No. 55
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Juli
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 1]

        Auf Grund von §. 1 Nr. 5 der Verordnung vom 21. Juli 1886 betreffend die asiatische Cholera wird hiermit bekannt gemacht, daß die Gesundheits=Commission für Schönberg in Folge regimineller Anordnung ihre Functionen wieder aufgenommen hat und bis auf weiteres wöchentlich einmal und zwar jeden Mittwoch Abends 8 Uhr im Local des Ackerbürgers und Gastwirths Boeckmann am Markt hierselbst Sitzung hält. Beschwerden wegen mangelhafter Spülung und sonstiger Unreinlichkeit sowie Anträge auf unentgeltliche Verabfolgung von Desinfectionsmitteln sind bei der Commission anzubringen und zwar persönlich oder schriftlich zu Händen des Vice=Vorsitzenden Herrn Dr. Schrakamp hierselbst.
            Ist zwar die Besorgniß, daß die Cholera in diesem Sommer wiederum eingeschleppt werde, gegenwärtig noch keineswegs naheliegend, so nimmt Großherzogliche Landvogtei doch Veranlassung zu der Aufforderung, die Commission und ihre Mitglieder möglichst zu unterstützen und möglichst von selbst alle bodenverunreinigenden Einrichtungen und Zustände zu beseitigen, damit sichere Aussicht ist, von Epidemien befreit zu bleiben.
                Schönberg, den 16. Juli 1894.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Die Kaiserin hat sich, wie aus Christiania gemeldet wird, am Montag bei dem in Stahlheim zu Ehren des Geburtstages der Königin von Schweden veranstalteten Galadiner in begeisterter Weise über die Nordlandsreise ausgesprochen. Diese Reise sei eine ihrer schönsten und hinterlasse großartige Eindrücke. Der Kaiser sprach die Hoffnung aus, wiederkommen zu können. Der herzliche Toast, den er auf die Königin von Schweden ausbrachte, erregte überall einen freudigen Wiederhall.
- S. M. der Kaiser und seine Gemahlin sind am Donnerstag nach guter Fahrt mit der "Hohenzollern" in Bergen eingetroffen. An Bord ist alles wohl. Am Sonnabend haben sie die Reise nach Drontheim fortgesetzt.
- Der Kaiser hat, wie die "Danziger Ztg." mittheilt, auf die Einladung des Westpreußischen Provinzialausschusses zu einer Festlichkeit in Danzig bei Gelegenheit des Kaisermanövers durch das Zivilkabinett erwidern lassen, daß er die Einladung mit herzlichem Dank ablehne, da der Monarch bei der gedrückten wirtschaftlichen Lage der Ostprovinzen keine besonderen Aufwendungen aus Anlaß des Manöverbesuches wünsche, umsomehr, als die Provinz Westpreußen vor 2 Jahren bei dem Besuch des Kaisers in Danzig ein glänzendes Fest bereitet habe.
- Der Kaiser telegraphirte dem Londoner "World" zufolge an die Königin von England, daß er erst am 4. August in Cowes eintreffen werde, da er länger in Norwegen zu bleiben wünsche und vor seiner Reise nach England nach Potsdam zurückkehren müsse. Der Kaiser wird wahrscheinlich, vom Prinzen Heinrich begleitet, bis zum 12. August in Cowes bleiben und zwei Staatsdiners bei der Königin und einem Diner beim Prinzen von Wales an Bord der Yachten "Victoria und Albert", sowie dem Jahresessen des Yachtgeschwaderklubs beiwohnen. Der Kaiser wird selbst zwei Festmahle an Bord der "Hohenzollern" geben.
- Der "Staatsanzeiger" veröffentlicht eine königl. Ordre, wonach bis zur anderweitigen Regelung des Apothekerwesens denjenigen Apothekern, denen zukünftig eine Konzession verliehen wird, die Präsentation eines Geschäftsnachfolgers nicht mehr gestattet ist.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung vom 30. Juni d. J., wonach die am 14. Juni 1879 angeordnete Verpflichtung der aus Rußland kommenden Reisenden, ihre Pässe von einem deutschen Consulat visiren zu lassen, aufgehoben ist.
- Das Reichsgericht hat folgende wichtige Entscheidung getroffen: Jeder Zusatz von Wasser zum fertigen Biere ist, sofern er überhaupt die Qualität des fertigen Bieres beeinflußt, als Verfälschung im Sinne von § 10 des Nahrungsmittelgesetzes zu erachten.
- Die Einführung des Bayonetts soll nach dem "L. A." im Princip beschlossen sein. Die bei verschiedenen Truppentheilen, unter anderem bei der Leibcompagnie des 1. Garde=Regiments z. F. zur Zeit stattfindenden Probeversuche haben lediglich den Zweck, festzustellen, ob die Art der Befestigung des Bayonetts auf dem Gewehr sich als praktisch erweist. Im Uebrigen soll das Bayonett, wie in der russischen Armee üblich, sich bei jedem Exercirdienst, im Wachtdienst, beim Schießen und im Gefecht auf dem Gewehr befinden; nur auf Märschen wird dasselbe in der Scheide getragen. Die Wiedereinführung des Bayonnets - von dieser muß gesprochen werden, da dasselbe bekanntlich erst mit dem Infanteriegewehr M/71 verschwand - ist auf die eigene Initiative des Kaisers zurückzuführen und hängt mit der geplanten Gepäckerleichterung nur nebensächlich zusammen. Das Gefühl für die unbedingte Offensive, welche schließlich im Handgemenge endigt, soll dem Infanteristen um so mehr anerzogen werden, als die weittragenden modernen Gewehre dasselbe in den Hintergrund zu drängen geeignet sind. Aus diesem Grunde wurde auch, obgleich die Mehrzahl der Generalcommandos sich vor einige

[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 2]

Zeit auf eine entsprechende Anfrage für die Abschaffung des Bayonettfechtens ausgesprochen hatte, vom Kaiser in entgegengesetztem Sinne entschieden.
- Im neuen Reichstagsgebäude wurde am Mittwoch die erste Amtshandlung vollzogen. Der Director bei dem Reichstag, Geh. Reg.=Rath Haak, vereidete den Lieutenant a. D. v. Bornstedt als Hausinspektor und führte ihn in sein Amt ein.
- Sechs Söhne bei der Garde hat eine Besitzerfamilie in Siemoken in Ostpreußen Namens Ulrich. Von den 6 Brüdern haben 4 schon vor längerer Zeit eine zwölfjährige Dienstzeit bei dem Regiment der Garde du Corps durchgemacht. Der 5. Sohn dient seit zwei Jahren bei demselben Regimente und der 6. seit dem letzten Herbste. Der kleinste der 6 Brüder mißt 5 Fuß 10 Zoll.
- Das 7 Meilen von Memel entfernte russische Grenzstädtchen Plunian wurde durch eine ungeheure Feuersbrunst vollständig vernichtet. 370 Häuser sind abgebrannt, über 200 Menschen obdachlos. Einige Kinder und der gesammte Viehbestand sind verbrannt.
- Durch die in Marseille bei einem Anarchisten beschlagnahmten Papiere und die aus den verschiedenen Departements erhaltenen Informationen ist der Beweis geliefert, daß die Anarchisten aller Länder in steter Verbindung stehen. Die Haussuchungen werden fortgesetzt. Bisher sind fünfzehn Anarchisten verhaftet worden.
- Wie der "Figaro" erfährt, wird sich das internationale Uebereinkommen zur Unterdrückung der Anarchisten auf polizeiliche Maßnahmen beschränken. Die Anarchisten sollen ständig überwacht, die ausländischen ausgewiesen und in die Heimathlande abgeschoben werden. Die Schweiz sei diesen Vorschlägen günstig gestimmt, Italien bekämpfe dieselben. Diese Maßregeln würden vor October in Kraft traten.
- Der große Mordproceß gegen den Mörder Carnots, Caserio, ist auf den 23. Juli angesetzt worden. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Fouchier, dem bereits der Untersuchungsrichter die Untersuchungsakten übergeben hat. Wie es heißt, soll in geheimer Sitzung verhandelt werden. Für die Annahme einer Verschwörung hat sich in der That kein bestimmter Inhalt ergeben. Caserio bestellte einen italienischen Verteidiger. Caserio äußerte wiederholt seinen Wächtern gegenüber, Casimir Perier werde nicht wagen, das Todesurtheil vollstrecken zu lassen.
- Die Witwe des Präsidenten Carnot hat am Donnerstag den Elysee=Palast verlassen. Das Personal des Elysee hatte Ordre erhalten, der Abfahrt nicht beizuwohnen, nur die Offiziere des früheren Militär=Hausstaats mit ihren Frauen geleiteten die abfahrende bis zum Wagen, worin sie mit ihren Söhnen Platz nahm. Es wurde kein Wort gewechselt, die Frauen weinten. Die Zuschauer vor dem Thor des Elysee grüßten Frau Carnot ehrerbietig. Der neue Präsident wird erst in etwa 14 Tagen vom Elysee=Palast Besitz ergreifen.
- Die Gefängnisse Roms sind dermaßen mit Anarchisten und Verdächtigen überfüllt, daß 100 Gefangene nach Florenz und 60 nach Civitavecchia geschafft werden mußten. Die Gesammtzahl der Eingekerkerten übersteigt 700. - Die Polizei überraschte in der Nacht zum Dienstag sieben eben zur Berathung versammelte Anhänger der Propaganda der That. In ihrem Klublokal war das Bild Caserios über einem mit rothem Tuch bedeckten Altar aufgehängt.
- Für die Umwandlung der Stimmung der Franzosen gegen Deutschland ist es äußerst charakteristisch, daß der "Figaro" es wagen darf, in seinem redaktionellen Theile, ja sogar auf seiner zweiten Seite eine Verherrlichung des Münchener Märzenbieres zu veröffentlichen, das in den Filialen der Brasserie Müller (Löwenbräu) verzapft wird. - Wie man sich erinnert, wurde früher in der Pariser Presse ein förmlicher Krieg gegen das deutsche Bier, das einem Gift gleichkomme, geführt. Jetzt heißt es bezüglich des Münchener Bieres in wörtlicher Uebersetzung: "Es löscht den Durst, es erfrischt, es wirkt anregend auf den Magen, erleichtert die Verdauung, es ist nicht bloß Nährungsmittel, sondern nahezu ein Arzneimittel. Man ersieht hieraus, wie das Urtheil sich ändern kann, wenn es aufhört, von Leidenschaften beeinflußt zu sein.
- Der deutsche Botschafter in Madrid hat am Donnerstag dem spanischen Minister des Auswärtigen eine neue Note der deutschen Regierung überreicht, durch welche diese den zwischen beiden Regierungen vereinbarten, in den spanischen Kortes aber nicht zur Abstimmung gelangten Handelsvertrag zurückzieht.
- Die in den letzten Tagen wieder verbreiteten Nachrichten über ein ungünstiges Befinden des Papstes bestätigt sich nicht. Der Papst hat am Sonntag den Delegaten für Aegypten empfangen, der sich nach der Audienz über die Gesundheit des Papstes sehr befriedigt ausgesprochen hat. Am Montag hat der Papst sogar in den vatikanischen Gärten einen Spaziergang gemacht.
- Anläßlich der beunruhigenden Gerüchte, bezüglich des durch die Arbeiterunruhen angerichteten Schadens in Chicago veröffentlicht die Canadische Grand Trunk Eisenbahn eine Depesche, laut welcher deren Schaden auf ungefähr zehntausend Dollars geschätzt wird, wovon dreiviertel wahrscheinlich von der Regierung ersetzt werden müssen. Der Betrieb sei beinahe wieder voll aufgenommen.
- Rascher als man nach den jüngsten, äußerst bedenklichen Nachrichten erwarten durfte, ist in den Vereinigten Staaten, wenigstens im Osten, eine erhebliche Besserung der Lage eingetreten. Der allgemeine Streik, den die "Ritter der Arbeit" auf die Proklamation des Präsidenten Cleveland ankündigten und durchzusetzen sich bemühten, darf heute als gescheitert betrachtet werden.
- Ueber die Größe der deutschen Kolonialgebiete enthält das soeben erschienene "Statistische Jahrbuch für das deutsche Reich" folgende Angaben: Das Schutzgebiet Togo hat 60 000 Quadratkilometer, Kamerun 495 000, das Kaiser Wilhelmsland in Neu=Guinea 181 500, der Bismarck=Archipel 52 200, der nordöstliche Theil der Salomon=Inselgruppe 22 200, das Schutzgebiet der Marshall=Inseln 400 Quadratkilometer. In Togo haben sich niedergelassen 72 Europäer, darunter 63 Deutsche, in Kamerun 204 Europäer (127 Deutsche), in Südwest=Afrika 969 Europäer (rund 500 Deutsche), im Schutzgebiet der Neu=Guineacompagnie 178 Europäer (99 Deutsche) und in den Marshall=Inseln 67 Europäer (32 Deutsche).
- Aus Wuth. Im Pfarrdorfe Kreuzeber bei Heiligenstadt hat ein Bauer seinem leiblichen Kinde beide Hände mit dem Beil abgehauen, weil dasselbe zwei Hundertmarkscheine, den Erlös für eine Kuh, zerschnitten habe. Die Mutter, die das Kind im Blute schwimmen sah, ist an einem Schlaganfall gestorben. Der Rabenvater wurde verhaftet.
- Das Bataillon des spanischen Königsnaben. Wie dem "Figaro aus San Sebastian geschrieben wird, ist dort ein 400 Köpfchen starkes Kinder=Bataillon gebildet worden, dessen Mitglieder 5 - 8 Jahre zählen. Die in der Landestracht (blaue Wämmser und Höschen, rothe Baskenmützen) uniformierten Knirpse sind mit Flinten bewaffnet, mit denen man wahr und wahrhaftig schießen kann. Alle Bevölkerungsklassen sind in dem Bataillon vertreten, dessen Einübung im "Waffenhandwerk" ein Offizier der Garnison von San Sebastian seit einem Monat betreibt. Das Bataillon hat auch seine Sappeurs, deren Oberster, der an der Spitze zu marschieren hat, ganze 5 Jahre alt ist. Fünfzig kleine Musiker von 8 - 10 Jahren üben täglich Militärmärsche und nationale Weisen, ein wohlgeübtes Trommlerkorps fehlt auch nicht. Die vier Kompagnien des Bataillons werden natürlich von Hauptleuten und Lieutenants befehligt. In 14 Tagen wird die Truppe vollkommen einexerziert sein; der kleine König, der schon lange auf einem niedlichen Pony reiten lernt, kann nach seiner Ankunft, die am 20. Juli erfolgen soll, seine erste Truppenschau veranstalten. Er wird an den mikroskopischen Soldaten jedenfalls seine helle Freude haben.


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[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. XI belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Heinrich Werner daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 24. September 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen. Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Juli 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die unterzeichnete Amtsstelle bringt hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß bei Anträgen auf Ausstellung und Umtausch von Quittungskarten nach dem neuen Quittungsformulare stets angegeben werden muß

1. Vor= und Zuname (bei Ehefrauen und Wittwen auch der Vatersname.)
2. Wohnort.
3. Berufsstellung.
4. Geburtstag, Geburtsjahr, Geburtsort.
Schönberg, den 14. Juli 1894.

Die Amtsstelle
für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
I. V.
H. Schröder.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnete Kommission macht hierdurch auf die Bestimmungen in den §§ 89 und 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888, betreffend die Nachsuchung der Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militärdienste und den Nachweis der dazu erforderlichen Wissenschaftlichen Befähigung, mit dem Bemerken aufmerksam, daß die Herbstprüfungen in der zweiten Hälfte des Monats September stattfinden werden, und daß Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung bis zum 1. August d. J. angebracht werden müssen.
Schwerin, 9. Juli 1894.

Großhzgl. Mecklbg. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige.


Oeffentliche Versteigerung.

Am Sonnabend, den 21. Juli d. J. Vormittags 11 1/2 Uhr sollen in Herrnburg resp. im Herrnburger Torfmoor:

1 Stuhlwagen, ca. 60 mille Torf und Torfgeräthschaften
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 15. Juli 1894.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Empfehle den geehrten Landleuten zum Roggendreschen meine

neue Dampfdreschmaschine.

Dieselbe wird am Mittwoch, den 18. Juli frei und steht bis dahin in Torisdorf.

                                                    Brede, Stockelsdorf.


Durch Zufall ist die

Büdnerei

zu Schlagbrügge billig zu verkaufen oder auch zu verpachten. Grundzins ist nicht bei der Büdnerei.

Schlagbrügge.                                                     H. Teut, Büdner.


Geschäfts=Uebernahme.

Einem geehrten Publikum Schönberg's und der Umgebung zur Nachricht, daß ich meines Vaters Geschäft übernommen habe. Ich bitte höflichst, das meinem Vater geschenkte Vertrauen auch auf mich übertragen zu wollen, indem ich saubere und gute Arbeit bei soliden Preisen verspreche.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Th. Rütz, Maler.


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                          Rud. Tietgen.


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Messer und Gabel in billigen Sorten.
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                                                    Rud. Tietgen.


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Aus den Jahren

von 1850 -1869 kaufe ich alte Briefmarken und Brief=Couverts zu hohen Preisen nur Freitag, d. 20. d. Mts. in Schönberg im Gasthof des Herrn Holldorf, nachmittags von 4 - 8 Uhr.

A. Behrendt, Schwerin i. M.


Prima holländischen Rahm=Käse Pfund 1 Mark.
           Hollsteiner Käse Pfund 20 Pfg.
           Kuh=Käse Stück 5 Pfg.
           Harzer Käse Stück 5 Pfg.

empfiehlt                                                     Max C. Sass.


Reisekoffer

in verschiedenen Größen, (keine Fabrikarbeit) stets vorräthig zu billigsten Preisen bei

                                                    H. Bockwoldt, Sattler.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 4]

Thüringisches Technikum Ilmenau.

1. Höhere Fachschule für: Maschinen-Ingenieure und Elektrotechniker.
2. Mittlere Fachschule für: Maschinen- und Mühlen-Techniker.
Werkmeister und Müller. Weitere Auskunft erteilt Direktor Jentzen.
Staatsaufsicht durch Staatskommissar.


In fünfter Auflage erschien in der Stiller'schen Hofbuchhandlung (J. Ritter) zu Schwerin und ist in jeder Buchhandlung vorräthig:

Handkarte
der Großherzogthümer Mecklenburg=Schwerin u. Mecklb.=Strelitz.
Auf Grundlage
der Generalstabs-Vermessungen.
entworfen im Maßstabe von 1 : 300 000
von E. Alban.

Preis 5 M., aufgezogen in Leinwandcarton 6 M. Diese Karte, 80-60 Cent. groß in sechs Farben, ausgeführt unter gütiger Mithülfe des Großen Generalstabes, zeichnet sich durch Handlichkeit und größte Deutlichkeit in Zeichnung und Schrift aus, sie enthält jeden im Staatskalender vorkommenden Namen, alle Verkehrswege, vollständig bis auf den heutigen Tag, die politische Zugehörigkeit, alle Seen und Wasserläufe im Blaudruck, Waldcomplexe u. s. w.
Für die außerordentliche Brauchbarkeit und Güte spricht der Umstand, daß innerhalb sechs Jahren fünf Auflagen nöthig wurden.
Die von gewisser Seite gedruckte Behauptung, daß diese Karte auf alten Vermessungen beruht, erklären wir für eine Unwahrheit.


Travemünder Rennen
Freitag 3. und Sonntag 5. August 1894.

Anfang:      Freitag 3 1/2 Uhr
Sonntag 3 1/4 Uhr
     nachmittags.


Einem geehrten Publikum Schönberg's und Umgegend zur gefl. Nachricht, daß ich zum 15. September d. J. anderer Unternehmungen halber mein

PHOTOGRAPHIE-ATELIER

hier am Platze aufzugeben beabsichtige.
Bitte daher meine geehrten Kunden, welche die Absicht haben, sich noch photographieren zu lassen, höflichst, recht baldigst bei mir vorzukommen.
Sämmtliche Bilder werden in bekannter sauberster Ausführung unter Garantie geliefert.

Landschafts=Gruppen= und Gebäude=Aufnahmen billigst.
Schönberger Ansichten sind bei mir zu haben.                                                    
                          
Hochachtungsvoll
Th. Liebert, Photograph.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg
zu Schönberg.
General=Versammlung
am Sonntag, d. 22. Juli cr., nachmittags 3 1/2 Uhr
im Vereins=Locale.

                          Tagesordnung:
      1) Bericht über die Fahnenweihe in Schlutup.
      2) Bericht über den diesj. Delegirtentag und das Landeskriegerfest in Grevesmühlen.
      3) Beschlußfassung über die diesj. Sedanfeier.
      4) Desgl. über die Geburtstagsfeier Sr. Kgl. Hoh. des Großherzogs.
      5) Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Zum Desinficiren empfiehlt:
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Carbol-Seifenlösung,
Carbol-Desinfektionspulver,
Chlorkalk.

                                                    Die Apotheke in Schönberg.


Verloren eine silberne Uhrkette mit 3 Münzen daran, der ehrliche Finder wird gebeten, dieselben abzugeben in der Exp. d. Bl.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 55 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Juli 1894.


Abänderung des Strafprocesses.

Vor wenigen Tagen ist im Reichsanzeiger der Wortlaut eines Gesetzentwurfs zur Revision des Strafprocesses in der Fassung veröffentlicht worden, in der er die Zustimmung des Bundesraths gefunden hat. Die Aenderungen, die sich darin gegen den bestehenden Rechtszustand finden, sind recht erheblich.
Zunächst ist die Zuständigkeit der Schöffengerichte in einer Anzahl von Punkten erweitert worden; eine Reihe von Vergehen ist ihnen von vornherein zugewiesen, in denen bisher die Strafkammer ausschließlich zuständig war, wie in dem Fall, daß jemand sich Munition, die bei den Uebungen der Artillerie verschossen war, widerrechtlich zueignet, oder daß ein Pfandleiher in Pfand genommene Gegenstände unbefugt in Gebrauch nimmt. In einigen anderen, jetzt dem Schöffengericht zugewiesenen Fällen konnte bisher nur auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ueberweisung von der Strafkammer an das Schöffengericht erfolgen. So beim Hausfriedensbruch, der von mehreren gemeinsam oder von einer bewaffneten Person begangen wird, bei der Bedrohung mit einem Verbrechen oder bei dem Fall, wo ein Schiffsmann, um sich der übernommenen Verpflichtung zu entziehen, mit der Heuer entläuft. Außerdem ist aber, was von großer Bedeutung ist, die Werthgrenze für die Zuständigkeit der Schöffengerichte bei einer Reihe von Vergehen - Diebstahl, Unterschlagung, Betrug, Sachbeschädigung - von 25 Mk. auf 100 Mk. hinaufgerückt worden.
Auch für die Strafkammern enthält der Gesetzentwurf eine Reihe von Abänderungsbestimmungen. Zunächst soll in Zukunft die Zusammensetzung der Kammern, die regelmäßige Stellvertretung des Vorsitzenden u. s. w. nicht mehr durch das Präsidium - eine Einrichtung, die gänzlich fortfällt - sondern durch die Landesjustizverwaltung erfolgen. Die gleiche Bestimmung soll auch, wie hier gleich bemerkt werden mag, bei den Oberlandesgerichten Platz greifen, nur daß hier an die Stelle der Landesjustizverwaltung der Präsident tritt.
Sodann sind einige bedeutende Aenderungen in der Zuständigkeitsabgrenzung der Strafkammern vorgenommen worden; insbesondere ist ihnen eine Anzahl Verbrechen zugewiesen, die bisher zur Zuständigkeit der Schwurgerichte gehörten, so Widerstand gegen die Staatsgewalt, der mit Körperverletzung verbunden oder von mehreren gemeinsam ausgeführt ist, eine Reihe von Meineidsfällen, Fälschung einer öffentlichen Urkunde, Urkundenfälschung, um sich oder einem Anderen einen Vermögensvortheil zu verschaffen, mehrere schwere Verbrechen im Amt, sowie verschiedene nach der Concursordnung strafbare Verbrechen, betrügerischer Bankerott, sowie Beiseiteschaffung von Vermögensstücken im Interesse eines Schuldners, der seine Zahlungen eingestellt hat. Von großer Wichtigkeit und im Zusammenhang stehend mit den Bestimmungen über die Berufung gegen Strafkammerurtheile ist die Bestimmung, daß die Strafkammer in erster Instanz nicht wie bisher mit fünf, sondern mit drei Mitgliedern besetzt sein sollen.
Diese Bestimmung wird ergänzt durch die wichtigste Aenderung, die der Entwurf vorschlägt, die Berufung gegen die Strafkammerurtheile, über die die Strafsenate der Oberlandesgerichte in der Besetzung von fünf Mitgliedern entscheiden sollen. Um aber der Befürchtung entgegenzutreten, es möchte durch zu weite Entfernung des Wohnorts der Zeugen u. s. w. vom Sitz des Oberlandesgerichts das Verfahren zu kostspielig werden, soll ähnlich den jetzt schon üblichen detachirten Strafkammern bei einem Amtsgericht künftig auf Anordnung der Landes=Justizverwaltung bei einem entfernten Landgerichte ein detachirter Strafsenat eingerichtet werden können. Für die Revision gegen die Urtheile der Oberlandesgerichte in der Berufsinstanz ist das Reichsgericht zuständig.


- Schönberg. In der Gewinnliste zur Tombola am 2. Königschußtage 1894 ist leider ein Schreibfehler unterlaufen. Die in der laufenden Nummer 26 angeführte Loos=Nummer muß anstatt 2304 heißen: 3304.
- Rehna, 11. Juli. Heute Morgen fand im Schützenhause hiers. seitens der hiesigen Großherz. Forstinspection die Verpachtung von 7 Jagdcomplexen der näheren und entfernteren Umgebung statt. Pachtliebhaber waren in großer Zahl erschienen. Der I. Jagdcomplex Kordshagen, Zehmen, Lübsee, Roduchelsdorf incl. 100 ha Holz 882 ha groß, wurde zu 700 M. eingesetzt. Geschäftsführer Bohmann=Rehna offerirte 400 M. Für den II. Jagdcomplex Bauhof, Jarmstorf, Möllin und Amtsfreiheit Gadebusch groß 942 ha, Einsatz 470 M. wurde kein Gebot abgegeben. Auf das III. Revier Boltenhagen und Tarnewitz groß incl. 63 ha Holz 660 ha, eingesetzt zu 700 M. bot Gutspächter Hasselmann=Christinenfeld 600 M. Der IV. Jagdcomplex Mallentin und Tramm, 385 ha wurde zu 190 M. eingesetzt. Gutsbesitzer Busch=Schmachthagen offerirte 180 M. Auf dem V. und VI. Jagdcomplex Diedrichshagen, Kastahn, Rüting, Upahl groß 1379 ha und Hof=Sievershagen, Dorf=Sievershagen groß 581 ha bot Gutspächter Hasselmann=Questin 500 resp. 430 M. Für den VII. Jagdcomplex Warnkenhagen und Krumbeck, 450 ha umfassend, wurden von Schulze Bördt=Warnkenhagen 200 M. geboten. Der Zuschlag steht in 4 Wochen zu erwarten. Verpachtet ist in sämmtlichen Revieren die niedere Jagd incl. Rehe.
- Aus Klütz wird berichtet: In dem Gute Wohlenhagen wurde am 12. d. ein Gespann des Besitzers Treise, welches beim Pflügen beschäftigt war, vom Blitz getroffen. Der Knecht und auch die beiden Pferde sind sofort getödtet. Der Knecht heißt Carl Müller und ist aus Grevesmühlen gebürtig. Derselbe soll schrecklich verstümmelt gewesen sein.
- Wichtige Erfindung. Die Apotheker=Ztg. schreibt: Einem Fachgenossen, dem jetzigen Chemiker G. Oppermann in Ostorf bei Schwerin i. M., ist in diesen Tagen vom Kaiserl. Patentamt ein Patent auf ein neues, praktisches und wirksames Verfahren ertheilt worden zum Sterilisieren, Reinigen und Klären des Trink= resp. Gebrauch=Wassers. Der Erfolg dieses einfachen Verfahrens ist ein so umfassender und vollständiger, wie er nur gedacht werden kann; man kann mittelst desselben sogar aus dem schmutzigen, stinkenden, trüben und ekelhaften Naß einer Pfütze in einer 1/2 Stunde geruch= und geschmackloses, keimfreies Wasser herstellen. - Und das wird ausschließlich mittelst des electrischen Stromes ausgeführt, indem letzterer zuerst mittelst Platindraht=Electroden (gewunden wie Uhrfedern) kräftig auf das Wasser wirken und darin einen tüchtigen Ueberschuß von Ozon erzeugen muß, worauf mittelst recht großer Alluminiumplatten, die in den Stromkreis eingeschaltet werden, das Ozon wieder zerlegt wird, während sich ein voluminöser Niederschlag von Aluminiumhydroxyd abscheidet. Der letztere reißt alle Suspenda zu Boden, klärt das Wasser und dient zugleich als Filter, wodurch das Wasser völlig klar durchläuft! - Durch Oxydation werden organische Stoffe, organisirte Lebewesen, (Bacterien) Ammoniak und salpetrige Säure zer=

[ => Original lesen: 1894 Nr. 55 Seite 6]

stört, dann wird milttelst des Aluminiums der Ueberschuß des Ozons weggenommen. Das Klärungsvermögen des Alluminium=Niederschlages, der sich sehr schnell zu Boden setzt, ist ein so bedeutendes, daß es geradezu frappant ist, das schmutzig=trübe Wasser in völlig reines verwandelt zu sehen, wenn es den handlichen und practischen Apparat verläßt!
- Falsches Geld. Die Reichsschulden=Commission erläßt im "Reichsanzeiger" eine Bekanntmachung, wonach in neuerer Zeit falsche Reichskassenscheine zu 50 M. zum Vorschein gekommen und angehalten worden sind. Die genannte Commission sichert demjenigen, welcher den Verfertiger oder wissentlichen Verbreiter solcher Falschstücke zuerst ermittelt und der Polizei oder den Gerichtsbehörden so nachweist, daß der Verbrecher zu Ueberführung und Strafe gezogen werden kann, eine Belohnung in Höhe bis zu 3000 Mark zu.


- Im Hamburger Freihafen entstand am Mittwoch früh 3 1/2 Uhr am Kehrwieder in Speicher Nr. 4 ein Brand, der sich auf Speicher Nr. 5 ausdehnte. Bedeutende Mengen Kaffee und Tabak sind verbrannt. Der Schaden wird auf etwa 1 1/2 Mill. Mk. geschätzt; ungefähr 20 Versicherungs=Gesellschaften sind an dem Schaden betheiligt. Es gelang, das Feuer in 5 Stunden zu bewältigen. Personen wurden nicht verletzt.
- Die Stallungen des Zirkus Busch in Altona bei Hamburg sind am Donnerstag bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
- Nach einer Mittheilung der Hamburgischen Börsenhalle, sicherte sich die Firma Siemens und Halske in Berlin durch Vertrag das Ausführungsrecht auf das Patent eines hamburger Ingenieurs betreffend die unterirdische Stromzuführung für elektrische Straßenbahnen.
- Einen Kriegszug gegen die Wahehe in Deutsch=Ostafrika will nach einer in Berlin eingetroffenen Mittheilung der Gouverneur Oberst von Schele um die Mitte dieses Monats antreten, nachdem er jetzt die Genehmigung des auswärtigen Amts dazu erhalten hat. Die Wahehe sollen mit allen verfügbaren Kräften von drei Seiten zugleich angegriffen werden, mit der Hauptmacht wird der Gouverneur selbst von der Küste aufbrechen. Dieser Hauptschlag sei auf das Sorgfältigste vorbereitet und alle Vorsichtsmaßregeln gegen Ueberfälle und dgl. würden beobachtet werden.
- Zum Bierkrieg schreibt man aus Berlin: Die am Mittwoch abgehaltenen 31 socialistischen Versammlungen haben beschlossen, den Bierboykott auf sämmtliche vereinigten 32 Berliner Brauereien auszudehnen. Der "Vorwärts" fordert zu "verschärftem Kampfe" auf. Augenscheinlich handelt es sich um einen letzten "theatralischen Versuch" der sozialdemokratischen Schreier, den im Ersterben begriffenen Boykott wieder zu beleben.
- Mit einem Messer in der Brust wurde am Donnerstag abend der Kellner Brandt in einem Weinverschlage des Clubs der deutschen Schriftstellergenossenschaft in der Königin=Augustastraße in Berlin aufgefunden. Brandt war für den 15. d. M. die Stelle gekündigt worden. Er nahm nun ein großes Vorlegemesser, dessen Klinge etwa 34 cm mißt, begab sich in den Keller und stieß sich die Waffe bis an das Heft in das Herz. Der Tod trat sofort ein.
- Das Fest der Officiere am Bodensee. Alljährlich im Sommer versammeln sich einmal die am Bodensee in Garnison stehenden österreichischen, bayerischen, badischen und württembergischen Officiere. Diesmal fand das Fest in Friedrichshafen statt, das Officiercorps des württembergischen Kaiserregiments hatte die Einladungen ergehen lassen und den Festplatz unmittelbar am Ufer des schwäbischen Meeres in großartigem Styl mit Fahnen und Guirlanden, Waffen und Wappen ausgeschmückt. Auf hohem See fand die Begrüßung der von Ost und West auf reich beflaggten Dampfern herankommenden Kameraden mit den ihnen von Friedrichshafen entgegenfahrenden Württembergern statt, dann fuhren die Schiffe zweimal paradirend vor den gegenwärtig auf ihrem Schloß Friedrichshafen Hof haltenden Württembergischen Majestäten vorbei und in den rollenden Donner der Schiffskanonen und die brausenden Hurrahs der Officiere mischten sich die Klänge der verschiedenen Regimentsmusiken. Im Hafen machten die Schiffe etwa um 4 Uhr Nachmittags fest, mit kräftigem Handschlag boten sich nun die alten Bekannten herzlichen Willkomm und dann zog der lange Zug in bunter Reihe durch das reich geschmückte Städtchen zum Festplatz, wo sich bei Bier und Wein ein reges Leben entwickelte. Bald erschien auch der König von Württemberg in der Mitte der Officiere und brachte in einem Hoch auf die versammelten Officiere der in Krieg und Frieden treu zusammenhaltenden, herzlichen Kameradschaft eine königliche Huldigung dar. Fast 2 Stunden verweilte der Monarch, dem der Commandeur des württembergischen Regiments mit einem begeistert aufgenommenen Hoch den Dank für seine huldvollen Worte und sein gnädiges Erscheinen bei dem Feste aussprach. Mit den badischen Officieren war Major Hermann v. Wißmann, der gegenwärtig zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Constanz weilt, herübergekommen. Der König zeichnete ihn durch eine längere Unterhaltung aus, nachdem dieser aber sich zurückgezogen, bildete Wißmann den eigentlichen Mittelpunkt der Festversammlung. Jung und Alt versammelte sich um seinen Platz, und immer mehr von den Herren rückten herzu, um seinen anregenden Erzählungen zuzuhören. Unzählig waren die Hochs, die auf ihn ausgebracht wurden, und als gegen Schluß des Abends die Feststimmung den Höhepunkt erreichte, da drängte sich alles zusammen, Wißmann wurde hochgehoben", um Jedem und Jedem die Hand reichen zu können, dann kamen besonders die Oesterreicher: "Wir Oesterreicher wollen Wißmann auch hochheben", und so jeder Volksstamm nacheinander. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr und übertönte sogar die Musik. Auf dem See wurde nach Einbruch der Dunkelheit ein großartiges Feuerwerk abgebrannt, dann schlug die Stunde des Aufbruchs, und unter Vorantritt der 3 Musikcapellen marschirte der lange Zug der Officiere, begleitet von einer unzähligen Menschenmenge, zum Hafen, wo sich die Herren mit herzlichem Lebewohl und auf Wiedersehen verabschiedeten.
- Fief Mark? Dat is'n bäten to wenig! Seit einiger Zeit schweben Verhandlungen zwischen dem preußischen Staat und dem Großherzogthum Oldenburg, die bei Wilhelmshaven belegenen Orte Heppens, Bant und Neuende dem preußischen Gebiet einzuverleiben. Kommt da neulich ein biederer Mann an und fragt: "Wo is dat nu mit de Einverleibung? Wat krigt unse Großherzog davör?" Ein "kundiger" Mann belehrte ihn, daß die oldenburgische Regierung eine Geldsumme erhalten würde. "Wo veel krigt he denn för den Kopp?" "Er erhält pro Kopf 5 Mark." "Wat, fief Mark? Und vorigen Sönndag hev ick mien Ossen verköfft und hev fiefhundert daför kregen, und för mi givt et blos fief Mark? Nee, allns wat Recht is, dat is'n bäten to wenig!"
- Eine originelle Reklame. In den Liverpooler "Daily News" steht: "Kauft nur bei James Duffer Scroodge. Er kann alles billiger geben, weil er Junggeselle ist und weder für hungrige Kindermäuler noch für ein putzsüchtiges, Aufwand treibendes Weib zu sorgen hat. Beeilt euch jedoch, denn er ist nicht abgeneigt, dennoch bald zu heirathen, wenn er die passende Ehegenossin findet." - Der Mann hatte infolge dieser Annonce kolossalen Zulauf aller heirathslustigen Damen Liverpools!
- Ein merkwürdiger Handelsartikel. Im französischen Departement Somme befindet sich gegenwärtig ein englischer Handlungsreisender, der in dieser Gegend große - Kröteneinkäufe macht. Für ein Dutzend Kröten werden heute drei Franken bezahlt, wählend im vorigen Jahre hundert Kröten nur acht Franken kosteten. Die Kröten sind in England sehr gesucht, weil sie die Schnecken vernichten, die den Gärten ungeheuren Schaden zufügen.


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