No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Februar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 1]

        Schönberg. Zu unserem Bericht in der heutigen Beilage über den Ausfall der Wahlen zur Vertretung der einzelnen Vogteien des Fürstenthums im hiesigen Landtage haben wir noch nachzutragen, daß in der Vogtei Schlagsdorf:
        der Hauswirth Damm=Schlag Sülsdorf
        und der Hauswirth Retelsdorf=Gr. Mist;
in der Vogtei Mannhagen:
        der Hauswirth Schmidt=Walksfelde
wieder erwählt worden sind.


- In den Glückwunschartikeln, welche die Blätter dem Kaiser zu seinen Geburtstage widmen, kehrt vielfach der Gedanke wieder, daß die erfolgte Aussöhnung mit Bismarck einen besonderen Glanz auf diesen Tag werfe und die Popularität des Kaisers vermehre.
- Gegenüber den widersprechenden Meldungen über den Besuch des Fürsten Bismarck bei J. M. der Kaiserin Friedrich stellt die Münchener "Allgemeine Ztg." fest, daß die Kaiserin zwar beim Eintreffen des Fürsten im Palais nicht anwesend war, jedoch kurze Zeit darauf eintraf und den alten Kanzler in außerordentlich huldvoller Weise begrüßte. Weiterhin wird bekannt, daß auf Befehl des Kaisers die beiden ältesten kaiserlichen Prinzen, der Kronprinz und Prinz Eitel=Friedrich, sich in ihrer Eigenschaft als Sekondelieutenants der Armee alsbald bei dem Fürsten Bismarck, als General=Obersten, zu melden hatten. Die einzige Persönlichkeit, die der Fürst Bismarck empfangen hat, soll der dem fürstlichen Haus seit Jahren befreundete Graf v. Lehndorff, der Generaladjutant weiland Kaiser Wilhelm I., gewesen sein. Die Berliner Stadtverwaltung hat die Anwesenheit des Fürsten Bismarck in Berlin, wie bereits gemeldet, "vornehm" übersehen. Das Rathhaus zeigte keinen Fahnenschmuck, ebensowenig die Börse, die städtischen Schulen waren nicht geschlossen, die Schulkinder mußten am Abend das Versäumte nachzuholen suchen. Die Regierung hatte alle königlichen Schulanstalten schließen lassen. In der "Freisinnigen Presse" war die Losung ausgegeben worden, sich am Empfang des Altreichskanzlers nicht zu betheiligen!
- Die festlichen Gäste, die zum Geburtstag des Kaisers in Berlin eingetroffen waren, sind zum größten Theil von dort wieder abgereist. Die Könige von Sachsen und von Württemberg haben Berlin am Sonntag verlassen, ebenso der Großherzog und die Großherzogin von Toskana, die sich zunächst nach Dresden begeben haben. Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Meiningen sind am Montag nach Kassel zurückgereist.
- Der Berliner Korrespondent der "Allgem. Ztg." glaubt gut unterrichtet zu sein, wenn er mitteilt, daß Fürst Bismarck, als er von den auf der Frankfurter Ministerkonferenz gefaßten Beschlüssen Kenntnis erhielt, für die Börsen= und Tabaksteuer seine volle Zustimmung aussprechen, bezüglich der Weinsteuer jedoch sofort bemerkt habe, daß er diese mit Rücksicht auf Süddeutschland für einen politischen Fehler halte. Der Lauf der Dinge hätte sonach dem Begründer des Reichs in dieser Frage wieder einmal recht gegeben.
- Bei dem in der kaiserlichen Burg zu Ofen stattgefundenen Hofdiner erhob sich beim Champagner der Kaiser und brachte folgenden, von den Anwesenden stehend angehörten Toast aus: Indem ich der heutigen Doppelfeier des Geburtsfestes und des 25jährigen Militärjubiläums des Kaisers Wilhelms mit herzlichsten Glückwünschen gedenke, leere ich in treuer Freundschaft und Anhänglichkeit mein Glas auf das Wohl meines teueren Bundesgenossen, des deutschen Kaisers und Königs von Preußen.
- Wie verlautet, hat der Kaiser sich am Montag nach der russischen Botschaft begeben, um persönlich Erkundigungen über das Befinden des Czaren einzuholen und sich außerdem wiederholt Bericht erstatten lassen.
- Das Telegramm des Kaisers, welches Krupps Kaiser Wilhelm II.=Fürst Bismark=Stiftung genehmigt, hat folgenden Wortlaut: "Aufs Angenehmste berührt, durch Ihre hochherzige Absicht, zur Erinnerung an den heutigen Tag in Ihrer Vaterstadt Essen eine milde Stiftung zu errichten, genehmige ich gern die Benennung derselben.
Wilhelm II. R.
- Am 30. Januar, dem Todestage des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich ließ der deutsche Kaiser einen Kranz mit der Inschrift am Sarge niederlegen: "In treuer Freundschaft, Kaiser Wilhelm II."
- Der Brief, in dem der Kaiser den Fürsten Bismarck nach Berlin einlud, war vom Monarchen eigenhändig geschrieben, vom Sonntag abend datirt und drei Oktavseiten lang. - Ebenso hatte der Kaiser, wie die Kreuzztg. berichtet, den Entwurf zur Empfangsfeierlichkeit für den Fürsten eigenhändig aufgesetzt.
- Die "Hamburger Nachrichten", die sich bisher jeder Meinung über den Besuch Bismarcks in Berlin enthalten haben, bemerken am Schlusse ihres Festartikels zum Geburtstag des Kaisers: "Eine weitere Erhöhung der Bedeutsamkeit des Tages wird vielfach darin erblickt, daß sie den Anlaß dazu geboten hat, den Fürsten Bismarck nach erneutem kaiserlichen Gnadenbeweise zum erstenmal wieder seit der Entlassung an den Berliner Hof zurückzuführen, um Se. Majestät zu beglückwünschen. Die Vorgänge, über die uns der Telegraph berichtet hat, werden das Empfinden des deutschen Volkes wohlthätig beeinflussen und mancherlei vergessen machen. Das wird immerhin als ein nicht zu unterschätzender Gewinn betrachtet werden können. Im Uebrigen durfte es räthlich sein, sich bis auf Weiteres der Annahme zu enthalten, daß den letzten Ereignissen Einfluß auf den Gang der jetzigen Politik beizumessen sei. Wenn wir auch die Stimmung, die in manchem begeisterten Zeitungsartikel der letzten Tage zum Ausdrucke gelangt ist, sehr wohl verstehen können, so halten wir eine Mahnung zur Besonnenheit doch für nützlich."
- Das Centrum beschloß, die Finanzreform einfach abzulehnen und hat eine entsprechende Erklärung bei der ersten Lesung abgegeben.
- Das amtliche militärische Blatt "Die Reichswehr" meldet: In der Waffenfabrik Steyr

[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 2]

werden gegenwärtig neue Modelle von gasdichten Revolvern und automatischen Pistolen gemacht, mit einem Fünfmillimetergewehr fanden in Wien und Steyr Versuche mit brillantem Ergebnis statt.
- Eine Schraube ohne Ende! Kaum ist die Heeres= und Marinekommission der französischen Kammer gewählt, so dringen auch bereits mehrere einflußreiche Mitglieder derselben darauf, das 14. und 15. Armeekorps zu verstärken, indem sie den Nachweis zu erbringen versuchen, daß der Effektivbestand des französischen Heeres ein geringerer sei, als derjenige des deutschen.
- Die Prinzessin von Wales ist leidend. Mit dem tiefsten Bedauern wird man die Nachricht vernehmen, daß die Prinzessin von Wales sich vorläufig vom gesellschaftlichen Leben zurückziehen wird. Die "Nat.=Ztg." schreibt: Was man seit einem Jahr zuerst einander zugeflüstert, bis es fast ein offenes Geheimnis geworden, findet damit leider seine Bestätigung. Die Prinzessin hat seit längerer Zeit an einer tiefen Melancholie gelitten, welche die Trauer über den herben Verlust ihres ältesten Sohnes, des Prinzen Albert Viktor, in einen Zustand verwandelt, der zeitweise nur allzusehr an die frühere Krankheit ihrer Schwester, der Herzogin Thira von Cumberland, erinnerte. Eine lange Seereise im Mittelmeer, welche sie mit ihren Töchtern unternahm, scheint keine dauernde Besserung bewerkstelligt zu haben. Wenigstens hielt sich die Prinzessin selbst von den großen Feierlichkeiten anläßlich der Hochzeit ihres Sohnes, des Herzogs von York, fast gänzlich fern und ist seitdem nur ganz vorübergehend in der Oeffentlichkeit erschienen.
- In Angerburg (Ostpreußen) entzündeten sich am 20. v. M. in einem Geschäfte 5 Millionen rotköpfiger Streichhölzer und flogen in die Luft. Die starke Erschütterung wurde in der ganzen Stadt verspürt. Die beiden Lehrlinge, die den Unfall verschuldeten, kamen mit leichten Verletzungen davon. Das Dach des Hauset wurde durch den Luftdruck in die Höhe gehoben.
- In einer Wohnung des Hauses Friesenstraße 9 zu Hannover warfen Kinder, die eingeschlossen waren, eine brennende Petroleumlampe um. Es entstand dadurch ein Brand und dichter Qualm, wodurch 3 Kinder den Tod durch Ersticken fanden, während das vierte (4 Jahre alte) Kind vielleicht noch am Leben erhalten werden kann.
- Grimmige Kälte herrscht gegenwärtig in Südrußland. In Kursk haben die Fröste 38 Gr. erreicht. Die Kälte ist um so unerträglicher, als sie von scharfen Nordwinden begleitet ist. Eine große Anzahl von Personen ist erfroren; in den Krankenhäusern befinden sich viele, denen Hände und Füße abgefroren sind. In die umliegenden Dörfer stürzen die Wölfe rudelweise und richten unter dem Vieh vielen Schaden an. In vielen Gegenden ist die Wintersaat völlig erfroren.
- Eine in Petersburg eingetroffene Drahtnachricht des russischen Konsuls in Constantinopel meldet, daß der türkische Dampfer "Mi" von Constantinopel nach Odessa gehend, auf dem Schwarzen Meere verbrannt ist. Von der vierundzwanzig Mann starken Besatzung haben sich nur 4 gerettet, auch der Capitän verlor sein Leben.
- Aus Paris verschwand am Neujahrstage gelegentlich eines Spazierganges mit seinem Hofmeister der fünfzehnjährige Amerikaner Webster, der Sohn sehr reicher Eltern, der in einer dortigen Pension erzogen wurde, auf räthselhafte Weise. Die Mutter des Verschwundenen, die soeben in Paris eintraf, setzt jetzt eine Belohnung von einer halben Million für die Ermittelung des Knaben oder für jede Mittheilung über sein Schicksal aus.
- Knochen, ein vorzügliches Düngemittel für Obstbäume. Abfallknochen werden selbst von Landwirten oft zu billigem Preise an die Knochenhändler verkauft oder gar weggeworfen, während sie ein vortreffliches Düngemittel für die Obstbäume sind. Sie sind reich an Stickstoff und Phosporsäure, werden unter dem Einflusse von Feuchtigkeit, Luft und Licht mürbe und bilden jahrelang andauernde Behälter für jene wichtige Düngestoffe. Man kann jedem zu pflanzenden Baume eine Knochenunterlage geben, aber auch um jeden älteren Baum eine Grube machen und sie mit Knochen füllen. Hebt man einen Baum, in dessen Nähe sich ein Knochenlager befindet, aus, so kann man sehen, daß die Knochen von den feinen Wurzeln förmlich umklammert sind.
- Ein wiedererwachter Vulkan. Der etwa 4 deutsche Meilen nordöstlich von der chilenischen Hafenstadt Puerto Montt (nördlich von der Insel Chiloë) 1691 Meter hoch aufragende Vulkan Calbuco, der seit der Entdeckung des Landes durch die Spanier im 16. Jahrhundert kein Zeichen von Thätigkeit gegeben hatte, befindet sich seit Beginn des Jahres 1893 in großer Unruhe. Aschenregen entsteigen seinem Krater bis zu 8000 Meter Höhe und bedrohen die Umgebung weit über Puerto Mont und den See Llangquihue hinaus, wo zahlreiche deutsche Kolonien liegen, mit dem Untergang aller frucht= und bewohnbare Ländereien. Auch Schlammströme entsendet der Feuerberg. Oft herrscht vollkommene Dunkelheit in den genannten Gegenden während der Aschenfälle, die Viehweiden und Saaten ruinieren. Am 29. November waren die Ausbrüche so heftig und vom Donner begleitet, daß man in Puerto Monti daran dachte, die Stadt auf den im Hafen ankernden chilenischen Kriegsschiffe zu verlassen.


Anzeigen.

Nachdem das im Verpachtungstermin vom 12. hujus für die herrschaftlichen Mühlen hierselbst abgegebene Gebot annehmbar nicht befunden ist, steht zur öffentlich meistbietenden Wiederverpachtung derselben und des sog. alten Bauhofs hierselbst von Johannis d. J. ab ein neuer Termin auf

Sonnabend, den 3. Februar d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,

vor dem unterzeichneten Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 2000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Mühlenpächter Frank in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 22. Januar 1894.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Das zur Konkursmasse des Pächters Klenow in Lindow gehörige Inventar als:

4 tragende Kühe,
3 zweijährige Starken und
3 Arbeitspferde,
ferner
geringe Mobilien, einige Küchen=, Hof= und Stallgeräthe, 1 Leutebett, Sielengeschirre und Sattel, 1 Stuhlwagen, 3 Bauwagen, Pflüge und Eggen usw.
werde ich am

Montag, den 5. Februar d. Js.
Vormittags 11 Uhr

an Ort und Stelle in Lindow öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkaufen lassen.
Das Vieh befindet sich im besten Futterzustande.
Schönberg, den 29. Januar 1894.

                                                    Der Konkursverwalter.
                                                           Wilh. Heincke.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.

Die "41" ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird am

Freitag, den 2. März d. J.,
Morgens 11 Uhr,
zu Schwerin in "Stern's Hotel"
stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 3]

1. Bericht über die im Jahre 1893 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1893-94, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1892-1893.
2. Wahl eines Directors sowie dessen Substituten für die nächsten 4 Jahre.
3. Wahl eines Districtsvorstehers und Substituten für den 1. und 2. District.
4. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Amtsdauer statutenmäßig ausscheidenden Herren.
5. Wahl einer Committe, bestehend aus einem Revisor, zwei Districts=Vorstehern und drei Vereinsmitgliedern zur Vornahme der Revision der Statuten. (§ 40.)
6. Antrag eines Mitgliedes betr. Rückzahlung des Beitrags von 180 M. 24 Pfennig (Mecklenburg) aus dem Jahrgang 1892.
7. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1894.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.


Ein Tischler,
findet dauernde Beschäftigung bei                                                    
Schönberg.                                                     A. Lenschow,
                                                                        Bienenwirth.


Zu Ostern suche unter günstigen Bedingungen einen                                                    
Buchbinder-Lehrling
                                                    J. C. Linde's Nachf., Wismar.


An Stelle eines Erkrankten wird ein sauberes zuverlässiges

Mädchen

für alle häuslichen Arbeiten gegen guten Lohn zu sofort oder Ostern gesucht. Stellung familiär. In der Gastwirtschaft

Sülsdorf.                                                     J. Wiencke.


Fische!     Täglich frisch vom Fang:
Grüne Ostseeheringe,
Dorsch, Butt.
Wilde Seeenten.
versendet zum billigsten Tagespreise Niendorf a/d. Ostsee.
P. H. C. Kröger.


Am Sonnabend dieser Woche habe ich eine Anzahl 6 Wochen alter

Ferkel

zu verkaufen.                                                    
                                                    J. H. Koth,
                                                    Viehändler.



Eintrittspreis a Person 50 Pfennig (Mecklenburg).

Stadt Lübeck.
Sonntag, den 4. Februar d. J.
Maskenball
verbunden mit
humoristischen Aufführungen.
Programm:
1. Schneider Fips mit Fräulein Zwiebeltrine auf Reisen.
2. Der italienische Bärentanz
3. Tanz des Teufels mit seiner Großmutter.
4. Die Bremer Stadt=Musikanten, oder Voß und Haas auf Reisen.
5. Großer Schneefall bei bengalischer Beleuchtung.
~~~~~~~~~~~~~~~
      Reichhaltige
ist von Sonnabend Nachmittag an im Balllokal vorhanden.
Kassenöffnung 7 Uhr.                          Anfang 7 1/2 Uhr.
Demaskirung 11 Uhr.
(Bis zur Demaskirung dürfen nur Masken am Tanze theilnehmen.)


Männer-Gesang-Verein
zu Rieps.
Am Freitag, den 9. Februar 1894.
Großer
Maskenball.
Kassenöffnung 6 Uhr.       -       Anfang 7 Uhr.
Demaskirung 10 1/2 Uhr.
12 Uhr:
Allgemeine Kappenpolonaise mit Scherzgewinnen.
Entree: Herren 1 M. Damen 50 Pfennig (Mecklenburg).
Maskenanzüge
sind von Mittags 12 Uhr im Vereinslokal zu haben.
NB. Schulpflichtige Kinder haben keinen Zutritt.
                                                    Der Vorstand.


Concert
in Carlow
in Creutzfeldts Etablissement.
Von der Städtischen Capelle aus Wismar,
unter persönlicher Leitung des Herrn
Musikdirektors Jul. Müller.
Nach dem Concert                          
Ball.


Bis Ende Februar.

Grosser Ausverkauf
bei Ludwig Wendt, Lübeck. Winter= und Sommer-Kleiderstoffe,
Schwarze Stoffe,
Kattun, Möbelstoffe und Gardinen ganz bedeutend unter Preis.
Der ganze Lagerbestand von                          
Konfektion
Kleider, Mäntel, Jaquettes, Morgenkleider, Blusen etc.
zu und unter Einkaufspreisen.
Eine grosse Partie schwarze und farbige
Seidenstoffe,
werden während des Ausverkaufs zu Engros Preisen abgegeben.

Bis Ende Februar.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 4]

Inventur Ausverkauf
zurückgesetzter Waaren,
eine Partie schwarzer und farbiger
Kleiderstoffe, Buckskins, Hemdentuche, Leinen, Gardinen etc.
vorjährige
Mäntel und Jaquetts,
alle Arten Reste, empfiehlt zu sehr billigen Preisen
Wilh. Oldenburg.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.
Am 4. Februar cr. - Nachmittags 2 Uhr
4. ordentliche Versammlung.
Tagesordnung:                          
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.                          
                                                    Der Vorstand.


Bestes Maschinenöl,
bei 10 Pfund 23 Pfennig (Mecklenburg)., empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Fangen Sie keine Ratten u. Mäuse, sondern vernichten
Sie dieselben mit v. Kobbe's Heleolin.
Unschädlich für Menschen u. Hausthiere. In Dosen à Mk. 0,60 u. Mk. 1,00
erhältlich bei
H. Brüchmann. Schönberg i. M.


Montag, den 5. Februar.
Großer
Fastnachtsball.
Entree 50 Pf.
Sonntag, den 4. und Montag, den 5. u. Mts.
Große musikalische Unterhaltung
der Concert=Gesellschaft Stoll.
Wozu ich freundlichst einlade                                                    
                                                    Joh. Krüger.


Schützenhaus.
Am Dienstag den 6. Februar 1894:
großer Schützen=Ball.
Anfang 7 Uhr.
Entré für Schützenmitglieder 25 Pfennig (Mecklenburg).
Nichtmitglieder 1 Mark.
Einführung ist gestattet.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


Am Sonnabend, den 3. d. Mts. von Abends 6 Uhr an

Gulasch

wozu freundlichst einladet                                                    
                                                    N. Nehls.


Am Sonntag d. 4. und Montag d. 5. Februar
Fastnachtsmusik
für die Nacht
bei                                                     J. Boye.


Allen Denen welche meinem lieben Mann Vater und Schwiegervater die letzte Ehre erwiesen, und den Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir unsern herzlichsten Dank.

                                                    Familie Eckmann.


Danksagung.

Allen die unsere kleine liebe Marie zur letzten Ruhestätte geleiteten und Ihren Sarg so reichlich mit kränzen schmückten, sagen unsern tiefgefühlten Dank.

                                                    J. Böckmann und Frau.


Für die uns aus Anlaß des Ablebens unserer guten Mutter erwiesene Theilnahme gestatten wir uns, unsern herzlichsten Dank hierdurch ganz ergebenst auszusprechen.
Schönberg, den 1. Februar 1894.

                                                    Geschwister Bremer.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 4. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 45-51 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 4.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 10 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Februar 1894.


        - Nr. 2 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzburg" pro 1894 enthält

(1.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militair zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat Decbr. 1893.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Jahres 1893.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Verwaltung der Amtsstelle für die Invaliditäts= und Alters=Versicherung in Schönberg.


- Neustrelitz. Bei Sr. K. H. dem Großherzog war am Sonntag Tafel, an der 16 Personen theilnahmen. Es ist dies seit zwei Monaten die erste größere Gesellschaft. I. K. H. die Großherzogin hat an diesem Diner nicht Theil genommen. - I. K. H. die Erbgroßherzogin ist an der Influenza erkrankt und hat seit einigen Tagen das Bett nicht verlassen. (L.=Z.)
- Schönberg. Die bisher bekannten Wahlen zum Landtag des Fürstenthums Ratzeburg sind die folgenden:
                          Stadt Schönberg:
        Ackerbürger W. Böckmann,
        Ackerbürger Johann Burmeister.
                          Vogtei Rupensdorf:
        Hauswirth Kroeger=Lockwisch,
        Hauswirth Karsten=Rupensdorf.
                          Vogtei Schönberg:
        Hauswirth Asmus Bohnhof=Gr. Siemz.
        Hauswirth Krellenberg=Kleinfeld.
                          Vogtei Stove:
        Hauswirth Jabs=Carlow,
        Hauswirth Stein=Cronscamp.
                          Die Ratzeburger Synode wählte:
        Konsistorialrath Kaempffer=Schönberg,
        Pastor Krüger=Schönberg,
        Pastor Horn=Selmsdorf.
                          Magistrat und Quartiersmänner der Stadt Schönberg:
        Bürgermeister Bicker.
Die Wahlen in den Vogteien Schlagsdorf und Mannhagen sind hier noch nicht bekannt, ebenso die Wahl der Domainenpächter.
- Schönberg. Wir können nicht unterlassen, auf einen Kunstgenuß, der am Sonntag in Lübeck geboten wird, hierdurch hinzuweisen. Herr Organist Lichtwark giebt mit seinem gemischten Chor, derselbe nennt sich "Vereinigung für kirchlichen Chorgesang" und besteht aus 36 in der Gesangskunst ausgebildeten Damen und Herren, ein Concert in der Aula des Katharineums. In der Aula ist eine vor zwei Jahren neu erbaute schöne Orgel, und die Akustik ist daselbst vorzüglich. Zur solistischen Mitwirkung ist die hochbedeutende Concertsängerin Frau Wessel Laube aus Hamburg gewonnen.
- Schönberg. Soviel uns bekannt ist, wird Herr Organist Carlau in diesem Jahre erst im Sommer oder Herbst ein Kirchenconcert veranstalten, weil die beabsichtigte Renovierung unserer Orgel erst im Frühjahr geschehen kann.
- Seit mehreren Wochen giebt die Weymannsche Theater=Gesellschaft in Laage Vorstellungen im "Hotel zur Sonne". Als am Sonntag Abend der Vorhang auseinander gezogen wurde, fiel auf der Bühne eine Petroleumlampe um. Der Petroleumbehälter zersprang und das brennende Oel ergoß sich von der Bühne in den tiefer liegenden Saal. Nur dem energischen Eingreifen des Bürgermeisters Klockow und des Dr. Martens ist es zu verdanken, daß das Feuer erstickt worden und die Vorstellung ihren Fortgang nehmen konnte.
- In der letzten Versammlung der Bäckerinnung zu Teterow wurde von einem Vorstandsmitgliede darauf aufmerksam gemacht, daß der sogenannte Willkomm der Innung die Jahreszahl 1794 aufweise und demnach jetzt 100 Jahre hindurch von der Innung benutzt sei.
- In dem nahe gelegenen Drosedow bei Wesenberg kam der bei dem Gutsbesitzer Müller bedienstete Knecht Keenschärper in die Kurbel der Dreschmaschine, und wurde ihm das eine Bein beim Schienbein fast vollständig abgerissen. Nachdem ärztliche Hülfe herbeigeholt war, wurde der Verletzte ins Carolinenstift nach Neustrelitz gebracht.
- In Feldberg wurden von zwei socialistischen Agitatoren Flugblätter vertheilt und von der Polizei ca. 300 Exemplare mit Beschlag belegt. Dieselben enthielten maßlose Uebertreibungen zum Zweck von Hetzereien.
- Beim Ausroden von Stämmen fanden Arbeiter im Hainholz bei Malchin unter den Wurzeln eines Tannenstammes 7 Töpfe, Scherben und Knochen. Die Gefäße, welche theils im Aeußern roh, theils bemalt waren, haben eine ähnliche Form wie unsere Töpfe.
- Wie nach der "G.=Z." verlautet, ist der Zahlmeister=Aspirant P. vom Lauenburgischen Jägerbataillon Nr. 9 in Ratzeburg verhaftet worden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um Bataillonsgelder im Betrage von 2-3000 M.
- Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge im Großherzoglichen Seminar zu Mirow aufgenommen. Die Aufnahmeprüfung findet am 19. und 20. Februar statt. Die Meldungen sind bis zum 16. Februar einzureichen.
- Baufelsen und Fundamentsteine hatten vor Jahren fast gar keinen oder geringen Werth. Auf dem Gute Schönau=Falkenhagen bei Waren, dessen Feldmark an Steinen sehr reich ist, hat die Firma Simon und Wolf=Berlin die Felsen gepachtet. Genannte Firma läßt jetzt das gesamte Steinlager ausarbeiten. Das gewonnene Material gelangt per Bahn nach Berlin.
- Nach dem "Centralanz. für die Zuckerindustrie der Welt" werden in Mecklenburg noch Zuckerfabriken geplant in: Gadebusch, Gnoien, Grevesmühlen, Klütz, Kröpelin, Laage, Parchim, Tessin, Teterow.


- Die Einnahmen der bayerischen Staatsbahnen im Jahre 1893 betrugen 109 300 303 M. oder gegen das Jahr 1892 4 416 763 M. mehr bei einer Zunahme der Länge um 62 Kilometer.
- Die Stadt Nürnberg bewilligte zum Festzug bei der Hans Sachs=Jubelfeier 10 000 M. für die übrige Feier 2000 M. Einzelne Spezialausschüsse konstituierten Sich.
- Ein 3000 Kilo schwerer Schornstein aus Eisen, welcher durch das Feuer glühend geworden war, stürzte am Donnerstag abend in dem Eisenwerk von Marchiene (Belgien) zusammen. Der Direktor des Werkes gab rechtzeitig das Alarmzeichen, sodaß die zahlreichen Arbeiter, welche um den Kamin beschäftigt waren, flüchten konnten, - nur ein Arbeiter wurde zermalmt.
- Der Vorsitzende des Bundes der Landwirte, Herr von Plötz=Dölligen, hat in der letzten Agrarierversammlung zu Bromberg einen Abänderungsvorschlag in Betreff der Invaliditätsversicherung gemacht, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Herr v. Plötz wollte nämlich eine Vereinfachung der Beitragserhebung dadurch herbeiführen, daß der ganze Zuschlag der Arbeitgeber zu den Beiträgen durch eine Erhöhung der direkten Einkommensteuer aufgebracht wird.
- In Sachen des Bismarckdenkmals fand zur Klärung der Platzfrage eine Vorbesichtigung statt. Es kommen folgende drei Plätze in Frage; die große Freitreppe des neuen Reichstagsbaues, die Südfront des neuen Reichstagsgebäudes und die Mittelallee des kleinen Königsplatzes. Bei dem Denkmal muß man sich auf eine Statue beschränken, da alter Tradition zufolge in Berlin nur Regenten zu Roß verewigt werden dürfen.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 10 Seite 6]

- In Berlin ist die 23 Jahre alte Tochter eines Restaurateurs ihrem Vater mit 4500 M. Staatspapieren durchgegangen. Der sofort ins Werk gesetzte Versuch, den Verkauf der Wertpapiere zu sperren, ist erfolglos geblieben, denn die untreue Tochter hatte die Wertpapiere in der Zwischenzeit bei dem Bankier ihres Vaters in dessen angeblichen Auftrage bereits umgesetzt. Von dem Mädchen fehlt jede Spur.
- Die großen Unzuträglichkeiten, welche durch die Abfuhr und das Ansammeln der hauswirtschaftlichen Abfallstoffe entstehen, zu beseitigen, bezweckt ein Verfahren, daß einem Berliner Bürger patentiert worden ist. Dasselbe verwertet Hausmüll u. Küchenabfallstoffe zu Heizkörpern von großem Brennwert und erzielt bei rationeller Anlage einen direkten finanziellen Nutzen. Von Seiten des Erfinders sind der von der Stadt Berlin mit der Untersuchung und Prüfung beauftragen Stelle (Direktion der städtischen Straßen=Reinigung) verschiedentlich Proben von Heizmaterial aus Hausmüll etc. zum Versuch übergeben, es sind ferner direkt auf dem städtischen Abladeplatz aus den dort aufgestapelten Abfallstoffen Heizkörper hergestellt worden; alle Versuche haben ein sehr günstiges Resultat ergeben. Es ist festgestellt, daß von den so hergestellten Heizkörpern etc. 50 pCt. völlig verbrannt werden. Der Erfinder hat bewiesen, daß alle seine Angaben auf praktischem und mit geringen Kosten zu verwirklichenden Verfahren beruhen. Es ist von Seiten der Direktion der städtischen Straßenreinigung von Berlin festgestellt, daß nach dem vorliegenden Verfahren 48-50 pCt. Abfallstoffe verbrannt werden, während bei den von hiesigen Beamten in England besichtigten eminent teueren Verbrennungsöfen von 12-14 pCt. verzehrt und 86 pCt. wertlose Aschenrückstände hinterlassen werden. Was die wenigen Aschenrückstände beim Verbrennen bei diesem Verfahren betrifft, so hat der Erfinder behufs Verwertung derselben auch eilten Vorschlag gemacht. Will man diese Rückstände nicht zu Wegeverbesserungen verwenden, so lassen sie sich nach einem vom Erfinder gemachten Verfahren zu einem "Generaldünger verarbeiten und können so für die Landwirtschaft nützlich gemacht werden.
- Ueber ein wildes Indianerdrama wird aus Newyork berichtet: Die Mojaves Indianer bewohnen die kleine Stadt Needles am Ufer des westlichen Colorado. Sie sind unabhängig, leben und handeln nach eigenen Gesetzen und haben alle abergläubischen Bräuche der Rothäute bewahrt. Vor kurzer Zeit hatte eine junge 18 Jahre alte Indianerin, Namens Lonata, die seit etwa einem Jahre mit einem Häuptling des Stammes verheirathet war, das Unglück, einem Zwillingspaare das Leben zu schenken. Das ist einer der größten Unglücksfälle, die einer Frau vom Mojaves=Stamme zustoßen können; von Stund an ist sie selbst fest überzeugt, daß sie eine Hexe sei und unerlaubte Beziehungen zu bösen Geistern unterhalte, ein Verbrechen, das nur durch den Tod der Mutter und der Zwillinge gesühnt werden kann; die Strafe wird erbarmungslos vollstreckt und mußte daher in dem Falle Lonata vollstreckt werden. Lonata's Gatte liebte sein Weib so sehr, daß er es allen religiösen Vorurtheilen zum Trotz zu retten suchte, seine Bemühungen blieben jedoch fruchtlos. Eine große Betversammlung fand statt und es wurde der Tradition gemäß beschlossen, daß die junge Hexe und ihre beiden Kinder getödtet werden müssen. Die beiden unschuldigen Kindlein wurden vor den Gerichtshof gebracht, wo ihnen mit Keulenschlägen die Schädel zertrümmert wurden. Eine weit schrecklichere Qual und Strafe war jedoch der unglücklichen Mutter vorbehalten, und sie unterwarf sich ihr mit einem wahren Heldenmuth; kein Wort der Klage kam über ihre Lippen. Alles, was ihr persönlich gehörte, wurde in ihrer Hütte aufgestapelt; dann betrat sie selbst den Hüttenraum, nachdem sie von ihrem Gatten einen herzerschütternden Abschied genommen hatte. Der Eingang zur Hütte wurde nun sofort mit Heu und Holzbündeln versperrt, dann wurde Alles in Brand gesteckt. Singend und heulend umtanzten die Indianer die brennende Hütte und nach kurzer Zeit war von Lonata und ihren Kleidungsstücken und von der Hütte nur ein Aschenhäuflein übrig geblieben. Die Behörden von Needles sollen zu spät von der grausamen Verurtheilung der unglücklichen Lonata unterrichtet worden sein und konnten sie deshalb nicht mehr retten.
- Wann ist man am stärksten? Mit der weitverbreiteten Annahme, daß man früh am stärksten sei, stehen die Ergebnisse von Untersuchungen über die Muskelkraft in Widerspruch. Es hat sich gezeigt, daß beim Erheben aus dem Bett die Muskelkraft am geringsten ist. Dann steigt sie nach dem Frühstück, erreicht ihre größte Höhe nach dem Mittagessen, sinkt nachmittags, steigt dann nochmals, aber weniger, nach dem Abendessen, um von da an bis früh abzunehmen. Schwitzen verringert die Muskelkraft. Mäßige Arbeit giebt eine größere Zunahme der Muskelkraft am Abend, als eine geringe Arbeit.
- Ein billiges Barometer. Man füllt einen Topf mit feuchtem Sande und steckt darauf einen Tannenzapfen. Wenn schönes Wetter im Anzuge ist, so öffnen sich die Schuppen; wenn Regen bevorsteht, so schließen sie sich.
- Tragfähigkeit des Eises. Wie angestellte Untersuchungen ergeben haben, trägt das Eis, wenn es 1 cm stark das Gewicht eines einzelnen Mannes mittlerer Schwere. Bei 8 cm ist es tragfähig für Infanterie in Reih und Glied, bei 11 bis 16 cm für Kavallerie und leichte Geschütze. Bei 40 cm und darüber hinaus wiedersteht das Eis dem Druck der schwersten Lasten.
- Ein Berichterstatter der "Times verzeichnet die folgende Anekdote, die ihm von einem jüngst von Petersburg zurückgekehrten Bekannten mitgeteilt worden ist: "Vor nicht langer Zeit kam die Unterhaltung am russischen Hof auf die Frage, welchen Beinamen man wohl dem jetzigen Zaren geben solle. Sein Vater hieß bekanntlich "der Befreier" und "der Märtyrer". Einer der Höflinge schlug den Namen "der Gerechte" vor. "Mit Nichten", erwiderte der Kaiser, "ich bin und will der Bauernkaiser" bleiben. Einige meiner Adeligen haben mir den Beinamen spottweise gegeben und über meine Zuneigung zum Muschik Witze gerissen. Ich habe versucht, auch dem Niedrigen die Mittel zu verschaffen sein Dasein zu fristen, und das ist, denke ich, das beste Mittel, die Welt im Gang zu halten. Nach allem, glaube ich, haben nur zwei Leute wirklich verstanden, was Sozialismus ist, Heinrich IV., welcher davon träumte, jedem Bauern sein Huhn im Topf zu geben und vielleicht ich selber, dessen größter Ehrgeiz es ist, den Bauern vor dem Hungertod zu retten. Sobald das Volk weiß, daß ihm keine Gefahr droht zu verhungern, fängt es an, Gott zu segnen und endlich liebt es seinen Herrscher, der Gott auf Erden vertritt. Ich gehöre nicht zu denjenigen, welche glauben, daß man nur dann leicht regieren kann, wenn man das Volk ohnmächtig macht durch Entbehrungen und die Furcht vor dem Morgen. Mein größter Ehrgeiz ist es, den Titel eines Bauernzaren zu verdienen."
- Sundhausen. Unser Ort erfreut sich eines sonderbaren Nachtwächters. Sobald die zehnte Stunde kommt, singt derselbe folgendes Lied:
Tut! 's hat zehn geschlagen!
    Das Wirtshaus ist voll, die Kirche ist leer,
    In Sundhausen geht alles Kreuz u. die Quer.
    Der Mann bei der Kart'; die Frau sitzt u. wart'
    Kein Salz, kein Brot; daheim bittre Not! Tut!
- Ein schlafende Abgeordneter und ein wachsamer Präsident. Nachstehender heiterer Zwischenfall soll sich kürzlich im sächsischen Landtag ereignet haben: Als im Lauf der Debatte der Sozialdemokrat Stolle=Gesau gegenüber dem antisemitischen Abg. Schubert=Chemnitz die Frage aufwarf: "Besinnt sich denn Herr Schubert nicht mehr auf die Zeit, wo er im sozialdemokratischen Verein war, oder hat er da geschlafen?" legte sich der Präsident Ackermann ins Mittel und rief dem Redner zu: "Ich kann nicht dulden, daß Sie sagen, Herr Schubert habe geschlafen." Abg. Stolle: "Herr Präsident, ich habe nicht gesagt, daß der Abg. Schubert in der Kammer geschlafen hat, sondern vor Jahren außerhalb der Kammer." Präsident Ackermann: "Ich kann auch nicht zugeben, daß der Abgeordnete Schubert außerhalb der Kammer geschlafen hat." Nachdem Herr Ackermann ob dieser Bemerkung einen großen Heiterkeitserfolg erzielt hatte, konnte der Abg. Stolle in seiner Rede fortfahren.


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