No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 18. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 1]

- Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet an hervorragender Stelle, daß zwischen dem Kaiser und dem Grafen Rudolf v. Schack eine Vereinbarung getroffen worden ist, wonach auch das an der Brienner Straße in München gelegene Haus, das die Gemäldegalerie des verstorbenen Grafen v. Schack beherbergt, in den Besitz des Kaisers übergeht. Die Schack'sche Galerie wird daher ungestört in ihrem alten Heim verbleiben und nach wie vor dem Publikum geöffnet sein.
- Die Deputation der Münchener städtischen Behörden, die dem Kaiser für die Belassung der Schackschen Galerie in München den Dank der Stadt aussprechen soll, ist am Montag vom Kaiser im Neuen Palais bei Potsdam empfangen. Der einzige Mensch in München, der an dem Entschluß des Kaisers, die Schacksche Galerie in der bayerischen Hauptstadt zu belassen, keine Freude hat, ist natürlich Dr. Sigl. Die Galerie wäre ihm schon recht, aber das Wort von dem "kaiserlichen Wahrzeichen in Bayern" ist ihm in alle Glieder gefahren und hat ihm den Spaß an der Sache verdorben.
- Nach einer Mittheilung aus Mainz stiftete der deutsche Kaiser zum bevorstehenden Bundesschießen einen Ehrenpreis.
- Auf der Nordlandreise wird der Kronprinz der "Schles. Ztg." zufolge den Kaiser begleiten.
- Präsident v. Levetzow erläßt soeben eine Einladung zu einer Sitzung des Zentral=Komites zur Errichtung eines Nationaldenkmals für den Fürsten Bismarck in der Reichshauptstadt auf Mittwoch, den 23. Mai, im neuen Reichstagsgebäude. Auf der Tagesordnung steht die Beschlußfassung über die Platzfrage. Hierfür ist bekanntlich ein Platz vor dem (westlichen) Haupteingang des neuen Reichstagsgebäudes in Aussicht genommen, wofür auch die Zustimmung des Kaisers gesichert sein dürfte. Unmittelbar nach jener Sitzung wird voraussichtlich eine Konkurrenz zur Einreichung von Entwürfen für das Denkmal ausgeschrieben werden.
- Die bisherige Retraite (Zapfenstreich) der Kavallerie und der Feld=Artillerie, und der "Ruf nach dem Gebet" sind neu bearbeitet und werden die Partituren den Truppentheilen in je einem Exemplar überwiesen werden.
- Die silbernen Kesselpauken, welche die Königin von England dem Ersten Garde=Dragoner=Regiment verliehen hat, sind jetzt fertiggestellt und sollen nächster Tage in Berlin erprobt werden. Bei der Frühjahrsparade werden die Pauken bereits in Gebrauch genommen werden.
- Für die Schutztruppe in Südwestafrika soll, wie die "Nationalzeitung" erfährt, in der That eine abermalige Verstärkung unmittelbar bevorstehen zu dem Zweck, die einzelnen Stationen in Südwestafrika derartig mit Garnisonen zu versehen, daß die Wiederkehr von Ueberfällen, wie die, welche zu lebhaften Beschwerden im Reichstage Anlaß geboten haben, für die Zukunft ausgeschlossen erscheint. - Dieser Zweck wird aber nur dann wirklich erreicht werden, wenn alle Ansiedelungen immer in der unmittelbaren Nähe der Stationen vorgenommen werden.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Verfügung des Reichskanzlers über die Doppelrechnung der Dienstzeit der in den Schutzgebieten Kamerun, Togo und Deutschostafrika angestellten Landesbeamten.
- Die Mittheilung, daß eine neue Conferenz der deutschen Finanzminister für diesen Sommer geplant sei, wird jetzt von der officiösen "Nordd. Allgem. Ztg." als falsch bezeichnet.
- Die Arbeiten der Commission für das bürgerliche Gesetzbuch werden voraussichtlich sich bis zum Jahr 1896 erstrecken. So wird von Leuten, die es beurteilen können, versichert.
- Die Verhandlungen, die von Vertretern der Regierungen von Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg=Schwerin und Oldenburg im Reichseisenbahnamt über die Frage der Sonntagsruhe für den Eisenbahn=Güterverkehr stattgefunden haben, haben zu einem Einverständniß darüber geführt, daß es möglich sei, auf allen deutschen Eisenbahnen den Güterverkehr an Sonn= und Festtagen, abgesehen von den Zeiten des stärksten Verkehrs, wenn auch nicht ganz einzustellen, so doch wesentlich einzuschränken. Es ist deshalb in Aussicht genommen worden, nach Beendigung der nötigen Vorbereitungen in diesem Sinn weiter vorzugehen.
- Der vollständige Titel des deutschen Kaisers dürfte manchem Leser nicht bekannt sein, weshalb wir denselben hier folgen lassen: Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, Markgraf zu Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg, Graf zu Hohenzollern, souveräner und oberster Herzog von Schlesien, wie auch der Grafschaft Glatz, Großherzog zu Niederrhein und Posen, Herzog zu Sachsen, Westphalen, Engern, zu Pommern, Lüneburg, Holstein, Schleswig, zu Magdeburg und Bremen, Geldern, Cleve, Jülich und Berg, sowie auch der Wenden und Kassuben, zu Crossen, Lauenburg, Mecklenburg, Landgraf zu Hessen und Thüringen, Prinz von Oranien, Fürst zu Rügen, Ostfriesland, Paderborn, Halberstadt, Münster, Minden, Osnabrück, Hildesheim, Verden, Kammin, Fulda, Nassau und Mörs, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravensburg, zu Hohenstein, Tecklenburg und Lingen, zu Mansfeld, Sigmaringen und Veringen, Herr zu Frankfurt.
- Biernieren. Schon vor etwa 20 Jahren hatte Prof. A. Florel in München bemerkt, daß bei den meisten sezirten Leichen die Nieren geschrumpft und an der Oberfläche gekörnt waren und dies dem übermäßigen Biergenuß der Münchener zugeschrieben, welcher die Nieren mit einer überwältigenden Filtrierarbeit belastet. Aber erst der Erlanger Professor Strümpell erbrachte vor dem letzten Naturforschertag in Würzburg überzeugende Beweise, daß Herz und Nieren bei andauerndem Biermißbrauch entarten müssen und thatsächlich entarten; Aehnliches bezeugte, auf eingehende Untersuchungen fußend, der Anatom Bollinger. Diese Ergebnisse wurden ganz kürzlich durch Dr. Brendels Vortrag in der bayerischen anthropologischen Gesellschaft über den "Alkohol als Völkergift", welcher

[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 2]

Bericht dann auszüglich in die "München. Neuesten Nachrichten" überging, weiteren Kreisen vermittelt. Nach Bollinger's Untersuchungen finden sich gesundes tadelloses Herz und normale Nieren in München nur ausnahmsweise. In früheren Zeiten war die ländliche Bevölkerung mehr an den Genuß von Milch gewöhnt und konnte der mehr ausgesetzten städtischen frisches Blut zuführen; jetzt ist auch sie von Alkoholvergiftung bedroht.
- Wann ist eine Zeitung druckfehlerfrei? Ueber diese Frage giebt der "Hamburger Correspondent" folgende treffende Auskunft: "1. Wenn der Verfasser oder Einsender das Richtige geschrieben, 2. das Richtige auch deutlich geschrieben hat, 3. der Setzer in alle Fächer des Setzkastens lauter richtige Buchstaben geworfen hat, 4. die richtigen Buchstaben greift, 5. sie richtig einsetzt, 6. der Corrector richtig liest, 7. der Setzer die erste Correctur richtig verbessert, 8. der Corrector die zweite Correctur richtig liest, 9. der Setzer die zweite Correktur richtig verbessert, 10. die Revision richtig gelesen wird, 11. wenn dem Betreffenden die nöthige Zeit hierzu gelassen wird, und 12. wenn noch ein Duzend anderer Umstände sich ebenso glücklich abmachen. Und da nun z. B. ein großer Octav=Bogen fünfzigtausend bis fünfundfünfzigtausend Buchstaben zählt, so müssen jene günstigen Umstände sich bei der Größe der Zeitung fünfzigtausend bis fünfundfünfzigtausend mal wiederholen, wenn das Publikum einen einzigen fehlerfreien Bogen in die Hände bekommen soll. Man wird zugeben, daß dies nicht ganz leicht ist." Es würde vielleicht weniger kritisirt und getadelt werden, wenn alle Zeitungsleser einen Begriff von der Arbeit zur Fertigstellung eines Blattes hätten!
- Vortheilhafteste Zeit zum Holzfällen. Aus vier Rothtannen gleichen Alters, auf gleichem Boden gewachsen und von gleich gesundem Holze jedoch monatweise in den Monaten Dezember bis März gefällt, wurden vier gleiche Balken gezimmert und in gleicher Weise belastet, wobei es sich herausstellte, daß die Tragkraft des im Januar gefällten Holzes um 20 Prozent und endlich die des Holzes vom März um 38 Prozent geringer war, als diejenige des im Dezember gefällten Holzes. Von zwei Rothtannen die in feuchten Boden vergraben wurden, war nach Jahren die im Februar gefällte verfault, während bei der im Dezember gefällten nach 16 Jahren das Holz noch hart gefunden wurde. Von zwei Rädern, an denen die Felgen des einen aus im Dezember gefälltem, die des andern aus im Februar gefälltem Buchenholz bestanden, hielt das erstere sechs Jahre aus, während das andere nach zwei Jahren unbrauchbar wurde. Daraus geht hervor, daß die richtige Schlagzeit, namentlich des Bau= und Nutzholzes, der Dezember ist.


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Anzeigen.

Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Klempner Otto Munkelberg aus Angermünde, zuletzt in Schönberg i/M., welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Körperverletzung - Vergehen gegen § 223 a St. G. B. verhängt.
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Amtsgerichts=Gefängniß zu Schönberg i/M. abzuliefern.
Neustrelitz, den 13. Mai 1894.

Der Großherzogliche Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.

          Beschreibung.
Alter: 34-35 Jahre.
Größe: 1,70 m.
Haare: dunkelblond.
Gesicht: schmal.
Bart: dunkelblonder Schnurrbart.
Kleidung: grau blauer Rock, dunkle Hose und Strohhut, jedoch ist Munkelberg noch im Besitz von anderen Kleidungsstücken.
Besondere Kennzeichen: Stotterer.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Retelsdorf sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Will daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 5. Mai 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 27 belegene Büdnerstelle c. p. des Bäckermeisters Hermann Neumann daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermine anzumelden, widrigenfalls sie soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präkludirt sein sollen.
Schönberg, den 3. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lockwisch sub Nr. VII. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Heinrich Wigger daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Dienstag, den 22. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

vor dem Unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Schönberg, den 1. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auf den Antrag der Vormünder des August Willhoeft zu Walcksfelde soll über dessen daselbst sub Nr. 11 belegene Vollstelle c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, hiermit aufgefordert, ihre dinglichen Rechte und Ansprüche in dem auf

Sonnabend, den 26. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Rechten und Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch gegen die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. März 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 3]

Oeffentliche Versteigerung.
Montag, den 21. Mai d. Js.
Vormittags 10 Uhr

sollen in Schlagbrügge

ein Klapptisch, 1 Wanduhr, 1 Sopha, 2 Kleiderschränke, 1 Chatoulle, 1 Sophatisch, 1 Koffer, 1 Decimalwaage
öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer zu Schlagbrügge.
Schönberg, den 16. Mai 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Am Sonnabend den 19. Mai c., Vormittags 11 1/2 Uhr werde ich auf dem Hofe des Herrn Gastwirths Holdorf in Schönberg einen

dunkelbraunen Wallach

(mit weißen Abzeichen an beiden Hinterfüßen und an der Stirn) unter den vor der Auction bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung für Rechnung wen es angeht auftragsmäßig verkaufen.
Grevesmühlen, 16. Mai 1894.

Monich, R.=A.
als Notar.


Bund der Landwirthe.

Im Auftrage des Bundesvorsitzenden, Herrn Landrath von Maltzan auf Molzow, ersuche ich diejenigen kleinen Landwirthe des F. R., welche durch den Sturm vom 12. Febr. einen derartigen Schaden an ihren Gebäuden erlitten haben, daß sie zu deren Herstellung außer Stande sind sich baldigst bei mir zu melden.
Stove, d. 13. Mai 1894.

                                                    Der Bezirksvorsitzende
                                                    Kaiser.


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am Sonntag, d. 20. d. M., nachmittags 1 Uhr beim Gastwirt Jabs in Schlag=Resdorf.
            Tagesordnung:
      1. Rechnungsablage.
      2. Kreisvorsteherwahl.
      3. Verschiedenes.
Um recht rege Betheiligung wird freundlichst gebeten.

Schlag=Resdorf.                                                     Der Vorstand.


Sonntag, den 20. Mai cr.,
Nachmittags 5 Uhr,
Schützenversammlung,
wozu alle Mitglieder einladet                          
                                                    der Vorstand der Schützenzunft.


Am Sonntag, den 20. Mai cr. ist das
Schützenhaus

von Nachmittags 5 Uhr an nur für Schützenmitglieder und deren Familien geöffnet.

Ergebenst                          
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Am Sonntag, den 20. Mai, nachmittags 2 Uhr,
großes Katerschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu wir freundlichst einladen.                                                    
                                                    Die Mädchen der Dorfschaft Kl. Siemz.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 4]

Geschäfts-Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich am Sonnabend, den 12. Mai

Siemzerstraße 132
ein Pelzwaaren-, Hut= u. Mützen-Geschäft

eröffne.
Durch gute Waare und solide Arbeit werde ich bestrebt sein, mir das Zutrauen des Publikums zu erwerben. Bei etwaigem Bedarf um geneigten Zuspruch bittend, zeichne hochachtungsvoll

                                                    Ernst Kähler,
                                                    Kürschner.


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J. H. Freitag.


Am Sonntag den 20. Mai werden wir ein
Ringreiten
abhalten, wozu wir hierdurch freundlich einladen.                          
Abends Tanz über Mitternacht hinaus.
Lockwisch.                           Die Knechte der Dorfschaft Lockwisch.


Am Sonntag, den 20. ds. Mts.,                          
großes Tonnenschlagen
mit nachfolgendem Tanz,
wozu freundlichst einladen                                                    
                                                    die jungen Mädchen aus Gr. Mist.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 20. d. Mts.
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Marie Stein.
Bernhard Westphal.
Verlobte.
Rieps,                                                     Beckerwitz.
z. Z. Cronskamp.                                                     z. Z. Schlagsdorf.


Statt besonderer Meldung.

Heute Morgen nahm der liebe Gott meine Mutter, Frau Pastor

Wilhelmine Horn geb. Müller

in Friedland zu sich in sein Himmelreich.
Schönberg d. 16. Mai 1894.

                                                    G. Horn,
                                                       Gerichtsrath.


Für die vielen Glückwünsche, welche uns an unserem Hochzeitstage zu theil geworden, sagen bei ihrer Abreise nach Hamburg allen Verwandten und Bekannten ihren herzlichsten Dank.
Schönberg, den 16. Mai 1894.

                                                    C. Busch und Frau
                                                    geb. Kloth.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 20. Mai.

Frühkirche fällt aus.
Vormittagskirche Pastor Krüger.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Standes=Amts Nachrichten Carlow pro Monat März und April 1894.

a) Geburten.

Dem Arbeiter Heinrich Hundt zu Hof Stove 1 S.
Der unverehelichten Catharina Holst zu Pogez 1 T.
Dem Maurergesellen Joachim Freitag zu Klocksdorf 1. T.
Dem Arbeiter Wilhelm Törper zu Samkow 1 T.
Dem Zimmergesellen Heinrich Kreutzfeldt zu Kuhlrade 1 S.
Dem Arbeiter Johann Kleinfeldt zu Samkow 1 T.
Der unverehelichten Marie Frank zu Neschow 1 T.
Der unverehelichten Luise Wilms zu Pogez 1 T.
Dem Hauswirth Asmus Beckmann zu Cronscamp 1 S.

b) Eheschließungen.

Der Knecht Joachim Peter Heinrich Brüggmann zu Hof Stove mit Catharina Maria Holst zu Cronscamp. -

c) Sterbefälle.

Der Hauswirth Peter Baars zu Neschow, 40 J. 10 M. alt.
Der Schulze Adolph Wigger zu Samkow, 63 J. 6 M. alt.
Die Büdnerfrau Marie Ollmann geb. Möller zu Klocksdorf, 63 J. 6 M. alt.
Die Büdnerfrau Catharina Harms geb. Hundt zu Samkow, 54 J. 2 M. alt.
Anna Luise Harms zu Samkow, 7 M. 20 Tage alt.
Wilhelm Krumsee zu Carlow, 8 M. alt.
Zimmergesell Wiegs Sohn Hans Carl, 4 J. 1 M. alt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 50-52 M., große Schweine 48-51 M., Sauen 33-42 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 19.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. Mai 1894.


- Neustrelitz. I. K. H. die Großherzogin wird am Donnerstag Vormittag mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge um 1/2 11 Uhr aus Baden=Baden hier eintreffen.
- Neustrelitz. Zwei Knaben, die bei dem am Montag niedergegangenen Gewitter unweit von Quadenschönfeld unter einem Baume Schutz suchten, wurden vom Blitz getroffen; der eine wurde sofort getödtet, während der zweite noch Lebenszeichen von sich gab. An seinem Aufkommen wird aber gezweifelt.
- Boizenburg, 13. Mai. Gestern Abend zog ein starkes Gewitter über unsere Stadt, das uns reichlichen Regen brachte. Ein sogen. kalter Blitzschlag schlug auf dem Gute Horst in den Pferdestall ein und tödtete sieben in einer Reihe stehende Pferde. Auch ein Pferdeknecht wurde betäubt, doch erholte sich derselbe ziemlich schnell und scheint keinen Schaden davongetragen zu haben.
- Wieder sind zwei Türken in die deutsche Armee eingetreten. Die kaiserlich türkischen Sekondelieutenants Halil Nadji und Ali Fadil Bey sind nach dem neuesten "Mil.=Wochenbl." als Sekondelieutenants à la suite der Armee eingestellt und ersterer vom 1. Mai d. J. ab dem 6. Rhein. Inf.=Regt. Nr. 68, letzterer vom 1. Juni d. J. ab dem Inf.=Regt. Fürst Leopold von Anhalt=Dessau (1. Magdeburg.) Nr. 26 zur Dienstleistung überwiesen. Sie tragen die Uniform der betreffenden Regimenter.
- Prof. Dr. Czerny in Heidelberg ist nunmehr von der österreichischen Regierung als Nachfolger Billroths an die Wiener Universität berufen worden. Er hatte erklärt, daß er einen an ihn gelangenden Ruf annehmen werde.
- In Posen erschoß ein Wachtposten am Pulvermagazin Nr. 4 eine unter der Sittenpolizei stehende Person, die sich der Verhaftung durch die Flucht zu entziehen suchte. Der Schuß ging durch den Kopf.
- Wie seiner Zeit gemeldet war, ließ die Behörde eine Mormonenniederlassung in Mellendorf im Kreise Sagan (Schlesien) aufheben und die Sendlinge wegen Aufreizung ausweisen. Jetzt haben sich neue Agitatoren niedergelassen und auch bereits verschiedene Krawalle mit friedlichen Bewohnern hervorgerufen.
- Zwei Flaschen Cognac trank ein Feuermann auf dem im Hamburger Hafen liegenden Dampfer "Straits of Malaga" aus. Kaum war dies geschehen, so fiel der Leichtsinnige zu Boden und war sofort tot.
- In Braunschweig wollen die sämmtlichen Brauereien das sozialdemokratisch gesinnte Personal entlassen, weil über eine Brauerei der Boykott verhängt wurde. In ähnlicher Weise gehen die Brauereien in Berlin vor.
- Der Vorstand des Deutschen Anwaltsvereins hat beschlossen, den Anwaltstag auf den 11. und 12. September 1894 nach Stuttgart zu berufen.
- Beim ausbessern eines Trockenofens fand dieser Tage der Schlosser Schobe in einer Brikettfabrik in Senftenberg einen furchtbaren Tod. Sch. war in den Ofen hineingekrochen. Bei Ausführung seiner arbeit entfiel ihm aus Versehen ein Stück Eisen, das beim Aufschlagen Funken erzeugte und eine Explosion des Kohlenstaubs hervorrief. Der Unglückliche verbrannte lebendig. Nach zwölfstündiger Arbeit gelang es erst, den verkohlten Leichnam aus dem Ofen herauszuheben, letzterer mußte vollständig eingerissen werden.
- Die wegen Ermordung des Hilfsjägers Klinge zum Tode verurtheilten Brüder Johann und Severin Koziolek wurden in Gleiwitz hingerichtet. Es war dies die 99. und 100. durch den Scharfrichter Reindel vollzogene Hinrichtung.
- Der Straßeneisenbahn=Gesellschaft in Hamburg wurde die nachgesuchte Konzession für den elektrischen Betrieb aller Linien vom Senate ertheilt. Die Durchführung dieser Aenderung erfolgt innerhalb dreier Jahre.
- Der Durchschlag des Albis=Tunnels auf der im Bau befindlichen direkten Linie Zürich=Gotthardt erfolgte am Dienstag genau nach Berechnung. Der Albis=Tunnel ist nächst dem Gotthardt=Tunnel der größte der Schweiz.
- Eine angenehme Einladung des bayerischen Kammerpräsidenten erfolgte dieser Tage und zwar zu einer Bockpartie. Dieselbe lautete folgendermaßen: Für die Herrn Mitglieder der Abgeordnetenkammer sind vier Hektoliter Hofbräuhausbock reserviert worden. Da am 9. Mai ohnehin die Sitzung um 11 3/4 Uhr geschlossen werden muß, weil eine Sitzung des Finanzausschusses der Kammer der Reichsräthe stattfindet, so dürfte wohl dieser Tag besonders geeignet erscheinen, mit dem reservierten Stoffe aufzuräumen. Ich beehre mich deshalb, Ihre Excellenzen die Herren Staatsminister, Ministerialkommissäre und die Herrn Kollegen ergebenst einzuladen, sich am oben bezeichneten Tage nach der Plenarsitzung recht zahlreich im Hofbräuhauskeller in den oberen Sälen einzufinden und füge bei, daß nicht nur für Bockwürste, sondern auch für den Mittagstisch ausreichende Vorsorge getroffen wird. Walter, Präsident der Kammer der Abgeordneten zu München.
- Graf Friedrich von Bismarck=Bohlen General der Kavallerie z. D. und Generaladjutant weiland Kaiser Wilhelms I., ist am Donnerstag in Berlin gestorben.
- Eine außerordentliche Leistung auf dem Zweirad hat der englische Botschaftssekretär Vilaume auf der Wiener Rennbahn fertig gebracht, indem er in 6 Stunden 189 230 Meter zurückgelegt hat, das giebt auf die Stunde mehr als 31 1/2 Kilometer, also Personenzugsgeschwindigkeit.
- Am Freitag morgen hagelte und schneite es in London. Dann folgten starke Regenschauer, bis um 1/2 11 Uhr Hagel und Schnee wieder einsetzten.
- Die ersten 10 Monate des italienischen Finanzjahres ergaben 27 Millionen Minderertrag aus den Zöllen.
- Eine elektrische Lokomotive führte einen schweren Personenzug mit 240 Reisenden in 47 Minuten von Paris nach Nantes. Die Strecke hat 57 Kilometer meist scharfe Krümmungen und Steigungen von sieben Tausendsteln. Stellenweise betrug die Fahrgeschwindigkeit 105 Kilometer die Stunde, ohne daß die, leiseste Unzuträglichkeit beobachtet wurde.
- Ein Jagdunglück ereignete sich in dem Orte Chaume bei Auxerre im französischen Departement Yonne. Ein gewisser Poulain kehrte von der Jagd zurück; plötzlich vernahm er ein Geräusch im Dickicht, er gab einen Schuß ab, ein furchtbarer Schrei kam zurück. Der Schütze eilte hinzu und fand seine eigene Frau, die ihm, wie verabredet, entgegengegangen war, tot in einer Blutlache liegen.
- Das in der Ortschaft Biala (Rußland) belegene, dem Grafen Tykiewicz gehörige Schloß ist niedergebrannt. Die werthvollen alterthümlichen Sammlungen sowie das von dem Grafen mit einem Kostenaufwande von 40 000 Rubel errichtete photographische Atelier sind ein Raub der Flammen geworden. Der Schaden beträgt über 4 Millionen Rubel.
- Das Börsen=Comité zu Petersburg erklärt den 22. April / 4. Mai als Tag der Eröffnung der Schiffahrt. Auch in Archangel ist die Schiffahrt eröffnet.
- Von einem Bären zerfleischt wurde dieser Tage in Temeswar ein montenegrinischer Bärentreiber, der seit Wochen die Grenzgegenden Südungarns durchzog, um mit seinem gezähmten Bären verschiedene Kunststücke auszuführen. Am Freitag produzierte er sich in der rumänischen Ortschaft

[ => Original lesen: 1894 Nr. 38 Seite 6]

Glimboka, wobei er, etwas angeheitert, das Thier mit seinem eisenbeschlagenen Stocke besonders roh bearbeitete. Dadurch in Wuth gebracht, zerriß der Bär die ohnehin stark abgewetzte Eisenkette, welche seine Vorderfüße gefesselt hielt und stürzte sich auf seinen Peiniger, den er erdrosselte und zerfleischte. Mit schwerer Mühe gelang es, die Bestie von dem schauerlich zugerichteten Leichnam los zu bekommen, worauf ihr mit einem Gewehrschusse der Garaus gemacht wurde.
- Der Baron Nathaniel Rothschild in Wien hat sein Schloß in Reichenau für invalide Oberoffiziere gewidmet.
- Weltausstellungsgebäude in Chicago, soweit dieselben noch vorhanden sind, sind an einen Baumeister aus St. Louis für 75 000 Dollars verkauft worden. Die Baukosten derselben haben 7 604 195 Dollar betragen.
- Präsident Peixoto präsentierte soeben dem Kongreß in Rio de Janeiro die Rechnung über den brasilianischen Bürgerkrieg. Er verlas eine Botschaft, in welcher erklärt wird, daß infolge der Revolution die außerordentlichen Ausgaben auf 76 000 Contos Reis , à 4500 Mark und das Defizit auf 46 000 Contos Reis gestiegen seien.
- Großes Elend muß unter den spanischen Volksschullehrern herrschen. So bitten die Lehrer des Bezirks Viana schon seit Jahren, und immer vergeblich, um die Auszahlung ihres vollständigen Gehaltes. Sie schreiben an den Gouverneur der Provinz, daß sie bis zum äußersten überschuldet seien. Die Bäcker wollten ihnen nicht länger Brot auf Borg geben. Wollten Sie nicht elend zu Grunde gehen, so müßten sie nächstens als Bettler die Straßen durchziehen! Aus einer Statistik im Amtsblatt geht hervor, daß man dem Lehrerpersonal pro 1893 nicht weniger als 7 Millionen Pesetas schuldete. Nur drei Provinzen, die Kanarischen Inseln, Guipuzcoa und Vizcaya=Burgos bezahlen ihre Lehrer regelmäßig. Leon und Salamanka schulden fast 16 000 Mk., Avila, Madrid und Sevilla fast 80 000, Alicante, Almeria, die Balearen, Barcelona, Cadix, Cordova, Toledo fast 400 000, Malaga allein über eine Million Mark. Die Statistik der Verbrechen weist um so höhere Zahlen auf, je schlechter für Lehrer und öffentlichen Unterricht gesorgt wird. Armes, vom katholischen Clerus ausgesaugtes Spanien!
- Zur Warnung vor zudringlichen Offerten. Ein Kaufmann, welcher sich mit der Offerte von Postsendungen von zehn Pfund beschäftigt, hatte eine seiner üblichen Postkarten ebenfalls an eine Dame in Karlsruhe entsendet, mit dem Bemerken, daß er den Kaffee abschicken würde, wenn nach acht Tagen eine ablehnende Antwort nicht einginge. Die Adressatin ließ die Postkarte unbeachtet und erhielt darauf das Postpaket unter Nachnahme. Als die Einlösung verweigert wurde, drohte der Kaufmann mit seinem Rechtsanwalt, und "daß der Dame erhebliche Gerichtskosten entstehen würden." Die zudringliche Mahnung kam zur Kenntniß der Staatsanwaltschaft in Karlsruhe und das Gericht verurtheilte den Hamburger Kaufmann wegen versuchter Erpressung zu zehn Tagen Gefängniß. Auf eingelegte Berufung hat das Reichsgericht die Entscheidung bestätigt.
- Seinen eigenen Sarg gezimmert hat sich ein Tischlergeselle aus Neustadtel (Schlesien). Derselbe hatte eben ausgelernt und als sogenanntes "Gesellenstück" einen Sarg zu verfertigen gehabt. Das Werk war gelungen, die Prüfungskommission äußerte ihre volle Zufriedenheit, der Lehrling wurde zum Gesellen gesprochen, erkrankte gleich nach der "Lossprechung" und starb. In seinem Gesellenstück wurde er zur ewigen Ruhe getragen.


Professor Schweninger's Entfettungskur.

Der Leibarzt des Fürsten Bismarck hat kürzlich in der Sammlung medizinischer Abhandlungen (Verlag von Max Merlin, Wien) eine Arbeit über die Fettsucht veröffentlicht, die alles Wichtige über das nun seit Jahren so vielfach angewandte Verfahren Schweninger's enthält und deshalb als Rathgeber vielen willkommen sein wird. Der Hauptinhalt der Schrift läßt sich, wie folgt, zusammenfassen: Außer den täglich wiederholten Abreibungen und Waschungen einzelner Körpertheile mit kaltem oder heißem Wasser legt Schweninger bei der Behandlung der Fettsucht auf die mechanischen Einwirkungen Gewicht. "Bezüglich der Massageart bei Fettleibigen kann man im Allgemeinen sagen, daß je kräftiger und tiefer die dicken Fettmassen geknetet, gedrückt und gezwagt werden, desto größer die Wirkung. Die anfänglich dabei oft sich einstellenden Schmerzen pflegen nach einigen Tagen mehr oder minder zu schwinden und was im Beginn eine Plage, wird meistens später für den Patienten ein Vergnügen. Was die Diät anlangt, so empfiehlt der Verfasser den Fettsüchtigen: Die Hauptnahrung soll aus Fleisch (jede Sorte, auch fettes Fleisch, kalt oder warm, ganz nach Belieben), Fischen, Austern, Kaviar, Krebsen, Hummer, Würsten, Eiern, Käse etc. bestehen. Als Nebennahrung dürfen Brot (weiß oder grau), Obst, Kompot, Spinat, Spargeln, Kohlarten, Sauerkraut, Gurken, grüner Salat genossen werden. Als Getränke Wasser, Sodawasser, Sauerbrunnen, Frucht= und Zitronensaft, Weiß= und Apfelwein. Austern, Kaviar, Hummer und feine Fische lassen sich sehr gut durch Häringe, geräucherte Flundern etc., sowie Fleisch durch Wurstwaare, Spargeln durch Kohl, feines Kompott durch Pflaumen ersetzen etc., lauter Sachen, die mit den bescheidensten Mitteln zu bestreiten sind. Aus diesem Verzeichniß dieser angezeigten Diät geht hervor, daß als verboten zu betrachten sind: Suppen, Kartoffeln, Rüben, Hülsenfrüchte, Makkaroni, Reis, Mehlspeisen, sowie Butter und Fette (soweit sie nicht zur Zubereitung der Fleischgerichte und der Gemüse gehören) und unter den Getränken: Bier, Rotwein, Milch, Kaffee, Thee, Chocolade, Cacao, Schnäpse. Ueber den Hauptpunkt seiner Fettkur sagt Professor Schweninger: Das Wesen unserer Behandlung liegt in der strengsten Individualisierung des Einzelfalles. Man gewöhne sich an kleine, lieber häufige Mahlzeiten und trenne das Essen unter Umständen vom Trinken. Giebt man dem Fettsüchtigen dieselbe Nahrung und Getränke, die er gewohnheitsmäßig täglich, vielleicht in zwei Hauptmahlzeiten genießt, und wobei sein Körpergewicht stets zugenommen hat oder gleich geblieben ist, auf drei, vier, fünf und noch mehr Mahlzeiten verteilt, so wird das Resultat fast immer eine Gewichtsabnahme sein, zumal bei kleineren, wenn auch öfteren Mahlzeiten, sich die Gesammtzufuhr allmählich von selbst einschränkt. Große Mahlzeiten begünstigen die Fettbildung und den Fettansatz, kleine Mahlzeiten dagegen den Fettverbrauch und die Entfettung. Zum Schluß noch ein Stoßseufzer, den Schweninger über die Schwierigkeiten bei der Behandlung Fettsüchtiger äußert: "Es versteht sich von selbst, daß das Schwinden des überschüssigen Fettes sich auch im Gesicht mehr oder minder geltend macht, wodurch ihm meist ein "leidender" Ausdruck verliehen wird. Kein Wunder, wenn der Patient dann von Bekannten mindestens mit der Begrüßung abkomplimentiert wird: "Wie elend sehen Sie aus!"
Oft knüpft sich dann ein mehr oder minder medizinisches Gespräch daran, das fast immer mit dem weisen Spruch endet: "Nehmen Sie sich in Acht vor solchen gefährlichen Kuren!" Den liebenswürdigen Leuten, denen das Ideal eines "gesunden" Menschen nur in Form eines dickbauchigen und dickbackigen, also eines "wohlgenährten" Individuums vorschwebt, kostet es gar keine Mühe, das Mißtrauen zu säen; sie glauben damit Fürsorge und Interesse für den Patienten zu bekunden und ziehen nachher stolz davon. Letzterer hat aber auch nicht immer den nötigen eisernen Willen, um jenen sich täglich wiederholenden Einschüchterungen zu widerstehen und schwankt dann in seinem Vorhaben. Daher die Nothwendigkeit für den Arzt, oft mit seinem ganzen Einfluß einzugreifen, um Zweifel zu beseitigen, Aufregungen zu beruhigen, den schwankenden Muth zu beleben. Das weibliche Geschlecht bleibt trotzdem oft über das Auftreten von Runzeln schwer zu trösten. Da muß man darauf aufmerksam machen, daß die Haut nicht gleich dem Fettschwund folgen kann, sondern sich erst später zusammenzieht, was in der That auch geschieht, und auf dem Wege des Geduldpredigens gewinnt man Zeit, bis auch diese Schwierigkeit beseitigt ist."


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