No. 15
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 20. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 1]

- S. M. der Kaiser ist am Montag Abend nach der Vorstellung im Opernhaus beim Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg zu einem Glas Bier erschienen und hat daselbst mit den ebenfalls anwesenden Ministern und dem Staatssekretär von Marschall eine längere Besprechung über die Staffeltarife gehabt, die erst gegen 1/2 12 Uhr nachts ihr Ende gefunden hat. Wie die "National=Ztg." zuverlässig erfährt, hat das preußische Staatsministerium nunmehr beschlossen, in Berücksichtigung der sowohl aus den preußischen westlichen Provinzen, als aus Süddeutschland geltend gemachten Beschwerden auf die Staffeltarife zu verzichten.
- Wie die "World" hört, beabsichtigt der Kaiser, in diesem Sommer England wieder zu besuchen, am 4. August in Cowes einzutreffen und dort ungefähr eine Woche zu verweilen. Die Regatta des Königl. Yacht=Geschwaders beginnt am 7. August.
- Zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum des Panzerschiffes "König Wilhelm" wird in Wilhelmshaven eine große Feier veranstaltet. Wie schon gemeldet, hat der Kaiser sein Erscheinen zugesagt. Auch der kommandirende Admiral Freiherr v. d. Goltz nebst anderen Offizieren aus dem Reichsmarineamt und vom Oberkommando werden sich nach Wilhelmshaven begeben.
- Es ist bereits berichtet worden, daß der Besuch des Kaisers in Friedrichsruh bei Gelegenheit der am 20. d. M. in Wilhelmshaven stattfindenden Jubiläums=Feier erfolgen werde. Diese Nachricht wird von Berlin aus bestätigt und zwar steht jetzt fest, daß der Kaiser den Altreichskanzler auf der Hinreise, am 19., besuchen wird. Der Kaiser wird beim Fürsten Bismarck zu Abend speisen.
- Der Kaiser hat auf die Einladung, dem im August stattfindenden Jubiläum der Universität Halle beizuwohnen, eine zusagende Antwort ertheilt für den Fall, daß seine Zeiteintheilung im Monat August die persönliche Anwesenheit gestattet. Im anderen Fall wird sich der Kaiser bei dem Fest vertreten lassen.
- Das neueste "Anneeverordnungsblatt" veröffentlicht eine kaiserliche Kabinettsordre über die größeren Truppenübungen im Jahre 1894. Das erste und siebzehnte Armeekorps (ost= und westpreußisches) halten Manöver vor dem Kaiser ab, darunter dreitägige gegen einander. Jedem der beiden Armeekorps wird eine Luftschifferabtheilung zugetheilt. Bei dem Gardekorps, sowie bei den Armeekorps drei bis elf finden Generalstabsreisen statt, bei dem neunzehnten Festungsgeneralstabsreisen, außerdem bei dem Gardekorps, dem vierten, siebenten, neunten, zehnten, elften, fünfzehnten und siebzehnten Armeekorps Kavallerieübungsreisen. Größere Pionierübungen werden bei Glatz, Verden, Mainz und Straßburg abgehalten. Die Rückkehr der Fußtruppen in die Standorte muß bis zum 29. September erfolgt sein, dieser Termin gilt als spätester Entlassungstag.
- Vom Krankenbett des Königs von Sachsen wird dem Leipz. Tagebl. gemeldet, daß die treueste Pflegerin des hohen Kranken die Königin ist, die sich allen erforderlichen Verrichtungen mit unerheblicher Hingabe widmet. Telegraphisch und brieflich laufen im Residenzschloß fortgesetzt Anfragen von verwandten und befreundeten Höfen ein. Die Kaiserliche Familie in Berlin wird ständig auf dem Laufenden erhalten. Im Schlosse selbst findet ein ununterbrochenes Kommen und Gehen statt. Man hofft zuversichtlich seitens der Aerzte, daß die schmerzliche Krankheit in etwa 14 Tagen vollständig gehoben ist.
- Kaiser Wilhelm ließ sich bei der Packetfahrt=Gesellschaft telegraphisch nach dem Schicksal der "Augusta Victoria" erkundigen. - Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Hamburg=Amerikanische Packetfahrt=Aktien=Gesellschaft gegen die Verbreiter des falschen Gerüchts von dem Untergang des Dampfers "Augusta Victoria" gerichtliche Schritte einzuleiten.
- In die Untersuchungs=Kommission für die Währungsfrage sind nach dem "Reichsanzeiger" folgende Herren als Mitglieder berufen worden: Dr. Arendt, Dr. Bamberger, Generalsekretär H. A. Bueck, Rechtsanwalt und Bankdirektor Büsing, Dr. Hammacher, von Kardorff, Koenigs, Direktor des Schaaffhausenschen Bankvereins Köln (Rhein), Geheimer Bergrath Leuschner, Professor Dr. Lexis in Göttingen, Professor Dr. Lotz in München, Arnold Otto Meyer sen. in Hamburg, Graf von Mirbach, Generalkonsul Russel, Freiherr von Schorlemer=Alst, Dr. A. Schäffle, Dr. Moritz Stroell, Direktor der Notenbank in München.
- Die Verhandlungen der Untersuchungs=Commission für die Währungsfrage werden voraussichtlich unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichsschatzamts stattfinden. Vom Reichsschatzamt wird an den Verhandlungen der Geh. Regierungsrath v. Glasenopp als Commissar theilnehmen.
- In der Budget=Commission des Reichstags hat der Kriegsminister v. Bronsart am Donnerstag mitgetheilt, daß er nunmehr zu seinem Vorschlag, das Gepäck der Infanterie um 14 Pfund zu erleichtern, die Genehmigung des Kaisers erlangt habe.
- Gegenüber der von Süddeutschland aus verbreiteten Nachricht es werde die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs geplant, der die Einführung einer Umsatzsteuer für Tabaksfabrikate bezwecke, versichert die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" auf das Positivste, daß an dem System des dem Reichstag gegenwärtig vorliegenden Gesetzentwurfs unter allen Umständen festgehalten wird.
- In Folge der Futternoth des vorigen Jahres ist im Königreich Bayern der Rindviehstand vom 1. Dezember 1892 bis 1. Dezember 1893 von 3 337 978 auf 2 989 953 Stück, also um 10,4 Proz. gesunken. Die stärkste Abnahme haben Mittelfranken (18,7 Prozent), Unterfranken (17,1 Prozent), Oberfranken (15,4 Prozent), Schwaben (13,8 Prozent). Einzelne Bezirke haben bis 30 Prozent verloren. Die Schweine gingen von 1 358 744 auf 1 258 662 Stück zurück. Gegen 1883 beträgt beim Rindvieh die Minderung 1,6 Prozent.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 2]

- Der Bundesrath wird den Entwurf des deutsch=russischen Handelsvertrages, wie man annimmt, am Montag durchberathen haben, sodaß er am Dienstag also dem Reichstag zugehen können wird.
- Wie die "Rhein. Westfäl. Ztg." aus zuverlässiger Quelle erfährt, ist im preuß. Kultusminsterium ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, der den Städten das Recht überträgt, Apotheken zu vergeben. Nach den bisherigen Bestimmungen darf auf mindestens 7-8000 Seelen eine Apotheke kommen. Das neue Gesetz ermäßigt diese Zahl bedeutend, sodaß schon bei 5000 Seelen eine Apotheke errichtet werden kann.
- Nach den der Centralstelle der preußischen Staatsforstverwaltung bis jetzt vorliegenden Nachrichten beläuft sich die Masse des durch den kürzlich stattgehabten Sturmwind geworfenen Holzes in den preuß. Staatsforsten auf rund 700 000 fm. Diese durch Schätzung gewonnene Zahl dürfte indessen kaum an die Wirklichkeit heranreichen. Auch stehen aus vielen Oberförstereien die Berichte über den muthmaßlichen Umfang des entstandenen Sturmschadens noch aus.
- Die Staffeltarife für Getreide, die jetzt so lebhaft erörtert werden, sind seit dem 1. September 1891 zunächst versuchsweise. Sie sind so gebildet, daß an den normalen Frachtsatz des Spezialtarifs 1, 4,5 Pf. auf die Tonne und das km für 200 km, von 201-300 km 3 Pf., von 301 km ab 2 Pf. angestoßen werden, der Frachtsatz der Tonne beträgt daher für 300 km (200 m. 4,5) 900 + (100 mal 3) 300 = 1200 Pf. oder 4 Pf. für Tonne und Kilometer. Der Frachtsatz für 500 km stellt sich auf 1200 + (200 mal 2) 400 = 1600 Pf. oder 3,2 Pf. für Tonne und Kilometer. Für 1000 km endlich beträgt der Frachtsatz 1600 + (500 mal 2) 1000 = 2600 Pf. oder 2,6 Pf. auf Tonne und Kilometer. Der Staffeltarif unterscheidet sich daher zu seinem Vorteil von den früher bei den Privatbahnen öfter eingeführten Differentialtarifen dadurch, daß nach der Art seiner Bildung der Frachtsatz für die weitere Strecke stets größer ist, als der für die kürzere Strecke. Er macht aber, wie die vorstehenden Zahlen ergeben, die Verfrachtung von Getreide= und Mehlfabrikaten auf weite Entfernungen sehr viel billiger und ist dadurch Veranlassung zu lebhaften Beschwerden der Landwirtschaft und Industrie Mittel=, West= und Süddeutschlands, weil in jenen Gegenden durch die billigere Zuführung der Brotfrüchte des Ostens ein empfindlicher Druck auf den Preis der eigenen Produkte ausgeübt wird.
- Die Erleichterung in der Belastung der deutschen Infanterie beträgt, wie schon mitgeteilt, 14 Pfund. Die Gewichtsverminderung soll sich auf die Patronenzahl, die eiserne Portion und das Schanzzeug erstrecken. Die Entlastung soll aber noch auf andere Gegenstände ausgedehnt werden, sodaß sich insgesamt eine Gewichtsverminderung von 16 bis 18 Pfund ergeben wird.
- Zur norwegischen Krise ist erwähnenswert, daß in den dem norweg. Parlament vorgelegten Etat, welcher mit 54 240 000 Kronen balanciert, die Civilliste des Königs und die Apanage der Kronprinzessin nur mit 256 000 und 30 000 Kronen, also mit jenen Beträgen eingestellt sind, auf welche die radikale Großthingsmehrheit sie in der vorigen Session aus Chikane herabgesetzt hatte. Das konservative Ministerium Stang wollte angeblich die ursprünglichen Beträge wieder in den Etat einstellen, aber König Oskar II. persönlich entschied im entgegengesetzten Sinne.
- Aus Wien wird gemeldet, daß Kaiser Franz Josef mit der Kaiserin Elisabeth demnächst an der französischen Riviera in Nizza oder Mentone einige Zeit zur Erholung verbringen wird.
- Kennzeichnend für die "Freiheit der Sozialdemokraten" ist ein Gesetzentwurf, den Sozialdemokrat Guesde soeben in der französischen Kammer einbrachte und der dahin geht: daß die Minderheit der Arbeiter nicht arbeiten darf, wenn die Mehrheit an einem Orte den Ausstand beschlossen hat. Diesen Antrag hatte der für Freiheit und Menschenrechte glühende Guesde nicht etwa am Fastnachtsdienstag, sondern erst zwei Tage später eingebracht.


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Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 20.

Am Freitag, den 23. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Bodenteicher Zuschlage.

    2 Rmtr. eichen Kluft III Cl.
    2 Fuder eichen starkes Durchforstholz I Cl.
    2 Stück buchen Nutzbolzblöcke mit 2,38 Festm.
    4 Rmtr. buchen Kluft I Cl.
100 Rmtr. buchen Kluft u. Olm.
19 1/2 Fuder buchen Pollholz

2. Aus dem Steinort.

    6 Stück buchen Nutzbolzblöcke = 8,55 Festm.
  65 Rmtr. buchen Kluft u. Olm.
  10 Fuder buchen Pollholz.

3. Aus dem Hasselholze.

    3 Rmtr. eichen Knüppel.
    1 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
124 Rmtr. buchen Kluft II Cl. u. Olm.
  40 Fuder buchen Durchforstholz II, III Cl. Pollholz.

4. Aus dem Seebruch.

    2 Rmtr. buchen Kluft u. Olm.
    2 Fuder buchen Durchforstholz III Cl.
    3 Fuder ellern Wadelholz I Cl.
    2 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
Schönberg, den 17. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Holzauktion Nr. 21.

Am Sonnabend den 24. Febr. Morgens 10 Uhr
sollen beim Krüger Jabs in Schlagresdorf bei beschränkter Concurrenz öffentlich meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Thandorfer Zuschlage.

  7 Stück eichen Klassenbäume IV Cl.
13 Stück eichen Wagendeichsel I und II Cl.
  9 Rmtr. buchen Knüppel.
12 Fuder buchen Durchforstholz III Cl.
13 Fuder aspen Wadelholz III Cl.

2. Aus den Hasselbüschen.

10 Rmtr. eichen und buchen Knüppel.
  1 Rmtr. aspen Knüppel.
  1 Fuder ellern Wadelholz I. Cl.

3. Aus den Möhrken.

14 Rmtr. buchen Knüppel.
17 Fuder buchen Durchforstholz III Cl.

4. Aus dem Steinbrink.

  6 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
  3 Fuder eichen Durchforstholz III Cl.
  3 Rmtr. buchen Kluft II Cl.
  1 Fuder buchen Pollholz.

5. Aus der Försterwiese.

  4 Rmtr. eichen und aspen Knüppel.

6. Aus dem Schlagbrügger Holze.

  1 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
80 Stück fichten Leiterbäume und Latten.
  4 Rmtr. Nadelholz Kluft und Knüppel.

7. Aus dem Lankower Holze.

  2 Rmtr. eschen Knüppel.
  3 Rmtr. buchen Kluft Olm.
  3 Fuder buchen Durchforstholz I und II Cl.

8. Aus dem Mechower Holze.

  4 Stück eichen Klassenbäume III und IV Cl.
38 Stück eichen Wagendeichsel I, II und III Cl.
  9 Rmtr. eichen Kluft II Cl. u. Knüppel.
24 Fuder eichen starkes Durchforstholz I Cl.
  3 Fuder eichen Pollholz.
16 Rmtr. buchen Kluft II, Olm und Knüppel.
  1 Fuder buchen Pollholz.
  4 Rmtr. aspen und Nadelholz=Knüppel.

Schönberg, den 17. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster, C. Hottelet.


Das Sommer=Semester

beginnt für die Privatschule am 10. April. Anmeldungen werden rechtzeitig erbeten.

                                                    D. Latendorf.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 22.

Am Montag, den 26. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf folgende Holz=Sortimente öffentlich meistbietend verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

70 Stück tannen Kiepenhölzer.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Vorläufige
Benachrichtigung.

Die Großherzogliche Forstverwaltung beabsichtigt, in den Lenschower Tannen eine Dampfsägerei zu etabliren zur Herrichtung von Bauhölzern und Brettern, um für die Großherzoglichen Bauten sowie auch für Private Bauhölzer etc. nach Anschlag zu fertigen.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster.
                                                            C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Schutzbezirk Woitendorf,
am Donnerstag, den 22. Februar 1894
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  10 Stück eichen Drümme 6 bis 10 Mtr. lang 50 bis 85 Ctmr. Durchm.
    5 Rmtr. eichen Kluft u. Nutzholz.
    8 eschen Drümme.
  10 Rmtr. eschen Kluft I. Cl.
100 Rmtr. buchen Kluft I. u. II. Cl.
100 Rmtr. buchen Ausschuß.
225 Rmtr. buchen Zweigholz.
    1 birken Drumm.
    4 Rmtr. birken Kluft.
200 Rmtr. birken Stangenholz II. Cl.
100 Rmtr. birken Buschholz.
  30 ellern Stangen (Schleete.)
153 ellern Stangenholz II. Cl.
Versammlung Morgens 9 1/2 Uhr beim Forstgehöft zu Woitendorf.
Vitense, den 17. Februar 1894.

                                                    L. Wiegandt.
                                                    Großherzoglicher Revierförster.


Holz=Auktion.

Am Mittwoch, den 7. März 1894 sollen im Toriesdorfer Holze nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden.
  16 Rmtr. eichen Kluft II. Cl.
130 Rmtr. buchen Kluft I. u. II. Cl.
    8 Rmtr. buchen Knüppel.
Versammlung der Käufer Morgens 10 Uhr beim Schlagbaum am Torisdorfer Holze.

                                                    R. Schwarz.


Auctionsabkündigung.

Durch Beschluß des Großherzogl. Amtsgerichts zu Schönberg vom heutigen Tage ist der auf

Mittwoch, den 21. Februar d. Js., in Neschow angesetzte Verkaufstermin über verschiedene
Pfandsachen

bis auf Weiteres ausgesetzt worden.
Der Verkauf findet somit

nicht

statt.
Schönberg, den 19. Februar 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Am Sonnabend, den 24. Februar,
Vormittags 10 Uhr

sollen zu Thandorf bei Gastwirth Haack folgende Sachen öffentlich meistbietend verkauft werden.

Rademacher=Handwerkszeug, Hobelbank
Nutzholz für Rademacher, Haus= und Küchengeräthe und was sich sonst vorfindet.

                                                    J. Haack.


Zur Bestreitung der Wegebesserungskosten für die Zeit vom Oktober 1892 bis jetzt vernothwendigt sich ein Beitrag von 30 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 []R. Wir ersuchen unsere Mitbürger solchen Beitrag am Sonnabend den 24. Februar Nachmittags 4 Uhr im Boye'schen Gasthause einzuzahlen.

Die städtische Wegekommission.


Der Weg von Lübseerhagen durch Lübsee ist wegen Brückenbaues auf

acht Tage

gesperrt.

Cordshagen, 14. Februar 1894.

                                                    Der Ortsvorstand.
                                                    H. Lenschow.


Kinder welche zu Ostern d. Js. die hiesige Schule besuchen wollen, finden freundliche Aufnahme bei

                                                                        A. Scharenberg,
Schönberg.                                                     Maurermeister.
d. 9. Febr. 1894.                                                                              


Zu Ostern findet eine ordentliche
Tagelöhnerfamilie (Drescher)
Wohnung und guten Verdienst zu Hof Wahrsow.


Gesucht zu Ostern oder 1. Mai                                                    
ein Mädchen
welches melken kann                                                    

                                                    H. Brüchmann.


Suche zu sofort                          
20 Zimmergesellen
Ziethen, den 19. Februar 1894.                          
                                                    W. Hecht,
                                                    Zimmermeister.


Da ich den Zimmereibetrieb des verstorbenen Zimmermeisters H. Oldörp in Schönberg i/M. übernommen habe, so empfehle ich mich den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend ergebenst als

Bauunternehmer.

Ich bitte, das meinem Geschäftsvorgänger in so reichem Maaße bewiesene Vertrauen auch gütigst auf mich übertragen zu wollen und werde ich stets bestrebt sein, mir dieses Vertrauen durch reelle Bedienung und solide Preise zu erwerben. Meine Wohnung ist von Ostern 1894 ab beim Korbhändler Herrn Möller in Schönberg vor der Siemzerstr. 157.

                                                    J. Sterly.
                                                    Bauunternehmer,
                                                    zur Zeit in Kl. Bünsdorf.


Von jetzt an wohne ich Wallstraße Nr. 128 u. empfehle mich auch ferner zur Ausführung weiterer geschätzter
Aufträge
Schönberg.                                                     Klempner Munkelberg.


Die in Uebereilung von mir erlassene Bekanntmachung in Nr. 12 und 13 der "Wöchentlichen Anzeigen" nehme ich hiermit zurück, da ich gegen meine Frau kein Mißtrauen hege.
Gr. Molzahn den 16. Febr. 1894.

                                                    Johannes Kähler.


Abgelagerte
Dachpappe
Theer und Dachdraht
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Clubs und Vereinen
empfehle ich das Schützenhaus mit Garten
für abzuhaltende Festivitäten
zu coulantesten Bedingungen.
Prompte Bedienung
Für Sommervergnügen
erbitte baldige Besprechung.
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 4]

Geschäftseröffnung.

Den geehrten Bewohnern Schönbergs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich hierselbst Siemzerstraße 195 eine

Eisen-, Kurzwaaren-,
Haus- und Küchengeräth-,
Glas-, Porzellan-,
Steingut-Handlung

eröffnet habe.
Es wird mein Bestreben sein, durch reelle und bestmöglichste Bedienung das Vertrauen der geehrten Kundschaft zu erwerben und bitte ich bei Bedarf um gütige Berücksichtigung.

                                Hochachtungsvoll
                                                    Rud. Tietgen.

Schönberg, den 15. Februar 1894.


H. Brüchmann       empfiehlt seine langjährig beliebten echten Anilin-Zeug-Farben in bester Qualität
für Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide u. s. w.,
sowie  Aufbürstfarben  zur Wiederherstellung verblichener Kleider und Möbelstoffe.


Großherzogliches Hoftheater
zu Schwerin i./M.
Vierte Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 21. Februar 1894.
Aïda
Oper in 4 Aufzügen von Verdi.
Anfang 6 Uhr.                                                     Ende 9 Uhr.
Schwerin, den 15. Februar 1894.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Eine große Partie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


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empfiehlt                                                     C. Schwedt.


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Auguste Köster
Paul Buchholz
Verlobte.
Im Februar 1894
Schönberg,                                                     Schönberg i. M.
z. Z. Hamburg.                                                                              


        Allen Verwandten und Bekannten, die Antheil daran nehmen, die Nachricht, daß meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Großmutter und Schwiegermutter Frau

Maria Dorothea Lenschow geb. Schulz

im Alter von fast 84 Jahren nach längerem Leiden diese Nacht sanft entschlafen ist.
        Dies zeigt an der tiefbetrübte Gatte

                                                    Aug. Lenschow.

        Schönberg, d. 16. Febr. 1894.
        Die Beerdigung findet am Dienstag, den 20. Februar, Nachmittags 2 Uhr statt.


        Am 15. Februar entschlief sanft nach langen Leiden unsere liebe gute Mutter verw. Frau

Christine Metscher.
                                                    Die trauernden Kinder.

        Die Beerdigung findet am Dienstag, den 20. Februar statt.


Nach langen schweren Leiden entschlief sanft am 16. Februar 1 Uhr meine liebe Frau, um stille Theilnahme bittet

                                                            der tiefbetrübte Gatte
                                                            A. Möller.

        Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 21. Februar, Nachmittags 2 Uhr statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 46-52 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 15 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Februar 1894.


- Schönberg. Aus einem bekannten Bürgerhause hiesiger Stadt ist unserer Kirche eine marmorne Votivtafel mit dem Weihnachts=Lobgesang: "Ehre sei Gott in der Höhe" verehrt worden. Das Geschenk wird hoffentlich Nachahmungen finden und so zum weiteren Schmuck unseres im Innern restaurirten Gotteshauses beitragen. - Die Tafel selbst, vom hiesigen Steinmetz W. Busch angefertigt, ist ein kleines Kunstwerk der Steinhauerei in Bezug auf Gravirarbeit und Inschrift und zeigt uns, was Meister Busch zu leisten vermag, wenn ihm Gelegenheit dazu gegeben wird.
- Wie erbost die Ultramontanen noch immer auf den Fürsten Bismarck sind, geht daraus hervor, daß die 5 katholischen (d. h. ultramontanen) Studentenverbindungen zu Bonn "Armina" (!), "Bavaria", "Novasta", "Ripuaria" und "Unitas" an dem von der dortigen gesammten Studentenschaft veranstalteten Commers zu Kaisers Geburtstag deshalb Theil zu nehmen sich geweigert haben, weil auf dem Commers natürlich auch des Fürsten Bismarck gedacht werden sollte und auch gedacht worden ist. Die Vertreter der Corporationen erschienen bei dem Rektor der Universität Prof. Dr. Kamphausen, um Erlaubniß zu einem Sondercommers einzuholen. Diese Erlaubniß wurde zwar ertheilt, der Rektor bemerkte aber, daß die katholischen Corporationen nicht existenzberechtigt seien und ertheilte ihnen den Rath, sich aufzulösen. Darob große Entrüstung in der ganzen ultramontanen Presse, was andere Leute aber sehr kalt läßt!
- Aus London wird vom "Reuter'schen Bureau" aus Kairo die Meldung verbreitet daß der berühmte Pianist Hans v. Bülow am Montag Abend dort am Herzschlag gestorben sei. Bülow's Tochter Isolde ist nach Kairo abgereist. Die Leiche wird nicht nach Deutschland gebracht.
- Aus Tromsö wird gemeldet, daß dort während eines Sturmes 21 Fischerboote vernichtet wurden, wobei acht Menschen ertranken.
- Der türkische General Schakir Pascha, der zur Zeit in Oberndorf am Neckar weilt, bezeichnete bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Festbankett das neue Mausersche Gewehrmodell für die türkische Armee als die beste Infanteriewaffe, die zur Zeit auf der Welt existire. Die Mausersche Fabrik ist nunmehr seit sieben Jahren für die Türkei ununterbrochen beschäftigt und hat vor Kurzem wieder einen neuen Lieferungsvertrag abgeschlossen.
- Der vom Schwurgericht in Saarbrücken wegen Mordes am 19. Oct. zum Tode verurtheilte achtzehnjährige Bergmann Josef Gier aus Püttlingen wurde am Dienstag früh im Hofe des dortigen Gerichtsgefängnisses durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg mittelst Guillotine hingerichtet.
- Der Kapitän zur See Stubenrauch ist zum Commandanten von Helgoland ernannt worden.
- Am Donnerstag früh ist in Altona ein heftiges Gewitter niedergegangen. Der Blitz hat zwei Häuser getroffen, aber nicht entzündet.
- Wie aus Dresden gemeldet wird, hat am Donnerstag in ganz Sachsen ein heftiger Schneesturm geherrscht, durch den der Bahnverkehr mehrfach gestört worden ist.
- Wegen umfangreicher systematisch betriebener Dynamit=Diebstähle, die gegen die Dynamit=Fabrik zu Dömitz a. d. E. ins Werk gesetzt worden sind, sind drei Personen verhaftet worden, darunter ein früherer Aufsichtsrath der genannten Fabrik.
- In Liegnitz ist ein Sergeant, der in der Trunkenheit auf der Straße einen Herrn und mehrere Damen belästigt und auf der Wache sich sogar thätlich vergangen hatte, vom Militärgericht zu Degradation zum Gemeinen und 4 Monat Festungsstrafe verurtheilt worden.
- Dem Zugführer, der am Freitag voriger Woche früh um 6 1/2 Uhr den Personenzug Stuttgart=Ulm in Plochingen zu übernehmen hatte, waren während der Nacht Hosen und Stiefel gestohlen worden. Den Dienst durfte er nicht vernachlässigen, so blieb ihm weiter nichts Anderes übrig, als in Unterhosen und in den schlechten Sandalen des Diebes, die dieser großmüthig zurückgelassen hatte, seiner Pflicht nachzukommen. Es war ein heiterer Anblick für die Reisenden, den Zugführer in seiner merkwürdigen Toilette, mit der roten Tasche um die Schultern, am Zug gravitätisch auf und abschreiten und sich vom Fahrdienstpersonal verabschieden zu sehen; doch zollte man der unerschütterlichen Pflichttreue des Beamten volle Anerkennung.
- Die Gattin eines Kaufmanns aus Labiau, die auf der Fahrt nach Königsberg zwei in derselben Wagenabtheilung mitfahrenden Herren gegenüber hatte verlauten lassen, daß sie eine größere Summe Geldes bei sich führe, die sie in Königsberg für entnommene Waaren abzuliefern habe, ist unterwegs von den beiden Mitreisenden betäubt, ihrer werthvollen Ringe, ihrer goldenen Uhr nebst Kette, sowie der Geldtasche, die sie unter dem Mantel getragen hatte, beraubt worden. Von den Gaunern fehlt bis jetzt jede Spur, man kann nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, an welcher Station die Spitzbuben ausgestiegen sind.
- Vom Donnerstag wird heftiger Schneesturm aus ganz Sachsen gemeldet. Der Eisenbahnverkehr ist mehrfach gestört.
- Der Urheber des Dynamitattentates im Cafè des Terminas=Hotel gestand, wie man aus Paris meldet, vor dem Untersuchungsrichter, sich einen falschen Namen beigelegt zu haben, verweigerte jedoch hartnäckig seinen richtigen Namen anzugeben. Er wurde nach einem zweistündigen Verhör, bei welchem er sich sehr herausfordernd benahm, nach dem Gefängnis Mazas gebracht. Es wird behauptet, der Attentäter komme aus England und gehöre, wie aus gewissen Merkmalen und seiner Ausdruckweise hervorgehe, nicht dem Arbeiterstande an. Der Sachverständige Girard erklärte, die Konservenbüchse, aus welcher die Bombe angefertigt war, sei englischen Ursprunges. Der Zustand der Verwundeten und Schwerverwundeten ist nicht gefahrdrohend.
- Die Person des Pariser Bombenwerfers ist nunmehr festgestellt. Er heißt Emile Henry und ist im Jahr 1872 in Barcelona von französischen Eltern geboren. Der Frevler gehört einer recht interessanten Familie an, denn sein Vater war s. Z. Kommunemitglied und als solches zum Tode verurteilt worden. Sein Bruder, Fortunè Henry, verbüßt augenblicklich eine dreijährige Gefängnisstrafe wegen Aufreizung zum Mord. Der letzte Aufenthalt des Verbrechers war London, wo er der Polizei als Anarchist bekannt war. Diese wußte auch, daß Henry sich seit dem 18. Januar in Paris aufhalte Hier war er zuerst bei einem Bildhauer und später bei einem Möbelhändler beschäftigt. Wie der "Temps" meldet, soll Henry im Jahre 1888 an der Sorbonne die Baccaulareats=Prüfung (das Abiturienten=Examen) bestanden haben. Bei der Vernehmung erklärte Henry, allein, ohne Genossen gehandelt zu haben, woran aber niemand glaubt. Man nimmt vielmehr an, daß man es mit einem ausgedehnten Komplot zu thun hat, an dem auch der jüngst in Paris verhaftete Bernard beteiligt ist. Nach den polizeilichen Erhebungen ist dieser ein sehr gefährlicher Anarchist der an sämtlichen Anschlägen, die in den letzten Jahren in Spanien entdeckt wurden, beteiligt war und mit Ravachol in Verbindung gestanden hat. Auch Briefe von Vaillant sind bei ihm vorgefunden worden.
- Eine furchtbare Feuersbrunst äscherte in der Nacht zum Mittwoch die großen Webereien der Firma Dreze in Verviers vollständig ein. Den Materialschaden schätzt man auf über 1 1/2 Mill.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 15 Seite 6]

Franken. Ueber 1000 Arbeiter sind infolge des großen Brandunglücks brotlos geworden.
- Das Befinden der Kronprinzessin von Schweden in Rom ist durchaus nicht befriedigend. Sie hat seit ihrer Ankunft nur zweimal das Bett verlassen können und die Schwächezustände erfordern die größte Ruhe.
- Beim Omladinaprozeß in Prag beantragte der Staatsanwalt, 14 Angeklagte wegen Hochverraths, 40 Angeklagte wegen Ruhestörungsverbrechen und die übrigen wegen Geheimbündelei zu bestrafen.
- In Reichenberg in Böhmen stellten 1050 Arbeiter der Ginzkeyschen Tuchfabrik, der bedeutendsten Böhmens, die Arbeit ein. Die Tschörnersche Tuchfabrik entließ sämmtliche Weber. Weitere Ausstände stehen in der Tuchfabrik bevor.
- In Meran in Süd=Tirol hat die Frühjahrssaison begonnen, wenn auch nicht im Kalender, so doch mit dem Wetter. Die warmen Sonnenstrahlen locken schon da und dort die Frühlingsboten hervor, die Bauernkinder passen auf den Feldwegen schon mit Veilchensträußen die Fremden ab, und nur die höchsten Bergspitzen schauen noch schneeig nieder auf die Ebene, wo die Wiesen schon ein dunkles Grün anzunehmen beginnen. In den Anlagen hat der Gewürzstrauch schon abgeblüht und an einem besonders sonnigen Gelände blüht sogar schon da und dort ein Mandelbaum.
- Das Kapuzinerkloster in Imst (Tirol) erhält demnächst elektrische Beleuchtung, indem der Schöpfer dieser Beleuchtung für Imst, Müllermeister Griffemann, von dem Kraftüberschuß seiner Anlage, mit der schon sein Etablissement, die meisten Gasthöfe und einige Kaufgewölbe, sowie die Straßen des Marktes beleuchtet, nun auch die Kapuziner bedenkt. Ein elektrisch beleuchtetes Kapuzinerkloster dürfte wohl noch nicht vorhanden sein.
- Trotzdem überall in Italien die Ruhe völlig wiederhergestellt ist, will sich der Fremdenverkehr doch nicht stärker gestalten, und die Hotels stehen fast überall leer. Bereits beginnen sich die verhängnißvollen Folgen dieser Unterbrechung des Fremdenzuflusses bemerkbar zu machen. Aus mehreren Städten meldet man den Bankerott großer Hotels. So mußte in Turin das Hotel d'Europe, das erste Hotel der Stadt, geschlossen werden.
- Der Leibarzt des Czaren, Prof. Sajerchin, erhielt für die Behandlung des hohen Patienten während des letzten Influenzaanfalles in der That ein kaiserl. Honorar, nämlich 60 000 Rubel Gold gleich 240 000 Mark und einen hohen Orden. Der Leibarzt wünscht dringend, daß der Kaiser jeden längeren Aufenthalt in dem ungesunden Petersburger Klima vermeide.
- Die Hinrichtung des russischen Oberst=Lieutenants Grigoriew erfolgte, wie die "N. Fr. Pr." meldet, weil er seit mehr als zwei Jahren Spionendienste für eine ausländischen Macht versehen und dafür 24 000 Frcs. jährlich erhalten habe. Auch sei ermittelt worden, daß er im vergangnen Sommer in Abwesenheit des Commandanten ein versiegeltes Packet, daß vorschriftsmäßig nur in Kriegszeiten zu eröffnen war, erbrochen habe. Es hätte Angaben über die Mobilisirung und Truppenbewegung, über die Punkte, wo die Russen eventuell in Rumänien oder Oesterreich einmarschiren, österreichische Festungspläne etc. enthalten. Die Untersuchung währte nur vier Tage, am fünften wurde Grigoriew zur Degradation und zum Galgen verurtheilt und am siebenten Tage hingerichtet.
- In allen Staaten des Westens wüthete ein furchtbarer Schneesturm, wie er seit 10 Jahren nicht vorgekommen sein soll. Der Eisenbahnverkehr ist gehemmt und eine Menge Vieh zu Grunde gegangen. In Chicago liegt der Schnee meterhoch, sodaß der Verkehr nahezu stockt.
-In Amerika sind die Verheerungen durch den Sturm am Sonntag besonders groß in Illinois, Iowa, Ohio und Michigan. Chicago bekam die volle Gewalt des Orkans zu kosten. Von einem schrecklichen Schneesturm ist Oklahama heimgesucht worden. Es sind darin viele Menschen zu Grunde gegangen, weil eine große Anzahl der neuen Ansiedler noch in Zelten lebt. Zwanzig Personen sollen erfroren sein. In Nord Oklahama ermordete ein Familienvater seine aus sechs Köpfen bestehende Familie und entleibte sich darauf selbst. Der Mann hinterließ einen Zettel, worauf er erklärte, er habe Frau und Kindern den Hals abgeschnitten, um sie vor dem Tode durch Erfrieren zu bewahren. In ganz Canada war das Schneegestöber von einem orkanartigen Sturm begleitet. Der Eisenbahnverkehr ruht fast ganz und die telegraphische Verbindung ist stark gehemmt.
- Das tragische Ende eines Berliner Beamten ruft allgemeines Mitleid hervor. Der Hilfsgerichtsvollzieher bei der Gerichtskasse des Amtsgerichts I in Berlin hatte bei einer Witwe, die 7 Kinder zu ernähren hatte, wegen Gerichtskosten zu pfänden. Als der Beamte in die bescheidene Wohnung der Witwe eintrat, um seine Pflicht zu thun, warf sich die Aermste demselben zu Füßen und bat, ihr doch nicht das Letzte wegzunehmen, und in der That waren es nur noch wenige Gegenstände, die zu pfänden gewesen wären. Den Bitten der armen Familie vermochte der gutherzige Mann nicht zu widerstehen, und er erklärte die Exekution für fruchtlos. Auf irgend welche Weise muß jedoch die vorgesetzte Behörde erfahren, daß der Beamte seine Pflicht verletzt habe, und es begab sich in Begleitung des Beamten ein Inspektor zu der Schuldnerin, bei der man in der That noch einige Möbelstücke fand, die gesiegelt hätten werden müssen. In der Angst, sein Amt und seine Ehre zu verlieren, erhängte sich der Aermste noch an demselben Abend auf dem Dachboden seiner Wohnung. Die Beerdigung des gutherzigen Mannes hat unter sehr starker Beteiligung seiner Kollegen und Vorgesetzten stattgefunden.
- Der verstorbene Herzog Ernst von Coburg=Gotha hat in den Jahren 1837-1886 nach den Schlußlisten u. a. 2316 Rothirsche von 6 bis 24 Enden, 968 Tiere, 1025 Stück Dammwild, 2066 Sauen, 1588 Gemsen, 1253 Rehe, 772 Böcke, 483 Ricken, 1 Wolf, 840 Füchse, 44 313 Hasen, 2644 Kaninchen, 11 010 Fasanen, 222 Waldschnepfen, 1938 Feldhühner, 708 Stockenten usw., zusammen 57 143 Stück Haarwild und 14 917 Stück Federwild erlegt. Dazu kommen von 1887-1891 noch 4222 Stück, so daß die Gesamtstrecke von 1837 bis 1891 76 282 beträgt. Hinzuzurechnen ist dann noch die große Zahl des auf einer Jagdreise 1862 in Afrika vom Herzog erlegten Wildes.
- Ueber die Art und Weise, wie Graf Moltke nach Friedrichsruh reiste, um dem Fürsten Bismarck das Geschenk und die Botschaft des Kaisers zu überbringen, erzählen die "Dresd. Nachr.": Der Major hatte vom Kaiser den Befehl, das Ziel der Reise unter der strengsten Verschwiegenheit zu erreichen. Er bestieg deshalb in Berlin auch nicht den Hamburger Schnellzug, sondern einen Lokalzug nach Wittenberge. In Wittenberge wartete Graf Moltke den Hamburger Schnellzug ab und ließ, als er diesen bestiegen und der Zug bereits wieder in der Fahrt begriffen war, den Zugführer rufen. (Im "Harmonikazuge" ist das möglich.) Zu diesem wendete er sich mit den Worten: "Im Namen Sr. Majestät des Kaisers befehle ich Ihnen, in Friedrichsruh halten zu lassen und über diesen Befehl Schweigen gegen jedermann zu wahren." Hierauf notierte sich Herr v. Moltke den Namen des Zugführers und des verantwortlichen Maschinisten und entließ den etwas verdutzten Beamten.
- "Det Ferd weeß schon!" Lag da an einem Abend fern im Osten Berlins an der nach dem Centralviehhof führenden Straße ein Fuhrknecht am Boden, der infolge übermäßigen Alkoholgenusses das Vorrecht, das der Mensch vor dem Thier voraus hat: denken zu können, eingebüßt hatte, und neben ihm stand mit trübselig gesenktem Kopfe sein Pferd. Zwei Herren, die des Weges kamen, suchten den besinnungslosen Mann zu ermuntern, halfen ihm auf die Beine und fragten ihn nach dem Wohin ? und Woher ?, um ihn und sein Rößlein mitleidsvoll nach Hause zu geleiten. Der Liebe Mühe aber war vergeblich, auf alle Fragen hatte der Berauschte nur die Antwort: "Det Ferd weeß schon!" Und richtig, "det Ferd," das die Bemühungen der beiden Samariter mit freudigem Wiehern begleite hatte, "wußte". Nachdem man den torkelnden Knecht mit der Leine an seinem Pflegebefohlenen befestigt hatte, zog es den Taumelnden hinter sich her bis zum heimatlichen Stalle.


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