No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. September
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 1]

         Die durch die Uebungen der 18. Division im hiesigen Fürstenthume entstehenden Flurschäden sind von den Beschädigten ihrem Ortsvorstande sofort nach Beendigung der Uebung anzumelden und von diesem behufs Vorbereitung und Feststellung der Vergütungen in der vorschriftsmäßigen Nachweisung zusammenzustellen. Die Nachweisungen sind bis zum 8. September cr. hierher einzureichen.
              Schönberg, den 31. August 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Zum Sedanfest.

Fast ein Vierteljahrhundert ist nunmehr verflossen, seitdem auf den Schlachtfeldern um Sedan die welthistorische Entscheidung zwischen Deutschland und Frankreich gefallen ist. In allen Theilen Deutschlands rüsten sich, wie alljährlich, Alt und Jung, um die Wiederkehr des Tages, an dem der Grundstein des heute als stolzer Bau emporragenden neuen Deutschen Reiches gelegt worden ist, festlich zu begehen, um im Gedenken an die große Zeit das Herz zu erheben und die Vaterlandsliebe zu kräftigen, die allein zu Ruhmestaten befähigt, wie sie heute an unserem Geist vorüberziehen. Was aber der Feier die höhere Weihe giebt, das ist, daß wir heute den Sedantag vor allem als Friedensfest feiern dürfen, in dem frohen Bewußtsein, daß die deutsche Macht, die Frucht jener schweren, blutigen Kämpfe, der festeste Hort des Weltfriedens geworden ist, dem wir bereits eine lange Zeit der Ruhe und des ungestörten Schaffens verdanken, wie es nach Beendigung des großen Krieges Niemand zu erhoffen gewagt hätte.
So lebendig diesseits wie jenseits der Vogesen die Erinnerung an die Ereignisse von 1870/71 auch erhalten geblieben ist, so sind doch 24 Jahre eine lange Zeit, in der manche Wunde vernarbt ist, so daß die furchtbare Bitterniß der Niederlage von unseren Feinden nicht mehr mit gleicher Stärke empfunden werden kann. Wenige Officiere abgerechnet, giebt es heute in der ganzen französischen Armee Niemanden mehr, der damals den Deutschen mit den Waffen in der Hand gegenüber gestanden hätte. Eine neue Generation ist herangewachsen, der die nationale Rachsucht nicht aus Selbsterlebtem eigen ist, sondern genährt worden ist, mit künstlich von außen her in sie hineingetragenen Gefühlen. Diese Gefühle brauchen darum nicht weniger lebhaft zu sein, aber der gewissermaßen theatralische Beigeschmack, den sie haben, schließt doch die zündende Kraft aus, die sich äußern würde, wenn die Besiegten von damals noch da wären. Als Preußen sich im Jahr 1813 gegen Napoleon erhob, war es dasselbe Geschlecht, das 1806 zu Boden geschlagen worden war, das sich mit grimmigem Haß aufraffte und den Bedränger aus dem Lande jagte. Die Franzosen haben es kurz nach 1870 geliebt, an das preußische Beispiel zu erinnern, und sie schmeichelten sich und drohten uns mit der Aussicht, daß sie ihr Leipzig für ihr Jena von 1870 ebensogut haben würden wie wir. Darüber sind nun 24 Jahre vergangen, ohne daß diese Drohung in die That umgesetzt worden wäre, und manche Besserung ist seitdem in den politischen Verhältnissen Europas eingetreten, die die Verwirklichung jener Hoffnungen noch weiter in die Ferne rückt. Gerade in jüngster Zeit haben sich die Zeichen gemehrt, daß die Spannung zwischen den alten Gegnern diesseits und jenseits der Vogesen auch auf französischer Seite im Nachlassen begriffen ist, und in erster Linie sind es ritterliche Akte unseres Kaisers und dessen stetiges Bemühen, den berechtigten Gefühlen der französischen Nation ein Entgegenkommen zu beweisen, die eine Wendung zum Besseren herbeigeführt haben. Wir sind weit davon entfernt, diese Zeichen zu überschätzen und zu glauben, daß der Revanche=Gedanke in Frankreich durch Höflichkeitsbezeugungen so schnell Abbruch erleiden könnte, aber immerhin muß anerkannt werden, daß durch die Besserung der äußeren Beziehungen der zwischen beiden Ländern lagernde Zündstoff vermindert oder doch wenigstens der Blitzgefahr ein wenig entrückt worden ist. Schon das ist ein Gewinn und diesem haben wir es wohl auch hauptsächlich zu verdanken, daß zur Zeit der politische Horizont so klar und heiter ist, wie seit langer Zeit nicht.
In der That, es hat sich viel geändert seit einigen Jahren. Das Gras rauscht über den Gräbern der vielen Tausende, die in französischer Erde ruhen, und auch der Rachedurst ist etwas Vergängliches. Warum sollte nicht der Friede erhalten bleiben können, da er so lange bewahrt geblieben ist? Nach 1815 klang ganz Frankreich wieder von dem Ruf nach der Revanche für Waterloo. Fast acht Jahrzehnte sind seitdem verflossen und schon vor 1870 war der Ruf längst verhallt, nicht einmal das leiseste Echo zittert noch im französischen Herzen. So wollen wir hoffen, daß auch der Ruf: "Revanche für Sedan!" einmal zu den historischen Raritäten gehören wird. Mit jedem Tag, um den wir uns weiter von der Leidenschaft und dem Kriegslärm von 1870 entfernen, muß sich die Unmittelbarkeit der friedlichen Gefühle ja doch mildern.


- Der Kaiser hat durch kürzlich ergangene Cabinetsordre der Infanterie=Schießschule in Spandau eine besondere Schießauszeichnung verliehen. Die Avancierten erhalten nämlich, sobald sie ihren Cursus in lobenswerther Weise absolvirt haben, außer den Fangschnüren eine eigene Dekoration in Gestalt einer silbernen Eichel, die vor an der Brust

[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 2]

an einer feinen silbernen Schnur hängend zugleich mit der Fangschnur getragen wird. Die Krone der Eichel ist aus Mattsilber, der Kern aus blankem Silber gefertigt.
- Eine neue Felddienstordnung ist unter dem 20. Juli genehmigt worden. Dieselbe bezeichnet sich zwar selbst nur als einen Neuabdruck, ist aber in der That, wie der "Köln. Ztg." geschrieben wird, einer Neubearbeitung gleich zu achten. In dem neuen Reglement sind beim Meldungs= und Nachrichtenwesen zum erstenmale die Radfahrer erwähnt; ebenso bei der Aufklärung die Luftschifferabtheilungen, welche bei frühzeitiger Verwendung und günstigen Beobachtungsverhältnissen vortheilhafte Dienste leisten und die Meldungen der Cavallerie wesentlich ergänzen. Der Telegraph ist von den Eisenbahnen abgetrennt und besonders die Bedeutung des Telephons (Fernsprecher) hervorgehoben worden, bei dem ein zweckmäßiges Zusammenwirken der Feld= und Etappen=Telegraphen=Formationen erfordert wird.
- Von den älteren kaiserlichen Prinzen wird jetzt in der Nähe des Neuen Palais mit Vorliebe das Zweiradfahren gepflegt. So konnte man am Sonntag die drei ältesten Prinzen auf ihren Zweirädern eine Tour im Wildpark machen sehen, während der Militär=Gouverneur mit einem jüngeren Prinzen ihnen in einem Ponyfuhrwerk folgte.
- Wie es scheint, sind die Tage des Grafen von Paris, des "Königs von Frankreich," gezählt. In Paris sind Privat=Telegramme aus England eingegangen, wonach der Zustand des Grafen von Paris so ernst geworden ist, daß die Aerzte das Schlimmste befürchten. Der Monsignore d'Hulst, einer der Führer der royalistischen Partei, hat sich nach Stowehouse zum Grafen von Paris begeben.
- Sämmtliche Pariser Polizeikommissare haben ein genaues Personen=Verzeichniß aller in Frankreich wohnhaften, sowie des Landes verwiesenen Anarchisten, deren Zahl 374 beträgt, erhalten. Die meisten sind Italiener, dann kommen Belgier, Deutsche, Spanier und Russen. Die Gendarmerie wurde beauftragt, die Landstreicher genau zu überwachen, da viele Anarchisten sich als Vagabunden der behördlichen Verfolgung leichter entziehen zu können glauben.
- Das Leichenbegängniß des Freiherrn von Pecco in Rom wird vom königlichen Hause bestritten. Dem Toten wurde das letzte Lager mit Edelweiß und Alpenrosen geschmückt, welche die Königin selbst gepflückt hat.
- Die Frage des achtstündigen Arbeitstages für die Bergarbeiter hat unter den englischen Bergleuten jetzt einen offenkundigen Zwiespalt hervor gerufen. Die Bergleute von Northumberland haben nämlich trotz allen angewandten Druckes beschlossen, dem Bunde der Bergleute von Großbritannien fernzubleiben und zwar aus Abneigung gegen die gesetzliche Einführung des achtstündigen Arbeitstages.
- König Alexander von Serbien übt sich in letzterer Zeit eifrig im Deutschsprechen und hat, nachdem er den deutschen Sprachunterricht seit seiner Großjährigkeitserklärung aufgegeben, jetzt seinen früheren Lehrer der deutschen Sprache, Professor Rosner, nach Nisch kommen lassen, um sich im Deutschen zu vervollkommnen. Der König will bei seinem Besuche in Berlin, der im October stattfinden wird, möglichst geläufig die deutsche Sprache gebrauchen.
- "Versöhnungsthaler" sollen aus Anlaß des Ausgleichs zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck nach der Meldung eines Berliner Lokalreporters, und zwar in der Anzahl von 5000 Stück in der Berliner Münze geprägt worden sein. Wie das "B. T." auf Erkundigung von zuständiger Seite erfährt, ist diese Nachricht unbegründet, da es sich lediglich um ein Privatunternehmen handelt und die betreffenden Thaler in einer Nürnberger Privat=Prägeanstalt hergestellt worden sind. Die Bezeichnung "Gedächtnißthaler", welche die Medaille am Rande als Umschrift trägt, verstößt übrigens gegen das Reichsmünzengesetz, so daß wegen Verletzung desselben ein Strafverfahren gegen den Nürnberger Verfertiger des "Versöhnungsthalers" eintreten dürfte. Bei der Berliner Münze sind Nachfragen nach diesem "Thaler" in großer Zahl, namentlich aus Süddeutschland, eingelaufen. Der Nürnberger Medailleur läßt sich das Fabrikat, welches das Gewicht eines Thalers hat, mit fünf Mark bezahlen, so daß er, angesichts des niedrigen Silberpreises, einen erheblichen Gewinn aus seiner Spekulation herausschlägt.
- Ein großer Sonnenflecken ist gegenwärtig auf der Oberfläche der Sonne sichtbar. Er befindet sich, was äußerst selten ist, auf dem Aequator und hat die ganz ungewöhnliche Ausdehnung von 150 000 Kilometer. Von Paris aus sind auf diesem Flecken stürmische Bewegungen und das Hervorbrechen riesiger Flammenzungen beobachtet worden. Man kann den Fleck mit dem durch schwarzes Glas bedeckten Auge sehen.
- Die goldenen Jahre des Lebens. Professor George Beand hat Studien über den Einfluß des Alters auf die geistige Energie des Menschen angestellt und das Ergebniß in einem Buch niedergelegt. Der Gelehrte theilt das Leben folgendermaßen ein: Die goldenen Jahre des Lebens sind von 30-40; die silbernen von 40-50; die eisernen von 50-60; die bleiernen von 60-70; die knöchernen von 70-80. Er fand, daß 70 Prozent der menschlichen Arbeit, die auf der Welt verrichtet wird, durchschnittlich in die Jahre vor dem 45. Lebensjahre fallen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Rieps sub Nr. IX belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wilhelm Böttcher daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 1. October d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegen und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Juli 1894.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Schlagbrügge sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Clasen daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 27. Oktober 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. August 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 3]

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzer Straße sub Nr. 150 belegene Wohnhaus c. p. der Wittwe Törber, Marie geb. Alten, von hier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 15. Oktober d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. XI belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Werner daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 24. September 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen. Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Oeffentliche Versteigerung.

Sonnabend, den 8. Sept. d. J. Nachmittags 2 Uhr sollen in Hernburg

1 Sopha, 1 Kleiderschrank, 1 Kommode, 1 Küchenbort, 1 Tisch, 4 Rohrstühle, 1 Theeschrank, 1 Spiegel, 1 Waschbalge, 1 Schiebkarre, etwas Brennholz, einige Fuder Kiepenholz, Kartoffeln, Mannskleidungsstücke und anderes mehr,
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung versteigert werden.
Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 2. Sept. 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Torf=Auction.

Montag, den 10. September 1894 sollen auf dem Woitendorfer Moore

300 Ruthen Baggertorf

meistbietend unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Bedingungen verkauft werden. Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr. Versammlung bei der Hütte.
Vitense, d. 3. September 1894.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 11. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 3. Sept. 1894.

Der Magistrat.


Bekanntmachung.
Die diesjährige                          
Buchenmast

soll zum Schweineeintrieb in der Zeit vom 1. November d. Js. bis 15. März k. Js. in den Forsten der Oberförsterei Reinfeld öffentlich meistbietend unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden und zwar

am Freitag, den 7. Septbr. d. J.
12 Uhr Mittags

im Gasthause zu "Stadt Kiel" hierselbst für die Schutzbezirke

Rehtwisch, Kl. Wesenberg, Heidekamp, Reinfeld, Bahrenhof u. Herrenbranden.

Am Sonnabend, d. 8. Septbr. d. J.
11 1/2 Uhr Vormittags

in der Gastwirthschaft von Schacht in Tremsbüttel (am Rehbrock) für die Schutzbezirke

Sprenge, Todendorf und Sattenfelde.
Reinfeld, den 30. August 1894.

                                                    Der Oberförster.


!!!Achtung!!!
Gutes Personal als: Diener, Kutscher, Hofmeister, Schweizer, Knechte, Jungen etc. sowie Küchen=, Stuben=, Kinder=, Haus= und Viehmägde empfiehlt zu vortheilhaften Bedingungen das Internationale und Thüringer Haupt=Platz=Comtoir von G. Gebsen, Apolda. Rückporto erbeten.


1 Kuhfütterer
sucht zum 24. October                          
                                                    Kaiser-Stove.


Ein
Predigerwitwenhaus
oder ähnlich wird zu miethen gesucht. Postlagernd
Schwerin R. 15.


Photographie-Atelier
von
  Th. Liebert, Schönberg.  

Einem geehrten Publikum zur ergebenen Anzeige, daß ich nur noch bis zum 12. September hieselbst Aufnahmen mache und werden sämmtliche Bilder nach wie vor in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie der Haltbarkeit und Aehnlichkeit geliefert. Bitte daher noch um gütigen Zuspruch.
Ferner theile meinen werthen Kunden mit, daß ich sämmtliche Platten von hier mitnehme und können Nachbestellungen jeder Zeit noch nach Jahren unter meiner Adresse Güstrow Mühlenstr 8 gemacht werden.

Hochachtungsvoll                          
                          Th. Liebert.
- : -

NB. Etwaige Forderungen und Gegen=Rechnungen bitte höfl. bis zum 12. September begleichen zu wollen.


Ia ungeblauten grobkörnigen
Cristallzucker
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 4]

Am Dienstag, den 4. September eröffne ich meinen ersten großen

Inventur=Ausverkauf.

Der Ausverkauf dauert nur bis zum 20. September. Reste von Buckskins, Kleiderstoffen etc. werden besonders billig ausverkauft.

                                                    Hugo Heincke.


Echter Hollandscher Rahmkäse Pfund 90 Pfennig (Mecklenburg).,
Echter Hollandscher Halb=Rahmkäse Pfund 60 Pfennig (Mecklenburg).,
Echter Schweizerkäse Pfund 1,10 M.,
Tilsiterkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
Limburger=Fettkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
Romatour=Fettkäse Pfund 50 Pfennig (Mecklenburg).,
alter Holsteinerkäse nach Qualität,
sowie gelber und grüner Kräuterkase,
Prima Anchofische in Gläsern 50 Pfennig (Mecklenburg).

bei                                                    H. Brüchmann.


   Cigarren!   
In Kisten von 100 Stück und 50 Stück:
2 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 3 M., 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 4 M., 4 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., 5 M., 6 M. u. S. w. pr. 100 Stück.
pr. Dutzend: 35 Pfennig (Mecklenburg)., 40 Pfennig (Mecklenburg)., 45 Pfennig (Mecklenburg)., 50 Pfennig (Mecklenburg)., 55 Pfennig (Mecklenburg)., 60 Pfennig (Mecklenburg). 70 Pfennig (Mecklenburg). bis zu den allerfeinsten Qualitäten,
empfiehlt
Friedr. Eckmann,
Siemzerstraße 199.


Prima gebrannten Kalk

erwarte in den ersten Tagen und empfehle selben bei Ankunft loose ab Bahnhof oder in Tonnen ab Lager billigstens.

                                                    F. Heitmann.


Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Ia schwed.
Kronsbeeren

Lieferung Anfang September zum billigsten Tagespreise empfiehlt auf vorherige Bestellung

                                                    Aug. Spehr.


Pr. Braunkohlen,
Lieferung Anfang October=Monat,
empfiehlt billigst                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Dienstag den 4. September:
Ungeheure Heiterkeit,       Neueste Novität!
Repertoirstück nur guter Theater!
Heidelberger Studenten-Streiche.
Lustspiel in 4 Acten von A. Schreiber (J. Krüger.)
Donnerstag, den 6. September.
Das Stiftungsfest.
Lustspiel in 3 Acten von Gustav von Moser.
Sonntag, den 9. September.
Nachmittags 4 Uhr für die liebe Jugend
Prinzeß Sneewittchen und die 7 Zwerge.
Märchen in 7 Bildern von C. A. Görner.
                                                    Alex. Weymann.


Am 26. Aug. ist in der oberen Lübeckerstraße Geld gefunden worden. Der Verlierer kann gegen Nachweis dasselbe zurückerhalten. Abzuholen gegen Inserationskosten. Zu erfragen in der Expedition der Zeitung.


Vorige Woche ist mir ein schwarzer Hund mit weiß melirter Brust entlaufen. Derselbe trug derzeit ein weißleinenes Band um den Hals. Sollte sich selbiger irgendwo angefunden haben, so bitte um Nachricht.

                                                    H. Teege in Boitin=Resdorf.


Umfahrten der 2. Pfarre.

Montag, den 10. Sept : Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rottensdorf, Retelsdorf, Rabensdorf, Torrisdorf, Sabow.
Mittwoch, den 12. Sept.: Petersberg, Bechelsdorf, Niendorf.
Donnerstag, den 13. Sept : Kl. Siemz, Gr. Siemz, Lindow, Törpt, Ollndorf, Raddingsdorf, Resdorf.
Montag, den 17. Sept.: Mahlzow, Kleinfeld, Rupensdorf, Wahlsdorf, Lockwisch.

I. A.
H. Schulze.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 38-47 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. September 1894.


- Schönberg. Der hiesige Kaufmann W. Maaß, einer der ersten Geflügelzüchter des Fürstenthums, erhielt auf der Geflügelausstellung in Darmstadt vom 24. - 28. August für einen Stamm Minorka=Hühner den ersten Preis. - Die diesjährigen Anbauversuche mit Conservenfrüchten sind sehr gut ausgefallen und haben stellenweise einen Reinertrag von 100 Mark auf 60 Quadratruthen Ackerland ergeben.
- Schönberg. Für die Besucher der am 1. und 2. October hieselbst stattfindenden 12. Hauptversammlung des Mecklenburg=Strelitzer Landes=Lehrervereins hat die Generaldirection der Friedrich=Franz=Eisenbahn Fahrpreisermäßigung auf allen Linien bewilligt. Einfache Fahrkarten berechtigen zur freien Rückfahrt und gelten vom 1.-5. October.
- Neustrelitz. Am Donnerstag früh rückte die hiesige 9. fahrende Batterie des Holsteinischen Feldartillerie=Regiments Nr. 24 zu den Herbstübungen aus.
- Neustrelitz. Ihre Hoheit die Prinzeß Jutta traf am Dienstag morgen von ihrem Sommeraufenthalt bei den hochfürstlichen Großeltern aus Berchtesgaden hier wieder ein.


- Daß im Jahre 1894 noch einmal Thaler geprägt worden sind, ist eine Tatsache, die nur Wenigen bekannt sein dürfte. Anläßlich der "Versöhnung zwischen Kaiser und Alt=Reichskanzler" sind in der Münze in Berlin 5000 Thalerstücke geprägt worden. Ein solcher "Versöhnungsthaler" zeigt im Avers das Brustbild des Kaisers in Generalsuniform mit Helm; die Unterschrift lautet: Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen 1894. Die andere Seite des Thalers mit dem Brustbilde Bismarck's in Kürassier=Uniform, aber ohne Helm, hat die Unterschritt: Otto, Fürst von Bismarck, Herzog von Lauenburg; die Randschrift der Münze heißt: Ein Gedächtnißthaler. Diese Thaler werden wohl nie in Curs kommen und in absehbarer Zeit nur noch zu hohen Preisen zu bekommen sein.
- Als Fürst Bismark im Juli nach Varzin kam, es war mitten in der Nacht, empfing ihn vor dem Schloßhofe, wo kurz zuvor eine alte Eiche umgefallen war, Oberförster Westphal und berichtete, welcher Unfall dem Fürsten hätte passiren können, wenn er einige Minuten früher eingetroffen wäre. Aus Dankbarkeit dafür ließ er am anderen Morgen sieben Arbeitern je eine Kuh schenken und ordnete auch an, daß dieselben im Winter in seinen Stallungen gefüttert werden dürften.
- Ueber die Industrie auf dem Besitzthum des Fürsten Bismarck wird aus Varzin geschrieben: Der Fürst fährt jetzt fast täglich in dem schönen Fichtenwalde spazieren, der die hübsch gelegene Station Hammermühle umgiebt, und häufig erscheint er dort beim Commercienrath Berend und besichtigt die großen Fabriken. Hammermühle beschäftigt gegenwärtig 200 Arbeiter, Kampfmühle 65 und Fuchsmühle 40. Es wird daselbst Papier in den verschiedensten Farben gearbeitet und nach allen Ländern versandt. Fürst Bismarck kann aus seinen Besitzungen nicht mehr so viel Holz liefern, als in den Fabriken gebraucht wird. Jetzt muß schon aus Schweden und Rußland Holz bezogen werden. Die Fabriken beschäftigen täglich 25 Gespanne, die den Verkehr nach der Bahn besorgen. Gegenwärtig dürften ungefähr 20 000 Raummeter Holz lagern, und täglich kommen 6-8 Lowren mit Holz an. Die Arbeiter zahlen jährlich 60 Mark Miethe und haben noch einen Morgen Land zur Kartoffelanpflanzung.
- In der Türkenstraße in München ist ein vierstöckiger, noch nicht bewohnter Neubau eingestürzt. Die Berufsfeuerwehr brachte bis jetzt 2 Schwerverwundete aus den Trümmern heraus, 2 Personen sind noch unter dem Schutt begraben.
- Aus einem am Sonntag in Leipzig abgehaltenen Wettkampf zwischen dem bekannten Reiter "Texas Jack" und dem Radfahrer Spitzig, Distanz 30 km, ist nach heißem Ringen der Radfahrer mit erheblichem Vorsprung als Sieger hervorgegangen. Spitzig hatte 30 km in 51 Min. 56 1/5 Sek. zurückgelegt, während Texas Jack nach 51 Min. 56 1/5 Sek. erst 28,860 km hinter sich hatte.
- Zur Feier des 300jährigen Geburtstags des Schwedenkönigs Gustav Adolf ist vom evangelischen Oberkirchenrath für Preußen am 9. Dezember d. J. eine landeskirchliche Feier angeordnet worden.
- Der Aberglaube ist auf dem Lande nicht auszurotten. Ein Gutsschäfer im Kreise Schivelbein glaubte, daß seine Lämmer vom Bandwurm befallen seien. Von einem "klugen" Collegen ließ er sich nun eine Medizin verschreiben, nach deren Genuß an einem Tage 122 Thiere verendeten.
- Aus Danzig wird gemeldet: Der Student Baron Nicolai von Rummel aus Königsberg, russischer Unterthan, welcher vor einigen Monaten im Zweikampf einen Referendar erschoß, dafür zu 2 1/2 Jahren Festung verurtheilt wurde und diese Strafe in der Festung Weichselmünde abbüßte, ist soeben entflohen.
- Der Fremdenverkehr steht in Berlin augenblicklich auf der Höhe. Ein Congreß von Einkäufern und Einkäuferinnen der Mode= und Putzwaarenbranchen aus allen Theilen des Reiches, auch aus dem Auslande, ist, wie der "Confektionär" meldet, jetzt versammelt. Diese große Anzahl von Fremden, die dort augenblicklich herbergen, macht sich auch im äußeren Leben der Residenz bemerkbar.
- In einer Versammlung der Berliner Brauereiarbeiter, die am Mittwoch vormittag von socialdemokratischer Seite einberufen war, führte der Referent aus, daß die Mittel zur Unterstützung anfingen knapp zu werden. Der Agitator Hilpert bestätigte dies mit den Bemerken, daß die Unterstützungsgelder nicht mehr so wie früher flössen, da für die Bau= und anderen Arbeiter jetzt eine Zeit der Arbeitslosigkeit herangekommen sei. Man werde die Provinzialstädte und die auswärtigen Gewerkschaftskartelle um Gelder angehen. Auch machte der Vorsitzende das Zugeständniß, daß die Länge der Zeit die Kampfesfreudigkeit der Arbeiter abgeschwächt habe. Beschlüsse wurden nicht gefaßt.
- In der königlichen Gewehrfabrik von Enfield (England) barst plötzlich ein großer Schleifstein. Die Stücke des Steines flogen durch das Dach und rissen einem Arbeiter den halben Kopf ab. Nach wenigen Stunden starb er. Ein anderer Arbeiter erlitt innere Verletzungen und eine ganze Anzahl wurde leicht verwundet.
- Vor einigen Tagen fing ein Einwohner von Landeshut in Schlesien eine große Kreuzotter. Als er dieselbe aufschnitt, fand er in ihrem Leibe 18 junge ausgebildete Ottern. Seitens der Behörde wurde ihm die volle Prämie für 19 Kreuzottern ausgezahlt.
- Auf seine eigene Mutter schoß in Benrath ein junger Mensch in kindlicher schon oft gerügter Spielerei. Als er seiner Mutter ansichtig wurde, rief er ihr zu: "Soll ich Dich erschießen?" und drückte, ohne die Gefahr zu kennen, das Gewehr los. Die Kugel ging durch die Brust der armen Frau, die nun hoffnungslos darniederliegt.
- Wie ein 12jähriger Knabe sich einem Soldaten als Retter in der Noth erwies, erzählt der "Anz. f. d. H." aus Spandau. Am Sonnabend vormittag hatte ein Soldat des Augusta=Regiments sich auf der Eisenbahnbrücke zu weit übers Geländer gebeugt, wobei ihm der Helm vom Kopfe und in die dort gerade sehr tiefe und reißende Havel ge=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 69 Seite 6]

fallen war. Nun stand er jammernd da und wußte sich nicht zu helfen. "Aber Männecken, können Se denn nich schwimmen?" Mit diesen Worten pflanzte sich der Kleine vor dem strammen Gardemann auf. Der Soldat wollte den Knirps anfangs kaum einer Antwort würdigen, meinte dann aber wehleidig, daß er das nicht verstände. "Det is doch sehr einfach. Wat kriej' ick, wenn ick den Deckel wiederbringen dhu'?" Der Soldat versprach ihm 1 Mark. Ehe man sich dessen versah, hatte der Junge sich seiner Kleidung erledigt und schwamm kühn auf die bezeichnete Stelle zu. Das erste Mal kam er mit leeren Händen wieder aus der Tiefe hervor, aber als er das zweite Mal wieder emportauchte, da schwang er mit freudigem Winken den Helm in seiner Linken. Die Belohnung hatte er sich ehrlich verdient.
- Die bekannte sozialdemokratische Rednerin Agnes Wabnitz, die vor einiger Zeit viel von sich reden machte, weil sie im Gefängniß sich weigerte, Nahrung zu sich zu nehmen, hat sich am Dienstag Nachmittag auf dem Friedhofe der Märzgefallenen in Berlin vergiftet. Neben ihr lag auf dem Erdboden ein Fläschchen, als dessen Inhalt später etwa 200 g Cyankali festgestellt wurde. Ein Friedhofsbesucher erkannte die mit dem Tode Kämpfende als die Wabnitz, jedoch nicht mit voller Sicherheit; erst ein Kriminalschutzmann rekognoszierte dieselbe bestimmt. Legitimationspapiere wurden bei der Leiche nicht gefunden; in der Tasche des Kleides steckte der Entwurf einer Rede. Nachdem der Arzt den Tod festgestellt hatte, wurde der Körper nach dem Schauhaus gebracht. Mit der Wabnitz ist eine der bekanntesten Rednerinnen und Agitatorinnen der Frauenbewegung aus dem Leben geschieden.
- Eine sehr ärmliche Lebensweise führt die Wittwe Fanny Philippsohn, die in Eberswalde am Sonnabend starb. Oft hat sie von ihren Hausgenossen kleine Geldbeträge geliehen. Jetzt nach ihrem Tode wurde in ihrem Bettsack die Summe von 54 000 Mk., theils in Gold, theils in russischen Werthpapieren, vorgefunden.
- Der größte Hornviehbesitzer, schreibt der "Schaffh. Bote", ist ein Händler in Siblingen (Schaffhausen). Für seine Züchtereien hat er dies Jahr bald 200 000 Schnecken angekauft. Da die Schnecke ein Delikateß= und Gourmand=Artikel geworden ist, der Konsum derselben in den Hotels und Restaurants sich jährlich steigert, wächst der Bedarf in eben dem Maße.
- Wie aus Wien gemeldet wird, herrscht in ganz Oesterreich furchtbare Hitze. Am Dienstag erreichte die Temperatur in Wien mehr als 30 Grad Réaumur. Bei einer in der Nähe Wiens auf Uebung befindlichen Cavallerie=Abtheilung sollen mehr als 100 Soldaten vom Hitzschlag getroffen sein. Eine aus Temesvar marschirende Truppe verlor, nachdem Sie 20 km zurückgelegt hatte, drei Todte und sieben Schwerkranke.
- Der ungarische Fürstprimas Vaszary ist nicht gesonnen, der Hetze gegen die Civilehe weiteren Vorschub zu leisten. Neuerdings hat sich Vaszary aus der Abonnentenliste des ultramontanen "Magayr Allam" streichen lassen. Er äußerte, das Blatt schade der katholischen Sache mehr als alle Feinde derselben zusammen. Den zurückerstatteten Ueberschuß vom Abonnementspreis schenkte der Fürstprimas Bettlern mit den Worten: "Betet für die Sünder."
- Infolge des neuen Anarchistengesetzes haben bisher 300 französische Anarchisten Paris verlassen und sich nach Brüssel und London begeben.
- Im Landes=Irrenhause zu Lancaster (England) wurde an einem Insassen, der dauernd über Magenleiden klagte, und dessen Magen sich spitzig anfühlte, die Oeffnung des Magens vorgenommen. Der Befund ergab die unerhörte Thatsache, daß der Magen 142 rostige Nägel, einzelne über 2 Zoll lang, theils spitzig, theils verbogen, enthielt; außerdem fand man darin verfilztes Haar, ein Stück Teppich, einen Knopf und ein Stück Metalldraht, im Ganzen über 11 Pfund wiegende Gegenstände. Die Operation war überaus mühevoll, da jedes Stück einzeln entfernt werden mußte. Das Befinden des Patienten ist unsicher.
- Ein turiner Physiologe, Signor Javali, hat eine umfassende Erhebung über die Lebensweise aller hundertjähriger Italiener veranstaltet. Er sandte an dieselben - es waren 247 Frauen und 133 Männer - Fragebogen, von denen er allerdings nur 52 zweckdienlich ausgefüllt zurückerhielt. Dem Ergebniß seiner Erhebung läßt Signor Javali einige beachtenswerthe Mittheilungen über die Bestrebungen, ein möglichst hohes Alter zu erreichen, vorangehen.
Man weiß, daß im Mittelalter dem Stein der Weisen die Kraft beigelegt wurde, das Leben zu verlängern, und das Bemühen zahlloser Gelehrten ging dahin, diesen Stein zu entdecken, was ihnen nun freilich nicht gelungen ist. Im Jahre 1652 trat der Arzt Cardin mit einem System auf, das die "irdische Unsterblichkeit" versprach. Cardin behauptet, der Unsterblichkeitscandidat müsse sich jeder Bewegung enthalten und sich in seiner Lebensweise die Pflanzen zum Vorbild nehmen. Die Bewegung erzeuge Wärme, und diese wieder zerstöre das Feuchte im menschlichen Körper, d. h. den Träger der Lebenskraft. Aber auch Cardin ist gestorben, wahrscheinlich, weil er sich in der Jugend, vor Entdeckung seines Princips, zu viel Bewegung gemacht hat. Hundert Jahre nach Cardin veröffentlichte der verdienstvolle Arzt Boergraave eine Methode, die, wenn auch nicht ewiges, so doch ein sehr langes Leben gewährleisten sollte. Er behauptete, daß der Athem gesunder jugendlicher Leute Lebenskraft enthalte, und bejahrten Leuten die schwindende Lebenskraft ersetzen könne. Diese Kur hat sich im achtzehnten Jahrhundert lange Zeit der größten Beliebtheit erfreut
In unserem Jahrhundert hat man sich hauptsächlich bemüht, den Typus der Hundertjährigen festzustellen, um daraus Anhaltspunkte für die Kunst, ein hohes Alter zu erreichen, zu erlangen. Zu diesen Bestrebungen gehört eben auch die Erhebung des Prof. Javali. Er hat gefunden, daß die äußere Constitution des Menschen auf sein voraussichtliches Alter geringen Einfluß hat. Ob Jemand dick sei oder mager, gerade oder gebeugt, kräftig oder schwächlich, ob er gute oder schlechte Zähne hat, raucht oder nicht raucht, ob er viel oder wenig ißt - die Aussicht hundert Jahre alt zu werden, wird dadurch nicht beeinflußt. Dagegen scheint die Ernährungsweise ein ausschlaggebender Punkt zu sein. Die große Mehrzahl der Hundertjährigen nährt sich fast ausschließlich von Pflanzennahrung und verschmäht das Fleisch entweder ganz oder genießt es doch nur äußerst selten. Die Nahrung pflegte reich aber einfach zubereitet zu sein. Spirituöser Getränke, mit Ausnahme des Weines, enthielten sie sich völlig. Hinsichtlich der Kleidung läßt sich das Ueberwiegen irgend eines Systems nicht feststellen, doch wurde von den Befragten erklärt, daß sie stets Sorge getragen hätten, sich warm zu kleiden. Alle Hundertjährigen bekannten schließlich, daß sie seelische Aufregungen, Kummer und Widerwärtigkeiten mit peinlichster Sorgfalt vermieden hätten, und schieben wesentlich diesem Umstande ihr langes Leben zu. Wer hundert Jahre alt werden will, muß also vor allem mit einer gewissen Gefühlsstumpfheit behaftet sein, oder sich dieselbe zu erwerben suchen, wobei dann allerdings zu erwarten steht, daß ihm zugleich mit den peinlichen seelischen Erregungen auch die beglückenden versagt bleiben.
- Es wird sicher nicht nur die Frauen, sondern Jedermann interessiren, zu erfahren, wie die Toiletten der Kaiserin ausgewählt und hergestellt werden, wie viele Hauskleider und große Hoftoiletten die hohe Frau braucht, was diese kosten, wie oft sie getragen werden, was nach ihrer Benutzung mit ihnen geschieht etc. Das Kostbarste an den großen Hoftoiletten sind, um nur ein Detail herauszugreifen, die Silber= und Goldstickerein, sowie die Stickereien in Seide, und der Preis beispielsweise einer gestickten Schleppe für große Hoffestlichkeiten stellt sich auf zwanzig= bis vierzigtausend Mark.


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