wasser zu zertheilen, den Bug zu heben, und durch Verminderung der Friktion an demselben die Schnelligkeit zu vermehren. Die anderen Schrauben sind unter der Wasserlinie angebracht, 20 an der Zahl, je von 5 Fuß Durchmesser. Die Vorzüge dieser Konstruktion sollen darin bestehen, daß sie dem Schiff nicht allein eine immense Geschwindigkeit, sondern auch ein stetes Gleichgewicht geben und es auch bei hochgehender See in aufrechter Stellung halten. Da die Schrauben je 100 Fuß von einander getrennt sein sollen, so ergiebt sich, daß ein Dampfer von 600 Fuß Länge außer den vorderen Paaren am Stern, wie schon bemerkt, je fünf Schraubenpaare an jeder Seite, also im Ganzen zwanzig Schrauben haben wird. Die Triebkraft kann auf verschiedene Art geliefert werden, durch große Maschinen im Bug, in der Mitte des Schiffes und Stern, welche direkt auf die vorderen Schrauben wirken und für die anderen elektrische Triebkraft durch Dynamos erzeugen. Der Hauptvorzug aber besteht darin, daß alle Schafte der Schrauben unabhängig von einander arbeiten, so daß das Brechen eines derselben ohne Folge für die Fortbewegung des Schiffes ist. Die wasserdichten Abtheilungen befinden sich auf beiden Seiten des Dampfers. Jetzt gehen zwei Drittel der Triebkraft bei allen Dampfern verloren, da die zwei Schrauben derselben nur auf einem geringen Wasserraum wirken können, während 20 Schrauben 10=mal mehr Wasser überwältigen können. Es wird jetzt ein Modell dieser Erfindung gebaut, welches durch Elektrizität getrieben wird und eine praktische Illustration vom Wirken dieses Systems geben soll.
- Betrunkene Sperlinge. Man schreibt aus St. Louis: "Die Sperlinge sind in unseren Baumwollplantagen eine große Plage geworden, denn sobald sich das Gehäuse öffnet, kommen jene Vögel, picken die Baumwolle heraus und tragen sie in ihre Nester. Auf solche Weise gingen den Pflanzern viele Hundert Pfund des kostbaren Naturproduktes verloren, bis es jetzt endlich gelungen ist, der Sperlinge dadurch Herr zu werden, daß man dieselben betrunken macht und in diesem Zustande dann rasch einsammelt. Ein Missisippi=Landwirth hatte zuerst die Idee, Weizenkörner längere Zeit in süßen Whisky - Kornbranntwein - zu legen und dann dieselben auf seinen Baumwollfeldern als Lockspeise für die Sperlinge auszustreuen, welche sich auch nicht lange besannen, das neue wohlschmeckende Gericht aufzufressen. Nach fünfzehn bis zwanzig Minuten hatte man das komischste Schauspiel, welches sich denken läßt, denn die ganze Plantage war mit stark betrunkenen Sperlingen bedeckt, welche sich in den möglichsten und unmöglichsten Capriolen ergingen, dabei auf eine ganz eigenthümliche Art vor Vergnügen zwitschernd. Lange Zeit wurde ihnen jedoch nicht gegönnt, sich, dieses Zustandes in freier Luft zu erfreuen, denn Kinder, mit Säcken versehen, waren bereit, jene Trunkenbolde einzusammeln und viele derselben erschienen noch am gleichen Tage gebraten auf dem Mittagstisch der Eltern der bei dem Sammelgeschäft sehr fröhlichen Jugend. Hierbei stellte sich heraus, daß gebratene Sperlinge ein sehr wohlschmeckendes Essen repräsentiren. Nach zwei bis drei Tagen, wenn man den Whiskyweizen angewendet hat, sieht man nur noch wenige der kleinen Räuber auf den Baumwollplantagen, denn die meisten der Uebrigbleibenden haben offenbar eine Lehre bekommen und sind in eine andere Gegend geflogen." Man hat folglich ein leichtes und sicher wirkendes Mittel gefunden, sich der Sperlinge zu erwehren, wenn dieselben zu zahlreich auftreten und die Obsternten bedrohen.
- Mittel gegen Verstopfung und Blähsucht des Rindviehes. Die erste Hilfe bei der im Sommer oft sehr rasch und gefährlich auftretenden Verstopfung und Blähsucht des Rindviehes sei stets: schnelle Ausräumung des Mastdarmes (Hand und Arm dazu geölt). Von den rationellen Mitteln, welche stets und schnell zur Hand zu haben sind, soll der Viehbesitzer, namentlich folgende beachten: 1. Glaubersalz; hiervon verträgt das Rind große Mengen, kleine sind wirkungslos. Man gebe nie unter 1 Pfund, aber gerne bis zu 2 Pfund und zwar gekocht bis zur Auflösung in 2 l Wasser. Wenn die Verstopfung nicht allzu hartnäckig, wird in der Regel Glaubersalz allein genügen. Man kann dem Glaubersalz noch zur Verstärkung hinzufügen: eine Abkochung von 80-100 g Rauchtabak (durchgeseiht) und eine Tasse Bierhefe. Dieses mit der Glaubersalzlösung vermengt, wird warm in 3-4 Dosen alle 1 1/2 Stunde gegeben. Auch 1 Pfd. Glaubersalz mit 30 g Aloë in Kamillenthee (in 4 Dosen alle 2 Stunden zu geben) wirkt gut. Wenn die Thiere zugleich auch schlechte Freßlust zeigen, so gebe man daneben zur Anregung der Verdauung ein Freßpulver aus: 1 1/2 Eßlöffel Enzianpulver mit 1 Eßlöffel Kochsalz (oder anstatt Enzianpulver auch Tabakspulver). 2. Krotonöl. Ist aber von sehr heftiger Wirkung, daher auch gefährlich und darf aus diesem Grunde nur im alleräußersten Notfalle gegeben werden, wenn alles andere im Stich läßt. Es wird in einer Dosis von nur 26 Tropfen mit Mehl und Schleim als Pille verabreicht. 3. Klystier. 1 l Wasser mit 30-40 g Seife zu Seifenwasser gekocht, dazu 2 Eßlöffel Kochsalz. Verstärkt wird dieses Seifenklystier noch, wenn man Wasser nimmt, in welchem vorher Tabak abgekocht und abgeseiht wurde. Die gleichen Mittel können nur in etwas milderen Dosen, auch für die Pferde angewendet wenden, mit Ausnahme des Tabakklystiers, welches Pferde nicht vertragen.
- Ameisen zu vertreiben. Sind an einem Hause oder an einem Baume Ameisen bemerkbar, die auf= und abmarschieren, so giebt es gegen solche ein ganz vorzügliches Mittel, welches Jedermann zur Probe ausführen kann, nämlich man ziehe einen wagerechten, dicken 3-4 cm breiten Kreidestrich. Dus Resultat ist, daß die Ameisen, welche hinauf wollen, umkehren, und diejenigen, welche herab wollen, in den Strich laufen und sofort herunterfallen. Auf diese Weise werden Ameisen von den Bäumen und Häusern abgehalten und entfernt.
- Nicht mit sich spaßen läßt ein "Photograph" in Barr im Elsaß. Er hat in seinem Schaufenster die Bilder der hartgesottenen Schuldner mit den Köpfen nach unten aufgehängt und einen Zettel

[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 3]

daran geklebt mit der Aufschrift: "Nicht bezahlt." Nur Zahlung bis auf den letzten Heller kann die armen Sünder aus ihrer peinlichen Lage befreien.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg im Bonrad belegene Ackerstück der Frau Holldorf, Marie geb. Spehr, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 3. September 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Kl. Siemz sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. der Hauswirthsfrau Retelsdorf, Marie geb. Kaehler, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 4. September 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur E. Hahn.
                                                    . Dufft.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 11. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 3. Sept. 1894.

Der Magistrat.


Torf=Auction.

Montag, den 10. September 1894 sollen auf dem Woitendorfer Moore

300 Ruthen Baggertorf

meistbietend unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Bedingungen verkauft werden. Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr. Versammlung bei der Hütte.
Vitense, d. 3. September 1894.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


1 Kuhfütterer
sucht zum 24. October                          
                                                    Kaiser-Stove.


In ca. 8 Tagen erwart ich eine größere Parthie

Ia böhmisch. Braunkohlen u. Senftenberger Briketts
"Marie",
die ich ab Bahnhof zu liefern billigstens empfehle.
                                                    Aug. Spehr.


Ausverkauf
von den noch vorräthigen Herren= und Damenstiefeln, Filzpantoffeln zu den billigsten Preisen.
                                                    C. Rahn Ww.


   Cigarren!   
In Kisten von 100 Stück und 50 Stück:
2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 3 M., 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 4 M., 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 5 M., 6 M. u. S. w. pr. 100 Stück.
pr. Dutzend: 35 Pfennig (Mecklenburg)., 40 Pfennig (Mecklenburg)., 45 Pfennig (Mecklenburg)., 50 Pfennig (Mecklenburg)., 55 Pfennig (Mecklenburg)., 60 Pfennig (Mecklenburg). 70 Pfennig (Mecklenburg). bis zu den allerfeinsten Qualitäten,
empfiehlt
Friedr. Eckmann,
Siemzerstraße 199.


Vorläufige Anzeige.

Unterzeichneter, beehrt sich, den geehrten Bewohnern von Schönberg u. Umgegend ergebenst anzuzeigen, daß ich am 15. Sept. d. J. das photogr. Atelier des Herrn Weinrebe übernehme und soll es mein Bestreben sein, durch saubere und billige Arbeiten, das Wohlwollen der mich Beehrenden zu erwerben.

Hochachtungsvoll                          
                                                    P. Michael, Photograph.
Schönberg i. M.                                                    


Bergmann's
Vaseline-Cold-Cream-Seife
beste Hausstandsseife
gegen rauhe und spröde Haut,
sowie zum Waschen und Baden kleiner Kinder.
1/2 Pfund Packete 3 Stücke enthaltend 50 Pfennig (Mecklenburg).
Alleinverkauf für Schönberg
                                                    Emil Hempel,
                                                    Buchbinder,


Echter Hollandscher Rahmkäse Pfund 90 Pfennig (Mecklenburg).,
Echter Hollandscher Halb=Rahmkäse Pfund 60 Pfennig (Mecklenburg).,
Echter Schweizerkäse Pfund 1,10 M.,
Tilsiterkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
Limburger=Fettkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
Romatour=Fettkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
alter Holsteinerkäse nach Qualität,
sowie gelber und grüner Kräuterkase,
Prima Anchofische in Gläsern 50 Pfennig (Mecklenburg).

bei                                                    H. Brüchmann.


Photographie-Atelier
von
  Th. Liebert, Schönberg.  

Einem geehrten Publikum zur ergebenen Anzeige, daß ich nur noch bis zum 12. September hieselbst Aufnahmen mache und werden sämmtliche Bilder nach wie vor in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie der Haltbarkeit und Aehnlichkeit geliefert. Bitte daher noch um gütigen Zuspruch.
Ferner theile meinen werthen Kunden mit, daß ich sämmtliche Platten von hier mitnehme und können Nachbestellungen jeder Zeit noch nach Jahren unter meiner Adresse Güstrow Mühlenstr 8 gemacht werden.

Hochachtungsvoll                          
                          Th. Liebert.
- : -

NB. Etwaige Forderungen und Gegen=Rechnungen bitte höfl. bis zum 12. September begleichen zu wollen.


Hängelampe     Lampen
in großer Auswahl
empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 4]

Farbe aller Art bei H. Brüchmann.


Am Dienstag, den 4. September eröffne ich meinen ersten großen

Inventur=Ausverkauf.

Der Ausverkauf dauert nur bis zum 20. September. Reste von Buckskins, Kleiderstoffen etc. werden besonders billig ausverkauft.

                                                    Hugo Heincke.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Sonntag, den 9. September.
Nachmittags 4 Uhr für die liebe Jugend
Prinzeß Sneewittchen und die 7 Zwerge.
Märchen in 7 Bildern von C. A. Görner.
Abends 8 Uhr:
Operetten-Abend!          Operetten-Abend!
Das Posthaus,
oder
Der Postillon von Müncheberg.
Operetten=Posse mit Gesang und Tanz in 3 Akten und 6 Bildern Von E. Jacobsen und R. Rindner.
Musik von Conradi.
                                                    Alex. Weymann.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 9. d. Mts.:                          
Tanzmusik.


Gasthof "Catharinenhöhe"
Carlow.
Concert
am Sonntag, den 9. Sept. 1894. Anfang 7 Uhr. Entree à Person 30 Pfennig.
Nach dem Concert:
Ball.
Wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    Ad. Eduard Creutzfeldt.


Mast= und Freßpulver für Schweine
erregt Fresslust, verhütet Verstopfung, reinigt das Blut, bewirkt rasches Fettwerden und schützt vor vielen Krankheiten. Pro Schachtel 50 Pfg. Vor Nachahmungen wird gewarnt.
Geo. Dötzer's pharm. Fabrik.
2 gold., 1 silb. Medaille.
Erhältlich bei Apotheker Montag.


Eine der 4 großen deutschen Lebensversicherungs=Anstalten sucht für Schönberg und Umgegend einen tüchtigen Vertreter. Die Anstalt ist am Ort bereits eingeführt. Gefl. Offerten beliebe man unter E. L. 100 an die Exped. d. Ztg. zu richten.


Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (3 Opern, 2 Schauspiele und ein Lustspiel oder Posse) in der Spielzeit 1894/95, für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 Mk., im ersten Range 12 Mk., im Parkett und in der Parkettloge 10 Mk., im 2. Rang, Balkon und Mitte 6 Mk., im 2. Rang Seite 5 Mk. kostet. Für diejenigen Abonnenten, welche die Eisenbahn benutzen müssen, werden für die Reise nach Schwerin und an demselben Tage zurück bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt und sind Theater= und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Bis zum 10. September d. J. nimmt Abonnements=Anmeldungen freundlichst entgegen:

in Schönberg: Herr Hotelbesitzer Spehr.
Die Ausgabe der Karten erfolgt im September.
Schwerin, den 29. August 1894.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Gefunden ein goldener Ring. Zurückzufordern gegen Erstattung der Insertionskosten bei Marie Dierck, Hinterstr., bei Schleifer Peters.


Umfahrten der 2. Pfarre.

Montag, den 10. Sept : Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rottensdorf, Retelsdorf, Rabensdorf, Torrisdorf, Sabow.
Mittwoch, den 12. Sept.: Petersberg, Bechelsdorf, Niendorf.
Donnerstag, den 13. Sept : Kl. Siemz, Gr. Siemz, Lindow, Törpt, Ollndorf, Raddingsdorf, Resdorf.
Montag, den 17. Sept.: Mahlzow, Kleinfeld, Rupensdorf, Wahlsdorf, Lockwisch.

I. A.
H. Schulze.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 9. September.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 38-47 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 35.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. September 1894.


- Schönberg. (Theater.) Nachdem die Weymann'sche Theatergesellschaft nunmehr eine Reihe von Vorstellungen gegeben, können wir unser Urtheil dahin fassen, daß die Gesellschaft aus durchweg tüchtigen Kräften besteht und die Leistungen als vorzüglich zu bezeichnen sind. Die letzte Vorstellung, "Heidelberger Studentenstreiche", war wieder eine von den Vorstellungen wie wir sie von der Weymann'schen Truppe gewohnt sind: glatt, flott und abgerundet. Obiges Stück ist eins von den Lustspielen, bei welchen der Zuschauer aus dem Lachen nicht herauskommt, und unser Publikum hat gelacht, nein, gejubelt! In erster Reihe gebührt der Löwenantheil den Herren Fiedler und Schulz als flotte, freche Studenten; beide Herren ließen ihrer Laune nach Herzenslust die Zügel schießen und riefen immer wieder neue Lachsalven hervor. Die Herren Hainé, Lanz und Weymann, sowie die Damen Geertz, Meinert und Nerges, sie alle gaben ihr Bestes, um zu einer flotten und künstlerisch abgerundeten Vorstellung beizutragen, und somit können wir dieselbe auch als vorzüglich bezeichnen. - Schade, daß dieselbe so schwach besucht war. Ueberhaupt fällt es auf, daß unsere braven Landleute sich in diesem Jahre so spärlich an dem Theaterbesuch betheiligen, während sie im vorigen ein sehr starkes Contingent stellten. Es mag wohl zum theil an der verspäteten Erndte und auch in den ungünstigen Verhältnissen der Grund zu suchen sein. Hoffen wir, daß sich der Besuch bessert und die strebsame Direction ihre Rechnung findet. Auf die am Sonntag stattfindende Kindervorstellung wollen wir die Eltern im Interesse ihrer Lieblinge ganz besonders aufmerksam machen. Als Abendvorstellung kommt mit dem gesammten Personal "Der Postillon von Müncheberg" zur Aufführung und machen wir darauf auch besonders aufmerksam.
- Neustrelitz, 3. September. S. K. H. der Großherzog verläßt morgen Homburg und begiebt sich nach Ostende, von wo aus er am 14. d. M. nach Paris reisen wird.
- Die Feldbäckerei in Güstrow backt jetzt täglich 2500 Brote. Später, wenn die Truppenzusammenziehungen beginnen, wird Tag und Nacht gebacken werden. Die Brote müssen vier Tage gelegen haben, ehre sie an die Truppen abgeliefert werden.
- Von einem Ackerbürger in Malchin wurde dieser Tage eine größere Anzahl Maikäfer beim Pflügen ans Tageslicht befördert.
- Ueber die Obsternte=Aussichten dieses Jahres liegen folgende Mittheilungen des Deutschen Pomologenvereins vor: Die Ernteaussichten für Aepfel sind u. a. sehr gut in Mecklenburg, für Birnen gut, mittelmäßig für Zwetschen, gut bis mittelmäßig für Pflaumen, für das übrige Obst ebenfalls mittelmäßig in Mecklenburg. Eine gleichmäßig gute Aussicht für alle Obstsorten hat nur die Provinz Brandenburg.
- Ein Unfug, betr. die Sperrung der Rostocker Chaussee bei Laage geschah am Dienstag Abend. Ein Fuhrmann, der mit schwerbeladenem Wagen von Rostock zurückkehrte, konnte wegen der Dunkelheit den Draht nicht bemerken und wunderte sich nicht wenig, als das eine Pferd, das den Kopf etwas hoch trägt, plötzlich nicht vor= noch rückwärts konnte. An der Unfallstelle ging es nämlich bergab, der Wagen schob die Pferde nach vorne und der Draht, starker Koppeldraht, hielt sie zurück. Mit genauer Noth gelang es dem Fuhrmann den Draht vom Baume zu lösen und so sein Pferd vor Erstickung zu retten. Das andere Pferd war mit dem Kopf gegen den Draht gestoßen. An der Seite der Chaussee, an welcher sich der Steig befindet, war der Draht 1,85 m hoch vom Boden um den Baum gewickelt. Fußgänger konnten also unter dem Draht durchgehen, ohne ihn zu bemerken. Jedoch auf der anderen Seite war der Draht nur 1,20 m hoch vom Boden am Baum befestigt. Dem Pferde ist am Halse die Haut fast durchgescheuert, die Stelle ist leicht gerötet, weiteren Schaden hat dasselbe nicht genommen. Erzählt wird auch, daß man schon vor längerer Zeit am Abend auf der Rostocker Chaussee Barrikaden vorgefunden habe, die aus den Schutzdächern der Steinschläger hergestellt gewesen seien.
- Ein Verbrechen, das vor 10 Jahren verübt worden ist, soll, so wird der "Nbr. Ztg." zufolge aus Landsberg a. W. geschrieben, dem Anschein nach noch seine Sühne finden, nachdem bis vor Kurzem die Nachforschungen nach dem Thäter ohne Ergebniß geblieben waren. Im Juli 1884 wurde der Förster Reimann in der Forst Wusterwitz erschossen aufgefunden. Der vermuthliche Mörder Schmidt, genannt Kollmann, war gleich nach der That spurlos verschwunden und blieb bis jetzt verschollen. Vor kurzem wurde nun dieser Schmidt hier von einem früheren Bekannten gesehen und erkannt, der auch sofort die Behörden hiervon in Kenntniß setzte, so daß Schmidt verhaftet werden konnte. Er befindet sich jetzt in Landsberg in Untersuchungshaft.
- Im Monat Juni sind auf der Großherz. Meckl. Friedrich Franz=Eisenbahn Zugverspätungen vorgekommen bei Schnellzügen über 10 Min. 1, bei Personenzügen über 20 Min. 1, bei Personenzügen mit Güterbeförderung über 30 Min. 4. Nach der Zusammenstellung des Reichs=Eisenbahnamtes sind von 34 deutschen Bahnen 8 Bahnen ohne solche Verspätungen gewesen. Von 26 Bahnen mit Verspätungen haben 22 Bahnen mehr und 3 weniger Verspätungen gehabt als die Groh. Meckl. Friedrich Franz=Eisenbahn.


- Die Befestigungen von Copenhagen werden mit Ende dieses Monats vollständig fertiggestellt. Sie haben insgesamt 18 Millionen Kronen gekostet, und seit 1885 wurde an ihnen gearbeitet. Sie bestehen aus 5 unter sich verbundenen Forts und einem besondern System von Canälen, die den Zugang der Forts vertheidigen.
- Wie mehrere Londoner Blätter berichten, wurde das von der Königin Victoria im Zulu=Lande für den Prinzen Napoleon errichtete Denkmal vollständig zerstört. Die Untersuchung sei eingeleitet.
- Das Bismarck=Museum in Schönhausen ist einzig in seiner Art, wenn man von denjenigen Sammlungen absieht, die gekrönten Häuptern gelten. Mehr als 7000 Personen sind im vorigen Jahr nach Schönhausen gewallfahrtet, um das Museum zu besichtigen und die Besucherzahl ist eine steigende. Sie umfaßt außer Deutschen auch Engländer, Amerikaner, Russen und Oesterreicher. Soviel man davon auch schon gehört hat, erst bei der Besichtigung erhält man einen vollen Eindruck von der überwältigenden Begeisterung des Volkes für den Schöpfer des Deutschen Reiches und gleich hier sei ein Wort ernsterer Mahnung eingefügt. 4000 Nummern umfaßt schon jetzt das Museum und kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Kisten mit kostbarem Inhalt eintreffen. Die 17 ausgewählten Stücke, die dem Museum durch Professor Julius Lessing entnommen wurden, um nach Chicago zur Ausstellung zu wandern, repräsentirten nach der Versicherungssumme einen materiellen Werth von 90 000 Mk., während der ideelle Werth selbstverständlich ganz unschätzbar ist. Die zahllosen Zeugen des Volksempfindens in den bewegten Tagen aber sind in dem oberen Stockwerk eines alten Schlosses untergebracht in dessen unteren Räumen nicht nur

[ => Original lesen: 1894 Nr. 70 Seite 6]

die Wohnräume des Kastellans und des Inspektors sind, welch' letztere von dem Gefühl der Verantwortlichkeit, welches sie hier haben, zweifellos durchdrungen sind, sondern die 17 Räume des Inspektors dienen auch zum großen Theil dem Dienstpersonal als Aufenthalt, den Milchmägden und anderen Bediensteten. Wenn durch eine Unvorsichtigkeit hier einmal Feuer ausbrechen sollte, würde ein werthvolles Stück greifbarster Illustration zu dem wichtigsten Abschnitt der Geschichte Deutschlands vermuthlich erbarmungslos der Vernichtung anheimgegeben werden; denn auf die Frage, was etwa geschehen könnte, wenn der Feuerdämon hierher seine Krallen ausstreckte, wurde mit Achselzucken geantwortet: "Nichts, dann wird es eben herunter brennen", und die begütigend hinzugefügte Bemerkung: "Aber es wird ja doch nicht brennen", wird kaum als ein zuverlässiger Trost hingenommen werden können.
- Aus Elsaß=Lothringen. Die deutsche Sprache. Es ist eine jedem Besucher des französischen Sprachgebiets auffallende Erscheinung, daß die weibliche Jugend in Bezug auf Deutschsprechen weit hinter der männlichen zurückbleibt. Man trifft daselbst vielfach Mädchen und junge Frauen, die ihre ganze Schulzeit unter der deutschen Verwaltung zugebracht haben, ohne einen deutschen Satz sprechen zu können. Diese besonders auch im Interesse der nächsten Generation betrübende Erscheinung beruht zunächst darauf, daß im französischen Sprachgebiet das Mädchenschulwesen hauptsächlich in den Händen von Schulschwestern liegt, die infolge ihrer mangelhaften Vorbildung zur Ertheilung des deutschen Schulunterrichts nur wenig befähigt sind. Zudem stehen sie zu sehr unter dem Einfluß des Klerus, der der deutschen Sprache entgegenarbeitet. Weiter kommt in Betracht, daß die Mädchen schon mit dem 13. Lebensjahre, also ein Jahr früher als die Knaben, aus der Schule entlassen werden.
- Kleinigkeiten. In unserem schnelllebigem Zeitalter wird wenig auf die kleinen Artikel geachtet, die im täglichen Leben in ungeheuren Mengen verbraucht bezw. verschwendet werden, weil sie eben so billig sind und auch sein müssen. Kein Artikel wird wohl in solchen Massen fabrizirt und consumirt als das kleine wenig geachtete, und doch so unendlich wichtige - Streichholz. - Den Verbrauch desselben genau festzustellen hält sehr schwer, weil die Nachweise fehlen, jedoch ist es dem Patent= und technischen Bureau von B. Reichhold Berlin C. Kaiser Wilhelm Str. 40 (dieses Bureau ertheilt unseren geschätzten Abonnenten und Lesern alle Auskünfte in Patentangelegenheiten gratis) gelungen, an Hand unvollkommener statistischer Nachweise Folgendes ziffernmäßig zu belegen.
In Europa ist nachweislich der tägliche Verbrauch an Zündhölzern per Kopf durchschnittlich 7 Stück, woraus sich bei der jetzigen Einwohnerzahl ein Consum von ca. 2 Milliarden Stück per Tag ergiebt, im Jahr also 730 Milliarden. Diese Streichhölzer in eine Reihe hintereinandergelegt haben eine Länge von 36,5 Milliarden Meter, welche 829 Mal um die Erde reichen, oder wenn diese 829 Windungen nebeneinander laufen, würde ein Land von 1,65 Meter Breite die Erde umschließen. 6000 Stück Streichhölzer wiegen 1 Kilo, das Holzgewicht der täglich verbrauchten beträgt 300 000 Kilo. Da nun 1 Kubikmeter Pappelholz, das beste Material für Streichhölzer, 300 Kilo wiegt, so sind 400 000 Kubikmeter Holz im Gewicht von 109 1/2 Millionen Kilo nothwendig, um den Bedarf eines Jahres nur in Europa zu decken. Bezüglich der anderen Materialien, welche zur Fabrikation gehören, läßt sich der Verkauf nicht einmal annähernd feststellen, nur vom Phosphor ist nachgewiesen, daß zur Zündholzfabrikation ca. 210 000 Kilo jährlich verbraucht werden. Die Menge der anderen Materialien, wie Schwefel, chlorsaures Kali, Schwefelantimon, Gummi, Gelatine, Paraffin ist gänzlich unbekannt. Wird nun den Kosten vom Holz und Phosphor noch der Lohn der Arbeiter, welche auf 30 000 geschätzt werden, hinzugerechnet so ergiebt sich der Gesammtwerth der jährlichen Zündholzfabrikation in Europa von mindestens 195 Millionen Mark. Bemerkt muß noch werden, daß die Schachteln, Verpackung, Papier, Siegellack etc. nicht mit eingerechnet sind. Das kleine, wenig geachtete Streichholz, spielt also in der Beziehung eine ganz bedeutende Rolle.
- Millionäre und ihr Lebensalter. Man schreibt aus London: Im Laufe der ersten sieben Monate des gegenwärtigen Jahres sind in England vier Pfund=Millionäre verstorben, Leute, die testamentarisch mehr als 20 Millionen Mark hinterlassen haben, eine auch für England ziemlich hohe Zahl. Dazu kommen neun Personen, die bei ihrem Tode ein Vermögen von zehn bis zwanzig Millionen Mk. aufwiesen. Es mag in zustehenden Kreisen einige Genugthuung bereiten, daß die großen Sorgen, die solche Besitzthümer mit sich bringen, doch nicht immer gar so aufreibender Natur sind, wie man wohl annimmt. Die 25 Pfund=Millionäre, die im Laufe der letzten 6 Jahre und ersten 7 Monate ds. Js. in England verstarben, erreichten ein Durchschnittsalter von 75 Jahren. Einen derselben ließen seine Sorgen sogar auf 90 Jahre kommen. Es scheint demnach ein gar empfehlenswerthes Mittel, um ein solches Alter zu erreichen: - Millionär zu werden!
- Die Bärenplage in Finnland. Ueber die diesjährige Bärenplage in Finnland wird von der dortigen Landbevölkerung sehr geklagt und die Verluste, die ihr durch die dreiste Raubgier der Bären verursacht werden, nehmen kein Ende. Manche komische Episoden laufen dabei mit unter. So begegnete im Kirchspiel Jisalmi dem Bauer Heiskomon ganz in der Nähe des Dorfes Sunewa Folgendes: Er machte einen Rundgang um sein Feld und hörte hinter einem Heuschober ein Schnarchen. In der Meinung ein Hund sei dort eingeschlafen, pfiff Heiskomon, erhielt aber in demselben Augenblick einen heftigen Hieb auf den Rücken. Als er sich hastig umwandte, stand er einem riesigen Bären gegenüber. Vor Schreck ließ er sein Beil, ohne welchen Schutz die Bauern sich gar nicht mehr aus dem Hause ins Freie wagen, fallen, und ergriff, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, die Flucht. Hinter ihm her aber trabte Meister Petz, holte ihn bald ein und schlug seine Krallen in den Rücken des Bauern. Zum Glück für diesen war dessen wollene Jacke dick, so daß der Bär nur das Rückenstück der Jacke herausriß und an demselben zu schnuppern begann. Mittlerweile konnte sich der Bauer retten. - Im Dorfe Wartsili hatten Bären 5 Kühe zerrissen und gefressen, und die Bauern beschlossen endlich, die Räuber zu stellen. Sie errichteten im Walde ein Wachhäuschen, brachten in der Nähe desselben Lockspeise an, und drei Mann, mit einer alten Flinte versehen, nahmen zur Nacht im sicheren Versteck Platz. Bald war auch der Bär da. Beim Anblick des mächtig ausgewachsenen Thieres Sank den Jägern der Muth, ihr Glück mit dem fraglichen Gewehr zu versuchen; sie verhielten sich mäuschenstill und waren nur froh, daß der Bär, nachdem er die Lockspeise flüchtig berochen, sie unangefochten ließ und sich wieder tiefer in den Wald zurückzog.
- Tapferkeit der Frauen. "Ich habe", sagt ein boshafter Schriftsteller, "Frauen gekannt die nicht den Muth hatten zu reiten, weil sie fürchteten, das Pferd könne mit ihnen durchgehen, andere, die sich scheuten, eine Wasserfahrt mitzumachen, weil sie fürchteten, das Boot könne umschlagen; noch andere, die abends nicht spazieren gehen wollten, weil sie glaubten, der Tau könne fallen. Niemals aber habe ich eine Frau gesehen, die nicht den Muth gehabt zu heiraten, obschon dies ein gewagterer Schritt ist, als alle übrigen zusammen genommen."
- Von den Europäern im Dienst des Königs von Korea erhält nur einer ganz regelmäßig sein Gehalt. Es ist der Elektrotechniker des Palastes. Der König und der Hof haben nämlich eine furchtbare Angst vor Gespenstererscheinungen. Nur Zauberer und das electrische Licht können die Geister verscheuchen. Sobald nun das Gehalt nicht pünktlich bezahlt ist, versagt die electrische Leitung plötzlich und nimmt ihre Dienste nicht wieder auf, bis die rückständige Summe bezahlt ist.


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