No. 87
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. November
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 1]

                Der Arbeiter, auch Hausschlachter Joach. Kalfack aus Carlow beabsichtigt, auf dem Grundstück des Schlossermeisters Wiencke daselbst Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung eines bezüglichen Situationsplanes die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu beantragt.
              Indem solches in Gemäßheit von § 17 der Gewerbeordnung zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
              Schönberg, den 2. November 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                In Gemäßheit des § 13, al. 3 der Verordnung vom 2. Oktober 1876, betreffend die Musterung und Aushebung der Mobilmachungspferde, wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß

I. im Musterungsdistrikt der Vogtei Schönberg

der Kaufmann Lundwall hierselbst, als Dirigent an Stelle des bisherigen Pächters Rieckhof,
der Hauswirt Burmeister in Rodenberg, als Stellvertreter eines Mitgliedes des Distriktsvorstandes für den verstorbenen Schulzen Wigger in Rüschenbeck,

II. im Musterungsdistrikt der Vogtei Stove

der Pächter Rusch zu Kl. Rünz als Dirigent, an Stelle des wegen Krankheit ausgeschiedenen Schulzen Wigger in Samkow,

III. im Musterungsdistrikt der Vogtei Schlagsdorf

der Pächter Ledeboer in Schlagsdorf als Stellvertreter des Dirigenten für den früheren Pächter Sick in Schlagsdorf,

IV. im Musterungsdistrikt der Vogtei Mannhagen

der Schulze Brügmann in Walksfelde, als Vorstandsmitglied an Stelle des verstorbenen Vizeschulzen Willhöft in Walksfelde,
der Hauswirth Heinrich Stamer in Panten, als Stellvertreter eines Vorstandsmitgliedes an Stelle des früheren Hauswirths Heinrich Kock in Panten

für den Zeitraum bis zum 31. Dezember 1894 wiederum ernannt und in Pflicht genommen worden sind.
                Schönberg, den 3. November 1893.

Der Großherzogliche Bezirkscommissarius für die Musterung und Aushebung der Mobilmachungspferde.
Cl. v. Oertzen.


Die Abschaffung der Shermanbill.

Die Shermanbill ist gefallen. Damit ist Nordamerika zu einem Wendepunkt in der Entwicklung seiner Währung angelangt. Die Verein. Staaten hatten seit 1792 eine Doppelwährung mit dem Verhältniß von 1 : 15, das 1834 in dasjenige von 1 : 16 umgeändert wurde. Als in Folge der Entdeckung der Kalifornischen Goldfelder das Gold stark zu, das Silbergeld aber abnahm, wurden seit 1853 die Silberstücke unter einem Dollar unterwerthig ausgeprägt (als Scheidemünze). Seit 1862 begann die Papiergeldwirthschaft, durch welche naturgemäß das Metallgeld verdrängt werden mußte. Das Gesetz vom 1. April 1873 führte die Goldwährung ein, Silbergeld sollte nur bis zu 5 Dollars in Zahlung genommen werden. Unterdeß hatte sich in Amerika die Silberproduktion entwickelt, eine Agitation für den "Dollar der Väter" begann, welche mit der Einführung der Bland= oder Allisonbill vom 28. Febr. 1878 endigte. Diese ordnete die Prägung von mindestens 2 und höchstens 4 Millionen Silberdollars monatlich an, welche nun wieder zum gesetzlichen Zahlungsmittel erhoben wurden. Gegen Deponirung dieser Silberdollars wurde das Schatzamt ermächtigt, Silberzertifikate zu 10-50 Dollars auszugeben. Auf Grund dieses Gesetzes sind 291 Mill. Unzen Silber gekauft und 378 Mill. Dollars daraus geprägt worden. Auf weiteres Drängen der Silberpartei wurde am 14. Juli 1890 die Sherman=Bill erlassen, welches die monatlich zu laufende Silbermenge auf 4,5 Mill.. Unzen erhöhte. Die Ausprägung derselben wurde vom 1. Juli 1891 dem Ermessen des Schatzsekretärs anheimgestellt. Bis zum 16. August 1893 wurden seit Erlaß dieses Gesetzes 161,52 Mill. Unzen Silber für 150,67 Mill. Dollars angekauft und davon 36 Millionen Dollars ausgeprägt. Das Silber wurde mit

[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 2]

Staatsnoten bezahlt, welche gegen Gold einlösbar waren.
Der Goldschatz der Vereinigten Staaten erreichte im März 1888 seinen Höhepunkt mit 218,8 Mill. Dollars, während er jetzt unter 100 Mill. steht. Im September 1893 schätzte der neue Direktor des Amerikanischen Münzamtes, Preston, das im Verkehr befindliche Gold der Vereinigten Staaten auf 604 Millionen Dollars, das von Deutschland und Frankreich auf je 600 Millionen, das von England auf 550 Mill. Dollar. Es entfielen demnach auf den Kopf der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten 9, in Deutschland 12,12, in England 14,47, in Frankreich 20,5 Dollars. An Silber im Verkehr besaßen die Vereinigten Staaten nach Preston (inklusive Scheidemünze) 615 Mill. Dollars, Frankreich 700, Deutschland 211, England 100 Mill. Dollars. Der Silberpreis stand mit Sistierung der Silberprägung in Indien auf ca. 33 Pence pro Unze, ist aber in diesen Tagen bereits auf 31 Pence gesunken. - Am 30. Oktober dieses Jahres ist nun im Senat der Vereinigten Staaten die bedingungslose Abschaffung des Shermansgesetzes mit 43 gegen 32 Stimmen angenommen, d. h. die Vereinigten Staaten werden kein Silber mehr ankaufen, sondern vielmehr sich bestreben, den Betrag des umlaufenden Goldgeldes zu erhöhen. Um auf eine gleiche Goldmenge wie Deutschland zu kommen, bedürfen die Vereinigten Staaten noch etwa 650 Mill. Mark Gold. Wenn sie diese Summe allmälig aus Europa an sich ziehen, so wird Europas Goldvorrath bedeutend geschwächt. Demnach wird Europa sich auf alle Weise dagegen wehren müssen, es wird ein noch nie dagewesener Goldkampf sich entspinnen. Dieser aber wird für Europa um so schwerer und gefährlicher werden, je mehr Amerika wieder wirthschaftlich erstarkt.
Nicht Amerika, sondern Europa, und vor Allem Deutschland, wird der leidende Theil sein, die verkehrte Goldwährungspolitik wird sich schwer an uns rächen.
- Der Kaiser von Oesterreich, der am 8. d. Mts. wieder in Wien eintrifft, gedenkt sich am 13. d. Mts. nach München zu begeben, um den Vermählungsfeierlichkeiten der Prinzessin Augusta von Bayern mit dem Erzherzog Josef Augustin beizuwohnen. Die Kronprinzessin=Wittwe Stephanie wird sich gleichfalls nach München begeben.
- Es wird von Berlin bestätigt, daß der Kaiser die Session des Reichstages persönlich eröffnen will, wie das auch der Bedeutung der ihr bevorstehenden Aufgaben entspricht. Die Steuerreform und die Handelsverträge werden selbstverständlich in der Thronrede den breitesten Raum einnehmen.
- Wie das "Neue Wiener Tageblatt" mitteilt, hat der Kaiser eine ihm vom Erzherzog Albrecht überbrachte Einladung zur Bereisung Ungarns für den nächsten Herbst angenommen und dem Erzherzog mitgeteilt, daß er die Reise in Begleitung seines Reichskanzlers und seines Generalstabschefs beabsichtige, hauptsächlich zum Zwecke des genauen Studiums der Honvedinstitution und des Volksschlages aus dem sie hervorgeht. - Gemeinsame Manöverübungen soll der Kaiser, nach dem "Daily Chronicle", während seines Günser Aufenthaltes für die deutsche und österreichische Armee im nächsten Jahre vorgeschlagen haben, die 1895 unter Beteiligung der italienischen Truppen wiederholt werden sollten.
- Dem Bundesrate ist jetzt auch der Etat für die Verwaltung der Reichseisenbahnen zugegangen. Der ordentliche Etat ergiebt einen Ueberschuß der Einnahmen über die dauernden Ausgaben von über zwanzig Millionen Mark, immerhin aber stellt sich dieser Ueberschuß um mehr als 600 000 Mark niedriger als im laufenden Rechnungsjahre. Die Summen der einmaligen Ausgaben, die über 12 Millionen Mark beträgt, ist um beinahe 800 000 Mark geringer veranschlagt, als für das laufende Rechnungsjahr.
- Der älteste Wahlmann in Berlin ist der 92jährige Professor Michelet, der, der "Nat.=Ztg." zufolge, in der Gemeindeschule in der Burggrafenstraße die zwei hohen Treppen zum Wahllokal hinaufging und erklärte, daß er die Wahl annehme.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung von 12 auf der sog. Landreiterkoppel gelegenen Ackerparcelen von je ca. 130 [] Rth. und einer Wiese von Michaelis d. J. an bis auf Weiteres mit Vorbehalt der dem Großherzoglichen Domainenamt wie jedem Contrahenten freizulassenden einhalbjährigen Kündigung, welche Ostern auf Michaelis auszusprechen ist, steht Termin an auf

Dienstag, den 7. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei. Die Bedingungen sind in der Registratur einzusehen, werden auch im Termine verlesen werden. Die einzelnen Parcelen werden jetzt schon Pachtliebhabern gezeigt, welche sich dieserthalb melden wollen.
Schönberg, den 30. October 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Zur öffentlich meistbietenden Wiederverpachtung der Lagerplätze am hiesigen Hafen steht ein Termin auf

Dienstag, den 7. November d. J.
Vormittags 10 Uhr

vor dem unterzeichneten Domainen=Amte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Verpachtungsbedingungen im Termine bekannt gemacht werden.
Schönberg, den 30. Oktober 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrifft sub Nr. 20a belegene Wohnhaus c. p. des Rademachermeisters Wilhelm Arndt allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 20. Januar 1894,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. November 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Panten sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. des Schleusenmeisters Johann Stehr auf der Oberschleuse bei Mölln i/L. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. September 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 3]

Der gegen den Arbeiter Sreballies aus Carlsberg unter dem 19. v. M. erlassene Steckbrief wird hierdurch zurückgenommen.
Neustrelitz, den 2. November 1893.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
                                                    Seyberlich.


Holz=Auction Nr. 1.

Am Donnerstag den 9. Novbr. Morg. 10 Uhr sollen in den Hohemeiler Tannen

40 Stück tannen Kiepenhölzer

meistbietend an Ort und Stelle verkauft werden. Käufer wollen sich beim Forsthofe Hohemeile sammeln.
Schönberg, den 2. Novbr. 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Auktionsanzeige.
Donnerstag, den 9. November d. J.
Vormittags 9 Uhr

beginnend, sollen die noch vorhandenen Nachlaßsachen des Herrn Ober=Steuerrath Grapow hierselbst an Ort und Stelle meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden, als namentlich:

Schränke, Komoden, Tische, Stühle, Spiegel, Bettstellen mit und ohne Matratzen, Waschtische, 1 großer Ausziehtisch, Lampen u. vieles mehr.
Schönberg, den 2. November 1893.

                                                    C. Staffeldt.


Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich heute mein

Fuhrgeschäft

komplet und elegant eingerichtet habe.
Schönberg, den 7. November 1893.

Siemzerstraße 199.                                                      Johs. Eckmann,
Oekonom.


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                                                    Handschuhmacher.


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Am heutigen Tage eröffne ich, Siemzerstraße 199, eine

Taback & Cigarren-Handlung.

Es wird mein Bestreben sein, die mich Beehrenden durch reelle und gute Bedienung zufrieden zu stellen und bitte ich mein Unternehmen durch gütiges Wohlwollen zu unterstützen.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Friedr. Eckmann.
Schönberg, den 7. November 1893.                          


Lavatus.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 4]

Vom Einkauf aus Süddeutschland u. Oesterreich zurückgekehrt, habe jetzt

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                                                    Hugo Heincke.


Auszug
aus dem Standesamts=Register zu Carlow
pro Juni, Juli, August, September und Oktober 1893.

a. Geburten:

Dem Arbeiter Heinrich Baars zu Klocksdorf 1 S.
Dem Postboten Ernst Deichmann zu Carlow 1 T.
Dem Arbeiter Heinrich Meyburg zu Samkow 1 S.
Dem Kaufmann Wilhelm Klempin zu Carlow 1 S.
Dem Gastwirth Eduard Kreutzfeldt zu Carlow 1 T.
Dem Zimmermann Joachim Harms zu Samkow Zwilling 2 Töchter.
Dem Meieristen Johann Krumsee zu Carlow 1 S.
Dem Arbeiter Heinrich Ahrendt zu Neschow 1 T.
Dem Sattlermstr. Johann Robrahn zu Carlow 1 T.
Dem Hauswirth Jochen Robrahn zu Pogez 1 S.
Dem Arbeiter Heinrich Freitag zu Pogez 1 T.
Dem Maurer Wilhelm Bollow zu Klocksdorf 1 T.
Der unverehelichten Anna Ahrendt zu Klocksdorf 1 T.
Dem Arbeiter Peter Meyborg zu Klocksdorf 1 S.
Dem Arbeiter Heinrich Baars zu Klocksdorf 1 T.
Dem Arbeiter Joachim Freitag zu Neschow 1 T.
Dem Schlosser Johann Wienck zu Carlow 1 T.
Dem Maurer Heinrich Dierck zu Klocksdorf 1 S.
Der unverehelichten Maria Behrend zu Carlow 1 T.
Der unverehelichte Magdalena Holst zu Cronscamp 1 Sohn.
Dem unverehelichten Anna Jabs zu Neschow 1 T.

b. Eheschließungen:

Der Gastwirth Joachim Dechow zu Olndorf mit Magdalena Wienck zu Samkow.
Der Pferdeknecht Asmus Meyborg zu Pogez mit Wilhelmine Jabs zu Klocksdorf.
Der Weber Asmus Wienck zu Carlow mit Luise Maaß zu Samkow.
Der Pferdeknecht Johann Popp zu Klein=Rünz mit Elisabeth Ahrendt zu Neschow.

c. Sterbefälle:

Der Weber Heinrich Wilms zu Cronscamp 73 J. alt.
Zimmergesellen=Frau Wilhelmine Harms zu Samkow 28 J. alt.
Elise Harms zu Samkow 17 Tage alt.
Dem Büdner Kock zu Klocksdorf todtgeb. Tochter
Wwe. Margaretha Bockwoldt zu Samkow 78 J. alt.
Maria Kunz zu Hof=Stove Arbeiterfrau 37 J. alt.
Ludwig Gerhardt zu Carlow 10 Mon. 15 T. alt.
Elise Heick zu Dorf=Stove 24 J. 10 Mon. alt.
Der unverehelichten Anna Jabs zu Neschow todtgeborener Knabe.
Wilhelm Benthien zu Pogez 1 J. 9 Mon. alt.


Gelbe und grüne Brecherbsen, geschälte Victoria Erbsen, weisse Bohnen, Linsen, Mannagrütze, Gries, Sago, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Hafermehl, lose und in Packeten, Reis, Reismehl, Buchweizenmehl, präparirtes Erbsenmehl, Graupen in allen Nummern. Alle Sorten Hafer-, Gerste- und Buchweizengrütze empfiehlt zu Tagespreisen.

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extrakt beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


Eine gute Ziege
nebst Futter ist zu verkaufen
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Am Donnerstag voriger Woche nachmittags hat mein Kutscher auf der Rottensdorfer Chaussee das hintere Sitzkissen von meinem Jagdwagen verloren. Wiederbringer erhält Belohnung.
Schönberg, den 1. Novbr. 1893.

                                                    C. Hottelet,
                                                    Oberförster.


Heute Vormittag 10 Uhr schlief sanft nach hartem Kampfe unsere liebe Großmutter

C. Reimer.

Tief betrauert von

                                                    G. Barnhagen und Frau.

Schönberg, den 6. November 1893.

Die Beerdigung findet Mittwoch Nachmittag 2 Uhr statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-55 M., große Schweine 54-56 M., Sauen 42-56 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 87 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. November 1893.


Vortrag
des Schriftstellers Herrn Quade-Schwerin.

Am vergangenen Freitag fand im Boyeschen Saale eine Versammlung des Gewerbe=Vereins statt, in welchem der Schriftsteller Quade aus Schwerin einen sehr lehrreichen Vortrag über die "Weltausstellung in Chicago" hielt. Wir geben hiermit einige Ausführungen des Redners wieder.
Zunächst besprach der Redner die eigentliche Veranlassung zu der Weltausstellung in Chicago im Gegensatze zu der Pariser Weltausstellung im Jahre 1889. Er führte hierbei aus, daß Frankreich seine Ausstellung s. Z. zur Erinnerung an die Revolution abgehalten hätte; ein Grund, um die monarchistischen Staaten Europas und namentlich Deutschland, von der Ausstellung fern zu halten, wollten sie sich nicht compromittiren. Wie viel besser sei dagegen nicht die Veranlassung zur Veranstaltung der Chicagoer Ausstellung gewesen, wenn die Chicagoer eine Solche abhalten wollten zur Feier der 400 jährigen Wiederkehr des Jahres der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus. Dieser Grund habe auch namentlich Deutschland keinen Anlaß zur Nichtbeschickung der Weltausstellung gegeben. Auch sagte Redner bei dieser Gelegenheit, daß die Geldmittel, mit denen die Chicagoer Weltausstellung operirt hätte, ungleich bedeutendere waren, als diejenigen der Pariser. Chicago hätte offiziell an 100 Millionen M. aufgebracht, während Paris nur mit 40 Millionen M. arbeiten konnte. - Der Vortragende hielt die Chicagoer Ausstellung im allgemeinen für sehr schön, doch sei sie seiner Ansicht nach zu großartig und umfangreich angelegt; die Pariser hingegen wäre übersichtlicher gewesen. Auch seien die Verkehrsmittel innerhalb der Ausstellung nur sehr schlecht gewesen im Verhältniß zur Pariser Ausstellung, welche über weit bessere Beförderungsmittel des Publikums verfügt hätte. - Dann ging der Redner zum Punkte der Betheiligung der europäischen Staaten an der Beschickung der Chicagoer Weltausstellung über. Zunächst verweilte er längere Zeit bei den Ausführungen über die Betheiligung Deutschlands. Deutschland sei entschieden der am besten vertretene Staat der Welt gewesen; er habe den Amerikanern gezeigt, daß es sich in der Industrie so leicht nicht von ihnen überflügeln läßt. Dies wurde auch wie von allen Seiten von denselben anerkannt und sporne sie zu immer schärferem friedlichem Wettkampf auf diesem Gebiete an. Deutschland habe sich namentlich hervorgethan in der Spielwaarenbranche, in Musikinstrumenten usw., auch die Brauereien seien fast alle lobend anerkannt worden, umsomehr, als beinahe alle Bierbrauereien Amerika's in deutschen Händen lägen. Eine Brauerei habe eine vollständige Miniatur=Brauerei in Gold ausstellen lassen, in welcher sämmtliche Figuren und Maschinen in beweglichem Zustande naturgetreu dargestellt wurden. - Nächst Deutschland müsse Frankreich unbedingt genannt werden. Dieses habe namentlich in der Einheitlichkeit und der Bequemlichkeit, mit welcher man die Gegenstände besehen konnte, gefallen. Jeder Geschäftszweig sei für sich abgetheilt gewesen und so wurde es dem Beschauer möglich gemacht, Alles mit der größten Aufmerksamkeit zu beobachten; ein Umstand, der von allen Besuchern lobend erwähnt wurde. Frankreich sei namentlich vertreten gewesen in Wein, Seide, Pariser Artikelchen. Die Betheiligung Englands an der Ausstellung wäre im Hinblick auf sein wirthschaftliches Verhältniß zu Amerika nur sehr unbedeutend gewesen. - Italien habe sich namentlich durch seine Befähigung, kunstgewerbliche Sachen der Industrie nutzbar zu machen, bemerkbar gemacht. - Oesterreich hätte sehr schöne Glaswaaren, Porzellane etc. ausgestellt. - Rußland habe sich mit der Eröffnung seiner Ausstellung sehr verspätet. Sie wurde erst 8 Wochen später eröffnet, weil Rußland sich so lange besonnen hätte, ob es an der Ausstellung theilnehmen solle oder nicht. Es hatte namentlich Arbeiten von Edelmetallen ausgestellt. Aber auch die kleinen Staaten wären entsprechend vertreten gewesen. So seien namentlich Dänemark durch seine Handarbeiten, Schweden durch seine Eisenindustrie, Norwegen durch seine Fischfangapparate und ganz besonders die Schweiz durch ihre reizenden Neuheiten in der Uhrmacherei und ihre Schmucksachen viel bewundert worden. - Aber nicht zu vergessen seien ferner die fremdländischen Völker, wie China, Japan, Egypten. Was diese Völkerschaften ausgestellt hätten, sei geradezu staunenswerth gewesen Kurz, alle Menschenklassen und Racen seien mehr und weniger gut auf der Weltausstellung in Chicago vertreten gewesen. - Erwähnt wurden vom Redner noch einige besondere Sehenswürdigkeiten, als: Das "Ferris Rad," über welches wir unsere verehrl. Leser und Leserinnen bereits verschiedene Angaben mitgetheilt haben. Vom bloßen Ansehen sei dieses Riesenrad allerdings nichts weniger als schön gewesen; die Construktion wäre jedoch mit einem Worte großartig. Ein Seifensieder hätte eine Figur aus 100 Ctr. Seife gefertigt, die viel Bewundern erregt hätte. - Ein ergreifender Anblick sei es gewesen, als das Wikingerschiff, mit welchem die alten Norweger bereits im 11. Jahrhundert Amerika entdeckt haben sollen, und die drei sogenannten "Caravellen", auf denen Columbus nach unsäglichen Beschwerden nach Amerika gelangte, und welche naturgetreu wieder angefertigt worden waren, in Chicago ankamen. Ueberhaupt sei Columbus' Andenken auf der Ausstellung mit ungeheuren Festen begangen worden. Auch sei ein Haus auf der Ausstellung erbaut gewesen, in welchem sämmtliche Facsimilien Columbus', deren man hat habhaft werden können, Tag und Nacht unter militairischer Beschützung aufbewahrt seien. Es würde vielfach behauptet, daß die Chicagoer ihren großen Männern nicht die nöthige Achtung und Ehre zollen; auf der Ausstellung hätten sie aber gerade das Gegentheil von diesen Gerüchten bewiesen. - Auch zog der Redner gegen die entstellenden Zeitungsberichte zu Felde, betonend, daß doch nicht Alles für die Ewigkeit erbaut sei, und man es daher auch nicht gleich übel vermerkt haben sollte, wenn einmal nicht Alles so bei unmittelbarer Nähe gewesen wäre, wie es von Weitem ausgesehen hätte. Im Uebrigen hätten diese Gebäude manchen Sturm erlebt und gut bestanden. - Auf den Redner hätte die Ausstellung einen sehr vortheilhaften Eindruck gemacht. Redner schloß seinen Vortrag mit einem Hinweis auf die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900, von der er sich sehr viel verspricht! -
An diesen Vortrag schlossen sich einige Fragen, gestellt von Pastor Krüger: 1) Wie verhält sich die Beteiligung Mecklenburgs an der Chicagoer Weltausstellung? - 2) In welchen Handarbeiten hat sich Dänemark namentlich hervorgethan? - Eine persönliche Frage wurde von Dr. Latendorf gestellt: Waren die Amerikaner event. die Chicagoer neidisch auf den Erfolg der deutschen Aussteller, und beeinträchtigte dies die Aufnahme der Deutschen seitens der Amerikaner? - Eine Frage von Sattlermeister Bockwoldt: 4) Ist es richtig, daß in Chicago die Straßen sehr schlecht sind? -
Die 1. Frage wurde von H. Quade dahingehend beantwortet, daß sich Mecklenburg nur sehr unbedeutend an der Ausstellung betheiligt hätte. Ausgestellt hätten nur einige Firmen, wie Dr. Witte in Rostock mit Farbwaaren, eine Buchhandlung in Neustrelitz (der Name war nicht von dem Referenten zu verstehen, da Redner manchmal etwas schnell und undeutlich sprach) mit Reuter's Werken usw., ein Möbelfabrikant (Name ebenfalls nicht zu verstehen) aus Güstrow hätte sehr schöne Möbelfabrikate ausgestellt. - Quade führte die ungenügende Betheiligung seitens Mecklenburgs an der Ausstellung theils auf die Unkenntniß, theils auch auf die

[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 6]

Geldkosten zurück; denn die Reise und der Transport der Ausstellungssachen verursache selbstverständlich hohe Geldkosten. -
Auf die 2. Frage antwortete der Redner: Dänemark sei namentlich sehr schön vertreten gewesen durch die herrliche Ausführung von mehreren Erinnerungsgruppen, z.B. war da das vollständige Wohnhaus Dänemarks größtem Bildhauer Thorwaldsen mit sämmtlichem Zubehör in großartiger Vollendung ausgestellt; dann durch die prachtvollen Handarbeiten im Knüpffache und durch hervorragende Bernsteinarbeiten, die meistentheils schon alle auf der Ausstellung verkauft wurden. -
Die Frage Nr. 3 wurde folgendermaßen beantwort: Die Deutschen und namentlich die Schriftsteller wären überall, wo sie sich hätten sehen lassen, mit der größten Achtung behandelt worden. Er (Quade) und seine deutschen Collegen hätten freie Eisenbahnfahrt innerhalb Amerikas und vollständig freien Ausstellungsbesuch während der ganzen Dauer erhalten. - Als die Chicagoer hörten, daß der Besuch anfangs nur sehr schwach wäre, wären sie durchaus nicht niedergeschlagen und unfreundlich gegen die Ausländer gewesen. Man müsse sich überhaupt nicht einbilden, daß die Chicagoer allem Fremden abhold seien, im Gegenteil, der Amerikaner wisse ganz gut, daß er Europa, und vorzugsweise Deutschland, doch nicht so leicht entbehren könne. Das habe die Chicagoer Weltausstellung gezeitigt.
Die 4. Frage, ob Chicago unansehnlich sei, beantwortete Quade mit nachfolgenden Worten: Gewiß seien einige Straßen Chicagos schlecht; der größte Theil sei jedoch ganz nett. - Das Pflaster wäre aus Holz, und wenn dieses schlecht würde, so sorgt etwa nicht die Stadt für die Neupflasterung, sondern das müsse jeder Hausbesitzer auf sein eigenes Conto besorgen. Daher käme es, daß zuweilen einige Straßentheile nicht ganz so seien, wie man es hätte erwarten sollen. -
Dem Herrn Redner wurde außer durch Erheben des etwa 60 Personen zählenden Publikums von den Sitzen noch durch einige Worte des Vorsitzenden des Gewerbe=Vereins, Herrn Pastor Krüger, gedankt. Aufrichtig zu bedauern ist nur, daß diesen sehr lehrreichen und interressanten Vorträgen seitens des Schönberger Publikums so wenig Interesse entgegengebracht wird. Dem Schönberger Gewerbe=Verein wünschen wir ein ferneres gutes Gedeihen, damit er uns noch recht oft mit solchen wissenschaftlichen Vorträgen erfreuen möge!

                                                    -m.


- Schönberg. Bei Einsendung von Artikeln und Inseraten zum Abdruck in unseren Anzeigen ist es nöthig, daß der Einsender der Redaction stets seinen Namen nennt, den wir selbstverständlich gewissenhaft verschweigen werden. Wir können künftig in Rücksicht auf gesetzliche Vorschriften nicht von dieser Regel abweichen.
- Schönberg. Am Mittwoch den 8. d. werden 9 Offiziere des in Schwerin liegenden Bataillons des Mecklenb. Grenadier=Regiments Nr. 89, welche auf einer tactischen Uebungsreise begriffen sind, auf einen Tag hier Quartier nehmen und am 9. nach Travemünde weiter reiten.
- Schönberg. Der hiesigen Privatmädchenschule ist es gestattet, statt wie bisher 24 Schülerinnen, künftig deren 30 unterrichten zu dürfen. Dieselben haben jedoch ein Schulgeld auch an die Casse der Großh. Bürgermädchenschule zu zahlen.
- Im Spielerprozeß in Hannover wurde, wie wir unseren Lesern bereits mitteilten, am Dienstag in Gegenwart des Oberstaatsanwalts Dr. Laue das Urteil gefällt und alsbald telegraphisch dem Justizminister mitgeteilt. Staatsanwalt Wilhelm betonte im Eingang seiner Rede, die gegenwärtige Verhandlung habe die Notwendigst, den Wucher unter Strafe zu stellen, aufs evidenteste ergeben. Die hier zur Erörterung gekommenen Wucherfälle seien um so verwerflicher, als sie geschehen sind unter Ausbeutung der Unerfahrenheit, der Notlage und des Leichtsinns. Nicht nur einzelne Personen seien in der schamlosesten Weise ausgebeutet, sondern ganze Familien an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht worden. Die vorliegenden Fälle sind mithin sowohl vom juristischen, als auch vom wirthschaftlichen Standpunkte aus auf das schwerste zu verurteilen. - Ein alter Offizier in "Kreuzztg." meint, daß in den Regimentern das Spiel fast gänzlich unterdrückt worden sei und daß es nur auf solchen Anstalten wie Reitschulen passiere. Der alte Offizier meint, daß die Kommandeure der Reitschulen dafür ebensowenig verantwortlich gemacht werden könnten als die Professoren für die Untugenden ihrer Studenten. Der alte Offizier giebt jedoch zu, daß die Rennplätze einen großen Teil Schuld tragen, was sich schon aus der Beschränkung der ganzen Geschichte fast lediglich auf Reiterkreise ergebe. "Auch früher ist hier und da ein Spiel gemacht worden, sicherlich mehr als heutzutage, aber über das Monatsgehalt der Offiziere oder die Privatverhältnisse der Beteiligten gingen die Sätze selten hinweg, vor allem wurde nur unter intimen Bekannten gespielt. Die Schranke zwischen Gentleman und gewerbsmäßigem Spieler ist aber leider auf den Rennplätzen weggezogen worden, und die großen Bemühungen unserer ersten und edelsten Reiterführer, die Schranke wieder fest einzulegen, sind nicht überall von Erfolg begleitet gewesen.
- Der Kassierer der dänischen Sparkasse in Hadersleben ist am Mittwoch nach Unterschlagung von 130 000 M. flüchtig geworden.
- In Berlin sind am Montag in der Zentralmarkthalle nicht weniger als 21 Fleischergesellen und Kutscher wegen Verübung großer Diebstähle und Hehlerei verhaftet worden.
- Bei allen Truppenteilen ist in dem Winterhalbjahr für die Unteroffiziere und Kapitulanten ein regelmäßiger Unterricht eingeführt worden, der sich auf die Fächer: Deutsch, Rechnen, Geschichte, Geographie, Briefstil u. s. w. erstreckt; es werden dazu am Orte wirkende Lehrkräfte benutzt. Durch diesen Unterricht sollen in erster Linie die Lücken des Wissens wieder ergänzt werden; sodann kommt es darauf an, die Avancierten für ihren späteren bürgerlichen Beruf im Voraus zu bilden. Bei verschiedenen Regimentern wird auch in Stenographie und im Französischen Unterricht erteilt. Wie für die Weiterbildung der Unteroffiziere gesorgt wird, so erhalten auch die Mannschaften, die mangelhaften Elementarunterricht genossen haben, Unterweisung im Schreiben und im Deutschen. Alle Bataillone unterhalten Bibliotheken zum Gebrauch der Mannschaften. Jedes Regiment wendet für diesen nachträglichen Schulunterricht der Avancierten und Mannschaften 1200 bis 1400 Mark jährlich auf.
- Der Bedarf Preußens an Oberlehrern ist durch den jetzt vorhandenen Bestand an Hilfslehrern und Candidaten bis 1900 gedeckt. Um diese Zeit werden nach einer Berechnung des Oberlehrer Kannengießer im Corr. Bl. für den Philol. Verein etwa 1250 ausgebildete Candidaten vorhanden sein, von denen etwa 700 mit Remuneration beschäftigt, 550 fast unbeschäftigt sein werden. Die Aussichten für das höhere Lehrfach sind einstweilen noch derartig schlecht, daß von Ergreifung desselben dringend gewarnt werden muß.
- Auch die französische Postverwaltung feierte den Besuch der Russen in ihrer Weise dadurch, daß sie eine reich ausgestattete Postkarte herausgegeben hat, die auf der Vorderseite in der Mitte die Rhede von Toulon mit der Stadt im Hintergrunde, rechts in einem gekrönten Viereck das Bildnis des Kaisers von Rußland, umgeben von russischen und französischen Fahnen enthält. Die Inschrift der Karte lautet: Souvenir de la visite de l'escadre russe à Toulon 13. Octobre 1893. Außerdem ist auf der Karte noch eine andere Inschrift in russischer Sprache, deren Entzifferung dem französischen Blatt, dem wir diese Beschreibung entnehmen, nicht möglich war. Die Karte enthält zwei Marken zu 1 Cts. eingeprägt, so daß man, wenn sie zur Beförderung benutzt werden soll, noch 8 Centimes in Marken aufkleben muß.
- Der kommandirende General des XII. österreichischen Armeekorps, General der Kavallerie Frhr. v. Szveteney, ist am Montag während eines Spazierritts plötzlich an einem Schlaganfall gestorben.
- Der Wildprethändler Baake in Leipzig, der gewerbsmäßig den Wilderern in der Umgegend von Zwenkau ihre Beute abgekauft hat, ist vom Landgericht Leipzig mit 2 Jahren Zuchthaus, schwerer, als die Wilderer selbst, bestraft worden.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 7]

- Die zur Reichssteuerreform gehörenden Gesetzentwürfe, also Tabak=, Wein= und Stempelsteuergesetz, sowie das Gesetz, welches das finanzielle Verhältnis des Reichs zu den Einzelstaaten regeln wird und eine den ganzen Plan behandelnde Denkschrift werden, wie nunmehr feststeht, dem Reichstag gleich nach seinem Zusammentritt zugehen. Von den notwendigen 100 Millionen sollen ungefähr 30 durch die Tabakfabrikatsteuer, 36 durch Erhöhung und Vermehrung der Reichsstempelabgaben, der Rest durch die Weinsteuer aufgebracht werden. Von den Reichsstempelabgaben wird die sogenannte Börsensteuer, also der Stempel auf Kauf= und Anschaffungsgeschäfte, Wertpapiere und Lotterielose, vermutlich im Allgemeinen verdoppelt und für die Umsätze in nichtdeutschen Werten wahrscheinlich noch erhöht werden. Außerdem steht ein Stempel von 10 Pfennig auf Frachtbriefe und ein gleicher Stempel auf alle Quittungen über 20 Mark in Aussicht. Daß die Weinsteuer im Bundesrat durchgeht, unterliegt keinem Zweifel; es wird sich nur darum handeln, ob die Wertgrenze, von da ab die Besteuerung des Weines eintritt, etwas über 50 Mk. hinaufgesetzt wird. Auf unbedingten Widerstand wird das nicht stoßen, obwohl die norddeutschen Finanzleiter es schon für eine große Konzession an die weinbautreibenden Staaten ansehen, daß abweichend von allen Steuern auf Nahrungs= und Genußmittel die geringeren Weinsorten überhaupt von der Reichssteuer freigelassen werden sollen.
- Infolge der neuesten Heeresverstärkung hat auch die deutsche Heerordnung als Ergänzung der Wehrordnung zur unbedingt sicheren Aufbringung des notwendig gewordenen Mehrbedarfes an Ergänzungsmannschaften einige Aenderungen erfahren müssen. So wurde das kleinste Maß der Körpergröße der für die Infanterie und Jäger auszuhebenden Rekruten von 1,57 auf 1,54 Meter, also um drei Centimeter, herabgesetzt; die gleiche Maßreduktion kann auch bei Rekruten des Trains eintreten. Die Maße für die übrigen Waffengattungen sind die bisherigen geblieben.
- In den Reichsetat für 1894/95 wird auch die erste Rate für die Errichtung des Denkmals Kaiser Wilhelms I mit 1,1 Millionen Mark eingestellt werden.

Die Gesammtkosten des Denkmals sind auf 8 Millionen veranschlagt; davon fallen nahezu 900 000 M. auf Gründungsarbeiten, zu denen auch der preußische Staat 50 000 M. zuzuschießen hat, 1,8 Millionen auf das Reiterstandbild nebst Sockel, 2,5 Millionen auf die zur Architektur gehörigen Bildwerke, und 1,6 Millionen auf den Bau der Ufermauern und der Halle, 1,2 Mill. auf sonstige Arbeiten, wie Ausrüstungen, Bauführung usw. Die Bauarbeiten sollen so gefördert werden, daß die Denkmalsenthüllung am 22. März 1897, der hundertjährigen Wiederkehr des Geburtstages des hochseligen Kaisers, erfolgen kann. Die Gründungsarbeiten sollen im Jahre 1894 ausgeführt werden.
- Aus Straßburg wird ein neuer Grenzzwischenfall gemeldet. Der deutsche Förster Reiß aus Plaine bei Schirmeck traf am 1. November 5 französische Wilderer auf deutschem Gebiet, 200 Meter von der Grenze. Die Wilderer schossen zuerst, der Förster blieb jedoch unverletzt und tötete sodann zwei Wilderer. Staatsanwalt und Gerichtsbehörde haben sich sofort an den Thatort begeben. Es ist bereits festgestellt, daß der Förster in der Notwehr gehandelt hat.
- Ritter des Eisernen Kreuzes. Der neue Bund der Ritter des Eisernen Kreuzes in Deutschland zählt bereits 5000 Mitglieder. Der Bundesvorstand ist augenblicklich mit der unter juristischer Beihilfe erfolgenden Formulirung der Satzungen beschäftigt auf Grund deren der Bund Korporationsrechte nachsuchen will. Behufs Erlangung derselben will man dann mit dem Reichskanzler direkt in Verbindung treten. Nach Erlangung der Rechte erhofft man durch Schenkungen und dergleichen bald ein Kapital zusammen bringen zu können, aus dem die Bedürftigen unter den Rittern des Eisernen Kreuzes so lange unterstützt werden sollen, bis der den Ritter durch Königswort zugesprochene Ehrensold vom Reichstag bewilligt ist.
- Die jetzt zur Ausgabe gelangten neuen Zweimarkstücke unterscheiden sich von den bisherigen Stücken dadurch, daß der flache Grund in Glanzprägung hergestellt ist. Durch diese Neuerung soll den Falschmünzern das Handwerk erschwert werden.
- An dem Hauptgewinn von 500 000 M. der am Sonnabend in der preußischen Lotterie auf Nr. 21 668 gefallen ist, sind vier Angestellte der berliner Konfektionsfirma Gebr. Singer betheiligt. Einer der glücklichen Gewinner, ein Reisender, welcher das betreffende Loos verwahrt, befindet sich auf der Tour und hatte unterwegs Kenntniß von dem Treffer erlangt, während seine drei Genossen dort noch keine Ahnung von dem ihnen in den Schooß gefallenen Hauptgewinn hatten, weil sie die Loosnummer nicht notiert hatten. Ein Telegramm ihres reisenden Mitspielers setzte sie erst in Kenntniß von dem Glücksfall. Ein zweites Viertel kam nach Neustadt=Oberschlesien ; die Inhaber sind drei dortige Kaufleute. Ein anderes Viertel wird vom Villenbesitzer Rieger in Neisse gespielt.
- In der Herreschen Pappenfabrik zu Potsdam fand man zwischen altem Bettstroh, welches die Garde=Jäger überbracht hatten, 25 scharfe Patronen. Welches unsägliche Unheil hätte entstehen können, wenn die Patronen nicht rechtzeitig bemerkt worden wären.
- Ein "schwerer" Diebstahl war es, der in einer Maschinenfabrik in der Thaerstraße zu Berlin von zwei dort beschäftigten Arbeitern und einem Viehtreiber ausgeführt worden ist. Sie haben Maschinen im Gewichte von 6-7 Zentner und im Werte von 2000 Mark gestohlen und als altes Metall verkauft. Die Diebe weigern sich, den Hehler anzugeben.
- Der Zudrang von Einjährig=Freiwilligen zu der Artillerie in Oesterreich (namentlich in den größeren Städten) ist so groß, daß der Kriegsminister eine Verfügung erlassen hat, daß hinfort bei jeder Batterie nur vier Einjährige eingestellt werden dürfen; sollten Ausnahmen zugelassen werden, so hätten die betreffenden außer ihrer Verpflegung und Ausrüstung auch für ihre Berittenmachung auf eigene Kosten zu sorgen.
- Bei einem Fluchtversuch von drei Militärgefangenen in Dresden, die in einem zum Kadettenhause gehörigen Parke unter Aufsicht eines Postens beschäftigt waren, gab der Posten seiner Instruktion gemäß 3 Schüsse ab. Hierbei wurde der auf einem Zaune sitzende Gefangene von hinten getroffen und die Kugel soll durch den ganzen Körper hindurchgegangen sein. Der Schwerverwundete stürzte vom Stacket herab und dürfte schwerlich mit dem Leben davonkommen. Der zweite Flüchtling wurde ins Knie getroffen und mußte sein Vorhaben aufgeben. Der dritte Schuß fehlte.
- Es bestätigt sich, daß die Vorgänge des Hannoverschen Spielerprozesses die ernsteste Aufmerksamkeit der Militärverwaltung bis zu der höchsten Stelle erregen, und es steht fest, daß, abgesehen von allgemeinen Maßregeln, ein sehr strenges Vorgehen gegen die in dem Prozeß als Zeugen kompromittierten Offiziere zu erwarten ist. Man rechnet auf eine sehr umfassende Verabschiedung.
- Aus Hochheim am Rhein schreibt man dem "Rh. Kur.": "Die eben unter der Kelter befindliche beste Auslese der hiesigen königlichen Domäne, ungefähr ein Halbstück auserlesene Traubenbeeren, soll, wie von Augenzeugen bestätigt wird, ein Mostgewicht von 192 Grad nach Oechsle ausweisen.
- Der Schleppdampfer "Frieda" von Wilhelmshaven mit fünf Mann Besatzung ist am Sonnabend abend in der Nähe von Varel im Jahdebusen untergegangen. Es ist Niemand gerettet worden.
- Nach einer Meldung des "Temps" wird die Kanal La Manche=Brückengesellschaft dem englischen Parlament demnächst ein Konzessionsgesuch überreichen. Der Kostenanschlag beläuft sich auf 800 Millionen Franken.
- Am letzten Sonntag wurde auf dem Trabrennplatz in Levallois bei Paris ein zwölfstündiges Wettrennen zwischen dem Velozipedisten Meyer und dem Cowboy Cody beendet. Drei Tage lang wurde je vier Stunden gerannt. Cody hatte zehn Pferde zur Verfügung; er legte dreihundert neunundvierzig, Meyer dreihundert zweiunddreißig Kilometer zurück. Der Reiter hat also über den Velozipedisten gesiegt.
- Daß der Himmel mit der russisch französischen Allianz sei, wußte man bisher nur durch

[ => Original lesen: 1893 Nr. 87 Seite 8]

seine Vertreter auf Erden, denn die hohe Geistlichkeit hat es an Segen nicht fehlen lassen; und erst noch, am Tage der Abfahrt der Flotte, ist in Toulon ein Tedeum gesungen worden und die Orgel hat die "Marseillaise" gespielt, was der Orgel eigentümlich vorgekommen sein muß. Nun ist aber auch ein Mirakel erfolgt. Am Tage des Einzuges der Russen in Paris ist einem glücklichen Vorstadtbewohner ein Hund geboren worden, welcher auf dem Kopfe, deutlich erkennbar, den russischen Doppeladler trägt. Das ist nicht etwa ein Scherz. Wer Näheres über den bedeutungsreichen Fall wissen will, braucht nur den neuesten pariser "Figaro" zu lesen, wo ausführliche Einzelheiten mitgeteilt werden sammt der Meldung, daß das franko=russische Wundertier als Geschenk der Zarin überreicht werden wird.
- Am Montag erschien in London im Bureau eines gewissen Bankiers Edwin Gould ein Mann und drohte ihn niederzuschießen, falls er ihm nicht 5000 Pfund gäbe. Der freche Bursche erhielt statt des Geldes freie Wohnung und Kost im Gefängnis.
Nachdem Tunis glücklich verschluckt ist, scheinen die Franzosen nunmehr Tripolis in Angriff nehmen zu wollen. Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus sollen französische Truppen streitiges Gebiet an der tripolitanisch=tunesischen Grenze betreten haben. Es seien 1 500 Mann türkischer Truppen zur Verstärkung der Garnison aus Konstantinopel in Tripolis eingetroffen.
- Am 31. Oct. wurde in Chicago die columbische Weltausstellung geschlossen. Mit ungeheueren Festen, unter weithindröhnenden und leuchtenden Feuerwerken wurde sie eröffnet, unter dem düsteren Pomp einer Leichenbestattung schloß sie ihr bewegtes, aber freudenarmes Dasein. Die zwanzig Millionen Menschen, die sie angelockt, waren nicht eben Zeugen ihres Triumphs. Das äußerste Wohlwollen wird ihr nicht viel mehr zugestehen können als den Ruhm, das Große ehrlich gewollt zu haben.
- Aus Brasilien liegen eine ganze Reihe von Meldungen vor, die aber sämmtlich nur beweisen, daß man dort vom Ende des unheilvollen Bürgerkrieges noch weit entfernt ist.
- Der neue Hoftanz. Am Freitag nachmittag führten vier Mitglieder des königlichen Theaters in Berlin auf der Bühne des Opernhauses dem Kaiser eine modernisierte Gavotte vor. Die Wiederbelebung dieses Empire=Tanzes verdankt die Gesellschaft der Genossenschaft deutscher Tanzlehrer, die sich in ihrer Zeitschrift besonders der fast vergessenen Formen der Menuetts und der Gavotte angenommen hat. Der Kaiser zeigte für den Tanz so lebhaftes Interesse, daß er ihn unter dem Namen Gavotte=Lancier als Hoftanz an Stelle der Quadrille à la cour kreierte. Diese neue Gavotte wird von vier Paaren getanzt Das erste Kompliment gilt den Zuschauern. Der Tanz wird durchweg im Gavotteschritt ausgeführt, wobei die Figuren der Quadrille, dem Kontretanz und dem Lancier entnommen sind. Danach läßt sich erkennen, daß der Tanz sehr amüsant, graziös und doch nicht schwer zu erlernen. In der Gesellschaft wird er sich gewiß sehr schnell einführen.
- Welche verderbliche Anziehungskraft die Küsten=Leuchtfeuer auf unsere wandernden Vögel haben, ergeben folgende Zahlen: In der Nacht zum 15. Oktober sind durch Anfliegen an die Laternen des Leuchtturms Funkenhagen (unweit Kolberg) getötet: 75 Rotkehlchen, 37 Lerchen, 11 Goldhähnchen, 7 Staare, 2 Zaunkönige, 2 Waldschnepfen u. 1 Ente. Nach möglichst genauer Schätzung des wachthabenden Feuerwärters sind in dieser einen Nacht mehr denn 3000 Vögel gegen die Laterne geflogen.
- Ein Fräulein Räuberhauptmann. Ein Mädchen von 20 Jahren, Viola Dietrich in Kokomo (Nordamerika), pflegte unter dem Vorgeben, daß sie sich fürchte, nächtlicherweile angesehene Bürger um deren Begleitung zu bitten und ihre galanten Beschützer dann in eine dunkle Gasse zu führen, wo sie dieselben mit Hilfe ihrer Spießgesellen beraubte. Neulich in einer Nacht fielen der verschmitzten Gaunerin vier Leute zum Opfer. Die Polizei hat dem blühenden Gewerbe der unternehmenden Evastochter die ihrem sinnigen Vornamen so wenig Ehre macht, vorläufig Schranken gesetzt, indem sie dieselbe mit zwei ihrer Genossen hinter Schloß und Riegel schaffte.
- Milchertrag hornloser Kühe. Auf Grund von Versuchen, welche dargethan haben, daß hornlose Kühe einen besseren Milchertrag liefern, hat der Amerikaner Lesley Adam die Enthörnung von Vieh in größerem Maßstabe durchgeführt. Hierbei hat er nicht nur den größeren Milchertrag bestätigt gefunden, sondern auch ermittelt, daß enthörntes Vieh mastfähiger sei. Erklärt wird dies daraus, daß ein guter Theil der vom Organismus dargestellten stickstoffhaltigen Hornsubstanz herhalten muß und daher der Fleisch= und Milchbildung entzogen wird. Die Enthornung muß erfolgen, sobald sich bei dem Kalbe die ersten Ansätze zu Hörnern zeigen. Diese Ansätze werden angefeuchtet und mit Kalihydrat kauterisirt. Meist genügt einmalige Behandlung.
- Auslegen der Futterrübenkerne im Spätherbst. Im Frühjahr herrscht in einigen Gegenden zur Aussaatzeit gewöhnlich große Dürre, sodaß die zu dieser Zeit ausgelegten Kerne nicht keimen. In solchen Gegenden ist es zweckmäßig, die Kerne im Spätherbst, so spät als möglich, noch auszulegen. Versuche haben gezeigt, daß der Same den ganzen Winter hindurch wohlerhalten in der Erde gelegen und selbst bei günstiger Witterung, bevor die Erde nicht genügend durchwärmt war, also vor April, nicht aufgegangen ist. Diese Saat brachte so reichlich Pflanzen, daß viele ausgejätet werden mußten, mit denen die Lücken (oft noch andere große Flächen bepflanzt werden konnten. Man probiere es einmal auf einer kleinen Parzelle!
- Bei Gelegenheit einer letzthin nachts im Tiergarten veranstalteten Streife fiel das Licht der Blendlaterne eines Schutzmanns auf einen Laubhaufen, in welchem sich Menschen verkrochen hatten. "Nanu, wer stört mir hier in meine Morgenruhe?" ruft eine durch den Säbel des Schutzmanns gekitzelte Person. "Rasch auf, Sie müssen mit", ist die Erwiederung, "die Andern aber gleichfalls!" Mittlerweile erhob sich ein zweites Wesen, welches sich als Frau entpuppte. Mit den Worten: "Det is meine Frau", stellte der Pennbruder galant die Dame vor. Inzwischen hatte sich noch ein zweites weibliches Wesen aus dem Laubhaufen aufgerafft. "Na, ist dies vielleicht auch Ihre Frau?" fragt der Mann des Gesetzes. "Ne, det is 'ne Verwandte von meiner Frau, die lernt bei mich den Haushalt führ'n", erwiderte schlagfertig der Pennbruder.
- Die Sonne, die Sonne . . . . Diese Worte eines geistig Abgebrannten aus Ibsens Gespenstern fallen vielleicht manchem ein, wenn er die ganz fabelhaften Dinge hört, von denen ein Korrespondent aus Toulon der "Now. Wr." berichtet: Ein Matrose wird während eines Blumenfestes auf der Straße von dem Volke bemerkt. Hunderte von Blumensträußen, ein ganzer Regen von Confetti überschütten, bedecken ihn förmlich. Mit vor Aufregung gerötetem Gesicht reißt er die Mütze vom Kopf, schwenkt sie und schreit: "Vive la France!" Der Haufe, der ihn umgiebt, weint! Man ergreift ihn und hebt ihn im Triumphe in eine seine Equipage, die mit Damen und Blumen angefüllt ist. Der Matrose verliert alle Fassung, er weiß nicht, was er zu thun hat, und wird umarmt, gestreichelt, geküßt! "Halt! Halt!" ruft der Haufen, als der Wagen sich in Bewegung setzt und eine Schar anderer Frauen drängt sich heran: "Auch wir wollen den Russen abküssen." Der Matrose steht im Wagen auf, nimmt mit tiefernstem, feierlichem Gesicht die Mütze vom Kopf und küßt alle diese aufgeregten Gesichter, als wenn es Ostern wäre, anders versteht er es eben nicht. . . . Der Wagen rührt sich, der Matrose verliert das Gleichgewicht und greift mit der Hand nach der Wagenthür . . . und diese Hand wird mit Küssen bedeckt! Männer, Flauen, Kinder drängen sich heran, um sie zu küssen. . . . Es ist Mittag, die Sonne brennt heiß. Da bemerkt der Schiffsarzt des "Terez" eine Frau in einem Boote, die ihr Brustkind säugt. "Decken Sie das Kind zu," schreit er ihr französisch zu, "es kann den Sonnenstich bekommen!" Da steht das Weib im Boote auf, hebt das Kind über ihren Kopf empor und schreit in Extase: "Im Namen dieses Kinder grüße ich Sie!"


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