No. 77
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 03. Oktober
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 1]

- S. M. der Kaiser ist noch am Donnerstag Abend mit dem Kronprinzen von Schweden von Gothenburg nach Hemjunga gefahren, wo am Freitag Morgen auch der König von Schweden eingetroffen ist. Nach der Ankunft des Königs ist die ganze Jagdgesellschaft nach dem Hunneberger Revier aufgebrochen. Sonnabend früh reiste Kaiser Wilhelm an Bord der "Hohenzollern" von Karlscrona nach Neufahrwasser.
- Dem "Rheinischen Kurier" zufolge hat an demselben Tage wo der Kaiser sein Telegramm an den Fürsten Bismarck sandte, der als stellvertretende Leibarzt beim Kaiser in Güns weilende Oberstabsarzt Dr. Ernesti im Auftrage des Kaisers telegraphisch dem Dr. Schweninger über die Unterlassung der Berichterstattung scharfe Vorhaltungen gemacht. Schweninger hat die Berechtigung dieser Vorwürfe nicht anerkannt, und so hat sich zwischen ihm und dem Leibarzte des Kaisers ein lebhafter Depeschenwechsel entsponnen. Hierauf ist die falsche Nachricht zurückzuführen, Fürst Bismarck habe mit dem Kaiser noch zehn Telegramme gewechselt.
- Da Russen und Engländer mit gewaltigen Flotten im Mittelmeer erscheinen, will der "kranke Mann" am Bosporus auch seinen Spaß haben. Die türkische Regierung wird nun auch ein Geschwader, bestehend aus zwei Panzerschiffen, einer Fregatte, zwei Korvetten, zwei Kreuzern und einem Aviso, in's Mittelländische Meer entsenden. Das Geschwader soll den Piräus, Fiume oder Triest, ferner Neapel, Genua, Toulon, Barcelona, Tanger, Algier, Tunis und Alexandria besuchen. Nach dreiwöchentlichem Aufenthalt wird das Geschwader in die Dardanellen zurückkehren, um im Frühling aufs Neue im Mittelländischen Meer zu kreuzen. Es handelt sich also anscheinend ebenfalls um ein ständiges Geschwader.
- Am Dienstag erschien in Paris das Programm der Prunkvorstellung in der Großen Oper zu Ehren der russischen Gäste. Die erste Abteilung der Prunkvorstellung besteht aus einzelnen Akten französischer Opern, die zweite aus einem großartigen musikalischen Huldigungsbilde, worin die gesamte Truppe in russischer Tracht russische Lieder und die Czarenhymne singen und das Balletkorps russische Tänze aufführen wird. Den Beschluß bildet ein lebendes Bild: die Verbrüderung Rußlands und Frankreichs darstellend, gesegnet vom Frieden.
Für die russischen Offizier wird eine herrliche Loge eingerichtet und in der Pause werden sie in das Tanzfoyer geführt. Der billigste Gallerieplatz kostet acht, eine erste Rangloge tausend Franks. - Die ungeheure Wichtigkeit, welche die französische Regierung dem Besuche eines russischen Geschwaders in den französischen Häfen beilegt, amüsiert nach Berichten aus St. Petersburg ruhig denkende Russen mehr, als sie Eindruck mache, und man hört allerhand spöttische Bemerkungen, sogar in amtlichen Kreisen.
- Zu den Vorlagen, die dem Reichstage in der neuen Session zugehen werden, gehört auch der Entwurf eines Gesetzes, betr. die Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke.
- Die Schloßfreiheit in Berlin ist nicht mehr. Auch das letzte der alten Gebäude, die an den Ufern der Spree so lange die Wirkung des schönen Rosanderschen Portals am königlichen Schloß beeinträchtigten, ist nun verschwunden, und frei kann vom jenseitigen Ufer aus der Blick über die vornehme Façade des gewaltigen Baues dahinschweifen, der nun endlich auch von dieser Seite aus zur Geltung kommt. Der freigelegte Platz wird vorläufig mit gelbem Sand bestreut und so hergerichtet, daß sein provisorischer Zustand sich nicht in allzu störender Weise bemerkbar macht. Nach der Fahrstraße zu wird aus Granitfliesen und Mosaikpflasterung ein Bürgersteig hergestellt.
- Der Kaufmann Gutkäse aus Hamburg, der vor einiger Zeit das Unglück gehabt hat, auf der Jagd einen Arbeiter aus Kleinwesenberg zu töten, hat der Familie des Erschossenen freiwillig 12 000 Mark übermittelt.
- Neue Fauna in der Hamburger Wasserleitung! Am vorigen Montag Vormittag wurde in Hamburg in dem Hause Rathausstraße 9, im Keller, ein über 60 cm langer und 8 cm im Umfang messender Aal gefangen, welcher vor der Wasseruhr lag, und sich in die Verschraubung so vollständig hineingezwängt hatte, daß kein Tropfen Wasser durchkommen konnte. Für Kenner und Liebhaber der zoologischen Verhältnisse in der Hamburger Wasserleitung ist der Aal in der Redaktion des "General=Anzeigers" für Hamburg=Altona ausgestellt.
- Helgoland wurde seit dem vergangenen Donnerstag von einem schweren Südweststurm und unaufhörlichen Regengüssen heimgesucht. Die Badegäste sind dort wie gefangen und müssen besseres und ruhigeres Wetter zur Abreise abwarten. Die Naturerscheinung war sehr merkwürdig; bis Donnerstag mittags um 2 Uhr war wunderschönes Wetter, das Meer und der Himmel tiefblau wie bei Capri, sodaß eine Segelregatta der Fährboote unternommen wurde. Sie kam nicht zum Austrag, da um 3 Uhr die vollständigste Windstille eintrat und die Boote, um hereinzukommen, zum Ruder greifen mußten. In der Nacht brach dann der Sturm mit einer selbst für Helgoland seltenen Heftigkeit aus, die ganze Schifferbevölkerung arbeitete in der Dunkelheit, ihre Boote und Hummerkästen an den Strand zu ziehen. Seitdem haben bis Montag Sturm, Gewitter und Regen nicht aufgehört, seither ist keine Ueberfahrt nach der Düne geschehen.
- Während in den Thälern im Breisgau die Trauben eingeheimst werden, hat sich am Dienstag auf dem Gipfel des Feldberges der erste Schnee gezeigt.
- Das untergegangene russische Kriegsschiff "Russalka" war eines älterer Konstruktion und von kleineren Dimensionen. Dassselbe lief 1867 in Petersburg vom Stapel. Die Länge des Schiffes betrug 206 Fuß, die Breite 42 Fuß und die Tiefe 12 Fuß, die Wasserverdrängung 2222 Tons. Auf demselben befanden sich in zwei drehbaren Türmen vier neunzöllige Geschütze und vier Schnellfeuerkanonen. Der Gesamtwert des Fahrzeuges

[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 2]

nebst Artillerieausrüstung beläuft sich auf gegen 1 Million Rubel. Die "Russalka" hatte niedrige Bordwände und konnte nur 7-8 Knoten in der Stunde zurücklegen, infolge des langsames Ganges dürfte die "Russalka" hinter dem gleichzeitig mit ihr aus Reval ausgelaufenen Kanonenboot "Tutscha" (Gewitterwolke) stark zurückgeblieben sein.


Anzeigen.

In der Nachlaßsache des Krämers J. F. Chr. Kaehler zu Walksfelde wird auf Antrag des Vormundes zum Verkauf der auf seine Curandin vererbten, zu Walksfelde sub Nr. 1 belegene Büdnerei c. p. und des zu der darin betriebenen Krämerei gehörigen vollständigen Inventars sowie des vorhandenen Waarenlagers ein einziger Termin auf

Mittwoch, den 25. Oktober d. Js.
Vormittags 10 1/2 Uhr

vor Gericht allhier hiermit angesetzt, zu welchem Kaufliebhaber mit dem Bemerken hiermit geladen werden, daß bereits ein Gebot von 9000 M. abgegeben ist, und daß die Verkaufsbedingungen vom 17. Oktober ab auf der Registratur II des unterzeichneten Gerichts einzusehen, auch in Abschrift gegen die Gebühr zu haben sind.
Schönberg, den 27. September 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Akt.


Bekanntmachung.

Auf Grund § 23 des Genossenschaftsstatuts wird hiermit bekannt gemacht:

1. Der Vorstand der Genossenschaft besteht zur Zeit aus den Herren

Regierungsrath a. D. Kammerherr Graf von Bernstorff auf Beseritz (Vorsitzender).
Bürgermeister Dr. Pries zu Neubrandenburg (Stellvertreter des Vorsitzenden).
Oberförster Wentzel zu Strelitz.
Amtmann Kaiser zu Stove.
Graf von Schwerin auf Mildenitz.

2. Der Beschwerde=Ausschuß der Genossenschaft aus den Herren

Amtsrath Zarnekow zu Wanzka.
Domänenpächter Schröder zu Lüttenhagen.
Senator Brunn zu Strelitz.
Mühlenpächter Frank zu Schönberg.
Gutspächter Busch zu Roga.
Neubrandenburg, den 23. September 1893.
Der Vorstand
der Mecklenburg=Strelitz'schen Landwirschaftlichen Berufsgenossenschaft.
C. Graf von Bernstorff.


Landwirthschaftl. Winterschule zu Lübeck.

Am 18. Oktober beginnt der Unterricht; baldige schriftliche Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Das Schulgeld beträgt 10 Mark für das Halbjahr.
Der Unterricht ist Mittwochs und Sonnabends von 9.15-12.25 Vormittags und von 1.40-3.40 Nachmittags.

                          Der Direktor der Gewerbeschule:
                          Walther Lange.


Wohnungsveränderung.

Wohne jetzt nicht mehr Siemzerstraße 188 sondern 185 neben Herrn Barbier Fick.

                                                    Rud. Renzow,
                                                    Schneidermeister.


Wohnungsveränderung.

Zu Michaelis verlege ich mein Geschäft von der Siemzerstraße 199 nach der Siemzerstraße 188 im Hause der Frau Wittwe Lüth.

                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher und Bandagist.


Zu Ostern 1894 ist noch eine gute,                          
geräumige Wohnung
zu vermiethen. Unter Umständen auch sofort.                                                    
Zu erfragen beim Lohgerber J. Burmeister, Sabowerstraße.                                                    


Haus Mein Nebenhaus
habe ich zu Ostern 1894 zu vermiethen.                                                    
                                                    W. Maass.


Ein altes                          
Arbeitspferd
ist preiswürdig zu verkaufen.                                                    
                                                    F. Lundwall.


Phosphorpillen,
vergifteten Weizen
gegen Feldmäuse.
empfiehlt                                                     die Apotheke zu Schönberg.
Wasmuth's Saccharin-Strichninhafer
besorge zu Fabrikpreisen.                                                    


Rheumatismus.

Lange lag ich schwer an dieser Krankheit, so daß der Arzt erklärte, ich würde nicht wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, das Leiden schnell und glücklich zu beseitigen und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leidenden geholfen, bin gern bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht. H. Roderwald, Magdeburg. Samenhdlg. Bahnhofstr. 34.


Vorläufige Anzeige.

Erlaube mir hierdurch dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend anzuzeigen, daß ich von Sonntag, den 14. d. Mts. das

Photogr.=Atelier

Siemzerstraße Nr. 195 eröffne.
Durch langjährige Stellung in den ersten Ateliers Hamburgs berechtigen mich, das Neueste und Beste in der Photographie zu leisten.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Theod. Liebert.
Schönberg, den 3. Oktober 1893.                          


Als Gänse=, Hühner= und Taubenfutter halte stets vorräthig

Gerste, Mais, Weizen,
alle Sorten
Schrot und Kleie.
                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.


Der Betrieb

Der Flachsreinigungs Anstalt zu Schönberg beginnt am 15. November und ersuche ich meine geehrten Kunden um baldige Einlieferung gerötheten Flachses.

                                                    C. Hoffbauer.


Flachsfabrik Schönberg.

Wegen Ueberfüllung kann vorläufig kein Obst mehr zum Dörren unbenommen werden.


Schäfer Bruhn, Hof Schlagsdorf, hat einen                          
guten Schäferhund
preiswürdig zu verkaufen.                                                    


Gift für Feldmäuse.

Bestellungen auf Sacharin-Strichninhafer für die Firma A. Wasmuth & Co. in Ottensen nehme ich entgegen.

                                                    C. Schwedt.


Pa. Margarine
und bestes weisses Schmalz
empfiehlt                                                    J. A. Siebenmark.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 3]

KOHRS, BEHNKE & Co.,
Hamburg.                           Dünger-Fabrik.                           Billwärder.
Specialität: Alkalischer Kalkdünger,

enth.: 2 1/2 % Stickstoff,
2 1/2 % Kali u. 6 1/2 % Phosphorsäure.
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Alles Nähere durch unseren Preiskourant.
Vertreter: Louis Drühl, Güstrow.


Am 20. und 21. October 1893.
Grosse
Verlosung von Gold-
und Silber-Gegenständen zu Massow, die mit 90%
baar garantirt
sind. Jeder Gewinner kann den Gegenstand oder Geld nehmen.
Original-Loose a 1 M., 11 Stück für 10 M. (Porto und Liste 20 Pfg. extra) empfiehlt und versendet das mit dem Alleinverkauf der Loose betraute Bankgeschäft
Carl Heintze,    BERLIN W,
Unter den Linden 3
Die Loose versende ich auch gegen Briefmarken oder unter Nachnahme.
         
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50 000
25 000
10 000
5 000
4 000
3 000
2 000
1 000
500
300
200
100
50
20
10
5
45 000 M.
23 500 M.
9 000 M.
9 000 M.
10 800 M.
10 300 M.
9 000 M.
9 000 M.
9 000 M.
13 500 M.
18 000 M.
18 000 M.
13 500 M.
9 000 M.
9 000 M.
18 000 M.
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6 197 = 259.000 baar 233 100 M.


Bonner Fahnenfabrik in Bonn a. Rhein.
Hofl. Sr. Majestät des Kaisers.
Königl., Grossherzogl., Herzogl. und Fürstl. Hoflief. (12 Hoflief.-Titel).
Zum Geburtstage Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs von Mecklenburg-Strelitz (17. October.)
Wasserechte Fahnen und Flaggen, beste Qualität z. B.
Mecklenburg. und deutsche Fahnen mit u. ohne Wappen.
Wappenschilder, Inschriften, Transparente, Lampions, Fackeln.
Pünktliche Lieferung ausdrücklich garantirt.
Reichhaltige Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franco.


Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.
IV. Allgemeine Versammlung
am Sonntag den 8. October d. J. Nachmittags 3 1/2 Uhr im Vereinslocal.

                          Tagesordnung:
      1) Beschluß über die Feier des diesjährigen Geburtstages S. K. H. des Großherzogs.
      2) Bericht über die Feier des Sedanfestes.
      3) Wahl der Rechnungsrevisoren.
      4) Sonstige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein in Carlow.
Am Sonntag, den 8. Oktober
Nachmittags 3 Uhr
IV. Allgemeine Versammlung
im Vereinslokal.
Tagesordnung:

1) Einführung der neu aufgenommenen Mitglieder.
2) Bericht über das Sedanfest.
3) Feier des Geburtstages Sr. K. Hoheit des Großherzogs
4) Kyffhäuserdenkmal.
5) Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.


Wilhelmine Ollrogge.
Friedrich Wilms.
Verlobte.
Gr. Bünsdorf.                                                    Herrnburg.


Theater in Schönberg
Im Saale des Herrn Boye.
Mittwoch, den 4. October
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Zum Benefiz für Grete Marion.
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Grosser           Miller und Müller          Lacherfolg!
oder
Welcher ist der Rechte?
Lustspiel in 3 Acten von Alexander Elz.
Vorher:
Er ist nicht eifersüchtig.
Lustspiel in 1 Act von Alexander Elz.

Zu dieser meiner Vorstellung erlaube ich mir, das geehrte Publikum von Schönberg und Umgegend, unter Zusicherung eines amüsanten Abends, ganz ergebenst einzuladen.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Grete Marion.
Sonntag den 8. October 1893:
Letzte Vorstellung.


Für die vielen Gratulationen und Glückwünsche zu unserer Hochzeit sagen wir Allen unseren besten Dank.
Boitin=Resdorf, den 26./9.93.

                                                    Otto Flaagel und Frau Marie,
                                                    geb. Ollrogge.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-54 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 36-50 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 4]

Geschäftsprinzip: Kleiner Nutzen, großer Umsatz.

LANGE & WILMS,
Tuch- und fertige
Herren-Garderoben-Handlung

              Theile den geehrten Bewohnern von Stadt und Land mit, daß die neuesten Herbst= und Winterstoffe bereits eingetroffen sind.
              Durch überaus günstige Abschlüsse, sind wir in die Lage versetzt, die Sachen jetzt ganz enorm billig liefern zu können.

Ohne Concurrenz.
Buckskin-Hosen sonst 7 M. jetzt 4 M.
Prima Buckskin-Hosen sonst 9 M. jetzt v. 6 M. an
                          Diagonal-Anzüge von 20 M. an
                          Buckskin-Anzüge von 18 M. an
Achener Kammgarn-Anzüge von 35 M. an
sowie auch
Arbeitsanzüge

zu sehr billigen Preisen.

Hosen schon v. 2,50 M. an.

              Sämmtliche Sachen sind dauerhaft gearbeitet, und keine sogenannte Schundwaaren, wie sie jetzt vielfach verkauft werden.
              Anfertigung nach Maaß in denkbar kürzester Zeit, bei sehr soliden Preisen.

Geschäftsprinzip: Kleiner Nutzen, großer Umsatz.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 77 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. October 1893.


- Schönberg. Theater. Am Mittwoch findet das Benefiz für die jugendliche Liebhaberin Fräulein Margarethe Marion statt. Die Dame hat für ihren Vortheils=Abend 2 allerliebste Lustspiele von Alexander Elz gewählt. Die junge, strebsame Künstlerin hat es Wohl um uns verdient, daß wir ihr unsern Dank für so manchen Genuß, den sie uns durch ihr reizendes Spiel bereitete, durch ein volles Haus lohnen. Wir sind überzeugt, daß wir im Sinne der meisten Theaterfreunde handeln, wenn wir hierauf gebührend hinweisen.
- Der kommandirende Graf Häseler in Metz erließ für alle seine Garnisonen den Befehl, daß alle Kantinen an Privatpersonen verpachtet werden sollen, die aber keinen Brannwein verkaufen dürfen. An Getränken darf nur Bier und Wein ausgeschenkt werden.
- Der "Hamburger Kurier" weiß über die Unterbringung der durch die neue Heervorlage mehreingestellten Truppen folgendes mitzutheilen: Demnächst beginnt die sehr umfangreiche Dislokation der durch die letzte Heeresverstärkung neu geschaffenen Truppentheile. Die in Preußen vorhandenen Kasernen können von den 54 000 Mann, welche auf das preußische Contingent kommen, nicht ganz 8000 Mann aufnehmen, und selbst diese müssen stellenweise in vorhandenen Barackenlagern und Wellblechbaracken untergebracht werden, die zu diesem Zwecke theilweise einer sehr durchgreifenden baulichen Neueinrichtung unterzogen worden sind. Für etwa 6000 Mann sind neue Baracken mit massiven Umfangsmauern in der Errichtung begriffen. Endlich sind noch für mehr als 21 000 Mann Quartiere in Miethsräumen beschafft, sodaß etwa 19 000 Mann übrig bleiben, für die in Bürgerhäusern Quartiere beschafft werden müssen; doch sind auch für diese die nöthigen Nebenräume, Ställe und Werkstätten in leichtem Bauwerk für staatliche Rechnung zu beschaffen. Um die Quartierlast, für die verhältnißmäßig nur geringe Entschädigungen bezahlt werden, möglichst bald zu beendigen, sollen zunächst für diese Truppen neue Kasernen errichtet werden. Die Unterbringung der gesammten Heeresverstärkung in massiven Kasernenbauten wird aber planmäßig erst im Jahre 1915 durchgeführt sein. In Württemberg und Sachsen sollen die Truppen keine Bürgerquartiere beziehen, sondern, soweit die vorhandenen Kasernements nicht reichen, in provisorischen Bauten untergebracht werden.
- Der lothringischen Bevölkerung war in einem Bericht über die dortigen Kaisermanöver vorgeworfen worden, daß sie stellenweise den vor Durst fast verschmachteten Soldaten das Brunnenwasser versagt habe. Dazu erhält die "Köln. Volksztg." von einem Landwehrmann nachstehendes Schreiben: "Es ist richtig, daß die Bevölkerung in Lothringen an mehreren Orten gegenüber den wasserbedürftigen Soldaten sich in einer Weise benommen hat, die auf den ersten Blick sehr auffällig erscheint. So waren in dem Ort, in dessen Nähe das erste Biwak stattfand, als die Detachements der einzelnen Battaillone kamen, um Wasser zu holen, die Thüren und selbst die Fenster fest geschlossen. Trotzdem habe ich nicht den Eindruck gehabt, daß dieses aus deutschfeindlicher Gesinnung geschehen ist. Auf der armen, kahlen und trocken Hochebene mit ihren sehr weit auseinander liegenden Ortschaften, auf welcher der größte Theil der Manöver sich abspielte, war eben das Wasser ganz außerordentlich rar. Dazu kam, daß die ganze kombinirte Division, bestehend aus dem Augusta=Regiment und zwei Landwehr=Regimentern von fast Kriegsstärke, also zwölf Bataillone, auf einem Fleck zusammen biwakirten und für das Wasser auf ein einziges kleines Dorf angewiesen waren. Nun stürzten sofort nach dem Eintreffen auf dem Biwakplatz die Wasserholer in dieses Dorf, wo ein fürchterliches Drängen stattfand. Kann man es da den Bauern, welche die deutsche Sprache nicht verstanden, besonders verübeln, daß sie, nachdem ihr Wasser bis auf den letzten Tropfen erschöpft war, in ihrer Noth ihre Thüren und endlich auch ihre Fenster schlossen? Wo die lothringischen Bauern noch Wasser hatten, haben sie es überall uns bereitwillig gegeben. Nirgendwo habe ich irgend ein Anzeichen feindseliger Gesinnung bemerkt. Die Leute kamen uns freundlich entgegen und gaben, was sie hatten, sowohl Wasser wie Lebensmittel. Bei den beiden Landwehrregimentern gabs keine Wasserfässer. Diesem großen Uebelstand möchte ich es auch zu allererst zuschreiben, daß so viele schlapp geworden sind. Bei heißem Wetter wäre es noch viel schlimmer geworden."
- Seinen vorgesetzten Feldwebel und dann sich selbst erschoß am Sonntag nachmittag gegen 4 Uhr der 26 Jahre alte Sergeant Wagemann von der 11. Kompanie des Garde=Füsilier=Rgts. Wagemann hatte in der Nacht zum Sonntag den ihm bis 2 Uhr erteilten Urlaub um fast eine Stunde überschritten. Er sowohl, als auch der 2 Jahre jüngere Feldwebel Kanikowsky schliefen in einer Unteroffizierstube des ersten Stockwerks der letzten Kaserne. Als Wagemann gegen 3 Uhr ziemlich angetrunken eintrat, machte Kanikowsky ihm Vorwürfe und fügte hinzu, daß er ihn melden werde. Beide schliefen dann ein. Am Sonntag morgen nahm Kanikowsky Wagemann, der Schießunteroffizier der 11. Kompagnie war, die Schlüssel zu der Gewehrkammer ab in der Befürchtung, Wagemann werde Hand an sich legen, weil er in Anbetracht schon erlittener Vorstrafen seine Stellung erschüttert sah. Bis nachmittags gegen 4 Uhr verhielt sich Wagemann durchaus unauffällig, hatte aber Revolver und Patronen von einer andern Kompagnie entnommen. Damit ausgerüstet, betrat er die Stube, in welcher sich Kanikowsky gerade wusch, und schoß ihm von hinten in die rechte Seite derart, daß das Geschoß seinen Weg nach links nahm und das Herz durchbohrte. Dann richtete der Mörder die Waffe gegen sich selbst und brachte sich einen Schuß in den Mund bei, an dem er nach einigen Minuten verschied. Die Mordthat dürfte nicht allein auf das letzte Vorkommnis zwischen den Beteiligten zurückzuführen sein. Wagemann hatte schon seit längerer Zeit einen Haß auf Kanikowsky geworfen, weil dieser trotz seines jüngeren Alters ihn dem Range nach überflügelt hatte.
- Die unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichsschatzamts, des Grafen v. Posadowsky=Wehner, in den letzten Wochen gepflogenen Berathungen der Tabaksteuer=Commission kamen am Montag zum Abschluß. Ihr Verlauf darf als ein befriedigender bezeichnet werden. Es wurde eine weitgehende Uebereinstimmung in Betreff der hauptsächlich in Betracht kommenden Gesichtspunkte erzielt, und es läßt sich erwarten, daß der nunmehr im Reichsschatzamt nach Beendigung der kommissarischen Berathungen und nach Anhörung der Sachverständigen auszuarbeitende Gesetzentwurf auch die Zustimmung des Bundesraths finden werde. Die in Aussicht genommene Art der Besteuerung der Tabaksfabrikate will nichts weniger, als in die bisherige Art der Produktion und des Handels zerstörend eingreifen. Sie lehnt sich im Gegentheil an die Formen derselben durchaus an. Insbesondere soll auch die Hausindustrie erhalten bleiben, und zwar ebenso da, wo Arbeiter für Fabriken zu Hause arbeiten, als da, wo Unternehmer mit wenigen Personen für eigene Rechnung Tabaksfabrikate herstellen und selbst vertreiben.
- Die in Mannheim erscheinende süddeutsche Tabakszeitung erfährt, angeblich von verläßiger Stelle, folgende Grundzüge des neuen Tabakssteuerentwurfs. Man wünsche eine Fakturasteuer von 40 Proz. auf Cigarren, 100 Proz. auf Cigaretten, Schneidtabak etc., Herabsetzung des Tabakzolles auf 45 M., Aufhebung der Inlandsteuer, Nachversteuerung fertiger Rohtabake und Fabrikate, Rückvergütung der Zoll= und Steuerdifferenz, Aufhebung

[ => Original lesen: 1893 Nr. 77 Seite 6]

der Kontrole der Inlandlager, Einführung der Buchkontrolle bei Tabakpflanzern, Händlern und Fabrikanten.
- Wie aus Berlin offiziös gemeldet wird, liegt es in der Absicht der Reichsregierung, die Stempelabgabe für Lotterielose um 50 Prozent zu erhöhen. Der Ertrag dieser Abgabe ist im Reichshaushaltsetat pr. 1893/94 auf 7 879 000 Mk. veranschlagt; legt man diesen Ansatz zu Grunde, so würde das eine Vermehrung der Reichseinnahmen zu Gunsten der Einzelstaaten um 3 939 500 Mk. bedeuten.
- Nach Berliner Meldungen wird eine Erhöhung des Zolles auf die im Ausland gefertigten Cigarren beabsichtigt, so daß die heimische Industrie einen Teil der bisher im Auslande verarbeiteten Tabake ihrerseits zu feineren Cigarren verarbeiten und den Arbeitern Ersatz für die etwa durch einen Rückgang des Konsums verminderte Arbeitsgelegenheit gewähren könne. Derselbe Offiziöse will wissen, daß die Stempelabgabe für Lotterielose um 50 pCt. erhöht werden solle.
- Der Reichskommissar für die Weltausstellung in Chicago, Reg. Rath Wermuth, hat beim Bundesrath den Antrag gestellt, die von der Ausstellung zurückgelangenden Güter in das deutsche Reichzollfrei einzulassen. Der Bundesrath hat diesem Antrag auch entsprochen.
- Von der Weltausstellung in Chicago wird berichtet, daß am 14. September infolge der an diesem Tage dort herrschenden kolossalen Hitze in dem Hospital der Ausstellung nicht weniger als 152 Personen aufgenommen wurden, die vom Sonnenstich betroffen worden waren. Ein großer Teil der Opfer entfällt auf die Mitglieder der Ohioer Nationalgarde, die während der größten Mittagshitze auf dem Ausstellungsplatz exerzierten.
- Das von Brasilien nach Italien zurückgekehrte Paketboot "Carlo" traf im Lazarette zu Asinara ein. Auf ihm starben während der Ueberfahrt 144 Personen an der Cholera. Gegenwärtig sind 17 Kranke an Bord.
- In den Vereinigen Staaten von Amerika sollen ungefähr 70 Millionen Dollars in Zweirädern und deren Fabriken angelegt sein. So toll betreiben wirs in Deutschland doch noch nicht.
- Die Geschäftskrisis in den Vereinigten Staaten dauert fort und die Folge davon ist, daß weitere Herabsetzungen der Löhne eintreten, die von den Arbeitern angesichts der allgemeinen Notlage ruhig hingenommen werden. Nach einer Meldung der "Times" aus Philadelphia vom 26. d. haben sich neuerdings die Hüttenarbeiter in Pittsburg mit einer Herabsetzung des Lohnes um 10 Prozent einverstanden erklärt.
- Ein heftiger Schneesturm tobte in der Nacht zum Sonntag über ganz England. Ueberall herrscht Kälte.
- Eine Luxussteuer für Equipagen wurde soeben in Spanien eingeführt. In Valencia weigerten sich aber fast alle Besitzer von Luxuswagen, die neuen Abgaben dafür zu entrichten und zogen es vor, ihre Gefährte versiegeln zu lassen. Etwa 300 Kutscher wurden dadurch brotlos.
- Ein verheerender Sturm wütete in den letzten Tagen in Skandinavien. Nach aus Oerebo eingetroffenen Meldungen ging über das Kirchspiel Ramberg ein cyklonartiger Sturm hinweg, wobei der Kirchturm niederstürzte und ein an der Chaussee stehendes Steuerhaus vom Sturm gehoben und über die Chaussee in den Pfarrgarten geworfen wurde. Ein Wald wurde auf einer Strecke von fast einer deutschen Meile niedergebrochen. Aus Frederikshald wird berichtet, daß ein Wirbelwind in Romskoven große Verwüstungen anrichtete. In Töcksmark wurden 25 Häuser und in Oestervalskoven 20 Häuser mehr oder minder beschädigt. Menschenverluste sind nicht zu beklagen.
- Aus dem Kalenderjahr 1894. Nächstes Jahr fällt der Aschermittwoch schon auf den 7. Februar, sodaß die tanzlustige Welt nur etliche Wochen Zeit hat, die Beine zu schwingen. Ostern fällt auf den 25. März, Pfingsten auf den 13. Mai.
- Sonderbar. Wenn man Hering gegessen, trinkt man viel Bier und wenn viel Bier getrunken hat, ißt man Hering.
- Die Weinlese im Médoc gestaltet sich dieses Jahr ganz besonders großartig. "Wie ein weiter grüner Ocean", so schreibt man aus Bordeaux "breiten sich in der gottbegnadeten Landschaft Médoc, nordwestlich von Bordeaux, die Weingärten mit ihren Hunderttausenden und aber Hunderttausenden von Weinstöcken vor dem erstaunten Blicke aus, und von dem Sonnenfeuer des Südens durchglüht, leuchten uns hier die goldigen Trauben verlockender als anderswo aus dem grünen Weinlaub entgegen. Die außerordentliche Wärme dieses Sommer hat in der Gironde das Signal zur Eröffnung der Weinlese in diesem Jahre weit früher als in anderen gegeben, so daß letztere jetzt schon beinahe beendet ist. Die Weinlese oder der Weinberg="Bann" fällt hier gewöhnlich in die ersten vierzehn Tage des September und zieht sich in weniger warmen Jahren oft sogar bis in den Oktober hinein. Diesmal jedoch gab es in der berühmten Heimath des Médoc=Weines Gemeinden, wo die Lese schon am 20. August begann - ein auch für diese Gegend seltenes Vorkommniß. Es ist ein reizendes Bild, die langen Ketten der Winzer sich, wie eine bunte Raupe auf grünem Blatt, durch den weiten grünen Plan der Weingärten hinschlängeln zu sehen. Die Zahl der Einwohner der Weingemeinden reichte in diesem Jahre nicht aus; es mußten noch Hilfstruppen aus der Nachbarschaft herangezogen werden, um die Arbeit der Lese zu bewältigen, und das Heer der Traubensammler bot diesmal daher einen besonders stattlichen und anziehenden Anblick. Wie leider auch anderswo, so ist in allen Gegenden Frankreichs die alte, schöne Bauerntracht fast ganz verschwunden, aber einzelne Reste davon haben sich doch noch sowohl bei Männern wie Frauen des Landes in Kopfputz und manchen Kleidungsstücken erhalten. Die Baretts der Landaiser, die Strohhüte der Landaiserinnen, die weißen Hauben der Gascognerinnen und ihre bunten Halstücher geben den weitgedehnten Weingärten eine originelle Physiognomie und üben auf's Auge jenen sympathischen Eindruck aus, den die Betrachtung einer hübschen Scenerie im Theater auf uns macht. Unter den Sammlern der kostbaren Beeren, die einen guten Theil des Wohlstandes Frankreichs ausmachen, herrscht viel Humor und Fröhlichkeit, denn hierzulande wird die Weinlese noch als eine Festzeit betrachtet. Auch die Art und Weise, wie im Médoc die Weinlese vor sich geht, ist interessant. Die abgeschnittenen Trauben kommen zunächst in einen geflochtenen Korb. (Auch der Gebrauch der Butten führt sich langsam in der Gironde ein.) Ist dieser Korb voll, so werden die Trauben in einen Holzkübel geschüttet, der "Baste" heißt und ungefähr 80 Liter faßt. Die Basten fährt man auf einem Karren nach dem Kelterraume. Die erste Arbeit hier ist das Abbeeren, das mit einem Kamme geschieht, und das Eintreten mit den Füßen. Die Flüssigkeit läßt man aus der schrägen, d. h. leicht nach einer Seite geneigten Kelter in eine bereitstehende, große Kufe abfließen, und überläßt sie, wenn diese gefüllt ist, dem Gährungsprozesse, der bis zu drei Wochen Zeit erfordert. Zu letzterem gehört vor Allem Wärme. Ist das Jahr kalt oder die Weinlese verspätet, so wird der Raum, wo die Kufen aufbewahrt werden, geheizt und dadurch die Gährung beschleunigt. Von dem Vorwärtsschreiten der letzteren überzeugt man sich auf zweierlei Weise. Hört man beim Anlegen des Ohres an die Wand der Kufe ein langgezogenes, gleichsam aus der Ferne kommendes Sieden und Brausen, so ist die Gärung der Flüssigkeit noch nicht beendet. Man kann auch ein brennendes Licht an das Spundloch der Kufe halten. Hat die ausströmende Kohlensäure Kraft genug, dieses auszulöschen, so ist dies gleichfalls ein Zeichen, daß die Flüssigkeit noch nicht ausgegohren ist. Wenn das Licht nicht ausgeblasen wird, so kann man den Wein ohne Besorgniß auf Fässer füllen. - Die Weinbauern des Médoc sind darin einig, daß wir "wird" sagen, so geschieht dies aus dem Grund, weil die Weingutsbesitzers augenblicklich infolge von absolutem Mangel an Fässern und Gefäßen die Lese haben unterbrechen müssen. Leere Fässer werden zu fabelhaften Preisen gekauft. Anfangs fürchtete man, daß die große Hitze dem Resultat der Ernte schädlich sein möchte, indem dieselbe die Schalen der Beeren zu sehr entwickelt haben werde. Das ist jedoch nicht eingetroffen und Alles geht ganz nach Wunsch."


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