No. 67
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 28. August
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 1]

- Die Burg Hohenzollern erhält jetzt, einem Wunsche des Kaisers gemäß, Besatzung. Als solche ist die 5. Kompagnie des 6. badischen Infanterie=Regts. Nr. 114 bestimmt.
- Neue Schnellfeuergeschütze der Kavallerie werden bei den demnächst in der Provinz Westpreußen stattfindenden Kaiser=Manövern aus Anlaß der dortigen großen Kavallerie=Uebungen versuchsweise zur Verwendung gelangen. Diese auch als Handfeuergeschütze bezeichneten Geschütze besitzen ein so geringes Gewicht, daß ein Pferd für den Transport des ganzen Geschützes und ein Pferd für den Transport der Gefechtsmunition genügt. Die Feuerbereitschaft der Geschütze ist derartig, daß 2 bis 3 Minuten hinreichen, um das Geschütz von dem dasselbe tragenden Pferde abzupacken und es nebst der Munition zum Schuß fertig zu stellen. Auch die Feuergeschwindigkeit der Waffe ist außerordentlich, sie gestattet, wie man der "Münchener Allg. Ztg." versichert, in wenigen Minuten Hunderte von Schüssen. Somit würde die Kavallerie mit dem neuen Geschütz, welches jedem Regiment in einem oder mehreren Exemplaren zugetheilt werden soll, eine weittragende mächtig wirkende Waffe erhalten, die im Stande ist, ihre Angriffe zu unterstützen und vorzubereiten. Das Feuergefecht ihrer abgesessenen Mannschaften wesentlich zu verstärken und wichtige Strecken des Geländes, wie Brücken=, Damm= und Straßendefileen, enge Wege usw. in gebotenen Momenten unter beherrschendes Feuer zu nehmen.
- Ueber den Entwurf zum bürgerlichen Gesetzbuch finden an deutschen Universitäten im kommenden Wintersemester zum erstenmal Vorstellungen statt, und zwar an den Universitäten Berlin, Leipzig und Göttingen.
- Der in Dresden lebende Professor Franz Böhme überreichte dieser Tage dem König von Sachsen ein Prachtexemplar seines eben im Druck vollendeten "Deutschen Liederhort". Das große historische Sammelwerk, welches in 10 starken Bänden nahezu 3000 Volkslieder von ältester Zeit bis zur Gegenwart nach Wort und Weise enthält, wurde im Auftrage der königlich preußischen Regierung bearbeitet und aus Reichsmitteln zum Drucke gefördert.
- Der Mutter des Königs von Württemberg, Prinzessin Katharina von Württemberg, die z. Zt. auf der Villa Seefeld am Bodensee (bei Rorschach) weilt, sind dort am letzten Mittwoch verschiedene mit Diamanten geschmückte Gegenstände gestohlen worden. Die Gegenstände wurden vom Schreibtisch entwendet, als die Herrschaft ausgefahren war. Der Werth beträgt etwa 3000 Mk.
- Die Abschaffung der blauen bayrischen Soldatenhose und deren Ersetzung durch die schwarzgraue preußische Hose soll nach der "Augsb. Post=Ztg." noch im Laufe dieses Jahres erfolgen.
- Gegenüber einer Mittheilung, daß die offizielle Eröffnung des Nord=Ostseekanals am 1. Jan. 1895 stattfinden soll, wird jetzt von zuständiger Seite bekannt gegeben, daß für die Eröffnung des Kanals ein bestimmter Termin absolut noch nicht festgestellt oder in Aussicht genommen ist. Vor dem Frühjahr 1895 kann davon überhaupt nicht die Rede sein, da die Witterungsverhältnisse des kommenden Winters für die Fertigstellung des Kanals von entscheidendem Einfluß sein werden.
- Der Zar hat entschieden, daß die Manöver bei Smolensk ausfallen, woraus zu schließen ist, daß die nihilistische Bewegung also in Rußland doch wieder ihr Haupt mächtiger erhoben zu haben scheint, als die russischen Offiziösen bisher zugeben wollten.
- Einem kaiserlich russischen Ukas zufolge werden in diesem Jahre in Rußland 272 400 Rekruten ausgehoben werden.
- Nach einer Meldung des Kapitäns der deutschen Bark "Aeolus" ist dieselbe am 19. Juni in der Nähe des Meridians des Kaps der guten Hoffnung einem ungeheuren Eisberg begegnet. Nach genauen Messungen, die der Kapitän vorgenommen hat, hatte der Eisberg eine Länge von 5200 Fuß englisch, während seine Höhe volle 360 Fuß betrug.
- Aus Tanger in Marokko wird unter dem 19. d. berichtet, daß der Aufstand der Kabylen großen Umfang angenommen hat. Von Mazagan geflohene europäische Familien berichten, daß die marokkanischen Regierungstruppen vor 4 Tagen die Aufständischen angegriffen, aber geschlagen wurden und sich fluchtartig in die Stadt Mazagan zurückziehen mußten. Die Thore der Stadt wurden sofort geschlossen und der Einwohnerschaft bemächtigte sich eine Panik. Die Erhebung scheint über alle südmarokkanischen Städte verbreitet zu sein. In Tanger fürchten die europäischen Geschäftsleute das Schlimmste.
- Aus dem chinesischen "Reichs=Anzeiger" in Peking werden folgende Mittheilungen wiedergegeben: "Lächerliche Unsitte! Die Maler und Zeichenschreiber, meistens sehr anständige und gebildete Menschen, die aus reiner Noth Kunst für Geld feilbieten müssen, haben die Gewohnheit, Jeden, der ein Bild bestellt, mag er noch so niedriger Herkunft, selbst ein einfacher Kaufmann sein, mit "Euere Exzellenz" oder "Herr Doctor" anzureden. Das ist sehr zu beklagen, doch ist kaum eine Aenderung möglich. Würden die Maler ihre Auftraggeber nicht in so schmeichelhafter Weise anreden, so würden diese einfach wegbleiben. - Der Provinzial=Schatzmeister Tscheng ist ein unbestechlicher Herr; nicht einmal zum Geburtstag seiner Frau nahm er die ihm von allen Seiten zuströmenden Geschenke in Empfang.
- In einer Straße in der Nähe der Tientzu Wari wurde einer Familie ein Ei gelegt, das deutlich ein chinesisches Zeichen, "Beamten" bedeutend, durchscheinen ließ. Darob große Erregung in der Nachbarschaft, die sich Wunder wessen für die Zukunft versieht. Nach unserer Meinung ganz mit Unrecht. Schon in einem alten Werke findet sich eine ähnliche Erscheinung beschrieben, es wird dabei hinzugefügt, daß auf das wunderbare Ereigniß nichts erfolgt sei. So wird es auch jetzt kommen. - Die Bevölkerung Cantons ist merkwürdig. Anstatt sich auf Eltern=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 2]

und Kindesliebe zu beschränken, laufen die erwachsenen Menschen in die Theehäuser, verlieben sich dort in ein Weibsbild und begehen, wenn sie den Gegenstand ihrer Neigung der Preise oder anderer Ursachen halber nicht erwerben können, entweder allein oder in der Absicht, im Himmel vereinigt zu sein, mit dem Frauenzimmer zusammen Selbstmord. Es ist das ein äußerst tadelnswerthes Deplacement der Gefühle."


- Ueber die ungewöhnlich schnelle Verbreitung einzelner Thiere. Es ist hinlänglich bekannt, daß es noch vor wenig Jahrzehnten in Amerika keine Sperlinge gab; erst zu Anfang der fünfziger Jahre holte man sie in kleineren oder größeren Quantitäten aus Deutschland; man bezog sie hauptsächlich deshalb, weil durch sie die städtischen Anlagen von Ungeziefer rein gehalten werden sollten und in wirklich musterhafter Weise entledigten sie sich anfänglich ihrer Aufgabe und machten sich dadurch sehr beliebt. Allein der hinkende Bote kam bald nach; schon nach wenigen Jahren hatten sie sich derartig vermehrt, daß sie den Weizenfeldern der Farmer außerordentlichen Schaden zufügten, und man mußte auch hier schließlich Mittel ergreifen, um sie auf das richtige Maaß zu beschränken. Ungleich schneller und in ihren Folgen bedenklicher war die ungemein schnelle Verbreitung des wilden Kaninchens in Australien. Vor etwa 30 Jahren brachten einige Engländer mehrere Paare betreffender Thiere dorthin, um Sie auf ihren Besitzungen anzusiedeln; allein schon nach einem Jahrzehnt hatten diese wenigen Exemplare auf eine geradezu erstaunliche Menge vermehrt und für die Folge haben sie sich derartig ausgebreitet, daß die Ansiedler wegen dieser Nager sich im Sinne des Wortes aus manchen Gegenden zurückziehen mußten. Das Parlament sah sich genöthigt, nach und nach 5 250 000 Mark zu ihrer Beschränkung anzuweisen; allein trotz der Gewehre, Fallen Gift, Hunde etc. gingen die Kaninchen fort und fort als Sieger aus diesem Kampf hervor. Zuverlässigen Angaben zufolge sollen 280 000 Hektar Land rein durch sie verheert sein. Einigermaßen gleichen sie den Schaden jedoch durch ihr gutes Fleisch und ihre brauchbaren Felle aus. Im Jahre 1882 wurden aus der Kolonie Victoria 4 929 422 und von Neuseeland 9 198 387 Kaninchenfelle exportirt, welche einen Werth von 3 300 000 Franks repräsentirten. - Bekannt genug ist es weiter, wie sich einzelne von den Spaniern nach Amerika gebrachte und zufällig wild gewordene Pferde im Lauf einiger Jahrzehnte zu großen Rudeln vermehrten. Die grasreichen Flächen der Pampas gewährten ihnen reichliche Weide und so wuchs denn ihre Anzahl nach und nach zu tausenden heran. Es sei nur noch bemerkt, daß diese wilden Pferde, die aber ungemein decimirt worden sind, sich mit unseren besseren zahmen Pferden in keiner Weise messen können.
- Bei wem speist man am billigsten? Beim General=Postmeister Exzellenz von Stephan: á la carte 5 Pfg., Kouvert 10 Pfg., alle Leckerei umsonst.


Anzeigen.

Nachdem der Müller F. Koch zu Redefin bei Hagenow, welcher durch den in beglaubigter Abschrift eingereichten Bestätigungsbrief des Großherzoglich Mecklenb. Kammer= und Forst=Collegii zu Neustrelitz vom 1. Juli 1891 nachgewiesen, daß er die zur Baeck belegene Pfaffenmühle c. p. von dem Mühlenbesitzer Johannes Möller käuflich erworben habe, den Antrag auf Umschreibung des Besitztitels im Hypothekenbuch über das in Frage stehende Mühlengrundstück auf seinen Namen eingebracht hat, die nach § 27 sub 1 der Hypothekenordnung erforderliche Erklärung des bisherigen Besitzers aber nicht beigebracht werden kann, indem dieser inzwischen verstorben ist und seine Erben die Erbschaft ausgeschlagen haben, so werden antragsmäßig Alle und Jede, welche der in Frage stehenden Umschreibung widersprechen könnten und wollten, hiermit aufgefordert, ihren bezüglichen Widerspruch spätestens in dem auf

Montag, den 12. November d. Js.
Vormittags 10 Uhr

anstehenden Liquidationstermin mündlich oder schriftlich einzureichen unter dem Nachteil, daß widrigenfalls dem Antrage des Müllers F. Koch auf Umschreibung des Besitztitels in dem Hypothekenbuch über die zur Baeck belegene Pfaffenmühle c. p. stattgegeben und demselben das Besitztitel=Attest ausgefertigt werden soll,
Schönberg, den 23. August 1894

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der Tischlergeselle August Görke, geboren am 27. December 1852 zu Gördaum, Kreis Badenstein, welcher bis zum 3. Juli d. J. in Carlow gearbeitet hat, soll als Zeuge vernommen werden. Ich bitte um gefällige Mittheilung des jetzigen Aufenthaltsorts des p. Görke zu den Acten Sa 159/94.
Schönberg i. M., den 24. August 1894.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Bekanntmachung.

Als Vertrauensmann für den 20. Genossenschafts=Bezirk, zu welchem gehören Stadt und Vogtei Schönberg sowie das Gut Torisdorf, fungirt von jetzt ab, an Stelle des aus dem Amte geschiedenen Herrn Domänenpächters Drews=Zarnewenz, Herr Hauswirth H. Burmeister zu Rodenberg bei Grieben.
Neubrandenburg, d. 20. August 1894.

Der Vorstand der Mecklenburg=Strelitz'schen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft.
S. W. von Dewitz.


Die vielen Anfragen wegen der Herstellung der Bänke und Anlagen des Verschönerungsvereins haben in der am vorigen Sonnabend abgehaltenen Sitzung des Vereins zu dem Beschluß geführt, daß von den Mitgliedern des Vereins ein Jahresbeitrag von 2 M. eingefordert werden soll, zunächst um die verfallenden Bänke und Anlagen herzustellen, und werden die Mitglieder gebeten, den Beitrag an den Kassenführer Giersdorf oder den Stadtdiener Stree gegen Quittung in der Liste zu zahlen.
Schönberg, d. 18. Aug. 1894.

Der Vorstand.
G. Horn.


Torf=Auction.

Am Sonnabend, den 1. September Morgens 9 Uhr, werde ich auf meinem Moore

circa 130 Mille Preßtorf

öffentlich meistbietend bei gleich baarer Bezahlung, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen verkaufen.
Roduchelsdorf, im August 1894.

                                                    P. Grevsmühl.


Nachdem in letzter Zeit wiederholt Unfug auf meinem Acker und in meiner Holzkoppel verübt worden ist, verbiete ich hiermit jegliches Betreten meiner Grundstücke bei Strafe von 30 M. und sichere gleichzeitig demjenigen, welcher mir den oder die Thäter so nachweist, daß sie gerichtlich verurtheilt werden können, eine Belohnung von 30 M. zu.
Palingen, den 19. August 1894.

                                                    Hauswirth Johann Koopmann.


Gesucht sofort ein
junger Knecht
für ein Pferd und Hausarbeit.
Schlutup.                                                     Franz Westphal.


Ein
Predigerwitwenhaus
oder ähnlich wird zu miethen gesucht. Postlagernd
Schwerin R. 15.


Ia schwed.
Kronsbeeren

Lieferung Anfang September zum billigsten Tagespreise empfiehlt auf vorherige Bestellung

                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 3]

Lieben Sie

einen schönen, weissen, zarten Teint, so waschen Sie sich täglich mit:

Bergmann's Lilienmilch-Seife
von Bergmann & Co., in Dresden-Radebeul
(Schutzmarke: Zwei Bergmänner).

Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Hängelampe     Lampen
in großer Auswahl
empfiehlt
W. Wieschendorf,
Klempner.


Mast= und Freßpulver
für Schweine. Vorteile: Große Futterersparnis, rasche Gewichtszunahme, schnelles Fettwerden, erregt Freßlust, verhütet Verstopfung und schützt die Tiere vor vielen Krankheiten, per Schachtel 50 Pfg., nur ächt, wenn dieselbe den Namenszug Geo Dötzer trägt. Erhältlich bei Apotheker Montag in Schönberg.


Wasche
mit Luft
mit der pneumatischen Handmaschine
Undine!
Zum Preise von nur 5 Mark!

Sie reinigt die Wäsche spielend leicht, schont die Wäsche wie keine andere Methode!

Spart Arbeit, Zeit und Geld!

Zu haben bei

J. Ludw. D. Petersen.

Probewaschen jeden Mittwoch 10 Uhr.


Ia ungeblauten grobkörnigen
Cristallzucker
empfiehlt billigstens                                                     Aug. Spehr.


Zur Einquartierung
empfehle
Echt Solinger Messer und Gabel
mit Zwillings=Zeichen,
>bei 1/2 Dutzend 50 Pfg. das Paar,
Esslöffel, Vorlegelöffel, Theelöffel
sowie
Porzellan=, Steingut=, Töpferwaaren u. emaillirte Geschirre
billigst.                                                     H. Brüchmann.


Pr. Braunkohlen,
Lieferung Anfang October=Monat,
empfiehlt billigst                                                    
                                                    W. Wieschendorf.


Zu Ostern k. J. habe eine                          
Wohnung
in der ersten Etage zu vermiethen.                                                    
Schönberg im August 1894.                          
                                                    J. Licht.


Haarlemer Blumenzwiebeln
aus der Blumenzwiebelzüchterei Huis ter Duin, Noordwijk bei Haarlem, Inhaber WILHELM TAPPENBECK,

sind rühmlichst bekannt in ganz Europa und vielen überseeischen Ländern wegen ihrer Güte u. Billigkeit. Jährlich loben Hunderte von Anerkennungsschreiben die gediegene, sachkundige Auswahl.

Für 6 Mark franco und zollfrei:

30 Hyazinthen f. Gläser, od. 40 f. Topfkultur, od. 50 f. d. Garten, od. 100 Miniaturhyazinthen, oder 150 ff. Tulpen f. Teppichbeete, oder 200 Gartentulpen gemischt, oder eine Kollektion aus Obigem nach Verhältniss zusammengestellt, od. Zimmerkollektion 120 St., od. Gartenkoll. 200 St., od. Koll. f. Zim. u. Gart. 160 St. (enth. pracht. Auswahl v. Hyaz., Tulpen, Narz., Crocus, Scilla, Sneegl. etc.)
Gross- u. Kleinhandel. Versandt nach allen Welttheilen. Preislisten und Kulturanweisungen gratis und franco.


Geladene                          
                          Jagdpatronen

mit gewöhnl. Pulver und rauchschwachem Pulver, Patronenhülsen, Zündhütchen, Papp= und Filzpfropfen, Jagdpulver und Naßbrand, Patentschrot und Hartschrot empfiehlt billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Cristall-Zucker,
säure= und blaufrei,
billigst bei                                                     H. Brüchmann.


Die Anweisung der Plätze

für die Buden auf dem Festplatze findet am Donnerstag den 30. d. Mts. Abends 7 Uhr statt. Die Versammlung der Reflectanten ist auf dem Baubrink.

Das Sedan=Comité des Kriegervereins f. d. Fürstenth. Ratzeburg.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Antreten der Kameraden am Sonntag, den 2. Septbr. d. J. vor dem Vereinslocal

1) Zum Festgottesdienst Morgens 9 3/4 Uhr.
2) Zum Festzuge Mittags 12 Uhr.
Zu recht zahlreicher Betheiligung fordert auf

der Vorstand.


Sedanfeier in Carlow.

Programm.

Sonnabend, den 1. Sept.: Abends 8 Uhr: Abmarsch zum Abbrennen des Holzstoßes, daselbst Ansprache, Feuerwerk und Gesang. - Nach dem Rückmarsch patriotischer Commers im Vereinslokal.
Sonntag, den 2. Sept.: Gemeinschaftlicher Gang zum Festgottesdienst. Antreten des Vereins um 3/4 10 Uhr vor dem Vereinslokal. Abends 7 Uhr: Beginn des Konzertes und Balles im Vereinslokal. Entré für Herren 1,50 Mark, Damen 0,50 Mark.
NB. Mitglieder des Vereins haben freien Eintritt und können eine Dame einführen. Vereinsabzeichen sind anzulegen.
Zum Kommers am Abend des 1. Sept. sind alle Patrioten herzlich willkommen.

Das Sedan=Comité des Kriegervereins Carlow.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 4]

PROGRAMM
=== für die Sedanfeier in Schönberg ===
am Sonntag den 2. September 1894.
~~~~~~~~~~~~~~


1) Morgens 6 Uhr:     Weckruf durch die Stadt.
2) Morgens 10 Uhr:     Antreten zum Festgottesdienst.
3) Nachmittags 1 Uhr:     Festzug durch die Stadt, vom Siemzerthore aus bis zum Schützenhause. Beim Kriegerdenkmal Halt, Choral, Ansprache und Bekränzung des Denkmals.
4) Nachmittags 1 1/2 Uhr:     Auf dem Baubrink Gesang der Teutonia, Festrede.
5) Nachmittags 2 Uhr:     Beginn des Schießens nach Silber= und anderen Gewinnen, sowie der Kinderbelustigungen auf dem Festplatze. Gleichzeitig Beginn des Concerts im Schützenhause. Eintrittsgeld à Person 20 Pfg.
6) Abends 7 1/2 Uhr:     Abbrennen des Holzstoßes auf der s. g. Landreiterkoppel. Gesang patriotischer Lieder.
7) Abends 8 Uhr:     Einmarsch und Abbringen der Fahnen.
8) Abends 8 1/2 Uhr:     Beginn der Festbälle im Boye'schen Saale und im Schützenhause. Eintrittsgeld, gültig für beide Säle, für Herren à 1 M. 50 Pfennig (Mecklenburg)., für Damen à 50 Pfennig (Mecklenburg).

Das Sedan-Comité
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.

-------------------------

Kriegerverein
für das Fürstenthum Ratzeburg.

Bezugnehmend auf das Programm für die diesjährige Sedanfeier theilen wir den Kameraden hierdurch folgendes mit:

1) Der Verein tritt vor dem Vereinslocal an:
a) zum Festgottesdienst morgens 10 Uhr,
b) zum Festzug mittags 1/2 1 Uhr.
Um pünktliches und recht zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
2) Zum Concert am 2. Sept. cr. im Schützenhause zahlen die Kameraden mit ihren Familien kein Eintrittsgeld.
3) Zu den Festbällen haben die Kameraden für ihre Person ein Eintrittsgeld von 50 Pf. und für eine einzuführende Dame 25 Pf. zu entrichten. Auch für erwachsene nicht erwerbsfähige Söhne und Töchter der Kameraden tritt die Preisermäßigung von 50 resp. 25 Pfennig (Mecklenburg). ein, wenn diese Personen in Begleitung ihrer Eltern erscheinen. - Eintrittskarten zu den Festbällen sind bei den Kameraden Oldenburg und Vogel in Schönberg zu haben.
Gleichzeitig wird zur Kenntniß gebracht, daß voraussichtlich am 1. September cr. von der hier gastirenden Theatergesellschaft eine

Festvorstellung

aufgeführt werden wird, wozu die Kameraden und ihre Familien zum Preise von à Person 30 Pfennig resp. 15 Pfg. für Kinder auf nicht nummerirten Plätzen Eintritt haben. Einlaßkarten sind bei den Kameraden - Oldenburg und Vogel - zu lösen. Das Nähere durch die Theaterzettel.

                                                    Der Vorstand.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn J. Boye.
Dienstag den 28. August
Novität ersten Ranges!                           Sensationell!
 Sudermann's Meisterwerk! 
Heimath.
Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Donnerstag den 30. August:
Kollossaler Lacherfolg!      Berühmte Novität!
Neu!      Pension Schöller.      Neu!
Schwank in 3 Akten von Carl Laufs.
                                                    Alex. Weymann.


Zum Scheibenschiessen
am Sonntag, den 9.
und Montag, d. 10. September
ladet ergebenst ein                                                    
                                                    Frau Holst.
                                                    Neue Welt.
Montag Tanz.


Durch die Geburt eines gesunden Knaben wurden hocherfreut

                                                    C. Creutzfeldt
                                                    und Frau.
Schönberg, d. 20. Aug. 1894.                          


Die Verlobung unterer Tochter Anna mit Herrn Chr. Kolster aus Brunshausen i. Han. z. Z. auf Lindow beehren wir uns hierdurch anzuzeigen.

                                                    C. Drevs u. Frau
                                                    geb. Grapow.
Golm, den 23. August 1894.                          
-: -

Meine Verlobung mit Frl. Anna Drevs, ältesten Tochter des Herrn Domainenpächter C. Drevs auf Golm, beehre ich mich hierdurch anzuzeigen.

Christian Kolster,
Landwirth u. Seconde=Lieutenant der Landwehr=Feld=Artillerie.
Lindow, den 23. August 1894.                          


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 38-47 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 67 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. August 1894.


- Gelegentlich der diesjährigen Herbstübungen wird Grevesmühlen in der Zeit vom 3. bis 9. Sept. mit zusammen etwa 59 Officieren, 1465 Mann und 451 Pferden belegt werden. Demzufolge ist beschlossen, zu dieser außerordentlichen Quartierlast auch die Miethseinwohner heranzuziehen.
- Mit der Ausbaggerung des Mühlenteiches zu Rehna ist am Donnerstag mittels eines eigens dazu errichteten Dampfbaggers der Anfang gemacht. Die Arbeit wird im Auftrage des Großherzoglichen Amts Gadebusch=Rehna von einem Hamburger Unternehmer ausgeführt.
- Wismar wird während des diesjährigen Manövers besonders in den Tagen vom 1. bis 12. September stark mit Truppen belegt werden. Die gesammte Einquartierung beträgt 4 Generale, 252 Officiere, 7143 Mann und 1133 Pferde. (Wismar hat 16787 Einw.)
- Der "M. Z." wird eine Aufstellung der mecklenburgischen Städte mit ihrem Grundbesitz und zwar in der Ordnung nach der Größe des Besitzes zugesandt, welche Interesse finden dürfte. Wir weisen darauf hin, daß die erste Zahl hinter jedem Städtenamen die Anzahl der Hectare bedeutet, welche im Besitz der betreffenden Stadt sind, und die eingeklammerte Zahl die Einwohnerzahl der Stadt: Rostock 21 697,9 (44 409), Waren 16 604,7 (6768), Parchim 14 234,6 (9960), Ribnitz 7339,4 (4461), Wismar 6503,4 (16 787), Plau 6400,4 (4201), Grabow 6051,0 (4521), Güstrow 5958,9 (14 568), Neustadt 3905,0 (1743), Malchin 3218,0 (7298), Boizenburg 3002,9 (3672), Röbel 2861,2 (3452), Sternberg 2799,0 (3240), Teterow 2764,5 (6215), Wittenburg 2631,4 (3276), Malchow 2559,4 (3664), Hagenow 2550,5 (3856), Crivitz 2549,1 (3009), Bützow 2460,8 (5256), Gnoien 2425,8 (3605), Krakow 2299,4 (2050), Goldberg 1989,0 (3010), Sülze 1971,1 (2251), Dömitz 1968,4 (2611), Schwerin 1928,8 (33 643), Penzlin 1926,6 (2680), Doberan 1886,8 (4349), Grevesmühlen 1862,6 (4482), Schwaan 1846,0 (3946), Neukalen 1784,0 (2418), Gadebusch 1670,2 (2439), Ludwigslust 1547,2 (6500), Warin 1391,4 (1744), Lübz 1297,5 (2681), Kröpelin 1263,1 (2377), Tessin 1212,1 (2474), Marlow 1176,4 (1921), Laage 1102,0 (2341), Neubukow 969,0 (1774), Brüel 849,9 (2103), Stavenhagen 888,3 (3124), Rehna 602,4 (2077).


- Das Befinden des in Pasewalk verunglückten Kürassiers von der dritten Schwadron des dortigen Regiments ist den Umständen nach befriedigend, so daß Aussicht vorhanden ist, ihn am Leben zu erhalten, da edlere Theile nicht verletzt sein sollen. Ueber den Unfall selbst wird noch weiter berichtet: Die Lanze hatte das Pferd von der Brust nach dem Widerrist und dann noch den Reiter durchbohrt, dem sie unter dem Schulterblatt heraustrat, Pferd und Reiter zusammenspießend. Das Pferd stand nach dem so unglücklichen Sprung mit gespreizten Vorderbeinen still; der Reiter war durch den Stoß aus dem Sattel gehoben und lag hintenübergebeugt fast auf dem Rücken des Pferdes. Eine schwierige und für den Verunglückten furchtbare Operation war das Herausschaffen der Lanze aus dem Körper. Sie durch das Pferd herauszuziehen war unmöglich, es mußte deshalb der Mann aus der Lanze herausgehoben werden, welche Arbeit von dem Lazarethgehilfen unter Beistand einiger Soldaten bewerkstelligt wurde.
- Zu einer Reformthat hat sich der Lübecker Senat aufgeschwungen. Während bisher die Mitglieder des Senats bei ihren Sitzungen im Gesellschaftsanzuge erschienen, ist man nunmehr dem Gedanken näher getreten, eine Amtstracht für die Mitglieder des Senats einzuführen. Diese Tracht wurde derjenigen der Mitglieder des Hamburger Senats ähnlich werden, jedoch wird man von der Halskrause, wie sie in Lübeck die Geistlichkeit trägt, Abstand nehmen.
- Ein Nachkomme des Malers Holbein ist in Aussig in Böhmen als Landstreicher aufgegriffen worden. Es ist der Photographengehülfe Fridolin von Holbein, der letzte Sprosse der Familie, aus welcher der berühmte Maler stammt. Er wurde in das Stadtgefängniß gebracht. Fridolin ist 72 Jahre alt.
- Es sind, wie die Reichsbankstelle dem "Rhein. Kur." in Wiesbaden mittheilte, falsche Thaler vom Jahre 1865 mit dem Bildniß des Königs von Sachsen im Umlauf.
- Das Reichsgericht hat erkannt, daß das demonstrative Tragen einer rothen Fahne als eines socialdemokratischen Abzeichens an sich eine Störung der öffentlichen Ordnung herbeizuführen und den Tatbestand des § 130 II des Strafgesetzbuches durch Verübung von grobem Unfug zu erfüllen geeignet ist und daß in der Betheiligung an einem Zuge, wobei ein sozialdemokratisches Abzeichen, z. B. eine rothe Fahne, als sozialdemokratisches Sinnbild getragen wird, diese Uebertretung gefunden werden könne.
- Das hundertste Lebensjahr vollendet am Dienstag der in Berlin wohnende Schuhmachermeister Wilhelm August Prenzler. Er ist am 28. August 1794 zu Semplin in der Uckermark geboren und kam im Alter von 22 Jahren (1816) nach Berlin, wo er seitdem ansäßig geblieben ist. Prenzler ist das älteste Mitglied der Berliner Schuhmacher=Innung und war dreimal verheiratet; er hat eine große Schar von Nachkommen, Kindern, Enkeln u. Urenkelkindern, von denen er erhalten wird. Der alte Herr ist verhältnismäßig noch rüstig. Aelter als Prenzler ist in Berlin wohl nur noch der Veteran Uhrmacher Johann Gottlieb Hagemann, der am 25. März 1792 zu Uscht bei Driesen geboren ist und mithin jetzt im 103. Lebensjahr steht.
- Ein Fall von Leichenraub wird aus Tremessen in der Provinz Posen gemeldet: Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft sollte dort die Leiche eines jungen Mannes ausgegraben werden, die in der vorigen Woche beerdigt worden war. Es lag der Verdacht vor, daß der Tod infolge einer Mißhandlung eingetreten sei. Man war nicht wenig überrascht, als man den Sarg leer fand. Anscheinend hat der Thäter die Leiche beseitigt, um die Spuren der That zu verwischen.
- Auf dem Furggletscher wurde, wie aus Zermatt gemeldet wird, ein menschliches Skelet gefunden. Außer den Knochen fand man nur noch ein Paar Bergschuhe. Die Untersuchung ist eingeleitet.
- Der verstorbene Pächter der Hamburger Gaswerke, Generalkonsul a. D. von Haase, hat seiner Vaterstadt Stralsund ein Legat von 150 000 Mark vermacht, die für verschiedene wohlthätige Zwecke in der dortigen Stadt bestimmt sind.
- Am Montag Nachmittag hat in Berlin ein roher dem Trunk ergebener Patron, der schon öfter seine arbeitsame Frau mit dem Messer bedroht und mißhandelt hatte, in der Trunkenheit mit einem Revolver auf seine Frau geschossen, aber dabei seinen 9jährigen Sohn, der mit dem Ruf "Vater, schieß Mutter nicht!" die Hände abwährend vorgestreckt hatte, in die Stirn getroffen. Der Knabe ist nach der Charité gebracht worden, woselbst das Geschoß bereits aus der Wunde entfernt werden konnte, so daß Aussicht vorhanden ist, den Patienten am Leben zu erhalten.
- Die Anzahl der durch das Erdbeben in Konstantinopel und seiner Umgebung Getöteten wird auf 4-5000 angegeben.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 67 Seite 6]

- Einen interessanten Umzug bewerkstelligt die Reichsbank in Berlin diese Woche. Die Geschäftsstelle für Werthpapiere wird in die mächtigen Räume des Erweiterungsbaues verlegt. Dabei gilt es, die Bagatelle von beiläufig 3 Milliarden Mark liebevoll und sicher in die neuen Verließe zu geleiten. Dieser Umzug der dreitausend Millionen dauert 14 Tage.
- In Hamburg ermordete aus unbekannter Ursache der 23jährige Schlossergeselle Gustav Allner in der Nacht zum Sonnabend die junge Frau des Gastwirths Orth in der Altonaerstraße und erschoß sich dann selbst.
- Ein im ostpreußischen Dorfe P. wohnhafter Bauer hatte sich, während er an einer schweren Krankheit darniederlag, einen Sarg zimmern lassen, um durch denselben stets an seinen Tod erinnert zu werden. Als er jedoch wider Erwarten von seiner Krankheit genas, benutzte er den schwarzen Schrein, um darin sein Nachmittagsschläfchen zu halten. In der vorigen Woche nun fand man den alten Mann in dem Sarge tot vor. Ein Schlagfluß hatte seinem Leben ein früheres Ende gesetzt, als er nach seiner Wiedergenesung vielleicht erwartet hatte.
- In Lauterecken (Pfalz) wird vom 1. Okt. d. J. an eine Zeitung für Heiratsvermittelung unter dem hübschen Titel "Liebesbote" erscheinen.
- Der "Bienenvater" Pfarrer Dr. Johannes Dzierzon in Lavkowitz b. Kreuzburg in Oberschlesien feiert, 84 Jahre alt, in diesem Jahr sein 50jähriges katholisches Priesterjubiläum. Als Erfinder der Bienenstöcke mit beweglichen Waben, durch Einführung der italienischen Bienen und deren Kreuzung mit den unserigen, durch seine trefflichen Schriften und hervorragende Theilnahme an den Imkerversammlungen hat sich Dr. Dzierzon unvergängliche Verdienste erworben.
- Wie man aus München meldet, wurde am Freitag beim Gefechtsschießen mit scharfen Patronen des 2. Bataillons des 2. Inf.=Regts. ein 6jähriger Knabe erschossen. Die Uebung wurde sofort abgebrochen.
- Der deutsche Anwaltstag ist auf den 11. und 12. September d. J. nach Stuttgart einberufen. Die Verhandlungen finden im Bürgermuseum statt. Die vorläufige Tagesordnung enthält folgende Punkte von allgemeinem Interesse: 1) Antrag des Vorstandes, betreffs beschleunigte Fertigstellung des bürgerlichen Gesetzbuchs. Berichterstatter Justizrat Raatz=Gießen. 2) Besprechung und Beschlußfassung über die Frage, ob und wie weit Beschränkungen der freien Advokatur zulässig sind. Berichterstatter Justizräte Dr. Pemsel=München und Levy=Berlin. 3) Bericht über den Antrag des Bureaubeamtenvereins zu Leipzig wegen Befürwortung einer reichsgesetzlichen Ordnung des Schreiberwesens. Berichterstatter Justizräte Schlieckmann=Halle a. S. und Bienenfeld=München. In Verbindung mit dem Anwaltstage findet in Stuttgart auch die zehnte Generalversammlung der Hilfskasse für deutsche Rechtsanwälte statt.
- Unter den Bauern des westlich von Riva sich hinziehenden Val di Ledro in Süd=Tirol verursachte in der letzten Woche die Nachricht, daß ein Bär auf der Guialpe drei Schafe gerissen und die übrige Heerde zersprengt habe, große Aufregung. Sofort zogen 16 Männer, mit allerlei Waffen versehen, aus, das Unthier zu erlegen. Nach gefundener Spur legten sich vier Bauern auf die Lauer. Als dann der Bär etwa auf 20 Schritte nahe war, krachte es aus allen 4 Gewehren, aber erst ein fünfter Schuß streckte ihn nieder. Im Triumph wurde dann das erlegte Thier - ein Weibchen - nach Locca gebracht.
- Der Dampfer "Campania" von der Cunard=Linie hat die schnellste Reise von England nach Amerika zurückgelegt, welche jemals vorgekommen ist. Das Schiff fuhr am Sonntag, den 12. August um 12 Uhr 51 Minuten nachmittags von Queenstown ab und schon am 17. August, um 5 Uhr 46 Min. nachmittags passierte es das Leuchtschiff von Sandy=Hook. Die Fahrt hatte somit nur 5 Tage, 5 Stunden, 4 Minuten gedauert. Am Abend um 1/2 8 Uhr waren schon sämmtliche Fahrgäste in Newyork gelandet.
- In England haben sich die Aussichten für die Steuerzahler sehr ungünstig gestellt. Die englische Admiralität hat nämlich am Sonnabend in einem amtlichen Schriftstück ziffernmäßig dargelegt, welcher Summen die Admiralität nach den vom Parlament genehmigten Plänen in den nächsten 10 Jahren bedürfen wird. Im ganzen sind es 4 862 000 Pfd. Sterl. (rund 97 Millionen Mark). Dafür sollen die Kosten der neuen Docks in Portsmouth, die Hafenbefestigungen von Portland, die neuen Docks und Vorratshäuser in Gibraltar, die Anlage einer Kesselfabrik in Malta usw. bestritten werden. Dieses Jahr sind 360 000 Pfd. Sterl. bewilligt worden. Die Summe nimmt jedes Jahr bis 1896/97 zu, wo sie 835 000 Pfd. Sterling erreichen wird. Dann tritt wieder eine Abnahme bis 1903/4 ein, wo der Betrag nur 159 000 Pfd. Sterl. ist. Die neuen Anlagen in Gibraltar werden 801 000 Pfd. Sterl. kosten, die in Portsmouth 377 000 Pfd. Sterl. und die in Portland 131 000 Pfd. Sterl.
- Der Dampfer "Paris" aus Kalifornien traf am Donnerstag in Southamton mit 6717 Kisten frischer Birnen, Pfirsiche, Pflaumen und Trauben ein. Sollten beim Auspacken auf dem Markt, wie man zuversichtlich erwartet, die Früchte gut erhalten sein, so ist ein großer Handel hierin vorauszusehen, da dies Obst besonders wohlschmeckend ist.
- Aus Turin kommt die Nachricht, daß der Bruder Caserios sich aus Leid über das Verbrechen seines Bruders und aus Scham wegen dessen Hinrichtung das Leben genommen habe.
- Die gedruckten Werke König Oscars von Schweden sind nunmehr bis zum VII. Band gediehen. Dieser, der soeben erschienen ist, enthält die sämmtlichen Reden, die der König seit seiner Thronbesteigung in schwedischer, norwegischer, deutscher, französischer und englischer Sprache gehalten hat.
- Madrid wird demnächst mit Paris telephonisch verbunden sein. Auf spanischer Seite ist die Leitung bereits bis Saragossa angelegt; auf französischer Seite besteht sie zwischen Paris und Tarbes; es ist also nur noch Tarbes mit Saragossa zu verbinden.
- Unter den Mannschaften der im Hafen von Port Said liegenden der Suezkanalgesellschaft gehörigen Baggerschiffe ist ein Streik ausgebrochen.
- In Rio de Janeiro sind durch eine unbeabsichtigte Pulverexplosion 25 Personen ums Leben gekommen.
- Holzfäller fanden in einem Walde bei Clay in Kentucky eine mit Nägeln durch Hände und Füße an ein Kreuz geschlagene bildhübsche junge Frau, die vor der Kreuzigung noch in grausamer Weise gemißhandelt worden war. Die Aermste war noch am Leben. Diese mit arger Mißhandlung verknüpfte Kreuzigung soll, wie der Meldung hinzugefügt wird, in Amerika die neueste Strafe sein, die eifersüchtige Frauen über den Gegenstand ihrer Eifersucht verhängen!
- Redende Uhren. Uhren, die an Stelle des Schlagwerkes einen kleinen Phonographen enthalten und durch dessen Auslösung die Stunde ausrufen, sind das Neueste, was ein Genfer Uhrmacher M. Sivan erfunden hat. Der Erfinder hat sowohl Taschen= wie Wanduhren in dieser Weise ausgeführt; erstere enthalten den kleine Phonographen in der Anordnung eines Repetierwerkes, welches durch Drücken auf einen Knopf die Zeit anzeigt; Weckuhren, welche zur bestimmten Zeit einen launigen Vers ansagen, Wanduhren, die nachts an Stelle des Nachtwächters bei jeder Stunde ein Lied absingen, sind andere eigenartige Erzeugnisse des Schweizer Meisters.
- "Der fünfte Spieler gehört unter den Tisch!" sagte in Leipzig ein Markthelfer zu einem in das Spiel redenden Unbeteiligten, unterstützte seine Meinung aber auch gleich durch einen wuchtigen Schlag mit einem Bieruntersetzer auf denselben. Der Verletzte mußte ärztlich verbunden werden, der rabiate Skatspieler aber wurde wegen gefährlicher Körperverletzung in Untersuchung gezogen.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD