No. 91
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. November
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 1]

        Der Hauswirth J. Hecht zu Schlagresdorf ist zum Viceschulzen für die Dorfschaft Schlagresdorf bestellt, als solcher heute vereidigt und in sein Amt eingeführt.
              Schönberg, den 18. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Die Schulzen werden darauf aufmerksam gemacht, daß Dorfschaftsarbeiten, wie solche vielfach nothwendig sind und in fast allen Ortschaften nützlich erscheinen, am besten in der gegenwärtigen Zeit des Arbeitsmangels ausgeführt werden.
        Schönberg, den 20. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

                    Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1893 stattfindet

am Mittwoch, den 6. December d. Js.,
Morgens 10 Uhr,
in Wismar

im Alde'schen Locale "Zur Insel" vor dem Lübschen Thore.
                  Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 26, 7 der Wehr=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirke, welche im Jahre 1873 und früher geboren und mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
                  Es wird bemerkt, daß nach §. 23,2 der Wehrordnung zu rechnen sind:

1. zur seemännischen Bevölkerung.
a. Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind;
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben;
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind;
d. Maschinisten, Maschinistengehülfen und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
2. zur halbseemännischen Bevölkerung:
e. Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens 12 Wochen gefahren sind;
f. See=, Küsten= und Hafffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr aber gewerbsmäßig betreiben.
                  Schönberg, den 11 November 1893.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- S. M. der Kaiser wird am 22. d. M. in Kiel eintreffen, um der Vereidigung der Rekruten sämtlicher Marineteile beizuwohnen. Außerdem soll eine Besichtigung des neuen Panzerschiffes "Brandenburg" stattfinden.
- Die Vereidigung der Rekruten in Berlin, Spandau, Charlottenburg und Groß=Lichterfelde fand am Donnerstag nachmittag um 12 3/4 Uhr programmmäßig statt. Die Divisionsgeistlichen Platz und Schulte ermahnten die Soldaten, treu zur Fahne zu halten und die Vereidigung erfolgte brigadeweise so, daß die Feldzeichen vor der Front Aufstellung nahmen, und die Soldaten je einer Brigade durch Hochheben der rechten Hand gemeinsam schworen. Der Kaiser war bei jeder Brigade zugegen. Er ritt mitten auf den Platz und sprach mit markiger Stimme: "Ihr habt soeben vor Gottes Antlitz mir Treue geschworen und seid hierdurch in

[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 2]

demselben Augenblick meine Soldaten und meine Kameraden geworden. Ihr habt die Ehre, zu meiner Garde zu gehören und in und um meinem Wohnort, meiner Hauptstadt zu stehen. Ihr seid berufen, mich in erster Linie vor dem äußeren und inneren Feind zu schützen: seid treu und vergeßt nicht, daß Eure Ehre die meinige ist." General v. Winterfeld brachte hierauf ein Hoch auf den obersten Kriegsherrn aus, und die Fahnenkompagnie defilierte unter den Klängen des Preußenmarsches in das Schloß zurück.
- Die Thronrede, mit der am Donnerstag Mittag von S. M. dem Kaiser der Reichstag eröffnet worden ist, hat Ueberraschungen nach keiner Richtung hin gebracht. Wir alle wissen, daß es sich für den Reichstag in erster Linie darum handelt, dem Reich neue Einnahmequellen zu beschaffen, und so wird es denn die hauptsächlichste Aufgabe des Reichstags sein, die von der Regierung ihm vorgelegten drei Steuerprojekte zu beraten. Ob durch diese "die Finanzverwaltung des Reichs eine endgültige Ordnung im Sinn der Reichsverfassung" erfahren wird, das werden wir ja sehen, sehr glänzend erscheinen die Aussichten dazu vor der Hand noch nicht. Erfreulich ist unter den obwaltenden Umständen die Erklärung der Regierung, daß der Reichshaushalt "mit äußerster Sparsamkeit" aufgestellt worden sei, einige Abstriche aber wird sich die Regierung trotzdem wohl noch gefallen lassen müßen. Was die Handelsverträge betrifft, so ist über diese im Augenblick nur sehr wenig zu sagen ; die Regierung, scheint an dem Glauben noch festzuhalten, daß sie bald zu einem annehmbaren Vertrag mit Rußland gelangen werden, in weiten Kreisen der Bevölkerung aber und besonders in landwirthschaftlich=konservativen hegt man diese kühne Hoffnung schon lange nicht mehr. Allgemein erfreut hat der auf die europäische Lage bezügliche letzte Absatz der Thronrede und bezeichnend ist es, daß nur dieser bei der Eröffnungsfeierlichkeit mit Beifall begrüßt worden ist. Freudig wird sich das gesamte deutsche Volk der Zuversicht seines Kaisers anschließen, daß der Friede uns und unseren Verbündeten erhalten bleibe!
- Der Kaiser jagte am Freitag vormittag in den Letzlinger Forsten; im Laufe des Tages sollte eine zweite Jagd folgen. Der Prinz Ludwig von Bayern und der Prinz Albert von Sachsen nahmen an der Hofjagd teil.
- Der Reichstag hat in seiner am Freitag mittag abgehaltenen Sitzung sein bisheriges Präsidium, die Abgg. von Levetzow (kons.), Frhr. von Boul (Ctr.), Dr. Bürklin (natlib), wiedergewählt. Die gewählten nahmen mit Dank an. Die schleunigen Anträge auf Einstellung der gegen die Abg. Frhr. von Hammerstein, Dr. Förster und Ahlwardt schwebenden Strafverfahren wurden debattenlos einstimmig angenommen. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wird beschlossen, die nächste Sitzung am nächsten Donnerstag, mittags 1 Uhr, abzuhalten. (Erste Lesung der neuen Handelsverträge mit Serbien, Spanien und Rumänien.)
- Nach der soeben im Reichstage ausgegebenen Fraktionsliste zählte die konservative Partei 67, die freikonservative 28, die deutsche Reformpartei 13, das Centrum 100, die Polenfraktion 19, die nationalliberale Fraktion 52, die freis. Vereinigung 13, die freis. Volkspartei 23, die südd. Volkspartei 11, die Sozialdemokratie 44 Mitglieder. Außerhalb des Fraktionsverbandes stehen 27 Abgeordnete, darunter 8 Elsaß=Lothringer, Graf Herbert Bismarck, Prinz Schönaich=Carolath, Fürst zu Fürstenberg, v. Levetzow, Leuß, Liebermann von Sonnenberg, Pachnicke, Rösicke, Sigl, Ahlwardt.
- Das Zentrum zeigt Beharrlichkeit. Es hat seinen Antrag auf Aufhebung des Jesuitengesetzes wieder eingebracht, weiß aber natürlich, daß dieser nicht angenommen werden wird. Die Elsaß=Lothringer beantragen die Einführung des Reichspreßgesetzes in den Reichslanden, sowie die Beseitigung der dort noch bestehenden Ausnahmegesetze. Der Abg. v. Hammerstein hat mit Unterstützung der konservativen Partei seinen früheren Antrag auf Einschränkung der Einwanderung und Niederlassung fremder Juden ebenfalls wieder eingebracht.
- Die Etatsstärke des deuten Heeres für das Jahr 1894/95 ist auf 22,534 Officiere, 77,883 Unterofficiere, 479 220 Gemeine, 2069 Militärärzte, 1102 Zahlmeister etc., 578 Roßärzte, 1060 Büchsenmacher und Waffenmeister, 93 Sattler und 96 844 Dienstpferde festgesetzt.
- Amtlicher Nachweisung zufolge hat die Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. April bis Ende Okt. ds. Js. 4 804 544 Mark 70 Pfg. oder 196 188 M. 90 Pf. mehr als im gleichen Zeitraume des Vorjahres betragen.
- Die Ausschüsse des Bundesrats haben am Mittwoch unter dem Vorsitz des Reichsschatzsekretärs Grafen Posadowski die Tabaksteuer angenommen. Der Gesetzentwurf über die Finanzreform ist einstimmig, die grundlegenden Bestimmungen des Tabaksteuergesetzes sind beinahe einstimmig angenommen worden. Die Weinsteuer wird erst von den Ausschüssen beraten werden.
- Kantor Leist berichtet aus Kamerun über eine Bereisung der Landschaft Lungast, die bisher noch von keinem Weißen betreten worden ist. Das Land soll außerordentlich reich an Gummi, Oel u. Elfenbein und günstig gelegen zur Anlage von europäischen Faktoreien sein.
- Eine interessante Geschichte bildet gegenwärtig den Gesprächsstoff der höheren Wiener Kreise. Eine schöne Frau, die Besitzerin vieler Millionen, ist die Heldin der Geschichte, die gegenwärtig in allen Salons die Runde macht. Die Verwandten der Dame sahen sich nämlich genötigt, sie wegen Verschwendung unter Kuratel zu stellen und die Gemaßregelte nahm sich dies so zu Herzen, daß sie einen Selbstmord ausführen wollte, der jedoch noch rechtzeitig vereitelt werden konnte.
- Aus Konstantinopel hört die erstaunte Welt wieder einmal, daß jüngst, und zwar als Gegengeschenk für die vom König von Württemberg an den Sultan geschickten Wagenpferde, von dort jüngst vier arabische Hengste und eine Mutterstute an das Stuttgarter Gestüt abgegangen seien. Man darf daran den bescheidenen Wunsch knüpfen, daß die edlen arabischen Tiere in Stuttgart auch ankommen möchten, denn wir haben Exempel, daß solche Gaben des Sultans der Türkei ihren Bestimmungsort entweder gar nicht oder nur in sehr verschlechterter Ausgabe erreichen!
- Ein neues "geflügeltes Wort" ist gegenwärtig in Berliner Hofkreisen vielfach im Gebrauch; über die Entstehung weiß eine Potsdamer Lokal=Korrespondenz Folgendes zu erzählen: Die betreffende Redensart: "Das ist keene dumme Idee", stammt von dem Maurerpolier Lucke aus Nowawes=Neuendorf her, welcher im Sommer dieses Jahres den Bau der Miniaturfestung beim "Neuen Palais", welcher der Kaiser großes Interesse zuwendete, geleitet hat. Als der Bau sich seinem Ende näherte, wurde er von dem Kaiser besichtigt, wobei der Monarch zu Lucke sagte, daß er die Absicht habe, den zahlreich bei dem Bau thätigen Arbeitern ein Festessen zu geben. Lucke platzte darauf in seiner ungezwungenen Weise mit den Worten: "Das ist keene dumme Idee!" Der Kaiser lachte herzlich darüber und erzählte die Geschichte weiter. Am Hof bis herunter zu der Dienerschaft und dem Marstallpersonal, wird seitdem bei jeder passenden oder auch nicht passenden Veranlassung das Luckesche Kraftwort angewendet. Das Festessen für die Arbeiter hat selbstverständlich stattgefunden, und der Maurerpolier Lucke ist dabei mit dem Allgemeinen Ehrenzeichen bedacht worden.
- Lederschuhe macht man wasserdicht, wenn man das Oberleder mit erwärmtem Ricinusöl und die Sohlen mit erwärmtem Leinöl bestreicht und darauf gut einziehen läßt. Sie werden dadurch ganz wasserdicht und halten auch Schneewasser ab.
- Ausschwitzungen an Möbeln lassen sich nicht ein= für allemal beseitigen; man muß die Ausschwitzungen gleich nach deren Erscheinen beseitigen. Die Fachleute behaupten allerdings, daß die Ausschwitzungen nach dem Aufpolieren nicht mehr auftreten. Ein bewährtes Mittel besteht darin, daß man Wiener Kalk, Petroleum und Spiritus zu gleichen Gewichtstheilen zusammenrührt, mit einem weichen leinenen Lappen ohne Naht auf die Schwitzflächen leicht aufträgt und die mit dieser Mischung bestrichenen Flächen mit weichem Leder= oder Seidenlappen so lange reibt, bis die Politur des so behandelten Möbels ihren früheren Glanz erhält.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 3]

Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Törpt sub Nr. V belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Joachim Meier aus Falkenhagen ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 5. Februar 1894,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachteil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 17. November 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zwecks Erbschaftsregulirung werden alle Diejenigen, welche noch Forderungen an meinen verstorbenen Mann zu richten, als auch die, welche noch Zahlungen an denselben zu leisten haben, hierdurch aufgefordert, solche bis zum 1. Januar n. J. bei mir einzureichen.
Selmsdorf, d. 19. 11. 1893.

                                                    C. Wendlandt Wwe.


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                                                    F. Heuer, Sattler.


Todesanzeige.

Plötzlich und unerwartet entriß mir heute Nachmittag der unerbittliche Tod meine innigstgeliebte Frau Marie, geb. Tews. Dies zeigt im Namen der tiefbetrübten Hinterbliebenen mit der Bitte um stilles Leid an der tiefbetrübte Gatte

                                                    W. Bohnhoff.
Selmsdorf, den 19. November 1893.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 23. November nachmittags um 1 Uhr vom Trauerhaus aus statt.


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Mecklenburgischer Kirchendiener und Forstbeamten.
Rechnungs=Ablage pro 1892/93.

Einnahme.
Erhobene Beiträge            10 221,03 M.           
Kassenvorrath            23 522,13 M.           
Zinsen            827,90 M.            34 571,06 M.
-------------------------------------------------
Ausgabe.
Verwaltungskosten, Porto etc.            1 357,86 M.           
Brandschäden            20 368,50 M.            21 726,36 M.
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           Kassenbestand            12 844,70 M.
Lübtheen, October 1893.                                                     
Rosenwanger
Schliemann
Revisoren.                                                      L. Hennings, Kassier.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 4]

Zu dem am Donnerstag, den 23. November
bei mir stattfindenden
Landmannsballe

erlaube ich mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.

Schönberg.                                                     J. Boye.


Verlag von J. F. Schreiber in Esslingen bei Stuttgart.

Dr. C. H. v. Schuberts
Naturgeschichte der drei Reiche
mit der Anatomie des Menschen.

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I. Abteilung.
Das Tierreich.
91 Tafeln mit 850 farbigen Abbildungen.
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II. Abteilung.
Das Pflanzenreich.
54 Tafeln mit 650 farbigen Abbildungen.
     Löwenkopf      III. Abteilung.
Das Mineralreich.
42 Tafeln mit 683 farbigen Abbildungen.
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IV. Abteilung.
Der Bau des menschlichen Körpers.
10 Tafeln mit 100 Abbildungen.

Unübertroffenes Werk für Schule und Familie.
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Jede Buchhandlung ist im Stande das Werk zur Ansicht vorzulegen.

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                                                    Mindus & Marienthal,
                                                    Hamburg.


Gr. Siemzer Schweinegilde.
Sonntag, den 26. d. Mts.:
BALL
im Vereinslokale (Stadt Lübeck).
Anfang 7 Uhr.
Einführungen durch Mitglieder sind gestattet.
                                                    Der Vorstand.


Militair-Conzert
am Freitag den 1. December
ausgeführt vom
Lauenburg. Jäger Bataillon Nr. 9 Ratzeburg.
Anfang 6 1/2 Uhr.
Nach dem Concert Ball.
Hierzu ladet ergebenst ein
Carlow i. M.                                                     Ad. Eduard Creutzfeldt.


Durch die Geburt eines gesunden, kräftigen Mädchens wurden hocherfreut

                          Albert Gimpel u. Frau
                                                    geb. Nickelsburg.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 91 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. November 1893.


- Das Schwurgericht in Lübeck hat am Freitag infolge der Ruhestörungen am Tag der letzten Reichstags=Stichwahl 12 Personen wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung zu Strafen von 6 Wochen Gefängniß bis zu 1 3/4 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
- Gegenwärtig leuchtet am südwestlichen Himmel in wundervoller Pracht Venus als Abendstern und am östlichen Himmel steigt gegen Abend in lichtem Glanze Jupiter empor und ist die ganze Nacht hindurch sichtbar. Einen strengen, schneereichen Winter kündigen übereinstimmend die wissenschaftliche Meteorologie und der Volksglaube an.
- Den Ueberfall eines Militärpostens berichtet die "Neue Stettin. Ztg." van den Baracken in Kreckow bei Stettin. Mehrere Maurer belästigten die dortigen Militärposten, und einer ging schließlich thätlich gegen ihn vor. Ein Artillerist, der dem Posten zur Hülfe kam, wurde von dem Angreifer in den Hinterkopf gestochen. Schließlich nahm die unter Führung eines Offiziers herbeigeeilte Wache die Ruhestörer fest.
- Ein Nachspiel zu dem großen Spielerprozeß begann am Mittwoch vor derselben Strafkammer des Landgerichts zu Hannover. Es handelt sich diesmal nicht um Spieler, sondern ausschließlich um Fälle von Wucher. Wiederum ist eine Reihe von Offizieren aller Chargen aus den verschiedenen Garnisionsorten, aber auch mehrere Gastwirte, Handwerksmeister, Kaufleute, Arbeiter, Näherinnen, eine Freifrau, ein Freifräulein usw. als Zeugen geladen. Zu den Bewucherten gehörte u. a. der inzwischen verstorbene Rittmeister Prinz Alexander von Sachsen Weimar. Auf der Anklagebank erscheinen unter der Anklage wegen gewohnheits= und gewerbmäßigen Wuchers: 1. Frau Marie Charl. Guhl, geschiedene Kosterlitz zu Berlin, 2. der Rentier, früherer Pferdehändler Max Meyer Krein zu Berlin, 3. der Agent Heinrich Hollmann zu Hannover, 4. der Agent Bernhard Hirsch zu Hannover und 5. die Wittwe Chr. R. M Auguste Schwietzer geb. Alrutz zu Hannover. Krain und Hirsch sind jüdischer Religion, die anderen Angeklagten evangelischer Konfession. Die Angeklagten sind sämtlich unbestraft. Die Angeklagten Krain, Guhl und Schwietzer sind freigesprochen, Hollmann dagegen ist zu 2 1/2 und Hirsch zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt worden, wozu für jeden noch 3000 Mk. Geldstrafe und 5 Jahre Ehrverlust kommen. Der Gerichtshof hat zugleich die sofortige Verhaftung von Hollmann und Hirsch beschlossen.
- Der Monstre=Prozeß, bei dem es sich um den bekannten Fahrkartenschwindel gegen etwa 50 Eisenbahnschaffner handelt, gelangt am 14. Dezember vor dem Landgericht in Hamburg zur Verhandlung.
- In Lyck (Ostpreußen) verurtheilte das Schwurgericht den Dienstknecht Carl Brückhändler wegen Raubmordes zum Tode. Er hat einen russisch=polnischen Arbeiter, welchen er in Besitz von 33 M. wußte, nachts auf den Notistener See gelockt, beraubt und ins Wasser gestoßen.
- Bei der Eroberung der Araberstadt Kassango sollen neue Tagebuchblätter von Emin Pascha gefunden worden sein, die das in Nyangwe gefundene Tagebuch Emins bis zum 26. Oktober 1892 fortführen.
- Das Commerzcollegium in Stockholm hat Hamburg und Umgebung, sämmtliche Elbhäfen, die niederländischen Provinzen Zeeland und Südholland, Belgien und die Stadt Brest für cholerafrei erklärt.
- Graf Hartenau, vormals Fürst Alexander von Bulgarien, ist gestorben.
- Adele Spitzeder, die aus den siebziger Jahren bekannte Gründerin der Dachauer Bank, will sich endgiltig der Kunst in die Arme werfen. Die "M. N. Nachr." melden, daß sie mit 26 Musikern eine Konzertreise nach Holland unternimmt.
- Falsche Fünfzig=Mark=Scheine sind augenblicklich an fast allen deutschen Bankplätzen in größerer Zahl im Umlauf. Die Scheine sind zwei Millimeter breiter, als echte Scheine und bestehen nicht aus einem zweiseitig bedruckten Blatte, sondern aus zwei bedruckten Blättern und einem als Zwischenlage dienendem Blatt, welche zusammengeklebt worden sind. Die Fasern sind zwischen das unbedruckte und das den Rückseitendruck enthaltende Blatt an entsprechender Stelle in geringer Menge eingestreut. Das Papier ist auf dem die Fasern enthaltenden Theile mit blauer Wasserfarbe überpinselt. Die Riffellinien haben nicht gleiche Abstände von einander, wie bei den echten Scheinen; dieselben sind anscheinend von einer Platte mit vertieft gezogenen Linien abgepreßt. Der Strafsatz ist ziemlich unleserlich; das Feld, in welchem derselbe sich befindet, ist ohne Schraffirung. Um dem Schein ein älteres, schmutziges Aussehen zu geben, ist das Blatt mit einem leichten gelblichen Thon versehen worden. Der Kontrolstempel und die Nummer, sowie die Worte "Fünfzig Mark" auf der Rückseite sind mit mennigrother, anstatt mit zinnoberrother Farbe gedruckt. Der braune Farbenton ist im Ganzen matter, als bei den echten Scheinen.
- In Reutlingen wurde in der Sonntag=Nacht bei den Bäckermeister Berth'schen Eheleuten ein Raubmord versucht und beide Eheleute mit einem Beil lebensgefährlich verletzt. Das geraubte Geld, 400 Mk., fand man bei einem Gesellen Berth's, welcher festgenommen wurde, aber bis jetzt die That leugnete. Den bös zugerichteten Eheleuten geht es glücklicher Weise besser, namentlich die Ehefrau scheint sich zu erholen.
- Eine Kamerun=Hinterlandsgesellschaft hat sich soeben in Berlin gebildet, welche bezweckt, durch das Einbruchsthor, welches der Sannaga in das Hinterland von Kamerun öffnet, in letzteres vorzudringen und dort dem Handel neue Wege zu bahnen. Es soll eine Aktiengesellschaft von vorerst 200 000 Mk. gegründet werden. Die Regierung soll dem Plan günstig gegenüberstehen.
- Mehrere schwedische Damen haben sich in Begleitung schwedischer Kavaliere nach Elbing begeben, um daselbst einen Torpedojäger anzukaufen. Die Damen haben das dazu erforderliche Geld durch freiwillige Sammlungen aufgebracht und schenken das Schiff der schwedischen Kriegsflotte.
- Bei der Jagd auf der Piesdorfer Flur, der Besitzung des Ministers des königlichen Hauses, von Wedel, an der bekanntlich auch der Kaiser theilnahm, wurden 1435 Hasen, 60 Fasanen, 18 Rebhühner und 16 Kaninchen erlegt. Der Kaiser hatte hiervon 422 Hasen, 39 Fasanen, 16 Rebhühner und 4 Kaninchen geschossen.
- Eine Karte der Garnisonen des deutschen Reichsheeres für 1893 im Maßstabe von 1 : 900 000 ist auf Veranlassung des königlich preußischen Kriegsministeriums in der kartographischen Abteilung der königlichen Landesaufnahme bearbeitet worden und im Verlage des Berliner Lithographischen Instituts (Julius Moser) zum Preise von 5 Mark in Umschlag, 10 Mark aufgezogen in Mappe oder mit Stäben und Ringen versehen zu beziehen. Wegen ihres sehr großen Formats eignet sich diese in Farbendruck äußerst klar und sauber ausgeführte Karte wohl nur zur praktischen Benutzung als Wandkarte, giebt aber in dieser Form ein sehr anschauliches und übersichtliches Bild der örtlichen Verteilung des Deutschen Heeres. Die Gebiete der Armeekorps sind farbig unterschieden, die Standorte der Korps= und Divisionskommandos durch numerierte Fähnchen bezeichnet, die Truppenkörper in taktischen Einheiten (Bataillone und Halbbataillone, Eskadres und Artillerie=Abteilungen) nebst Bezeichnung der Regiment= und sonstigen Abteilungsnummern dargestellt. In die Augen springend ist

[ => Original lesen: 1893 Nr. 91 Seite 6]

die starke Besatzung der West= gegenüber der weit durchsichtigeren der Ostgrenze und der äußerst dünn gesäeten Besatzungen in Westpreußen und Pommern.
- Mit dem Herzog von Cumberland sind die Verhandlungen, einer Meldung des "Hann. Cour." zufolge, jetzt definitiv abgeschlossen. Die königliche Bibliothek und das Welfenmuseum verbleiben dauernd der Stadt Hannover.
- Auf der Fasanenjagd in Kuchelna am jüngsten Montag hat der Kaiser 730 Fasanen und außerdem 1 Lapin zur Strecke gebracht. Elf Gewehre hatte er mitgebracht, von denen er vier in Gebrauch nahm. Die Teilnehmer an der Jagd waren erstaunt über die Treffsicherheit des Monarchen, der bekanntlich beim Schuß nur den rechten Arm verwendet, wobei er denselben auf eine besondere, an der rechten Hüfte angebrachte Unterlage stützt. Insgesamt wurden erlegt 3131 Fasanen, 5 Hasen und 1 Lapin. - Am Sonntag abend spielte der Kaiser nach dem Diner einen sehr soliden Skat mit dem Fürsten Hatzfeld=Trachenberg und dem Jagdherrn, dem Fürsten Lichnowsky. Das Point wurde zu einem Achtel Pfennig gespielt; der Kaiser hatte Pech, denn er verspielte achtzehn Pfennige. - Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der König von Sachsen, welcher sehr gern Skat spielt, das Point hierbei mit einem Pfennig zu berechnen pflegt.
- Der kgl. Kammersänger Theodor Wachtel ist am Dienstag in Frankfurt a. M. plötzlich verstorben. In Hamburg 1823 als Sohn eines Fuhrwerksbesitzers gehören, bildete sich der Jüngling, als sein schöner Tenor Aufsehen erregte, bei der Gesangslehrerin J. Grandjean daselbst aus, betrat 1849 die Bühne und sang zuerst an den Opera zu Schwerin, Dresden, Würzburg, Darmstadt, Hannover und Kassel, später in Wien und Berlin. Seine wunderbar wohlklingende und umfangreiche Stimme verhalf ihm schnell zu künstlerischer Berühmtheit und großem Reichtum.
- Als am Donnerstag morgen gegen 1/2 8 Uhr der in der Kleiststraße zu Berlin wohnende Kaufmann W. seinen in demselben Hause befindlichen Delikateßwarenladen öffnete, fand er in dem an den Geschäftsraum stoßenden Nebenzimmer einen etwa 26jährigen Menschen auf dem Sofa fest schlafend. Auf dem Tische standen mehrere Bierflaschen, daneben lagen angeschnittene Würste und Schinken und ein Bund Dietriche. Die Ladenkasse war erbrochen und ihres Inhaltes beraubt, mehrere Pakete, Delikatessen enthaltend, standen zusammengepackt auf dem Ladentisch. Der Geschäftsinhaber ließ den Eindringling ruhig weiter schlafen, bis ein Schutzmann erschien, welcher ihn nach der zuständigen Polizeiwache schaffte, wo in ihm ein Schlossergeselle namens Müller rekognosziert wurde.
- Der durch einen unglücklichen Schuß eines Jagdgenossen auf der Treibjagd bei Gloßpeterwitz in Schlesien am 3. November getroffene Graf Preil ist am Mittwoch seinen Verletzungen erlegen.
- In Neisse schreibt soeben die Kommission des Artillerie=Regiments von Dieskau eine Lieferung von 900 Militärmänteln behufs Anfertigung durch Civilhandwerker aus. Danach scheint der Betrieb in den militärischen Handwerkstätten eingeschränkt zu werden.
- Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck dringen nur wenige Nachrichten in die Oeffentlichkeit. Der Fürst lebt in Friedrichsruh völlig zurückgezogen, für die Außenwelt unsichtbar, nur im Kreise der Seinen. Authentisch ist, wie der "Schlesischen Zeitung" gemeldet wird, daß er die schwere Krankheit noch immer nicht überwunden hat und daß die Genesung und die Wiedererlangung der früheren Kraft und Rüstigkeit nur langsam fortschreitet. Der Fürst muß sich die größte Schonung auferlegen und lediglich seiner Gesundheit leben. Er empfängt keine Besuche.
- Die Wiener Morgenblätter besprechen die Thronrede Kaiser Wilhelms, und drücken die Hoffnung aus, daß das Bestreben des Dreibundes, den Frieden zu erhalten, von Erfolg begleitet sein möge.
- Wie die "Politische Correspondenz" meldet, soll ein nicht unerheblicher Theil der Generäle der russischen Armee in den Ruhestand versetzt werden, um eine Verjüngung im Personal herbeizuführen.
- Auch in Rußland schickt man sich an, den bäuerlichen Grundbesitz gegen wucherische Aufkäufe durch ein Gesetz sicher zu stellen. Dem Reichsrath ist ein darauf bezüglicher Entwurf zugegangen, nach welchem ganze Landgemeinden ihren Landantheil in Zukunft nur mit Genehmigung des Ministers des Innern veräußern und einzelne Bauern ihren Landantheil nur an Mitglieder derselben Gemeinde verkaufen dürfen. Seit dem Jahr 1870 sind etwa 100 000 Desjätinen Bauernland in die Hände wucherischer Aufkäufer übergegangen. Der Reichsrath wird über diese Vorlage in kürzester Zeit entscheiden.
- In Miskolez (Rußland) starb vor einigen Tagen eine Frau Rosa Kohn im Alter von 118 Jahren. Kinder, Enkel und Urenkel gaben ihr das Geleite zum Grabe. Der jüngste Urenkel ist 28 Jahre alt.
- Ungewöhnliche Kälte hat in den letzten Tagen in Frankreich geherrscht, selbst in Südfrankreich ist Schnee gefallen. In Villebon bei Versailles konnte man sogar Schlittschuh laufen, und die Jugend gab sich mit großem Eifer diesem dort so seltenen Vergnügen hin. Die Freude hatte jedoch nicht lange gedauert, denn es ist bereis ein Witterungsumschlag eingetreten und die Temperatur überall wieder gestiegen.
- Fünf Millionen Franks zu verdienen. In Paris ist vor Kurzem eine reiche Gräfin gestorben, welche 5 Millionen Franks demjenigen testirte, der sich herbeilassen wollte, ihr durch ein volles Jahr Gesellschaft im Grabe zu leisten. Wie nun italienische Blätter melden, hat sich in Ceara ein junger Mann gefunden, der ein volles Jahr an der Seite dieser Dame im Grabe weilen will.
- Die Weinernte in Frankreich hat in diesem Jahr ausgezeichnete Ergebnisse geliefert. Die Ernte beläuft sich für 1893 auf 50 Millionen Hektoliter, also 20 Millionen mehr als die zehnjährige Durchschnittsernte. In der Champagne hat man das Sechsfache des Durchschnitts geerntet.
- Die deutsch=russischen Zollverhandlungen sind, wie die "Post" erfährt, am Montag in zweiter Lesung beendigt worden. Leider sind die Mitteilungen, die das genannte Blatt über den Stand der Dinge zu machen in der Lage ist, wenig tröstlicher Natur. Es bestehen auch jetzt noch so erhebliche Meinungsverschiedenheiten, daß ein Ende der Beratungen nicht abzusehen ist und optimistische Voraussagungen jedenfalls nicht gerechtfertigt erscheinen, oder doch nur mit starkem Vorbehalten zu machen sind.
- Wie aus Hernösand, Hauptstadt des schwedischen Läns Westervorland, gemeldet wird, liegen in der Höhe von Ryland mehrere Dampfer im Eis fest und sind sehr gefährdet.
- Der Exminister Colombo sprach am Montag im Scalatheater zu Mailand, daß die finanzielle Lage Italiens sich unter dem gegenwärtigen Ministerium verschlechtert habe. Innerhalb 10 Jahren würde das Defizit anderthalb Milliarden betragen; einzige Abhülfe hiergegen seien Ersparnisse, besonders im Militär=Etat.
- Von einer "Komödie der Irrungen" berichtet man aus China: Zwei Hochzeitsprocessionen fanden jüngst zur gleichen Zeit statt; beide zogen in demselben Augenblicke durch die Stadtthore. Sie geriethen in Unordnung und vermischten sich. Das Resultat davon war, daß die resp. Bräute in die Häuser der unrechten Bräutigame geführt wurden. Der Irrthum wurde erst einen Tag nach der Hochzeitsfeierlichkeit entdeckt, als den jungen Ehepaaren Besuch von ihren Freunden abgestattet wurde. Die Bräutigame hatten ihre Bräute - nach der Sitte des Landes vorher nicht gesehen. Es war nun zu spät, den Irrthum wieder gut zu machen, und wären die resp. Schwiegersöhne mit gleichen Glücksgütern gesegnet gewesen, so hätten wahrscheinlicherweise die Eltern der jungen Damen sich darüber keine grauen Haare wachsen lassen. Aber unglücklicherweise war der eine reich, der andere arm: daher Zähneknirschen in der einen und Freude in der anderen Familie.
- In Sidney ist ein dreizehnjähriger Junge, der einen Hund jämmerlich mißhandelt hatte und von einem Vorübergehenden scharf getadelt worden war, worauf der Lümmel den Mann mit einem Gewehr ohne weiteres niedergeschossen hatte, zum Tode verurteilt worden.


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