No. 2
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Januar
1894
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 1]

- Der kaiserliche Hof wird nunmehr am 8. Januar von Potsdam nach Berlin übersiedeln.
- Von einer politischen Anrede des Kaisers bei den Neujahrsempfängen ist nichts bekannt geworden. Beim Empfang der Generalität soll der Kaiser sich befriedigt über die Entwickelung des deutschen Heerwesens im abgelaufenen Jahre geäußert haben. Bei der Cour wurde bemerkt, daß sowohl der Kaiser als die Kaiserin den Grafen Caprivi durch Ansprachen auszeichneten. Graf Caprivi wurde vom Kaiser wie von der Kaiserin mit besonders herzlichem Händedruck begrüßt. Gleiche Auszeichnungen wurden auch dem Präsidenten des Staatsministeriums, Grafen Eulenburg, zutheil.
- Der Großherzog von Baden läßt an der Stelle, von der aus Kaiser Wilhelm I. die Schlacht bei Gravelotte geleitet hat, einen Denkstein errichten. Der hierzu bestimmte Granitfindling, über 200 Zentner schwer, ist dieser Tage in Karlsruhe angekommen und wird von dem Hofbildhauer Kaffenberger in Baden dem Zweck entsprechend bearbeitet werden.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht soeben die Einberufung beider Häuser des preußischen Landtages zum 16. Januar.
- Die jüngsten lang andauernden Sitzungen des preußischen Staatsministeriums sowie die Konferenzen, die der Kaiser am Donnerstag nacheinander mit dem Reichskanzler, dem Finanzminister, dem Kriegsminister und dem Kultusminister gehabt hat, sind die Veranlassung zu Krisengerüchten gewesen, die zwar inzwischen von mehreren Blättern für unbegründet erklärt worden sind, aber dadurch jedenfalls nicht ohne Weiteres aus der Welt geschafft werden. Nur Wenige werden so leichtgläubig sein, die offiziöse Lesart, daß es sich bei den außergewöhnlich langen Sitzungen des Staatsministeriums lediglich um eine Verständigung über die Grundzüge der projektierten Landwirtschaftskammern gehandelt habe, für bare Münze zu nehmen. In gut unterrichteten Berliner Kreisen verlautet denn auch, daß zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerium auch jetzt noch Differenzen vorhanden seien, die den Keim weiterer Verwickelungen in sich bergen können.
- Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht die Beschlüsse und den Text des vom Reichskanzler dem Bundesrat und dem Reichstag vorgelegten Berichts der Börsen=Enquete=Kommission. Die Vorschläge der Kommission füllen 7 Spalten des "Reichsanzeigers" und handeln 1. von der rechtlichen Stellung und Organisation der Börsen; 2. von dem Emissionswesen, Zulassung von Papieren zum Handel u. zur Notiz; 3. von dem Terminhandel; 4. von dem Maklerwesen und der Kursfeststellung; 5. vom Kommissionsgeschäft.
- Am 3. Januar haben die deutsch=russischen Handelsvertragskonferenzen wieder begonnen, dieselben werden aber, wie die "Nationalliberale Korrespondenz" mitteilt, nach der Berechnung der deutschen Delegierten noch längere Zeit in Anspruch nehmen, sodaß der Reichstag vor der zweiten Hälfte des Februar kaum in die Lage kommen würde, den Vertrag in Behandlung zu nehmen.
- Die Winter=Manöver des Garde=Corps sollen, wie die "Post" meldet Ende Januar oder Anfang Februar im Bereich von Berlin, Spandau und Potsdam stattfinden.
- Das deutsch=spanische Handelsprovisorium für Januar ist am 30. Dezember in Madrid unterzeichnet worden.
- Der deutsche Kreuzer "Prinzeß Wilhelm" hat Befehl erhalten, nach Kamerun abzugehen.
- Ueber das Verhältniß des Herzogs von Coburg zu England erklärte in der Donnerstagsitzung des englischen Unterhauses der stellvertretende Rechtsrepräsentant, Sir J. Rigby, soweit der Regierung bekannt, sei nichts vorgekommen, wodurch die durch Geburt erworbene britische Nationalität des Herzogs von Sachsen=Coburg und Gotha verändert würde, aber als souveräner Fürst handle derselbe in allen Angelegenheiten, die sich auf seine Eigenschaft als Souverän bezogen, unabhängig. Auf die Frage Dalziels, ob der Herzog die Jahresapanage von 10 000 Pfund Sterling in seiner Eigenschaft als Souverän beziehe, und welches die Stellung des Herzogs in Zeiten eines Krieges zwischen England und Deutschland sein würde, erwiderte Sir J. Rigby, eine derartige Frage sei ohne vorherige Kündigung nicht zu beantworten.
- Die "Daily News" ergänzen die Antwort des Generalfiskals dahin, daß der Herzog seine britische Nationalität als Sohn der Königin und geborener Engländer behalte, aber als souveräner Fürst der Königin keine Lehnstreue schulde und ihr Unterthan zu sein aufhöre.
- Der englische Premierminister Gladstone hat am Freitag sein 84. Lebensjahr vollendet. Im englischen Unterhaus giebt es noch 2 ältere Mitglieder.
- Der Gesundheitszustand des russischen Generals Gurko, des Generalgouverneurs in Warschau, hat sich derart verschlimmert, daß jede Hoffnung auf Genesung ausgeschlossen erscheint.
- Die in Paris veranstaltete Subskription für das Gounod=Denkmal hat einen Gesammtbetrag von 200 000 Franks ergeben.
- In Frankreich sind die Haussuchungen bei Anarchisten fortgesetzt und weitere Verhaftungen vorgenommen worden.
- Der in Saragossa verhaftete Anarchist Salvador Frauch hat seine Betheiligung an dem Attentat im Teatro Liceo eingestanden.
- Das rumänische Parlament hat sich nach Annahme des deutschen Handelsvertrages bis zum 23. vertagt.
- In Belgrad ist eine Ministerkrisis ausgebrochen. Staatsrath Nikolajewitsch soll ein neues Cabinet aus gemäßigten Elementen der drei bestehenden Parteien bilden.
- Die Session der bulgarischen Sobranje wurde vom Fürsten Ferdinand mit einer Thronrede geschlossen.
- Ueber Montenegro wird eine Erhebung albanesischer Stämme gegen den türkischen Gouverneur gemeldet.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 2]

- Im Dorf Malchow wurde am Donnerstag abend der 27jährige Gastwirthssohn Albert Bartels von dem Milchfahrer Karl Lehmann beim Kartenspiel erstochen; Lehmann wurde verhaftet.
- Aufsehen erregt in Hamburg die Verhaftung des Hausvaters des Asyls für Obdachlose wegen wiederholter Sittlichkeitsverbrechen.
- Drei Wiener Touristen, die Doktoren Palzau und Kohn, sowie der Bankbeamte Pick, sind am 1. Weihnachtstage vom Großglockner, nachdem sie die Spitze bestiegen hatten, auf dem Rückweg abgestürzt. Die Leiche des Dr. Kohn ist aufgefunden worden, konnte aber des fürchterlichen Schneesturmes wegen noch nicht geborgen werden; sie liegt im sogenannten Ködnitzkös. Die beiden anderen Verunglückten sind noch nicht gefunden. Der Aufstieg ist von Lienz aus erfolgt, alle drei Touristen waren rüstige kräftige Männer, geübte Bergsteiger und mit bester Ausrüstung versehen.
- Der Verkehr in Galizien und den benachbarten russischen Distrikten ist infolge der großen Schneeverwehungen gänzlich unterbrochen. Die Höhe des gefallenen Schnees reicht bis zu zwei Meter.
- Am 13. und 14. Januar findet in Davos ein internationales Eiswettlaufen und am 15. und 16. Januar ein internationales Wettschlitten statt.
- Der am Mittwoch in Prag verstorbene Architekt Turek hat sein ganzes Vermögen im Betrag von 200 000 Gulden zu wohltätigen Zwecken ausgesetzt.
- Während sich auf der Seine in Paris Schwärme von Seemöven zeigen, die dort ganz ungewohnte Gäste sind, wird von der normanischen Küste telegraphiert, man sähe dort an der Küste zahlreiche Adler an den Felswänden der steilen Ufer flattern, was seit Menschengedenken nicht erlebt worden ist. Beide Erscheinungen werden den Stürmen zugeschrieben, die im Norden Europas und in Schottland gewütet und die beschwingten Bewohner jener Gegenden südwärts getragen haben.
- Der Import von Eiern nach Großbrittannien gewinnt von Jahr zu Jahr an Ausdehnung. In den ersten elf Monaten des Jahres 1893 hat die Einfuhr einen Werth von 71 Millionen Mark erreicht, was gegen 1891 eine Zunahme von 6 Millionen bedeutet. Die größte Menge stammt aus Frankreich, das 3 700 000 "große Hundert" zu 120 Stück nach England gesendet hat; an zweiter Stelle kommen Deutschland und Belgien mit anderthalb Millionen, denen Rußland mit einer annähernd gleichen Menge und Dänemark mit rund einer Million folgen. Die Haupteinfuhrhäfen sind London, Harwich, Hull und an der Südküste Newhaven.
- Im Hafen von Salonichi haben die Taucher eine eiserne Kiste gehoben, die mit Silbermünzen aus der Regierungszeit Alexander des Großen angefüllt war. Die Münzen zeigen auf der Vorderseite das Bildnis Alexander des Großen, der in der Rechten das Szepter und in der Linken einen Vogel hält. Das Museum in Athen hat den größten Theil dieser Münzen angekauft.
- Der greise Verfasser des Struwelpeter, Geh. Sanitätsrat Dr. Heinrich Hoffmann=Donner in Frankfurt a. M., erzählt im Weihnachtheft der Gartenlaube eine reizende Geschichte, wie sein Struwelpeter bei Kaiser Wilhelm I. Einzug gehalten hat. Bei Gelegenheit eines Besuches des Kaisers in Frankfurt war auch Dr. Hoffmann dem Monarchen vorgestellt worden und hatte bei diesem ein warmes Interesse für seine Bilderbücher gefunden. Daraus hat er Veranlassung genommen, durch den damaligen Polizeipräsidenten v. Madai anfragen zu lassen, ob er dem Kaiser den "Struwelpeter u. seine vier Geschwister" (die andern Kinderschriften, welche Hoffmann verfaßt hat) für seine Enkel senden dürfe. Umgehend traf die Antwort ein, daß der Kaiser die fünf Bilderbücher dankbar annehmen würde, jedoch nicht für seine Enkel, sondern für sich persönlich. Und so geschah's. Schön zusammengebunden gingen die 5 Werke nach Berlin ab, mit einer poetischen Widmung des Verfassers. Als aber Weihnachten herangekommen war, da empfing Dr. Hoffmann am Heiligen Abend eine Kiste aus Berlin, die das Bild des Kaisers mit seiner eigenhändigen Unterschrift als Dank für den "Struwelpeter und seine vier Geschwister" enthielt.
- Unter der Wechselwirkung eines Hochdruckgebietes, welches über der Nordsee und der Südhälfte Skandinaviens 780 mm überschritten hat, und einer Depression jenseits der Alpen unter 755 mm wehen über Centraleuropa nördliche bis östliche Winde, welche am Nordfuße der Alpen stürmisch auftreten. Unter dem Einfluß dieser Winde hat der Frost erheblich zugenommen, namentlich im südlichen und südöstlichen Deutschland, sowie im nördlichen Oesterreich, wo es bis zu 12 Grad kälter ist, als vor 24 Stunden. In Deutschland ist bei meist heiterer Witterung die Temperatur an der Küste 3 bis 14, im Binnenlande 7 1/2 bis 17 1/2 Grad unter dem Gefrierpunkte; stellenweise, insbesondere an der Ostseeküste, ist Schnee gefallen. Moskau meldet minus 33 Grad.


Anzeigen.

Die herrschaftlichen Mühlen zu Schönberg und der sogen. alte Bauhof daselbst werden zu Johannis 1894 vacant und ist die öffentlich meistbietende Wiederverpachtung derselben von dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio zu Neustrelitz angeordnet. Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 12. Januar 1894
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Caution von 2000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Mühlenpächter Franck in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 22. Dezember 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der dem Hauswirth und Mühlenbesitzer F. Menz früher gehörigen zu Palingen sub Nr. VII belegenen Vollstelle mit Wind= und Wassermühle c. p. ist in dem am 22. Dezember 1893 abgehaltenen Termine sofort zu Protokoll des Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden, welches hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
Gleichzeitig wird der auf

Freitag, den 26. Januar 1894
Vormittags 11 Uhr

angsetzte Ueberbotstermin mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß in dem ersten Verkaufstermine ein Gebot überall nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 28. Dezember 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Holz=Auction Nr. 6.

Am Montag, den 8. Januar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf folgende Holzsortimente öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Schwanbecker Zuschlag.

ca.   60 Stück Eichen Langhölzer worunter gute Nutzholzblöcke.
ca.     4 Rmtr. Eichen Kluftholz II. Cl.
ca.   20 Rmtr. Eichen Knüppel.
ca.   13 Fuder Eichen Pollholz.
ca.   10 Stück Buchen Nutzholzblöcke = 10,36 Festmeter.
ca. 265 Rmtr. Buchen Kluft I u. II Cl.
ca.   35 Rmtr. Buchen Knüppel.
ca.   45 Fuder Buchen Pollholz und Durchforstholz III. Cl.
ca.   30 Fuder Ellern Wadellholz I u. II Cl.
Schönberg, den 30. December 1893.

                                                    Der Oberförster: C. Hottelet.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 3]

Holz=Auction Nr. 7.

Am Donnerstag den 11. Januar Morgens 10 Uhr sollen im Seebruch an Ort und Stelle bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente öffentlich meistbietend verkauft werden. Versammlung der Käufer bei der Holzwärterei Römnitz.
  1 Rmtr. eichen Knüppel.
  1 Fuder eichen Pollholz.
82 Rmtr. buchen Kluft II. Cl. und Olm.
32 Fuder buchen Pollholz.
  1 Rmtr. Nadelholz Knüppel.
Schönberg d. 3. Januar 1894.

                                                    Der Oberförster,
                                                         C. Hottelet.


Oeffentliche Versteigerung.
Montag, den 8. Januar d. Js.
Vormittags 11 1/2 Uhr

sollen in Herrnburg:
              1 alter Stuhlwagen,
              1 kleines Pferd und
              1 Pferdesielen,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 3. Januar 1894.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Die "Holzanweisung"

für die zum ermäßigten Preise Berechtigten der "Stadt Schönberg" erfolgt am Montag, den 8. Januar. Versammlung der Empfänger Morg. 9 Uhr beim Gastwirth Herrn H. Schreep hies.
Schönberg, den 3. Januar 1894.

                                                    H. Schulze.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Weg über meine Hofstelle nach Carlow mit schwerem Fuhrwerk nicht befahren werden darf.
Pogez, den 27. Dezember 1893.

                                                    J. Robrahn,
                                                    Hauswirth.


Ein großer Transport                          
Pferd Pferde

steht am Montag den 8. d. Mts. zum Verkauf beim Gastwirth Boye in Schönberg.

                                                    C. Reink.


Gesucht zum 1. Februar ein
junges Mädchen
zum Kochen lernen.                                                    
                                                    C. Klempau,
                                                    Offiziers=Kasino,
                                                    Lübeck.


Gesucht zu sofort ein                          
Pferdeknecht,
zu Ostern eine                                                    
Arbeiterfamilie
in Wohnung.                                                    
Lockwisch bei Lüdersdorf.                          
                                                    J. Kröger.


Waschen Sie Ihr Vieh
nur mit Wasmuths Vieh-Wasch-Essenz zu haben in Schönberg bei
                                                    C. Schwedt.


Zum Fabrikpreis.
Margarine A A A
welche schon an Geschmack der Naturbutter gleich kommt, bei 10 Pfund 64 Pfennig (Mecklenburg)., 1 Pfund 65 Pfennig (Mecklenburg).
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von A. L. Mohr, Bahrenfeld
bei 10 Pfund à 68 Pfennig (Mecklenburg)., 1 Pfund 70 Pfennig (Mecklenburg).
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Gesucht zu Ostern ein sehr                          
ordentliches Mädchen.
                                                    C. Miltzow.


Nachdem ich mich hierselbst als

Bauunternehmer

niedergelassen habe, empfehle ich mich bei Neubauten, Reparaturen und sonstigen in der Zimmerei vorkommenden Arbeiten, speziell auch zur Anfertigung gewöhnlicher und feinerer Treppen, sowie auch als Vertrauensmann bei Taxationen, angelegentlichst.
Eine sorgfältige und billige Bedienung zusichernd, bitte ich ein geehrtes hiesiges und auswärtiges Publikum, mein Unternehmen durch gütiges Wohlwollen zu unterstützen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    A. Heitmann,
                                                    Siemzerstraße 198.


Neue Gänsefedern,
wie dieselben von der Gans kommen, mit den ganzen Daumen, versendet Probesäcke von 10 Pfund Inhalt à Pfund 1.50 unter Nachnahme.
J. Graupe,
Neutrebbin, Oderbruch.
Gänse- en gros Versand-Geschäft.


Wasmuths Hühneraugenringe in der Uhr à 1 M.
empfiehlt                                                     C. Schwedt.


6 bis 8 Fuder Dung
habe abzugeben                                                     C. Schwedt.


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Viel Geld liegt begraben

in alten Briefen mit Marken von 1850 bis 70; ich bezahle für alle alten Marken höchste Preise, für alte Mecklenburger, auf ganzen Briefen, für 1/4 Silbergr. rothgelb 1/3 Silbergr. grün und 1 Schilling violett 25 Mark p. Stück.
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                                                    Robert Fröhlich,
                                                    Exportgeschäft, Leipzig.
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    Prima Harbker u. Marie Brikets
    Prima Nußkohlen
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                                                        F. Heitmann.


Ein gut erhaltenes                          
Fortepiano
verkauft.                                                    J. Wegner, Lehrer.


Kuh Eine Kuh
die kurz vorm Kalben steht, hat zu verkaufen                                          
                                                    Wiese, Cronskamp.


Wohnungs=Veränderung.
Dr. med. Uter,
Specialarzt für Frauenkrankheiten und Geburtshülfe.
Lübeck, Mühlenstraße 32 (Ecke Kapitelstr.)


Zugelaufen ein brauner
Arco engl. Jagdhund
abzuholen gegen Futterkosten bei                                                    
                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 4]

Vom 19. September v. J. bis heute sind nachfolgende Verluste bei unserem Vereine angemeldet:

  1. Vom Hauswirth Oldenburg in S.=Sülsdorf 1 Pferd 700 M.
  2. Vom Schulzen Dräger in Lauen 1 Kuh 180 M.
  3. Vom Hauswirth J. Oldenburg in Kl.=Mist 1 Kuh 135 M.
  4. Vom Hauswirth Kleinfeldt in Mahlzow 1 Pferd 150 M.
  5. Vom Hauswirth Kiezmann in Utecht 1 Kuh 135 M.
  6. Vom Hauswirth Kleinfeldt in Lockwisch 1 Pferd 600 M.
  7. Vom Fuhrmann Schütt hieselbst 1 Kuh 180 M.
  8. Vom Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Kuh 150 M.
  9. Vom Hauswirth Vagt in Teschow 1 Pferd 400 M.
10. Vom Hauswirth Löper in Campow 1 Pferd 100 M.
11. Vom Arbeitsmann Eggers in Rabensdorf 1 Kuh 135 M.
12. Vom Schulzen Völkner in Mechow 1 Kuh 150 M.
13. Vom Hauswirth Blomberg in Sülsdorf 1 Pferd 700 M.
Zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 17. Januar Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 3. Januar 1893.

Direction des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                                        Wilh. Heincke.


Krieger=Verein in Carlow.
Am Sonntag, den 7. Januar
Nachmittags um 3 Uhr
allgemeine Versammlung

  im Vereinslokal.
                          Tagesordnung:

1) Einführung der neu aufgenommenen Mitglieder.
2) Jahresbericht.
3) Feier des Geburtstags Sr. Maj. des Kaisers.
4) Verschiedenes.
5) Wahl von 4 Vorstandsmitgliedern an Stelle der ausscheidenden.


Die außerordentliche                                                    
Haupt=Versammlung
der Schuhmacher=Innung pro 1894
findet am Montag, den 8. Januar 1894
von morgens 10 Uhr

an im Innungs=Lokale statt, und werden die Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen.
                          Tagesordnung:
      1) Neuwahlen des Vorstandes etc.
      2) Einzahlen der Beiträge.
      3) Besprechung wichtiger Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im Dezember 1893.

                                                    Der Vorstand.


Schweine-Versicherungsverein zu Schönberg.
Der diesjährige                          
Vereinsball
findet Sonntag, den 7. Januar 1894, im Köster'schen Locale statt. Einführungen sind gestattet.
Anfang 7 Uhr abends.                                                    Der Vorstand.


Allen denen, die unsern so früh dahingeschiedenen lieben Sohn und Bruder Fritz zu seiner letzten Ruhestätte begleiteten und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sowie dem Carlower Kriegerverein, dessen Mitglieder so zahlreich erschienen waren, um ihren Kameraden das ehrende Geleit zum Grabe zu geben, und auch dem Herrn Pastor Langmann für seine Trost spendenden Worte sagen die tiefbetrübten Hinterbliebenen hiermit ihren verbindlichsten Dank.
Kuhlrade, 28. Decbr. 1893.

                                                    Frau Schlatow
                                                    und Kinder.


Heute Nacht 11 3/4 Uhr entschlief nach langer Krankheit unsere gute Mutter

Wilhelmine Schmalfeldt geb. Kuse

im 77. Lebensjahre.
Tief betrauert von ihren Kindern.

                                                    L. Schmalfeldt.

Schönberg den 2. Januar 1894.
Die Beerdigung findet statt an Sonnabend Nachmittag 2 Uhr.


Todesanzeige.

Am Dienstag, den 2. d. Mts. Abends 6 Uhr starb nach langer schwerer Krankheit meine liebe Frau und meines Kindes inniggeliebte Mutter

Doris Melchert geb. Stockfisch

im 59. Lebensjahre.
Dieses zeigen tiefbetrübt an

J. Melchert, Tochter u. Schwiegersohn.
Schönberg, den 5. Januar 1894.

Die Beerdigung findet am Dienstag, den 9. Januar Nachmittags 3 Uhr statt.


Am 28. Dezember verschied nach 10 Tagen schwerer Krankheit meine einige innigstgeliebte Tochter

Erna

im Alter von 3 Jahren 5 Monaten.
Die tiefbetrübte Mutter

                                                    M. Ohls, geb. Bockwoldt.

Auch sage ich meinen herzlichsten Dank für die Teilnahme bei ihrer schweren Krankheit, auch für die vielen Kränze und für das Geleite zu ihrer letzten Ruhestätte.


Für die vielen Beweise aufrichtiger Theilnahme und für die reiche Kranzspende bei der Beerdigung meines lieben Sohnes, insbesondere Herrn Pastor Krüger für seine trostreichen Worte sagen unsern besten Dank.

                                                    H. Lohse und Familie.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 7. Januar.

Vormittagskirche Pastor Krüger.
Abendkirche fällt aus.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 40-48 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und illustrirtes Beiblatt Nr 1.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Januar 1894.


Russische Gewaltthätigkeit.

In höchstem Auftrage haben russische Kosaken Gewaltthätigkeiten gegen die katholische Bevölkerung des litauischen Dorfes Koroze verübt. Die "N. P. Ztg." theilt hierüber das Folgende mit:
Zunächst geht aus allen Berichten hervor, daß die Gemeindemitglieder sich in der Kirche versammelten, um die Wegnahme des Sanctissimum durch die Polizei zu hindern, was man als eine Schändung betrachtete. Man war überein gekommen, die Beamten zu bitten, erst den Entscheid des Zaren abzuwarten, an den man eine Deputation entsandt hatte, und zum Beweise ihrer Loyalität trugen die Gemeindemitglieder die Bilder des Zaren und der Zarewna in ihren Händen. Andere trugen ein Crucifix. Die nun in die Kirche stürmenden Polizisten zerrissen die Bilder und zerschlugen das Crucifix, darauf umzingelte das Volk den anwesenden Gouverneur und forderte ihn auf, ein Protocoll zu unterschreiben, daß er ruhige Leute angegriffen und auf sie geschossen habe. (Der Gouverneur hatte nämlich während dieser Scenen in der Kirche eigenhändig einen Revolver abgeschossen.). Während man darüber noch unterhandelte, kamen 300 Kosaken, mit Gewehren, Lanzen und Knuten bewaffnet, aus Worn an.
Was nun folgte, berichtet die "Kölnische Ztg." wie folgt:
Die Kosaken vertheilten sich in zwei Gruppen. Die einen umzingelten das Städtchen, während die anderen zur Kirche ritten. Hier sprengten sie sofort auf die Menge ein, schossen, stachen mit der Lanze und schlugen unbarmherzig mit der Knute auf die Köpfe der Einwohner. Wer einige Knutenhiebe erhalten hatte, dem strömte das Blut aus zahlreichen Wunden hervor. Zwei Kosaken sprengten sogar über die Köpfe der Leute hinweg in die Menge hinein. Hinter ihnen folgten viele andere Kosaken zu Fuß. In der Kirche begann nun eine gräßliche Metzelei. Das Blut der wehrlosen Einwohner, die ihr Heiligtum schützen wollten, bespritzte die Wände des Gotteshauses und strömte auf den Fußboden. Mit einer höllischen Wuth warfen sich einige Kosaken auf die Altäre, zertrümmerten die Crucifixe, Leuchter und Statuetten der Heiligen und warfen sie auf die Erde. Ein Geistlicher wurde von ihnen gewaltsam in die Kirche geführt, welcher das Allerheiligste heraustragen mußte. Eine Escorte Kosaken begleitete den Priester bis zur Pfarrkirche. Die zerbrochenen Gegenstände trug man aus der Kirche in eine nahe gelegene Senkgrube, in welche die Kosaken sie unter Hohngelächter hineinwarfen. Der Gubernator ließ dann die Kirche besichtigen, wobei man einige Leichen vorfand. Diese warfen die Kosaken in die Kalkgrube auf dem Kirchhofe. Während der Nacht zogen sie dieselben wieder heraus und führten sie in ein anderes Kirchspiel hinüber. Niemand weiß, wo man die Leichen begraben hat. Auch die Namen der Ermordeten hat man bis jetzt nicht ermitteln können.
Als die Metzelei so ernst wurde, flohen die übrigen Leute entsetzt nach allen Richtungen hin, wurden aber gleich von den Kosaken verfolgt und gefangen genommen. Die meisten Flüchtlinge liefen an das Ufer des Flusses neben der Stadt. Hier begann die Metzelei von neuem. Die Kosaken drangen unbarmherzig auf die Flüchtlinge ein und verwundeten sie auf verschiedene Weise. Viele Verwundete sprangen in den stark angeschwollenen Fluß und ertranken. Die übrigen Flüchtlinge wurden von den Kosaken in die Mitte genommen und vor das Amtshaus auf den Marktplatz des Städtchens getrieben, wo ihrer andere Qualen warteten. Aus der Stadt selbst hatten die Polizisten auch eine Menge Leute zusammengetrieben.
Bald erschienen vor dem Amtshause der Gubernator, sein Unterbeamter, umgeben von vielen Polizisten und Kosaken. Nun folgte eine barbarische Exekution, welche jeder Beschreibung spottet. Jeder Einwohner von Koroze sollte besonders bestraft werden. Ein Arzt wurde herbeigerufen, welcher feststellen mußte, wie viele Knutenhiebe ein jedes Opfer ertragen könne. Man führte dann die Leute einzeln herbei, riß ihnen die Kleider vom Leibe und hieß sie, sich nackt zwischen zwei Reihen Kosaken auf die Erde niederzulegen, worauf sie dann auf die brutalste Weise von den Knuten derselben zerfleischt wurden. Niemand wurde davon verschont, nicht einmal die schwangeren Frauen.
Die Geschlagenen warf man, ohne Rücksicht, ob sie ohnmächtig oder bereits todt waren, auf einen Haufen. Die Kosaken lösten sich bei dieser unmenschlichen Arbeit gegenseitig ab; denn die ganze Execution währte bis Sonnenuntergang. Der Gubernator ließ nach der Execution die Geschlagenen, welche noch die nöthigen Kräfte dazu besaßen, vor sich treten und fragte sie barsch, ob sie jetzt seine Autorität anerkennten. Als ihm die Leute diese Frage nach seinem Sinne beantworteten, befahl er ihnen, eine Stunde lang zu knieen. Dann rief er sie alle nochmals zusammen und eröffnete ihnen, daß sie nunmehr auf eigene Kosten selbst die Kirche abbrechen mußten. Wer diesem Befehl nicht nachkommen würde, solle eine ähnliche Strafe erhalten, sein Vermögen werde vom Staate eingezogen und er selbst nach Sibirien verbannt werden. Dann wurden alle, gleichviel ob sie verwundet waren oder nicht, in's Gefängniß abgeführt. Da das Gefängniß zu klein war, sperrte man die Gefangenen in die Scheunen der Juden ein. Zwei Frauen erlagen in der Nacht den erhaltenen Wunden. Vor dem Tode baten sie um einen Geistlichen, aber auch dieser Trost wurde ihnen verweigert.
Am anderen Tage wurden die Gefangenen (über 80 Personen) in die Gefängnisse nach Rossijen, Schawel und Telsch übergeführt, ohne daß man Rücksicht auf ihren Zustand oder auf das große Schneegestöber nahm. In den Nachbardörfern nahmen die Kosaken auch viele Verhaftungen vor. Der Gubernator besuchte an diesem Tage die Elementarschule des Städtchens und spendete den Kindern 10 Rubel, damit sie sich Bonbons kaufen, drohte ihnen aber gleichzeitig, daß er sie von den Kosaken durchprügeln lassen werde, wenn sie weiter erzählten, was im Städtchen geschehen sei. Dann erlaubte er den Kosaken, lustig zu sein, d. h. auf deutsch, im Städtchen nach Herzenslust zu rauben. Die Kosaken ließen sich diese Erlaubnis nicht zwei Mal geben, sondern brachen in die Häuser ein.


- Neustrelitz. Erfreulicherweise hat sich das Befinden II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin gebessert. Se. K. H. der Großherzog unternahm am Montag nachmittag in Begleitung der Prinzessinnen Marie und Jutta und des älteren Prinzen die erste Spazierfahrt nach seiner Genesung. I. K. H. die Großherzogin folgte in einem zweiten Wagen.
- Von den Eisenbahnen. Durch die auf dem mecklb. Landtage gefaßten Beschlüsse sind nunmehr die Verträge über die Verstaatlichung des Deutsch=Nordischen Lloyd, die Meckl. Südbahn und der Parchim=Ludwigsluster Eisenbahn so weit perfect geworden, daß es nur noch der in den Verträgen vorbehaltenen Landesherrlichen Genehmigung bedarf. Dem Vernehmen nach ist diese Genehmigung bereits erfolgt. Damit wird das im Jahre 1889 begonnene Werk der Vereinigung sämmtlicher Mecklenburgischer Eisenbahnen in eine Hand und die Einführung des ausschließlichen Staatsbahnsystems in Mecklenburg zum Abschluß gebracht und die Großh. Verwaltung in den Stand gesetzt, den allgemeinen Verkehrsbedürfnissen des Landes in weitestem Umfange zu genügen und die gedeihliche Entwickelung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Interessen weiter zu fördern.

[ => Original lesen: 1894 Nr. 2 Seite 6]

- Der socialdemokratische Parteitag für Mecklenburg=Schwerin, Mecklenburg=Strelitz und Lübeck wurde am 1. Januar abends 5 Uhr in Lübeck in Spehrs Etablissement eröffnet. Anwesend waren 18 Delegirte: Lübeck (2), Rostock (2), Güstrow (2), Neustrelitz (2), Neubukow (2), Schwerin, Neubrandenburg, Waren, Bützow, Schwaan, Parchim, Boizenburg, Kronskamp je einer. Nach der Wahl der Mandatsprüfungscommission fand die Abrechnung der einzelnen Wahlkreise und der Cassen=Commission statt. Der Abrechnung der Parteicasse obengenannter Städte ist Folgendes zu entnehmen:
Der Kassenbestand betrug am 1. Januar 1893 473,45 M., die Gesammteinnahme 8373,98 Mark, die Gesammtausgabe 8002,11 M., sodaß der Cassenbestand am 1. Januar 1894 371,87 Mark beträgt. Nachdem die Delegirten über die einzelnen Wahlbezirke berichtet hatten, wurde die Versammlung geschlossen. - Die Hauptversammlung fand am 2. d. vormittags statt. Die Sitzung ward um 9 Uhr eröffnet. Den Vorsitz führt Diedrich=Rostock, die Verhandlungen beginnen mit dem Bericht der Agitationscommission. In dem Bericht wird Klage geführt, daß die Geldmittel aus Mecklenburg recht spärlich eingegangen seien, dagegen habe das beschränkte Vereinsgesetz in Mecklenburg große Ausgaben an Proceßkosten verursacht. Dem Bericht folgt eine längere, recht lebhafte, zum Theil erregte Debatte. Es wird von verschiedenen Seiten bemängelt, daß in Mecklenburg keine besseren Fortschritte gemacht seien, es seien viele Geldmittel dahin gekommen, aber, obwohl bei der letzten Reichstagswahl über 32 000 Stimmen auf die socialdemokratischen Candidaten gefallen seien, wären nur etwa 350 Mk. aus Mecklenburg in die Agitationscasse gefallen. An die einzelnen Wahlkreise in Mecklenburg seien folgende Summen anläßlich der Reichstagswahl gesandt worden: an den 1. Wahlkreis 537 M., 2. Wahlkreis 500 M., 3. Wahlkreis 400 M., 4. Wahlkreis 609 M., 5. Wahlkreis 1050 M. Der Strelitzer Wahlkreis habe 700 M. erhalten. Während der Agitationskommission Vorwürfe gemacht werden, sie habe ihre Pflichten Mecklenburg gegenüber nicht erfüllt, die Verhältnisse in Mecklenburg seien nicht berücksichtigt, es sei kein Zusammenwirken zwischen den Mecklenburger Parteigenossen und der Agitationskommission, wurde von dieser den Mecklenburger Parteigenossen die Schuld an den Zuständen der sozialdemokratischen Partei in Mecklenburg zugeschoben. Ganz besonders spielte die Geldfrage in der Diskussion eine Rolle. Ein Lübecker Delegirter wandte sich in erregter Weise im Speziellen gegen die Rostocker Parteigenossen. Die Mecklenburger Parteigenossen hätten ohne Einverständnis der Agitationskommission gehandelt, sie seien immer selbstständig vorgegangen, und das habe dazu geführt, daß der Zweck der Agitationskommission zum Theil nicht erreicht sei. Für Lübeck habe die Commission überhaupt keinen Werth, sie sei besonders für Mecklenburg berechnet. Auch die Gründung einer sozialdemokratischen Zeitung wurde von Mecklenburger Delegirten kritisirt; diese Angelegenheit wurde kurz und bündig damit beendet, daß ein Lübecker Delegirter erklärte, das gehe die Mecklenburger nichts an. Nach Schluß dieser Debatte wurde, nachdem noch in eine kurze Berathung der Anträge eingetreten war, die Versammlung bis 2 Uhr Nachmittags vertagt.


- Ueber den Charakter schwerer Verbrecher hat der Anstaltsbezirksarzt Dr. Saxe im Landesgefängniß in Zwickau interessante Beobachtungen angestellt, die im jüngst erschienenen Jahresbericht des sächsischen Landes=Medizinalkollegiums mitgetheilt werden. Namentlich bei solchen Gefangenen, die wegen schweren Brutalitätsverbrechen gegen Gesundheit und Leben Anderer verurtheilt waren, hat der genannte Arzt beobachtet, daß sie für ihre eigene Gesundheit und ihr eigenes Leben sehr große Besorgniß zeigten. Bei dem Eintreten von Schmerzen geberdeten sich diese Verbrecher lächerlich ängstlich und bei geringfügigen operativen Eingriffen benahmen sie sich gänzlich feig.
- Immer g'rad heraus! In der Oststeiermark hatten Ueberschwemmungen in Folge heftiger Niederschläge bedeutenden Schaden angerichtet, so daß zu dessen Prüfung sich eines schönen Tags in einem Dorf genannter Gegend auch der Herr Landeshauptmann, Graf W., einfand. Dieser sandte sofort einen Boten zum Gemeindevorsteher, mit dem Befehl er, der Gemeindevorsteher, habe sich auf der Stelle in das näher bezeichnete Gasthaus zu verfügen, da Se. Excellenz ihn zu sprechen wünsche. Der Gemeindevorsteher, ein Bauer vom alten Schrot, warf sich in seinen Sonntagsstaat und ging eilenden Fußes dem Gasthaus zu. Dort angekommen, trat der gute Mann sofort auf den Landeshauptmann zu mit den jovialen Worten: "Hob wuhl's Vergnügen, den Herrn Grafen za sprech'n ?" "Nein", meinte der Angesprochene, das harmlos dreinblickende Bäuerlein mit wütenden Blicken durchbohrend und jedes Wort scharf betonend, "Sie haben nicht das " Vergnügen", den Herrn Grafen zu sprechen, sondern Sie haben die "Ehre", vor Sr. Excellenz dem Herrn Landeshauptmann zu stehen!" Allein unser Bauer ließ sich nicht einschüchtern: "Wenn's ka Vergnü'n is, nacha is a ka Ehr! . . . 'mpfehl mi Ihna!" Sprach's, drehte sich auf dem Absatz um und fort war er, die verdutzt dreinblickende Excellenz allein lassend.
- Erzherzog und Zigeuner. Aus Budapest wird neuerdings nachstehendes Vorkommnis aus dem Krieg vom Jahr 1866 mitgetheilt, das der Erzherzog Josef, der jetzige Kommandant der ungarischen Honveds, selbst einmal erzählt hat: "Als wir vor der vordringenden preußischen Armee retirierten, schlugen wir unser Lager in der Nähe einer böhmischen Ortschaft auf. Nach Einbruch der Nacht begaben sich die Soldaten zur Ruhe. Nur ich blieb noch wach in meinem Quartier, einer Bauernstube, da ich zu arbeiten hatte. Gegen Mitternacht höre ich vor meiner Wohnung die Stimme des Wachtpostens : "Halt! Wer da ?" Gleich darauf meldete mein Adjutant, daß draußen ein Zigeuner sei, der mit mir unter vier Augen zu sprechen wünsche. Der Zigeuner, es war ein Soldat, erhalt Einlaß und ich blieb mit ihm allein. "Was giebt's?" fragte ich ihn. Der Feind kommt herangerückt; er will uns überraschen." "Die Vorposten haben doch bisher nichts Verdächtiges wahrgenommen." "Weil der Feind noch weit ist, Hoheit, aber bald wird er hier sein und dann wehe uns." "Ja, wo her weißt Du denn das?" "Wollen Hoheit nur ans Fenster treten. Sehen Sie dort die vielen Vögel, die aus dem Wald gegen Süden fliegen ?" "Die sehe ich. Nun, und dann?" "Und dann? Schlafen denn die Vögel nicht ebenso wie die Menschen? Sie würden gewiß nicht herumfliegen, wenn Sie im Wald Ruhe hätten. Aber der Feind kommt durch den Wald und die Vögel sind aufgescheucht worden." "Gut, mein Sohn. Jetzt kannst Du gehen." Sofort erteilte ich die Ordre zur Verstärkung der Vorposten und zur Alarmierung des Lagers. Eine Stunde später war das Vorpostengefecht mit dem heranrückenden Feind im Zug. So wurde unser Lager durch die Beobachtungsgabe eines einfachen Zigeuners vor einer verhängnisvollen Ueberraschung bewahrt."
- Eine muthige That. Welche Macht ein unerschrockenes Vorgehen und ein mutiges Wort über die Gemüther der Menschen auszuüben vermag und wie schnell auch eine aufgeregte Menge beruhigt werden kann, zeigt die gewiß so manchem noch nicht bekannte Episode aus dem Leben Nicolaus I., des Großvaters des jetzigen russischen Kaisers, die Graf Vitzthum von Eckstädt in seinen Denkwürdigkeiten erzählt. "Wegen des Ausbruchs der Cholera in St. Petersburg hatten sich Tausende auf den weiten Isaaksplatz begeben und die Regierung, laut schreiend, der Brunnenvergiftung beschuldigt. Der Kaiser war, in seinen Mantel gehüllt, allein unter die Aufrührerischen getreten, hatte den Mantel fallen lassen und mit einer Handbewegung den Massen befohlen, sich auf die Kniee zu werfen. Niemand wagte stehen zu bleiben. Da rief der Kaiser mit donnernder Stimme: "Ihr Elenden! Nicht die Brunnen sind vergiftet, aber Ihr habt mit Euren Sünden Euch selbst vergiftet. Nun betet zu Gott, daß er Euch vergebe und die Plage von uns nehme." Ein tausendstimmiges "Hurrah! Hoch lebe unser Herr und Vater!" war die Antwort der aufrührerischen Menge und ohne einen einzigen Polizeisoldaten war die Bewegung wie mit einem Zauberschlag überwunden."


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