No. 72
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 15. September
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 1]

- Die Kaisermanöver bei Metz erreichten am Freitag ihr Ende. Das Gesamtresultat der Kämpfe des 16. und 8. Armeekorps, sowie der 5. bayerischen Division, insgesamt 60 000 Mann, ist dahin aufzufassen, daß im Ernstfalle wohl das Metz deckende 16 Armeekorps in diese Festung hineingeworfen worden wäre. Eine große Attacke, welche der Kaiser am letzten Manövertage mit 12 Kavallerie=Regimentern ausführte, hielt allerdings eine Zeit die vordringenden Bayern in ihrem Marsch auf Metz auf, aber wenn es sich wirklich um eine Schlacht gehandelt hätte, hätte dieser Angriff höchstens den Rückzug decken, nicht aber denselben verhindern können. Der Bau einiger Sperrforts auf der lothringischen Hochebene dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein. Einen sehr sympathischen Eindruck hat es gemacht, daß zum Schluß der Manöver von Metz der bayerische Thronfolger, der rühmlichst bekannt Prinz Ludwig, dem Kaiser die bayerischen Truppen in Person vorführte. Die Heimbeförderung der Truppen nach dem Schluß der Manöver ist per Bahn erfolgt und ohne Unfall von Statten gegangen Besonderes Lob hat auch die beim 8. Armeekorps gebildete Landwehrbrigade gefunden.
- Die Parade des 15. (elsässischen) Armeekorps fand am Sonnabend unweit Straßburg statt und nahm bei günstigem Wetter einen glänzenden Verlauf. Eine unabsehbare Menge jubelte dem Kaiser begeistert zu, als derselbe auf dem Paradefelde eintraf. Der erste Vorbeimarsch erfolgte in Kompagnie=, resp. Schwadrons=, und Batteriefront und dauerte über eine Stunde. Beim zweiten Vorbeimarsch defilierten die Infanterie in Regimentskolonne, die reitenden und fahrenden Truppen im Trabe. Der Kaiser hatte während der Parade die fürstlichen Gäste um sich; er unterhielt sich besonders mit dem italienischen Kronprinzen. Der Großherzog von Baden führte beide Male sein 121. Regiment vor. Nach dem zweiten Vorbeimarsch begrüßte der Kaiser die Kriegervereine und hielt hierauf an der Spitze der Fahnenkompagnie seinen Einzug unter stürmischem Jubel in die Hauptstadt des Reichslandes. Auf die Begrüßungsansprache des Bürgermeisters erwiederte der Kaiser zunächst mit seinem Dank für den herzlichen Empfang und fuhr dann fort:
"Es thut mir leid, daß mein Aufenthalt in der wunderschönen Stadt diesmal nur so kurz sein kann aber durch den Ausfall der württembergischen Manöver sind die allgemeinen Dispositionen für meine Reisen so verändert worden, daß sie mir hier keine längere Zeit des Verweilens gönnen. Meinem Anhänglichkeit und Liebe für ihre herrliche Stadt, diese Perle der deutschen Lande, hätte eigentlich ein längerer Aufenthalt entsprochen. Ich habe als Junge schon, wie jeder Deutsche, oft das Lied "O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt" gesungen, und dabei zu Gott gebetet, daß Straßburg für das ich immer eine besondere Sympathie empfand wieder deutsch werden möge. Dieser Wunsch ist ja nun in der Zwischenzeit glücklich in Erfüllung gegangen, wenn es mir selbst auch nicht vergönnt war, dabei mitzuwirken. Ich schätze Straßburg als eine der besten deutschen Städte und bin auch überzeugt, daß sich die Straßburger in der Wiedervereinigung mit dem deutschen Reiche wohl fühlen. Ich habe das so recht das letztemal empfunden, als ich ganz unerwartet hier gekommen war. Wenn ich auch jetzt nicht länger bleiben kann, so hoffe ich dafür später desto öfter Gelegenheit zu finden, ohne Ueberraschung längere Zeit hierher zu weilen. Ich fühle mich wohl unter Ihrer Bevölkerung, deshalb habe ich mir hier in der Nähe unter Ihnen ein Jagdgebiet eingerichtet. Das wird mich schon wieder hierher führen."
- Ueber die vom Kaiser bei Metz persönlich geleitete Attacke von 12 Kavalleri=Regimentern äußert sich ein Augenzeuge folgendermaßen: "Nach längerem Kampfe, in den auch die mit alten Manöverkartuschen feuernde bayerische Artillerie eingriff, gelang es, Pange zu nehmen, und die hellblauen Röcke kamen immer näher. Graf Häseler mußte die Artillerie der Mitte, wie die Infanterie des rechten Flügels zurücknehmen, als plötzlich über den Höhenzug, den die Straße Metz=Colzny=Pange überschreitet, der Kaiser mit beiden Reiterdivisionen, unterstützt durch das Feuer einer reitenden Batterie und 59. Infanterie=Brigade, zum Gegenstoß vorbrach. Ueber schwieriges Gelände ging der Ritt, und wenn auch einzelne Schwadronen aus Versehen auf ihre eigene Infanterie anritten, so hatte der Rest doch Erfolg. Eine Kompagnie des 17. bayer. Infanterie=Regimentes, die allein auf der eben genommenen Höhe stand, wäre in Wirklichkeit überritten worden, da sie durch das Feuergefecht geschwächt war. Der Kaiser, in der Uniform der Leib=Garde=Husaren, ritt auf feurigem Schimmel die Attacke mit. Er grüßte mit gezogenem Säbel die fremden Offiziere und die Schiedsrichter, die auf dem rechten Flügel des 16. Korps dem kühnen Angriff zugeschaut hatten. Es war ein wundervoller Angriff, und wenn auch die der 59. Brigade gegenüberstehenden Bayern durch ihr Schnellfeuer die Attacke abgewiesen hatten, so waren sie doch nach rechts hin durchgebrochen. Die Köllner Abteilung des 8. Fußartillerieregiments, die gerade mit der Spitze über die Niedbrücke in Pange gerückt war, hätte wohl schlimme Augenblicke erlebt; sie kam heran, um die vorgehende bayrische Division zu unterstützen, und wäre sie 5 Minuten früher auf der Höhe erschienen, so hätte der Angriff des Kaisers vor ihrem Schnellfeuer Zusammenbrechen müssen. Geritten wurde die Kavallerie=Attacke mit außerordentlichem Schneid, und es sah prachtvoll aus, wie Schwadron nach Schwadron über die Höhe herunterging, und dann mit gefällten Lanzen, die Offiziere vor der Front, auf die Infanterie anritt, über alle möglichen Hindernisse hinweg, und zum Teil zwischen die Bäume hinein."
- Wie ein Berichterstatter der "Vossischen Zeitung" aus Metz schreibt, soll der Commandeur des XVI. Armeekorps, Graf Häseler, die Ansicht vertreten, daß es trotz der Befestigungen von Metz einem von Westen her vordringenden Feind möglich sei, zwischen Metz und Saarburg in Lothringen einzudringen und die lothringische Ebene als erstes

[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 2]

Schlachtfeld für sich zu gewinnen. Wie es heißt, soll er den Kaiser davon überzeugt haben, sodaß die Anlegung von Sperrforts zwischen Metz und Saarburg bald erfolgen dürfte.
- Wie aus Kissingen vom Montag berichtet wird, schreitet die Besserung im Befinden des Fürsten Bismarck langsam fort.
- Die Franzosen werden auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Neueren Nachrichten aus Petersburg zufolge wird das russische Geschwader erst am 13. Oktober in Toulon eintreffen. Um sie aber einstweilen schadlos zu halten, ist bereits der Großfürst Alexis, der in Toulon an der Spitze des großen Rummels stehen wird, in Begleitung des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg in Paris eingetroffen. Der Pariser Gemeinderath, dieses anrüchige Gemisch von Radikalen, Sozialisten und Anarchisten, sucht die anderen Corporationen in der Kriecherei vor Rußland womöglich noch zu übertrumpfen. Derselbe hat eine Kredit von 500 000 Franken zum Empfang der russischen Marineoffiziere bewilligt und dazu beschlossen, das Boulevard Sebastopol in Zukunft Boulevard Kronstadt zu benennen. Letzteres ist aber sogar der Regierung zu stark; sie hat durch den Mund des Seinepräfekten die Erklärung abgeben lassen, daß die Regierung diese Umtaufung nicht genehmigen werde. Das Fest=Comitee der Pariser Presse hat Hébrard zu seinem Präsidenten gewählt. Die russischen Offiziere werden also Gelegenheit haben, einen der ersten "Panamiten" ganz aus der Nähe kennen zu lernen.
- Der König von Belgien unterzeichnete am Donnerstag die neue Verfassung.
- Bei der preußischen Militärverwaltung besteht die Einrichtung, daß Angestellte technischer Institute, die Erfindungen im Interesse der Heeresausrüstungen und zur Verbesserung von Waffen machen, besondere Belohnungen erhalten. Diese Auszeichnung wird sowohl Militärpersonen auch Civilpersonen sowie Arbeitern zuteil. Aus Anlaß der Einführung des rauchlosen Pulvers erhielt, wie erinnerlich, der damalige Direktor der Spandauer Pulverfabrik, Generalmajor Küster, seit einiger Zeit Direktor einer Vereinigung von Privatpulverfabriken, eine Dotation von 50 000 M. Neuerdings wurden für Verbesserungen an einem Geschoßzünder einem Meister des Feuerwerkslaboratoriums in Spandau 8000 Mark, einem Ingenieur dieses Instituts 4000 M. zuerkannt. Ein Handwerker der Artilleriewerkstatt in Spandau erhielt einmal 1500 M. für technische Erfindungen. Diese Auszeichnungen spornen natürlich ganz bedeutend an.


Anzeigen.

Gegen den Schlachtergesellen Christian Andreas Cölln aus Eckernförde, welcher der Unterschlagung verdächtig ist, ist wegen Fluchtverdachts der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, ev. Verhaftung, Ablieferung in das nächste Amtsgerichtsgefängniß und Benachrichtigung.

Singnalement des p. Cölln:

ca. 20 Jahre alt, schlank, ca. 1,70 m groß, schmales Gesicht, hellblondes Haar, ohne Bart. Anzug: schwarz und graugestreifte Tuchhose, dunkelblaues Jaquet, Schlachterblouse, grau und weiß gestreifte Mütze und Schnürschuhe.
Schönberg i. M., d. 14. September 1893.

Der Amtsanwalt.
I. V. W. Freitag.


Von der Reise zurückgekehrt.
                                                    Dr. Dethloff.


Wegzugshalber verkaufe ich am 16. September Morgens 9 Uhr in meiner Wohnung, Schlauentrifft 22, meine Sachen meistbietend gegen baare Bezahlung, als:

Schränke, Kommoden, Tische, Stühle, Bettstellen, Kessel, Töpfe, Grapen, ein fast neuer eiserner Ofen mit Röhren, zum Kochen eingerichtet, ein Hausirkasten, Buchen= und Tannenholz, Axt u. Säge, Schiebkarren und was sich sonst vorfindet.

                                                    Woisin.


Oeffentliche Versteigerung.

Sonnabend den 16. September ds. Js. Vormittags 10 Uhr soll hierselbst

1 hochstehendes Clavier

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Ersparniß= u. Vorschuß=Anstalt.

Der Geschäftsbericht nebst Bilanz und Gewinn= und Verlust=Conto für das 24. Rechnungsjahr, sowie der Revisionsbericht etc. liegen vom 18. September d. J. ab in unserm Geschäftslokale zur gefl. Einsicht der Herren Actionäre aus.
Schönberg, den 14. September 1893.

Das Direktorium.


Zu Michaelis oder später eine                          
Parterre Wohnung
zu vermieten, dieselbe besteht in 2 auch 3 heizbaren Zimmern, Küche, Keller, Stall und Bodenraum.
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 3]

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Herbst= und Winter=Neuheiten

beehren wir uns anzuzeigen.
             Gemeinschaftlicher Einkauf mit unserem Güstrower Hause ermöglicht uns größere Abschlüsse und sind wir dadurch in der Lage alle Artikel unseres reichhaltig assortirten Lagers zu sehr billigen Preisen abzugeben.

                          Gebrüder Burchard.


Am 20. und 21. October 1893.
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Bermann's Lilienmilch-Seife
(Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. a Stück 50 Pf. bei
Apotheker Montag.


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Von heute an

verkaufe als Gelegenheitskauf zu Fabrikpreisen prima 2, 3 und 4 zink. Forken.

J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 4]

Special-Etablissement französischer Corsetts.

Das Lager ist mit allen Neuheiten der Saison vollständig ausgestattet. Von den einfachsten bis zu den elegantesten Sorten in den Weiten von 44 bis 100 ctm.

J. M. Pegel
Lübeck.           Breitestrasse 56.           Lübeck.


Gartenbauverein.
Obstschau

Sonntag, den 17. September von 4-7 Uhr in Kösters Saal.

Zutritt frei für alle.
Ausgestellt wird nur von Vereins=Mitgliedern.
Programm:

     I. Tafeläpfel: a. Herbst, b. Vorwinter, c. Nachwinter, d. Frühling.
    II. Tafelbirnen : a. Herbst, b. Vorwinter, c. Nachwinter. III. Wirthschaftsäpfel: a. Vorwinter, b. Nachwinter, c. Frühling.
   IV. Wirthschaftsbirnen: a. Herbst, b. Winter.
    V. Spätblüher a. Aepfel. b. Birnen.
   VI. Empfindlich in der Blüte. a. Aepfel. b. Birnen.
  VII. Sortenausstellung. a. Aepfel. b. Birnen.
VIII. Obst von Zwergbäumen. a. Aepfel. b. Birnen.
   IX. Anderes Kernobst.
    X. Steinobst.
   XI. Obstprodukte und Maschinen.
Hervorragende Sorten bittet man 1 oder 2 mal zu unterstreichen und Begründung beizufügen.

                                                    Der Vorstand.


Köster's Garten.
Während der Obstschau am                          
Sonntag, den 17. d. Mts.
CONCERT
von der hiesigen Vereins=Kapelle.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im kleinen Saale statt.


Boye's Etablissement.
Montag, den 18. September cr.
II. Abonnements-Concert
der städtischen Kapelle in Wismar unter Leitung des
Musikdirektors Herrn Julius Müller.

Zur Aufführung gelangt auf Wunsch mehrerer Abonnenten:

Im bunten Rock.
Tonbilder aus dem Soldatenleben von Rob. Kietzer.

I. Theil: Große Parade. II. Theil: Im Lager. III. Theil: Kampf und Sieg.

Entree für Nichtabonnenten 75 Pf.
Anfang 6 1/2 Uhr.

Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt.

Nach dem Concert                          
Tanz.
              Hochachtend
                                                    Julius Müller, Musikdirektor.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von Sonntag an auf 4 Tage mit meinem feinen

Schiffs- und Pferde=Caroussel
nebst Schießbude
auf dem Baubrink vor Schönberg ausstehen werde.
Abends bei brillanter Erleuchtung.
                                                    H. Lickefelt.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Boye.
Freitag, den 15. Septbr.
Zum Benefiz für die Kapellmeisterin
                          Milli Kullack.
Preciosa
oder
Die Zigeuner in Spanien.
Sonntag, den 17. September.
Marianne,
Ein Weib aus dem Volke.
                                                    Die Direction.


Schützenhaus.
Sonntag den 17. ds. M. Nachmittags 4 Uhr
Anstich von ff. Schloßbräu,
Hochachtungsvoll                          
                                                    W. Hagen, Schützenwirth.


Zu dem am 24. und 25. Sept. bei mir stattfindenden
Scheibenschießen
nach guten Gewinnen lade ich hierdurch ergebenst ein.
                                                    C. Fahrenkrug.
Am Montag Ball.


An unserem Hochzeitstage sind uns von Nah und Fern so viele Glückwünsche, theils von den schönsten Blumenspenden und sonstigen Angebinden begleitet, zugegangen, daß es uns unmöglich ist, jeden einzelnen Gratulanten wie wir es so gerne möchten - persönlich unseren Dank auszusprechen.
Wir bitten daher alle, die uns an unseren Ehrentage in so liebevoller Weise bedachten, unseren von Herzen kommenden Dank auf diesem Wege entgegen nehmen zu wollen.
Lüdersdorf, den 14. September 1893.

Heinrich Oldenburg,
Marie Oldenburg geb. Staffeldt.


Dr. phil. Heinr. Will.
Anna Will geb. Rose.
Vermählte.
Hildburghausen.                                                     Schwerin i./M.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 40-46 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 37.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 72 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. September 1893.


- Neustrelitz. S. K. H. der Großherzog hat sich vor einigen Tagen von Homburg zur Nachcur nach Ostende begeben. I. K. H. die Großherzogin weilt noch auf ihrem Lustschloß Keppschloß bei Pillnitz in Sachsen. II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin werden Anfangs nächsten Monats hier zurückerwartet. (M. T.)
- Am Sonnabend tagte in Dassow im Calliesschen Saale eine zahlreich besuchte Versammlung hiesiger Einwohner zwecks Berathung eines Anschlusses an die projektirte Eisenbahnlinie Wismar=Kalkhorst. Man war der Ansicht, daß die von Kalkhorst nach Dassow zu führende Linie gleich weiter auf Schönberg zu leiten sei, wenn das Interesse der Großherzogl. Mecklenburg=Strelitzischen Regierung für dies Projekt zu gewinnen sei. Es wurde ein Comittee aus 7 hiesigen Herrn ernannt und diese ersucht, mit allem Eifer das Projekt zu fördern. So ist denn endlich auch in dieser kornreichen Gegend unseres Landes die Eisenbahnfrage in Fluß gekommen und wird hoffentlich zu einem befriedigenden Ende führen.
- Von den Glocken des Ratzeburger Domes. Zu der einzigen vom Feuer am 19. August verschont gebliebenen großen Domglocke können wir noch Folgendes berichten. Dieselbe ist im Jahre 1707, nachdem die alte Glocke im Jahre 1704 gesprungen war, von dem Glockengießer Caspar Heinrich Castell aus Lübeck auf dem Domhof gegossen worden. Mitbewerber war der Glockengießer Conrad Kleymann aus Lübeck. Castell verlangte für die Bemühungen 300 Reichsthl. außerdem sollte ihm der Zusatz an Metall mit 16 ßl. vergütet werden. Um den Guß fertig zu stellen verlangte er: Handlanger zum Bau der Hütte. 100 Stück, 6 Faden trocken Holz und 16 Centner Kohlen 50 Pfund Talg (Dalck), 6 Pfund Wachs, 1600 Mauersteine und 16 Fuder Lehm, "etzliche" Stück Eisen, um den Ofen und die Form zu machen und den Zimmermann, der das Tau= und Windewerk zurecht macht. Dafür verpflichtet er sich, eine Glocke zu gießen, die klingen soll, "so lange ich lebe". Sollte selbige zu seinen Lebzeiten zerspringen, so wolle er sie auf seine Unkosten umgießen. - Die Inschrift der alten Glocke ist auf die neue übertragen. Sie lautet: "Unam pety a bomino hanc regram. ut in domo Domini habitem omnibus diebus vitae meae ut videam voluntatem Domini, et visitem templum ejus 27. Anna 1578 in die Micha. Soli deo Gloria." Unten herum stehen 6 Wappen und ebenso viel Namen, 1. Christophorus Dei gratia Administrator Doiecesseos Raceburg. Dux Megapolen mit dem etwas großen Wappen. 2. D. Ludolphus Schacke Präposito mit seinem Wappen. 3. D. Bernhard von Lützow Diacono und sein Wappen. 4. D. Simon v. Luka, Senior und sein Wappen. 5. D. Henricus von Daldorp, Structuari und sein Wappen und den Buchstaben M. H. P. 6. D. Bernhard v. Dennenberg, Officialis und sein Wappen. Außerdem erhielt die Glocke den Namen des genannten Gießers u. die Jahreszahl 1707. Die mittlere geschmolzene Thurmglocke trug folgende Inschrift. Oben herum: "Jehovah adest mihi, non timebo, quid faciat mihi homo. Psalm 118. Auf der rechten Seite das hochfürstl. Mecklenb. Wappen und darunter die Worte: "Ad Mandatum Serenis. et Célsis: Principis ac. Domini, Domini Christiani Ludovici Dei gratia Ducis Megapolitani, Principis Vandalorum, Suerini et Raceburgi, Comitis Suerinensis. Terrarum Rostochii et Stargardiae Dynastae, Equitis ordinum Regis Christiani. Auf der linken Seite steht das etwas kleinere Wappen des Kirchenvorstehers mit der Unterschrift: Dr. Henricus Hoickhusen, hujus Ecclesiae Canonicus ultimus et Ædilis Me fundendam curavit A. 1678. Ganz unten stand: Alb. Prenninck me fecit Lubecae. Die Inschrift der kleineren Glocke war mit der der mittleren Glocke gleich, nur der Spruch lautet: Fidentem nescit desernisse Deus. - Die Arbeit des Meisters Castell gelang. Es war ein 24stündiges ununterbrochenes Probeläuten ausbedungen worden, es behielt aber sein Bewenden mit einem vierstündigen Läuten. Die Kosten stellten sich allerdings bedeutend höher, als vorher veranschlagt war, was seinen Grund darin hatte daß die Glocke viel schwerer an Gewicht wurde, als sie vorher gewesen war. - Nicht so glücklich war der Meister mit der Herrenburger Glocke, die gleichzeitig gegossen wurde, die aber beim ersten Läuten wieder zersprang.
- Nach dem soeben festgestellten Resultat über die, Zählung der Bienenstöcke in Mecklenburg anläßlich der Viehzählung am 1. Dezember v. J. waren vorhanden 46,705 Bienenstöcke, darunter 17,200 mit beweglichen Waben.
- In Wardow bei Laage sind Sonntag Nachmittag 2 Kornmiethen und eine Dreschmaschine verbrannt. Das Feuer ist von 2 kleinen Knaben angelegt.


Ueber den erschütternden Unglücksfall, der sich am Freitag auf der Insel Helgoland ereignet hat, liegen folgende nähere Mittheilungen vor: Zwei Herren, welche erst am Mittag desselben Tages mit dem Bremer Dampfer dort angekommen waren, machten Nachmittags einen Spaziergang um die Insel, als sie von einem plötzlich aufsteigenden schweren Gewitter überrascht wurden. Zwischen der äußersten Nordspitze und der Flaggenstange fuhr der Blitz hernieder, dem sogleich ein furchtbarer Donnerschlag folgte. Der Blitz traf beide Herren; der Eine war sofort todt, während der Andere nur in tiefe Betäubung verfiel, sich jedoch verhältnismäßig rasch erholte. Der tödtlich Getroffene ist ein Sohn des Landgerichtspräsidenten Lorenz in Altenburg; sein Begleiter, der sich jetzt bereits ganz wohl wieder befindet, ist ein Neffe des Schiffsrheders Rickners aus Bremerhaven. Der plötzliche Tod des jungen Herrn Lorenz findet unter den Badegästen, wie unter der Bevölkerung Helgolands große Theilnahme, die in den vielen Blumenspenden bei Ueberführung der Leiche nach dem Bremer Dampfboot schönen Ausdruck fand. Ein ähnlicher Unglücksfall ist auf der Insel noch nie vorgekommen. Seit Menschengedenken ist kein Blitz auf Helgoland herniedergefahren. Auf der Düne allerdings wurde im Jahre 1853 die damals sehr beliebte Schauspielerin Fräulein Erck durch einen Blitzschlag getötet.
- Der Tod Emin Paschas scheint nunmehr außer Zweifel zu stehen, da auch von belgischer Seite eine Bestätigung für Emins Ermordung durch Araber vorliegt. Ein belgischer Offizier, der bei der Eroberung von Nyangwe mit in den Ort eindrang, schreibt von dort Mitte April, Emin Pascha wäre 4 Tagemärsche von den Stanleyfällen durch Araber um's Leben gekommen; seine Gegner hätten 30 Tonnen Elfenbein von ihm erbeutet und vertheilt. Der Offizier ist in den Besitz von Emins botanischen und anderen naturwissenschaftlichen Sammlungen gekommen; auch hat er ein Tagebuch gefunden, das bis zum Schluß des Jahres 1892 reicht. Das stimmt alles mit den Angaben des englischen Offiziers im "Standard" der Hauptsache nach so überein, daß man über die sonstigen Unklarheiten und Widersprüche hinweggehen kann. Man kann nun Emins letzten Zug ziemlich deutlich verfolgen: vor einem Jahre gerade befand er sich noch in Ruanda; dort kam er auf seinen alten Plan zurück, nach Westen zu ziehen, und nahm seinen Weg nach den Stanley=Fällen, da er eingesehen hatte, daß weiter nördlich am Aruwimi und dessen Zuflüssen allzu viele Schwierigkeiten vorhanden wären. Auf seinem Zuge nach den Stanley=Fällen ist er nun in die großen Kämpfe zwischen den Belgiern und den Arabern hineingerathen; die letzteren waren gegen alle Weißen gleich aufgebracht und metzelten den fast blinden Emin

[ => Original lesen: 1893 Nr. 72 Seite 6]

nieder. Den Marsch nach Westen hatte Emin angetreten, weil er (wie aus seinen Briefen entnommen wird) "nicht im Stande wäre, im Dienste der deutschen Regierung etwas Greifbares zu leisten."
- Münzprägungen. Amtlicher Nachweisungen zufolge sind in den deutschen Münzstätten im August d. J. ausgeprägt worden: An Goldmünzen für 11 797 060 M. Doppelkronen und zwar 11,4 Mill. Mark davon auf Privatrechnung, an Silbermünzen für 718 064 M. Zweimarkstücke, für 812 200 M. Einmarkstücke, an Nickelmünzen für 101 484,70 M. Zehnpfennigstücke, für 15 259 M. Fünfpfennigstücke und an Kupfermünzen für 53 381,15 M. Einpfennigstücke.
- Das russische Geschwader, das am 20. September in Toulon eintrifft, wird, der "Nowoje Wremja" zufolge aus 5 Schiffen bestehen. Zwei der Schiffe werden sofort nach Schluß des auf die Dauer von zehn Tagen festgesetzten Besuches nach Kronstadt zurückkehren; die übrigen drei Schiffe werden dagegen den ganzen Winter im Mittelmeer verbleiben. Eine besondere Station werden sie nicht haben, und daher fast alle am Mittelmeer belegenen Länder besuchen, doch wird der Aufenthalt in diesen Ländern nicht den Charakter eines solchen offiziellen Besuches tragen, wie der in Toulon abgestattete. Der "Figaro" will wissen, die deutsche Regierung habe, nachdem sie erfahren, daß nach Besuch des russischen Geschwaders in Toulon eine russische Flottenstation an der französischen Küste im Mittelmeer errichtet werde, die italienische Regierung um eine Kohlenstation auf italienischem Boden ersucht. Italien habe zu diesem Zweck Deutschland ein kleines Eiland abgetreten, von dem während der Flottenmanöver des letzten Monats oft die Rede gewesen sei.
- Die Hauptversammlung des Gustav=Adolf=Vereins in Bremen sprach die große Liebesgabe im Betrage von etwa 18 000 M. der Gemeinde Troppau in Oesterreichisch=Schlesien zu. Als Ort der nächstjährigen Hauptversammlung wurde Darmstadt gewählt. - Auf den Gruß an den König von Schweden war umgehend folgende huldvolle Antwort eingegangen. "Mit tiefer Empfindung des starken Bandes gemeinsamen Glaubens danke Ich für den Mich hocherfreuenden Gruß und den Beweis so brüderlicher Gefühle, welche Mir und dem protestantischen schwedischen Volke dadurch zu Theil geworden ist. Schweden wird hoffentlich nie vergessen, daß die Wohlthat der Reformation ihm von Deutschland aus zukam. Oskar."
- Die Fahrkarten=Kontrolle wird vom 1. Oktober ab auf den Strecken Elberfeld=Köln, Soest bezw. Hamm=Unna=Hagen=Elberfeld, Düsseldorf, Hagen=Witten, Ohligs=Solingen=Vohwinkel, Remscheid=Barmen=Rittershaufen und Deutz=Mülheim a. Rh.=Bensberg dahin abgeändert, daß die Hauptprüfung der Fahrtausweise auf ihre Giltigkeit, sowie die Durchlochung und die Abnahme derselben an den Ein= und Ausgängen der Stationen durch besondere Beamte vorgenommen wird und daß in den Zügen durch das Zugpersonal nur noch eine Nachprüfung der Fahrtausweise stattfindet.
- Die anfänglich überaus günstigen Berichte über den Ausfall der diesjährigen Ernte in Rußland finden neuerdings keineswegs volle Bestätigung. Es kommen im Gegentheil von vielen Seiten her Klagen, namentlich über Schädigungen durch den sehr ungünstigen Spätsommer. Hiermit dürfte wohl auch der Umstand zusammenhängen, daß die Getreidepreise sich noch immer auf der Durchschnittshöhe der letzten Jahre (ausgenommen 1891 und 1892) halten.
- Durch einen Gewerbegerichtsentscheid wurde in der Klagesache eines Arbeiters, welcher einen ganzen Tag vom Geschäft ohne Entschuldigung fortgeblieben und in Folge dessen sofort entlassen wurde, entschieden, daß derselbe mit seiner Entschädigungsklage abzuweisen sei, da ein Arbeiter, welcher unentschuldigt einen sogen. "Blauen" macht, ohne Kündigung entlassen werden kann.
- In Chicago wurde am 12. d. früh 3 Uhr ein Eisenbahnzug der Seenufer=Eisenbahn=Gesellschaft in der Nähe von Keßler durch 20 maskirte Männer überfallen. Der Locomotivführer schlug einen Banditen zu Boden, wurde jedoch durch einen Revolverschuß verwundet. Die Räuber sprengten darauf den Gepäckwagen mittelst Dynamit, entnahmen demselben 15,000 Dollars und verschwanden im Walde.
- Das Forstmanns Lied. Bei der 22. Versammlung der deutschen Forstmänner in Metz wurde des Forstmanns Leid auch ein Lied gesungen, und zwar in so eingreifenden Tönen, daß wir uns nicht versagen können, den Schmerzensschrei hier wiederhallen zu lassen: "Nichts könnt's schön'res geben, - Als das Forstmanns Leben, - Wär nicht die verdammte Schreiberei. - Dürft im Wald er bummeln - Und im Forst sich tummeln, - Ach, wie lebt' der Forstmann dann so frei! - Dürft' er immer jagen, - Nichts hätt' er zu klagen, - Forstmann sein, wär' wahrlich eine Freud'. - Aber für die Pürsche, - Sei's auf Reh', auf Hirsche, - Hat von heut' der Forstmann keine Zeit. - Heut' muß an Papieren - Tag und Nacht er schmieren, - Im Bureau verbummeln seine Zeit. - Statt den Wald zu hegen, - Muß er Rechnung legen, - Rechnung über jede Kleinigkeit. - Heut' des Forstmanns Wirken, - Statt um Eichen, Birken, -. Dreht fürwahr sich nur noch ums Papier. - Heutzutage sicher, - Statt der Buchen: Bücher -Bringt der deutsche Forstmann ins Revier. - Ach des Forstmanns Walten - 's ist nicht auszuhalten - Es vollzieht sich heut am grünen Tisch, - Und die blaue Tinte - Es ist eine Sünde - Täglich. stündlich macht sie breiter sich. - Jedes neu' Gesetze - Mehret nur die Hetze, - Schreiben muß der Forstmann wie noch nie. - Und durch dieses Treiben, - Dieses ew'ge Schreiben - Geht zum Kuckuck Wald und Poesie. - Wenn sich einer fände, - Der sich darauf verstände, - Abzuthun die ganze Kleckserei, - Diesem Noteshelfer meinen besten Zwölfer - Gäb zu schießen ich mit Wollust frei; - Und die schönste Eiche, - In dem deutschen Reiche - Seinem Namen würde sie geweiht. - Doch die Schreiberseelen, - Nicht will ich's verhehlen, - Kann der Kuckuck holen jederzeit!"
- Wer hat Lust? Eine zweideutige Offerte ist in Frankfurt a. M. am Fenster einer Materialwarenhandlung zu lesen: "Hier kann man Wichse bekommen!" Die Sache erinnert an den Sachsenhäuser Wirt, der im Jahre 1866 einem preußischen Offizier auf die Anfrage: "Kann man hier Rum kriegen?" geantwortet haben soll: "Hier werd net rumgekroche, hier setzt mer sich hien und trinkt soin Appelwoin."
- Ueber eine entschlossene That der Königin Christine von Spanien, wodurch die hohe Frau einem Kinde das Leben rettete, melden spanische Blätter: Als die Königin Christine auf dem Wege nach Astigarade allein spazieren ging, gelangte sie an einen Eisenbahndamm, dessen Uebergang, weil ein Zug nahte, bereits gesperrt war. Auf dem Damm saß spielend ein kleines Mädchen, welches des heranbrausenden Zuges gar nicht achtete. Die Königin schlüpfte rasch entschlossen unter den Balken durch und riß das Kind von den Schienen. Im nächsten Augenblick brauste bereits der Zug vorüber, der das Kind ohne die Rettung durch die Königin zweifellos zermalmt hätte.
- Die schnellste Fahrt. Der Cunard=Dampfer "Campania" hat jüngst die Reise von Newyork nach Queenstown in fünf Tagen 14 Stunden 55 Min. zurückgelegt. Es ist dies die schnellste Reise, die ein Dampfer von Newyork nach Europa gemacht hat.
- Der Vater Edisons, Samuel Edinson, ist 90 Jahre alt und hofft noch lange zu leben, da sein Vater 103 und zwei seiner Tanten 99 Jahre alt geworden sind.
- Das Journal des Débats bestätigt, daß die aus Aigues=Mortes vertriebenen 800-1000 Italiener nicht ersetzt werden konnten, da sich nur sehr wenige französische Arbeiter meldeten. Die Gesellschaft habe deshalb 50-60 000 Tonnen Salz weniger gewonnen. Die Verfolgung der italienischen Salzarbeiter hat auch die Italiener verscheucht, welche in den morastischen Weinbergen im Südtheil des Departements Gard beschäftigt waren. Auch diese wurden nicht ersetzt, da die Franzosen sich scheuen, in der ungesunden Gegend zu arbeiten, während die Italiener in dieser Beziehung viel wiederstandsfähiger sind.


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