No. 70
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. September
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 1]

- Am Sonntag fuhr der Kaiser nach Metz, während die Kaiserin der Kaiserin Friedrich, ihrer Schwiegermutter, in Hofburg v. d. Höhe einen Besuch abstattete. In Metz, das sich überaus festlich geschmückt, wurde der Kaiser mit dem Kronprinzen von Italien und seinen fürstlichen Gästen von einer starken Volksmenge überaus herzlich begrüßt. Das Programm des Tages bildet großer Militärempfang auf dem Exerzierplatz, dem ein Feldgottesdienst für die gesamte Garnison von Metz folgt. Der Kaiser ritt demnächst an der Spitze der Truppen vom Exerzierplatz durch die Stadt bis zur Esplanade, auf dem Wege dorthin folgte die Begrüßung des Monarchen durch die Vertreter der Stadt Metz. Mit einem Vorbeimarsch der Truppen auf der Esplanade schloßen die Festlichkeiten dieses Tages, da der Kaiser den Nachmittag auf seinem lothringischen Gute Urville zubringen wollte. Am Montag nahmen die militärischen Uebungen ihren Anfang. Der Kronprinz von Italien, dessen von den Pariser Journalen so heftig angefeindeter Besuch etwa auf 2 Wochen bemessen war, wird nun gerade bis zum Schluß der Manöver, bis zum 14. September verbleiben. Sämtliche Zeitungen von Metz, auch die einheimischen, widmeten dem Kaiser warme Begrüßungsartikel. Einige knüpften daran die Bemerkung, daß sich der Kaiser sicher aufs Neue davon überzeugen werde, daß Elsaß=Lothringen keine Ausnahmegesetze verdiene und erbitten deren Unterdrückung. Nach amtlichen Mitteilungen trifft der Kaiser am 10. September abends 5 Uhr in Karlsruhe ein. In seinem Gefolge befinden sich der Kronprinz von Italien, die Prinzen Albrecht von Preußen, Ludwig und Ruprecht von Bayern und Herzog Wilhelm von Württemberg.
- Der Empfang des Kaisers in Metz von Seiten der Bevölkerung ist nach übereinstimmenden Berichten ein denkbar herzlicher gewesen; auch in der Nähe des kaiserlichen Gutes Urville hatten sich Tausende von Landleuten eingefunden, die den Monarchen sympathisch begrüßten. Besondere Beachtung haben die Worte gefunden, welche der Kaiser auf die Begrüßung des Bürgermeisters Halm von Metz erwiderte, und worin er äußerte, Metz und sein Armeekorps sei ein Eckpfeiler in der militairischen Macht Deutschlands, dazu bestimmt, den Frieden Deutschlands, ja ganz Europas, dessen Erhaltung sein fester Wille sei, zu schützen. Am Montag fand die Parade des Metzer Armeekorps statt, welche bei prächtigem Wetter glänzend verlief. Der König von Sachsen, der Kronprinz von Italien und die kaiserlichen Gäste nahmen daran theil. Nach beendete Parade kehrte der Kaiser an der Spitze der Fahnencompagnie, von der Bevölkerung jubelnd begrüßt, nach Metz zurück, woselbst im Bezirkspräsidium eine Frühstückstafel abgehalten wurde. Abends 6 Uhr war im Allgemeinen Militärkasino das herkömmliche Paradediner, woran sich ein großer Zapfenstreich auf dem Kaiser=Wilhelmsplatz anschloß. Abends fuhr der Kaiser nach seinem Schlosse Urville. Während der nächsten Tage wird der Monarch den Manövern um Metz beiwohnen.
- Wie man aus Berlin meldet wird das Auswanderungsgesetz neu ausgearbeitet und dürfte dem Reichstage bei seinem Zusammentritt bereits vorliegen. - In dortigen Regierungskreisen glaubt man aus der Haltung der russischen Diplomatie schließen zu dürfen, daß der Abschluß eines Handelsvertrags zwischen Rußland und Deutschland zu stande kommt, so wenig auch der russische Finanzminister Witte sich geneigt fühle, Deutschland vollwerthige Zugeständnisse für die Gewährung des Conventionaltarifs zu bewilligen. Die Verhältnisse und die Stimmung der maßgehenden Kreise in Rußland scheinen stärker zu sein als die Abneigung Wittes.
- Die deutsche Manöverflotte, aus 50 Schiffen bestehend, dampfte am Montag früh von Wilhelmshaven nach der Ostsee ab.
- Gerade im rechten Augenblick, jetzt, da die Franzosen durch den Besuch des Kronprinzen von Italien in den Reichslanden in helle Verzweiflung versetzt worden sind, kommt aus Rußland die balsamisch wirkende officielle Kunde, daß das russische Geschwader am 13. Oktober in Toulon ankommen werde. Das Geschwader steht unter dem Befehl des Admirals Avelane und wird sich aus fünf oder sechs Schiffen zusammensetzen. Der Jubel über das bevorstehende Verbrüderungsfest ist ungeheuer. Das Blatt "Paris" hat sogleich einen Aufruf an die Zeitungen aller Parteien gerichtet, bei Gelegenheit des Besuchs der russischen Marineoffiziere in Paris eine große Kundgebung zu veranstalten. Der der Regierung nahestehende "Temps" weiß zu melden, daß Präsident Carnot selbst das Geschwader in Toulon empfangen werde. Ferner sagt das offiziöse Blatt, daß nach diesem Besuch vermuthlich die Frage bezüglich der Errichtung einer permanenten russischen Flottenstation im Mittelmeer endgültig entschieden werde.
- Ueber den im Bau begriffenen russischen Ostseekriegshafen zu Libau gehen der "Pol. Korr." aus Petersburg folgende Notizen zu: Von dem provisorischen Hafen, in welchem am 24. August die Einweihungs=Zeremonie stattfand, wird ein Kanal von 3 1/2 Kilometer Länge, 85 Klafter Breite und 40 Klafter Tiefe in zwei Bassins ausmünden, von denen das eine einen Flächeninhalt von 60 000 Quadratklafter und das andere einen solchen von 30 000 Quadratklafter haben wird. Daselbst werden die Docks, Werkstätten und andere Gebäude für den Kriegshafen errichtet werden. Von dem nach Norden gelegenen Molo sind bereits 800 Klafter fertig, so daß nur noch 50 Klafter zu bauen sind. Eine große Mörtelfabrik liefert mit aller Schnelligkeit das zum Bau nötige Material, so daß dieser Molo und auch der zweite, der errichtet werden soll, in der vorgeschriebenen Zeit fertiggestellt sein wird. Die Zahl der bei dem Bau verwendeten Arbeiter steigt mitunter bis auf 8000, kurz man unterläßt nichts, um schon in naher Zukunft den Kriegshafen von Libau eröffnen zu können.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 2]

- Die Nachrichten über den freundlichen Empfang des italienischen Kronprinzen in Coblenz machen in Rom viel Freude. Die Presse bespricht jedoch weder den Empfang noch die Reise des Kronprinzen überhaupt und ignorirt wie auf ein Losungswort die Schmähungen, in welchen sich die Pariser Presse gegen Italien erhebt. Die Stimmung gegen Frankreich aber wird immer feindseliger.
- Die Kaiserin, welche den Kaiser in diesem Jahr zur Jagd nach Rominten begleiten wird, hat sich für diese Gelegenheit ein prachtvolles graues Jagdcostüm, ähnlich der Jagduniform des Kaisers, mit dazu passendem Federhut anfertigen lassen. Zu diesem Costüm wird die Kaiserin einen goldenen Dolch, ein Geschenk des Kaisers, tragen.
- In Südwales schreitet die Wiederaufnahme der Arbeit langsam fort und etwa 70 000, also zwei Drittel der Bergleute, sind wieder regelmäßig an der Arbeit. In Nordengland ist nunmehr jede Aussicht auf einen Ausstand verschwunden und in allen Gruben herrscht die größte Thätigkeit, ohne daß es den Eigenthümern möglich ist, alle Aufträge auszuführen. In Mittelengland dagegen steigt die Noth unter den Ausständigen immer höher, und die Zahl der zur Unthätigkeit gezwungenen industriellen Betriebe wächst von Tag zu Tag. Fast alle Eisenbahnen, die während dieser Streik=Wochen bereits eine Million Pfund Sterling weniger vereinnahmten, haben eine Verkürzung der Arbeitszeit eintreten lassen müssen. Eine Aenderung der Lage ist indessen vor dem 14. d. Mts., wo die Delegierten der Bergleute sich wiederum versammeln werden, kaum zu erwarten.
- Der internationale Saatenmarkt in Wien ist lebhafter besucht als in den Vorjahren; es sind über 6000 Teilnehmer anwesend. Das Hauptgeschäft ist in Gerste, besonders in Gerste ungarischer und slovakischer Provinzen: Es sind 350 000-400 000 Mtr.=Zentner umgesetzt. Neben dem Inland traten Nord= und Süddeutschland, die Schweiz und Belgien als Käufer auf. In Weizen, Roggen, Hafer Mais und Mehl fand kein lebhafter Verkehr statt, vornehmlich wegen Mangel dringender Nachfrage. In Kleie und Heu wurden bei guter Nachfrage ansehnliche Abschlüsse erzielt. Der Terminverkauf eröffnete ziemlich fest, im weiteren Verlauf gab die Haltung nach, weshalb ein leichter Rückgang der Kurse eintrat.
- Die Kieler Spionage=Affaire scheint sich nachträglich doch als über die Maßen aufgebauscht zu erweisen. Während die Kieler Blätter von einem erdrückenden Beweismaterial gegen die verhafteten Franzosen berichtet hatten, läßt sich die "Magdeb. Ztg." aus Kiel mitteilen, daß die Durchsuchung der Kajüten und Reiseeffekten der Verdächtigen keineswegs das belastende Material ergeben hat, das ohne Weiteres die Schuld der Verhafteten so darthut, daß eine erfolgreiche gerichtliche Procedur außer Frage stände. Photographische Platten mit Aufnahmen sind nicht gefunden worden, sondern nur photographische Apparate zur Herstellung von Negativaufnahmen. Sodann beschränkt sich der Fund auf eine überall im deutschen Buchhandel erhältliche Karte von Helgoland, die allerdings deshalb als belastendes Material gelten könnte, weil eine flüchtige Bleistiftsskizze die Befestigungsanlagen auf Helgoland andeutet. Ferner sind kleine Papierabrisse gefunden, die auch äußerst flüchtige Bleistiftskizzen aufweisen, die anscheinend Befestigungslinien darstellen und von französischen, bislang unerklärten Notizen begleitet sind. Das ist alles, was man als belastendes Aktenmaterial besitzt, und es wird jedenfalls, wenn es überhaupt zur Erhebung einer Anklage kommt, seine juristischen Schwierigkeiten haben, eine Verurteilung herbeizuführen.
- Ueber den Aufenthalt der in Kiel unter dem Verdacht der Spionage verhafteten beiden Franzosen in Wilhelmshaven sind in den letzten Tagen noch einige recht bemerkenswerthe Einzelheiten bekannt geworden. In Begleitung der Franzosen befand sich während ihres dreitägigen Wihelmshavener Aufenthaltes, der sonderbarer Weise genau mit dem drei Tage währenden Schützenfest zusammenfiel, welches die Aufmerksamkeit der Polizei in hohem Maaße in Anspruch nimmt - eine ältere, vornehm gekleidete Dame, welche französisch mit ihren Begleitern sprach. Da die Dame in Kiel nicht mehr gesehen wurde, vermuthet man, daß sie die bis dahin gemachten Aufzeichnungen an sich genommen und sich damit auf dem schnellsten Wege nach Frankreich zurückbegeben habe.
- Bei dem letzten Rennen des Rennvereins der Hamburg=Altonaer Radfahrer über 100 Kilometer, also ca. 14 deutsche Meilen, gewann Lehr vom Frankfurter Bicycle=Club in 3 Stunden vier Minuten.
- Die Roulette in Monte Carlo ist nach längerer Zeit wieder einmal gesprengt worden. Nach einer Meldung des in Nizza erscheinenden "Pensiers" hat vor einigen Tagen eine Schottländerin, Miß Leal Lodge, die Roulette in Monte Carlo gesprengt, indem sie innerhalb einer Stunde anderthalb Millionen Francs gewann.
- Von einer seltsamen Begnadigung durch den Zaren wird aus Riga gemeldet: Der Lieutenant des 115 Wjasmaschen Infanterie=Regiments Chalkiopow, der den Polytechniker Beresowski getödtet hatte, ist von dem Kaiser, wie der "Ztg. f. St. u. L." aus zuverlässigster Quelle mitgetheilt wird, ohne Verlust irgend welcher Rechte, zu einem sechswöchentlichen Arrest auf der Hauptwache begnadigt worden.
- Die Zahl der Personen, welche während des Cyklons am Sonntag in dem Bezirk von Beaufort (Süd=Carolina) umgekommen sind, wird auf 1000 geschätzt. Davon sollen drei Weiße, die übrigen Neger gewesen sein. Der Schaden an Eigenthum entzieht sich der Berechnung.
- Die Ueberschwemmungen in Tipperah und Tirhoot (Indien) sind so hoch, wie sie noch niemals dort erlebt worden sind. Die Beschädigung der Indigo Ernte ist enorm.
- Nützlichkeit des doppelkohlensauren Natrons. Das doppelkohlensaure Natron wird in den Haushaltungen noch immer nicht genügend gewürdigt, obwohl es sich doch als sehr nützlich erweist Man quirlt z. B. im Sommer eine kleine Messerspitze von Natron in Milch oder Sahne - auf je einen Liter ein derartig kleines Quantum, - so wird dieselbe nicht gerinnen. Hartes zähes Fleisch ebenso altes Gemüse wird durch Anwendung von etwas Natron schnell weich; Bratensauce bräunt sich rasch, wenn man ein wenig Natron zusetzt. Auch saures Kompot, welches schon viel Zucker verbraucht hat, wird durch einen Zusatz einer ganz kleinen Dosis Natron milder.
- Ein leiser Wink. Rekonvaleszent: "Sagen Sie, Herr Doktor, kann ein plötzlicher Schreck nicht einen Rückfall meiner Krankheit hervorrufen?" Doktor: "Gewiß!" Rekonvaleszent: "Dann bitte ich Sie, Herr Doktor, Ihre Rechnung danach einrichten zu wollen!"


Anzeigen.

Am 26. ds. Mts. Vorm. 9 Uhr ist bei den Niendorfer Tannen bei Schönberg an einem Arbeiter von 2 unbekannten Männern, anscheinend Handwerksburschen, ein Raub verübt worden, wobei ihm von denselben 2 Zwanzigmarkstücke und 2 Einhundertmarkscheine (Reichsbanknoten) weggenommen worden sind.
Der eine der Räuber ist von schlanker und kräftiger Gestalt, ca. 1,80 m groß, im Alter von 35-40 Jahren, hat eine große spitze Nase und bleiche Gesichtsfarbe, sowie einen Voll= und Schnurrbart von hellblonder Farbe - er trug bei der That einen alten grauen Anzug - der Rock war mit Schößen versehen - einen ebensolchen Hut und ein roth= und weiß gestreiftes Hemd. Der andere ist 1,63 m groß, hat ein rundes volles Gesicht, gesunde Gesichtsfarbe und einen schwarzen Schnurrbart; derselbe trug eine weiße englisch lederne Hose, einen schwarzen abgetragenen Tuchrock und einen schwarzen weichen Hut mit großer Krempe.
Es wird um Vigilanz, ev. Festnahme und Benachrichtigung gebeten.
Neustrelitz, den 27. August 1893.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 3]

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke des Töpfermeisters Carl Hauschild, als:

1. das an der Siemzerstraße sub Nr. 105 belegene Wohnhaus c. p.,
2. das im Lüttenmoor belegene Ackerstück,
3. die im Galgenmoor belegene Wiese und
4. die an der Moorstraße belegene Wiese,
welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. October d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proklamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. 5 belegene Büdnerstelle des Krügers Jochen Ahrendt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 16. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Am Sonnabend den 9. Sept. c. Nachmittags 5 Uhr soll der im Schlauen belegene, in 25 Parcellen getheilte, städtische Acker, sowie das im Galgenmoor belegene städtische Moor auf zehn aufeinander folgende Jahre bis Michaelis 1903, öffentlich an Ort und Stelle dem Meistbietenden verpachtet werden. Die Verpachtungs=Bedingungen werden vor der Verpachtung verlesen und fordern wir Pachtliebhaber auf, sich recht zahlreich einzufinden.
Schönberg, den 4. Sept. 1893.

Der Magistrat.


Torf=Verkauf.

Am Montag, den 11. September Morgens 9 Uhr sollen auf dem Kuhlrader Moore (Molzahner Seite)

17 Diemen Formtorf
meistbietend verkauft werden.

Carlow, 5. Sept. 1893.

A. v. Linstow.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. Ia 15 Pf., Cl. Ib 18 Pf., Cl. II 24 Pf., Cl. III 30 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahltag wird den einzelnen Ortschaften noch besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 1. September 1893.

Direktion der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft
für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Zu sofort
ein Pferdeknecht
J. H. Pump, Schlutup.


Zu Ostern                          
eine Wohnung

von 2 bis 3 Stuben, Küche, Keller, Stall und Bodenraum zu vermiethen.

                                                    J. Voss, Tuchmachermeister.


Haben Sie Sommersprossen?

Wünschen Sie zarten, weissen, sammetweichen Teint? - so gebrauchen Sie:

Bermann's Lilienmilch-Seife
(Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. a Stück 50 Pf. bei
Apotheker Montag.


Obst
kann gedörrt werden                          
                                                    Flachsfabrik Schönberg.


Jeden Sonntag
frisches Kaffeebrot
à Stück 3 Pf. empfiehlt                                                    
                                                    L. Jähnig, Conditor.


ff. Kochwein
empfiehlt                                                    J. A. Siebenmark.


Thomasschlackemehl

unter Gehaltsgarantie empfiehlt zu billigsten Tagespreisen

                                                    Ratzeburg in Lauenburg.
                                               Ernst Rautenberg.


Hängelampe

Zur Herbstsaison empfehle ich mein gut assortiertes Lager von:
Hängelampen,
Tischlampen,
Kronen,
Ampeln,
Hand- u. Wandlampen
in billigsten und feinsten Mustern ganz ergebenst

                          W. Wieschendorf,
                          Klempner.

Ganz besonders empfehle hochelegante

Majolika-Lampen
a. passend. Hochzeitsgeschenke.


Rottweil-Jagdpatronen,
Schrot, Hülsen, Pfropfen
sowie
geladene Jagdpatronen
mit größter Durchschlagskraft zu 7 Pfennigen das Stück,
Hülsen mit rauchlosem Pulver
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 4]

Special-Etablissement französischer Corsetts.

Das Lager ist mit allen Neuheiten der Saison vollständig ausgestattet. Von den einfachsten bis zu den elegantesten Sorten in den Weiten von 44 bis 100 ctm.

J. M. Pegel
Lübeck.           Breitestrasse 56.           Lübeck.


Am 20. und 21. October 1893.
Grosse
Verlosung von Gold-
und Silber-Gegenständen zu Massow, die mit 90%
baar garantirt
sind. Jeder Gewinner kann den Gegenstand oder Geld nehmen.
Original-Loose a 1 M., 11 Stück für 10 M. (Porto und Liste 20 Pfg. extra) empfiehlt und versendet das mit dem Alleinverkauf der Loose betraute Bankgeschäft
Carl Heintze,    BERLIN W,
Unter den Linden 3
Die Loose versende ich auch gegen Briefmarken oder unter Nachnahme.
         
Verloosungs-Plan.
Gew. Werth baar
1 à
1 à
1 à
2 à
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10 à
20 à
50 à
100 à
200 à
300 à
500 à
1000 à
4000 à
50 000
25 000
10 000
5 000
4 000
3 000
2 000
1 000
500
300
200
100
50
20
10
5
45 000 M.
23 500 M.
9 000 M.
9 000 M.
10 800 M.
10 300 M.
9 000 M.
9 000 M.
9 000 M.
13 500 M.
18 000 M.
18 000 M.
13 500 M.
9 000 M.
9 000 M.
18 000 M.
-----------------------------------------
6 197 = 259.000 baar 233 100 M.


            Lager von
                 Bauholz und Brettern,
                 Stettiner Portland Cement,
                 Gebrannten Kalk,
                 Gebrannten Gyps,
                 Dachpappe und Leisten,
                 Steinkohlentheer,
                 Steinernen Trögen
bei                                                    F. Heitmann.


Düngerkalk, Chili-Salpeter,
Knochenmehl und sonstige Düngermittel empfiehlt
                                                    F. Heitmann.


  Braunkohlenbriketts  
ab Bahnhof zu den billigsten Preisen empfiehlt
                                                    Aug. Spehr.


Böhmische Stückbraunkohlen,
Harbcker u. Marie=Briketts,
Stück= u. Nuß=Kohlen
empfiehlt                                                    F. Heitmann.


Fernrohr per Stück 3.20 Mark.
Mit 4 feinen Linsen und 3 Auszügen.
Vergrössert 12 mal.
Unter Garantie.
Jedes Stück, welches nicht gefällt, nehmen sofort retour.
Pracht-Catalog sämmtlicher Fernrohre
Feldstecher, Operngläser, Lupen, Compasse,
Microskope und Musikwerke versenden
gratis und franco
Kirberg & Comp., Gräfrath-Central b. Solingen.


Zu Hof Selmsdorf sind am 2. ds. Mts. 5 Kälber zugelaufen und wird um baldige Abholung gegen Erstattung der Unkosten gebeten.


Am Sonntag, den 10. und Montag, den 11. September d. J. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach vorzüglichen Gewinnen statt, wozu ich mir erlaube, meine Freunde und Gönner ergebenst einzuladen.

                                                    Gastwirth Kohs,
                                                    Menzendorf.

Am Montag den 11. September Ball.


Zu dem am 10. und 11. September bei mir stattfindenden

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen lade ich hierdurch ergebenst ein.

                                                    Oldenburg=Lockwisch.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 10. d. Mts.
Tanzmusik.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 10. September.

Frühkirche fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Umfahrt der II. Pfarre.

Montag, den 11. September: Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rottensdorf, Retelsdorf, Rabensdorf, Torrisdorf, Sabow.
Mittwoch, den 13. September: Petersberg, Bechelsdorf, Niendorf.
Donnerstag, den 14. September: Kl. Siemz, Gr. Siemz, Lindow, Törpt, Olndorf, Raddingsdorf, Resdorf.
Montag, den 18. September: Malzow, Kleinfeld, Rupensdorf, Wahlsdorf, Lockwisch.

Im Auftrag: H. Schulze.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. September 1893.


- Schönberg. Der 10jährige Sohn eines Bahnwärters hieselbst wurde seit Sonntag Abend vermißt. Der Junge hatte am Nachmittage den Ausmarsch mitgemacht, war auch Abends noch beim Abbrennen des Feuers gesehen, dann aber auf mehrere Tage verschwunden. Wie sich jetzt herausstellt, ist er am Sonntag Abend mit Bekannten nach Falkenhagen gefahren, hat sich dort mehren Tage aufgehalten und sich endlich im Elternhause wieder eingestellt, wo ihm hoffentlich ein gebührender Empfang bereitet ist. Es wurden hier schon die abenteuerlichsten Nachrichten über sein Verbleiben colportirt.
- Als Geschworener wurde in Güstrow zu der am 25. d. M. beginnenden Schwurgerichtssitzung aus dem Fürstenthum Ratzeburg der Hauswirth Wigger in Törpt ausgeloost.
- (Eingesandt.) Es wird allgemein angenommen, daß nur in großen Städten zoologische Gärten bestehen und sich dauernd erhalten können. Als ein sehr gewagtes Unternehmen wurde es daher allgemein betrachtet, als vor 2 Jahren Herr Wache, ein durchaus nicht bemittelter Privatmann, es unternahm, in Lübeck einen zoologischen Garten anzulegen und denselben am 1. April 1892 eröffnete. Referent muß gestehen, daß er und mit ihm noch viele kein rechtes Vertrauen zu diesem Unternehmen hatten. Um so mehr wurde derselbe überrascht, als er kürzlich Gelegenheit fand, die für Lübeck wirklich großartigen Anlagen zu besuchen. Der Garten ist so groß, daß sich 2-3000 Menschen ungenirt in demselben bewegen können. Man muß sich wundern, daß es Herrn Wache gelungen ist, in der kurzen Zeit so Sehenswertes zu schaffen. Mehrere Arten Affen, ein prachtvolles Löwenpaar und noch viele Katzenarten, auch Bären, Wölfe, Schakale und andere Raubthiere, ausländische Nagetiere, verschiedene Büffel und Gazellen, sowie viele andere Säugethiere und auch Vögel, besonders Papageien sieht man in sehr practisch angelegten Käfigen und Gehägen. Für den außerordentlich niedrigen Preis von 30 Pf. kann man wirklich einige genußreiche Stunden in diesem Etablissement zubringen. In der zu dem Garten gehörigen geräumigen Restauration hat man außerdem Gelegenheit, sich aufs beste zu erfrischen. Keiner wird unbefriedigt diese Anlagen verlassen, selbst solche nicht, die schon die großen zoologischen Gärten in Hamburg und Berlin besucht haben. Den etwas weiten Weg kann man größtentheils auf der Pferdebahn zurücklegen, doch soll die schon im Bau begriffene electrische Bahn ganz nach dem zoologischen Garten führen.
- Im Jahre 1891 wurden in Mecklenburg 3175 Renten bewilligt im Betrage von 373 300 M. Die Ausgaben für die Invaliden= und Alters=Versicherung betrugen in Mecklenburg 508 000 M., darunter 146 400 Mark Rentenzuschuß des Reichs, 361 000 M. Ausgaben der Versicherungsanstalten. Von den Ausgaben fallen 226 900 M. auf Entschädigungsbeträge, 119 100 M. auf laufende Verwaltung, 15 600 M. auf sonstige Kosten.
- Bei der vorjährigen Musterung im Bezirke des 9. Armee =Corps wurden 108 Mann ausgeschlossen, 1688 ausgemustert, 16 327 dem Landsturm 1. Aufgebots oder der Ersatzreserve überwiesen, 10 094 wurden ausgehoben, darunter 897 für die Marine. Freiwillig sind im vorigen Jahre eingetreten 1265 Mann, darunter 897 vor Beginn des militairpflichtigen Alters.
- Der alte Veteran Ahrens in Dabel bei Sternberg erhielt zu seinem 100jährigen Geburtstage vom Präsidium des Mecklenburgischen Kriegerverbandes, wie schon etliche Male, eine Anzahl Flaschen spanischen Wein, wovon sein Sohn ihm täglich ein Schnapsglas voll überreichte. Nachdem der ehrwürdige Greis diese Gabe mehrere Tage mit Wohlgeschmack zu sich genommen, äußerte er: "Min Saehn, giff mi een Winglas vull, denn dat anner is man Tähnen "tarren"! (Tähnen tarren, d. h. die Zähne necken.)
- Bei der Viehzählung wurden gezählt in Mecklenburg=Schwerin am 10. Januar 1893 und in Mecklenburg=Strelitz am 1. December 1892 88 146 und 18 768 Pferde, 270 088 und 46 630 Stück Rindvieh, 939 097 und 161 957 Schafe, 225 720 und 53 694 Schweine, 23 534 und 8707 Ziegen.
- Unter den in Mecklenburg=Schwerin im Jahre 1892 eingestellten 2366 Rekruten befanden sich zwei Analphabete, in Mecklenburg=Strelitz unter 414 Mannschaften 0.
- Untersuchung gegen Eisenbahnschaffner. In Ergänzung der vor kurzem gebrachten Nachricht über die Dispensirung einer Anzahl Eisenbahnschaffner erfährt die "M. Z.": Nachdem ein von den betreffenden Eisenbahnschaffnern bei S. K. H. dem Großherzoge eingereichtes Gesuch zwecks Niederschlagung des Verfahrens abschlägig beschieden worden ist, haben in den letzten Tagen umfangreiche Ermittelungen in Neubrandenburg, Rostock und Lübeck durch den Untersuchungsrichter Landgerichtsrath Sohm in der Sache stattgefunden.
- In dem Lübecker Dorf Gothmund hat am 4. d. M. Abends ein heftiges Feuer gewüthet, das 8 Gebäude in Asche legtet der ganze Ort zählt 22 Häuser.
- Das Lübecker Postamt erläßt folgende Warnung vor dem Genuß ungekochter Milch: Nachdem man im Laufe des letzten Jahrzehnts mehr und mehr die Gefahren und Schädigungen erkennen gelernt hat, welche der menschlichen Gesundheit aus dem Genusse roher, d. h. ungekochter Milch zu erwachsen drohen, kann das Publikum in seinem eigenen Interesse nicht eindringlich genug vor dem Genusse roher Milch gewarnt werden. Nicht nur, daß rohe Milch, wenn sie, wie im Sommer gewöhnlich, Zersetzungskeime enthält, Verdauungsstörungen herbeiführten, und namentlich zu den für so zahlreiche Kinderleben verderblichen Brechdurchfällen Veranlassung geben kann, ist sie auch geeignet, eine ganze Reihe von ansteckenden Krankheiten wie Cholera, Typhus, Scharlach, wahrscheinlich auch Masern und Diphtherie, und außerdem verschiedene Thierkrankheiten beim Genusse auf den Menschen zu übertragen. Diese Gefahren lassen sich durch gründliches Aufkochen der Milch beseitigen. Ein Jeder schütze also sich und seine Angehörigen dadurch, daß er in seinem Haushalte wie auch auswärts ausschließlich gut gekochte Milch zum Genusse zuläßt.
- Ein mit Friedrichsruh in Verbindung stehender Berliner Correspondent der "Münchener Allg. Ztg." schreidt: "Man erzählt in Berliner amtlichen Kreisen, das einzige Schriftstück, welches Fürst Bismarck mit der Unterschrift seines Nachfolgers erhalten, sei die Aufforderung gewesen, das Gehalt für die elf Tage vom 20. bis 31. März 1890 zurückzuzahlen, und dies, nachdem der Fürst die ihm angetragene Dotation von einer Million Mark ausgeschlagen!"
- Der Mehrbedarf an Pferden, den die am 1. Oktober d. J. in Kraft tretende Neuformation des Heeres mit sich bringen wird, soll zwar in erster Linie durch Bezug unmittelbar von den Züchtern selbst gedeckt werden, um diesen die Gelegenheit zu bieten, ihren überschüssigen Vorrath zu angemessenen Preisen zu verwerthen; deshalb wird der Zeitpunkt für den Ankauf volljähriger Mittelpferde noch im Laufe dieses Monats öffentlich bekannt gemacht werden. Da aber namentlich für Artilleriezwecke geeignete Thiere nur sehr vertheilt im Land vorhanden sein dürften, der Ankauf auch spätestens am 14. Oktober beendet sein muß, so werden, wie der "Köln. Ztg." aus Berlin geschrieben wird, die Ankaufskommissionen die Heranziehung von Händlern zu diesen Lieferungen kaum ganz umgehen können.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 70 Seite 6]

- Eine unangenehme Unterbrechung hat die Chicagofahrt eines sächsischen Zeitungsverlegers erfahren. Der betreffende ist am Sonnabend in Hamburg angekommen und theilte dem "Hamb. Fremdenblatt" über seine Abenteuer Folgendes mit. Herr P., ein stämmiger Sachse der, um amerikanisch zu reden, seine 6 1/2 Fuß in den Stiefeln steht, bemerkte in Chicago zu seinem Erstaunen, daß er fortgesetzt einen Begleiter hatte, in dem er ohne Schwierigkeiten einen Detektiv erkannte. Daß er sich nicht getäuscht, bewies ihm die freundliche Einladung, zur Polizei zu folgen. Glücklicherweise war es ihm ein Leichtes, seine Person zu legitimieren, und es belustigte ihn, zu erfahren, daß man ihn für den mit einer staatlichen Anzahl von Dollars durchgebrannten Kassierer der South Side Savings Bank, Koetting, in Milwaukee gehalten. Doch die Sache fing an, ungemütlich zu werden, als sich noch weitere Detektives fanden, welche dieselbe Aehnlichkeit zwischen P. und Koetting finden wollten. Müde der Belästigungen, entschloß sich P., so sehr ihm auch der Aufenthalt in Chicago behagte, nach Hause zurückzukehren, da die Gefahr, eine längere Session in einem amerikanischen Untersuchungsgefängnis durchzumachen, gewiß nicht ausgeschlossen war. Wenn er indessen geglaubt hatte, mit Chicago seine Rolle als Pseudo=Koetting ausgespielt zu haben, war er gewaltig im Irrtum gewesen. Schon auf der Pensylvania=Bahn drängte sich wieder eine wißbegierige Gestalt an ihn heran, und P., der in der Sache schon eine gewisse Routine erworben hatte, streckte dem Mann den Paß entgegen. Mit überlegenem Lächeln erwiderte ihm aber der Mann des Gesetzes: "Das kann jeder haben." Wohl oder übel mußte der Verfolgte den ungläubigen Thomas nach einem befreundeten Advokaten in Brooklyn führen, dessen Zeugnis natürlich genügte, den Detektive von seinem Irrtum zu überzeugen. Gott sei Dank, dachte P., als er sich in dem Rauchsalon des Dampfers niederließ. Aber eine gewisse Beklemmung lag ihm doch während der Ozeanfahrt auf dem Herzen, da möglicherweise auch die Hamburger Polizei schon im Besitz eines Signalements des amerikanischen Durchgängers sein konnte und nur zögernd setzte er den Fuß auf heimische Erde. Sicher fühlte er sich erst, als er unter dem am Land versammelten Publikum einen Landsmann erblickte, der ihn ungefährdet nach dem Hotel geleitete. Daß P. den lebhaften Wunsch hegt, seinen Doppelgänger einmal von Angesicht zu Angesicht zu sehen, ist eine ganz verzeihliche Neugierde.
- Ueber einen seltenen Fang wird aus Dahlhausen bei Bochum dem "Westf. Merkur" Folgendes berichtet: Dieser Tage hatte der Gastwirth J. v. T. das Glück in seiner gepachteten Fischerei in der Ruhr einen Hecht zu fangen, der in Bezug auf Größe und Schwere als eine Seltenheit gelten kann. Der Fisch hatte eine Länge von 155 cm und ein Gewicht von 39 Pfund. Am Schwanz befand sich ein an einem kupfernen Draht befestigtes Messingschildchen, auf welchem Folgendes zu lesen war:
                "O Fischlein, o Fischlein,
            Wo magst du im nächsten Jahre sein?
            Wer ihn thuet fangen ein,
            Berichte mir das baldigst fein.
            Wohne in Wetter an der Ruhr,
            Heiße: "Peter Wilhelm Gustav Schuhr"
                                    Wetter an der Ruhr, 1859.
- Eine hübsche Erinnerung an den verstorbenen Herzog Ernst von Koburg=Gotha. Der Herzog fuhr einst zu einem Bauer, der im Gothaischen am Thüringer Wald wohnte, um sich von ihm einen Schimmel zu kaufen, da ihm von seinem bekannten prächtigen Schimmelgespann ein Thier eingegangen war. Der Herzog ließ sich von dem Bauern, dem er sich nicht zu erkennen gab, das Thier vorführen, und nachdem er es geprüft und den Preis nicht zu hoch gefunden hatte, wurden Beide handelseinig. Nach alter Sitte ist nun auf dem Thüringer Wald ein Pferdekauf stets mit einem Imbiß und guten Trunk zu beschließen, und so nahm auch der hohe Herr die Einladung des Bauern freundlich an. Das kräftige Brot und die frische Butter und der saftige Schinken schmeckten vorzüglich, und so sprach ihnen der Herzog tüchtig zu. Nach dem Frühstück verabschiedete er sich sodann, jedoch ohne dem Bauern Zahlung zu leisten. Er gab ihm vielmehr die Weisung, den Gaul nach Gotha zum Herrn von Soundso zu bringen und den Betrag dort in Empfang zu nehmen, da er jetzt kein Geld bei sich habe. Das Bäuerlein war aber mit diesem Vorschlag durchaus nicht einverstanden und sagte: "Na, so dumm bin ich nicht, ich werde meinen Schimmel doch nicht so nach Gotha bringen. Erst will ich's Geld haben." "Was", rief der Fürst, "hab' ich denn in meinem eigenen Lande nicht einmal so viel Credit?" "Na wer sind sie denn?" fragte der Bauer und machte ein pfiffiges Gesicht. "Ich bin der Herzog von Gotha." "Das hab' ich mir vorhin doch gleich gedacht, als Sie die Butter so dick auf's Brot schmierten." Sprach's und gab seinem Landesherrn den erbetenen Credit.
- In einigen französischen Badeorten, in denen es keine Pferderennen giebt und nicht einmal einen "grünen Tisch", an welchem man mit Anstand sein Geld los werden könnte, tröstet sich die eleganteste Jugend mit dem "Austernspiel". Es ist ein sehr leichtes Spiel, und wer sich nicht "Monte Carlo leisten" kann, sollte es wirklich einmal mit dem Austernspiel versuchen, vorausgesetzt, daß er die nöthigen Mittel hat, um sich Austern zu kaufen. Soviel Spieler, soviel Austern. Jeder Spieler legt seine Auster vor sich hin, läßt sich ruhig neben ihr nieder und wartet, bis das Weichtier oder - wie der Kunstausdruck lautet - "das Vieh" gähnt, d. h. bis es sein Schalengehäuse öffnet. Die Auster die zuerst "gähnt", bleibt Siegerin und ihr glücklicher Besitzer darf alle Einsätze der anderen Spieler für sich einkassieren. In den meisten Fällen gähnt der Spieler früher als die Auster, doch erhält er dafür keine besondere Belohnung.
- Der Maharaja von Mysore in Indien hat ein Edict erlassen, nach welchem in Mysore=Territorien das Heirathen von Kindern verboten wird. Das Minimal=Alter, in welchem ein Mädchen heirathen kann, ist 8 Jahre und das eines Knaben 14. Ein Mann von 40 Jahren darf kein Mädchen unter 14. Jahren ehelichen.
- Lehm als Heilmittel bei den Haustieren. Der Lehm ist ein gutes Haus= und Heilmittel, das früher häufiger als jetzt angewendet wurde. Nur hier und da werden noch Lehmumschläge auf dem platten Lande, wo man den Tierarzt zu holen pflegt, bei Entzündungen und Geschwülsten der Haustiere in Gebrauch gezogen. Hat z. B. das Pferd oder die Kuh einen Fuß verstaucht oder einen derben Stoß bekommen, so daß infolgedessen eine Anschwellung und Entzündung entsteht, so ist ein Umschlag von Lehmbrei, dem manche auch noch frischen Kuhfladen zufügen, ein recht heilsames Mittel, das die Entzündung beseitigt. Auch bewähren sich diese Umschläge bei Geschwüren und Beinbrüchen, Euterentzündung und Kalbefieber. Bei Euterentzündung bestreiche man das Euter mit einem dünnen Lehmbrei, und wiederhole man dieses Verfahren, wenn der Lehm trocken geworden ist. Bei dem Kalbefieber der Kühe muß dagegen der Rücken so lange mit Lehmbrei bestrichen werden, bis das Fieber nachläßt.
- Krebse lebend zu erhalten. Eine von der üblichen abweichende Behandlungsweise wendet ein erfahrener Krebszüchter in der Gegend von Küstrin an, der alljährlich eine Menge Krebse nach Baden, Elsaß und der Schweiz versendet. Nach dessen Methode werden die Krebse vor Sonnenaufgang aus dem Wasser genommen und in einen Korb verpackt, der nur mit taufrischem, also etwas nassem Gras angefüllt ist. In solcher Verpackung können die Tiere tagelang liegen bleiben und weite Reisen vertragen, so daß sie frisch und munter an ihrem Bestimmungsort ankommen. Wollte man die Krebse nach dem Verpacken alsbald ins Wasser werfen, so werden sie größtenteils matt werden und ersticken, da ihre Atmungswerkzeuge mit äußerer Luft angefüllt sind. Deshalb ist es ratsam, die Krebse anfangs nur mit Wasser zu besprengen und dann in ein Gefäß mit etwas Wasser zu legen, das man nach und nach anfüllt. Als die beste Zeit, in der die Krebse am schmackhaftesten sieht man wie gewöhnlich die Monate ohne "r" an (Mai - August.) Nach den Erfahrungen eines alten Fischers sind sie jedoch am schmackhaftesten, von Anfang September bis Mitte Oktober. Bekanntlich häuten sich die Krebse mehrmals, und zwar die jungen im Frühjahr und die alten Tiere im Juli und August, und in dieser Zeit sind die Tiere weder recht schmackhaft noch recht fett.


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