No. 75
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. September
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 1]

Reserve, Landwehr und Landsturm.

In den Aenderungen der Wehrpflicht vom 11. Februar 1888 war die Bestimmung getroffen, daß die Offiziere und Stamm=Mannschaften des Bezirks=Kommandos, die Offiziere der Provinzial=Landwehr=Infanterie und alle aus dem Landwehr=Bataillonsbezirk im Mobilmachungsfall hervorgehenden Infanterie=Formationen statt der bisherigen Regiments=Nummern die Nummern ihrer Infanterie=Brigade tragen sollten. Für die Formationen ist dies bereits wieder aufgegeben und wird voraussichtlich bald auch für die oben bezeichneten Personen in Wegfall kommen. Sowohl die Reserve=Infanterie=Regimenter der Provinzial Armee=Korps als die Landwehr=Infanterie=Regimenter tragen künftig wieder Regiments=Nummern und zwar diejenigen der entsprechenden Linien=Regimenter, deren Uniform sie unter Weglassung von Namenszügen etc. und mit einigen Besonderheiten tragen, die weiter unten Erwähnung finden. Nur die Brigade=Nummern und zwar derjenigen Infanteriebrigade, welche die Bataillone aufgestellt. Die Infanterie der Reserve und Landwehr wird bei den Bezirks=Kommandos formiert. Sämmtliche übrigen Truppen=Gattungen dieser Kategorie aber werden durch Truppentheile des aktiven Heeres aufgestellt und tragen deren Uniform bezw. Nummern, so die Reserve=Jäger=Bataillone, die Reserve=Regimenter der Kavallerie, ebenso die Landwehr=Eskadrons derselben, die Reserve=Feld=Artillerie=Regimenter und Munitions=Kolonnen, die Landwehr=Feld=Artillerie=Abtheilungen, die Landwehr=Fußartillerie=Truppentheile die Reserve= und Landwehr=Formationen der Pioniere. Was die Landsturm=Formationen der übrigen Truppen=Gattungen betrifft, so werden die unberittenen Eskadrons der Kavallerie Regimenter diese Waffe aufgestellt und tragen deren Uniform. Die Formationen der Fußartillerie, Pioniere, sowie die Landsturm=Batterie werden von den Divisionen aufgestellt und tragen deren Nummern. Wie das Litewka, den nach Art der Bluse geschnittenen Tuchrock (der für Landsturm weiter und zum Ueberziehen über den Zivil=Anzug geeignet ist), betrifft, so wird diese sowohl von der Landwehr=, als der Landsturm Infanterie getragen, von ersterer mit der Nummer auf der Schulterklappe, von letzterer auf den Kragenpatten, beide tragen auch statt des Helms die Wachstuchmütze. Bei der Artillerie und den Pionieren tragen nur die Landsturm=Formationen die Litewka und Wachstuchmütze die übrigen haben Waffenrock und Helm. Der Landsturm der Infanterie ist noch nicht vollständig mit Uniformierung ausgestattet, bis dahin wird die Ausrüstung mit Feldmütze, Armbinde bei im übrigen bürgerlicher Kleidung, von der nur die Hosen mit roter Schnur besetzt werden, bewirkt. Alle Reserve= und Landwehr Formationen haben an der Kopfbedeckung ein Landwehrkreuz von weißem, die Landsturm=Formationen von gelbem Metall. Durchweg wird bei Reserve= und Landsturm=Formationen der Infanterie schwarzes Lederzeug getragen. Die Reserve=Infanterie=Regimenter der Garde=Korps tragen die Uniform der entsprechend benannten Garde=Infanterie=Regimenter (ohne Namenszug), schwarzes Lederzeug und am Helm den Garde=Landwehr=Adler.


- Kaiser Wilhelm sprach sich in Günz sehr anerkennend über die Leistungen der österreichisch=ungarischen Truppen aus. Der Abschied der Monarchen war ein überaus herzlicher. Kaiser Wilhelm wandte sich vor dem Besteigen des Salonwagens auch an den Ministerpräsidenten Wekerle mit den Worten: "Ich nehme eine sehr angenehme Erinnerung an Güns mit mir." Unter herzlicher Umarmung nahmen die Monarchen von einander Abschied. Kaiser Franz Josef rief dem deutschen Kaiser, als der Zug sich in Bewegung setzte, noch ein herzliches "Waidmannsheil" zu. Die Ankunft des Kaisers in Mohacs erfolgte am Freitag früh gegen 2 Uhr und wurde derselbe von der zahlreich anwesenden Menge mit Jubelrufen empfangen. Nach überaus herzlicher Begrüßung seitens des Königs Albert, des Prinzen Ludwig von Bayern und des Erzherzogs Friedrich und nach der Entgegennahme des Obergespans Kordes begab sich der Kaiser, von dem Könige von Sachsen und von dem Erzherzog Friedrich begleitet, unter den enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung an Bord des "Orient", auf welchem die Hohenzollernflagge und der Kaiseradler gehißt wurden. Die Majestäten trugen Jagdkostüm. Gegen 3 Uhr morgens traf der "Orient" in Boksok ein.
- Der Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck hat weithin die freudigsten Gefühle geweckt, und, wie vorauszusehen war, kommen diese Empfindungen in den Süddeutschen Blättern am stärksten zum Ausdruck. Wenn mit dem Austausch der Telegramme auch noch keine Aussöhnung stattgefunden hat, so hofft man doch, daß der vom Kaiser gethane erste Schritt die Einleitung zu einer solchen sein und daß die Erfüllung des Herzenswunsches des deutschen Volkes in nicht allzu ferner Zeit erfolgen werde. Im Lager der Klerikalen und bei den Deutschfreisinnigen wird bei den Betrachtungen der Nachdruck darauf gelegt, daß Fürst Bismarck, wenn auch eine Aussöhnung mit dem Träger der Krone stattfinde keinenfalls wieder Macht oder Einfluß gewinnen könne. Es geschieht dies mit einem Eifer, der an die Heineschen Verse erinnern kann: "Wenn die Kinder sind im Dunkeln, ist beklommen ihr Gemüt, und um ihre Angst zu bannen, singen sie ein lautes Lied." Bei der Erörterung der Frage, welche Rückwirkung die Wiederannäherung zwischen dem Kaiser und dem Altreichskanzler auf politischem Gebiet haben werde, sollte man doch auch füglich in Betracht ziehen, ob der Fürst selber etwa bereit wäre, aus seiner bisherigen Stellung herauszutreten. Dies dürfte aus mannigfachen Gründen, von denen nur der Gesundheitszustand des Fürsten hervorgehoben werden mag, kaum anzunehmen sein. In den meisten Blättern wird hervorgehoben, daß es allgemein aufgefallen sei, daß der Kaiser die schwere Erkrankung des Altreichskanzlers "erst nachträglich" erfahren habe.
- Nach Mitteilungen, welche die "Post" aus Rußland erhält, machen sich die Folgen des Zollkrieges immer mehr bemerkbar. In den südlichen

[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 2]

Gouvernements liegt der Getreidehandel jetzt vollkommen brach. Für das Ausland wird überhaupt nichts mehr angekauft. Die heimischen Mühlen kaufen auch nur im beschränkten Maß, weil sie erwarten, daß die Preise noch weiter herunter gehen werden. Im südlichen Rußland ist man der Ansicht, daß bei den bevorstehenden Handelsvertragsverhandlungen zu Berlin und von Seiten Rußlands mehr angeboten werden wird als früher, weil die Verluste, die es durch den Zollkrieg erlitten, sehr groß sind. Man fühlt, daß man Deutschland nötig hat und daß man deßwegen auch entgegenkommender sein muß. Wenn die Reichsbank im Lombard 8% rechnet, so schwimmt weder sie noch das Land im Geld. Der Mangel an Geld aber macht sich überall fühlbar, auf Schritt und Tritt, und hat seine Ursache lediglich darin, daß nicht genug Getreide verkauft werden kann.
- Die russischen Unterhändler für die Zollkonferenz in Berlin werden, wie der russische Finanzminister Witte jetzt der deutschen Botschaft angezeigt hat, Petersburg am 26. ds. Mts. verlassen, um sich nach Berlin zu begeben.
- Der Reichs=Schatzsekretär Graf Posadowsky ist zum Bundesraths=Bevollmächtigten ernannt worden. Er wird also im Bundesrath die neuen Steuervorlagen zu vertreten haben, die jetzt in der Berliner Konferenz bestimmte Gestalt annehmen sollen.
- Die sozialdemokratische Parteileitung ladet zu der statutenmäßigen Herbstheerschau, genannt Parteitag, ein. Das Verhandlungsprogramm enthält neben den regelmäßigen Nummern, die sich auf Organisation und Leitung der Partei und Agitation beziehen, nur einen Punkt von allgemeinem Interesse. Herr Bebel wird über Antisemitismus und Sozialdemokratie berichten. Die Sozialdemokratie erblickt heute, und wohl nicht mit Unrecht, im Antisemitismus ihre gefährlichste Konkurrenz und man darf daher gespannt sein, welche Mittel Herr Bebel in Vorschlag bringen wird, um die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen.
- Der bisherige Gouverneur von Deutschostafrika, Freiherr v. Soden, ist, wie der "Reichsanzeiger" mitteilt, seinem Antrag gemäß nunmehr von. seinem Posten abberufen und in den Ruhestand versetzt worden.
- Am Dienstag ist vor dem Reichsgericht über die von Ahlwardt gegen das Urteil im Judenflinten=Prozeß eingelegte Revision verhandelt worden. Der Reichsanwalt beantragte die Verwerfung der Revision, weil dieselbe prozessual und materiell unbegründet sei. Ahlwardt verteidigte sich selbst, wobei er eine längere Rede ausführte, daß er gar nicht habe beleidigen sondern nur dem Vaterland dienen wollen. Das Reichsgericht hat jedoch die Revision, dem Antrag des Reichsanwalts entsprechend, verworfen.
- Der Verkauf von Obst in den Straßen von Altona ist verboten.
- Ein Elefant leistete kürzlich in Bonn auf dem Pützchensmarkt gute Vorspanndienste. Fünf schwere Pferde konnten einen mit den Rädern eingesunkenen, schwer beladenen Lastwagen nicht weiter bringen. Alles Antreiben der Thiere war umsonst, der Wagen rührte sich nicht vom Fleck. Man bat nun einen auf dem Markte anwesenden Budenbesitzer mit einem Elefanten auszuhelfen. Kaum zog der Dickhäuter an, da setzte sich auch schon der Wagen in Bewegung. Der Elefant ging dabei so gemütlich weiter, als wenn er sich auf einem Spaziergange bewege. Mit dem Rüssel suchte er im Vorwärtsgehen noch den Boden ab, ob sich nichts Eßbares vorfinde.
- In Bezug auf den Absatz deutscher Pferde in Amerika schreibt die Zeitschrift "Das Pferd": Jeder Amerikaner weiß, daß bei ihm zu Hause trotz Trabersport und Sekundenmesser kein anständiges Wagenpferd gezogen wird. Die dortigen Händler haben daher keine Ursache, ein Geheimniß aus dem Massenimport von Pferden aller nur erdenklichen Racen und Schläge zu machen. Im Gegentheil, ein jeder rührt fleißig die Reklametrommel für den Artikel, den er gerade am Lager führt, und so sehen wir denn auch in den amerikanischen Blättern zahlreiche Ankündigungen, die das geehrte Publikum auf die Vorzüge der deutschen Kutschpferde aufmerksam machen sollen. Bei der gewaltigen Konsumfähigkeit des Bruder Jonathan wäre es eine arge Unterlassungssünde der deutschen Züchterwelt, nicht entsprechenden Nutzen aus dieser Eigenart des amerikanischen Marktes zu ziehen. Wohin wir uns auch wenden, tritt uns die Thatsache entgegen, daß die Nachfrage nach Wagenpferden des Karossierschlages das Angebot weitaus übersteigt. Die Konsequenzen, die sich hieraus für den deutschen Züchter ergeben, liegen nahe zur Hand. Er soll anstatt trübselige Betrachtungen über die geringe Rentabilität der Zucht leichter Reit= und Fahrremonten anzustellen, überall, wo die lokalen Verhältnisse dies zulassen, die Produktion eines mit genügender Masse und Größe ausgestatteten hochtretenden Wagenpferdes brauner und schwarzbrauner oder schwarzer Farbe anstreben. Die örtlichen Verhältnisse in Mecklenburg, Holstein, Oldenburg und Hannover begünstigen eine solche Zucht im hohen Grad.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth und Mühlenbesitzer Fritz Menz zu Pahlingen gehörigen und daselbst sub Nr. VII belegenen Vollstelle mit Wind= und Wassermühle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1) der Verkaufstermin auf

Freitag, den 22. Dezember 1893,
Vormittags 11 Uhr,

2) der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 26. Januar 1894,
Vormittags 11 Uhr

ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück au die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, [Fehlstelle] etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 22. Dezember 1893,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 18. September 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Antragsmäßig soll über die zu Panten sub Nr. 1 belegene Büdnerstelle c. p. des Schleusenmeisters Johann Stehr auf der Oberschleuse bei Mölln i /L. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden dabei alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 11. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations- Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 21. September 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 3]

Der von mir hinter den Schlachtergesellen Christian Andreas Cölln aus Eckernförde wegen Unterschlagung unter dem 14. d. Mts. erlassene Steckbrief ist durch dessen Ergreifung erledigt.
Schönberg i/M., den 25. September 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Auktion in Demern
am Sonnabend, den 30. d. Mts.

im Hause des Bäckers verschiedene Nachlaßsachen des verstorbenen Küsters Bohn als:

4-5 Koffer,
1 Kleiderschrank,
1 Schreibtisch und einige andere Tische,
1 Zeugrolle, einige Stühle,
3 Bettstellen, ein Fleischkübel,
einige große Kessel usw.


Auktion.
Am Sonnabend, den 30. September d. Js.
Nachmittags 2 Uhr

sollen auf Bahnhof Grieben bei Herrn Gastwirth W. Roxin 20-25 Stück

Mutterschafe und Lämmer

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden.


Landwirthschaftl. Winterschule zu Lübeck.

Am 18. Oktober beginnt der Unterricht; baldige schriftliche Anmeldungen nimmt der Unterzeichnete entgegen.
Das Schulgeld beträgt 10 Mark für das Halbjahr.
Der Unterricht ist Mittwochs und Sonnabends von 9.15-12.25 Vormittags und von 1.40-3.40 Nachmittags.

                          Der Direktor der Gewerbeschule:
                          Walther Lange.


Am Sonntag, den 1. Oktober d. Js.,
nachmittags 2 Uhr,

findet im Boyeschen Gasthause eine Versammlung der vereinigten

Imkervereine

von Rehna, Gadebusch, Grevesmühlen und Schönberg statt. Es ist mit derselben eine Ausstellung verbunden und werden die Vereinsmitglieder ersucht, recht zahlreich zu erscheinen und die Ausstellung reichlich zu beschicken. Zum Besuch der Ausstellung wird jeder, der sich dafür interessiert, freundlichst eingeladen.

Der Vorstand des hies. Imkervereins.


Schmiede= u. Schlosser=Innung.
Versammlung, den 30. September
Nachmittags 2 Uhr.
Tagesordnung:

1. Einzahlung des Beitrags zur Innung zum Bunde, sowie den Abonnementsbetrag für die Schmiedezeitung.
2. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen.
3. Besprechung sonstige Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Es ist noch eine

Unterwohnung

zu Ostern zu vermiethen. Sie besteht aus 3 Stuben, 1 Küche und 1 Stall.

                                                    Frau Heinrich.


Wohnungsveränderung.

Zu Michaelis verlege ich mein Geschäft von der Siemzerstraße 199 nach der Siemzerstraße 188 im Hause der Frau Wittwe Lüth.

                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher und Bandagist.


Wünsche 30 Ctr. guter                          
Eßkartoffeln

(frei fei in meinen Keller zu liefern) anzukaufen und bitte um Anstellung.

Schönberg, den 25. September 1893.
                                                    Drost v. Oertzen.


Gute Futterkartoffeln
kauft                                                    Aug. B. Schleuss,
                                                              Viehhändler.


Kaufe
Kartoffeln.
                                                    J. H. Freitag.


Haus Mein Nebenhaus
habe ich zu Ostern 1894 zu vermiethen.                                                    
                                                    W. Maass.


Der Betrieb

Der Flachsreinigungs Anstalt zu Schönberg beginnt am 15. November und ersuche ich meine geehrten Kunden um baldige Einlieferung gerötheten Flachses.

                                                    C. Hoffbauer.


Bitte um Anstellung von Malz=Gerste.
                                                    C. Schwedt.


Böhm. Braunkohlen
Schott. Steinkohlen
ab Bahnhof empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Bestes Maschinenöl
1 Pfd. 25 Pf. empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Die hervorragenden Leistungen

des täglich zweimal in einer Morgen= und Abend=Ausgabe erscheinenden "Berliner Tageblatt" besonders in Bezug auf rasche und zuverlässige Nachrichten über alle wichtigen Ereignisse, durch umfassende besondere Drahtberichte seiner an allen Weltplätzen angestellten eigenen Korrespondenten werden allgemein gebührend anerkannt. In einer besonderen vollständigen Handels=Zeitung wahrt das "Berliner Tageblatt" die Interessen des Publikums, wie diejenigen des Handels und der Industrie durch unparteiische und unbefangene Beurtheilung. Unter Mitarbeiterschaft gediegener Fachschriftsteller auf allen Hauptgebieten, als Theater, Musik, Literatur, Kunst, Naturwissenschaften, Heilkunde etc., erscheinen im "Berliner Tageblatt" regelmäßige werthvolle Original=Feuilletons, welche vom gebildeten Publikum besonders geschätzt werden. Das B. T. bringt ausführliche Parlamentsberichte, bei wichtigen Sitzungen in einer Extraausgabe, welche noch mit den Nachtzügen versandt wird. Ziehungslisten der preußischen Lotterie, sowie Effekten=Verloosungen. Militärische und Sport=Nachrichten, Personal=Veränderungen der Civil= und Militär=Beamten. Ordensverleihungen. Reichhaltige und wohlgesichtete Tages=Neuigkeiten aus der Reichshauptstadt und den Provinzen. Interessante Gerichtsverhandlungen. - In der Montags=Ausgabe des "Berliner Tageblatt": "Zeitgeist" geben sich die ersten Schriftsteller mit gediegenen und zeitgemäßen Beiträgen ein Stelldichein. Das illustrirte Witzblatt "ULK" erfreut sich wegen seiner zahlreichen vorzüglichen Illustrationen sowie seines treffend witzigen und humorvollen Inhalts längst der ungetheilten Gunst der deutschen Lesewelt. Die "Deutsche Lesehalle" bringt als "illustr. Familienblatt" unter sorgfältigster Auswahl des Stoffes kleine, Herz und Gemüth anregende Erzählungen, sowie Aufsätze belehrenden Inhalts. Die "Mittheilungen über Landwirthschaft, Gartenbau und Hauswirthschaft" bringen neben selbstständigen Fachartikeln zahlreiche Rathschläge für Haus, Hof und Garten. Im täglichen Feuilleton finden die Original=Romane, Novellen der ersten Autoren Aufnahme.
Man abonnirt auf das "Berliner Tageblatt und Handels=Zeitung" nebst seinen vier werthvollen Separat=Beiblättern bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches für 5 Mark 25 Pf vierteljährlich. - Probe=Nummern gratis und franco.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 4]

KOHRS, BEHNKE & Co.,
Hamburg.                           Dünger-Fabrik.                           Billwärder.
Specialität: Alkalischer Kalkdünger,

enth.: 2 1/2 % Stickstoff,
2 1/2 % Kali u. 6 1/2 % Phosphorsäure.
  Grosse Erfolge!  

Ferner: Gemahl. Kali=Salpeter, Chilisalpeter, Kainit, Thomasmehl, kohlens. Kalk, Gyps und Natron=Wiesendünger.

Alles Nähere durch unseren Preiskourant.
Vertreter: Louis Drühl, Güstrow.


               In den letzten fünf Monaten sind nachstehende Verluste bei unserem Vereine angemeldet:

  1. Vom Schulzen Kähler zu Kl. Siemz 1 Pferd 600 M.
  2. Vom Lehrer Godenschweger zu Rieps 1 Kuh 180 M.
  3. Vom Schulzen Faasch zu Selmsdorf 1 Pferd 200 M.
  4. Vom Hauswirth Kleinfeldt zu Mahlzow 1 Pferd 100 M.
  5. Vom Hauswirth Maaß zu Palingen 1 Pferd 400 M.
  6. Vom Rentier Burmeister hier 1 Pferd 100 M.
  7. Vom Hauswirth Kröger zu Lockwisch 1 Pferd 200 M.
  8. Vom Hauswirth Schmidt zu Lankow 1 Pferd 200 M.
  9. Vom Ackerbürger Boye hier 1 Kuh 180 M.
10. Vom Hauswirth Lühr zu Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
11. Vom Handelsmann Busch hier 1 Pferd 250 M.
12. Vom Hauswirth Ott zu Schlagsdorf 1 Pferd 100 M.
13. Vom Mühlenpächter Frank hier 1 Kuh 180 M.
14. Vom Hauswirth Mette zu Campow 1 Kuh 135 M.
15. Vom Hauswirth Maack zu Lockwisch 1 Pferd 250 M.
16. Vom Hauswirth J. Boye zu Menzendorf 1 Pferd 700 M.
               Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 1 M. pro 100 M. Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 4. Oktober, Morgens 10 Uhr

im Boyeschen Gasthause hierselbst einzuzahlen.
               Schönberg, den 19. September 1893.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                    Wilh. Heincke.


Quint Oefen,
Sarlonis Oefen,
Säulen Oefen
mit Kochvorrichtung in hübscher Auswahl bei                                                    
                                                    C. Schwedt.


Maiglöckchen-Parfüm
der Parfümerie Iduna Hamburg
ist weltbekannt und beliebt, weil es noch von keinem anderen ähnlichen Parfüm übertroffen worden ist.
à Flacon mit Spritzkorken 1 M. zu haben bei:
W. Maack Schönberg.


St. Marienkirche, Lübeck.
9. (letztes) Orgelkonzert.
Mittwoch den 27. d. M. 5 Uhr.
7. Jahrgang. 1893.

1. G. Merkel (1827-85, Hoforganist in Dresden)
            Sonate in G-moll, 1. Satz
2. F. Mendelsohn (1809-47)
            Allegretto a. d. B-dur-Sonate.
3. J. S. Bach (1686-1750, Thomaskantor zu Leipzig).
            Choraltrio: Wachet auf.
4. a) W. A. Mozart (1756-91).
            Ave verum.
    b) V. Schurig (lebt in Dresden)
            Motette: Selig sind die Todten.
5. J. Rheinberger (geb. 1839, Hofkapellmeister in München).
            Charakterstück für Orgel: Vision.
6. F. Liszt (1811-86).
            Fantaste über: B-A-C-H.

Nr. 4 vorgetragen von der Vereinigung für kirchlichen Chorgesang.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Boye.
Mittwoch , den 27. Septbr.
Auftreten der neuengagirten
Mitglieder.
Das Nähere die Zettel.
                                                    Alex Weymann.


Bei unserer Abreise von hier nach Fürstenau i. H. sagen allen Freunden und Bekannten

herzliches Lebewohl!
                                                    B. Schweigmann u. Frau
                                                    geb. Kreyssig.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-54 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 36-50 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 75 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. September 1893.


- Schönberg. Von allen Chören Deutschlands leistet unstreitbar der Königliche Domchor in Berlin das Beste und Schönste im Chorgesang. Eine Abtheilung dieses Chors (30 Knaben und 12 Herrn) giebt mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs am Dienstag den 3. Oktober nachmittags 5 1/2 Uhr unter Leitung seines Direktors Professor Albert Becker ein Conzert in der St. Marienkirche in Lübeck. Herr Organist C. Lichtwark hat seine künstlerische Mitwirkung zugesagt und wird auf der großen Orgel eine Passacaglia aus dem Apparatus musico organisticus von G. Muffat (um 1690) und die Toccata in Fdur von J. Seb. Bach (1685-1750) zum Vortrag bringen. Das Programm enthält in gesanglicher Beziehung: A. Drei vierstimmige Chöre für gem. Chor. 1. Die Motette "An den Wassern zu Babel" ("Super flumina Babylonis") von Palestrina (1514-1594.) Diese Motette ist eines der köstlichsten und doch nur wenige bekannten Stücke des alt=italienischen Meisters, der in Bezug auf Reinheit Klarheit und Weichheit der Formen unübertroffen ist. 2. Chorlied "Ich liebe Jesum" v. J. Seb. Bach. 3. Chorlied "Erquicke mich" v. A. Becker. B. ein Adoramus für Männerchor von Orl. di Lasso (1520-1594), ein Zeitgenosse Palestrinas. C. Drei achtstimmige Chöre. 1. Curcifixus von Ant. Lotti (1667-1740), der fast durch seine Herbheit und Wahrheit des Ausdrucks unerreichbar ist. 2. Motette "Der Geist hilft" von J. Seb. Bach. 3. Psalm 43 v. F. Mendelssohn (1809-1847). D. zwei Sologesänge: 1. Agnus dei" für Baß aus der Krönungsmesse v. W. Mozart (1756-1791). 2. Geistliches Lied für Tenor "Ich wollt, daß ich daheime war" von A. Becker. - Eintrittskarten a 2 und 1 M. sind in der Kunst= und Musikalienhandlung von Kaibel in Lübeck zu haben.
- Schönberg. Der Lehrer Otto in Thandorf tritt zu Michaelis d. J. nach mehr als 50jähriger Thätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand, sein bisheriger Hülfslehrer, Ketlitz, wird sein Nachfolger.
- Schönberg. Wie wir hören, sind die Renovirungs=Arbeiten in hiesiger Kirche so gefördert, daß der Gottesdienst am Sonntag den 1. Oktober wieder in derselben abgehalten werden kann.
- Schönberg. In Dassow hat sich ein Comite gebildet zum Bau einer Eisenbahn von Kalkhorst nach Schönberg im Anschluß einer Eisenbahn von Wismar nach Kalkhorst. Damit wurde einem sehnlichen Wunsche der dortigen Gegend entsprochen, der dahin geht, statt des im Winter fast unpassirbaren Weges von Dassow zum hiesigen Bahnhofe einen rascheren und besseren Verkehrsweg zu haben. Das Comite hofft, die Vorarbeiten so zu fördern, daß noch dem diesjährigen Mecklb. Landtage ein Gesuch um Landeshülfe vorgelegt werden kann.
- Güstrow. Aus dem Schwurgericht. Tableau der diesjährigen dritten ordentlichen Schwurgerichtsperiode:
Montag, 25. Sept. Arbeiter Johann Brumm aus Gr.=Krams: § 226 St.=G.=B. (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange). Hofgänger Carl Böttcher=Gr.=Thiemig: § 3062 und 43 (Brandstiftungsversuch.)
Dienstag, 26. Septbr. Schmied Wilhelm Schmelzer und Genossen=Neustrelitz: § 249, 2503, 43 (versuchter Raub). Gastwirth Schröder=Wismar: § 2682 (267) (Urkundenfälschung). Mädchen Auguste Büchle=Palinken: § 217 (Kindestödtung).
Mittwoch, 27. Sept. Maurer Carl Schul=Kratzeburg: § 154 (Meineid). Schnitterin Wilhelmine Schulz=Mittel Friedrichsberg: § 217 (Kindestödtung). Knecht Wilhelm Fischer=Polchow: § 176 (gewaltsame unzüchtige Handlungen).
Donnerstag, 28. Sept. Hofgänger August Hahlweg=Neu=Grunow: § 250 (Raub). Töpfergeselle Anton Dembiecki=Dolzig: §§ 177, 176, 43 (Nothzuchtsversuch und gewaltsame unzüchtig Handlungen).
Freitag, 29. Sept. Erbpächter Christian Grambow=Todendorf: § 226 (Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange).
Sonnabend, 30. Sept. Krugwirth Eduard Schröder=Drögen: § 306, 43 (Brandstiftungsversuch.) Erbpächterwittwe Marie Cords=Rust: § 217 (Kindestödtung).
Montag, 2. Oct. Händler Wilhelm Paskat=Rostock und Genossen: § 306sup>2 (Brandstiftung).
Dienstag, 3. Oct. Erbpächter Kriewitz=Carlshof: § 154 (Meineid). Händlerin Eggert=Wisinar: § 153 (Meineid).
Mittwoch, 4. Oct. Rentier Köhncke=Parchim: § 153 (Meineid).
Donnerstag, 5. Oct. Händler Hildebrand=Parchim: § 211, 43 (Mordversuch).
Freitag, 6. Oct. Arbeiter Lohrmann=Güstrow: § 154 (Meineid). Arbeiterfrau Westphal=Neustrelitz: § 154 (Meineid).
Sonnabend, 7. Oct. Büdner Panke=Dudow: § 154 (Meineid).
Montag, 9. Oct. Maurer Müller=Laage: § 3062 (Brandstiftung).
Dienstag, 10. Oct. Arbeiter Tomschack=Konary und Genossen: § 125 (Landfriedensbruch).
Als Vorsitzender fungirt der Oberlandesgerichtsrath Dr. Buchka, als dessen Stellvertreter Landgerichtsrath Sibeth. Die erste Sitzung beginnt Vormittags 10 Uhr, während die übrigen Vormittags 9 Uhr beginnen.
- Bei dem Amtsgericht in Güstrow hat man eine Unterschlagung von Belegungsgeldern in bedeutender Höhe entdeckt. Ein Aktuar wurde verhaftet.
- In Lübeck wurde am Sonntag die erste Holzrennbahn Deutschlands eröffnet. Sie ist 3000 Meter lang. Beim Tandemfahren schlugen Gebr. Underbrog=Hamburg den bisherigen Rekord 4 Min. 29. Sek.; sie gebrauchten 4 Min. 21 Sek.
- Aus Anlaß der Heeresverstärkung werden beim 9. Armeekorps am 2. October d. J. nachstehende Truppentheile neu errichtet: Das 4. Bataillon 1. hanseatischen Infanterieregiments Nr. 75 mit dem Standort Bremen, das 4. Bataillon 2. hanseatischen Infanterieregiments Nr. 76, Standort Hamburg, das 4. Bataillon des großherzoglich Mecklenburgischen Grenadierregiments Nr. 89, Standort Schwerin, das 4. Bataillon großherzoglich Mecklenburgischen Füsilierregiments Nr. 90, Standort Rostock, das 4. Bataillon Infanterieregiments von Manstein (schleswigschen) Nr. 84, Standort Schleswig, das 4. Bataillon Füsilierregiments Königin (schleswig=holsteinischen) Nr. 86, Standort Flensburg, das 4. Bataillon 1. thüringischen Infanterieregiments Nr. 31, Standort Altona, das 4. Bataillon Herzog von Holstein (holsteinischen) Nr. 85, Standort Rendsburg, und die 4. Abtheilung holsteinischen Feldartillerieregiments Nr. 24, Standort Altona.


- Die zehntägigen Rückfahrkarten werden demnächst in ganz Deutschland, ausgenommen das Königreich Preußen, eingeführt sein, nachdem die nichtpreußischen Bahndirektionen Norddeutschlands dem Beispiele der süddeutschen Bundesstaaten gefolgt sind und die Giltigkeit der Retourbillett ebenfalls auf 10 Tage verlängert haben.
- Die Erbauung eines Meßpalastes in Berlin soll infolge des günstigen Verlaufs der ersten Messe sofort in die Wege geleitet werden, so daß derselbe im nächsten Jahre noch benutzt werden kann.
- Der Vorstand des Bundes der Landwirthe erläßt dringliche Mahnschreiben, in welchen er mittheilt, daß die bei Begründung des Bundes "in gewaltiger Begeisterung gezeichneten beträchtlichen Summen" von einmaligen Beiträgen zum großen Theil noch nicht gezahlt worden seien. Man möge deshalb die Beiträge möglichst sofort im Interesse einer geregelten Kassenführung an die Bundeskasse abführen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 75 Seite 6]

[Fehlstellen in der Originalseite]

wir die Bestimmungen über das Kapitulationshandgeld nach dem neuen Militärgesetz mit. Danach wird für jede erste Kapitulation ein Handgeld von 100 Mark gezahlt. Eine solche Kapitulation liegt vor, wenn der Betreffende sich zu einer mindestens vierjährigen Gesammtdienstzeit verpflichtet. Vierjährig=Freiwillige der Kavallerie müssen sich zu fünf Jahren verpflichten.
- Dem Fürsten Bismarck brachte, wie bekannt, in seiner letzten Krankheit besonders ein Gericht Labung und Stärkung, das den Namen Pichelsteiner Fleisch führt. Es ist dies, wie wir zahlreichen Hausfrauen hiermit verrathen wollen, eine Art Irisch Stew. Zu seiner Herstellung ist ein luftdicht verschließbarer Topf nöthig. Den Boden bedeckt man mit Scheiben von Rindermark darauf kommt eine Lage Suppengrünes, dann eine Lage Kartoffelscheiben und darüber das beste Filetfleisch in Würfeln, darauf wird etwas Salz und Pfeffer gestreut. Weiter kommen wieder Kartoffeln, Fleisch, Pfeffer und Salz bis der Topf gefüllt ist. Das Ganze wird mit etwas Bouillon begossen. Nachdem der Topf luftdicht verschlossen, wird er in die Bratröhre geschoben, in welcher man den Inhalt langsam 1 1/2 Sekunden kochen läßt. Das Gericht wird dann in dem Topfe auf die Tafel gebracht, in welchem es geschmort worden ist. In Bayern geht die Rede, daß man mit dem so bereiteten Pichelsteiner die Toten wieder aufwecken kann.
- Aus den Manövern wird über die Leistungen der Radfahrer berichtet: Die vollständige Ausrüstung der Fahrer bestand aus Schirmmütze, Waffenrock, Uniformhose und Schnürschuhen. Als Waffe führen sie Seitengewehr und Revolver; ersteres war so auf der Lenkstange des Rades befestigt, daß es mit Leichtigkeit blank gezogen werden konnte; der Revolver hing in dem um den Leib geschnallten Koppel des Seitengewehrs. Die Ausrüstung wurde vervollständigt durch Brodbeutel und Feldflasche. Eine Gepäcktasche, Meldetasche und ein Kasten mit Werkzeugen war an der Maschine befestigt. Endlich fehlte auch die Generalstabskarte nicht. Verwendung fanden die Radfahrer im Etappen= und Ordonnanzdienste; zur Herstellung der Verbindung zwischen verschiedenen marschirenden Truppentheilen; zur rechtzeitigen Bestellung von Wasser für die Truppen in den zu durchziehenden Ortschaften, ferner als Fouriere zwecks schneller Unterbringung der Mannschaften in den Quartieren; zum Abholen und Fortbringen der Postsachen und endlich theilweise im Patrouillendienste, wenn es sich darum handelte, einen Aussichtspunkt schnell zu erreichen. Am ausgiebigsten ist der Dienst beim 20. Infanterie=Regiment erprobt worden (bei dem der Fahrradfabrikant Robert Quosdorf aus Berlin eingezogen war). Hier hat man das Rad nicht blos auf festen Wegen, sondern auch auf Stoppel= und Kartoffelfeldern, Sturzackern und Sandwegen mit Erfolg benutzt. Das Niederrad mit Continalpneumatik hat alle Schwierigkeiten überwunden Ein solches Rad ist bei dem Regiment geblieben.
- Eine drollige Geschichte ereignete sich dieser Tage am Hohenzollern=Ring in Köln. Eine Droschke brachte dort einen von der Reise heimkehrenden Herrn vom Bahnhof nach seinem Wohnhaus, aus dem alsbald die Hausfrau dem Erwarteten entgegen eilte. Da er nun dem Wagen nicht schnell genug entsteigen konnte, lehnte er sich zur Begrüßung seiner besseren Hälfte aus dem Wagenfenster heraus. In Folge seiner außerordentlichen Beleibtheit konnte er aber trotz Schiebens, Drehens und Wendens seines Oberkörpers auf diesem Weg nicht mehr zurück. Schweißtriefend gab er schließlich alle Versuche auf; der Kutscher brachte sein Gefährt schleunigst in seine Stallung, während der Fahrgast auf dem ganzen Weg am Fenster heraushangen mußte. Die Straßenjugend eilte dem Wagen in hellen Haufen und unter jubelndem Freuden=Ausbrüchen nach. Mit Hilfe eines Schreiners wurde das Fenster auseinander genommen und der Fahrgast nach Erlegung der entstandenen Unkosten endlich aus seiner bedrängten Lage befreit.
- Der frühere Student Walter May, der in den letzten Jahren in der sozialdemokratischen Bewegung in Berlin und Leipzig eine gewisse Rolle gespielt und dann in Chemnitz als Leiter des dor

[Fehlstellen in der Originalseite]

deutschen Volkes und als Volksredner von sich reden gemacht hat, hat sich in einem an die "Genossen" gerichteten Schreiben von der sozialistischen Partei losgesagt. Er begründet seinen Schritt damit, daß er durch reifliches Nachdenken zu Ueberzeugungen gekommen sei, die ihm die Zukunftsgesellschaft der Sozialdemokratie als ein Hirngespinst erscheinen ließ. Was er bisher geschrieben, betrachte er jetzt nur noch als Ausfluß jugendlichen Leichtsinns.
- Folgendes Gedicht findet sich in den "Mittheilungen des deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke."

Der Alkohol spricht:
Wollt ihr Wunder und Zeichen schauen
Kommt zu mir, ihr Männer und Frauen!
Laßt mich nach meinem Willen nur handeln,
So kann ich die ganze Welt euch verwandeln.
Arm mach ich die Reichen, krank die Gesunden,
Aus  Arbeitern  schaff'  ich  euch  Vagabunden,
Aus Frommen Spötter, aus Weisen Verwirrte,
Aus  Fleißigen  Faule,   aus   Guten  Verirrte,
Aus züchtigen Jungfrauen schamlose Weiber,
Aus tüchtigen Männern Diebe und Räuber,
Aus häuslichem Glück Elend und Not,
Aus Nahrung Gift, aus Leben Tod.
Wie ich das kann?
Folgt mir heran!
Das Naß
Im Faß,
Thut das,
Ins Glas,
Dann an die Lippen
Zum Kosten und Nippen,
Dann munter,
Hinunter!
Nur mehr!
Gebt her!
Und wieder
Hernieder,
Und immer wieder!
So nähr' ich dad Feuer, ihr trinket und trinkt,
Bis euch der Abgrund der Hölle verschlingt!

- Der Baron Rothschild in Paris, dessen französisches Vollblut bekanntlich aus der Judengasse in Frankfurt a. M. stammt, hat dem Fest=Komitee für die zu Ehren der russischen Gäste zu veranstaltenden Festlichkeiten 10 000 Franken geschickt!
- Das Observatorium auf dem Mont=Blanc, dessen Errichtung man schon im vorigen Jahr, wenn auch vergeblich versucht hatte, ist nun doch Dank menschlicher Thatkraft vollendet worden. Nur die innere Einrichtung fehlt noch. Es ist dies ein Erfolg, an den Niemand glaubte und der der Energie der mutigen Arbeiter, von denen die meisten mehr als 20 Tage auf dem Gipfel blieben, sowie der außerordentlich günstigen Witterung des Monats August zu verdanken ist.
- Das Delirium, in welchem sich ganz Frankreich seit der Ankündigung des Besuches der russischen Flotte befindet, wirkt, wie es scheint, in St. Petersburg beängstigend. Man hat es dort für gut befunden, den erhitzten Köpfen mit einem Eisüberschlag zu Hilfe zu kommen, der hoffentlich bei den Leitern des großen Spektakelstückes seine Wirkung nicht verfehlen wird.
- Die Administration des Congostaates in Brüssel erhielt ergänzende Nachrichten über den Fund des Eminschen Gepäcks und Notizbuches durch Dhanis. Danach wird bestätigt, daß sich in dem Koffer zahlreiche Schriftstücke von Emin Pascha, sowie ein Theil seiner Bücher und Naturalien befanden. Major Dhanis bringt dieselben nach Europa.
- Vom 13. September ab darf von Preußen nach Rußland von Personen, welche die Grenze überschreiten, kein deutsches Silber=, Nickel= und Kupfergeld, sondern nur deutsches Papiergeld in Gold eingeführt werden. Im ersten Uebertretungsfalle ist eine kleine Geldstrafe, im zweiten eine größere Geldstrafe zu entrichten. Vom dritten Male ab tritt Gefängnisstrafe ein. Diese Maßregel ist eine große Erschwerung im Grenzverkehr. Bisher durfte noch für etwa zehn Mark deutsche Scheidemünze von jeder Person nach Rußland eingeführt werden.


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