No. 101
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Dezember
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 1]- Der große Truppenübungsplatz für das 8. Armeekorps, welcher im Kreise Malmedy angelegt werden soll, verursacht das Eingehen der Landgemeinde Elsenborn. Sämmtliche Grundstücke mit den Häusern werden vom Militärfiskus erworben. Angeblich soll schon im Frühjahr die Bestellung der Acker nicht mehr gestattet sein. Die Häuser des Dorfes und die Kirche sollen vorläufig stehen bleiben und von den Soldaten benutzt werden Noch drei andere Gemeinden verlieren einen großen Teil ihrer Ländereien.
- Bezüglich der Quittungs= und Frachtbriefstempelsteuer beschloß die Stuttgarter Handels= und Gewerbekammer mit allen gegen eine Stimme die Erklärung: "Die Steuer und noch mehr ihre Begründung ist ein politisch verfehlter Gedanke; das Reich verliert an innerer Kraft, was es an einigen Millionen gewinnt. Der Reichstag erweist der Regierung den besten Dienst, wenn er beide Stempelarten mit aller Entschiedenheit so zurückweist, daß sie überhaupt nicht mehr darauf zurückkommt." Mit elf gegen vier Stimmen beschloß die Stuttgarter Kammer auch, in einer Eingabe an den Reichstag die Verwerfung der Börsensteuer zu beantragen.
- Wie einschneidend die Quittungs= und Frachtbriefsteuer wirkt, bewiesen auch folgende der Trierer Landeszeitung mitgetheilte Zahlen: "Eine größere Mühle in der Nähe von Trier bezieht und versendet im Durchschnitt monatlich 120 Wagenladungen zu 20 Pfennig macht 24 Mk. 120 Stückgutsendungen zu 10 Pf. macht 13 M., ferner monatlich 350 bis 400 Geldbeträge, wofür sie Quittungen ertheilen muß, per 10 Pfg. macht monatlich 35 bis 40 Mk. Im Ganzen also ca. 75 bis 80 Mark Steuer monatlich! Eine drückendere Steuer wäre kaum denkbar.
- Aus Berlin wird geschrieben: Den ohnehin müßigen Kombinationen über das voraussichtliche Schicksal des Antrages auf Aufhebung des Jesuiten=Gesetzes wird vielleicht eine Meldung ein Ende bereiten, der, so schwer sie sich auch kontrolliren läßt, doch die größte innere Wahrscheinlichkeit nicht abzusprechen ist. Man erfährt von recht vertrauenswerther Seite, daß der Kaiser in einer gelegentlichen Aeußerung gegen die Aufhebung des Jesuitengesetzes auf das Allerbündigste sich ausgesprochen hat und seine Meinung dahin präzisirte, daß er in einen solchen Beschluß zu willigen wohl nicht ersucht werden würde . . .
- Die preußische Staatsregierung beabsichtigt nach den "Berliner Neuesten Nachrichten", die Einverleibung der Vororte Berlins im großartigsten Maaßstab vorzunehmen; so wird ganz Charlottenburg einverleibt. Berlin wird nach der Einverleibung zwei Millionen Einwohner zählen.
- Das Handeschütteln zwischen den deutschen Sachverständigen und den wegen Spionage verurtheilten französischen Offizieren war in der deutschen Presse mehrfach als eine übertriebene, die Grenzen des Nöthigen weit überschreitende Artigkeit bezeichnet worden. Es wird allgemein mit Befriedigung aufgenommen werden, daß der in Frage stehende Vorgang nunmehr in der amtlichen "Leipzig. Ztg." folgendermaßen aufgeklärt wird: "Während des Ausschlusses der Oeffentlichkeit schien der Angeklagte Degouy mit den militärischen Sachverständigen in fachmännische Auseinandersetzungen gerathen zu sein, die einen etwas erregten Charakter angenommen haben mögen. In seiner Schlußbemerkung bat nun Degouy die deutschen Offiziere, ihm die Wärme, mit der er seine Ansichten vertreten, nicht nachtragen zu wollen. Dieser öffentliche Appell an ihren Edelmuth verfehlte bei den deutschen Marineoffizieren seine Wirkung nicht. Mit ritterlicher Höflichkeit traten sie, als der Gerichtshof den Saal verlassen hatte, an die französischen Kameraden heran und reichten ihnen, wie dem Gegner nach dem Zweikampf, die Hand, zum Zeichen, daß keine Verstimmung in ihnen zurückgeblieben sei. Wir entsprechen einem von wohlunterrichteter Seite uns ausgedrückten Wunsch, wenn wir betonen, daß jede andere Auslegung unberechtigt sein würde."
- Kein Mensch spricht in Paris mehr in der Kammer von dem Bombenattentat. Man ist mit der Ausführung der Vorsichtsmaßregeln für Attentatsfälle eifrig beschäftigt. Vor allen Dingen wird ein Läutewerk eingerichtet, welche durch Druck auf einen Knopf hinter dem Fauteuil des Präsidenten in Bewegung gesetzt wird und die Möglichkeit giebt, alle Thüren des Hauses sofort und gleichzeitig zu schließen. Die Kosten dieser Einrichtung werden sich auf 4000 Frks. belaufen.
- In Petersburg nimmt die Cholera wieder zu. Am Freitag voriger Woche ist die Zahl der Erkrankten auf 91 angegeben worden. Die Aerzte geben als Ursache für das neuerliche Auftreten der Krankheit die mangelhafte Nahrung von Fischen an, die in der derzeitigen Fastenzeit viel gegessen worden und die gesalzen und gefroren auf den Markt kommen und häufig von zweifelhafter Qualität sind.
- Die Einführung grauer Militärmäntel ist nach den "Münchener Neuest. Nachr." vorerst nicht beabsichtigt oder würde wenigstens erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn dieselbe allgemein für das übrige Reichsheer einträte. Auch glaubt man vielfach, daß die Lösung dieser Frage möglicherweise durch den Wegfall des Mantels aus der Kriegsbekleidung der Mannschaften beeinflußt werden könnte, nachdem in neuerer Zeit behufs Verminderung des feldmäßigen Gepäcks von verschiedenen Seiten der Vorschlag aufgetaucht worden ist, die Mannschaften zum Schutze gegen Kälte statt mit dem Mantel mit einem leichteren, über dem Waffenrock zu tragenden, eventuell wasserdichten Bekleidungsstücke auszustatten, wozu sich bei entsprechendem Schnitte die Litewka eignen dürfte.
- Der preußische Landtag soll zum 16. Jan. zusammenberufen und durch den Kaiser persönlich eröffnet werden.
- Die Delegierten zu den deutsch=russischen Handelsvertragsverhandlungen haben am Donnerstag ihre letzte Sitzung vor dem Fest abgehalten. Ueber den Stand dieser Verhandlungen sind wieder einander widersprechende Angaben verbreitet: Die Einen behaupten, daß bis auf den formalen Ab=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 2]

schluß Alles erledigt sei, die Anderen, daß die russischen Unterhändler sich speziell gegenüber den vor Wochen gestellten deutschen Kompensations=Forderungen, die Ersatz für die Ablehnung einiger der ursprünglichen deutschen Forderungen bieten sollten, bis jetzt völlig zurückhaltend erwiesen hätten. Nach den Informationen der "National=Ztg." ist ein Abschluß der Verhandlungen in positivem Sinn zur Zeit noch keineswegs in Aussicht, da russischerseits befriedigende Zugeständnisse noch nicht gemacht worden sind.
- Auch in Wien sollen bei den zollpolitischen Verhandlungen mit Rußland in den letzten Tagen Schwierigkeiten aufgetaucht sein, welche die gehoffte rasche Erledigung dieser Verhandlungen verhindern. Die auf die letzte russische Note zu ertheilende Antwort sollte am Freitag in einer aus Delegierten Oesterreichs und Ungarns zusammengesetzten Konferenz festgestellt werden.
- Der präsumtive österreichische Thronerbe, Erzherzog Franz Ferdinand soll, wie es heißt, im Auftrage des Kaisers Franz Josef dem König Humbert in Rom den Besuch erwiedern, den jener aus Rücksicht auf den Papst noch immer hinausgeschoben hat. Der Besuch des Grafen Kalnoky in Monza, wo derselbe eine Begegnung mit dem König Humbert und mit dem Minister Brin hatte, wird mit der Angelegenheit in Verbindung gebracht. Erzherzog Franz Ferdinand d'Este ist der älteste Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, des nächstältesten Bruders des Kaisers Franz Josef. Der junge Erzherzog hat eine sorgfältige Erziehung genossen. Seine Studien, die sich auf die Rechts= und Staatswissenschaften, ebenso wie auf die Agrikultur erstreckten, wurden in strenger und gewissenhafter Weise geleitet. Nachdem er als selbständig erklärt worden war, trat er in die militärische Laufbahn ein, und zwar als Offizier beim 4. Dragoner=Regiment, gegenwärtig ist er General und steht à la suite des Königlich preuß. Ulanen=Regts. Graf zu Dohna (ostpreuß.) Nr. 8. Aus dem engsten Kreise seiner militärischen Stellung trat er zum ersten Male heraus, als er die Dynastie beim Begräbnisse des Herzogs von Braunschweig zu vertreten hatte, das zweite Mal, da er sich im Jahre 1888 an den Berliner Hof begab, um dem Kaiser Wilhelm für den ihm verliehenen militärischen Grad in der preußischen Armee persönlich zu danken. Nach seiner eigenen Versicherung hat er von dort die angenehmsten Eindrücke zurückgebracht. Auf der großen Weltreise, die der Erzherzog vor einigen Jahren unternahm, trat er in Berührung mit allen großen außereuropäischen Höfen.
- In den Hofkreisen von Kopenhagen geht das Gerücht, daß in Kurzem die Verlobung des Prinzen Christian, des ältesten Sohnes des dänischen Thronfolgers, mit der Prinzessin Marguerite d'Orleans, zweiten Tochter des Herzogs von Chartres und Schwester der Prinzessin Waldemar von Dänemark, bekannt gemacht werden wird. Prinz Christian wurde im Jahre 1870 geboren. - Nach Untersuchungen des Professors Harald Westergard sind in den fünf Jahren 1887-92 in Dänemark 800 Personen infolge übermäßigen Genusses geistiger Getränke gestorben. Dabei sind mehrere Hundert Selbstmorde, die aus derselben Ursache herrühren nicht mitgerechnet. Nächst Brustkrankheiten raffte die Trunksucht die meisten Männer im besten Mannesalter hinweg.
- Wie in Deutschland, so werden auch in Oesterreich bei sämtlichen drei Armeekorps Galiziens (I., X. und XI.) 3-4tägige Wintermanöver stattfinden, an welchen nach Mittheilung der "Reichswehr" auch zwei Kavallerie=Divisionen teilnehmen werden.
- In Spanien hat sich der Bewegung gegen die Handelsverträge mit Deutschland und England neuerdings die Handelskammer von Malaga angeschlossen. Auch die Kaufmannschaft von Barcelona, die bedeutendste des ganzen Landes, bereitet eine Versammlung gegen die Handelsverträge vor.
- Den eidgenössischen Räten wurde soeben mittels einer Botschaft der Entwurf eines Bundesgesetzes betreffend Verbrechen gegen die öffentliche Sicherheit vorgelegt.
- Das Reiseprogramm der Königin von England ist nunmehr festgesetzt. Die Königin wird am 22. März in Florenz eintreffen; über Deutschland wird sie nach England zurückkehren und in Coburg einen Besuch abstatten. Der Aufenthalt auf dem Festlande wird etwa sechs Wochen dauern.
- Die Flottendebatte im englischen Unterhaus ist beendet. Die Regierungsmajorität die mit dem alten Gladstone durch Dick und Dünn geht, hat die patriotischen Bedenken des konservativen Lord Hamilton und der Hälfte des englischen Volkes niedergestimmt. Der Antrag Hamiltons betreffend die Verstärkung der englischen Flotte mit 240 gegen 204 Stimmen wurde abgelehnt, und der Unterantrag Gladstones, welcher besagt, es sei die erste Pflicht des verantwortlichen Ministers, hinreichende Maßregeln zu treffen, um die Flotte für die Verteidigung des Landes und für den Schutz des Reiches in Stand zu setzen, wurde darauf angenommen. Mit andern Worten, die stärkere Wehrhaftmachung Englands zur See ist auf den St. Nimmermehrstag vertagt. In Petersburg wird man über diese Art des britischen Patriotismus nicht gerade böse sein.
- Nach dem vorläufigen Berichte des Ackerbauamtes von Großbritanien ist der im Jahre 1893 erzielte Ernteertrag an Gerste um 10 Millionen Bushel geringer gewesen, als im Jahre 1892, obgleich 40 000 Acker mehr mit dieser Frucht bestellt waren, der Haferertrag ist um 6 Millionen gegen das Vorjahr zurückgeblieben, obwohl 150 000 Acker mehr angebaut waren. Weizen hat einen um 9 Millionen Bushel geringeren Ertrag geliefert, 300 000 Acker waren weniger mit dieser Frucht angebaut worden.
- Ueber die geschäftliche Behandlung der Steuervorlagen im Reichstag steht jetzt soviel fest, daß zunächst am 11. Januar die erste Lesung der Tabaksteuer stattfinden soll. Daran wird sich die erste Berathung der Weinsteuer schließen und dann die Berathung des allgemeinen Finanzreformplanes folgen. Alle diese Vorlagen werden natürlich in einer Kommission vorberaten werden, und zwar werden sie voraussichtlich der Stempelsteuer=Kommission überwiesen werden, die vielleicht eine oder die andere Veränderung erfahren wird. Jedenfalls wird es Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis die Beratung über diese Materie zum Abschluß kommen wird.
- Zahlreiche Weihnachtssendungen sind verunglückt und so manche von liebender Hand sorgsam vorbereitete Freude zum Weihnachtsfest vernichtet: Der Eisenbahnzug 317 Berlin=Kreuz, welcher am Mittwoch mit Verspätung am Bestimmungsorte eingegangen war, ist infolge unrichtiger Weichenstellung von einer Rangiermaschine erfaßt worden. Der beim Zusammenstoß getroffene Bahnpostwagen wurde aus den Schienen gehoben und auf die Seite geworfen. Das aus der beschädigten Leitung ausströmende Gas hat sich am Ofenfeuer entzündet und Wagen samt Ladung in Brand gesetzt. Von der aus gewöhnlichen Packeten bestehenden Ladung sind 235 mehr oder weniger durch Feuer und Wasser beschädigt worden, 50 Stück sind verbrannt. Der Bahnpostwagen ist stark beschädigt. Die drei im Wagen dienstthätig gewesenen Personen sind zum Glück ohne ernstliche Verletzungen davongekommen.
- Nach einer weiteren Mittheilung ist der am Mittwoch im Güterzug 522, aus Berlin 10 Uhr 18 Min. abends nach Leipzig abgelassene, geschlossene Bahnpostwagen, welcher eine starke Packetladung nach dem Königreich Sachsen enthielt, Donnerstag früh brennend in Bitterfeld eingelaufen. Etwa zwei Drittel der Ladung sollen verbrannt oder beschädigt sein.
- Vom Posten erschossen wurde in Kiel in der Nacht zum Freitag auf der Kaiserwerft ein Matrose, namens Busch.
- Ueber Puppenmoden wird aus Paris geschrieben: Die Moden der Puppen folgen jenen der Kinder auf dem Fuße. So tragen alle Puppen gegenwärtig die taillenlosen amerikanischen Kleidchen, dazu die mächtigen Filzhüte oder Capotes, die einen Federnreichthum aufweisen, der den Neid jedes Indianer=Häuptlings erwecken könnte. Natürlich sind die kleinen Russenpuppen beiderlei Geschlechts in jeder patriotischen Kinderstube daheim, und Matrosenknaben, wie Dämchen im Marine=Kostüm piepsen ihre "Vive la Russie!" zum höchsten Entzücken der lebenden Jugend. Russische Puppensoldaten sieht

[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 3]

man häufig neben Puppenkinderfrauen in der bänderreichen französischen Nationaltracht. Neu sind auch schwimmende Puppen, gar seltsam langarmige und langbeinige Geschöpfe im Badekostüm, die, wenn sie aufgezogen werden, mit automatischen Bewegungen die Wellen theilen. Die schwimmenden Puppen haben es noch nicht zur bekannten Fertigkeit des Kapitän Boyton gebracht, allein bei einem Wettschwimmen im Waschtroge machen sie sich kuragiert an die Arbeit. Die Puppenbräute sind gar nicht mehr modern, hingegen sieht man verschiedene Puppen in dekolletierten Empire=Toiletten, die ohne Hilfe die Ballfächer gebrauchen können. Auch Puppen in Stubenmädchentracht, das Häubchen auf den gewellten Haaren, hantieren eifrig mit dem Besen, und wenn der weißgekleidete Koch die Saucen zu rühren beginnt, kennt meist der Enthusiasmus von Klein=Paris keine Grenzen mehr. Unter den Nouveautés im Puppenreiche nennt man auch Puppen=Visitkarten, die nebst dem Namen der Puppe auch die Adresse derselben zeigen. Jede Puppe der guten Gesellschaft trägt ihre Visitkarte im Ridikule, eine Mode, die bei Puppenverlusten in den öffentlichen Anlagen dem "ehrlichen Finder" sein schönes Amt sehr erleichtern. Selbst Sparkassen en miniature findet man in unsern Tagen in den Pariser Puppensalons, und wenn dieselben hinreichend gefüllt sind, schreitet man energisch an die Anschaffung eines neuen Puppentoilettestückes. Noch nicht sehr bekannt sind Puppenregenmäntel aus Kautschuk, noch zeitgemäßer Puppenpelze.


Anzeigen.

Die herrschaftlichen Mühlen zu Schönberg und der sogen. alte Bauhof daselbst werden zu Johannis 1894 vacant und ist die öffentlich meistbietende Wiederverpachtung derselben von dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio zu Neustrelitz angeordnet. Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 12. Januar 1894
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Caution von 2000 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung bei dem Mühlenpächter Franck in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 22. Dezember 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Konkursverfahren.

Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Johann Buschow zu Baeck wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben.
Schönberg i./M., den 22. Dezember 1893.

Das Großherzogliche Amtsgericht.
                                                    Veröffentlicht
                                                    W. Wetzel.
                                                    Gerichtsschreiber.


Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Weg über meine Hofstelle nach Carlow mit schwerem Fuhrwerk nicht befahren werden darf.
Pogez, den 27. Dezember 1893.

                                                    J. Robrahn,
                                                    Hauswirth.


Ein gut erhaltenes                          
Fortepiano
verkauft                                                     J. Wegner, Lehrer.


Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.

      Zwecks Auszahlung der zu Antoni k. Js. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom
Mittwoch, den 27. Dezember
bis
Sonnabend, den 30. Dezember d. J.,
Vormittags, von 8-12 Uhr,

sowie am

Sonntag, den 31. Dezember d. J.,
Morgens von 8-10 Uhr,

geöffnet.
      Schönberg, den 19. Dezember 1893.

                                                    Das Directorium.


Am 30. d. Mts., 11 Uhr,

im Lokale des Herrn Gastwirth W. Böckmann, wird Herr Rechtsanwalt Monich über die, am 28. d. Mts., stattfindende Gläubigerversammlung der Mecklenb.=Viehversicherungs=Gesellschaft zu Güstrow Bericht erstatten.

                                                    I. A.:
                                                    J. H. Freitag.


Nachdem ich mich hierselbst als

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[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 4]
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Die außerordentliche                          
Hauptversammlung
der Schuhmacher=Innung pro 1894
findet am Montag, den 8. Januar 1894
von morgens 10 Uhr

an im Innungslokale statt, und werden die Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen.
                          Tagesordnung:
     1) Neuwahlen des Vorstandes etc.
     2) Einzahlen der Beiträge.
     3) Besprechung wichtiger Innungs=Angelegenheiten.
Schönberg, im Dezember 1893.

                                                    Der Vorstand.


Extra=Bestellungen auf                          
Berliner Pfannkuchen,
nimmt bis Sonnabend Abend entgegen                                                    
                                                    Wilh. Miltzow,
                                                    Bäcker und Conditor.
Hausieren lasse nicht.


Zum Sylvester empfiehlt                          
frische Berliner
Punsch=Pfannkuchen.
                                                    Wittwe Greiff.
                                                    Conditorei.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

Zu der am 29. d. Mts., Abends 7 Uhr im Boye'schen Saale stattfindenden

Weihnachtsfeier

werden hierdurch alle Kameraden mit ihren Familien eingeladen.

                                                    Das Committé.


Schützenhaus.
Am Sonntag, den 31. Dezember.
Sylvesterball
verbunden mit Tannenbaumfeier.
Anfang 7 Uhr.
Tanzschleife für Herrn 50 Pf.
Damen frei.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
                                                    W. Hagen,
                                                    Schützenwirth.


Stadt Lübeck.
Am 31. d. Mts. (Sylvester.)

Tanzmusik
über 11 Uhr hinaus.


Zur Tanzmusik
am Sylvester
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    J. Wienck,
                                                    Sülsdorf.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 31. Dezember.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Sylvester (Abends 6 Uhr): Pastor Krüger.

Montag, 1. Januar 1894.

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 40-48 M., Kälber 50-80 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 52.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. December 1893.


- Schönberg. Bei dem Schulzen Siebenmark in Falkenhagen steht ein aus Selmsdorf gebürtiger Knecht schon 25 Jahre lang als Kuhfütterer in Dienst und verrichtete seinen Posten mit großer Gewissenhaftigkeit. In Anerkennung seiner Treue und Redlichkeit, die er während der langen Dienstzeit an den Tag gelegt hat, sind ihm durch den Herrn Kammerherrn von Oertzen, als dem ersten Beamten des Fürstenthums, 20 M. im Namen des Großherzogs zum Geschenk gemacht worden.
- Schönberg. Der kürzlich verschollene Commis des Kaufmanns Schw., der für seinen Herrn Gelder eincassiren sollte und nicht zurückkehrte, ist nun, wie er seinem früheren Prinzipal brieflich mittheilt, bei seinen Eltern in Bremen angelangt.
- Schönberg. Die hiesigen Interessenten der Güstrower V.=V. haben den Rechtsanwalt Monich in Grevesmühlen zu ihrem Vertreter erwählt. - Das Urtheil in dem Mecklenburger Schaffnerprozeß lautet auf 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus bis hinunter zu 1 Woche Gefängniß. Unter Anklage standen 24 Schaffner, von denen einige wegen Verjährung ihrer Strafthat freigesprochen werden mußten.
- Neustrelitz. Auf Allerhöchsten Befehl wird allen denjenigen Herrschaften, welche beabsichtigen sollten, zu Neujahr am Hofe zu erscheinen, zur Nachricht gegeben, daß in diesem Jahre in Folge schon längere Zeit andauernden Unwohlseins Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin weder Empfang noch Festlichkeiten stattfinden werden.
- Am 20. d. Mts. ist in der Zuckerfabrik zu Wismar zum ersten Male in einer Campagne die Verarbeitung einer vollen Million Centner Rüben erreicht worden. Zur Verarbeitung kommen noch ca. 150 000 Centner Rüben.
- Das Hamburger Waisenhauskollegium hat den Jahresbericht für 1892 ausgegeben. Derselbe dürfte auch für Mecklenburg ein größeres Interesse haben, einmal weil dann auch die Aufgaben, welche die Cholera an die Verwaltung stellte, zur Sprache kommen, dann aber auch, weil jetzt viele Hamburger Kinder in unserem Lande bei Familien untergebracht werden. Letzteres Verfahren empfiehlt sich sehr. Es wird ja nicht ausbleiben, daß Mißgriffe in der Wahl der Pflegeeltern gemacht werden, das gehört einmal zur Unvollkommenheit der menschlichen Verhältnisse, aber gesunder ist jedenfalls die Erziehung in der Familie als im Waisenhause. Und Hamburg stellt seine Bedingungen sehr günstig. Es zahlt für ein Kind im ersten Lebensjahr ein Kostgeld von 200 M., im zweiten von 160 M., von 3-6 Jahren 140 M., von 7-10 120 M., von 11-14 100 M., außerdem erhalten die Kinder freie Schule, freie Schulbücher, freie ärztliche Behandlung und die nothwendige Kleidung. Das können unsere Armenkassen längst nicht leisten!
- In Schlutup verkaufte der Gastwirth Markmann sein Gasthaus "zur Post" für die Summe von 71 000 M. an den Oberkellner Steinhagen in Lübeck.


- In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ist auf der Straße Schwetzingen=Mingolsheim ein Metzger, der einen Fremden auf seinem Wagen mitgenommen hatte, von diesem überfallen, schwer verletzt und seiner Barschaft im Betrag von 100 Mk. beraubt worden. Die Staatsanwaltschaft fahndet nach dem unbekannten Thäter.
- Auf das Vorkommen von Lepra (Aussatz) im Kreise Memel ist im Herbst d. J. die öffentliche Aufmerksamkeit durch einen ostpreußischen Arzt hingelenkt worden. Seine Mitteilungen haben die Staatsregierung veranlaßt, Erhebungen anzuordnen. Durch diese sind die Angaben des Arztes, wie aus Memel berichtet, durchaus bestätigt worden.
- Aus Meldorf in Dithmarschen wird berichtet, daß der Thurm der dortigen prächtigen Kirche einzustürzen droht. Das königliche Konsistorium in Kiel hat sich deshalb veranlaßt gesehen, den Zugang zum Kirchthurm und den Haupteingang der Kirche sperren zu lassen. Eine kürzlich stattgefundene bautechnische Untersuchung hat ergeben, daß der erst vor zwei Jahrzehnten aufgeführte Thurm sich in sehr baufälligem Zustande befindet. Anfang der siebziger Jahre wurde der Thurm mit großen Kosten erbaut; er bildete eine Zierde der Kirche. Das Material ist indes von solch' schlechter Beschaffenheit, daß es dem Einfluß der Witterung keinen Widerstand entgegensetzt; der Abbruch des Turmes erscheint unausbleiblich.
- In Gothenburg ankommende Dampfer berichten, daß zahlreiche Wracks, meistens mit Holzladung, in den äußeren Schären umhertreiben und für die Schifffahrt sehr gefährlich sind.
- Der Einwohner Ches aus Klotyldowo bei Labischin in Ostpreußen erschoß aus Unvorsichtigkeit seine Ehefrau, mit der er erst acht Wochen in glücklicher Ehe verheirathet war. Der unglückliche Schütze stellte sich dem Gericht. Ches hatte das Gewehr von seinem Schwager, der in demselben Orte wohnt, geholt, ohne zu wissen, daß es geladen war, und versuchte, dasselbe in seinem Zimmer auseinander zu nehmen, im Beisein von 6-7 anderen Personen, unter denen sich auch seine Frau befand. Dabei entlud sich die Waffe und die Kugel drang der Frau ins Herz, sodaß der Tod auf der Stelle eingetreten ist.
- In Karlsruhe, wo bereits das erste deutsche Mädchengymnasium besteht, soll im kommenden Jahr eine Einheitsschule, wie sie in Frankfurt bereits blüht, errichtet werden. Die drei Unterklassen haben kein Latein. Von der vierten Klasse an beginnt die Gabelung in Lateinschule und Realschule und von der sechsten ab zerfällt dieselbe in Gymnasium und Realgymnasium. Man ist auf den Erfolg dieses Experiments sehr gespannt.
- Emin Paschas Tochter Ferida, sowie dessen Schwester Melanie Schnitzer siedelten nach Berlin über, wie es heißt, auf Wunsch des Kaisers, der sich für die Erziehung der Tochter Emins interessirt.
- Ein geheimnisvoller Mord wurde in Bonn verübt. Auf einem wenig besuchten Platze fand man die Leiche eines in schlechtem Rufe stehenden Mädchens. Bei der Untersuchung ergab sich, daß ein geradezu scheußlicher Mord verübt worden war. Da dies innerhalb weniger Wochen der zweite Fall dieser Art ist, herrscht in der Stadt große Aufregung.
- Nachdem bereits vor einiger Zeit bei Mainz ein bekannter Anarchist wegen Verausgabung falscher Zweimarkstücke festgenommen worden, wurden am Montag drei Personen, welche zahlreiche falsche Zweimarkstücke, Formen, Werkzeuge, sozialistische und anarchistische Schriften bei sich führten, am Bahnhofsschalter der Station Bischofsheim in dem Augenblicke verhaftet, als sie Billets nach Darmstadt lösten. Einer von ihnen machte einen vergeblichen Fluchtversuch.
- Postbeamte eines Pariser Stadtpost=Amtes unterschlugen in der jüngsten Zeit für etwa 60 000 Franks Briefmarken, indem sie die eingeschriebenen Briefe mit gebrauchten Briefmarken frankierten.
- Ein junger Spanier, der in Cannes Wohnung genommen, konnte der Versuchung nicht widerstehen, in Monte Carlo sein Glück zu versuchen. Er verlor dabei an einem Tage sein ganzes, aus 150 000 Frks. bestehendes Vermögen. Aus Verzweiflung darüber schnitt er sich die Pulsader durch und stürzte sich dann zum Fenster des Gasthofs hinaus. Der Unglückliche hinterläßt drei kleine Kinder.
- Ein furchtbarer Wirbelsturm suchte am Sonnabend Japan heim. In Nagasati wurden 2500 Häuser zerstört, 20 Menschen getötet, 26 verletzt. Ein gewaltiger Schaden wurde auch längs der Küste angerichtet.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 101 Seite 6]

- Der erste Weihnachtsfeiertag ist auch anno 1593 auf einen Montag gefallen. Damals hat man aus dieser Thatsache reimweise folgende Wirkungen für die nächste Zukunft abgeleitet:
     "Wird der Christtag auf den Montag gezahlt,
     So wird der Winter weder warm noch kalt,
     Sondern ein mäßiges Wetter man befind;
     Der Lenz wird gut und der Winter mit Wind.
     Grosse Sturmwetter dasselbe Jahr kommen
     Und vielen Landen thun keinen Frommen.
     Es wird der Herbst gut und viel Weins haben,
     Mit Honig wird man sich fast nicht laben:
     Denn die Bienen und Vieh gemeiniglich sterben,
     Welches viel Honig und Milch thut verderben.
     Auch werden viel Frauen halb verzagen
     Und ihre Männer herzlich beklagen,
     Jedoch sollen sie das Leyd anstellen
     Und sich zu einem andern gesellen."


In Ansehung solcher Weissagungsergüsse brauchen wir vor dem Winter nicht zu bangen, während der Sommer nicht sehr angenehm ausfallen dürfte. Wollen aber trotzdem das Beste hoffen!


- Gegen Maul= und Klauenseuche. In der Sitzung der Dünger=Abtheilung der deutschen Landwirthschafts=Gesellschaft zu Königsberg theilte Herr Gutsbesitzer Vibrans=Wendhausen u. a. mit, daß auf Torfstreu stehendes Vieh von der Maul= und Klauenseuche verschont geblieben, während in der Nachbarschaft diese Seuche allgemein in besorgnißerregender Weise aufgetreten sei. Derselbe schreibt dies dem Umstande zu, daß die im Torf enthaltene Säure die Bakterien, welche die Seuche hervorrufen, tötet. Die von Herrn Vibrans aufgestellte Behauptung ist neuerdings durch die wissenschaftlichen Untersuchungen, die Herr K. Schröder im hygienischen Institut der Universität Marburg ausgeführt hat, bestätigt worden. Derselbe will nämlich gefunden haben, daß Typhusbazillen, Cholerabazillen und ähnliche krankheitserregende Mikroorganismen durch Torfmull in ihrem Wachstum behindert und zum baldigen Absterben gebracht werden. Demnach hätte die Landwirtschaft kein besseres Mittel, die Viehstände vor der bösen Klauenseuche zu schützen, als reichliche Anwendung von Torfstreu, die zugleich am billigsten und besten die flüssigen wie festen Düngstoffe konservirt.
- Salz für Schweine. Es ist nicht allgemein üblich, den Schweinen Salz in das Futter zu mischen, und doch ist das Salz auch diesen Thieren sehr zuträglich. Die Schweine scheinen das Verlangen nach Salz allerdings nicht in dem Grade zu besitzen, wie die anderen Hausthiere, doch nehmen sie es auch gerne, sowohl auf der Weide als im Stall, und es ist jedenfalls zweckmäßig, ihnen Salz stets erreichbar zu machen. Werden die Schweine mit gekochtem Futter gefüttert, so wird dasselbe durch eine mäßige Salzbeimischung verbessert und verdaulicher gemacht. Das Verhältniß sollte ungefähr dasselbe sein, wie bei den menschlichen Speisen. Dem Magen der Schweine wird gewöhnlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt; es wird vorausgesetzt, daß sie alles vertragen und wohl auch lange hungern können. Diese Unaufmerksamkeit ist denn auch Ursache vieler bei den Schweinen vorkommenden Krankheiten. Regelmäßige Gaben von Salz mit einer kleinen Beigabe von Schwefelblüte und einmal wöchentlich etwas Holzkohle werden dazu beitragen, daß die Thiere stets bei gutem Appetit sind, gehörig verdauen und Störungen in den Eingeweiden nicht vorkommen. Die Gesundheit, sowie die Verdauung werden zweifellos auch gefördert, wenn die Schweine häufiger etwas Kalk, Kreidepulver u. s. w. erhalten oder eine kleine Gabe von gebrannter Magnesia dem Futter beigemengt wird.
- Gegen Verbrennung und Verbrühung der Haut. Man schabe gewöhnliche Hausseife, mache mit etwas Wasser einen Brei davon, streiche ihn dick auf Leinwand und bedecke die Brandwunde damit. Der Schmerz wird sehr bald nachlassen. Kommt er wieder, so wird der Verband erneuert. Dieses einfache Hausmittel ist in den meisten Fällen zur vollständigen Heilung ausreichend. Zeitig angewendet, verhindert es auch die Blasenbildung. Ist die Verbrennung tiefer, ist ein großer Theil des Hautgewebes zerstört, so setzt man der Seife etwas Arnikatinktur zu.
- Zweimal Soldat. In Würzburg ereignete sich der wohl seltene und deshalb erwähnenswerte Fall, daß ein junger Mann zweimal Soldat werden muß und zwar in zwei verschiedenen Armeen. Ein Schriftsetzer Triltsch wurde im September d. J. nach einer zweijährigen Dienstzeit im dortigen 9. Infanterie=Regiment zur Disposition entlassen; er glaubte dann seiner Pflicht Genüge gethan zu haben. Die Sache sollte aber anders kommen. Der Vater des jungen Mannes, ein Taglöhner, ist österreichischer Nationalität; er wußte natürlich nicht, daß er dies bei der damaligen Aushebung seines Sohnes seitens der deutschen Behörde hätte geltend machen müssen. Vor einiger Zeit nun schrieb der Vater an seine österreichische Heimatsgemeinde, da er von ihr zur Erledigung einer Familienangelegenheit Papiere braucht. In Oesterreich erinnerte man sich nun, daß dieser Mann bereits einen gestellungspflichtigen Sohn haben müsse. Diese Erinnerung wurde für den Sohn sehr unangenehm, denn er erhielt eine Gestellungsordre von Eger, die ihn auf 4 Jahre zu einem österreichischen Artillerie=Regiment berief. Die Proteste des jungen Mannes halfen nichts, und es wurde ihm sogar mit dem "Abschube" gedroht. Er ließ nun durch einen Rechtsanwalt ein Gnadengesuch an den österreichischen Kaiser anfertigen. Wie es scheint, liegt der Fehler auf Seite der bayrischen Aushebungskommission, die sich zuerst über die Nationalität des Einzustellenden zu vergewissern hatte.
- Das Weltende nach Falb. Rudolf Falb hat in einem Vortrage, den er dieser Tage über "Weltentstehung und Weltuntergang" in Leipzig gehalten hat, nach dem "Rh. K." die Ansicht geäußert, unserer Erde drohe eine große Gefahr von dem im Jahre 1866 entdeckten Kometen, der als Revolutionär das Universum, ohne sich an bestimmte Bahnen und Regeln zu binden, durchsaust. Im Jahre 1899 erscheine dieser Komet wieder und müsse astronomischen Berechnungen nach alsdann mit der Erde zusammenstoßen. Nach Falbs Berechnung ist dieser Tag des Weltuntergangs der 13. Nov. 1899, ein Termin, der sich höchstens um einen oder zwei Tage verschieben kann. (Also im recht eigentlichen Sinne ein Ereignis fin de siécle, 7 Wochen vor dem Jahre 1900!) Sollte der Zusammenstoß die Katastrophe nicht herbeiführen, so werden wir nach Professor Falbs Versicherung ein Naturspiel erleben, wie es noch nicht dagewesen; einen Sternschnuppenfall gleich einem Schneefall der in der Zeit vom 13. bis zum 15. November 1899, morgens zwischen 2 bis 5 Uhr, mit Bestimmtheit eintreten wird.
- Eine neue Art Porzellan. Das merkwürdige, langfaserige Mineral Asbest, welches bekanntlich zu feuersicheren Geweben, Pappen und allerlei Zwecken hauptsächlich in der chemischen Industrie ganz unentbehrlich ist, hat jetzt noch eine neue Anwendung gefunden, nämlich zur Herstellung von Porzellan. Das Asbest wird zu diesem Zwecke fein gemahlen und geschlemmt und gerade wie die Porzellanerde zu einer plastischen Masse verarbeitet, aus welcher die Gegenstände geformt und bei etwa 1200° wie Porzellan gebrannt werden. Das Produkt soll, wie das Patent= und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz mitteilt, dem feinsten chinesischen Fabrikat völlig gleich kommen und noch eine merkwürdige Eigenschaft besitzen, nämlich im unglasierten Zustande als Filter benutzt, absolut keine Mikroben, sondern nur Flüssigkeit durchlassen, so daß sich das neue Porzellan zur Herstellung gesunden Trinkwassers mittels Filter vorzüglich eignet. Derartige Anlagen, welche in England vor Kurzem probeweise eingerichtet wurden, sollen außerordentlich günstige Resultate erzeugt haben.
- Wie aus Thorn gemeldet wird, tritt in den Grenzdörfern der Typhus auf, der in Polen epidemisch geworden ist. Influenza und Masern breiten sich im Osten aus. Eine Schließung der Landesgrenze ist wahrscheinlich.
- Das ist schlimm genug! Nach der jetzt bekannt gegebenen Statistik hat der Viehbestand im Großherzogtum Baden in Folge der diesjährigen Futternot um 80 845 Stück d. i. 12,7 % abgenommen. Und in Hessen, in Franken und in Thüringen wird die Abnahme kaum geringer sein.


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