No. 73
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. September
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 1]

               Die Urliste der auf dem Amtsgebiet und Bahnhof Schönberg wohnenden Personen, welche für das Geschäftsjahr 1894 zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen berufen werden können, liegt vom 1. bis 8. Oktober d. Js. auf der Großherzoglichen Landvogtei=Registratur aus, was hierdurch gemeinkundig gemacht wird.
               Schönberg, den 13. September 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Aus den Ansprachen, welche der Kaiser und der Großherzog von Baden bei der Paradetafel in Karlsruhe gehalten haben, ist besonders die in derselben betonte Einmütigkeit hervorzuheben, mit welcher s. Zt. die deutschen Fürsten für Annahme der neuen Militärvorlage eingetreten sind. Damit erledigen sich auch definitiv die wiederholt aufgetauchten Gerüchte, die geplante große Armeeverstärkung habe nicht überall an den deutschen Fürstenhöfen die gleiche günstige Aufnahme gefunden.
- Die Ankunft S. M. des Kaisers sowie der übrigen Fürstlichkeiten in Stuttgart hat sich programmgemäß vollzogen. Stuttgart hatte bereits am Donnerstag Vormittag ein festliches Gewand angelegt; öffentliche und zahlreiche private Gebäude hatten geflaggt. Die Kaiserin traf 10 Minuten vor dem Kaiser ein und wartete dessen Ankunft ab. Das württembergische Königspaar begrüßte das Kaiserpaar auf das Wärmste. Bei der Fahrt nach dem Schloß wurden sowohl der Kaiser und der König als auch sämmtliche sich ihnen anschließende Fürstlichkeiten von dem nach vielen Tausenden zählenden Publikum mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Mit stürmischen Evviva=Rufen wurde der Kronprinz von Italien empfangen. Beim Verlassen des Bahnsteiges richtete Stadtschultheiß Rümelin eine Ansprache an den Kaiser, in der er im Namen der Stadt einen Willkommengruß darbrachte. Der Kaiser dankte und äußerte, er sei gerne wieder nach Stuttgart gekommen. Die Parade bei Cannstadt am Freitag Vormittag war von prächtigem Wetter begünstigt und hat in Bezug auf die Leistungen der Truppen in vollem Maß befriedigt. Am Freitag Abend hat zu Ehren der Gäste Galatafel im Residenzschloß und dann eine Festvorstellung im Hoftheater stattgefunden.
- Der Kronprinz von Italien sprach sich maßgebenden italienischen Persönlichkeiten gegenüber außerordentlich befriedigt über die Aufnahme aus, die er am Rheine allenthalben gefunden hat. Er sei glücklich über den Empfang, den er bei Seiner Majestät dem Kaiser gefunden, und sei voller Bewunderung über die Manöver, an denen er ein großes Interesse nehme. Am 16. d. M. ist der Kronprinz direct von Stuttgart nach Monza zu seinen Königlichen Eltern zurückgekehrt, die Seiner Majestät dem Kaiser in herzlichen, freundschaftlichen Telegrammen ihre Freude und ihren Dank kundgegeben haben.
- Der Kaiser hat dem Friedrich=Gymnasium in Cassel in Erinnerung an seine daselbst verlebte Schulzeit 4 Wandbilder für den geschichtlichen Unterricht geschenkt.
- Der Kaiser wird der Gemeinde Kurzel, zu der Schloß Urville gehört, eine protestantische Kirche bauen lassen und hat die erforderlichen Weisungen bereits ertheilt. Zum Kirchenbau in Saarburg i. E. - der dortige Pfarrer Gerbert hatte am Sonntag in Kurzel gepredigt - spendete der Kaiser die Summe von 15 000 Mk.
- In militärischen Kreisen glaubt man, daß mit Inkrafttreten der neuen Heeresgesetznovelle und der damit verbundenen zweijährigem Dienstzeit bei der Infanterie sich der Zugang von Einjährig=Freiwilligen bei dieser Waffe verringern werde. Namentlich dürften solche junge Leute, welche nicht höheren Studien obliegen, es in Anbetracht der großen mit dem Einjährig=Freiwilligendienst verbundenen Kosten vorziehen, von nun ab die um ein ganzes Jahr verringerte Dienstzeit wie alle übrigen Dienstpflichtigen ableisten.
- Zur Vorbereitung der Conferenz über den deutsch=russischen Handelsvertrag ist, wie die "Post" meldet, am Freitag die aus Reichsbeamten verschiedener Ressorts zusammengesetzte Commission zusammengetreten. Die Commission hat die Befugniß, Sachverständige vorzuladen und ein Gutachten von ihnen abgeben zu lassen.
- Mit der Vernehmung von Sachverständigen in Sachen der deutsch=russischen Handelsvertragsverhandlungen ist nach der "Nordd. Allg. Ztg." in Berlin am 15. d. M. begonnen. Die Folgen des Zollkrieges werden namentlich in Kongreßpolen hart empfunden. Aus vielen dortigen Handelsplätzen sollen dem russischen Finanzminister Witte Petitionen der Kaufmannschaft zugehen, für einen schleunigen Abschluß des russisch=deutschen Handelsvertrags zu wirken, da der Zollkrieg den Handel in der Weichselprovinz vollständig ruinire.
- Die Verhandlungen über die Ausnahmebestimmungen betreffs der Sonntagsruhe in Handwerk und Industrie führen allem Anschein nach zu vielen Weiterungen, und die beabsichtigte Gewinnung einer gemeinsamen Grundlage für die Bestimmungen begegnet großen Schwierigkeiten.
- Ueber den ursprünglichen Miquelschen Plan der Tabackfabrikatsteuer will die "Volsztg." zuverlässig wissen, daß alle Cigarren bis zum Preise von 50 Mk. pro 1000 Stück mit einer Bandrole zu 10 Mk., alle Cigarren im Werte von 50-80 Mk. mit einer Bandrole zu 20 Mk. und alle Cigarren über 80 Mk. mit einer solchen von 30 Mk. versehen werden sollen.
- Die "Independance Belge" brachte dieser Tage die Meldung, daß König Leopold II. anläßlich der Genehmigung der neuen Verfassung dem Texte

[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 2]

der Urkunde eine versiegele Beilage hinzugefügt habe, die erst nach dem Tode des Königs, aber jedenfalls nicht vor dem Jahre 1900 eröffnet werden soll. Der Brief enthält nach der "Köln. Ztg." Bestimmungen und Wünsche über die Art und Weise, wie die Congo=Colonie, deren formelle Uebernahme von Belgien im Jahre 1900 wohl zur Thatsache geworden sein wird, verwaltet werden soll.
- In Glasgow wird eine Lokomotive von 2000 Pferdekraft gebaut. Dieselbe soll 100 englische Meilen (160 km) in der Stunde zurücklegen und die Reise von London nach Edinburgh (800 km) in sechs Stunden machen.
- Eine parfümirte Gemeinde. Ein Schweizer Blatt meldet: "Ueber ganz Aigle (Kanton Waadt) verbreitet sich gegenwärtig ein intensiver Moschusgeruch. Wo man geht und steht, riecht man Moschus, sieht man in die Höhe gehobene Nasen, die den ungewohnten Duft einatmen. Die Straßen riechen wie das Boudoir einer Pariserin. Die Kneipen duften wie ein Blumenbouquet. Und die Ursache dieser allgemeinen Parfümirung? Auf dem Postbureau von Aigle ist eine Kiste, gefüllt mit solchen Ingredienzien, eingetroffen. Schlecht verpackt, wie sie war, ereignete es sich, daß zwei oder drei Flaschen zerbrachen und ihren duftenden Inhalt über die gesammte Postsendung von Aigle ergossen. Die Zeitungen, die Briefe, der Posthalter, die Briefträger, alles riecht nach Moschus. Der bedrängte Schuldner ist erstaunt über die rücksichtsvolle Behandlung, die ihm das Beitreibungsamt angedeihen läßt, indem es ihm eine in Moschus getauchte Zahlungsaufforderung zusendet. Aber nicht nur über Aigle sondern auch über die benachbarten vom Postbureau Aigle, aus bedienten Ortschaften Ormouts, Corbeyrier, Yoorne, Ollon usw. verbreitete sich der Moschusgeruch.
- Eine interessante Entdeckung hat in Helgoland der dort anwesende Dr. Holzhausen gemacht, indem er auf dem Oberland ein Hünengrab auffand und ausgrub. Ein Steinsarg ist blosgelegt. Da Helgoland seit Alters her der Ort der Zusammenkunft, gewissermassen als nationales Heiligthum (daher der Name Helgo=, Heligoland) von den Friesen, namentlich den seefahrenden Inselfriesen angesehen worden ist, so darf man den weiteren Entdeckungen mit Spannung entgegensehen. Auf Helgoland residierte der Friesenkönig Radbod, der zuerst in Stavern in Ostfriesland seinen Wohnsitz hatte; dort opferten die Friesen vorzugsweise ihren Göttern, besonders dem Woeda (Woda) und seinem Enkel, dem Baldurssohn Fosete; dort teilten sie, von ihren Fahrten zurückkehrend, ihren Gewinn oder Raub. Auch in späteren Zeiten war Helgoland noch ein Sammelplatz der friesischen Fischer, besonders der Heringsfischer.
- Die "Sportwelt" veröffentlicht eine Liste der bisher erzielten Gewinne der deutschen Rennstallbesitzer während der laufenden Saison. An der Spitze steht das kgl. Hauptgestüt Graditz mit 144 272 M. Es folgen dann: Frhr. E. v. Oppenheim mit 102 606 M., Viktor May mit 87 424 M., Hausmann R. Spickermann mit 84 695 M., Frhr. v. Münchhausen mit 71 964 M., Frhr. E. von Fürstenberg mit 70 272 M., Frhr. E. von Falkenhausen mit 56 539 M., J. Saloschin mit 45 710 M., C. v. Lang=Puchhof 45 533 M., Fürst Fürstenberg mit 39 375 M., Ehrich mit 34 220 M., Capt. Joe mit 33 379 M., S. del Banco mit 32 723 M., Graf Plessen=Ivenack mit 26 995 M., U. v. Oertzen mit 26 035 M., Oluf mit 24 109 M., Graf L. Henckel mit 23 697 M., Fürst Hohenlohe=Oehringen mit 23 644 u. s. w.
- Der "Schöne Brunnen" in Nürnberg, dieses 1385 bis 1395 von Meister Heinrich dem Palier im reinsten gotischen Stil erbaute Kunstwerk, ist in seinen unteren Theilen derart schadhaft, daß sich eine vollständige Restauration als nothwendig erweisen wird. Eine Erneuerung dieser bekannten Zierde Nürnbergs hat von 1821 bis 1824 stattgefunden.
- Der Irrtum eines Lotteriekolekteurs hat einen Tischler K. in Berlin einen üblen Streich gespielt. Derselbe erhielt in voriger Woche von seinem Kollekteur in Dresden eine Depesche, durch welche ihm die frohe Botschaft ward, daß sein Loos mit einem Gewinn von 10 000 M. gezogen worden sei. Der Tischler war überglücklich und "alle, die ihn kannten" beglückwünschten ihn zu dem ihm in den Schooß gefallenen Schatz. Leider kam der hinkende Bote nach und zwar in Gestalt einer 2. Depesche des Kollekteurs, welche lautete: "10 000 M. Irrthum, Nummer garnicht gezogen, bitte Fehler zu entschuldigen." Das war für den Tischler ein harter Schlag; alle Hoffnungen, die er auf die Zukunft gesetzt, waren mit einem Male vernichtet. K. begab sich nach dem Boden, um seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen. Glücklicherweise kam bald darauf eine Bewohnerin hinzu, die den bereits Bewußtlosen abschnitt, und einem hinzugerufenen Arzt gelang es, K. ins Leben zurückzurufen. Der Tischler hat sich jetzt wieder erholt und - sieht vertrauensvoll der nächsten Ziehung entgegen.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Schlag=Resdorf sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Asmus Jabs ergeht auf das am 22. August d. J. abgehaltene Liquidations=Protokoll hiermit der

Bescheid:

daß nunmehr alle diejenigen, welche sich mit ihren dinglichen Ansprüchen an das proclamirte Grundstück bisher nicht gemeldet haben und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommen sind, mit denselben, wie hiermit geschieht, für immer präcludirt und abgewiesen sein sollen.

V. R. W.
Schönberg, den 4. September 1893.                          
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Urliste für die Stadt Schönberg in der Zeit vom 1. bis 8. Oktober d. J. in hiesiger Rathsstube ausliegt. Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Urliste können Einsprachen von Jedermann innerhalb einer Woche (vom 1. Oktober d. J. angerechnet) erhoben werden und sind solche schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 18. September 1893.

Der Magistrat.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Der Geschäftsbericht nebst Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 24. Rechnungsjahr, sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 18. September d. J. ab in unserm Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 14. September 1893.

Das Direktorium.


Rottweil-Jagdpatronen,
Schrot, Hülsen, Pfropfen
sowie
geladene Jagdpatronen
mit größter Durchschlagskraft zu 7 Pfennigen das Stück,
Hülsen mit rauchlosem Pulver
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


eine Wohnung

von 3 Stuben, Küche, Stallung, Keller.
Näheres zu erfragen in der Exped. d. Bl.


Eine Wohnung,

bestehend aus 3 Stuben, Küche, Speisekammer, Keller, Abseite und Stall, ist zu Ostern 1894 zu vermiethen. Näheres zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Suche zum 24. Oktober ein                          
ordentliches Mädchen.
                                                    W. Maass,
                                                    Siemzerstr. 179.


Suche zum 24. October d. J. für ein Gut in der Nähe Lübecks

eine Köchin.
                                                    F. Becker.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 3]

Special-Etablissement französischer Corsetts.

Das Lager ist mit allen Neuheiten der Saison vollständig ausgestattet. Von den einfachsten bis zu den elegantesten Sorten in den Weiten von 44 bis 100 ctm.

J. M. Pegel
Lübeck.           Breitestrasse 56.           Lübeck.


KOHRS, BEHNKE & Co.,
Hamburg.                           Dünger-Fabrik.                           Billwärder.
Specialität: Alkalischer Kalkdünger,

enth.: 2 1/2 % Stickstoff,
2 1/2 % Kali u. 6 1/2 % Phosphorsäure.
  Grosse Erfolge!  

Ferner: Gemahl. Kali=Salpeter, Chilisalpeter, Kainit, Thomasmehl, kohlens. Kalk, Gyps und Natron=Wiesendünger.

Alles Nähere durch unseren Preiskourant.
Vertreter: Louis Drühl, Güstrow.


Ich suche zu sofort oder zum 24. Oktober ein

tüchtiges Mädchen.
                                                    Frau Direktor Ringeling.


Wunderbar, und doch wahr

ist die Wirkung nach dem Gebrauch der

Theerschwefel-Seife
der Parfümerie Iduna Hamburg.

Berühmt durch Vertreibung aller Hautunreinigkeiten und Ausschläge, wie Flechten, Finnen, Leberflecke, Mitesser, übelriechender Schweiss. Bestes Desinfektionsmittel bei ansteckenden Krankheiten.

à Stück 50 Pfg., zu haben bei:
W. Maack.
Schönberg.


Rheumatismus.

Lange lag ich schwer an dieser Krankheit, so daß der Arzt erklärte, ich würde nicht wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, das Leiden schnell und glücklich zu beseitigen und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leidenden geholfen, bin gern bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht. H. Roderwald, Magdeburg. Samenhdlg. Bahnhofstr. 34.


Fortbildungsschule.
Am Freitag, den 22. September d. Js.,
Abends 8 Uhr,

findet die ordentliche Generalversammlung im Boyeschen Gasthause statt.
                          Tagesordnung:
1, Erstattung des Schulberichts,
2, Rechnungsablage und
3, Besprechung sonstiger Schulangelegenheiten.
Es ladet hierzu die Mitglieder des Schulvereins höflichst ein.

Der Vorstand.
J. A. H. Retelstorf.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Boye.
Donnerstag, den 21. September 1893.
---------------------------------------------
Zum Benefiz für Leon Schulz.
---------------------------------------------
Auf vielseitiges Verlangen.
Das Schloß am Meer.
Original=Schauspiel in 4 Acten und 1 Nachspiel
von Oskar Walther.

Zu dieser meiner Benefiz=Vorstellung erlaube ich mir das geehrte Publikum von Schönberg und Umgegend ganz ergebenst einzuladen.

Hochachtungsvoll                          
                                                    Leon Schulz.


Zu dem am 24. und 25. Sept. bei mir stattfindenden
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen lade ich hierdurch ergebenst ein.
                                                    C. Fahrenkrug.
Am Montag Ball.


St. Marienkirche, Lübeck.
8. (vorletztes) Orgelkonzert.
Mittwoch den 20. d. M. 5 Uhr.
7. Jahrgang. 1893.

1. J. S. Bach (1685-1750).
            Toccata und Fuge in D-moll.
2. A. Guilmant (geb. 1837, lebt in Paris).
            Pastorale a. d. D-moll-Sonate.
3. K. Lichtwark.
            Präludium und Fuge in G-dur.
4. a) Jos. Haydn (1732-1809).
            Motette: Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret.
    b) Joh. Schop (Hamburg, um 1642).
            Choral: Ich will den Herrn ewig loben.
5. J. Rheinberger (geb. 1839, Hofkapellmeister in München.)
            Charakterstück f. O.: Abendfriede.
6. L. Thiele (1816 -48, Organist in Berlin).
            Thema, 4 Variationen und Finale in As-dur.

Nr. 4 vorgetragen von der Vereinigung für kirchl. Chorgesang.


Für die uns am Tage unserer Hochzeit bewiesene Aufmerksamkeit sagen wir unseren innigsten Dank.

                                                    August Dettmann und Frau
                                                    geb. Ehmke.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 40-46 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 4]

Geschäfts-Eröffnung
des Schuhwaaren-Magazins von
LOUIS CANTOR in Lübeck.
Vignette
Dem geehrten Publikum Schönbergs und Umgegend mache hierdurch die ergebene Mittheilung, daß ich mich in Lübeck
Breitestrasse 81
im Oldenburg'schen Hause vis-à-vis dem Rathhause
ein
Schuh- und Stiefel-Magazin

eröffnet habe. Es wird mein Betreben sein, durch preiswerthe, reelle und gute Waare, sowie coulante Bedienung mir das Vertrauen der mich beehrenden Kundschaft zu erwerben, und bitte ich, mich in meinem Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen. Gleichzeitig erlaube mir zu bemerken, daß ich jede Reparatur sowie Anfertigung nach Maaß unter Garantie bester Ausführung übernehme.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Louis Cantor.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 73 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 19. September 1893.


- Neustrelitz. Das British Hotel (Besitzer L. Gerland) ist dieser Tage für etwa 100 000 Mk. in den Besitz des Commerzienraths H. Warncke übergegangen.
- Neustrelitz. Nachdem am Mittwoch Nachmittag das zweite Bataillon des Grenadier=Regiments Nr. 89 aus dem Manöver in die hiesige Garnison zurückgekehrt war, rückte Donnerstag Vormittag wieder unsere Batterie hier ein.
- Schönberg. (Egs.) Die Benefiz=Vorstellung für die Kapellmeisterin Milli Kullack "Preciosa" am vorigen Freitag hat uns wieder gezeigt, mit welcher vollendeten Technik die genannte Dame ihr Instrument zu handhaben versteht. Sie spielte ihre schwierigen klassischen Stücke eben so gut, ja sogar großartig wie die leichteren flotten Sachen. Die Dame wurde denn auch verschiedene Male für ihr vortreffliches Spiel durch lauten Beifall ausgezeichnet. Namentlich gefällt uns die kleine Piece "Spieluhr", die sich ganz nett anhört. - Zu bedauern ist nur, daß dem Spiel der Künstlerin von dem Publikum so oft nicht genug Interesse entgegengebracht wird. Es mag dies vornehmlich darin seinen Grund haben, daß die Musikstücke, die dem Publikum von der Kapellmeisterin geboten werden, so oft nicht verstanden werden. Wir möchten der jungen Künstlerin daher den wohlgemeinten Vorschlag machen, besonders nur leichte flotte Sachen zu spielen. - Die Darstellung der "Preciosa" war im ganzen genommen recht gut. Namentlich gefielen uns die beiden Chorgesänge, die schon vorgetragen wurden. Frl. Marion spielte ihre Rolle als "Preciosa" vortrefflich. - Erwähnen wollen wir noch, daß am Donnerstag die Benefiz=Vorstellung des Liebhabers Leon Schulz stattfindet. Wir wünschen dem Künstler, der uns so manche Stunde gut unterhalten hat, ein volles Haus.
- Schönberg. Der Rechtsanwalt Dr. Lange von hier ist vom 1. Oktober d. J. ab als Amtsrichter nach Woldegk berufen worden.
- Die Stadt Gadebusch wünscht zum Antonitermine 1894 50 000 M. für die Cämmereikasse anzuleihen und ersucht um Offerten event. in Posten von mindestens 1000 M.
- Nach den neuesten Feststellungen hat das Großherzogthum Mecklenburg=Schwerin einen Flächeninhalt von 13 161,6 qkm, das Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz einen solchen von 2929,4 qkm Auf einen Quadratkilometer kamen in Mecklenburg=Schwerin 43,9 Einwohner, in Mecklenburg=Strelitz 33,4 Einwohner.
- Am Dienstag Abend hielt ein Bierwagen aus Waren in Lübz vor einem Kaufmannshause in der engen Hauptstraße, als ein mit einem Einspännerwagen durchgegangenes Pferd von der Schleusenbrücke her angerannt kam und dem Leinpferde vor dem Bierwagen eine Stange der Einspännerdeichsel durch die linke Brustwand jagte. Das so schwer verwundete Pferd wurde noch in einen Stall geführt. Allein der sofort hinzugerufene Thierarzt konnte nur den Tod constatiren. Bei der thierärztlichen Section fand sich noch ein etwa 3 Fuß langes Stück von der Deichselstange im Leibe des Pferdes. Dasselbe hatte eine Rippe durchstoßen, die Lunge und das Zwerchfell durchbohrt und die rechte Niere verletzt, bei welcher die Spitze auch noch zwischen die Rippen eingedrungen war. Das getötete Pferd war in Perleberg versichert und es wird nun darauf ankommen, ob die Gesellschaft den Schaden tragen, oder ob der Besitzer und Lenker des Einspänners dafür wird in Anspruch genommen werden.


- Navigare necesse est, vivere non necesse. Das lateinische Citat, das der Kaiser jüngst seinem Glückwunschtelegramm an den Berliner Regattaverein: "Wansee" angehängt hat, stammt aus Plutarch, der in seiner Biographie des Pompejus Folgendes erzählt: Um einer Hungersnoth in Rom zu begegnen, war dem Pompejus die Leitung der Getreidezufuhr übertragen worden. Er begab sich nach Sizilien, Sardinien und Afrika, um die Sache thatkräftig zu fördern. Bei der Rückkehr brach ein so heftiger Sturm aus, daß die Steuerleute nicht in See gehen wollten. Da sprang Pompejus in ein Schiff und befahl, die Anker zu lichten, mit den Worten: "Daß wir abfahren, ist nöthig; daß wir leben, ist nicht nöthig." Ein Blatt soll bei Wiedergabe des kaiserlichen Telegramms statt "vivere" bibere (trinken) gedruckt haben!
- Mitteleuropäische Zeit. Vom 1. November d. J. ab wird auch in Italien die mitteleuropäische Zeit in Geltung treten. Die W. D. Z. bemerkt zu dieser Meldung: Da Deutschland diese Zeit seit 1. April gesetzlich eingeführt hat, Dänemark sie am 1. Januar 1895 einführt und die Schweiz deren Annahme ebenfalls beschlossen hat, während England, Schweden, Belgien und Frankreich schon früher dieses Zeitsystem einführten, so wird die alte sog. "Ortszeit," d. h. derjenige Zustand, nach dem die Uhren in jeder Stadt eine andere Zeit zeigen, in wenigen Monaten außer im fernen Spanien und Portugal nur noch in Oesterreich zu finden sein, falls nicht bis dahin der von Dr. Peez eingebrachte Gesetzentwurf über allgemeine Einführung der mitteleuropäischen Zeit angenommen und durchgeführt wird.
- In Braunschweig wurde vermittelst Einbruchs eine werthvolle Münzsammlung gestohlen. Sie enthält eine sehr große Zahl Silbemünzen der verschiedenen deutschen Staaten, namentlich Thalerstücke, sächsische, hannoversche und braunschweigische Münzen. Wahrscheinlich wird man versuchen, die Münzen auswärts zu verwerthen.
- Der "Berl. Ztg." wird aus Düsseldorf berichtet: "Auf dem Apellplatze zu Bilk beging am Dienstag ein Reservist des 39. Infanterie=Regiments ein verhängnisvolles Vergehen. Er griff einen Unteroffizier in Gegenwart anderer Soldaten mit dem Seitengewehr an und verwundete ihn. Der Reservist wurde von mehreren Füsilieren bewältigt, entwaffnet und in das Militärgefängnis abgeführt."
- Zum Geburtstage der kaiserlichen Prinzessin waren - wie man aus Kassel meldet- die Sonntagsschulkinder nach Wilhelmshöhe geladen, woselbst sie festlich bewirtet wurden. Aus Anlaß des Geburtstags waren die Wasserkünste im Betrieb.
- Ueber einen Unglücksfall im Manöver wird berichtet: Heute Vormittag wurde auf den hiesigen Bahnhof Hauptmann Lothmar vom 31. Feldartillerie=Regiment gebracht, dem durch Unglücksfall die Augen ausgeschossen wurden. In einem Augenblick der Ruhe ritt er vor die Feuerlinie, als anscheinend von der nebenstehenden Batterie ein Schuß fiel. Mit dem Ausruf "meine Augen" sank der Verunglückte zusammen.
- Das Kapitulantenwesen in der preußischen Armee ist durch kriegsministerielle Verfügung vom 5. d. M. wie folgt geregelt: Eine erste Kapitulation, für die ein Handgeld von 100 Mark gegeben wird, liegt vor, wenn der Betreffende sich zu einer mindestens vierjährigen (vierjährig Freiwillige der Kavallerie zu einer fünfjährigen) Gesamtdienstzeit verpflichtet. Der Anspruch auf Zahlung erwächst mit dem Zeitpunkt der Erfüllung der gesetzlichen aktiven Dienstzeit (Tag der Entlassung der Reservisten); für die unter Vorbehalt angenommenen Reservisten erst dann, wenn der Zeitraum, auf welchen der Vorbehalt sich erstreckt, abgelaufen und die Kapitulation eine endgiltige geworden ist. Der früheste Auszahlungstermin ist im laufenden Jahr der 1. Oktober. Die aus Unteroffizierschulen und aus der Militärschule des großen Militärwaisenhauses Hervorgegangenen, die Roßarztaspiranten die Eleven der Mil.=Roßarztschule, die Unterroßärzte, die Hilfsmusiker (einschl. der etatsm. Hilfshoboisten, Offizierburschen Oekonomiehandwerker,

[ => Original lesen: 1893 Nr. 73 Seite 6]

Mil.=Krankenwärter und Mil.=Bäcker erhalten kein Handgeld, ebensowenig Kapitulanten, die gegenwärtig dienend einem früheren als dem Jahrgang 1890 angehören. Bei den Waffen mit zweijähriger Dienstzeit sind die am jetzigen Entlassungstermin zweijährig Gedienten in Ansehung der Zahlbarkeit des Handgeldes so zu behandeln, als ob sie bereits an diesem Termin ihre gesetzliche Dienstzeit erfüllt hätten. Vom 1. Okt. dieses Jahres ab sind besondere Stellen für Kapitulanten, unter Absetzung einer Anzahl Gefreitenstellen, zum Etat gebracht. Ueberschreitungen der Zahl dieser etatsm. Kapitulantenstellen sind bei allen Waffen nach dem thatsächlichen Bedürfnis zulässig gegen Offenhaltung von Gefreitenstellen. Andererseits dürfen in offenen Kapitulantenstellen Gefreite oder Gemeine verpflegt werden. Hilfsmusiker, Offizierburschen, Oekonomiehandwerker und Bäcker zählen zu den Kapitulanten im obigen Sinne nicht. Hinsichtlich der Hilfsmusiker verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen, wonach jeder Kapitulant eine um monatlich 1,50 Mk. höhere Löhnung erhält, als Nichtkapitulant der gleichen Charge.
- Aus Berlin wird geschrieben: Sehr unnötig zerbricht man sich den Kopf darüber, daß der neue Herzog von Coburg "Königliche Hoheit" als Sohn der Königin Viktoria von England ist, während die Herzöge von Meiningen, Altenburg etc. nur "Hoheiten" sind. Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, daß die Erbprinzessin von Meiningen als Tochter Kaiser Friedrichs Königliche Hoheit ist, ihr Gemahl aber nur Hoheit ebenso ist der Prinzregent von Braunschweig Königliche Hoheit, die verstorbene Königin Olga von Württemberg war kaiserliche Hoheit u. s. w. Dies alles besteht resp. bestand, ohne daß die Welt davon Schaden hatte. Die Regelung dieser Etikettenfragen ist ein für alle Male international nach dem Wiener Kongreß erfolgt, und es wird von den Fürsten schwerlich daran gerüttelt werden.
- Bei den Manövern des Gardekorps im Elsaß sind mehrere Ulanen verunglückt. Der eine. stürzte bei einer Attacke und brach das Genick, ein zweiter, der gleichfalls stürzte, kam mit einem doppelten Bruch des linken Armes davon. Ein anderer Ulan, der vom Hausboden seines Quartiers gestürzt war, ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen.
- Wie aus Metz berichtet wird, ist dort dem Kaiser ein Wickelkind, geschmückt mit Blumen und enthaltend Bonbons, in den Wagen geworfen worden mit der Aufschrift: A son Altesse notre Princesse Impériale. Der Kaiser soll dasselbe sofort seinem Töchterchen zugeschickt haben.
- Eine Magdeburger Getreidefirma hatte an den Reichskanzler die Eingabe gerichtet, ihr für 500 Wispel Hafer, welche sie im Juni d. J. von russischen Commissionären auf Lieferung per September = Oktober gekauft hatte, die Einfuhr nach Deutschland zum alten Zollsatz zu bewilligen. Der Finanzminister, an den der Reichskanzler die Eingabe überwiesen hatte, hat aber, wie die Magdeb. Ztg. meldet, das Gesuch abschlägig beschieden.
- Die Staatsregierung gab ihre Genehmigung dazu, daß in Altona ein umfangreicher Freihafenbezirk hart an der Elbe angelegt werde.
- Die von dem General=Feldmarschall Grafen v. Moltke in Kreisau unter dem Namen "Feldmarschall Graf v. Moltke=Stiftung für erwerbsunfähige Arbeiter der Fideikommißherrschaft Kreisau" mit 7500 Mk. und unter dem Namen "Feldmarschall Graf Moltke=Stiftung zu wohlthätigen Zwecken" mit 75 000 Mk. in Kreisau begründeten beiden Stiftungen wurden vom Kaiser genehmigt und ihnen zugleich die Rechte juristischer Personen verliehen.
- Die "Indep. Belge" veröffentlicht Einzelheiten aus dem politischen Testament des Königs Leopold von Belgien; vornehmlich betont der König die Gefahr des unbeschränkten allgemeinen Stimmrechts, welches die Monarchie schwäche; für die Selbständigkeit Belgiens sei die monarchistische Staatsform notwendig. Das Schriftstück erregt Sensation.
- Die Leistungsfähigkeit des vielgepriesenen Lebel=Gewehres genügt den Franzosen schon nicht mehr. Dasselbe soll derart umgeändert werden, daß die Kammer gleich 12 Ladungen auf ein Mal aufnehmen kann. Die Kosten der Aenderung werden sich auf 10 bis 15 Millionen belaufen.
- Wie aus Wien verlautet, steht die Aufhebung des Futterausfuhrverbots noch vor Ablauf des Septembers in Aussicht.
- Die Handelsvertragsverhandlungen zwischen Rußland=Oesterreich=Ungarn verlaufen durchaus nicht so glatt, wie anfänglich behauptet wurde. Aus Petersburg sind neue Forderungen gestellt, welche eingehende Detailerörterungen notwendig machen.
- Eine höchst seltsame Mitteilung ist dem "Standard" aus Shanghai zugegangen. Darnach hätte der Vicekönig Chang, dessen Haß gegen die Fremden notorisch sei, eine Petition an den Thron gerichtet, in welche er die Ausrottung, das heißt die Niedermetzelung aller Fremden in China, besonders der Engländer, verlange, indem er behauptet, daß dies zur Verhinderung einer Teilung Chinas unter die europäischen Mächte notwendig sei.
- Die Geldnoth nimmt in Genua einen geradezu bedrohlichen Umfang an. Das Kleingeld fehlt. In manchen Cafés fragt man die eintretenden Gäste, ehe man ihnen ihren Kaffee verabreicht, ob sie auch Kleingeld zum Bezahlen hätten! Umwechseln ist beinahe unmöglich. Der Fremde ist erstaunt und ergrimmt zugleich über den allgemeinen Geldmangel, der ihn den allerunangenehmsten Zwischenfällen aussetzt. In vielen Häusern zahlt man - in Briefmarken! Die Kaufleute sind in Verzweiflung und wissen sich nicht mehr zu helfen. Mit - Biermarken, häufig schon als Münze gebraucht, können doch größere Verbindlichkeiten nicht ausgeglichen werden. Die Blätter verlangen mit recht in begreiflicher Heftigkeit schnelle Abhülfe und erinnern an die Versprechungen des Ministeriums. Giolitti hat versprochen, der Geldnoth ein Ende zu machen durch schleunige Ausgabe von 20 Mill. Francs=Zetteln und von 10 Millionen Soldi. Aber auf die Erfüllung dieses Versprechens wird noch immer gewartet. Der § 8 der lateinischen Münz=Uebereinkunft verbietet übrigens ausdrücklich die Ausgabe von Zetteln unter dem Werthe von 5 Fr.
- Infolge eines Kanalrohrbruches wurde in der Nacht zum 13. September ein großer Teil von Madrid überschwemmt. An der Puerta del Sol standen in sämtlichen Häusern die Keller und die unteren Stockwerke unter Wasser, mehrere Häuser sind eingestürzt.
- Ein neulich aus Kopenhagen gemeldetes Unwohlsein des Czaren scheint noch nicht gehoben zu sein. Wenigstens hat Alexander III. dem Begräbnis des Bruders des Königs von Dänemark nicht beigewohnt. Man meldet darüber aus Kopenhagen: Die Leiche des verstorbenen Prinzen Wilhelm wurde am Donnerstag früh nach dem Dom von Roeskilde überführt. Gegen drei Uhr traf der König mit der königlichen Familie und den fürstl. Gästen, den Kaiser von Rußland ausgenommen, in Roeskilde ein. Darauf wurde die Leiche in der Gruft Friedrichs V. beigesetzt.
- Ein Versuchsobjekt. In einer New=Yorker Zeitung findet sich, wie die "Voss. Ztg." dem deutschen "New=Yorker Herald" vom 14. August entnimmt, ein Inserat, wonach ein Mann verlangt wird, der gegen eine Vergütung von 5 000 Doll. willens ist, sich einer Operation zu unterziehen, "die vielleicht den Tod verursachen kann". Dies menschliche Versuchsobjekt wird von 2 Aerzten in Guayaquil Ecuador verlangt, welche die Absicht haben, dem Betreffenden ein Loch in den Magen zu schneiden und in die Oeffnung ein Glas zu setzen, um auf diese Weise die Tätigkeit des Magens zu beobachten. Auf das von Professor Edwin J. Osbalderston, 78 West 46. Str. in New=York aufgegebene Inserat hatten sich bei diesem 142 Personen gemeldet, die sich der Operation unterziehen wollten. Der "Glückliche", der angenommen wurde, war ein junger Faustkämpfer, der bereits zu den Schlächtern - pardon, Aerzten in Guayaquil, abgereist ist. Unter den Bewerbern befand sich auch ein Deutscher, namens Ferd. Schultz, 3 Johnsonstr. Brooklyn, der in Berlin studiert hat, aber nach dem Tode seines Vaters mit Frau und Kind nach Amerika auswanderte, da ihm die Mittel fehlten, sich eine Praxis zu erwerben. In New=York ist es ihm jedoch überaus traurig ergangen.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD