No. 81
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Oktober
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 1]

Die deutsche Heeresverstärkung.

Nachdem in den jüngsten Tagen in der deutschen Armee diejenigen Neuformationen zur Ausführung gelangt sind, welche die Militärvorlage vorgesehen hat, wird das Gesamtbild interessieren, welches das Heer nunmehr darbietet. Das "Nordd. Allg. Ztg." giebt eine uebersichtliche Zusammenstellung, der wir folgende Hauptdaten entnehmen:
Bei der Infanterie sind von 173 Regimentern zu drei Bataillonen ebenso viel Halbbataillone (zu zwei Kompagnien) hinzugetreten, daß diese Waffe hinfort inkl. der 19 Jäger= Schützenbataillone 538 Bataillone und 173 Halbbataillone zählt. Davon kommen 133 Regimenter auf Preußen, 20 Regimenter auf Bayern, 12 auf Sachsen, 8 auf Württemberg. Von 19. Jäger=Bataillonen gehören 14 zu Preußen, 3 zu Sachsen, 2 zu Bayern.
Die Kavallerie ist durch die neue Organisation nicht berührt worden. Sie behält ihre Formation in 73 Regimenter (Preußen), 10 Regimenter (Bayern) 6 Regimenter (Sachsen), 4 Regimenter (Württemberg), insgesamt 465 Eskadrons.
Bei der Artillerie dagegen ist eine wesentliche Verstärkung und Neugliederung eingetreten, im Hinblick auf die wichtigen und vielseitigen Aufgaben, die dieser Waffe auf den Gefechtsfeldern der modernen Kriegsführung zufallen. Die Verstärkung besteht in 60 im Lauf der abgelaufenen Woche neu formirten fahrenden Batterien, die in Abtheilungen zu je 3 Batterien zusammenfaßt und 16 Regimentern zugetheilt worden sind. Außerdem sind drei neue Batterien als zweite Abtheilung der Feld=Artillerie=Schießschule zu Lehrzwecken aufgestellt worden. Die Waffe der Fußartillerie zählt nach vollzogener Neuorganisation 37 Bataillone in 14 preußischen, 2 bayerischen und einem sächsischen Regiment, sowie einem preußischen Fußartillerie=Bataillon Nr. 13, welches an Stelle des früheren württembergischen Bataillons getreten ist.
Bei der Pioniertruppe wurden 3 Bataillone neu formiert, so daß es jetzt im ganzen 23 Bataillone giebt, von denen 19 auf Preußen, 2 Bataillone auf Bayern, sowie je 1 Bataillon auf Sachsen und Württemberg kommen . Die Eisenbahntruppen haben ein drittes Regiment zu den schon bestandenen zwei Regimentern in dieser Woche erhalten. Bei den Train wurde nur eine Kompagnie errichtet und dieselbe dem 16. Trainbataillon eingereiht. Die 21 Trainbataillone haben damit nun sämmtlich 3 Kompagnien.
In den Tagen vom 14. zum 17. Oktober findet diesmal die Einstellung des neuen Ersatzes (abgesehen von der Kavallerie und der reitenden Artillerie) in das Heer statt. Damit beginnt die Einführung der zweijährigen Dienstzeit.


- Der Kaiser und die Kaiserin erfreuen sich, wie Berliner Blättern aus Eberswalde berichtet wird, bei dem herrlichen Herbstwetter im Jagdschloß Hubertusstock des allerbesten Wohlseins. Der Kaiser fährt jeden Morgen und jeden Nachmittag auf die Pürsche und hatte bis Mittwoch Mittag bereits 13 jagdbare Hirsche, darunter mehrere kapitale Sechzehn= und Vierzehnender erlegt. Die Kaiserin pflegt den Kaiser auf den Pürschfahrten, selbst am frühen Morgen zu begleiten. In der Zeit zwischen der Morgen= und Abendpürsche nimmt der Kaiser die regelmäßigen Vorträge entgegen und abends arbeitet er einige Stunden für sich allein. Voraussichtlich wird das Kaiserpaar, sofern die günstige Witterung andauert, noch einige Tage in Hubertusstock verweilen.
- Ueber den während der Kaisermanöver bei Metz vom Kaiser angeordneten und geleiteten Versuch, mit einem großen Covalleriekorps die bayerische Division am Vordringen zu hindern, wobei das Feuer der geschickt und rasch operirenden Bayern wohl im Ernstfalle den Kaiser samt seinen zwölf Cavallerieregimentern niedergestreckt hätte, schreibt ein österreichischer Offizier: "Der Anblick war wunderbar, wunderbar für die Laien, welche blos das muthige Drauflosgehen der Reiterei sahen. Der Erdboden zitterte. Die bayerische Division gab aber mit unerschütterlicher Ruhe ein vernichtendes ohrenzerreißendes Schnellfeuer ab. Für den Fachmann war der Anblick entsetzlich, weil er an die Folgen in der Schlacht dachte."
- Der Kaiser wird am 18. d. M. der Einweihung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. in Bremen beiwohnen. Der Geburtstag der Kaiserin, der auf den 22. Oktober fällt, wird in diesem Jahre etwas stiller als sonst begangen werden, da der Kaiser an diesem Tag zur Feier des 50jährigen Militärjubiläums des Königs von Sachsen nach Dresden fährt. Dem Vernehmen nach wird der Kronprinz seinen Vater nach Dresden begleiten.
- Mit dem Befinden des Fürsten Bismarck geht es, wie es in der Natur der Sache liegt, nur langsam besser; aber täglich ist ein kleiner Schritt vorwärts zu verzeichnen. Am Mittwoch hat der Fürst ebenso wie an den vorhergehenden Tagen eine Ausfahrt gemacht. Im Uebrigen ist, wie die Hamburger Nachrichten hervorheben, Ruhe jetzt das erste Bedürfniß des hohen Herrn, und deshalb ist, im Interesse seiner baldigen vollen Wiederherstellung zu wünschen, daß die dankenswerte Zurückhaltung die bisher von Seiten der Freunde des fürstlichen Hauses bezüglich der Abstattung von Besuchen und dergleichen geübt worden ist, auch für die nächste Zeit noch beibehalten werde.
- Einen gelinden Häuser= und Baukrach in Berlin stellt die Baugewerks=Zeitung in Aussicht. Nach ihrer Darstellung kann man in entfernten Teilen des Westens thatsächlich von leerstehenden Straßen reden. Nicht selten sind in großen Häusern mit zwanzig Wohnungen nur zwei oder drei vermietet. In der inneren Stadt macht sich der Ueberfluß an Wohnungen nicht gerade in auffälliger Weise geltend, aber desto mehr der große Ueberfluß an Läden und Bierlokalen. Für diese sind die Mietpreise bereits stark herabgegangen, sodaß man sich in Anbetracht der schlimmen Verhältnisse, welche noch keineswegs Aussicht auf Besserung verraten, nach Ansicht des Fachblattes auf einen gelinden Häuser= und Baukrach einrichten darf. Aehnlich gestalten sich die Verhältnisse in den Vororten von

[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 2]

Berlin. Daß hiernach die Lage der Baugewerbetreibenden nicht gerade rosig ist, wird man dem Blatte ohne weiteres glauben, ebenso, daß ein erheblicher Prozentsatz derselben sich in Geldnöten befindet und den Gerichtsvollzieher als häufigen, wenn auch ungebetenen Gast bei sich sieht.
- Die der Schule entwachsene Jugend giebt zu Klagen mancherlei Anlaß und nicht selten macht man die trübe Erfahrung, daß die eben aus der Schule entlassene Jugend sich in wenig ehrerbietiger Weise gegen ihre ehemaligen Lehrer beträgt. Die jungen Burschen glauben, da die Lehrer keine Strafgewalt mehr über sie haben, sich alles gegen sie erlauben zu dürfen. In Stettin passierte vor einiger Zeit der Fall, daß ein vor wenigen Monaten entlassener Knabe seinem ehemaligen Lehrer ein Schimpfwort nachrief. Dieser meldete die Angelegenheit bei der Polizei und beantragte gerichtliche Strafe. Kürzlich kam die Sache vor dem Schöffengericht zur Verhandlung. Der Amtsanwalt beantragte eine Woche Gefängnis. Der Gerichtshof ging über diesen Antrag hinaus und verurteilte den rohen Patron zu 14 Tagen Gefängnis. Bei der Verkündigung des Urteils sprach der vorsitzende Richter den Wunsch aus, daß dieses Urteil vom Katheder herab den Schülern verkündet werden möge, damit sie erfahren, daß das Gericht in solcher Fällen keinen Spaß verstehe.
- Wieviel Brennmaterial verbraucht St. Petersburg? Im Jahre 1890 wurden nach St. Petersburg im ganzen 88 Mill. Pud (à 16 379 kg) Birken= und Kiefernholz gebracht. Davon kamen zu Wasser in Barken 31 Millionen an, während von den vier Eisenbahnlinien 7 Millionen herangeführt wurden. Die finnländische Eisenbahn schaffte über 3 000 000 Pud her, die Nikolai=Bahn fast 3 000 000, die baltische ungefähr eine Million; die Warschauer nur unbedeutende Quantitäten. Die Holzzufuhr auf der baltischen und Warschauer Bahn nimmt von Jahr zu Jahr ab, während die Zufuhr auf den erst genannten beiden Bahnen immer zunimmt. An Steinkohle sind im genannten Jahre ca. 60 Mill. Pud hierher zugestellt worden, wovon nur der geringste Teil nach Finnland und ins Innere weiter geht, während die Hauptmasse von den hies. Fabriken absorbiert wird.
- Eine reiche Arme. In Paris starb dieser Tage eine 87jährige Frauensperson, die man seit langen Jahren in ihrem Stadtviertel zu sehen gewohnt war, immer ärmlich gekleidet, im Winter vor Kälte schlotternd, die Hände halb für eine Gabe ausgestreckt, aber ohne je mit Worten zu bitten. Gerade wegen dieses würdigen Benehmens floß ihr manche Spende zu; denn jedermann glaubte, daß sie kaum genug habe, um nicht Hungers zu sterben. Nach ihrem Tode fand der einzige Verwandte, der sie beerbt, 600 000 Frs. in Werthpapieren, Gold und Silber, die überall versteckt waren. Außerdem hingen an den Wänden des elenden Gelasses werthvolle Gemälde französischer Meister, auch ein angeblicher Raphael: "Die drei Grazien", für welche ein Amerikaner ihr vor etwa 10 Jahren eine Million angeboten haben soll unter der Bedingung, daß sie den Ursprung des Bildes nachweise.
- Gewinnung von Gold und Silber aus dem Meerwasser. Daß im Meerwasser Gold und Silber enthalten ist, war schon lange bekannt; nun hat der Schwede E. A. Munster auch eine quantitative Untersuchung angestellt und gefunden, daß 1000 Liter Wasser aus dem Christianiafjord 19 Milligramm Silber und 6 Milligramm Gold enthalten. Diese Mengen sind nun so gering, daß wenn die Substanzen weniger wertvoll wären, sich eine technische Darstellung überhaupt nicht lohnen könnte, und auch bei Silber und Gold nur so, daß dieselben im Meere selbst ausgeschieden werden. Munster schlägt nun vor, in einem vor starkem Wind und heftigem Wellenschlag geschützten Meeresarm, in dem die Strömung etwa 4 Meter per Minute beträgt, eine 60 Meter lange Doppelwand aus Metall herzustellen, und durch sie und das dazwischenliegende Meerwasser einen elektrischen Strom zu leiten, dann wird das Silber und Gold sich an den Wänden niederschlagen. Der zur Verwendung kommende elektrische Strom brauchte nur schwach zu sein, sodaß zu seiner Erzeugung die Benutzung der Meeresströmung genügt, kostspielige Apparate also nicht nötig sind. Auf diese Weise glaubt Munster jährlich eine Gold= und Silberproduktion im Wert von 1 1/2 Mill. Doll. erzielen zu können.
- Sonnenflecke zeigten sich in den letzten Tagen des September in größerer Anzahl. Sie bestanden am Sonnabend vormittag aus zwei Gruppen und einem scheinbar isoliert stehenden kreisrunden Flecken. Die erste Gruppe bestand aus 19, die zweite aus 5 Flecken, die sich fast ringförmig um je einen größeren lagerten. Der isoliert stehende, der einen Flächenraum von etwa 9000 Quadratmeilen einnahm, zerteilte sich gleich nach Mittag in drei kleinere. Sogenannte Sonnenflecken konnten besonders am Nachmittage gut beobachtet werden. Gegen drei Uhr trat am Nordostrande der Sonne eine neue Gruppe ein, die aus 5 kleinen Flecken bestand. Leider bezog sich bald nachher der Himmel, so daß die Erscheinungen nicht weiter beobachtet werden konnten.


Anzeigen.

In Zwangsversteigerungssachen betr. die zu Klocksdorf belegene seither dem Kaufmann J. Dettmann gehörige Büdnerei c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung der Masse Termin auf

Dienstag, den 24. Oktober 1893
Vormittags 11 Uhr

bestimmt, welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist. Der Theilungsplan wird acht Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Beteiligten niedergelegt werden.
Schönberg, den 6. Oktober 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Oeffentliche Versteigerung.
Montag, den 23. Oktober d. Js.
Vormittags 11 1/2 Uhr,
sollen in Palingen auf der Menz'schen Stelle:
4 Kühe, 3 Starken, 1 Bolle

gegen Baarzahlung verkauft werden.
Die Auction wird voraussichtlich nicht abgekündigt.
Schönberg, den 16. Oktober 1893.

                                                    C. Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Hiedurch mache ich die ergebene Mittheilung, daß ein von berufenster Seite empfohlener Assistenzarzt, der praktische Arzt Herr Max Girchner, mich bis auf Weiteres in meiner Praxis vertreten wird. Derselbe wohnt bei mir im Hause.

Schönberg i/M. den 16. Octbr. 1893.
                                                    Dr. Max Marung.


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in und außer dem Hause empfehle ich mich den geehrten Damen Schönbergs und Umgegend, bin durch langjährige Erfahrung in der Lage, für saubere Arbeit und tadellosen Sitz zu garantiren und bitte um geneigten Zuspruch.
Meine Wohnung befindet sich bei Frau Wwe. Lüth Siemzerstraße 188 neben Herrn Kaufmann Vock.

                          
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 3]
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2 000
1 000
500
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Schönberg i. M.                                                     Wilhelm Schrep, Stadtsekretair.


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[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 4]

           Die unterzeichneten Vorstände bringen hierdurch zur Kenntniß ihrer Vereinskameraden, daß

der Geburtstag Sr. K. H. des Großherzogs
am Dienstag, den 17. Oktober d. Js.

durch einen gemeinschaftlichen Festball im Vereinslokal gefeiert werden wird, wozu die Kameraden beider Vereine mit ihren Familien (Frauen, Töchter und nichterwerbsfähigen Söhnen) freien Zutritt haben. Unverheirathete Kameraden erhalten eine Freikarte für eine Dame. Einführungen von Nichtmitgliedern durch Kameraden sind gegen Lösung von Eintrittskarten a 1,50 M. für einen Herrn, und 50 Pfennig (Mecklenburg). für eine Dame gestattet. Eintrittskarten sind bei den Kameraden und Kaufmann Oldenburg hierselbst sowie Abends an der Kasse zu haben.
           Die am Feste theilnehmenden Kameraden haben das Vereinsabzeichen anzulegen und wird zu dieser Bestimmung bemerkt, daß für eventl. Fälle an der Kasse Vereinsabzeichen a 50 Pfennig (Mecklenburg). an Kameraden abgegeben werden sollen.
Für Nichttänzer ist im oberen kleinen Saale Kommers, wozu alle Patrioten, auch Nichtmitglieder der Vereine, freien Zutritt haben und hierdurch eingeladen werden.

Anfang der Feier Abends 8 Uhr.

               Schönberg, den 9. Oktober 1893.

Der Vorstand des Kampfgenossenvereins von 1870/71.                                Der Vorstand des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.


Die
Adlerbrauerei in Lübeck
Inhaber G. Teichgräber
erhielt in der Ausstellung zu Genf für ihre vorzüglichen Biere
(Tafel-Lager- und Münchener) ein
Ehrendiplom und goldene Medaille.


Einladung
zum
Scheibenschiessen
am 22. und 23. Oktober d. Js.
Gewinne:
Ochsenfleisch.
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am letzten Tage                          
Ball.


Am Dienstag, den 17. October zur Feier des Geburtstages Sr. K. H. unseres Großherzogs

Grosse Tanzmusik
für die Nacht,

wozu freundlichst einladet
Rabensdorf.
                                                     H. Voss,
Gastwirth.


Gartenbauverein.

Das zum Bestimmen einzusendende Obst wird Mittwoch, den 18. d. M., von 3-6 Uhr von Herrn Töpfer Weinrebe angenommen. Erforderlich sind 4 richtig ausgebildete Früchte und der bisherige Name oder eine genaue Bezeichnung des Baumes.

                                                    Der Vorstand.


Versammlung des Imkervereins
am Sonntag d. 22. d. M., nachmittags 2 Uhr.

Tagesordnung: Rechnungsablage, Vorstandswahl, Besichtigung der neuen Wachspresse und verschiedener Geräthe.

                                                    Der Vorstand.


Stadt Lübeck.

Dienstag, den 17. ds. Mts., zur Feier des Geburtstages Sr. K. H. des Großherzogs

Tanzmusik.


Schützenhaus.

Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs findet heute, den 17. October, im Schützenhaus ein Tanzkränzchen statt, wozu ich mir erlaube, die verehrten Schützenmitglieder hierdurch besonders einzuladen.

Anfang 7 1/2 Uhr.
Entree für Schützenmitglieder 25 Pfg.
Achtungsvoll
                                                    W. Hagen.


Für die vielen Glückwünsche zu unserer goldenen Hochzeit, sowie dem Herrn Konsistorialrath Kaempffer in Schönberg für seine schöne Ansprache und den Vereinsmusikern für ihr Ständchen, sagen hierdurch herzlichen Dank.

Wahlsdorf,
d. 14. Oct. 1893.
                                                     Heinrich Lühr
und Frau.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg.
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1, Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nachm. 5,40 Nachm. 8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-54 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 36-50 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 81 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. October 1893.


        - Nr. 22 des "Offiziellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält
  II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Verwaltung der in Feldberg errichteten Amtsstelle für die Invaliditäts= und Altersversicherung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die für Leistungen an das Militär zu vergütenden Durchschnittspreise von Naturalien pro Monat August 1893.
(3.) Bekanntmachung, betreffend den Beitritt von Niederländisch=Indien zu der Wiener Postpacket=Uebereinkunft.
III. Abtheilung. Dienst= etc. Nachrichten.


- Neustrelitz, d. 14. Oct. S. K. H. der Großherzog ist heute im besten Wohlsein aus Paris hierher zurückgekehrt.
- Bei den Aufräumungsarbeiten des Domes in Ratzeburg sind die geschmolzenen Glockentheile sorgfältig gesammelt worden. Beim Wiegen stellte sich heraus, daß im Ganzen 6759 Pfund gerettet sind. Rechnet man dazu das Gewicht der nicht zerstörten Glocke zu ca. 5300 Pfund, so wäre das Metall für das Hauptgeläute, zu 12 000 Pfund gerechnet, vorhanden und würden dazu nur die Unkosten zu bezahlen sein. Dagegen werden die kleineren Glocken für das Uhrwerk neu zu beschaffen sein.
- Auf einer Insel des Hafens zu Stettin, gegenüber dem Bahnhofe wurden aus einem Schiff Ziegelsteine gelöscht und durch eine Fuhre abgefahren. Der Wagen war von den Steinen zu schwer beladen und es vermochten die beiden Pferde die Ladung nicht die etwas abschüssige Bahn hinaufzuziehen. Bei dem gewaltigen Versuch kam der Wagen vielmehr ins Zurückrollen, stürzte das Bollwerk hinab in den Hafen und riß die beiden Pferde mit sich in die Tiefe. An eine Rettung der letzteren war nicht zu denken. Sie ertranken vor den Augen vieler Zuschauer.
- Die kerndeutsche Sprache, die kürzlich Frhr. von Wangenheim in der Correspondenz des Bundes der Landwirthe geführt hat, scheint einer Versammlung des fränkischen Bauernbundes als Muster vorgeschwebt zu haben. Es ist in dieser Versammlung folgender Beschluß gefaßt worden: "Wir Bauern protestiren gegen einen russischen Handelsvertrag, durch welchen der Getreidezoll unter 5 M. herabgesetzt werden soll, weil dadurch die Landwirthschaft zu Grunde gerichtet würde. Einer Reichsregierung, welche die mit Oesterreich und Italien begonnene Vertragspolitik fortsetzt, ertheilen wir Bauern unser unbegrenztes Mißtrauen und verlangen die Entfernung eines Reichskanzlers, welcher von den landwirthschaftlichen Verhältnissen nichts versteht und dieselben vollends zu Grunde richtet."
- In militärischen Kreisen wird von dem in nächster Zeit bevorstehenden Zusammentritt einer Commission von hervorragenden Kavallerie=Offizieren gesprochen, deren Thätigkeit mit großem Interesse entgegen gesehen wird. Es soll sich um die Berathung wichtiger Fragen handeln, insbesondere um ein neues Exerzierreglement für die Kavallerie. Die Berathungen sollen nach mancher Richtung hin durch die letzten Herbstmanöver neue Stützpunkte gewonnen haben.
- Auf die Monopolländer Frankreich und Oesterreich=Ungarn verweist ein Artikel der "Nordd. Allgem. Ztg.", um die Fähigkeit einer höheren Tabakbesteuerung für Deutschland darzuthun. Schließlich kommt dann die Drohung, daß, wenn die Miquelsche Reichssteuerreform scheitert, die Einzelstaaten in die Notwendigkeit versetzt werden würden, für 100 Millionen Mark Reichsbedarf aus neuen Landessteuern zu schaffen.
- Schlechte Aussichten auf baldige Beendigung des deutsch=russischen Zollkrieges eröffnen sich nach Mittheilungen aus Berlin im "Hannov. Courier". Danach umfaßt die Liste der deutschen Forderungen zu dem russischen Zolltarif 77 Positionen. Der bisherige Gang der Verhandlungen hat bereits erkennen lassen, daß deren Dauer nicht, wie man anfänglich wohl annahm, nach Wochen zu berechnen ist, sondern mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Von deutscher, an den Verhandlungen betheiligter Seite verlautbart, daß Ostern herankommen dürfte, ehe sie zum Abschluß gelangen. Das persönliche Verhalten der russischen Unterhändler hat übrigens auf deutscher Seite einen vertrauenerweckenden Eindruck gemacht.
- Nachstehende Sätze der Tabakfabrikatsteuer werden dem "Hann. Cour." aus Berliner gut unterrichteten Kreisen als richtig bezeichnet. Demnach soll die Tabackfabriksteuer betragen vom Fakturenwerth der Cigarren und Cigarretten 33 1/3 pCt., des Rauchtabaks 66 2/3 pCt., des Kau= und Schnupftabaks 50 pCt. Der Zoll auf Tabakfabrikate wird erhöht; für Cigarren von 270 auf 400 M.; für andere Fabrikate von 180 auf 250 M.
- Der deutsche "Reichs=Anzeiger" teilte seit langer Zeit zum erstenmal im nichtamtlichen Teil die Berichte über die Reise des Fürsten Bismarck mit.
- Der Magistrat von Berlin hat der dortigen Stadtverordnetenversammlung eine Vorlage zugehen lassen, welche sich auf den Bau eines zweiten großen Rathauses bezieht. Der Gesammtpreis der dazu gehörigen Grundstücke, deren Ankauf bereits gesichert ist, beträgt rund 5 Millionen Mark. Der Bau selbst dürfte auch noch ein hübsches Stückchen Geld kosten.
- Die Wiedereinführung eines Grafen in seine sämmtlichen Titel wurde vorige Woche durch Verfügung des kgl. bayerischen Ministeriums vorgenommen. Es wurde nämlich dem in Ramsen, Bezirks=Amt Kaiserslautern, wohnenden Inspektor der Schlesischen Feuerversicherungsgesellschaft in Breslau, Max Tauffkirchen, die Wiedereinführung seines Grafentitels: "Max Sigmund Graf von Tauffkirchen zu Gertenburg, Klebing, Katzenberg und Engelburg" gestattet. Da er früher Kaufmann und Wirth war, war ihm seinerzeit sein Adelstitel auf Grund der bayerischen Adelsgesetze infolge richterlichen Erkenntnisses gestrichen worden.
- Einen Taktstock aus 1000jährigem Holz haben die vereinigten norddeutschen Liedertafeln dem Wiener Männergesangverein zu dessen 50jährigem Jubelfest am 6. Oktober überreichen lassen. Das Holz stammt von dem 1000jährigen Rosenstock am Dom zu Hildesheim. Die beiden Enden des Stabes sind mit silber=vergoldeten Zwingen versehen, auf denen Widmung etc. eingravirt ist. Das Etui des Stabes trägt die Inschrift:
"So wie am Dom zu Hildesheim Der tausendjähr'ge Stock noch blüht, So blüh' bei Euch auch tausend Jahr Der Rose gleich das deutsche Lied."
- Im österreichischen Abgeordnetenhaus hat es am Dienstag eine große Ueberraschung gegeben. Der Ministerpräsident Graf Taaffe hat eine Vorlage betreffend die Einführung des allgemeinen Wahlrechts eingebracht, wonach unter Aufrechthaltung der Kurie des Großgrundbesitzes das Wahlrecht jedem eingeräumt werden soll, der seiner Militärpflicht Genüge gethan, eine Volksschule besucht hat, 6 Monate am Wahlort weilt und eine Beschäftigung hat. Die Kundgebungen, die in letzter Zeit zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts stattgefunden haben, dürften auf die Entschlüsse der Regierung in dieser Frage nicht ohne Einfluß geblieben sein.
- In Folge der Wahlreformvorlage des Grafen Taaffe würden in Oesterreich zu den jetzigen 1 778 351 Wählern 3 440 000 Wähler hinzukommen. Die Aussichten für die Annahme der Vorlage sind vor der Hand aber noch sehr gering, zufrieden mit der Vorlage sind bis jetzt nur die Demokraten und die Antisemiten.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 81 Seite 6]

- Aus Rom wird soeben gemeldet, König Humbert habe dem Fürsten Bismarck das Schloß Capo di Monte bei Neapel zum Aufenthalt angeboten. Der Fürst lehnte jedoch das Anerbieten mit Dank ab.
- Nach Kopenhagen sind am 3. September zwei Herren zurückgekehrt, die die Reise von dort nach Paris und wieder zurück auf dem Zweirad gemacht haben. Sie hatten Kopenhagen am 8. September verlassen und haben zur Hin= und Rückreise je neun Tage gebraucht. Sieben Tage hielten sie sich in Paris auf. Die Hinreise ging über Fühnen, Jütland, Hamburg, Belgien und Nordfrankreich, die Rückreise über Köln, Bremen Warnemünde und Gjedser. Sie haben ungefähr 20 Meilen per Tag, im ganzen 400 Meilen zurückgelegt. Ein dritter Herr, der die Hinreise glücklich mitgemacht hatte, ist auf der Rückreise mit seiner Maschine, als er in den Vogesen einen Berg hinabfuhr, gestürzt und hat, schwer verletzt, in einem Krankenhaus zurückbleiben müssen.
- Den Beitritt der Schweiz zur mitteleuropäische Zeit hält man vom 1. Juli 1894 an für ziemlich sicher. Die Mehrheit des Bundesrates ist für den Anschluß.
- Auch jenseits des Rheins lichtet sich die Schaar derer vom Geschlechte von anno 70 wie bei uns. Jetzt scheint an Mac Mahon die Botschaft zu gelangen, zur großen Armee abzugehen. Derselbe leidet an Verkalkung der Blutgefäße und kann Nahrung nicht mehr zu sich nehmen. - Sein Vaterland hat den Mann, der lange und erfolgreich das Bedürfnis seines Volkes nach Gloire befriedigt hatte, schnell vergessen, die politische Rolle, die ihm nach Thiers Sturz beschieden, war kaum geeignet, die Sympathien weiter Volkskreise für den Besiegten von Wörth und Sedan wieder rege zu machen. Seit dem Rücktritt von der politischen Bühne lebte der greise Marschall das Leben eines Pensionärs, der am Feuer einer großen Vergangenheit sich wärmt . . . .
- Das für die französische Weltausstellung im Jahre 1900 zu erbauende Riesen=Teleskop ist ernstlich in Angriff genommen worden. Bei einer Entfernung des Fernrohrs von 40 m soll der Mond so erscheinen, als wenn man denselben aus einer Entfernung von nur einer Meile mit freiem Auge sehen würde.
- Ein junger Philologe aus Dessau, der sich vor einigen Monaten zur Vollendung seiner Studien nach Paris begeben hatte, ist seit etwa sechs Wochen von dort verschwunden und nicht wieder gesehen worden. Man vermutet, daß der junge Mann das Opfer eines Verbrechens geworden ist.
- Zum Vizekönig von Indien ist nunmehr der Earl of Elgin ernannt worden. Diese Ernennung hat in ganz England Ueberraschung hervorgerufen, da derselbe sich bisher im öffentlichen Leben in keiner Weise hervorgethan hat.
- Wie aus Constantinopel gemeldet wird, zahlte soeben das türkische Schatzamt an einen Herrn Perpignan, einen Franzosen, die Summe von 5000 türkischen Pfund zum Ankauf von zwei arabischen Briefen aus, die Mohamed zugeschrieben werden und die die Gelehrten für echt erklären. Diese Briefe sind im Jahre 1876 Abdul=Aziz übermacht worden.
- Beinahe am Nordpol. Aus San Franzisko kommt die erstaunliche Kunde, daß der Walfisch=Dampfer "Newport", der den letzten Winter bei den Herrschel=Inseln zubrachte, mit Hilfe einer ganz besonders von Eis freien See bei der Jagd auf einen Walfisch bis zum 84. Grad, d. h. 6 Grade vom Nordpol entfernt, vordrang. Das ist der nördlichste je von Menschen erreichte Punkt. Das Schiff vermocht nicht weiter zu dringen; doch glaubt man, daß der Nordpol leicht hätte erreicht werden können, wenn das Schiff mit Hunden und Schlitten versehen gewesen wäre.
- Prinz Heinrich auf dem Lande. Prinz Heinrich befand sich kürzlich mit seinem Hofmarschall auf der Jagd in der Nähe eines Dorfes bei Kiel. Beim Absuchen eines Ackers erschien plötzlich ein Bauer und verwehrte den beiden ihm unbekannten Herren das Betreten seines Ackers. Nach langem Hin= und Herreden beschwichtigte endlich der Prinz den alten Mann und nahm ihn mit in den nahe gelegenen Krug, um ihm ein Glas Bier zu spendieren. Als der Bauer getrunken hatte, fragte er den Prinzen: "Na, nu seggen Sei mol, wer sünd sei denn eigentlich? " "Ich," sagte der Prinz, "bin Prinz Heinrich, und dieser ist mein Hofmarschal." "Wat," sagte der Bauer, "Prinz Heinrich? Dann geb' ick ok noch eenen ut!" d. h. er wollte nun auch ein Glas Bier spendieren. - Bei einer Spazierfahrt in der Umgebung von Kiel nahm Prinz Heinrich mit seinem Begleiter in einer Dorfschenke den Kaffee ein. Gleich nach seiner Abfahrt kam eine Bauersfrau in die Schenke gestürzt und sagte zu der Wirtin: "Weißt Du denn auch, wer die Herren waren?" "Nein," sagte die Wirtin, "wer denn?" "Na, Prinz Heinrich und sein Adjutant!" "Was?" erwiderte die Wirtin, "hätt' ich das doch eher gewußt, dann hätt' ich zwei Mark für den Kaffee verlangt!"
- Aus der Sommerfrische bringt man mit nach Hause:
          Pausebacken, wunde Füße,
          Von Bekannten schöne Grüße,
          Mit Ozon gefüllte Lungen,
          Schnupfen und Erinnerungen,
          Hühneraugen, Hochgenüsse,
          In den Kleidern manche Risse,
          Klagen über hohe Preise,
          Abenteuer von der Reise,
          Mückenstiche groß wie Pocken,
          Arg zerriss'ne Schuh' und Socken,
          Sächelchen zum Angedenken,
          Schmerzen in den Beingelenken,
          Ein zerfetztes Parapluie,
          Und ein aufgeschlagnes Knie,
          Schmutz'ge Wäsche, neue Witze,
          Eine lange Reiseskizze,
          Selt'nes Kraut, verdorb'nen Magen,
          Abgetrag'ne Gummikragen,
          Arbeitslust und Sommersprossen,
          Souveniers und Kurgenossen,
          braune Haut, wie bei Mulatten,
          Ausgedehnte Hängematten,
          Wohlgeschmack von fremden Bieren
          Neuen Stoff zum Renommieren,
          Abgenutzte Reisetaschen,
          Schmutz und Staub kaum abzuwaschen,
          Sehnsucht nach dem Kanapee
          Und ein leeres Portemonnaie.
- Vanderbilts Yacht. Die Yacht, in welcher der Newyorker Millionär Vanderbilt in den nächsten Wochen nebst seiner Gemahlin über den Ocean fahren wird, um ein oder zwei Jahre in Europa zuzubringen, ist wahrscheinlich das schönste Schiff, das irgend ein Privatmann besitzt. Was die Ausstattung anbetrifft, so kann sich keine fürstliche Yacht mit dem Fahrzeuge messen. Es ist 300 Fuß lang und besitzt 2400 Tons Wasserverdrängung, während die Maschinen 4500 Pferdekräfte geben. Der Empfangssalon dehnt sich über die ganze Breite des Schiffes aus. Er ist in Weiß und Gold gehalten im Stile Ludwigs XIV. Die Möbel meistentheils alt, sind mit rothem Samt gepolstert. Die reiche Bibliothek befindet sich in Schränken von Wallnußholz. Das Schlafgemach der Frau Vanderbilt hat eingelegte Arbeit von Gold und Elfenbein. Die Vorhänge und Ueberzüge bestehen aus alter rosenfarbener Seide von der Periode Ludwigs XIV. Das Wohnzimmer ist mit Mahagoni=Möbeln ausgestattet und hat grüne Samtvorhänge. Zwei weitere Gemächer sind im Empire=Stil gehalten in blauer Nuance. In dem eleganten Badezimmer besteht die gesammte Badeeinrichtung aus plattirtem Silber. Ja selbst die Thürdrücker sind versilbert. In den Zimmern des Millionärs spielen elektrische Vorrichtungen eine Hauptrolle, damit unverzüglich seine Befehle befolgt werden können. Die Yacht ist in Birkenheadt bei Liverpool gebaut worden und hat mehr als 100 000 Pfd. Sterl. gekostet. Der "New=York. Herald" sagt freilich, daß die Yacht höchst schwerfällig sei und sich nicht als sehr seetüchtig beweisen werde.
- Eine neue Entdeckung? Gelegentlich der photographischen Aufnahme eines Verstorbenen wurde die merkwürdige Thatsache beobachtet, daß man mit Hilfe der Photographie das Auftreten der Totenflecke bei einer Leiche mindestens 24 Stunden früher feststellen kann, als sie für das Auge sichtbar sind. Damit wäre für die praktische Medizin ein überaus wichtiges Hilfsmittel in der Photographie entstanden.


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