No. 34
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Mai
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 1]

- Wie verlautet, wird der Kaiser im Laufe dieses Sommers wiederum eine Seefahrt nach Norwegen unternehmen. Dieselbe wird voraussichtlich im letzten Drittel des Monats Juni angetreten werden.
- Mit der feierlichen Einweihung des neuen Reichstagsgebäudes soll, wie die "Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, eine durch den Kaiser zu vollziehende Schlußsteinlegung verbunden sein.
- Die Kaiserin hat mit ihren Kindern am Freitag vormittag Abbazia wieder verlassen und die Rückreise nach Berlin angetreten.
- Kaiser Alexander von Rußland ließ, wie aus Petersburg gemeldet wird, den Bruder des deutschen Kaisers, den Prinzen Heinrich von Preußen durch den Großfürsten=Thronfolger Nikolaus einladen, den diesjährigen Sommerübungen des russischen Ostseegeschwaders beizuwohnen. Der Prinz wird sich demzufolge auf etwa zwei Wochen nach Petersburg begeben und von dort aus Kronstadt besuchen.
- Zu der Ernennung des deutschen Kaisers zum Chef des englischen ersten Royal Dragoon Regiments bemerken die Londoner Zeitungen, daß Kaiser Wilhelm der erste auswärtige Souverän ist, der jemals eine Stellung in der britischen Armee bekleidet hat und daß zugleich dies Regiment einer der berühmtesten britischen Truppentheile ist, an dessen Spitze seiner Zeit der Herzog von Marlborough gestanden hat.
- In sonst gut unterrichteten Offizierskreisen, schreibt die "Vossische Ztg.", hört man viel von überaus zahlreichen, für den Monat Mai bevorstehenden Veränderungen sprechen. Es ist kaum anzunehmen, daß die "Verjüngung" des Heeres in solchem Maßstab auf zufälliger Vorliebe der betreffenden Militärs für die Reize des Privatlebens beruht. Wahrscheinlicher ist, daß sie gewünscht wird, und deshalb wird wohl auch bei manchem der Betroffenen der Rücktritt aus dem aktiven Dienst von gemischten Gefühlen begleitet sein. Außerdem wird sich die Verjüngung der Armee auch im Militärpensionsfonds recht fühlbar machen.
- Das neue Börsengesetz tritt am 1. Mai in Kraft. Das neue Stempelsteuergesetz verdoppelt im Allgemeinen die bisherige Steuer Die Steuersätze betragen vom 1. Mai ab: 1) Emissionsstempel für inländische Renten und städtische Obligationen (früher 1 ‰) jetzt 2‰, - Pfandbriefe von Hypothekenbanken (früher 1‰) jetzt 2‰, - inländische Obligationen (früher 2‰) jetzt 4‰, - ausländische Obligationen (früher 2‰) jetzt 6‰, inländische Aktien (früher 1/2 %) jetzt 1 %, - ausländische Aktien (früher 1/2 %) jetzt 1 1/2 %. 2) Umsatzstempel für Effekten (früher 1/10 ‰) jetzt 2/10 ‰, Abitragegeschäft (früher 1/10 ‰) jetzt 3/20 ‰, - Waaren (früher 2/10 ‰) jetzt 4/10 ‰. 3) Lotteriestempel (früher 5‰) jetzt 10 %, - ebenso für Wertheinsätze bei Pferderennen. Für die Effekten= und Abitragegeschäfte ist der Umsatzstempel von 2/12 % um 1/20 % ermäßigt, wenn das Geschäft mit dem Auslande innerhalb zwei aufeinander folgenden Börsentagen abgeschlossen wird. Wird das Geschäft einmal auf eine Frist von einem halben Monat prolongirt, so bleibt diese Prolongation steuerfrei. Ebenso sind Geschäfte unter 600 Mark steuerfrei, sowie auch Effektenversicherungsgeschäfte. Im Waarenverkehr werden nur diejenigen Geschäfte besteuert, deren Objekt einer Terminnotierung unterliegen und die unter Zugrundelegung der Usancen der betreffenden Börse geschlossen werden. Vom Emissionsstempel befreit sind die heimischen Staatspapiere, die auf Grund des Gesetzes von 1871 abgestempelten Prämienloose, sowie die Aktien von gemeinnützigen Aktiengesellschaften, welche nicht über 4 Prozent Dividende vertheilen, den Rest für gemeinnützige Zwecke verwenden und deren Aktien nicht über Pari verloost werden.
- Die französische Regierung hat in der Kammer eine Gesetzvorlage zu Errichtung einer Sahara=Truppe eingebracht. Des Klimas wegen soll die Truppe aus sich Eingeborenen rekrutieren, die Cadres aber sollen aus Franzosen gebildet werden.
- Infolge des heftigen Regens der letzten Tage sind in ganz Oberitalien große Ueberschwemmungen eingetreten. Besonders hat die Umgegend von Bologna sehr stark unter dem Einfluß des Unwetters gelitten. Alle Straßen sind durch herabgestürzte Lawinen völlig unpassierbar.
- Von Dr. Nansen, dem kühnen Polarfahrer ist ein Lebenszeichen nach Europa gekommen. Er hat am 29. Juli die Ingorstraße erreicht. Darauf hat sich Nansen mit seinen 35 Hunden, indem er das Petroleumboot zum Lothen vor sich herfahren ließ, in die Karassen begeben. Dort hofft er die Mündungen von Ob und Jennissei zu kreuzen, Kap Tscheljuskin zu umschiffen, am Olenek 26 oststbirische Hunde aufzunehmen und dann gegen den Nordpol zu steuern. Man wird also im günstigsten Falle von Olenek her die letzten Nachrichten zu erwarten haben.


Anzeigen.

Die zu Falkenhagen sub Nr. IX belegene Halbstelle, welche durchweg des besten Weizenbodens und nahezu 10 000 []=Ruthen groß ist, in guter Cultur sich befindet, auch mit wohlerhaltenen Gebäuden bestanden ist, soll mit Früchten und Inventar sogleich unter der Hand verkauft werden und werden Kaufliebhaber ersucht, sich an den Unterzeichneten zu wenden.
Schönberg i. M., den 30. April 1894.

                                                    A. Dufft.


Gesucht zu sofort ein Knecht, welcher mit Pferden bescheid weiß.

                                                    G. Westphal, Schlutup.


800 bis 900 Schöfe Reht
hat zu verkaufen                                                    
                                                    H. Lühr, Duvennest.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 2]

Aachener und Münchener Feuer=Versicherungs=Gesellschaft.

Der Geschäftsstand der Gesellschaft ergiebt sich aus dem nachstehenden Auszug aus dem Rechnungsabschluß für das Jahr 1893.

Grundkapital  M.  9,000,000. --
Prämien=Einnahme für 1893  M.  9,938,464. 50
Zinsen=Einnahme für 1893  M.  644,921. --
Prämien=Ueberträge  M.  6,042630. --
Uebertrag zur Deckung außergewöhnlicher Bedürfnisse einschließlich des gesetzlichen Reservefonds von M. 900,000  M.  4,900,000. --
Spar=Reservefonds  M.  1,500,000. --
Dividende=Ergänzungs=Reserve  M.  157,697. --
-------------------------------------------
 M.  32,183,712. 50
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1893  M.  6,085,928210. --

Schönberg, den 1. Mai 1894.

                                                    Aug. Spehr, Hotelbesitzer,
                                                    Agent der Gesellschaft.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hierdurch die ergebene Mitteilung, daß ich in der Sabowerstr. Nr. 3 ein

Malergeschäft

eröffnet habe.
Ich werde mich bemühen, durch gute und geschmackvolle Arbeit allen Ansprüchen Genüge zu leisten.
Geneigten Aufträgen entgegensehend empfiehlt sich

                          Hochachtungsvoll
                                  W. Mussfeldt.

Schönberg, den 30. April 1894.


Täglich Eintreffen von Neuheiten in
Glas, Porzellan und Steingut.
Als besonders preiswerth empfehle:
weiße Teller (kein Ausschuß)
flach und tief, per Stück 10 Pfg.
ferner:                                                    
blau dekorierte Geschirre, als:
Salzfässer, Vorrathstonnen, Milchtöpfe, Durchschläge, Brotteller, Compotieren,
sowie komplete Eßservice und Waschgarnituren billigst.
Größte Auswahl in
Porzellan=Blumentöpfen
neuester Muster.
                                                    Rud. Tietgen.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich in meinem Hause ein

Manufaktur- und Kurzwaaren Geschäft

errichtet habe und bitte um freundlichen Zuspruch.
Stets streng reelle und billigste Bedienung zusichernd empfehle mich

                          Frau W. Burmeister,
                          Schlauentrift.


Ein gut erhaltenes Klavier (tafelförmig)
zu verkaufen.                                                     Marienstr. 55.


Emaillewaaren
in nur Ia Qualität:

Kochtöpfe, Deckel, Casserollen, Kessel, Pfannen, Schüssel, Caffeekannen, Theekannen. Milchtöpfe, Eimer, mit und ohne Deckel, Teller, Tassen. Milchkrüge, Becher, Waschgarnituren und einzelne Theile, Spucknäpfe, Wannen, Trichter, Durchschläge, Salzfässer, Wasserschöpfer, Schaumlöffel, Bratenlöffel.

                                                    Rud. Tietgen.


Ein Mädchen, welches Ostern confirmirt ist u. mit häuslichen Arbeiten bescheid weiß, sucht per sofort

Grevesmühlen.                                                     J. H. A. Meyer.


Neue Muster von Tapeten u. Borden,
Patent=Rouleaux,
Linoleum und Kokosläufer,
Kokosmatten
empfiehlt                                                     H. E. Peters, Glasermeister.


Solinger Stahlwaaren
aus der Fabrik von
J. A. Henckels, Solingen
(Fabrikzeichen "Zwillinge"), als:

Tischmesser und Gabel,
Dessertmesser,
Tranchirmesser und =Gabel,
Cabaretgabeln,
Brodmesser,
Küchenmesser,
Gemüsemesser,
Schneiderscheeren,
Damenscheeren,
Stickscheeren,
Nagelscheeren,
Papierscheeren,

Taschenmesser in größter Auswahl.
Ferner: Löffel und Forken
in Brittannia, Neusilber und Alfenide.

                                                    Rud. Tietgen.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 3]

Dr. Dethloff
ist zurückgekehrt.


Steinkohlentheer
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Krup- und Stangenbohnen
in verschiedenen guten Sorten empfehle bestens.
                                                    H. C. Weinrebe.


Da die Fleischräucherei beendet, bitte ich meine werden Kunden um Abholung, indem ich später für nichts hafte.

Hochachtungsvoll
                          H. Mette.


Milchsatten

Ia doppelt verzinnte, schwerste Waare, sowie Steingutsatten in allen Größen, empfiehlt billigst

                                                    Rud. Tietgen.


Eine große Partie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
Am Sonntag den 6. Mai, Nachmittags 3 1/2 Uhr,
außerordentliche Generalversammlung
Tagesordnung:

1. Einladung zur Fahnenweihe der Kriegervereins in Schlutup.
2. Wahl der Deputirten nach Schlutup.
3. Berathung über event. Engagirung eines Musikkorps zum Landeskriegerfest.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Kameraden, welche sich an der Reise zum Landes=Kriegerfest nach Grevesmühlen betheiligen wollen, haben sich bis spätestens Sonntag den 6. Mai cr. bei den Kameraden Kaufmann Oldenburg oder Uhrmacher Vogel zu melden; spätere Meldungen können nur noch ausnahmsweise Berücksichtigung finden.

                                                    Der Vorstand.


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade
Dienstag, den 15. Mai, 9 Uhr Vormittags,

                          Tagesordnung:
        1. Rechnungsablage.
        2. Wahl eines Aeltermannes.
        3. Verschiedenes.
        4. Beitragzahlung, à Person 3 Mk.

                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag den 6. Mai,
großes Eierlaufen,
wozu ganz ergebenst einladen                                                    
Die Mädchen
der Ortschaften Ollndorf und Niendorf.
                                                    J. Dechow.


Zu dem am Sonntag den 6. Mai d. J. hier stattfindenden

Ringreiten
erlauben wir uns hierdurch freundlichst einzuladen.
Achtungsvoll                                                    
                                                    Die Veranstalter.

Beginn des Reitens 1 3/4 Uhr Nachmittags. Nach dem Reiten große Tanzmusik über Mitternacht hinaus.


Bekanntmachung.

Die unterzeichnet Intendantur wird in der Zeit vom 14. bis 28. Mai d. Js. zehn Sonder=Vorstellungen veranstalten, in welchen eine Anzahl der hervorragendsten deutschen Bühnenkünstler im Rahmen des Großherzoglichen Hofschauspiels als Gäste mitwirken werden. Diese sind:
Frau Franziska Ellmenreich, Kaiserl. Russische Hofschauspielerin,
Fräulein Anna Haberland, Herzogl. Sachsen=Meiningen'sche Hofschauspielerin,
Frau Agnes Sorma, Herzogl. Sachsen=Weimarsche Hofschauspielerin,
Frau Klara Ziegler, Königl. Bayerische Hofschauspielerin, Ehrenmitglied pp.,
Herr Georg Engels, Mitglied des deutschen Theaters in Berlin,
Herr Friedrich Haase, Herzogl. Sächsischer Hofschauspieldirektor, Ehrenmitglied pp.,
Herr Friedrich Mitterwurzer, Kaiserl. Königl. wirklicher Hofburgschauspieler,
Herr Karl Sontag, Königl. Sächsischer Hofschauspieler, Ehrenmitglied pp.,
Herr Arthur Vollmer, Königl. Preußischer Hofschauspieler.

Zur Aufführung sind in Aussicht genommen: "Maria Stuart" von Schiller. - "Wallensteins Tod" von Schiller - "Emilia Galotti" von Lessing. - "Minna von Barnhelm" von Lessing. - "Das Kätzchen von Heilbronn" von Kleist. - "Medea" von Grillparzer. - "Sappho" von Grillparzer. - "Die Journalisten" von Freytag. - "Der Verschwender" von Raimund. - "Der Talisman" von Fulda.
Von dem Bestreben geleitet, in diesen Sondervorstellungen der Stadt Schwerin und dem Lande Mecklenburg mit das Beste vorzuführen, was die Deutsche Schauspielkunst zu bieten vermag, will die Intendantur die weitgehendste Gelegenheit geben, dem ganzen Cyklus der zehn Aufführungen anzuwohnen und eröffnet zu diesem Zweck für Stadt und Land ein Sonder=Abonnement unter folgenden Bedingungen:
Es kostet ein Abonnement zu allen Vorstellungen im I. Rang 30 Mk., im Parkett und in der Parkettloge 22 Mk. 50 Pfg., im II. Rang, Balkon und Mitte, 12 Mk. 50 Pfg.
Für den Tagesverkauf zu den einzelnen Vorstellungen treten, soweit Plätze dann noch vorhanden sein sollten, erhöhte Preise ein.
Anmeldungen zum Abonnement für Schwerin und Auswärts sind bis zum Dienstag, den 8. Mai schriftlich an das Großherzogliche Hoftheater=Bureau zu richten.
Den hiesigen Theater=Abonnenten kann das Vorkaufsrecht auf ihre Abonnements=Plätze nur bis incl. Sonnabend, den 5. Mai, reservirt werden.
Die Ausgabe der Abonnements für Schwerin erfolgt an der Theater=Billet=Kasse am Donnerstag den 10. Mai, Vormittags von 10 bis 12 Uhr.
Den auswärtigen Abonnenten werden die Abonnementskarten per Postnachnahme bis spätestens den 11. k. Mts. zugesandt.
Im Uebrigen ist von der Großherzoglichen General=Direktion der Meckl. Friedrich Franz Eisenbahn den auswärtigen Abonnenten zu diesen Sondervorstellungen Eisenbahnfahrt=Ermäßigung zum einfachen Fahrpreise bewilligt und legitimirt die Theater=Abonnementskarte zur jedesmaligen Lösung der Eisenbahnfahrkarte an den betreffenden Stationskassen.
Schwerin, den 27. April 1894.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Am Himmelfahrtstage
Donnerstag den 3. Mai,
grosses Conzert
im Schützengarten, ausgeführt von der Vereinskapelle.
Entree à Person 30 Pf.                           Familie 50 Pf.
Anfang Nachmittags 5 Uhr. NB. Bei ungünstiger Witterung im Saale.
Schönberg, den 1. Mai 1894.                          


[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz    

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz des geringen Beitrags des letzten Jahres von nur 10 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

34,600 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1894.

Die Direktion.
J. Kröger.                           Wilh. Heincke.


Mehr als jedes zweite Loos gewinnt.

Ohne Loos kein Gewinn.

Planmässige Gewinne.
Grösster Gewinn im glücklichsten Falle
500,000 Mk.
    1 Prämie à 300,000 M. = 300,000 M.
    1 Gew. à 200,000 M. = 200,000 M.
    1 Gew. à 100,000 M. = 100,000 M.
    1 Gew. à 50,000 M. = 50,000 M.
    1 Gew. à 40,000 M. = 40,000 M.
    1 Gew. à 30,000 M. = 30,000 M.
    2 Gew. à 20,000 M. = 40,000 M.
  18 Gew. à 5000 M. = 90,000 M.
204 Gew. à 3000 M. = 612,000 M.
300 Gew. à 1000 M. = 300,000 M.
u. s. w. u s. w.
    Grossherzogl. Schwerin'sche
237. Landeslotterie.
65,000 Loose mit 32 600 in 6 Classen vertheilten Gewinnen.
Nächste Ziehung schon 4. u. 5. Mai
Original-Loose zur 1. Klasse.
1/8 à 1,60 Mk. 1/4 à 3,15 Mk. 1/2 à 6,30 Mk. 1 ganzes 12,60 Mk. Der Portoersparniss halber empfiehlt es sich alle Klassen im Voraus zu zahlen und kostet 1/8 für alle 6 Klassen 15,75 Mk., 1/4 31,50 Mk., 1/2 63,- Mk.
Für Porto und Gewinnliste sind für jede Klasse 25 Pfg. extra zu entrichten.
Gefl. Aufträge p. Anweisung erbeten.

J. Scholl, Neustrelitz, Zierkerstr. 57.

Ohne Loos kein Gewinn.

Für gezogene Loose werden Ersatzloose geliefert.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an kräftige

Blumenkohl=, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen,
sowie später
Sellerie, Porre, wirsig, rosen, grünen und rothen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe Beet und Runkelrüben empfehle.

                                                    H. Brüchmann.


Heute Vormittag 1/2 9 Uhr entschlief sanft nach schweren Leiden unser lieber Sohn und Bruder, der Kaufmann

Wilhelm Siebenmark

im 50. Lebensjahre.
Dies zeigen an die tiefbetrübten

                                                    Eltern und Geschwister.

Schlagsdorf, den 26. April 1894.


Allen Freunden und Bekannten, welche uns an unserem Hochzeitstage durch ihre Glückwünsche erfreuten, sagen hierdurch ihren besten Dank.
Selmsdorf, den 29. April 1894.

                                                    H. Kleinfeld und Frau
                                                    geb. Heibey.


Für die bei der Beerdigung unserer Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, der Bürgermeisterwittwe Friederike Schrep, geb. Vock, bewiesene Teilnahme, sowie den Kranzspendern sagen hiermit ihren tiefgefühlten Dank

                                                    Die Hinterbliebenen.


Himmelfahrtsfest 3. Mai.

Collekte für das Stift Bethlehem in Luwigslust.
Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.


Standesamtsnachrichten. Schönberg.

Geboren:

Den   4. April dem Bäcker Heinrich Collies zu Schönberg 1 Tochter.
Den   4. April der unverehelichten Karoline Katharina Sophie Stöter zu Bauhof Schönberg 1 Sohn.
Den   7. April dem Arbeiter Hans Dunkelmann zu Rabensdorf 1 Tochter.
Den   8. April dem Kaufmann Heinrich Albert zu Schönberg 1 Sohn.
Den 10. April dem Arbeiter Heinrich Ollrogge zu Schönberg 1 Tochter.
Den 11. April der unverehelichten Katharina Marie Elisabeth Wigger zu Gr. Bünsdorf 1 Sohn.
Den 17. April dem Arbeiter Heinrich Soll zu Schönberg 1 Sohn.
Den 14. April dem Schneidermeister Peter Heitmann zu Schönberg 1 Sohn.
Den 18. April dem Schuhmachermeister Heinrich Eckmann zu Schönberg 1 Sohn.
Den 19. April dem Tischlermeister Joachim Bruhn zu Schönberg 1 Sohn.
Den 24. April dem Knecht Wilhelm Klingbiel zu Westerbeck 1 Sohn.
Den 20. April dem Tischlermeister August Kelling zu Schönberg 1 Tochter.
Den 22. April dem Arbeiter Heinrich Voß zu Schönberg 1 Sohn.
Den 25. April dem Hauswirth Wilhelm Dunkelgoth zu Rupensdorf 1 Sohn.

Gestorben:

Den 12. April der Bienenwirth Asmus Lenschow zu Schönberg 58 Jahr 6 Monate alt.
Den 17. April der Arbeiter Mathias Heinrich Grewe zu Schönberg 83 Jahr 1 Monat alt.
Den 26. April des Hauswirths Wilhelm Dunkelgoth zu Rupensdorf Sohn 16 Stunden alt.

Eheschließungen:

Den 6. April der Knecht zu Gr. Siemz Mathias Heinrich Lüth und Marie Sophie Luise Benthien aus Kronskamp.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
9,59 Vorm. 12,18 Mitt. 3,12 Nachm. 7,32 Abends 11,57 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,25 Vorm. 12,44 Nchm. 5,43 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 48-50 M., große Schweine 48-50 M., Sauen 33-44 M., Kälber 69-91 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. Mai 1894.


- Schönberg. Das Missionsfest des Missionsvereins für das Fürstenthum Ratzeburg wird in diesem Jahre in Schönberg gefeiert werden.
- Schönberg. Unter dem Vorsitz des Pastors Krüger wurde hier am Freitag Nachmittag die diesjährige Generalversammlung des Herbergs=Vereins für das Fürstenthum Ratzeburg abgehalten. Der Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr kam zur Verlesung, aus welchem sich ergab, das der Einnahme von 6006 M. 75 Pfennig (Mecklenburg). Ausgaben von 6092 M. 70 Pfennig (Mecklenburg). gegenüberstanden, sodaß ein Vorschuß von 85 M. 95 Pfennig (Mecklenburg). in die folgende Rechnung eingestellt werden mußte. Es wurde beschlossen, demnächst mit der Hebung von Beiträgen pro 1894 zu beginnen und dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Beiträge in diesem Jahre reichlicher eingehen möchten, wie im vorigen Jahre, damit dem Vorstande die Möglichkeit gegeben werde, die so segensreich wirkende Anstalt zu halten, durch welche die Bettelei auf dem Lande sowohl wie in der Stadt fast ganz aufgehört hat. Allein schon dieser Umstand könnte genügen, die Bewohner allgemein zu veranlassen, ihre Zahlung von Beiträgen zu erhöhen, ganz abgesehen davon, daß durch Gewährung von Bettelgaben an Reisende während eines Jahres eine namhafte Summe anwächst, falls der Verein genöthigt sein sollte, seine Thätigkeit einzustellen.
- Schönberg. Am Donnerstag v. W. hatten wir hier ein Gewitter, bei welchem ein sogenannter kalter Schlag das Wohnhaus zu Hof Lockwisch traf, der an dem Holze einiger Fenstern nicht unerhebliche Zerstörungen anrichtete und in der Küche zur Erde ging. Die hier beschäftigte Hausfrau war noch längere Zeit darauf an Händen und Füßen in ihren Bewegungen gehemmt, auch machte sich ein starker Schwefelgeruch bemerkbar.
- Neustrelitz. Der Luftballon, der hier am 27. d. Mittags beobachtet wurde, dürfte derselbe sein, der gestern Morgen 7 1/2 Uhr von der Luftschifferabtheilung auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin aufgelassen worden ist. In Berliner Blätter lesen wir darüber Folgendes: Nachdem der Ballon eine Weile unbeweglich gestanden hatte, segelte er in nördlicher Richtung in mäßiger Entfernung vom Erdboden dahin. Unmittelbar an dem Häusermeer Berlins warfen die Luftschiffer Ballast aus, wonach sich der Ballon sofort hob und in derselben Richtung in beschleunigter Geschwindigkeit davonzog. Besetzt war das Fahrzeug mit einem Offizier und zwei Mann der Abtheilung. Der Ballon heißt Phönix. Er landete gestern Nachmittag 4 1/2 Uhr glatt bei Stettin. Auf der Fahrt wurde eine Höhe von 5000 Metern erreicht.
- Nach dem am Montag veröffentlichten Testament des Grafen Friedrich Schack fällt dem Kaiser die Gemäldegalerie nach Ausscheidung einer Anzahl minderwerthiger Gemälde zu, der Großherzog von Mecklenburg=Schwerin erhält die Kupferstichsammlungen und Zeichnungen. Die Werke des Grafen Schack sollen in billigen Volksausgaben erscheinen. Außerdem werden zahlreiche beträchtliche Legate ausgesetzt. Die übrige Hinterlassenschaft geht auf den Bruder des Verstorbenen, von Schack auf Brüsewitz über.
- Nach einer Bekanntmachung der Großherzoglichen General=Direktion nehmen sämmtliche Stationen der Friedrich=Franz=Eisenbahn Bestellungen auf zusammenstellbare Fahrscheinhefte an und geben die Formulare zu solchen Bestellungen unentgeltlich ab.


- Die Elbe=Trave=Kanal=Vorlage wurde am 28. April vom preußischen Herrenhause nach 2 1/2stündiger Debatte definitiv mit großer Majorität angenommen. Bei der Berathung trat Graf Waldersee warm für den Kanal ein. Lübeck habe stets treu zu Preußen gehalten und die Blüthe Lübecks komme Preußen zu gute. Eine Schädigung der Forst= und Landwirthschaft durch den Kanal vermöge er nicht zu erkennen. Dagegen sei auch das militärische Interesse an dem Kanal erheblich.
- Im Anschluß an das Verbot des Totalisatorspiels ist, wie die "Tägliche Rundschau" meldet, den Offizieren der preußischen Armee von Neuem anbefohlen worden, sich an Pferderennen nur zu betheiligen, wenn sie in Uniform reiten; ferner ist das Halten von Rennpferden von der ausdrücklichen Genehmigung der Regiments=Kommandeure abhängig gemacht, welche streng dafür verantwortlich gemacht sind, daß nur wirklich wohlhabende Offiziere diesen Luxus treiben.
- Der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds werden, wie in dem nichtamtlichen Theil des "Reichsanzeigers" mitgetheilt wird, demnächst Mittel zur Verfügung stehen, um die seit einiger Zeit eingestellte Gewährung von Darlehen an Kommunen wieder aufnehmen zu können.
- Bei den Kaisermanövern sollen der "Voss. Ztg." zufolge versuchsweise besondere Telephonabtheilungen gebildet werden, und es ist wahrscheinlich, daß, wenn diese Versuche günstig ausfallen, schon im Frieden Telephonabtheilungen eingerichtet werden.
- Vor einigen Tagen starb in dem Städtchen Albersweiler in der Pfalz ein Mann, dessen Todesursache eine in den Kämpfen um Orleans in dem Feldzug 1870/71 empfangene Kugel war. Die Kugel saß im Rücken und konnte von den Aerzten nicht entfernt werden. Ein schweres Nervenleiden und Siechthum war die Folge. Die Sektion hat ergaben, daß die Kugel in einen Wirbelknochen eingedrungen und vollständig darin verschwunden war. Ein Versuch, sie zu entfernen, hätte den sofortigen Tod des Betroffenen zur Folge gehabt.
- Die Pforte hat neuerdings in Deutschland bei verschiedenen Gewehrfabriken 200 000 Mauser=Gewehre bestellt.
- Die neuen Schützenabzeichen werden jetzt auch von der preußischen Landgendarmerie angelegt. Die betreffenden Schnüre werden wie bei der Kavallerie auf der linken Brustseite getragen.
- Der Dowesche "kugelsichere" Panzer hat auch den in Berlin tagenden chirurgischen Kongreß beschäftigt. Auf Anregung und unter Führung des Professors von Esmarch hatten sich sämmtliche Mitglieder des Kongresses im Wintergarten eingefunden, um einer Schießprobe beizuwohnen. Den Schießversuchen wohnten Prof. v. Esmarch und fünf bis sechs andere Chirurgen auf der Bühne als Zeugen bei. Militärärzte stellten fest, daß Gewehr und Patronen die in die Armee eingeführt sind. Nachdem dann der Eichklotz glatt durchgeschossen war, ist fünfmal auf den Panzermann gefeuert worden mit dem bekannten Erfolg, und die Thatsache, daß Herr Dowe beim Einschlagen der Geschosse nicht zuckte, hat Bewegung und laute Anerkennung wachgerufen.
- Der Dowesche Panzer hat ferner auch die Aufmerksamkeit des Kriegsministeriums auf sich gezogen. Gestern Nachmittag um 3 Uhr erschienen zu neuen Versuchen im Wintergarten etwa 25 Officiere aus dem Kriegsministerium, dem Generalstabe, von der Artillerie und dem Ingenieurcorps, unter ihnen Oberst v. Gößnitz vom Kriegsministerium, Oberstlieutenant Brinkmann, Präses der Gewehrprüfungscommission, Major Eden von der vierten Ingenieur=Inspection, Mitglied des Ingenieur=Comités, Hauptmann Bloch v. [Fehlstelle]ottwitz, Adjutant des Directors des allgemeinen Kriegs=Departements, und andere Fachmänner. Ferner wurde Mr. Jackson, Mitglied der amerikanischen Botschaft, bemerkt. Als Schützen waren, abweichend von alten bisherigen Versuchen, ein Gefreiter vom Garde=Jäger=Bataillon und ein Sergeant vom 14 Jäger=Bataillon aus Colmar mit ihren eigenen Büchsen commandirt. Die zur Verwendung kommenden Patronen waren in versiegelten Packeten mit zur Stelle gebracht, um jeden Zweifel von vorn herein auszuschließen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 34 Seite 6]

Der Erfinder war bereit, seine gepanzerte Brust als Zielscheibe darzubieten, doch wies Oberst von Gößnitz das Anerbieten zurück mit dem Hinweis, daß durch irgend ein Versehen ein Unglücksfall eintreten könnte. Der Panzer wurde gegen einen Eichenblock So auf einen Tisch gestellt, daß er mit der Tischplatte einen stumpfen Winkel bildete. Man wollte wissen, ob das Geschoß im Panzer stecken bleibe oder in demselben Winkel zurückschlage, in welchem es getroffen habe. Das Gewehr des Sergeanten lud Oberstlieutenant Brinkmann, und der Sergeant gab zunächst zwei Schüsse auf die Mitte des Ziels ab. Dann konnte sich der Kunstschütze Martin mit seinem anerkannten Militärgewehr beteiligen, mußte es aber gleichfalls vom Oberstlieutenant laden lassen. Im Ganzen wurden aus einer Entfernung von nur zehn Schritten vierzehn Schüsse auf den Panzer abgegeben, die auf verschiedenen Stellen, zum Theil dicht an der Kante trafen. Auf der Rückseite zeigte der Panzer nicht die geringste Spur. Das Gesammturtheil bestätigt die schon früher erprobte Kugelsicherheit. Man hofft, daß nun auch der Kaiser einem Schießversuche auf den Panzer beiwohnen wird.
- Am Dienstag, dem Todestage des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke, war dessen Grabstätte in Kreisau auf das Prächtigste geschmückt. Der Kaiser hatte einen großen Lorbeerkranz mit weißen Rosen niederlegen lassen.
- Der Panther ist los! Das war der Schreckensruf, der dieser Tage das Jahrmarktspublikum in Köln in wilder Panik auseinandertrieb. Der Panther hatte das Käfiggitter durchschlagen und war mit mächtigem Satze über die Köpfe der Zuschauer hinweg ins Freie entwichen. Ein Leonberger Hund war sein erstes Opfer. Dann stürzte sich die Bestie auf ein Droschkenpferd und wurde, während sie die Pranken in das Thier schlug, von einem Fenster aus durch einen sicheren Schuß getötet.
- Ein eiserner Maibaum für den Fürsten Bismarck. Der Altreichskanzler wird am 1. Mai d. J. aus dem Fitznerschen Werk zu Laura=Hütte in Oberschlesien einen "Maibaum" in Gestalt eines geschweißten eisernen Flaggenmastes erhalten. Das Angebinde sollte bereits am 1. April unter den Geburtstagsgeschenken für den Fürsten Bismarck figuriren, konnte aber bis zu jenem Termin nicht fertiggestellt werden. Der Fürst hat das ihm bereits angekündigte Geschenk bereits angenommen, nachdem seine Besorgnisse, daß ein derartiger eiserner Mast die Blitzgefahr erhöhen könne, zerstreut worden waren. Der eiserne Maibaum wird auf dem Schloßhof zu Friedrichsruh aufgestellt werden. Der Fuß des Flaggenmastes weist das Wappen des Fürsten in kunstvoller Ciselirung auf. Das Fitznersche Werk hat auch für Schloß Friedrichshof im Taunus, dem Witwensitz der Kaiserin Friedrich, einen solchen Mast geliefert.
- Die Witwe Boulangers hat in der Umgegend von Tunis in Afrika ein kleines Besitzthum, "Les Pierrettes" genannt, käuflich erworben. Die schwergeprüfte Frau beabsichtigt, dort ihr Leben zu beschließen.
- Ein Nachspiel zum Hannoverschen Spielerprozeß hat am Mittwoch vor dem Wiener Schwurgericht begonnen. Dort findet die Schlußverhandlung gegen den angeblichen Bankier Arnold Herbert Lichtner statt, dem Hauptschuldigen im Hannoverschen Spielerprozeß zu Hannover, der den Hannoverschen Gerichten zu entkommen wußte, aber in Preßburg der Behörde in die Hände fiel und nunmehr, weil in Wien geboren und heimathsberechtigt, dort seiner Aburtheilung harrt. Die Geschworenen erklärten einstimmig Lichtner sowohl des Betruges als des Hasardspiels schuldig und das Urtheil lautete auf fünfjährigen schweren Kerker, verschärft durch Fasten, und achthundert Gulden Geldstrafe. Nach verbüßter Haft wird Lichtner unter Polizeiaufsicht gestellt.
- Endlich auch einmal ein Lichtblick aus dem heiligen Rußland! Das russische Amtsblatt kündigt eine gründliche und umfassende Revision des russischen Gerichtswesens an, für welchen Zweck auf Befehl des Zaren eine besondere Kommission eingesetzt worden ist. Alles, was sich seit den Reformen von 1864 im Leben nicht bewährt hat, soll geändert und beseitigt werden. Da wird an Arbeit kein Mangel sein.
- Am Montag ist in Kronstadt der Dampfer "Deutscher Kaiser", der acht Tage im Finnländischen Golf im Eis gesteckt hat, eingelaufen. Der Kapitän des Dampfers theilt mit, daß zwischen Hochland und Seskaer noch starkes Eis ist. Er habe vier Dampfer im Eis liegen sehen. Der Dampferverkehr zwischen Kronstadt und Petersburg ist am Montag eröffnet.
- Nicht nur in Antwerpen selbst, sondern in ganz Belgien sieht man mit äußerster Spannung dem Ausgang eines dort schwebenden Giftmordprozesses entgegen, in dem eine Dame aus vornehmer Gesellschaft, Frau Joniaux, als Hauptangeklagte auftritt. Frau Joniaux, 52 Jahre alt, die Tochter des verstorbenen Generals Ablay, wird beschuldigt, ihre Schwester, ihren Bruder und einen Oheim ihres Mannes vergiftet zu haben. Ihr Gatte, den man neuerdings als Mitschuldigen bezeichnet, ist der Chefingenieur des staatlichen Brücken= und Wegbaues; Frau Joniaux ist eine sehr gebildete Frau, hat sich aber, wie es heißt, der Leidenschaft des Spiels hingegeben und stets ein glänzendes, sehr kostspieliges Haus gehalten. Der Verdacht gegen sie wurde rege, weil die drei erwähnten Verwandten kurz nach einander in ihrem Haus starben. Der Oheim ihres Mannes, Jacques Van den Kerkhove, Besitzer eines beträchtlichen Vermögens, soll ihr ein bedeutendes Vermächtniß hinterlassen haben und die beiden anderen waren zu hohen Summen zu Gunsten der Eheleute Joniaux versichert. Die Untersuchung der ausgegrabenen Körper soll ergeben haben, daß der Körper von Van den Kerkhove aus Gent, der nach einem Familienessen gestorben war, mit Morphium durchsättigt sei. Auch soll im Körper von Alfred Ablay, dem Bruder der Frau Joniaux, Morphium gefunden worden sein. Bezüglich einer vierten Person, die gleichfalls ein Opfer der Vergiftung geworden sein soll, werden jetzt auch bestimmte Angaben gemacht. Es handelt sich nämlich um Herrn Faber, den ersten Gatten der Frau Joniaux, der im Dezember 1884 plötzlich gestorben ist. Seine Mutter lebt noch; die sehr betagte Frau hat mit ihrer Schwiegertochter von jenem Zeitpunkt an vollständig gebrochen. Als Todesursache ihres Sohnes war angegeben "ein Gichtanfall, der zum Herzen gestiegen sei"; ihr Sohn habe plötzlich über Schmerzen im Unterleib geklagt, und dabei sich mehrmals erbrochen. Die alte Frau hat früher schon Verdacht gehabt, dieser ist ihr durch die weiteren plötzlichen Todesfälle im Haus der Frau Joniaux zur Gewißheit geworden.
- Vom 8. bis 17. Juni wird in Leipzig bei Gelegenheit der zweiten Jahresversammlung des Verbands der Elektrotechniker Deutschlands eine elektrotechnische Ausstellung veranstaltet werden.
- Im sozialdemokratischen "Vorwärts" findet sich folgendes Inserat: "Meiner werthen Kundschaft zur Nachricht, daß am 1. Mai wegen der Maifeier keine Handtücher geliefert werden. Die Lieferung wird am 2. Mai besorgt. Handtuch=Verleih=Institut von . . - Danach scheint in den Augen dieses Herrn die Feier darin zu bestehen, daß die Genossen sich am 1. Mai nicht zu waschen brauchen.
- Als der Herzog von Braunschweig, so erzählt die "Braunschw. Landesztg.", auf seine Kosten eine Telegraphenverbindung zwischen Breslau und seinem Schloß Sibyllenort herstellen ließ und zum ersten Mal das im Schloß eingerichtete Telegraphenzimmer besuchte, erklärte ihm der Telegraphist den Apparat und telegraphierte schließlich mit Erlaubniß des Herzogs an die Station Breslau: "Durchlaucht besuchen eben zum ersten Mal das Telegraphenbureau und befinden sich in erwünschtem Wohlsein." Nach einigen Minuten meldete die Glocke eine Antwort. Der Telegraphist wickelte den Streifen ab und las laut: "Beides ist mir ganz -", dann stockte er. "Nun?" fragte der Herzog. "Durchlaucht, ich - -" "Lesen Sie, ich befehle es!" "Beides ist mir ganz schnuppe", stotterte der Telegraphist.
- Manöverblüthe. Unteroffizier Schnauzle (dem Einjährigen Müller seine Feldflasche reichend): "Na, Einjähriger, wollen Sie ooch mal 'n Feldzug mitmachen?"


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