No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Juli
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 1]

- Kaiser Wilhelm ist am Donnerstag nachmittag von Eckernförde nach Kiel zurückgekehrt und ertheilte hierauf dem französischen Botschafter in Berlin Herbette die erbetene Audienz. Abends fand im Kieler Hafen ein Blumenbootkorso - vom Seeofficierkorps veranstaltet - statt. Etwa sechzig geschmückte Boote, ital. Gondeln und Wikingerschiffe umkreisten die Kaiseryacht "Hohenzollern". Der Kaiser beteiligte sich vom Deck der "Hohenzollern" aus an dem Bluntenwerfen. Um 10 1/2 Uhr fuhren die mit Lampions geschmückten Boote nach der Marineakademie, wo Feuerwerk abgebrannt und später ein Ball abgehalten wurde. Am Freitag früh begab sich der Kaiser an Bord der "Hohenzollern" zur Regatta Kiel=Travemünde, die bei flauem nördlichem Wind begann.
- Die Kaiserin wird ihren Gemahl nur bis Malmö begleiten und sich von dort aus auf dem Aviso "Grille" nach Swinemünde begeben, von wo aus die Rückreise nach Berlin angetreten werden wird. Auf der ca. elfstündigen Fahrt von Malmö nach Swinemünde wird die "Grille" vom Kadettenschulschiff "Stein" begleitet werden.
- Mit seiner Vertretung bei dem 350jährigen Jubiläum der Universität Hülle a. H hat S. M. der Kaiser den Prinzen Albrecht, Regenten von Braunschweig, beauftragt.
- Die Abreise des Kaiserpaares von Kiel nach Norwegen ist entgegen anderweitigen Mitteilungen nach für Montag, den 2. Juli früh 8 Uhr, in Aussicht genommen. Die Fahrt geht zuerst nach Lysinge und dann durch den Hardanger Fjord nach Eide, von da aus aber auf dem Landweg nach dem Vossethal und nach dem Hotel Stalheim. Am 10. Juli soll dann der Seeweg von Gudwangen über Bergen nach Drontheim fortgesetzt werden. Von Drontheim aus werden Merok im Geironger=Fjord Oldören im Indvig=Fjord besucht und darauf wird die Rückfahrt nach Bergen angetreten. Der Kaiser verläßt dann Norwegen am 31. Juli und reist dann von Bergen unmittelbar nach Wilhelmshaven. Die Kaiserin wird, wie gemeldet, den Kaiser nur zum Theil auf der Nordlandsreise begleiten. Ihre Rückkehr von derselben dürfte voraussichtlich am 20. Juli und zwar direkt nach Wilhelmshöhe erfolgen. Die kaiserlichen Prinzen und die Prinzessin werden am 7. Juli nach Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel übersiedeln.
- Ueber die neue Beschwerdeordnung, welche vom Kaiser unter dem 14. Juni vollzogen worden ist, für die Personen des Soldatenstandes des Heeres vom Feldwebel abwärts, wird offiziös geschrieben, daß dadurch die frühere Beschwerdeordnung vom 6. März 1873 außer Kraft gesetzt sei. Die neuen Vorschriften beschränken sich in kurzer gemeinverständlicher Fassung auf die Personen vom Feldwebel abwärts. Die Regelung bezüglich der Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten der Militärverwaltung ist, wie wir erfahren, vorbehalten.
- Der officielle Besuch des jungen Königs Alexander von Serbien am deutschen Kaiserhofe ist bereits angemeldet worden. Die Visite dürfte Ende August oder Anfang Septbr. erfolgen.
- Der vom Kaiser componirte "Sang an Aegir" wird, wie die "Kreuztg." erfährt, demnächst im Handel erscheinen. Der Ertrag ist für die Kaiser Wilhelm=Gedächtnißkirche bestimmt.
- König Albert von Sachsen schwebte am Dienstag in nicht geringer Gefahr, als er durch Blasewitz bei Dresden fuhr. Bei dem Brückenaufgange der dortigen neuen Brücke scheuten plötzlich die Pferde und drängten nach der Seite, so daß der Wagen mit seinen Insassen auf den Fußsteig und nahe an das Geländer derselben gebracht wurde. Nur mit Mühe gelang es dem Kutscher, die aufgeregten Thiere zur Ruhe und sie von der gefährlichen Stelle abzubringen. Der König setzte dann die Fahrt, ohne glücklicherweise irgend welchen Unfall erlitten zu haben, fort.
- An dem diesjährigen deutschen Kaisermanöver wird Kaiser Franz Joseph nicht theilnehmen. Auch das Erscheinen des russischen Thronfolgers ist noch ungewiß, da zu gleicher Zeit, wie die deutschen Manöver, die russischen bei Smolensk stattfinden sollen.
- Wie verlautet, erhielt die deutsche Botschaft in Paris Ordre, der Beerdigung Carnots in Uniform beizuwohnen. Namens des deutschen Kaisers wird ein Kranz niedergelegt aus gelben Theerosen und Orchideen mit schwarz=weiß=rother Schleife und dem Buchstaben W mit der Kaiserkrone.
- Die Prinzessin von Wales, die seit einigen Wochen ein rheumatisches Knieleiden hat und nur mit Schmerzen aufrecht stehen kann, wird Anfang August zu mehrwöchiger Badekur in Wiesbaden erwartet. Auch der König von Griechenland trifft im Juli dort ein.
- Von einer besonderen Einberufung des Reichstags zum Abschied vom alten Reichstagsgebäude und zur Einweihung des neuen ist Abstand genommen worden. Der Reichstag soll Mitte November zusammentreten und zwar sofort im neuen Gebäude. Dasselbe wird von October an allmählich bezogen und in Gebrauch genommen werden.
- Bei einer in Deutsch=Eylau erkrankten, aus Mlawa zugereisten Frau ist am Mittwoch Cholera festgestellt worden. Nach amtlichen Mittheilungen über die Cholera sind in Russich=Polen im Gouvernement Warschau in 7 Tagen 30 Erkrankungen und 15 Todesfälle, in Warschau 13 und 3, im Gouvernement Kilce in 4 Tagen 23 und 12 in den Städten Plotzk, Mlawa und Ciechanow in 6 Tagen 53 und 25 festgestellt worden.
- Herr Dr. Haas, Arzt, Reichstagsabgeordneter für Metz und Mitglied der Partei der "Elsässer", hat, wie die "Lothr. Ztg." mitgetheilt, vor etwa 4 Wochen seinen ältesten Sohn, der in Belgien bisher die Schule besucht hatte, auf die Kriegsschule von Sain=Cyr gebracht. Mit Recht fragt das Blatt, wie er "diese wirksame Vermehrung der französischen Armee" mit seinem Eid deutscher Reichstagabgeordneter in Einklang bringen wolle? Der Vorwurf ist sehr berechtigt, aber die Reichstagsabgeordneten leisten, soviel uns bekannt, keinen Eid.
- In der Affaire v. Kotze in Berlin mehren sich die Stimmen, welche die Ansicht vertreten, daß

[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 2]

der verhaftete Ceremonienmeister die ihm zur Last gelegten Handlungen nicht verübt habe.
- Die Vorbereitungen für das Erscheinen der vom Bunde der Landwirte herauszugebenden Tageszeitung haben, der "Kreuzztg." zufolge, noch immer nicht ihren Abschluß gefunden. Anscheinend ist es die Frage, wem die verantwortliche Redaction des Blattes übertragen werden soll, die große Schwierigkeiten macht. Es begreift sich das vollkommen bei der Eigenartigkeit der in Aussicht genommenen Zeitung, die zwar den agrarischen Standpunkt des Bundes der Landwirthe entschieden zur Geltung bringen, dennoch aber keine bestimmte Parteirichtung vertreten soll.
- Es steht nunmehr fest, daß eine Verschwörung zur Ermordung Carnots bestand. Die Polizei ist den Verschwörern auf der Spur; die letzte Versammlung derselben fand in Cette stand, in welcher Cesario durch das Loos zur Ausführung des Verbrechens bestimmt wurde. Verhaftungen stehen bevor.
- In der französischen Deputiertenkammer soll, wie der "Gaulois" meldet, der Antrag eingebracht werden, für die Witwe Carnots eine Nationalpension auszusetzen.
- Von der Presse wird die Wahl Casimir Periers durchweg auf das Sympathischste begrüßt. Die "Neue Freie Presse" schreibt: "Seit Thiers stand keine so scharf ausgeprägte Persönlichkeit an der Spitze Frankreichs. Die Wahl bedeutet den unbeugsamen Entschluß des französischen Bürgerthums, sich durch Schrecken und Mord nicht einschüchtern zu lassen, und ist eine würdige, muthige Antwort auf das Attentat. An Perier knüpft sich die Hoffnung, daß er sein Volk mit Würde und Einsicht vertreten, sich aber als Freund des Friedens und der "Eintracht" bewähren wird." Das "Fremdenblatt" sagt: "Perier ist ein energischer Vertreter des Princips der Ordnung im Staate und wird sicherlich den an ihn gestellten Anforderungen zu genügen wissen. Die Wünsche der ganzen gebildeten Welt werden ihn bei seinen Bemühungen zur Vertheidigung der Gesellschaft begleiten."
- Wie der "Köln. Volks=Ztg." aus Metz gemeldet wird, sind dort über 1000 Italiener aus Frankreich flüchtend angekommen, darunter auch manche Geschäftsinhaber. Die Flüchtigen übernachteten im Freien.
- Die Londoner "Daily News" macht darauf aufmerksam, daß drei politische Morde in den letzten 13 Jahren an einem Sonntag begangen worden sind. So wurden Alexander II. an einem Sonntag (13. März 1881) Lord Frederick Cavendisch am 7. Mai 1882, ebenfalls an einem Sonntag, im Phönix Park zu Dublin ermordet. Zu diesem kommt nun Carnot. Das Attentat Nobilings gegen Kaiser Wilhelm I. hat ebenfalls an einem Sonntag (2. Juni 1878) stattgefunden.
- Die Nachricht aus Amsterdam, daß ein Anarchist, namens van der Zw[Fehlstellen], einen Pfarrer während der Predigt mit einem Dolchmesser in die Brust gestochen habe, wird jetzt für falsch erklärt. Der Sachverhalt ist vielmehr folgender: Am vergangenen Sonntag ist in der protestantischen Nieuwe Kerk ein Mann mit einem Messer in der rechten Hand gegen die Kanzel vorgedrungen. Er wurde jedoch, ehe er den Priester erreichte, ergriffen und der Polizei ausgeliefert. Der Mann soll irrsinnig sein und befindet sich jetzt im Krankenhaus.
- Baron Albert Rothschild übergab dem Statthalter von Wien eine halbe Million Gulden zu einer "Bettina=Rothschild=Stiftung" für kranke, insbesondere krebskranke Frauen.
- Eines hübschen Zuges von der Einfachheit und Genügsamkeit des Erzherzogs Josef gedenkt die "Slav. Presse". Derselbe bestellte am Tage seiner Ankunft in Esseeg selbst telegraphisch das Souper, und zwar: Schweinscarré mit Kraut und Kirschenstrudel und dazu einen möglichst saueren Wein.
- Der Elektrotechniker Edison zog sich in Newyork bei einem Sturze innere Verletzungen zu; sein Zustand ist ernst, giebt jedoch zu unmittelbaren Besorgnissen keinen Anlaß.
- Der spanische Kreuzer "Isla de Lucon" hat am Dienstag begonnen, die erste Rate der mit Marokko vereinbarten Entschädigungssumme an Bord zu nehmen. Der Sultan Abdul=Aziz von Marokko hat sich, wie aus Tanger gemeldet wird, am Montag mit der Tochter Muley Erschids, eines Onkels des verstorbenen Sultans, vermählt.
- Die landwirthschaftliche Bevölkerung Frankreichs ist im Besitz von 3 Millionen Pferden, die zusammen einen Werth von 1361 Millionen Frcs. darstellen. Dabei zählen die Vollblut und Rennpferde der verschiedenen Gestüte und die in den Städten zu Luxus=, Verkehrs= und gewerblichen Zwecken vorhandenen Thiere, die sich auf etwa 900 000 Stück belaufen, nicht mit; auch die 140 000 Armeepferde sind nicht mit einbegriffen. Die Zunahme des Pferdebestandes, der sich jetzt auf mehr als 4 Millionen beziffert und dessen Totalwerth auf etwa 2 Milliarden Frcs. geschätzt werden kann, hat sich während des letzten Jahrhunderts nur äußerst langsam vollzogen. Im Jahr 1789 besaß Frankreich für landwirthschaftliche Zwecke 1 406 000 Pferde, 1862 deren 2 914 415, 1873 nur 2 742 738 und 1890 2 862 273. Die Verluste in Folge von Seuchen oder sonstigen Unfällen sind seit 50 Jahren in steter Abnahme begriffen. So weist zum Beispiel das Jahr 1882 nur einen Verlust von 55 878 Stück auf, während er im Jahr 1862 132 122 und 1852 178 186 betragen hat.
- Eine originelle Vermählungs=Anzeige hat Fräulein Konstanze Fieber, die treffliche Naive des Garden=Theaters in New=York, versendet. "Allen Freunden und Bekannten die Mittheilung, daß ich demnächst in einer neuen von mir noch nie probierten Rolle auftreten werde. Das Stück heißt "Die Ehe", mein Partner darin ist Herr Wilkens. Von ihm hängt es ab, ob das Stück ein Lustspiel oder ein Trauerspiel werden wird. Eine Posse aber wird es gewiß nicht, denn erstens ist es uns Beiden "furchtbar" ernst und zweitens - giebt es, wie man sagt, in der "Ehe" überhaupt nichts zu lachen."


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Anzeigen.

Die auf hiesigem Amtsgebiete belegene sogen. Torfscheune soll auf Abbruch öffentlich meistbietend verkauft werden und steht zu diesem Zwecke ein Termin auf

Sonnabend, den 7. Juli d. J.
Vormittags 11 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei hieselbst an, wozu Kaufliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen vor Eröffnung des Termins bekannt gemacht werden sollen, auch aus der hiesigen Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 27. Juni 1894.

Großherzoglich Mecklenb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über die Grundstücke des Tischlermeisters August Kelling zu Schönberg, als:

1. das allhier an der Sabower Straße sub Nr. 25 belegene Wohnhaus c. p. und
2. dem auf der Schönberger Stadtfeldmark im Galgenmoor belegenen Garten nebst Wiese
- welche zwei Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden - ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hierdurch aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Montag, den 17. September d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit denselben sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer der Grundstücke präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen

[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 3]

auf einem, mit dem Siegel des Gericht versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der sub Nr. I zu Schlag=Resdorf belegenen unregulirten Schulzenstelle mit sämmtlichem Zubehör, den bestellten Saaten, dem bereits geworbenen Heu und den sonstigen Vorräthen ist auf Antrag der Vormünder der minorennen Schulze Ollmann'schen Erben ein Termin auf

Sonnabend, den 7. Juli ds. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß bei annehmlichem Gebot sofort der Zuschlag ertheilt werden wird, daß die Bedingungen auf der Registratur II einzusehen auch gegen die Gebühr in Abschrift zu haben sind, und daß die Besichtigung des Pachtgrundstücks nach zuvoriger Meldung beim Krüger Hecht oder Hauswirth Joachim Ollmann in Schlagsdorf gestattet wird.
Schönberg, den 20. Juni 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt


Die Schulgelderhebung

für das Quartal Johannis bis Michaelis findet in den beiden nächsten Wochen, vom 2. - 13. Juli statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.

                                                    W. Kelling


Ich bevollmächtige hiermit die Herrn Hauswirthe Oldenburg und Ollrogge in Schlagbrügge mit meiner Vermögensverwaltung, jedoch haften diese nicht für etwaige heimliche Schulden, die gemacht werden.
Schlagbrügge, den 27. Juni 1894.

                                                    Heinrich Wittfoth,
Halbhufner.


Erxleben,
pract. Thierarzt
zurückgekehrt.
Ratzeburg, im Juni 1894.                                                    


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Schönberg. i.  M.                                              Wilhelm Schrep, Stadtsecretair.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 4]

Zu dem am Montag den 9. und Dienstag den
10. Juli d. J. hieselbst stattfindenden

Königschuß
laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land
so höflich als ergebenst ein.
                                                    
Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.           J. Greiff.           H. Soltmann.
~~~~~~~~~~
Festprogramm.

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Abends: Harmonie=Musik im Schützenhause. - Um 11 Uhr Abends: Zapfenstreich.
Montag, den 9. Juli: Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt. - Um 7 Uhr: Antreten der Schützen vor "Spehr's Hotel." Festmarsch durch die Stadt. Nach Ankunft im Schützenhause: Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch: Großes Doppel=Concert ausgeführt von der Lübecker Militär=Kapelle (20 Mann) und der hiesigen Vereins=Kapelle (16 Mann). Entree für Nichtmitglieder à Person 50 Pfennig.
Die nicht uniformirten Mitglieder werden der Controlle wegen gebeten, ihre Festschleifen anzulegen, widrigenfalls das übliche Entree entrichtet werden muß.
Dienstag, den 10. Juli: Ausmarsch, Schießen, Nachmittags von 4 Uhr an bis zum Einmarsch: Concert der Schönberger Vereinsmusiker.

5. Uhr: Ziehung der Tombola.

Abends: Großer Ball im Schützenhause gegen Entree für Herrn M. 1,00 und für Damen 50 Pfennig.
Mittwoch, den 11. Juli: Abends 8 Uhr: Festball im Schützenhause nur für Ehren= und Zunftmitglieder.


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Lieben Sie

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Bestes Mittel gegen Sommersprossen, sowie alle Hautunreinigkeiten. à Stück 50 Pfg. bei:

Apotheker Montag.


Auf dem Wege von Selmsdorf bis Schönberg ist am 2. d. M. eine

Cigarrentasche

verloren worden. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen eine Belohnung beim Gastwirth Boye in Schönberg abzugeben.


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Zelckstraße 8.

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Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 51-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 35-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Juli 1894.


- Neustrelitz. I. K. H. die Erbgroßherzogin kehrte am Donnerstag Abend nebst den Prinzessinnen Marie und Jutta von ihrer Reise nach Berlin zurück. Dem Vernehmen der "L.=Z." nach wird sich die erbgroßherzogliche Familie in nächster Zeit nach Berchtesgaden zu längerem Aufenthalte begeben.
- Neustrelitz. Am 29. Juni verbreitete sich hier das Gerücht von einem Morde, der in Rudow verübt sein sollte. Es ist darüber Folgendes in Erfahrung gebracht: Der beim Gutsbesitzer Puhlmann auf Rudow bedienstete Knecht Georg Wierth von hier ist ein Bruder des Arbeiters W., der neulich durch einen unglücklichen Umstand im Glambecker Forst vom Wagen gefallen und dabei seinen Tod gefunden hatte. Er kam heute früh gegen 9 1/4 Uhr in die Puhlmannsche Küche, wo das Dienstmädchen Marie Pfeiffer, anwesend war. Er forderte von dieser einen Strick, um sich zu erhängen. Als diese ihm denselben nicht geben wollte und ihn zu beruhigen suchte, sagte er: "Na, dann gehts auf diese hier los." Dabei drang er denn sofort mit offenem Messer auf die gleichfalls in der Küche anwesende Tochter des Gutsbesitzers Puhlmann, Frl. Else Puhlmann, ein. Diese versuchte zwar durch heftige Gegenwehr ihn sich vom Leibe zu halten, doch trug sie eine Kopf= und eine Halswunde davon. Auf die Hülferufe des Frl. P. eilte denn gleich die Mutter, Frau P., herbei. Als der Attentäter diese erblickte, drang er mit dem offenen Messer auf sie ein, während die Tochter in ihrer Angst auf den Hof eilte. Inzwischen brachte der Unmensch der Frau P. schwere Verletzungen bei. Aus Furcht vor kommender Hülfe ergriff er dann die Flucht. Seine Braut nahm ihm das Messer ab und eilte in die Stadt. Der sofort durch den Gutsbesitzer Kahnis, zu dem die Tochter geeilt war, aus der Stadt herbeigerufene hiesige Polizeimeister ordnete darauf sofort erforderliche Maßnahmen zur Ergreifung des Thäters an. Es wurde ihm nach Feststellung des Sachverhalts in Rudow dorthin bereits die Meldung von einem mit den Recherchen beauftragten Gendarmen gebracht, daß der Attentäter von dem Zuge der Lloydbahn im Walde zwischen Bude 1 und 2 sich habe überfahren lassen. Der Zug habe angehalten und den Schwerverletzten mit nach Waren genommen, wo er ins Krankenhaus gebracht worden ist. Inzwischen ist aus Waren ein Telegramm eingelaufen, daß der Verletzte einen complicirten Schädelbruch davongetragen hat. Der herbeigerufene Arzt hat die Wunden, von denen einige zwar schwer, jedoch nicht lebensgefährlich sind, verbunden.


- Wie aus Weimar berichtet wird, haben sich im Nachlasse der Wittwe Fritz Reuter's noch verschiedene ungedruckte Schriften des seiner Gattin im Tode vorausgegangenen Dichters u. a. eine Sammlung "Läuschen und Rimels" vorgefunden, die nach dem Wortlaute des Testamentes Eigenthum der Schillerstiftung geworden sind.
- Die Villa Fritz Reuters zu Eisenach, die mit allem Zubehör und Inhalt in den Besitz der Deutschen Schillerstiftung übergegangen ist, birgt ein merkwürdiges Hausbuch, in welchem die zahlreichen Gäste darüber viele Männer mit klangvollen Namen sich verewigt haben. Unter den Persönlichkeiten, die in Reuters "Sansouci" Einkehr fanden, sind Ludwig Walesrode, Julian Schmidt, Ludwig Pietsch, Rudolf Kögel, Friedrich Oetker, Hermann Grimm hervorzuheben. Das Hausbuch stifteten Gisbert Freiherr von Vincke, der Bruder des Abgeordneten, und seine Gemahlin, als "Reuter's" 1868 in die neue Villa einzogen. Frau von Vincke hatte darin nach einer unzulänglichen Photographie die Villa reizend in Aquarell gemalt, umgeben von Rosen und Kamillen ("olle Kamellen"); im Hintergrunde zeigt sich ein Disteln fressender Eselskopf als Sinnbild lästiger Eindringlingee, welche Reuter die "Unvermeidlichen" nannte. Vincke hatte das Buch gleich mit einem herzlichen Poem eröffnet. Reuter war freudig überrascht über das "sinnige, liebevolle Geschenk, das mir für alle Zeiten unser neues Haus lieb und werth machen wird," und seiner Luise entlockte der zarte Liebesgruß helle Thränen.
- Der allgemein bekannte Schauspieler und Dichter Dr. Otto Devrient ist in Stettin, wo er zur Einstudierung seines Festspiels "Gustav Adolf" in letzter Zeit weilte, am 23. Juni unerwartet am Herzschlage gestorben.
- Im Fieberwahn aus einem Fenster gesprungen ist in Berlin in der Nacht zum Mittwoch ein Mann namens Zimmermann, der sich in einem dortigen Krankenhause befand. Als man ihn auf der Straße auffand, war er bereits tot; er hatte sich den Schädel zerschmettert. Dem Aufsichtspersonal ist insofern keine Schuld beizumessen, als der Kranke in der ausgesprochenen Absicht, frische Luft zu schöpfen, das Fenster öffnete und dann blitzschnell hinausschlüpfte.
- Auf einer Treibjagd bei Sonderburg, die von Officieren des 3. Bataillons des Regiments "Königin" veranstaltet wurde, erschoß Lieutenant Müller durch einen unglücklichen Zufall seinen eigenen Burschen.
- Berlin wird die zweite Million Einwohner bald voll haben. Die fortgeschriebene Bevölkerungszahl hat am 3. Juni 1 700 677 betragen. In der Woche vom 3. bis 9. Juni sind 3729 zugezogene und 3486 weggezogene Personen polizeilich gemeldet worden, sodaß am 9. Juni die Bevölkerungsziffer 1 700 920 betragen hat.
- Die Herbsttagung des neuen Reichstages wird im November bereits im neuen Reichstagsgebäude abgehalten werden. Das neue Reichstagsgebäude wird schon im Oktober bezogen. Für diesen Zeitpunkt behufs Einweihung des neuen Gebäudes den Reichstag besonders einberufen zu lassen, wird für unthunlich gehalten weil der Reichstag doch noch nicht zusammenbleiben könnte, denn die Vorlagen werden bis dahin vom Bundesrath, der im September erst wieder zusammentritt, noch nicht fertig gestellt werden.
- Das deutsche Bundesschießen in Mainz ist so großartig verlaufen, wie kaum eins zuvor. Großartig war der Besuch, großartig die Schützenleistungen, großartig die Festlichkeiten, großartig der Durst und großartig die Einnahmen. Wahrscheinlich werden die Zeichnungen zum Garantiefonds gar nicht in Anspruch genommen zu werden brauchen. - Der Kaiserpreis bei dem deutschen Bundes=Schützenfeste ist dem Vernehmen nach dem Berliner Schützenbruder Feilwächter zugefallen.
- Die Reichscommission für Arbeitsstatistik hat die Arbeitszeit in den Bäckerei=Betrieben auf 12 Stunden pro Tag festgesetzt; die Arbeiter sollen eine ununterbrochene Arbeitsruhe von 8 Stunden haben. Die Arbeitszeit der Lehrlinge soll im ersten Jahre 2 Stunden, im zweiten eine Stunde weniger betragen, als die der Gesellen, Sonn= und Festtags muß die Arbeitszeit in Bäckereien um acht Uhr morgens beendet sein.
- Um den Anregungen des Kaisers, den Wassersport volksthümlicher zu machen, zu entsprechen, gedenkt der Nationalverein zur Hebung der Volksgesundheit in Berlin ein großes "Neptunsfest" zu veranstalten, das aus Wettrudern, Wettschwimmen, Vorführung von Errettungen aus dem Wasser, aus Fischstechen und aus einer großen Wasserseetie bestehen soll.
- Nach amtlicher Mittheilung ist in einer ganzen Reihe rheinhedsischer Gemeinden die Schweinepest ausgebrochen.
- Das Hochwasser der Weichsel hat, wie aus Pleß berichtet wird, in Oberschlesien auf eine Entfernung von 7 Meilen 20 Dammbrüche verursacht. Getreide= und Kartoffelfelder sind überschwemmt,

[ => Original lesen: 1894 Nr. 51 Seite 6]

die Ernte total vernichtet, der Schaden ist enorm. Nahrung für Menschen und Vieh fehlt. Nach Nachrichten aus Thorn fällt dort das Wasser der Weichsel sehr langsam, da die russischen Nebenflüsse dem Strom große Wassermengen zuführen. Der Wasserstand beträgt immer noch 3,60 Meter. Erst in etwa 8 Tagen wird das Hochwasser sich ganz verlaufen haben und die Holzflößerei wieder aufgenommen werden können. Auf dem unteren Stromlauf hat das Hochwasser keine ernsten Gefahren herbeigeführt. Die Münsterwalder Niederung und das Einlagergebiet sind nicht überschwemmt.
- Am 22. d. Mts. wurde in London das Händelfest im Krystallpalast mit einer großen Generalprobe eröffnet. Unter Leitung des Capellmeister Manns wurde von einem Chor und Orchester von 4000 Personen unter Mitwirkung ausgezeichneter Solisten ein überaus reichhaltiges interessantes Programm ausgeführt, welches Abschnitte aus Händels Oratorien "Messias", "Deborah", "Judas Maccabäus", "Jephtha", "Josua", "Israel in Egypten", aus der Oper "Acis und Galathea", das Conzert in D für Streichinstrumente und Orgel, die Violinsonate in A, gespielt von den 220 Violinen des Orchesters, und andere Meisterwerke umfaßte. Besonders wirkungsvoll waren die Chorgesänge, die an vollendeter Ausführung nichts zu wünschen übrig ließen. Am Schlusse der Musikaufführung, der über 30 000 Personen beiwohnten, empfing Manns begeisterte Huldigungen. Das Händelfest dauerte drei Tage. Am Montag wurde der "Messias" aufgeführt.
- Während einer Predigt des Pfarrers Geselschap in der neuen protestantischen Kirche zu Amsterdam stürzte am Mittwoch der Anarchist Vanderzwan auf den Prediger und versetzte ihm einen Messerstich in die Brust. Der Mörder rief: "Hoch die Anarchie!" Der Mörder wurde verhaftet.
- Der Juliusthurm in Spandau, in welchen 120 Millionen Mark Kriegsschatz zinslos lagern, erfährt soeben bauliche Reparaturen. Bei dieser Gelegenheit plaudert der "B. B.=C." Folgendes über die Revision dieser Millionen. Der große Reichskriegsschatz, welcher in Kronen und Doppelkronen besteht, wird in unbestimmten, vorher nicht bekannt gemachten Terminen von 2 Mitgliedern der Reichsschulden=Commission revidirt. Der Zugang zu diesem wohlbewachten Schatze kann nur in dem Falle ermöglicht werden, wenn die beiden Commisionsmitglieder gleichzeitig die in ihrem Besitze befindlichen, übrigens sehr compliciert gearbeiteten Schlüsselchen ins Schlüsselloch stecken. Daß unmittelbar vor der Eingangsthür zum Reichskriegsschatz ein Militärposten steht, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Ueber die Eröffnungszeit wird ein genaues Protokoll geführt und ebenfalls über das Verlassen und Schließen des Juliusthurms. Ist die Eröffnung erfolgt, alsdann wird die Rotunde betreten, in welcher die 120 Millionen Mark lagern. Die gewaltige Summe ist in 12 größere Theile zulegt, deren jede wiederum in 10 Unterabtheilungen zerfällt, sodaß in jeder der letzteren je 1 Million Mark enthalten sein muß. Jede solche Einzel=Million liegt in 10 Beuteln zu je 100 000 Mark, von denen 2 Drittel in Zehnmarkstücken aufbewahrt werden. Beginnt nun eine Revision, so wird auf's Gerathewohl eine Abtheilung genannt, aus welcher dann irgend eine der Unterabtheilungen näher angegeben wird, welche dann durchgezählt wird. Zu dieser Arbeit ist dann gewöhnlich ein Militärcommando abgeordnet, so daß das mühselige Zählen bald in kurzer Zeit erledigt ist. Sind mehrere der 100 000 Beutel aus den verschiedenen Rubriken resp. Abtheilungen auf die Richtigkeit des Inhalts geprüft, dann ist dieser Theil der Revision beendet. Außerdem werden noch die Bestände der übrigen zwei Reichsfonds, wie der für die Invalidenversorgung und den Festungsbau vorhanden, genau geprüft, nur daß hier die einzelnen Werthe nebst den dazu gehörigen Couponbogen, die Stück= und Nummerzahl, Serien usw. mit den in den Inventarbüchern sorgfältig verglichen werden. Bis zum Beginn des Reichstagsbaues befand sich auch dieser Baufonds im Juliusthurm.. Sobald alle diese Einzelheilen geregelt sind, wird das Revisionsprotokoll ausgefertigt und von beiden Revisoren unterschrieben; die beiden Schlüssel werden alsdann gleichzeitig wieder eingesetzt, und "der Besuch beim Herrn Rentier Julius Thurm in Spandau" ist beendet. Die Zählmannschaft marschiert ab, die Commission verläßt den Schauplatz, und der Hort hat bis zur nächsten Besichtigung seine ungestörte Ruhe - die ihm noch lange vergönnt sein möge.
- Praktische Einrichtung. Ueber eine nachahmenswerthe Neuerung im französischen Postwesen berichten die Tagesblätter. Danach giebt die Post Couponbücher in beliebiger Höhe aus, deren einzelne Abschnitte von jedem französischen Postamte eingelöst werden müssen. Wer also verreisen und beispielsweise 1000 Franks mitnehmen will, zahlt auf dem nächsten Postamte diesen Betrag ein, erhält dafür ein Couponbuch und kann hierauf wann und wo er will die einzelnen Abschnitte bei jedem beliebigen Postamte wieder in Baar umsetzen.
- Behandlung des Geflügels nach dem Schlachten. Die Hühner etc. müssen, während sie noch warm sind, gerupft werden, da dann die Federn mit großer Leichtigkeit ausgehen. Die für den Markt bestimmten Hühner lege man in kochendes Wasser, was die Haut rein und weiß macht. Der Konservierung wegen fülle man den Leib des ausgenommenen Tieres mit kleinen Stückchen Holzkohle und lasse sie so einige Zeit hängen, was sie weit zarter macht. Ueber 2 Jahre alte Hühner taugen wenig mehr zum verspeisen.
- Gegen Regenwürmer. 1. Regenwürmer werden sicher durch Aufgießen von lauem Extrakt aus grünen Wallnußblättern vertrieben. Die Würmer kommen sofort herausgekrochen und können aufgelesen werden. 2. Man nimmt einen Liter heißes Wasser, schüttet etwa einen Liter Ofenruß hinein und läßt diese Mischung einen Tag stehen. Dann filtriert man die Mischung durch ein Tuch und begießt mit dem Filtrat die Blumentöpfe so stark, daß das Wasser abläuft. Die Würmer kommen bald an die Oberfläche und können leicht entfernt werden. Dieses Mittel ist um so mehr zu empfehlen, als das Rußwasser düngend auf die Pflanzen wirkt.
- Billiges Rosenparfüm. In ein gut verschließbares Gefäß schichtet man abwechselnd Rosenblätter von stark duftenden Sorten und Salz, dem einige Tropfen Alkohol zugefügt werden. Das Gefäß wird gut verschlossen und kühl aufbewahrt. Will man nun das Zimmer mit Rosenduft erfüllen, so wird das Gefäß auf einige Zeit geöffnet.
- Ein guter Humor ist ein Schatz fürs Leben. In der Erklärung des Begriffs desselben, in ästhetischer Hinsicht, können wir keinem besseren, als dem größten Humoristen unserer Nation "Jean Paul" folgen. Er nennt "Humor" das romantisch Komische und setzt dasselbe im Gegensatze mit dem romantisch Ernsthaften. Derjenige, der Humor besitzt, wird oft mißverstanden, indem man ihm sein Wegscherzen von Kümmernissen für Empfindungs= oder Gefühlslosigkeit auslegt, man zieht aber hierbei nicht in Erwägung, wie viel und wie tief ein Humorist empfunden haben muß, um sich durch anscheinende Leichtlebigkeit und philosophische Denkungsweise sein Leben zu erleichtern. Ist der Mensch so glücklich, "Humor" zu besitzen, so geht er über vieles im Dasein leichter hinweg und klammert sich nicht an Dinge und Begebenheiten, die doch einmal nicht geändert werden können. Nicht durch die Brille des "Pessimismus" sondern durch die des "Humors" muß man schauen, dann werden durch die bewölkten Himmel immer wieder die Sonnenstrahlen blicken.
- Um eine Henne. Bei einem Picknick im Walde bei Wien fing einer der Theilnehmer in seinem Uebermuth eine herumlaufende Henne, die aus einem nahen Gehöfte entwichen war. Die Beute wurde geschlachtet, gebraten und frohgemuth verzehrt. Die Sache war aber nicht unbemerkt geblieben und - die ganze Gesellschaft, Herren und Damen, wurden des Diebstahls und der Diebstahlstheilnahme angeklagt und für schuldig befunden. Drei der Verurtheilten verloren infolge dessen ihre Stellen und ein Vater von drei Kindern, erschoß sich aus Gram darüber, daß nun Schande und Elend über seine Familie hereingebrochen war. Von den verurtheilten Damen aber wurde eine von ihrem Bräutigam verlassen, weil er eine "Diebin", die im Gefängniß gesessen habe, nicht zu seiner Frau machen könne.


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