No. 11
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 1]

Bekanntmachung.

                  Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das erste Quartal d. J. wird am

Montag, den 5. März ds. Js.

eröffnet.
                  Rostock, den 2. Februar 1894.

Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenb. Oberlandesgerichts.
In Vertretung: v. Maltzan.


- Das 25 jährige Jubiläum des Kaisers als Angehöriger der Armee wird, der "Vossischen Zeitung" zufolge, von dem 1. Garde=Regiment z. F. in Potsdam, bei dem Se. Majestät vor 25 Jahren als Lieutnant eingetreten ist, am Februar noch besonders festlich begangen werden. Se. Majestät wird an diesem Tage nach Potsdam kommen und das Regiment besichtigen. Im Anschluß hieran werden die Mannschaften, und zwar das Regiment gemeinsam, festlich bewirtet.
- In Berliner Hofkreisen glaubt man, daß der Kaiser dem Fürsten Bismarck zu dessen bevorstehendem Geburtstage (1. April) in Friedrichsruh einen Gegenbesuch abstatten werde. Wieweit diese Ansicht auf Vermutung oder auf einer bestimmten Aeußerung des Kaisers beruht, läßt sich nicht feststellen. Sie hat jedenfalls die Wahrscheinlichkeit für sich.
- Als Standort für das Fürst Bismarck=Denkmal in der Reichshauptstadt ist der Platz am neuen Reichstagsgebäude in Aussicht genommen. Das Komitee für das Denkmal hat am Sonntag den Platz unter Zuziehung von Sachverständigen, namentlich des Baumeisters Wallot, einer Besichtigung unterzogen. Es soll jetzt ein Modell ausgearbeitet und dann in allernächster Zeit die Subkommission sowie der Gesamtausschuß zur weiteren Beschlußfassung herangezogen werden.
- Bei dem Festmahl, das der Reichskanzler Graf Caprivi am Geburtstag S. M. des Kaisers gegeben hat, hat sich ein ungewöhnlicher Zwischenfall ereignet. Nachdem der Doyen der Botschafter Sir Edward Malet, das Hoch auf den Kaiser ausgebracht und Graf Caprivi mit einem Hoch auf die Herrscher und Präsidenten der bei der Festtafel vertretenen Staaten erwidert hatte, erhob sich der russische Botschafter Graf Schuwalow, um mit warmen Worten einen Trinkspruch auf den Grafen Caprivi auszubringen, der lebhaftesten Beifall fand. Da bei diesen offiziellen Essen in der Regel nur die beiden ersten Trinksprüche ausgebracht werden, so wurde dieses Hoch von anwesenden Diplomaten besonders besprochen, zumal es gerade aus russischem Munde kam. Unter den Gästen entsann man sich eines einzigen Vorganges ähnlicher Art beim 25=jährigen Minister=Präsidenten=Jubiläum des Fürsten Bismarck im Jahr 1887, bei dem der damalige österreichische Botschafter Graf Szechenyi einen dritten Trinkspruch dem Fürsten gewidmet hat.
- Es ist schon durch die Münchener "Allgem. Ztg." bekannt geworden, daß ein politisches Gespräch zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck nicht stattgefunden hat. Eine solche Unterredung wäre, wie die "Post" mitteilt, schon dadurch ausgeschlossen gewesen, daß der Kaiser thatsächlich, abgesehen von der Fahrt vom Schloß zum Bahnhof, keinen Augenblick mit dem Fürsten allein war. Immer waren entweder die Kaiserin oder Prinz Heinrich dabei. Der Fürst habe auch selbst die Sphäre der Politik nicht berührt. Wie die "Post" weiter erfährt, sind am 26. Januar aus Anlaß der Begegnung des Kaisers mit dem Altreichskanzler zahlreiche Beglückwünschungstelegramme aus dem Deutschen Reich und dem Ausland, besonders aus Oesterreich=Ungarn, an den Kaiser gelangt. Unter Absendern solcher Telegramme befanden sich auch regierende Fürsten.
- Gegenüber der Meldung, daß nur der frühere Generaladjutant Kaiser Wilhelms I., Graf Lehndorff, vom Fürsten Bismarck in Berlin im Schloß empfangen worden sei, stellt jetzt die Mün. "Allg. Ztg." fest, daß außer dem Genannten auch der preußische Ministerpräsident Graf Eulenburg, der Staatsminister v. Maybach, Fürst Pleß und Graf Henckel von Donnersmarck dem Fürsten ihre Aufwartung gemacht haben und von ihm empfangen worden sind.
- Die "Kreuzztg." bestätigt als in der Hauptsache richtig die Mitteilung eines anderen Berliner Blattes, der zu Folge der Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff dem Kaiser im Namen der Armee den Dank für die Aussöhnung mit dem Fürsten Bismarck ausgesprochen und auf des Kaisers Frage: "Auch im Namen der Armee?" wiederholt habe, daß er im Namen der Armee sprechen könne und Sr. Majestät in diesem Sinn dankbar die Hand küsse. Der Kaiser soll hierdurch freudig überrascht und gerührt gewesen sein.
- Aus Berlin wird gemeldet, daß der Flügeladjutant des Kaisers, Graf Moltke, sich nach Friedrichsruh begeben hat, um dem Fürsten Bismarck den von Sr. Majestät gewidmeten neuen grauen Militärmantel zu überbringen.
- Fürst Bismarck feierte Kaisers Geburtstag durch ein Festmahl, an welchem 18 Personen theilnahmen, darunter einige Gäste aus Hamburg, einige Nachbarn und die ersten Beamten in Friedrichsruh. Nach dem "Hamb. Korr." hält man es in Friedrichsruh schon für feststehend, daß der Kaiser dem Fürsten dort in allernächster Zeit einen Besuch abstatten wird; über den Tag, an welchem dieser Besuch erfolgen dürfte, ist jedoch

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Sicheres nicht bekannt, und deshalb sind auch die Gerüchte, daß der Besuch am 15. Febr. stattfinden soll, mit Vorsicht aufzunehmen.
- Fürst Bismarck hat den beiden Wachtmeistern der Leib=Gendarmerie, die am 26. d. im kgl. Schloß bei ihm den Dienst hatten, zur Erinnerung an diesen Tag die Medaille die seinerzeit zum Jubiläum des Fürsten geprägt worden ist, zustellen lassen.
- Am Dienstag findet beim Kaiserpaar im kgl. Schlosse in Berlin der übliche große Fastnachtsball statt, zu dem die Einladungen bereits in sehr großer Zahl ergangen sind.
- Nach Mitteilungen, welche in parlamentarischen Kreisen verbreitet waren, soll der deutsch=russische Handelsvertrag, nachdem in diesen Tagen die letzten kleinen Differenzen beseitigt worden waren, zur Unterzeichnung gelangt sein oder doch die Unterzeichnung unmittelbar bevorstehen.
- Es ist bezeichnend für die Ausführungen des Staatssekretärs v. Boetticher im Reichstage über die Industrielage, daß soeben das Amtsblatt der königl. sächsischen Regierung, das "Dresdener Journal," von einem Fachbericht Notiz nimmt, in dem darauf hingewiesen wird, daß, wenn der jetzige Mangel an Aufträgen in der sächsischen Wirkerei noch lange dauert, kaum ein Fabrikant in der Lage sein werde, seine Arbeiter noch weiter zu beschäftigen. Welche Summe von Elend in einem solchen Falle für Tausende sächsischer Arbeiter eintreten würde, weiß Jeder, der die Bedeutung der Wirkerei für den sächsischen Arbeitsmarkt kennt.
- Der Papst hat am Sonntag in der Peterskirche eine politische Rede gehalten, in der er seinem Schmerz über die in Italien herrschenden schlimmen Zustände Ausdruck gegeben hat. Allein zur Beruhigung der Gemüter hat Leo XIII. nichts beigetragen, denn er hat keine Friedensworte gesprochen. Er führte den moralischen Verfall wie den materiellen Rückgang Roms auf den "religiösen Ruin" zurück und bezeichnete die Rückkehr zu ihm, dem "Großmeister der Religion, als die erste Bedingung einer besseren Zukunft. Der Papst giebt deutlich zu verstehen, daß es für Italien kein Heil giebt außer durch die Wiederherstellung der weltlichen Macht des heiligen Stuhles. Daß durch eine Rückgabe Roms die italienischen Finanzen geheilt werden könnten, daran werden selbst von den Gläubigsten unter den Gläubigen nur wenige glauben.
- Nach den Beschlüssen der französischen Zollkommission soll der Getreidezoll auf 8 Franken (6,40 Mk.) erhöht, gleichzeitig aber bestimmt werden, daß, sobald der Getreidepreis (gemeint ist der Preis des Weizens) 25 Fr. erreicht eine allmähliche Herabsetzung des Zolls so erfolgen soll, daß bei jeder weiteren Preissteigerung von 50 Cent. der Zoll um je 50 Cent. herabgesetzt wird. Der Zoll soll ganz aufgehoben werden, sobald der Getreidepreis 33 Fr. (26,40 Mk.) erreicht.
- Zur Krankheit des Kaisers von Rußland wird aus Petersburg bestätigt, daß der Patient jetzt wieder außerhalb aller Gefahr sei: die Aerzte wünschen aber, der Kranke möge so bald wie möglich aus der ungesunden Luft St. Petersburgs nach Gatschina übersiedeln, was in etwa 8-10 Tagen geschehen könne. Des Weiteren soll zur vollen Wiederherstellung alsdann ein längerer Aufenthalt der kaiserlichen Familie in der Krim in Aussicht genommen sein. Ueberall wird von der aufopfernden Pflege der Kaiserin gesprochen, sie ist Tag und Nacht nicht vom Krankenlager gewichen, hat persönlich die verschiedensten Handreichungen gemacht, und es bedurfte der energischsten Vorstellungen der Aerzte und der Bitte des Kranken selbst, um die Kaiserin zu bewegen, nachdem die Gefahr vorüber war, etwas der Ruhe zu pflegen.
- In Bulgarien ist eitel Luft und Freude über die Geburt eines Prinzen und Thronfolgers. Der Prinz Ferdinand von Coburg erließ eine Proklamation, in welcher er seinem geliebten Volke mittheilt, daß er glücklicher Vater geworden. In der Kundgebung findet sich folgende Stelle: "Der Neugeborene ist bulgarischer Prinz, Erbe des bulgarischen Throns, Prinz von Tirnow, Herzog von Sachsen, Ritter der ersten und vierten Klasse des militärischen Tapferkeitsordens und Träger des Kolliers des Sankt Alexanderordens. Wir ernennen ihn zum Chef des 4. Infanterie=Regiments von Plewna, des 4. Kavallerie= und des 3. Artillerie=Regiments." Auf das Glückwunschtelegramm des Oberbürgermeisters von Coburg, antwortete Prinz Ferdinand, er danke für die andauernde Anhänglichkeit seiner Vaterstadt Coburg, die sich anläßlich der Geburt des Erbprinzen, des Sprossen der Thüringer Wettiner, wieder bewiesen habe. Da dieser in Bulgarien zur Thronfolge bestimmt sei, so werde er vom Fürsten als Herzog von Sachsen in den Traditionen seiner Ahnen und in Liebe zum Coburger Lande erzogen werden.
- In Belgrad ist König Milan bemüht, bei dem Metropoliten Michael die Aufhebung seiner Scheidung von der Königin Natalie durchzusetzen, damit diese bleibenden Aufenthalt in Serbien nehmen könne.
- Der Erfinder des englischen Henry Martini=Gewehrs, der Büchsenmacher Alexander Henry, ist in Edinburg in seiner Wohnung im Alter von 76 Jahren am Mittwoch verschieden.
- In Auxerre, der Hauptstadt des französischen Departements Yonne, starb verhungert und erfroren in seiner elenden Wohnung ein Greis, der seit Jahrzehnten Cigarrenstummel sammelte und Almosen empfing. Unter seinen Habseligkeiten befand sich auf dem Dachboden ein alter Lederkoffer, der zur großen Ueberraschung der Erben Werthpapiere im Betrage von über eine Million barg. Seit 1884 hatte er keinen Coupon abgeschnitten. Außerdem stellte sich heraus, daß der Verstorbene Besitzer eines ungeheuren, aber gänzlich vernachlässigten Landtgutes war.
- Ueber die jüngste Meuterei in Kamerun liegen noch keine authentischen Berichte vor, wohl aber eine Schilderung aus englischer Quelle, die natürlich, wie alle englischen Berichte über deutsche Colonialangelegenheiten, mit Vorsicht aufzunehmen ist. Es heißt in dem betreffenden Bericht, der mit dem Dampfer "Cabenda" in Liverpool eingetroffen ist, die Ursache des Aufstandes sei gewesen, daß der deutsche Untergouverneur etwa zwanzig Weiber seiner dahomehischen Soldaten peitschen ließ. Das Vergehen der Weiber wird nicht angegeben, aber es wird gesagt, daß sie entkleidet über Fässer gelegt und gepeitscht wurden. Diese Behandlung ihrer Weiber verursachte die größte Erbitterung der Truppen gegen den Untergouverneur. Etwa 100 Soldaten empörten sich, drangen in das Gouvernementsgebäude, wo die Beamten gerade speisten und erschossen den Richter, der an der Spitze der Tafel saß; sie hatten ihn irrtümlich für den Untergouverneur gehalten. Wie schon oben angedeutet, macht die Quelle die Schilderung von vornherein verdächtig, und es müssen erst noch amtliche Meldungen über den Vorgang abgewartet werden, bevor sich ein Urtheil über die Ursachen und den Charakter des Aufstandes bilden läßt.
- Der Transportdampfer "Admiral" mit dem Detachement Marinetruppen für Kamerun ist am 28. Januar in Kamerun eingetroffen.
- Die österreichischen Thalerstücke kommen mit dem 1. April in Deutschland außer Cours. Dieselben werden schon vom 15. Febr. ds. Js. ab bei der Post, den Staats= und Gemeinde=Kassen nicht mehr zur Einzahlung resp. in Zahlung angenommen. Es empfiehlt sich, die Thalerrollen, die man besitzt, nachzusehen.
- Im Westen wie im Osten der Vereinigten Staaten ist viel Schnee gefallen. In New=York liegt er 7 Zoll hoch.
- Die "N.=O.=Z." berichtet folgenden heiteren Vorfall: Ein biederer Holsteiner Bauer tritt ans Schalterfenster im Posthause eines kleinen Landortes bei Kiel. Der einzige Beamte, der Postverwalter, ist gerade mit der Abgabe eines Telegramms beschäftigt und giebt deshalb dem Bäuerlein durch Winke und Geberden zu verstehen, es möge warten. Der Bauer aber glaubt die Grimassen des Postmeisters dahin deuten zu müssen, er sei an die verkehrte Thür gerathen, dreht sich also schnurstracks um und öffnet die gegenüberliegende Thür, die aber zur Frau Postmeister Allerheiligstem, der Küche, führt. Hier bringt er sein Anliegen vor, worauf die Frau Postmeister fragt: "Ist denn Niemand drüben?" "Ne," sagt der Bauer, "dor seet bloß en Snider an de Neihmaschin und sneed Fratzen!"


[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 3]

Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 5. März 1894 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Sonnabend, den 10. Februar 1894,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 3. Februar 1894.

Der Präsident des Großherzoglichen Landgerichts.
gez.: Burmeister.


Antragsmäßig soll über die zu Sabow sub Nr. 1 belegene Schulzenstelle c. p. des Schulzen Heinrich Grevsmühl daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 24. April 1894
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anstehenden Liquidationstermin anzumelden, widrigenfalls sie, soweit sie gesetzlich nicht von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, mit ihren dinglichen Ansprüchen sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer des Grundstücks präcludirt sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 30. Januar 1894.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Der von mir gegen den der Unterschlagung resp. Untreue verdächtigen Knecht Johann Hundt, geboren zu Schönberg, zuletzt im Dienst auf der Lockwischer=Mühle, unter dem 8. Oktober erlassene Steckbrief ist erledigt.
Schönberg, den 2. Februar 1894.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.

Die "41" ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird am

Freitag, den 2. März d. J.,
Morgens 11 Uhr,
zu Schwerin in "Stern's Hotel"
stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1893 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1893-94, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1892-1893.
2. Wahl eines Directors sowie dessen Substituten für die nächsten 4 Jahre.
3. Wahl eines Districtsvorstehers und Substituten für den 1. und 2. District.
4. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Amtsdauer statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Wahl einer Committe, bestehend aus einem Revisor, zwei Districts=Vorstehern und drei Vereinsmitgliedern zur Vornahme der Revision der Statuten. (§ 40.)
6. Antrag eines Mitgliedes betr. Rückzahlung des Beitrags von 180 M. 24 Pfennig (Mecklenburg) aus dem Jahrgang 1892.
7. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1894.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.


Holzauktion Nr. 14.

Am Montag den 12. Febr. Morgens 10 Uhr beim Krüger Schmidt zu Ziethen bei beschränkter Concurrenz.

1. Aus dem Garnseerholze.

    6 Rmtr. Eichen Kluft II. Kl. und Knüppel.
    1 Fuder Eichen Pollholz.
  16 Rmtr. Buchen Kluft I. Kl.
166 Rmtr. Buchen Kluft II. Kl. Olm u. Knüppel.
  58 Fuder Buchen Durchforstholz u. Pollholz.
  60 Rmtr. Nadelholz Knüppel u. Olm.

2. Aus dem Bahlen.

    2 Stück Buchen Blöcke.

3. Aus dem Lanckower Holze.

  20 Stück Eichen Wagendeichseln.
    6 Fuder Eichen Durchforstholz I. Kl.
Schönberg, den 4. Febr. 1894.

                                                    Der Oberförster,
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Dienstag, den 13. Febr. Morgens 10 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

Aus den Resdorfer Söhren.

11 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.
  6 Rmtr. buchen Knüppel.
11 Fuder buchen Durchforstholz I. u. III Cl.
18 Fuder hasel Reiser.
60 Rmtr. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 5. Februar 1894.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


Zu Ostern suche unter günstigen Bedingungen einen                                                    
Buchbinder-Lehrling
                                                    J. C. Linde's Nachf., Wismar.


Gesucht zu sofort ein möglichst militärfreier                          
Knecht
bei Pferden. Näheres                                                    
                                                    G. Westphal, Schlutup.


An Stelle eines Erkrankten wird ein sauberes zuverlässiges

Mädchen

für alle häuslichen Arbeiten gegen guten Lohn zu sofort oder Ostern gesucht. Stellung familiär. In der Gastwirtschaft

Sülsdorf.                                                     J. Wiencke.


2 kleine Wohnungen
sind noch zu Ostern zu vermieten.                                                    
Näheres                                                     H. Schreep.


Am Montag d. 12. d. M. nachmittags habe ich
10 Stück Pölk=Schweine
und eine Anzahl 7 Wochen alter                                                    
Ferkel
zu verkaufen                                                     J. H. Koth,
                                                                              Viehhändler.


Vom 3. Februar d. Js.
stehen von meinen                                                    
Pferd     Hengsten     Pferd
zum Decken.                                                    

Solimann, dunkelbraun, beim Herrn Gastwirth Böckmann in Schönberg.
Xerxes, hellbraun.
Sultan, schwarz, bei mir in Schlagresdorf.

                                                    J. Hecht.


Fische!     Täglich frisch vom Fang:
Grüne Ostseeheringe,
Dorsch, Butt.
Wilde Seeenten.
versendet zum billigsten Tagespreise Niendorf a/d. Ostsee.
P. H. C. Kröger.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 4]

Creutzfeldt's Etablissement in Carlow.
Am Donnerstag den 8. Februar ds. Js.:
GROSSES CONCERT
ausgeführt von der Städtischen Capelle in Wismar unter Mitwirkung des Concertmeisters Herrn Fröbus aus Leipzig, des Xylophonisten Herrn Engel und unter persönlicher Leitung des Musikdirektors
Herrn Julius Müller.
Anfang 6 1/2 Uhr.                           Entree für Konzert 75 Pf.                           Tanzschleife 1 Mark.


Eine große Partie unsortirter und Ausschuß=
Cigarren
vorzüglich schön in Geschmack u. Brand a Stück 4 1/2 Pf.
empfiehlt                                                     Aug. Spehr.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 5 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann, Bandagist.


Fastnachtsmusik.
Am Mittwoch, den 7. d. Mts.
Menzendorf.                                                     H. Rebbin.


Männer-Gesang-Verein
zu Rieps.
Am Freitag, den 9. Februar 1894.
Großer
Maskenball.
Kassenöffnung 6 Uhr.       -       Anfang 7 Uhr.
Demaskirung 10 1/2 Uhr.
12 Uhr:
Allgemeine Kappenpolonaise mit Scherzgewinnen.
Entree: Herren 1 M. Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).
Maskenanzüge
sind von Mittags 12 Uhr im Vereinslokal zu haben.
NB. Schulpflichtige Kinder haben keinen Zutritt.
                                                    Der Vorstand.


Schützenhaus.
Am Dienstag den 6. Februar 1894:
großer Schützen=Ball.
Anfang 7 Uhr.
Entré für Schützenmitglieder 25 Pfennig (Mecklenburg).
Nichtmitglieder 1 Mark.
Einführung ist gestattet.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


Verloren am 27. Januar (Kaisers Geburtstag) in Boyes Gasthof eine goldene Brosche. Der ehrliche Finder wird gebeten dieselbe abzugeben gegen Belohnung bei

                                                    J. P. Maass, Marien=Str. 46.


Standesamts=Nachrichten Schönberg.
Januar 1894.

Geburten:

Am 26. Dez. 1893. Dem Klempner Munkelberg zu Schönberg 1 Tochter.
Am   8. Jan. 1894. Dem Arbeiter Voßgrag zu Schönberg 1 Tochter.
Am 18. Jan. 1894. Dem Hauswirthsanerben Heinrich Sterly zu Kl.=Bünsdorf 1 Tochter.
Am 20. Jan. 1894. Dem Heizer Wilhelm Brey zu Schönberg 1 Sohn.
Am 17. Jan. 1894. Dem Bäckermeister Hagen zu Schönberg 1 Sohn.
Am 22. Jan. 1894. Dem Kutscher Wilhelm Brandt zu Schönberg 1 Tochter.
Am 24. Jan. 1894. Dem Kornhändler Heinrich Jakobs zu Schönberg 1 Tochter.

Sterbefälle:

Am   1. Jan. 1894. Der Arbeiter Johann Peter Lenschow zu Toriesdorf 82 J. 4 Mon. alt.
Am   2. Jan. 1894. Dorothea, Catharina, Elisabeth Melchert geb. Stockfisch, Tischlermeisterfrau zu Schönberg 59 J. 7 Mon. alt.
Am   2. Jan. 1894. Wilhelmine, Catharina, Maria Schmalfeld geb. Kuse, Stadtdienerfrau zu Schönberg 76 J. 1 Mon. alt.
Am   4. Jan. 1894. Luise, Elwine, Johanna, Maria Nevermann. Malerstochter zu Schönberg 1 J. 11 Mon. alt.
Am   5. Jan. 1894. Franz Meyer, Arbeitersohn zu Mahlzow 17 Tage alt.
Am   6. Jan. 1894. Wilhelmine, Catharina, Maria Leers, zu Schönberg 2 J. 4 M. alt.
Am   8. Jan. 1894. Wilhelm, Jochen, Heinrich Lenschow, Bahnwärtersohn zu Lockwisch 3 W. alt.
Am   8. Jan. 1894. Hans, Heinrich, Friedrich Creutzfeldt, Arbeiter zu Schönberg 78 J. 10 M. alt.
Am   8. Jan. 1894. Jochen Friedrich Kniep gen. Wasmuth, Schuhmachermeister zu Schönberg 81 J. 7 Mon. alt.
Am   8. Jan. 1894. Anna Maria Burmeister geb. Oldörp, Schulzenfrau zu Bechelsdorf 69 J. 4 Mon. alt.
Am 10. Jan. 1894. Des Arbeiter Heinrich Paulßen zu Schönberg totgeborene Tochter.
Am 10. Jan. 1894. Johann Heinrich Rentzow, Schneidermeister zu Schönberg 70 J. 10 M. alt.
Am 11. Jan. 1894. Hans Joachim Oldenburg, Hauswirthsaltentheiler zu Niendorf 87 J. 9 M. alt.
Am 12. Jan. 1894. Jochen Heinrich Fick, Arbeiter zu Törpt 53 J. 8 Mon. alt.
Am 13. Jan. 1894. Anna, Catharina, Elisabeth Eggert, Arbeitertochter zu Rupensdorf 54 T. alt.
Am 14. Jan. 1894. Heinrich Martin Bremer, Schmiedemeister zu Schönberg 68 J. 7 M. alt.
Am 14. Jan. 1894. Anna Liese Kreutzfeldt, geb. Soldtmann Arbeiterfrau zu Schönberg 78 J. 1 M. alt.
Am 16. Jan. 1894. Anna Catharina Holst geb. Clasen, Arbeiterfrau zu Lockwisch 73 J. 2 M. alt.
Am 19. Jan. 1894. Wilhelm Ludwig Lenschow, Knecht zu Mahlzow 19 J, 3 Mon. alt.
Am 21. Jan. 1894. Hans Heinrich Maaß, Hauswirth zu Sabow 78 J. 3 Mon. alt.
Am 21. Jan. 1894. Wilhelm, Johannes. Otto Brey, Heizersohn zu Schönberg 8 Stunden alt.
Am 23. Jan. 1894. Ida Johanneßon, Arbeitertochter zu Schönberg 1 Mon. alt.
Am 24. Jan. 1894. Elisabeth Maria Krellenberg, Arbeitertochter zu Lockwisch 7 J. 5 Mon. alt.
Am 26. Jan. 1894. Catharina, Wilhelmine, Margarethe Bremer geb. Holst, Schmiedemeistersfrau zu Schönberg 66 J. 11 M, alt.
Am 27. Jan. 1894. Marie, Louise, Catharina, Wilhelmine Böckmann, Gastwirthstochter zu Schönberg 2 J. 1 Mon. alt.
Am 28. Jan. 1894. Georg, Heinrich, Friedrich. Eckmann, Schuhmachermeister zu Schönberg 68 J. 7 Mon. alt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 46-52 M., Kälber 60-95 M. per 100 Pfund.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. Februar 1894.


Die militärische Laufbahn des Fürsten Bismarck.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 0]


- Neustrelitz. Die "Nstr. Z." kann mittheilen daß Ihre Königl. Hoheit die Erbgroßherzogin zwar an der Influenza erkrankt ist, jedoch erfreulicher Weise in den letzten Tagen auf dem Wege der Besserung begriffen ist. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin hat die letzte Krankheit völlig überwunden, wofür auch der Umstand spricht, daß Allerhöchstdieselbe die regelmäßigen Spazierfahrten wieder aufgenommen hat und den Vorstellungen im Großherzoglichen Theater beiwohnt.
- Neustrelitz. Die ah. Herrschaften haben auch in diesem Jahre eine größere Summe für Brennmaterial zu spenden geruht. Es ist kürzlich an die Armen unserer Stadt vertheilt worden. - Die Wittwe des 1879 in Berlin gestorbenen verdienten Staatssecretairs des Auswärtigen Amts frühern mecklenburg=strelitzischer Staatsministers Bernhard v. Bülow, Frau Luise v. Bühlow, geb. Rücker, ist am Mittwoch im 73. Jahre nach langem Leiden dort gestorben. Sie ist die Mutter des deutschen Botschafters in Rom, des Ministerresidenten in Luxemburg und des kaiserlichen Flügeladjutanten und jetzigen Chefs des Generalstabes des 4. Armeecorps Obersten v. Bülow.
- Schönberg. Von den hieselbst und in der Umgegend untergebrachten Waisen aus Hamburg verlassen zu Ostern drei Mädchen die Schule. Eines geht zurück nach Hamburg, während die beiden anderen hier in Dienst treten. Zur Confirmation werden die Kinder vom Waisenhaus neu eingekleidet. Ueber die Führung der Kinder kann man nur Gutes berichten; dagegen ist ein Fall vorgekommen, wo den Pflege=Eltern das Kind abgenommen werden mußte. Der Posten eines Vertrauensmannes ist einem hiesigen Lehrer übertragen.
- Aus Klütz wird berichtet: Die Mäuseplage besteht in unserer Gegend fast unvermindert fort. Die Saaten sehen in Folge dessen teilweise recht buntscheckig aus, namentlich der früh gesäete Roggen weist vom Mäusefraß herrührende Stellen auf. Der bisherige Verlauf des Winters hat den Mäusen wenig geschadet.
- Ein Landwirth, der in seiner Wirtschaft Maschinen verwendet, die für andere Gefahr bringen können, hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts vom 18. September 1893 die besondere Gewerbs= und Berufspflicht, diese Gefahr möglichst fernzuhalten, auch wenn er gar keine technischen Kenntnisse besitzt. Eine infolge Fahrlässigkeit desselben durch die Maschine verursachte Körperverletzung ist demnach auch ohne Strafantrag zu verfolgen.
- Eine wichtige Entscheidung über die Stellung des Lehrers gegenüber den Fortbildungsschülern fällte der 1. Strafsenat des Reichsgerichts. Es ist eine bekannte Thatsache, daß Fortbildungsschüler sich oft recht ungeschliffen gegen ihre Lehrer benehmen und daß die Lehrer noch immer die Mittel an der Hand haben, sich den nöthigen Respekt zu verschaffen. Da spricht nun diese Entscheidung aus, daß der Lehrer in der Fortbildungsschule das Aufsichtsrecht ausübt und deshalb als Beamter anzusehen ist, der zur Vollstreckung von Anordnungen der Obrigkeit berufen ist, daß demgemäß der einem solchen Lehrer bei Ausführung dieses Rechtes geleistete Widerstand als Widerstand gegen die Staatsgewalt nach § 113 des Strafgesetzbuches zu bestrafen ist.


- Die "alte Riege" in Bremerhafen, deren Mitglieder warme Verehrer des Fürsten Bismarck sind, hatten folgendes Telegramm an denselben nach Berlin gerichtet:

"Captein und Stürmann Hand in Hand,
So mögt wi't lieden an de Waterkand.
De Stürmann an't Rohr, op de Bruck de Captein,
Kinners, wat schad't, lat it stormen und weihn!
De beiden wölt dat Schip woll regeeren,
Se bringt it säker dör Brandung und Scheeren.
Un's Kaiser und Bismarck Hand in Hand.
Heil Di, Du dütschet Vaterland!"
- Der Notstand in der Berliner Kinderwelt. Geradezu grausige Schilderungen hat der Vorsitzende des Vereins für Kinder=Volksküchen im Freisinnigen Berliner Arbeiter=Verein über die Noth unter den Berliner Schulkindern gegeben. Der Verein, vor zwei Jahren begründet, unterhält zurzeit 4 Volksküchen, in welchen täglich etwa 3500 armen schulpflichtigen Kindern ein nahrhaftes Mittagessen, zum größten Theil unentgeltlich, zum kleinsten Theil gegen die geringe Entschädigung von 5 Pf. gereicht wird. Nach den Ermittelungen, die der Verein in Gemeinschaft mit den Rektoren und Lehrern angestellt hat, giebt es in Berlin an siebentausend arme schulpflichtige Kinder, die nie ein Frühstück mit zur Schule bringen können, und denen ein warmes Mittagessen oder gar Fleisch ganz unbekannte Begriffe sind. Der Vorsitzende des Vereins hat selbst in den verschiedenen Stadtgegenden Nachforschungen vorgenommen, und entwarf geradezu schreckliche

[ => Original lesen: 1894 Nr. 11 Seite 6]

Schilderungen des Elendes. Er hat angeordnet, daß die Schulpflichtigen, in der Küche speisenden Kinder in Fällen dringender Noth für ihre nicht schulpflichtigen Geschwister je eine Portion Essen mit nach Hause nehmen. Man hat keinen Anlaß, an den Angaben des Vereinsvorstandes zu zweifeln. - Dieser Nothschrei liefert einen grellen Gegensatz zu den Berichten über die Faschingsbälle, über deren raffinirten Luxus jetzt die Zeitungen alltäglich zu berichten wissen.
- Ein Geburtstagsgeschenk für den Kaiser hat der Messerschmiedmeister Daniel Bauermann in Wald bei Solingen angefertigt und in einem blauen Sammetkästchen abgesandt. Das Geschenk besteht aus einem Jagdmesser mit Hirschhorngriff und fein vernickelten Beschlägen. Die Klinge ist auf der einen Seite mit einem goldenen W und der Krone, auf der anderen mit einem goldenen Reichsadler geschmückt. Das ganze ist ein Meisterstück und gereicht der solinger Industrie zur Ehre.
- Ein eigenartiges Geburtstagsgeschenk wurde dem Kaiser noch nachträglich überbracht. Ein Arbeiter der Danziger Gewehrfabrik, Paul Karl, hat aus Ahornholz eine Reiterstatue des Kaisers, die denselben in Husarenuniform darstellt, kunstvoll geschnitzt. Das wohlgelungene Werk ist um so bemerkenswerter, als der Verfertiger niemals Unterricht in der Holzschnitzerei erhalten hat und ihm nur das primitivste Handwerkszeug zur Verfügung stand. Zu der Arbeit hat Karl meist nur die Nachtstunden benutzen können, da er am Tage durch seine Arbeit vollauf in Anspruch genommen war. Die Statue ist etwa einen halben Meter hoch und bis in die kleinsten Einzelheiten überaus sorgfältig ausgeführt. Karl durfte sein Werk an dem er 1 Jahr und 9 Monate gearbeitet hat, dem Kaiser persönlich überreichen.
- Das neue Schützenabzeichen, welches durch den jüngsten Erlaß des Kaisers eingeführt ist, besteht in einer von der Achsel nach der Brust laufenden dreiteiligen Schnur. Die erste der 5 Klassen ist eine schwarz=rot=weiß gedrehte Schnur, die zweite hat außerdem eine Troddel am Brustende, die dritte zwei Troddeln, die vierte ist mit Silber durchwirkt, und die fünfte, im übrigen wie die erste, trägt am Achselende ein thalergroßes goldenes Medaillon mit dem Bildnis des Kaisers. Die nächsthöhere Klasse wird immer verliehen, wenn der Soldat sich bei den jährlichen Schießübungen eine neue Auszeichnung erschossen hat. Die höchste Auszeichnung kann also nur von Unteroffizieren erworben werden. Die gegenwärtig getragenen Schützenabzeichen werden abgelegt und durch die neuen Abzeichen der entsprechenden Klasse ersetzt.
- Ein hübsches Scherzwort des Fürsten Bismarck wird aus Wittenberge gemeldet. Als der Fürst am Freitag abend auf dem dortigen Bahnhofe wieder eintraf, erkundigte sich einer der umstehenden Herren nach seinem Befinden. Der Fürst antwortete, daß ihm die Reise wider Erwarten gut bekommen sei, worauf der Herr meinte: "Durchlaucht haben auch eine eiserne Natur." "Eisern wohl, aber schon rostig!" erwiderte der Fürst, und Graf Herbert Bismarck rief aus dem Nebenfenster: "Schweninger besorgt das Putzen."
- Eigenartige Kirchenmusik kam in der Schloßkirche zu Wittenberg bei dem Festgottesdienst zu Kaisers Geburtstag zur Anwendung. Der Gottesdienst wurde eingeleitet durch den Vortrag des "altpreußischen Parademarsch Nr. 4", bereitet von Kosleck in Berlin. Es wurden hierbei die zehn neuen Heroldstrompeten benutzt, im übrigen wirkte die ganze Regimentsmusik mit. Die Wirkung war, wie die "Magdeb. Ztg." hervorhebt, gewaltig.
- Ein Gendarm erschoß in Gelsenkirchen einen dort verhafteten Deserteur, der ihm entlief und auf den Ruf "Halt!" nicht stehen blieb.
- Ein furchtbares Unglück ereignete sich in Ibbenbüren (Westfalen) bei der Feier von Kaisers Geburtstage. Als die Vorbereitungen getroffen wurden, um die aufgestellten Böller abzufeuern, geriet - man sagt, ein Knabe habe einen Schwärmer abgebrannt - ein Funke in einen mit Pulver angefüllten Eimer; es erfolgte eine gewaltige Explosion, und sieben von den umstehenden Kindern erlitten über den ganzen Körper Brandwunden. Ob alle mit dem Leben davon kommen werden, ist sehr fraglich.
- In Münster wurde in der Vorstadt St. Mauritz ein Infanterie=Unteroffizier von zwei Handwerkern erschlagen. Infolge dessen ist ein Parolebefehl ergangen, welcher allen Infanteristen den Aufenthalt in St. Mauritz untersagt.
- Als am Sonnabend ein in einem Berliner Hotel logirender Herr sich zur Ruhe begeben wollte, leuchtete er seiner Gewohnheit gemäß unter das Bett und fand hier zu seiner Ueberraschung einen Mann, der sich dicht an die Wand gedrückt hatte. Der Eindringling wurde der Polizei übergeben, die in ihm einen vielfach bestraften Menschen Namens Gohl, der erst kürzlich aus dem Zuchthaus entlassen worden war, feststellte. Auf die Frage, was er in dem Zimmer gesucht habe, antwortete er gemüthlich, daß er sich nur nach einem Logis umgesehen habe.
- Die Lage am Kalimanjaro nach der Niederwerfung des Häuptlings Meli von Moschi schildert ein im "Deutschen Kolonialblatt" veröffentlichter Bericht des Kompanieführers Johannes jetzt als eine friedliche. Meli hat die ihm gestellten Friedensbedingungen genau eingehalten, und die beiden anderen mächtigsten Häuptlinge des Gebiets, Sinna von Kiboscho und Mnrnale von Maangu, die schon vorher deutschfreundlich waren, beweisen auch jetzt ihre Ergebenheit.
- Die Distanzradfahrt Berlin=Wien soll auch in diesem Frühjahr abgehalten werden und eine Distanzfahrt München=Berlin (500 Kilometer) ist für Mai d. J. als gesichert zu betrachten. Anfangs Juni endlich findet eine Distanzradfahrt Dresden=Berlin statt.
- Der Reichstagsabgeordnete Ahlwardt wird am 3. März d. Js. aus der fünfmonatlichen Haft, die er gegenwärtig im Strafgefängniß Plötzensee verbüßt, entlassen.
- Im städtischen Krankenhause zu Schneidemühl ist der zwanzigjährige Johann Arndt am letzten Sonntag nach viertehntägigem Schlaf wieder erwacht, am Montag verfiel er aber wieder in einen so tiefen Schlaf, daß er bis jetzt nicht aufgeweckt werden konnte. Seine Ernährung wird mittelst Einflößen kräftiger Suppe bewerkstelligt.
- Als der reichste Mann in Preußen ist, wie berichtet, für das Etatjahr 1893/94 ein Dortmunder aufgeführt. Es ist dies nach der Frankf. Ztg. der italienische Konsul Albert Hoesch, Leiter und Hauptaktionär des Dortmunder Eisen= und Stahlwerks Hoesch. Herr Hoesch stammt von der als sehr reich bekannten Familie gleichen Namens in Düren.
- In tollem Uebermuth hatten ein Forstaufseher und ein Hilfsjäger in angetrunkenem Zustande auf dem Wege von Neunkirchen nach Spiesen 55 jungen Bäumen mit ihren Hirschfängern die Kronen abgeschlagen. Die Strafkammer zu Saarbrücken verurtheilte die zum Baumschutz Berufenen zu je zwei Monaten Gefängnis. Einen Wertsatz von 400 M. hatten Sie bereits früher geleistet.
- Am letzten Januar wurde in Waging in Altbayern die Austräglerin Rosina Moosmüller zur letzten Ruhe gestattet. Sie wurde geboren am 15. August 1792 zu Weidhaufen und erreichte demnach ein Alter von 101 Jahren und 6 Monaten.
- In Wien kann es keinen Nothstand geben, denn man hat dort genug Pferdefleisch zu essen. Wie amtlich festgestellt - gelangten nämlich im Jahre 1893 in Wien 18 209 Pferde zur Schlachtung. Es wurden daher in diesem einen Jahre in Wien um 4869 Stück Pferde mehr konsumiert, als in den drei Städten Berlin, Breslau und Hamburg zusammengenommen.
- Eine Deputation von Brasilianern traf in Wiener=Neustadt ein, um dem Prinzen Dom Pedro, Zögling der dortigen Militair=Akademie, ihre Huldigung darzubringen. Die Deputation wurde von dem Prinzen empfangen und wohnte einer Trauermesse für den Kaiser von Brasilien bei.
- Das französische Ministerium brachte soeben eine Vorlage ein, wonach der Getreidezoll von fünf auf sieben Francs erhöht werden soll.
- Dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien ist am Dienstag ein Sohn geboren worden. Bulgarien hat damit den ersten Thronfolger erhalten.


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