No. 39
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 1]

- Der Kaiser Wilhelm ist, wie bekannt, ein ausgezeichneter Schütze, der bei Jagden bis auf 300 Meter des Blattschusses sicher ist und deshalb namentlich außergewöhnliche Treffresultate auf der Pürsche erzielt. Seit der Eröffnung der Jagd auf Rehböcke bis zur Abreise nach Pröckelwitz pürschte der Kaiser zuerst am 8. Mai in Hohenfinow ungefähr zwei Stunden und erlegte in dieser Zeit 7 Rehböcke, dann am 9. Mai Abends in der Umgebung des Neuen Palais ungefähr anderthalb Stunden, wobei 5 Rehböcke fielen. Auf der Pürsche am 10. Mai Abends, die ebenfalls ungefähr 1 1/2 Stunden währte, erlegte der Monarch 2 Rehböcke und am 11. Mai Abends in Alt=Madlitz auf einer ungefähr zweistündigen Pürsche neun Rehböcke. Also in vier Tagen ca. sieben Stunden 23 Rehböcke.
- Die Entschädigungen, die das Reich für die Aufhebung des den vormals unmittelbaren deutschen Reichsständen zustehenden Rechts auf Befreiung von den ordentlichen Personalsteuern zu zahlen hat, betragen nach den nunmehr abgeschlossenen Ermittelungen die Summe von 1 645 646 Mk, während der Betrag in den Motiven des Gesetzentwurfes auf 2 400 000 bis 2 700 000 Mk. veranschlagt war. Hiermit ist nunmehr die volle Rechtsgleichheit in der Tragung der Staatslasten hergestellt und die in früherer Zeit viel erörterte Streitfrage unter Schonung der bestehenden Rechtsverhältnisse in befriedigender Weise erledigt.
- Vom preußischen Landwirthschaftsminister v. Heyden ist eine Conferenz von Gutsbesitzern, Beamten und Professoren auf den 28. Mai nach Berlin berufen worden, um im Interesse des ländlichen Grundbesitzes alle bisher aufgeworfenen Fragen betr. die Umgestaltung des Erbrechts und des Creditwesens zu erörtern. Das "Volk" veröffentlicht das den eingeladenen Personen mitgetheilte Berathungsprogramm, dem wir Folgendes entnehmen: Das Programm umfaßt zur "Bekämpfung der fortwirkenden Ursachen der Verschuldung" Fragen über die Belastung des Grundbesitzes mit Erbantheilen, Anerbenrecht, Höferolle, Berechnung des Ertragswerthes der Liegenschaften bei der Auseinandersetzung der Erben, Pflichttheilrechte, Verbot der hypothekarischen Belastung mit Abfindung der Miterben, Beschränkung des Verfügungsrechts des Hofes=Annehmers. Andere Fragen betreffen die Verhinderung der Belastung des Grundbesitzes mit Kaufgelderresten und Schulden, Beschränkung der Verpfändbarkeit auf einen bestimmten Werthstheil und Festsetzung desselben. Im Interesse der "Beseitigung der vorhandenen Ueberschuldung" werden Fragen in Bezug auf Creditorganisationen, unkündbare Amortisationsrenten, materielle Hilfe zur Schuldenentlastung aufgeworfen. Ein daran geknüpftes Arbeitsprogramm erörtert in gedrängter Kürze die landwirtschaftliche Krisis in ihren Haupterscheinungsformen, die Hauptursachen, die Schäden und Gefahren dieser Entwickelung. Die Maßregeln, die gegen die Ueberschuldung angeführt werden, liegen im Kreis der aufgeworfenen und vorher bezeichneten Fragen. Das ganze Programm füllt in dem "Volk" 3 1/2 Spalten und enthält, wie sich schon aus Vorstehendem ergiebt, Alles was zur Umgestaltung des Agrarrechts in Vorschlag gebracht ist. Eingeladen zur Besprechung sind im Ganzen 32 Personen, darunter sämmtliche Führer der Agrarier, die Professoren Schmoller, Conrad, Wagner, Sering, Brunner, Giehrke, Miaszkowski, Paasche, die Präsidenten von Generalkommissionen, die Herren v. Huene, v. Schorlemer=Alst, einige Landesdirectoren und Bankdirector Hecht=Mannheim.
- Die Vermählung des Großfürsten=Thronfolgers von Rußland mit der Prinzessin Alix von Hessen soll am 10. Novbr. in Petersburg stattfinden.
- Man schreibt der Wiener "N. Fr. Pr." aus Darmstadt: Dieser Tage traf die Gesellschaftsdame der Großfürstin Sergius, Fräulein Schneider, aus Rußland hier ein. Fräulein Schneider, die Tochter eines russischen Generals, ist dazu bestimmt, die Prinzessin Alix von Hessen, der Braut des Großfürsten=Thronfolgers, den ersten Unterricht in der russischen Sprache zu erteilen, wie sie dies seinerzeit auch bei der Großfürstin Sergius that.
- Dem Vernehmen der "Pol. Nachr." zufolge beantragte der Reichskanzler am 14. Mai bei dem Bundesrathe die Aufhebung des Verbotes der Ausfuhr von Streu und Futtermitteln, das am 4. Juli 1893 anläßlich der Mißernte an Futterstoffen in Deutschland erlassen worden war.
- Die erste Division des deutschen Manövergeschwaders traf am Freitag, vom Firth of Forth kommend, in Lerwick ein. Die Spitzen der Behörden statteten dem Geschwader Besuche ab und hießen es willkommen. Abends ging die Division nach Bergen in See.
- Die Ausschließung der Oeffentlichkeit bei Hinrichtungen wird in Frankreich schon seit Jahren angestrebt, aber bisher ist es seit Jahren nicht gelungen, in beiden gesetzgebenden Körperschaften eine Mehrheit für die bezüglichen Anträge zu erlangen. Jetzt wird es aber wohl gelingen, das öffentliche Aergernis, das aus den mit den hochpeinlichen Aktionen auf dem Roguetteplatz regelmäßig verbundenen Skandalszenen erwachsen ist, endgültig zu beseitigen. Die Kammer hat am Freitag, allerdings mit nur einer Stimme Majorität, beschlossen, zu der Berathung der einzelnen Artikel des vom Senat angenommenen Antrags auf Ausschließung der Oeffentlichkeit bei Hinrichtungen überzugehen. Die Annahme des Antrags wäre um so mehr zu wünschen, als in neuester Zeit der Pariser Pöbel die Hinrichtungen wiederholt zur Glorifikation des anarchistischen "Märtyrertums" benützt hat.
- Bei der Berathung des Gesetzentwurfs betreffend den Ausschluß der Oeffentlichkeit bei Hinrichtungen in der französischen Deputirtenkammer wurde der Gegenentwurf auf Abschaffung der Todesstrafe mit 353 gegen 150 Stimmen abgelehnt; der Gesetzentwurf selbst wurde mit 267 gegen 232 Stimmen verworfen.
- Aus St. Petersburg wird berichtet, daß Prinz Heinrich von Preußen nebst Gemahlin im Juni dort eintreffen werde.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 2]

- Vom 14. Mai bis 10. Juni haben die Kinder der katholischen Kirche wieder Gelegenheit, ihren Glauben an der Schaustellung eines "heiligen Rockes" zu stärken. Diesmal ist es der von Argenteuil bei Paris, der seine Wunder thun soll, und nicht mit Unrecht fragt Dr. Sigl in München, ob nun dieser der ächte sei oder derjenige, den man 1891 in Trier gezeigt bekommen hat. Die Antwort darauf, wenigstens die richtige, wird man ihm wohl schuldig bleiben.
- An der Wallfahrt nach Argenteuil, wo gegenwärtig der heilige Rock ausgestellt ist, nahmen bis jetzt 42 000 Personen theil. Kardinal Richard celebrierte die Festmesse. Die Stadt ist mit französischen und russischen Fahnen beflaggt.
- Der ungarische Justizminister hat am Donnerstag im Reichstag das Mittel angegeben, durch welches die Regierung das Oberhaus in Sachen des Ehegesetzes "klein zu machen" gedenkt. Ihre Absicht geht dahin, die Regierungspartei im Oberhaus durch einen Pairsschub, d. h. durch Vermehrung der erblichen Mitglieder dieses Hauses zu stärken. Unmittelbar nachdem das Abgeordnetenhaus die Zivilehe=Vorlage zum zweiten Mal angenommen haben wird, wird Wekerle sich nach Wien begeben, um von der Krone die Bewilligung zur Vermehrung der erblichen Mitglieder des Oberhauses zu erhalten, durch die dann eine Mehrheit für die Vorlage gesichert wird. Auch gilt es in Pest als sicher, daß die Wiener Hofwürdenträger, die im Oberhaus gegen das Ehegesetz gestimmt haben, der nächsten Abstimmung fern bleiben werden.
- Aus Anlaß des achten Geburtstages des Königs von Spanien hat am Donnerstag im königlichen Palais zu Madrid großer Empfang stattgefunden, dem auch mehrere Senatoren und Deputierte der Verbündeten republikanischen Parteien beigewohnt haben. Vielleicht hat auch einer der Herren der kleinen Majestät eine Schachtel Bleisoldaten mitgebracht.
- Der deutsche Juristentag kann in diesem Jahre in Karlsruhe nicht stattfinden; er wird 1895 in einer norddeutschen Stadt abgehalten werden.
- Ein Kongreß, so still, wie wohl noch keiner dort getagt hat, fand zu Pfingsten in Wiesbaden statt: der zweite deutsche Taubstummen=Kongreß. Die Verhandlungen wurden nur in der Geberdensprache geführt. Den Hauptpunkt der Tagesordnung am ersten Tage bildete die Gründung eines Centralverbandes deutscher Taubstummenverein, für den alle Redner begeistert eintraten und zu dessen erstem Präsidenten unter lebhaften Beifall einstimmig Herr Franz Bossong gewählt wurde. Am zweiten Tage, an welchem Landesdirektor Sartorius den Verhandlungen beiwohnte, bildete die Zulassung der Geberdensprache in den Taubstummenschulen das Hauptthema. Der nächste Kongreß findet in zwei Jahren in Nürnberg statt.
- In Leipzig hat sich unter dem Namen "Verband deutscher Kriegs=Veteranen" eine freie Vereinigung von Kriegern aus dem Feldzuge von 1870/71 gebildet, welche bezweckt, sämtlichen Kampfgenossen vom Feldwebel abwärts eine Pension auszuwirken und für die Unterstützung armer und kranker Kameraden aus dem Invalidenfonds einzutreten. Eine Petition an den Reichstag, zu deren Vertretung schon mehrere Reichstagsabgeordnete gewonnen sind, soll in allen Städten ausgelegt werden. - Kampfgenossen, die dieses Streben unterstützen und Mitglied des Verbandes werden wollen, können Petition und Unterschriftsformulare, sowie Beitrittserklärungen durch den Verbandsvorsitzenden Herrn Otto Kestner in Leipzig, Nordstraße 26, II beziehen.
- Nach verläßlichen Berichten von Zeitungen hat Mascagni bis zum Ende vorigen Jahres aus den Aufführungen von Cavalleria rusticana" 360 000 Mk. für seinen Theil erhalten. Der Verkauf von Musikstücken aus dieser Oper hat bis jetzt 900 000 Mk. ergeben.


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Ein bewährter Holzanstrich. Vor etwa 20 Jahren machte der Kgl. Preußische Hauptmann a. D. Avenarius die ersten Versuche, neben den umständlichen und nur für gleichgeformte Hölzer zulässigen Imprägnierverfahren einen Holzanstrich mit selbstthätiger Imprägnirung herzustellen. Die günstigen Erfolge, welche mit dem von dem erwähnten Erfinder "Carbolineum" benannten Anstrich erzielt wurden, sind allgemein bekannt und durch zahlreiche Gutachten von den maßgebendsten Seiten bestätigt.
Infolgedessen wird das echte Avenarius Carbolineum D.R.Patent Nr. 46 021 in allen Welttheilen in stets steigendem Maße verwendet.
Trotzdem hört man da und dort von Mißerfolgen, welche bei "Carbolineum"=Anstreichen sich ergeben haben. Doch sind dieselben sämmtlich auf nachgeahmte Präparate zurückzuführen, zu deren Verkauf die in Deutschland durch das Gesetz nicht schützbare Bezeichnung "Carbolineum" mißbraucht wird, lediglich um dieselben überhaupt oder zu einem höheren Preise an den Mann zu bringen, als dies sonst möglich wäre.
Es liegt daher nahe, daß, wer mit Sicherheit auf Erfolg rechnen will, gut daran thun wird, nur das echte Avenarius Carbolineum D.R.Patent Nr. 46 021 verwenden zu lassen.
Wir fügen noch bei, daß die Firma R. Avenarius u. Co. in Stuttgart, Hamburg und Berlin sich bereit erklärt hat, jedem Interessenten mit weiterer Auskunft und der Adresse der nächstgelegenen Fabriklager zu dienen. Ein solches ist für die hiesige Gegend bei Herrn Aug. Spehr in Schönberg i. M. errichtet.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Hauswirth Peter Baars gehörigen zu Neschow sub Nr. II belegene Vollstelle c. p. wird hierdurch bekannt gemacht,

daß der auf den 24. Mai cr. angesetzte Verkaufstermin und der auf den 21. Juni cr. angesetzte Ueberbotstermin hiermit wieder aufgehoben werden.
Schönberg, den 18. Mai 1894.

Veröffentlicht
H. Diederich,
Gerichtsschreiber des Großherzogl. Amtsgerichts.


Bekanntmachung.

Auf dem Sägebetriebs=Platze bei den Lenschower Tannen sollen Bretter und Schalborten freihändig verkauft werden. Reflektanten wollen sich an den Forsthülfsaufseher O. Schulze in Wahrsow wenden. Die Abfuhr der gekauften Bretter pp. hat möglichst sofort zu erfolgen.
Schönberg, den 20. Mai 1894.

Großherzogliche Forstverwaltung.
C. Hottelet.


Wiesenverpachtung.
Am Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
sollen                                                    
1. Morgens 9 Uhr

die Wiesen im Törberbruche auf der Feldmark Törber, nämlich:

37 Kaveln von je 100-175 []Ruthen,
49 Kaveln von je 50 []Ruthen und
17 Kaveln von je 185-300 []Ruthen Größe.

2. Nachmittags 3 Uhr

die Wiesen im Jeedbruche auf der Feldmark Vitense, nämlich:

49 Kaveln von je 50 []Ruthen,
  3 Kaveln von je 60 []Ruthen und
  4 Kaveln von 63, 67, 98 und 136 []Ruthen Größe
zur Vor= und Nachmaht auf die diesjährige Ernte unter den im Verpachtungstermine bekannt zu machenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Gadebusch, den 17. Mai 1894.

Großherzogliches Amt.


Zum 24. Oktober d. Js. suche ich ein                          
Mädchen
für die Küche.                                                    Helene Montag.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 3]
Logo der Hagelassekuranz    

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz des geringen Beitrags des letzten Jahres von nur 10 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

34,600 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1894.

Die Direktion.
J. Kröger.                           Wilh. Heincke.


Bund der Landwirthe.

Im Auftrage des Bundesvorsitzenden, Herrn Landrath von Maltzan auf Molzow, ersuche ich diejenigen kleinen Landwirthe des F. R., welche durch den Sturm vom 12. Febr. einen derartigen Schaden an ihren Gebäuden erlitten haben, daß sie zu deren Herstellung außer Stande sind sich baldigst bei mir zu melden.
Stove, d. 13. Mai 1894.

                                                    Der Bezirksvorsitzende
                                                    Kaiser.


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Scheeren aller Arten,
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      bei vorkommenden Bedarf.

Hochachtungsvoll                          
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 4]

Deutscher Kriegerbund.
Mecklenburgischer Kriegerverband.
IV. Mecklenb. Landes-Kriegerfest.
Grevesmühlen 1894.
[Vignette]
Fest=Ordnung:

Sonnabend, 2. Juni:
Empfang der eintreffenden Kameraden.
10 1/2-12 Uhr Vormittags:      Frühconcert und Begrüßungsschoppen im Schützenhof.
12 1/2 Uhr Nachmittags:      Delegirtentag im Schützenhof.
4 Uhr Nachmittags:      Festessen in Blanckenburg's Etablissement.
7 Uhr Abends:      Concert in Blanckenburg's Etablissement, Gesangvorträge, Illumination des Gartens und Feuerwerk.
Sonntag, 3. Juni:
6-7 Uhr Vormittags:      Reveille.
8 1/2 Uhr Vormittags:      Gemeinschaftliche Fahrt nach dem Wendenkopf, daselbst Frühstück. Rückfahrt 11 1/2 Uhr.
11 1/2-1 Uhr Vormittags:      Concert im Lustgarten, ausgeführt von dem ganzen Hautboisten=Corps des Grenadier=Regiments Nr. 89 aus Schwerin.
3 1/2 Nachmittags:      Festzug. Nach dem Festzuge Concert im Schützenhofe, Lustgarten und Blanckenburg'schen Etablissement.
8 Uhr Abends:      Ball im Blanckenburg'schen Etablissement, Schützenhof und im Lustgarten.

(Orden im Original und Verbandsabzeichen sind unbedingt anzulegen).


Geschäfts-Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Sonnabend, den 12. Mai

Siemzerstraße 132
ein Pelzwaaren-, Hut= u. Mützen-Geschäft

eröffne.
Durch gute Waare und solide Arbeit werde ich bestrebt sein, mir das Zutrauen des Publikums zu erwerben. Bei etwaigem Bedarf um geneigten Zuspruch bittend, zeichne hochachtungsvoll

                                                    Ernst Kähler,
                                                    Kürschner.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Abfahrt nach Schlutup am 31. Mai cr. Nachmittags präcise 1 3/4 Uhr vom Vereinslocal aus. Antreten das. um 1 1/2 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag, d. 27. und Montag, d. 28. Mai
Scheibenschießen,
wozu freundlichst einladet                                                    
J. P. Kohs, Menzendorf.

NB. Der Ball findet am Sonntag, den 27. Mai statt.


Bertha Stöter
Friedrich Sommerlatte
Verlobte.
Schönberg.                                                     Hamburg.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 39 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. Mai 1894.


Invaliditäts= und Altersversicherung.

Eine Verwaltungsbehörde hatte kürzlich in einer Entscheidung mehrere Arbeiterinnen, von denen einige 20 und mehr Wochen in landwirthschaftlichen Betrieben beschäftigt waren, für invaliditätsversicherungspflichtig erklärt, dabei aber ausgesprochen, daß voraussichtlich den betreffenden Arbeiterinnen durch die Versicherung - bedauerlicher, aber unabänderlicher Weise - ein Vortheil bez. ein Rentenbezug niemals erwachsen werde.
Dieser auch sonst wohl verbreiteten irrthümlichen Auffassung ist im allgemeinen Interesse entschieden entgegenzutreten.
Wer 20 Wochen jährlich versicherungspflichtig ist, vermag die zur Erlangung der Invalidenrente erforderlichen 5 mal 47 = 235 Wochen in 11 1/4 Jahren zu erreichen. Wenn in der Uebergangszeit (bis zum Jahre 1895) die Möglichkeit der Erlangung einer Invalidenrente an die Voraussetzung geknüpft ist, daß die Wartezeit der 235 Wochen innerhalb der letzten fünf Jahre vor Eintritt der Erwerbsunfähigkeit erfüllt sein muß, so gilt die Beschränkung nur für die Anrechnung der vorgesetzlichen Wochen. Für die nachgesetzliche Zeit besteht diese Beschränkung nicht, so daß also nach dem Jahre 1895 jeder ein Recht auf Rente hat, welcher 235 Beitragswochen durch Marken oder anrechnungsfähige Krankheitszeiten nachweist, einerlei ob diese Beitragswochen in 5, 10, 15 oder mehr Jahren erfüllt worden sind.
Die oben erwähnten Arbeiterinnen waren bereits seit 1891 in versicherungspflichtiger Beschäftigung und hatten somit bis jetzt je 60 Marken in ihren Karten verwendet zu erhalten, so daß sie demnach in annähernd 9 Jahren zum Genusse der Invalidenrente gelangen konnten.
Warum soll daher eine jetzt 30= oder 50jährige Arbeiterin nicht imstande sein, in ihrem 39. oder 59. Jahre die Invalidenrente zu erlangen, also vielleicht gerade zu einer Zeit, wo sie sie am allernothwendigsten gebrauchen kann?
Tritt doch auch im Staats= und Kommunaldienste, sowie in privaten Betrieben das Recht auf eine Pension (Rente) häufig erst nach 10= und vielmehrjähriger vorheriger Dienstzeit ein!
Dazu kommt, daß jeder Versicherungspflichtige das Recht hat, sich durch Verwendung von Doppelmarken freiwillig fortzuversichern, wozu nur dringend zu rathen ist - und daß es demnach jeder in der Hand hat, die Wartezeit beliebig von 20, 15, 9 Kalenderjahren auf deren 5 und noch weniger herabzusetzen.
Mit der Erfüllung von 235 Beitragswochen ist unter allen Umständen eine Invalidenrente von einem Grundbetrage von jährlich 110 Mark nebst der sich aus der Zahl der verwendeten Marken ergebenden Rentensteigerung für die Zeit des Eintritts der Arbeitsunfähigkeit gesichert.
Es bleibt nur übrig, dafür zu sorgen, daß die erworbene Anwartschaft auf Rente nicht wieder erlischt. Dem wird dadurch vorgebeugt, daß mindestens alle vier Jahre eine mit Pflicht= oder im Falle der freiwilligen Fortsetzung der Versicherung mit Doppelmarken gefüllte Quittungskarte zum Umtausch gebracht wird.


- Neustrelitz. I. K. H. die Großherzogin ist am Donnerstag Morgen 10 Uhr 25 Min. hier wieder eingetroffen.
- Schönberg. Wie wir hören, ist die hiesige Frohnerei, vorbehaltlich der Genehmigung der hohen Großherzoglichen Regierung an zwei auswärtige Unternehmer aus Güstrow und Bützow verkauft. Dieselben beabsichtigen, wenn sie die betreffende Ackercompetenz erhalten, eine chemische Fabrik zur Verarbeitung der Kadawer anzulegen, und würden hierdurch die Unzuträglichkeiten, zu welcher das alte Verfahren führte, in sanitärer Hinsicht beseitigt. Auch für die Landwirthschaft wird das Unternehmen vorteilhaft, da hierdurch ein kostbarer und billiger Dünger erworben wird.
- Schönberg. Sonnabend Nachmittag hielt der Lehrerverein von Nord=Ratzeburg in Lüdersdorf eine Versammlung ab, die von 15 Mitgliedern besucht war. Auf derselben wurde besonders über die 12. Hauptversammlung des Meckl.=Strelitzer Landes=Lehrervereins, die in den Michaelis=Ferien in Schönberg stattfindet gesprochen. Auch der Vortrag des Lehrers Saß aus Palingen über "die Fortbildung des Lehrers im Amte, ihre Hindernisse und deren Beseitigung" wird auf der Hauptversammlung wiederholt werden. Der Vorsitzende berichtete, daß aus dem Neubrandenburger Verein allein gegen 30 Lehrer ihr Kommen zugesagt hätten. Es wurde ferner beschlossen, die Lehrerschaft der freien Reichsstadt Lübeck schriftlich einzuladen. Die Hauptversammlung wird 3 Tage währen, für den letzten Tag ist ein allgemeiner Ausflug nach Lübeck geplant, das durch seine Sehenswürdigkeiten aus früherer Zeit für die Lehrer aus dem Herzogthum besonderen Reiz hat. Vor der Hauptversammlung treten die beiden Vereine Nord= und Süd=Ratzeburg am 16. Juni noch einmal zusammen, um über den Empfang der Gäste, Ansprachen u. s. w. zu berathen. Für den verstorbenen Kreisvorsteher der Meckl.=Strel. Sterbekasse Lehrer Müther in Schönberg wurde Lehrer Mette in Petersberg wiedergewählt.
- Schönberg. Der hiesige Männer=Turnverein, der z. Z. gegen 50 Mitglieder zählt, hat von dem Männer=Turnverein in Gadebusch eine Einladung zu dem am 10. Juni d. J. in Gadebusch stattfindenden Gauturnfeste des Obotriten=Gaues erhalten und wird derselbe auch Folge, leisten, da sich etwa 20 hiesige Turner an den Feste betheiligen werden. - In letzter Woche fand auf dem Lande eine allgemeine Spritzenprobe der Feuerspritzen statt, die die Schönberger Feuerversicherung unterhält. Dieselbe hat zur Zeit nicht weniger als 19 Feuerspritzen im Fürstenthum stationiert, die sämmtlich auf Kosten der Gesellschaft angeschafft sind und auch erhalten werden. - Am 17. d. M. feierte der langjährige, zu Neujahr d. J. in den Ruhestand versetzte Kreisphysikus Dr. Völcker seinen 80. Geburtstag. Außer vielen Kundgebungen seiner zahlreichen Freunde wurde dem allgemein verehrten Herrn ein Morgenständchen von der Militärkapelle gebracht.
- Einen eigenartigen Wohlthätigkeitsakt brachte Graf v. Jugenheim gelegentlich der Räumung seiner an den Kaiser verkauften Potsdamer Villa zur Ausführung. Der Graf Schickte nämlich alle Trödler und Möbelhändler fort und ließ aus der Umgebung seiner Villa eine größere Anzahl armer Leute kommen, welchen er sein Mobiliar schenkte. Tische, Stühle, Schränke, Betten etc. waren im Umsehen aus der Villa verschwunden.
- Der Verein der Brauereien Berlins und Umgegend, dem 32 der größten Brauereien angehören, erklärt sich in Zeitungsinseraten solidarisch mit der durch den Beschluß einer Böttcher=Versamlung boykottierten Vereinsbrauerei in Rixdorf und wird, falls der Boykott nicht binnen 3 Tagen ausdrücklich zurückgenommen wird, folgende Maßnahmen treffen: Sämmtliche Brauereien beschränken ihren Betrieb, entlassen 20 Proz. ihrer Arbeiter und zwar in erster Linie diejenigen, die sich bisher an Boykottierungen von Brauereien in Sachen des Böttcherstreiks betheiligt haben, und sie heben den bisher vom Verein unterhaltenden Arbeits=Nachweis für Brauergesellen auf.
- Aus Heimweh ertränkte sich am Pfingstheiligabend in Spandau ein 20jähriger Handwerksgeselle; seine Leiche wurde im Festungsgraben gefunden. Noch kurz vorher hatte er einen rührenden Brief von seiner in Pommern wohnenden Mutter erhalten, worin sie ihn bat, doch nicht zu verzagen und in der Fremde auszuhalten, da es zu seinem

[ => Original lesen: 1894 Nr. 39 Seite 6]

Besten wäre. Die besorgte Mutter schickte ihm gleichzeitig 15 Mark zum Feste. Dies Geld wurde bei der Leiche noch vorgefunden.
- Nach der "Südd. Landpost" verlangen die Bauern für die Ländereien, die zu dem neuen Uebungsplatz des II. Armeekorps bei Hammelburg von der Militärbehörde in Aussicht genommen sind, 48 Mill. Mark. Der Voranschlag beträgt nur 5 Millionen. Die Forderungen verblüffen großenteils, da es sich dabei um ziemlich ertraglose Gründe handelt. Es ist selbstverständlich, daß die Militärbehörde nicht in der Lage ist, auf die Forderungen einzugehen.
- Aus dem Leben der Großstadt. Am Sonnabend Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr brach auf dem Kottbuserdamm ein Mann ohnmächtig zusammen und wurde durch einen Schutzmann in das nächste Schanklokal gebracht. Zum Bewußtsein zurückgebracht, stieß er die Worte: "Hunger, Hunger" aus und teilte darauf mit, daß er Ende vorigen Monats aus einem Krankenhaus entlassen, ohne Beschäftigung sei und seit zwei Tagen nichts genossen habe. Die Wirthin versorgte ihn mit Kaffee und anderer Nahrung, die anwesenden Gäste brachten durch eine Sammlung etwa 5 Mark zusammen, und der Unglückliche konnte nun seinen Weg fortsetzen.
- Die Auswanderung nach Amerika bleibt in diesem Jahre schwach. Laut amtlicher Statistik wanderten im April über Bremen nur 5416 gegen 15 098 Personen im Vorjahr aus. Auch die Auswanderung englischer, schottischer und irischer Auswanderer beträgt heuer fast nur die Hälfte des vorigen Jahres. Selbst Amerika und Canada scheinen ihre bisherige Anziehungskraft verloren zu haben.
- Bei einer am 10. d. M. im Söhlnerhofe in Altdorf bei Landshut von dem Besitzer Wagner veranlaßten Versteigerung wurde vom Gastwirth H. in Petersglaim eine Bank um 2 Mk. 15 Pfg. ersteigert. Nachdem derselbe die Bank genau besichtigt hatte, fand er unter dem Sitzbrett derselben Pfandbriefe etc. im Betrage von 34 000 Mk. eingenagelt. Es stellte sich heraus, daß die Pfandbriefe laut Notar dem jetzigen Besitzer Wagner, früher in Winkelsaß, gehörten. Dessen Frau hatte die Bank als Versteckort gewählt, es später jedoch gänzlich vergessen. Zu erwähnen ist noch, daß die alte "werthvolle" Bank die Nacht vorher im Freien stand.
- Von Danzig nach Afrika geht in diesen Tagen eine Perlenschnur, welche eine dortige Bernsteinhandlung für einen eingeborenen Fürsten in Französisch=Congoland angefertigt hat. Dieselbe besteht aus faustgroßen Bernsteinstücken im Gewichte von 1/2 Pfund.
- Ueberfallen wurde in Thorn am Pfingstsonntag der bei dem Pulvermagazin von Fort III stehende Posten. Der Ueberfall geschah am hellen Tage kurz vor der Ablösung von 3 oder 4 Männern, die aus dem Barbarkener Walde kamen. Der Soldat, vom 61. Inf.=Reg., wurde durch Messerstiche schrecklich zugerichtet, der Körper des Unglücklichen sodann von den bestialischen Uebelthätern auf die scheußlichste Weise verstümmelt. Die Verbrecher entflohen unter Mitnahme des Gewehrs des unglücklichen Postens, der kurz darauf von der Ablösung in seinem Blute liegend bewußtlos vorgefunden und nach dem Lazarett transportirt wurde, wo er am andern Tage seinen schrecklichen Verletzungen erlegen ist. Von den Uebelthätern fehlt bis jetzt jede Spur, auch ist der Zweck des Verbrechens nicht recht ersichtlich; dasselbe konnte, wie man annimmt, wohl nur dadurch ausgeführt werden, daß die Männer sich dem Posten freundschaftlich genähert hatten und ihn dann hinterrücks niederstießen.
- In Mainz wurden zwei elegant gekleidete Franzosen, welche die Festungswerke aufnahmen, unter dem Verdacht der Spionage verhaftet. Beide verweigern jeglichen Aufschluß über ihre Persönlichkeiten.
- Bei einem schweren Gewitter wurden am Freitag nachmittag in Freudenheim bei Mannheim der Landwirth Hoog sammt Pferd durch einen Blitzstrahl getötet.
- Nach dem "Kemptener Anzeigeblatt" hat der Schneider Epple in Kempten einen neuen schußsicheren Panzer erfunden. Auf dem Infanterie=Schießplatz bei Kempten haben bereits Schießproben stattgefunden; zwölf auf den Panzer abgegebene Schüsse haben die Wirkung gehabt, daß die Geschosse angeblich an dem Stoff des Panzers zerstäubt sind, ohne daß die Rückseite beschädigt worden ist.
- Das Militärbezirksgericht in München verurtheilte zwei Offiziere wegen Zweikampfs zu 3 und 5 Monaten Festung. Die Sitzung war öffentlich. Ueber den Beleidigungsgrund wurde nichts gesprochen.
- In Erpolsheim, Gönnheim und Weingarten in der Pfalz hat man vor einigen Tagen die ersten reifen Kirschen gepflückt.
- In Wien vergifteten sich der akademische Maler Franz Kollarz und dessen drei ledige Schwestern gemeinschaftlich mit Cyankali aus Kummer über den jüngst erfolgten Tod ihrer vierten verheiratheten Schwester. Sie befanden sich in guten materiellen Verhältnissen. Die vier Geschwister wurden in einem Hotel in der Nähe Wiens tot aufgefunden.
- Dreihundert hübsche junge Damen wurden vor einiger Zeit durch Zeitungsannoncen für einen Festzug, der angeblich auf der Antwerpener Ausstellung veranstaltet werden sollte, gesucht. Jede der jungen Damen sollte eine monatliche Vergütung von 200 Gulden und Ersatz der Reisekosten erhalten. Der Meldung waren eine Photographie der Bewerberin und 20 Pfennig in Briefmarken für die Antwort beizufügen. Die Kriminalpolizei hat in dem Aufgeber der Annonce einen stellungslosen Kaufmann K. ermittelt. Es war die Vermuthung aufgetaucht, daß eine Verschleppung junger Mädchen in öffentliche Häuser beabsichtigt sei; wahrscheinlich hatte der Auftraggeber der Annonce es aber nur auf die Erlangung der Briefmarken, die den Meldungen beigelegt werden sollten, abgesehen. Es sind 21 Photographien und viele Briefmarken bei K. beschlagnahmt worden; K. wurde verhaftet.
- Geistreiches Vergnügen. Einen drehbaren Thurm, der freilich nur als Vexierthurm dient, hat der englische Lord Arundell in einem seiner Schlösser. Im ersten Geschosse dieses Thurmes befinden sich vier Schlafzimmer: ein rotes, ein blaues, ein gelbes und ein grünes. Jedes Schlafzimmer hat einen kleinen Alkoven, in welchem ein Bett steht. Sobald Gäste in den Zimmern einquartiert sind, wird der drehbare Theil des Thurmes mit den Zimmern um die feststehenden Alkoven gedreht und jeder Gast liegt nun in einem anderen Zimmer und hat natürlich auch das fremde Gepäck und fremde Toiletten darin. Darüber natürlich großes Staunen, große Verwirrung und Empörung bei den Gästen und außerordentliche Heiterkeit bei Lord Arundell und den Eingeweihten, denen dieser interessante Scherz immer nieder eine Quelle ungetrübten Vergnügens ist!
- Wie Du mir, so ich Dir! Die Wiener "Deutsche Ztg." erzählt: Gigerl spaziert des Abends über die Ringstraße. Gigerl hat Rauchbedürfniß, zieht elegante Tabatière, entnimmt Havannah. Will Zigarre anbrennen, hat kein Feuer. Späht in die Nacht, ob nirgends glimmende Zigarre sichtbar. Dort kommt Mann im Arbeitskittel, raucht "Kurze". Gigerl bittet Feuer. Mann giebt ihm "Kurze". Gigerl brennt an, dankt und wirft "Kurze" in weitem Bogen auf Straße. Arbeiter will auffahren, Gigerl aber entnimmt Tabatiére Havannah und reicht sie ihm. Arbeiter besänftigt, bittet Gigerl jetzt um Feuer. Gigerl reicht ihm Zigarre. Arbeiter brennt an, wirft dann die Zigarre in weitem Bogen auf Straße, zieht aus Rocktasche "Kurze" und giebt sie mit Verbeugung Gigerl! Eine Höflichkeit ist der anderen werth.
- Vorsicht. Mit den wärmeren Tagen stellt sich zugleich der Mücken= und Fliegenschwarm wieder ein; da dürfte es an der Zeit sein, darauf aufmerksam zu machen, daß Fleischreste, Blut, tote Thiere u. s. w. gut verwahrt respektive verscharrt werden. Durch diese Maßregel ist den gefährlichen Blutvergiftungen vorzubeugen, die schon manchem Menschen einen frühzeitigen Tod gebracht haben. Da jetzt auch den Maulwürfen zu Leibe gegangen wird, so findet man diese leider oft dicht mit Ungeziefer besetzt auf den Wiesen umherliegen. Also vergrabt alles Schädliche.


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ZVDD