No. 65
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. August
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 1]

          Der Hauswirth Kröger zu Lockwisch ist zum Viceschulzen für Dorf Lockwisch bestellt, vereidigt und in sein Amt eingesetzt.
              Schönberg, den 18. August 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


        Zur Vermeidung von Unfällen wird hiemit angeordnet:

1) Arbeits= und Last=Wagen einschließlich ungeladener Erntewagen haben in den Straßen der Stadt beziehungsweise auf den bebauten Chausseen nicht anders wie im Schritt zu fahren.
2) Es ist verboten, unbespannte Wagen auf den bezeichneten Strecken in der Art fortzubewegen, daß die Deichsel an einem zweiten bespannten Wagen befestigt ist.
3) Contraventionen werden mit Geldstrafe bis zu 60 M., beziehungsweise mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
            Schönberg, den 8. August 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Kaiser Wilhelm wird, nach einer Meldung aus Karlskrona nach beendeter Elchjagd auf Henneberg sich dort an Bord des "Hohenzollern" einschiffen.
- Der Prinz von Wales traf zum Kurgebrauch in Homburg v. d. Höhe ein.
- Der Rücktritt des Kriegsministers, General v. Kaltenborn=Stachau, der, wie schon früher berichtet, infolge der bei Berathung der Militairvorlage gemachten Beobachtungen keinem Zweifel mehr unterlag, wird jedenfalls noch vor dem Herbste erfolgen. Man beschäftigt sich in den maßgebenden Kreisen bereits mit der Suche nach einem geeigneten Nachfolger.
- Die schwere Erkrankung des Herzogs Ernst II. von Sachsen=Coburg=Gotha erregte am Berliner Hofe die größte Teilnahme. Wenn die letzten Nachrichten auch etwas besser lauten, so betrachtet man dennoch den Zustand des Herzogs als einen besorgniserregenden.
- Nach einer Meldung der "Times" aus Philadelphia repräsentiert das in dem Prüfungsbureau lagernde Gold in Barren einen Wert von 72 Millionen Dollars und würde jederzeit ausgeprägt werden können.
- Das Stuttgarts Tageblatt erfährt aus zuverlässiger Quelle, Mitte September werde eine zweite Finanzministerkonferenz in Berlin abgehalten werden.
- Das Braunschweigische Infanterie=Regiment Nr. 92 trägt in dem diesjährigen Herbstmanöver zum letzten Male seine historische schwarze Uniform. Es kommen dann Uniformen nach preußischem Muster zur Einführung. Es ist schade, daß die geschichtlich ehrwürdige, und dabei durchaus schöne praktische und bequeme braunschweigische Uniform verschwindet.
- Die Erhöhung der Präsenzstärke des deutschen Heeres wird sich besonders in den Reichslanden, Elsaß=Lothringen, fühlbar machen. Die bestehenden Garnisonen, vor allem Metz und Straßburg, erhalten ansehnliche Verstärkungen. Neue Garnisonen werden an verschiedenen Orten gebildet. Nach der "Allgem. Militär=Zeitung" sollen Molsheim, Barr, Markirch und Saarunion Garnisonen erhalten.
- Das russische Finanzministerium ergreift alle, zur Aufrechterhaltung der Getreidepreise geeigneten Maßregeln. Abgesehen von den Vorschüssen, welche sowohl von den Privatbanken als von der Reichsbank und allen Filialen werden erteilt werden, wird nach allgemeiner Annahme das Kriegsministerium seine Vorräte in sehr viel umfangreicherem Maße ergänzen als in früheren Jahren.
- Der Nord=Ostsee=Kanal soll, wie dem Kaiser dieser Tage von der Bauleitung mitgeteilt wurde, an dem von Anfang an in Aussicht genommenen Zeitpunkt, nämlich im Jahre 1895, dem Verkehr übergeben werden.
- Für die Fundamentierungsarbeiten des Berliner Dombaues sind nicht wenige wie 15 000 Tonnen Portland=Cement erforderlich. Die Lieferzeit ist vom 1. September d. Js. bis Ende April n. J. festgesetzt worden.
- Bei einem Duell auf Säbel, das am 5. August in der Nähe von Gießen zwischen zwei Studierenden der Universität Bonn ausgefochten wurde, erhielt Studiosus K. aus Wetzlar einen so schweren Hieb über den Kopf, daß er am Montag in der Gießener Klinik gestorben ist.
- In Essen trafen 5 marokkanische Offiziere ein und nahmen im Essener Hof Wohnung. Dieselben tragen ihre Nationalkleidung, hellblau seidenen Kaftan und weißen Turban, und werden sich

[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 2]

dort einige Zeit aufhalten zur Abnahme der auf der Kruppschen Fabrik im Auftrag des Sultans von Marokko angefertigten Geschütze.
- Im Repräsentantanhaus in den Vereinigten Staaten hoffen die Demokraten die Abschaffung der Shermanbill mit 30 bis 40 Stimmen Mehrheit durchsetzen zu können. Doch wird die Entscheidung wohl bei der Silberpartei des Senats liegen. Ohne einen Compromiß wird schwerlich auszukommen sein.
- Der Zürcher Sozialistenkongreß ist glücklich vorüber, aber die auf demselben gemaßregelten Unabhängigen und Anarchisten werden so bald noch nicht zur Ruhe kommen. In einer von ihnen am Mittwoch in Berlin abgehaltenen Versammlung, die etwa von 2000 Personen besucht war, berichtete Wilhelm Werner über den Züricher Kongreß. Er hielt gegenüber Bebels und Singers Erklärung die Darstellung aufrecht, daß er und seine Genossen, ohne daß sie Skandal gemacht hätten, auf Singers Kommando geprügelt und hinausgeworfen worden seien. Seine Versicherung, daß sie beim Hauen den Gegnern über gewesen seien, entfesselte großen Beifall, der auch seine und anderer Redner überaus heftige Angriffe gegen die Sozialdemokratie und ihren Personenkultus begleitete. Was sich die den "Jungen" dienende Presse in duftenden Worten über den Zürcher Kongreß leistet, das zeigt ein Artikel des "Sozialist". Darin werden die Delegirten als eine Hammelherde bezeichnet, die Bebel "mit Redensarten besoffen gemacht", ferner als Gliederpuppen, die an Drähten gezogen würden, als auf den Mann dressirte Hunde usw. "Was ist das Ergebniß des Kongresses" fragt der "Sozialist", und er antwortet: "Schmutz, lauter Schmutz. Die Hauptmacher sind uns bekannte Schmutzfinken, und die Majorität war wie gewöhnlich en canaille. Die Geschichte dieser Tage könnte kurz berichten: Niedergebrüllt! Beinahe verhauen! Rausgeschmissen! Aber je gemeiner jene internationalen Parteipfaffen es treiben werden, desto mehr werden sie die Sache der Freiheit verrichten, indem sie die Ehrlichen zum Abfall zwingen und den Denkprozeß bei ihnen beschleunigen." Da werden ja die verhaßten Bourgeois fast noch anständig behandelt!
- Vor einigen Tagen betrat ein alter Herr einen Barbierladen in Berlin, um sich rasieren zu lassen. Kaum flog die geschäftige Hand des Meisters über das Gesicht des Herrn, als ein Bettler schüchtern die Stube betrat und um eine milde Gabe ansprach. Im Hinblick auf seine Rüstigkeit wurde er von anderen Kunden einem Verhör unterworfen und teilte dabei mit, daß er aus Berlin gebürtig und vor Jahren dem Elternhause entlaufen sei. Als der alte Herr die Stimme des Bettlers hörte, zuckte er zusammen; dann sprang er auf und eilte auf den ein Almosen erbittenden Mann mit den Worten zu: "Mein Sohn, so finde ich Dich wieder!" Beide lagen einander in den Armen, und der glückliche Vater führte sein wiedergefundenes Kind seinem Heim zu.
- Ein Pferdediebstahl sollte vor einigen Tagen bei dem Bauer Weber in Kunnerwitz (Kreis Westhavelland) passirt sein. Als man Morgens den Stall öffnete, war das Pferd verschwunden, während räthselhafter Weise die Thüren ordnungsmäßig verschlossen waren. Die Lösung des Räthsels erinnerte an das bekannte Wahrzeichen der Stadt Köln, die Pferdeköpfe am Bodenfenster: Man entdeckte, das das Pferd über Nacht eine ganz schmale Treppe nach dem Heuboden hinaufgelaufen war, wo es sich recht gemüthlich an dem Futtervorrath labte. Da die edle Rosinante absolut nicht wieder die Treppe herabzubringen war, so mußte man ein Loch in die Wand schlagen und dann von Balken und Brettern eine Brücke herstellen, um das Pferd wieder herunterzuholen.
- Ein "feucht fröhlicher" Ort. So muß der niederbayrische Marktflecken Freyung heißen. Nach einer Zusammenstellung sind daselbst während des Jahres 1892 nicht weniger als 515 000 Liter Bier verbraucht worden. Nach der letzten Volkszählung hat Freyung 810 Einwohner, es treffen demnach auf den Kopf der Bevölkerung durchschnittlich 636 Liter Bier. Da müßte sich auf dem Marktplatze ein Standbild Scheffels sehr gut ausnehmen. Oder ist sein Name dort am Ende unbekannt? Jedenfalls wird in Freyung des Gaudeamus und Ergo bibamus praktisch geübt.
- Die Frage, ob mit dem Messer zu essen unanständig ist, ist in dieser Tage von einem Newyorker Polizeirichter entschieden worden. Die Tänzerin Charlotte Page stand nämlich vor dem Richter unter der Anklage, sich höchst unanständig betragen zu haben, indem sie im "Hotel Vendôme" bei Tische mit dem Messer anstatt mit der Gabel gegessen hatte zum großen Entsetzen der übrigen Tischgäste. Als der Wirth gegen ein solches Betragen remonstrierte erwiderte die Tänzerin, daß sie es in solchen Angelegenheiten mache, wie es ihr beliebe, und um diesen Ausspruch zu bekräftigen, legte sie die Füße auf den Tisch und stochere sich die Zähne mit der Gabel. Der Richten entschied, daß es in einem freien Land einem Jeden erlaubt sei, nicht allein mit einem Messer, sondern sogar mit einer Kohlenschaufel zu essen, wenn es ihm Spaß mache. Auch sei es einer Tänzerin gestattet, ihre Füße hinzulegen oder hinzustellen, wo es ihr beliebe, da der Fuß einer Ballerine gewiß nicht unanständig sei. Das Stochern der Zähne mit der Gabel hielt jedoch der Richter bei einer Dame für höchst verdammenswerth und dafür mußte Charlotte 10 Dollars Strafgeld erlegen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schönberg resp. auf dem Schönberger Stadtfelde belegenen Grundstücke des Töpfermeisters Carl Hauschild, als:

1. das an der Siemzerstraße sub Nr. 105 belegene Wohnhaus c. p.,
2. das im Lüttenmoor belegene Ackerstück,
3. die im Galgenmoor belegene Wiese und
4. die an der Moorstraße belegene Wiese,
welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 16. October d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proklamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 25. Juli 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur Beachtung.

Um dem Unwesen entgegen zu treten, welches namentlich in letzter Zeit vielfach durch jagende Hunde in den Großherzoglichen Jagdrevieren hervorgerufen, bringe ich wiederholt zur Kenntniß der betr. Hundebesitzer, daß im fremden Jagdgebiete das Mitführen von freilaufenden Hunden bei Strafe verboten ist, daß ferner die Hirtenhunde mit einem um den Hals befestigten auf der Erde schleppenden Knittel zu versehen sind. Bemerke, daß die Jagdberechtigten und deren Vertreter gesetzlich befugt sind, die in ihrem Jagdgebiete umherstreifenden Hunde und Katzen ohne Weiteres zu tödten. Die Besitzer von solchen Hunden, welche Felder und Hölzungen abzujagen pflegen, ersuche ich, diese an die Ketten zu legen, da die Besitzer eventuell für den von ihren Hunden angerichteten jagdlichen Schaden verantwortlich gemacht werden könnten.
Schönberg, den 17. August 1893.

                                                    Der Oberförster:
                                                    C. Hottelet.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 3]

Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 30. August d. Js.
Vormittags 10 Uhr
sollen in Schl.=Resdorf                                                    
5 Kühe

öffentlich meistbietend, gegen baare Zahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer im Kruge Schl.=Resdorf.
Schönberg, den 21. August 1893.

                                                    Staffeldt,
                                                          Gerichtsvollzieher.


Torf=Anweisung.

Die Anweisung des Torfes an die Armen des Schlagsdorfer Bezirks findet am Montag den 28. August Morgens 10 Uhr auf dem Kuhlrader Moore statt. Für jede Person wird ein voller Diemen = 2 Mille verabfolgt. Der Kaufpreis im Betrage von 5 M. 50 Pfg. pro Diemen ist sofort bei der Anweisung zu erlegen.
Carlow, 18. August 1893.

A. v. Linstow.


Torf=Anweisung.

Die Anweisung des Torfes zur ermäßigten Taxe an die zum Empfange berechtigten Einwohner der Stadt Schönberg findet am Montag den 28. August Morgens 9 Uhr auf dem Kulrader Moore statt.
Carlow, 18. August 1893.

A. v. Linstow.


Zu sogleich suche ich einen Platz als
Pferdeknecht.
                                                    Kempcke,
                                                    b. Kuhhirten Wulf=Bauhof Schönberg.


Frischen Schleuderhonig
a 70 Pfg. empfiehlt                                                    
                                                    J. Wegner.


ca. 25 Stiege Hafer
in Hocken hat zu verkaufen                                                    
Schönberg.                                                     J. A. Siebenmark.


Staßfurter Kainit
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Pa. Buchen-Holz-Kohlen
empfiehlt                          
Schönberg.                                                     J. A. Siebenmark.


100,000 Säcke

einmal gebr., groß u. stark, für Getreide, Kartoffeln, à 30 u. 25 Mark (Lübeck). Probel. à 25 St. vers. gegen Nachnahme unter Angabe der Bahnstation

Max Mendershausen, Cöthen i./A.


Flechtenkranke

trockene, nässende Schuppenflechten und das mit diesem Uebel verbundene, so unerträglich lästige "Hautjucken" heilt unter Garantie selbst denen, die nirgends Heilung fanden, "Dr. Hebra's Flechtentod". Bezug: St. Marien-Drogerie Danzig, Breitg. Nr. 10.


Jagdpatronen
mit rauchlosem Pulver geladen empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Klee= und Grassamen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


ff. Weinessig
empfiehlt                                                     J. A. Siebenmark.


Länderei=Verpachtung

im ganzen oder in Parcellen am Petersberger Wege im Mühlencamp und an der Ratzeburger Chaussee im Moorcamp. Näheres Siemzerstraße Nr. 177.


Billig!                 Hausfrauen!                 Billig!
Wer billig und vortheilhaft kaufen will, nehme die
Familien-Seife
der Parfümerie Iduna Hamburg.
Bekannt schon durch ihren spottbilligen Preis à Packet 6 Stück nur 60 Pfg., zu haben bei:
W. Maack Schönberg.


Die Anweisung der Plätze für Buden findet am

Mittwoch, den 31. August
Abends 7 Uhr

auf dem Baubrink hieselbst, durch die Herren Steinmetz Busch und Sattlermeister Rindfleisch statt.

Das Sedankomitee des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzburg.


Am Sonntag den 27. und Montag den 28. August findet beim Gastwirth J. Michaelsen in Selmsdorf ein

Scheiben-Schiessen
nach guten Mobilien

statt, wozu freundlichst einladet

                                                    G. Berger, Tischlermeister.

NB. ff. Hinterladerbüchsen werden geliefert. Auf einen Satz von 3 Schüssen fällt nur 1 Gewinn.


Am Sonntag u. Montag, den 27. u. 28. d. M. findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, zu welchem ich hierdurch ergebenst einlade.

                          Gastwirth Frau Holst, Neue Welt.
Am Montag Tanz.


St. Marienkirche.
Mittwoch den 23. d. M. 5 Uhr
3. Orgelkonzert.
7. Jahrgang. 1893.

1. J. S. Bach (1685-1750)
                          Toccata in C-dur.
2. M. Borsig (1815-1887 Domorganist in Breslau).
                          Andante a. d. As-dur-Fantasie.
3. a) G. A. Petri (1661-1756, herzogl. Kapellmeister zu Bologna).
                          Adoramus für gemischten Chor.
    b) Hans Kugelmann (um 1540 Kapellmeister zu Augsburg.)
                          Choral: Allein Gott.
                      (Vereinigung für kirchlichen Chorgesang).
4. A. Hesse (1809-1863, zu Breslau),
                          Choral=Variationen für Orgel.
5. J. Rheinberger (geb. 1839, Hofkapellmeister zu München.
                          Pastoralsonate für Orgel.


Theater in Schönberg.
Im Saale des Herrn Boye.
Mittwoch den 23. Aug. 1893
Der Stabstrompeter.
Opperetten=Posse mit Gesang in 4 Acten.
Freitag den 25. August
Novität!                           Tilli                           Novität!
Lustspiel in 4 Acten von Franzis Stahl.
Sonntag den 27. August
Mein Leopold.
Volksstück mit Gesang in 3 Acten.
Nachmittags 4 Uhr für die liebe Jugend:
Lügenmäulchen und Wahrheitsmündchen.
Märchen in 3 Acten von C. A. Görner.
Das Nähere die Zettel.
                                                    Die Direction.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 4]

Sedanfeier in Schönberg.

          Zu der am Sonntag den 3. September d. J. in üblicher Weise stattfindenden Sedanfeier laden wir hierdurch die Bewohner von Stadt und Land ergebenst ein.
           Schönberg, den 16. August 1893.

Das Sedan=Comité
des Kriegervereins für das Fürstentum Ratzeburg.

Programm.

Nachm. 1 Uhr:     Festzug durch die Stadt vom Siemzer=Thore aus bis zum Schützenhause. Beim Kriegerdenkmal Bekränzung desselben; Gesang der Teutonia.
Nachm.    1/2  Uhr:     Festrede auf dem Schützenplatze,
Nachm. 2 Uhr:     Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen und Beginn des Concerts im Schützenhause (Entree a Person 20 Pf.)
Abends 7 1/2 Uhr:     Abbrennen des Holzstoßes auf der Landreiterkoppel. Gesang patriotischer Lieder.
Abends 8 Uhr:     Einmarsch und Abbringen der Fahnen.
Abends 8 1/2 Uhr:     Beginn der Festbälle im Boye'schen Saale und im Schützenhause (Eintrittsgeld für Herren 1 M. 50 Mark (Lübeck). für Damen 50 Mark (Lübeck). a Person.)


Sedanfeier in Schönberg.

          Zu der am Sonntag den 3. September d. J. in üblicher Weise stattfindenden Sedanfeier laden wir hierdurch die Bewohner von Stadt und Land ergebenst ein.
           Schönberg, den 16. August 1893.

Das Sedan=Comité
des Kriegervereins für das Fürstentum Ratzeburg.


Am Sonntag den 27. u. Montag 28. d. M. findet bei mir ein

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen statt.

Am Montag Abend Ball.

wozu ergebenst einladet

Palingen.                                                     Gastwirth Oldenburg.


        Durch die glückliche Geburt einer gesunden Tochter wurden hoch erfreut

                                                    Gerhard v. Melle und Frau,
                                                    Louise geb. Bicker.

Lübeck, den 19. August 1893.


Statt jeder weiteren Nachricht.

        Hierdurch erfüllen wir die traurige Pflicht das Ableben unserer geliebten Mutter, Schwiegermutter und Großmutter der Frau Wittwe

Maria, Catharina Eckmann
geb. Robrahn

anzuzeigen.
        Um stille Theilnahme bitten

                                                    Joach. Eckmann und Frau
                                                    geb. Smeding.
                                                    Paul Piersdorf und Frau
                                                    geb. Eckmann.
                                                    Johannes Eckmann.

        Die Beerdigung findet am Donnerstag Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause Siemzerstraße Nr. 199 statt.


Todesanzeige.

        Am 20. August Morgens 2 1/2 Uhr wurde uns unser einzigst inniggeliebter Sohn

Wilhelm

im zarten Alter von fast 9 Monaten durch den Tod entrissen. Dies zeigen an die tiefbetrübten Eltern

                                                    Ernst Möller und Frau,
                                                    geb. Maaß.

        Beerdigung Dienstag, den 22. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr.


        Nach schweren Leiden starb am Freitag Abend mein lieber Mann und meiner Kinder guter Vater der Hauswirth

J. Wittfoth

in Kl. Siemz.
        Um Stille Teilnahme bittet die betrübte Wittwe

C. Wittfoth geb. Boy.

        Die Beerdigung findet Dienstag Mittag 12 Uhr statt.


Danksagung.

Allen denen, die unsern lieben Sohn und Bruder Hugo zu seiner Ruhestätte begleiteten, sowie für die reiche Kranzspende sagen ihren innigsten Dank

A. Doll, Frau und Kinder.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 38-46 M., Kälber 75-85 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 65 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. August 1893.


- Schönberg. In nicht geringe Aufregung wurden die hiesigen Einwohner versetzt, als am Sonnabend Abend hier die Nachricht eintraf, der Ratzeburger Dom brenne, und als dann am Sonntag Morgen durch Zeitungen aus Lübeck berichtet wurde, der Dom sei ein Schutthaufen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt, da beklagte Jeder diesen Brand als ein Unglück, das unser Fürstenthum betroffen, das den Dom als sein Wahrzeichen betrachtet, unter dessen Schutz es seit Jahrhunderten gestanden hat. Gottlob könne wir sagen, ist das Unglück nicht so groß, wie es von Lübeck aus geschildert ist. Gegen Abend entlud sich ein heftiges Gewitter über Ratzeburg und nach einem heftigen Schlage züngelten Flammen aus dem auf der Ostseite des Domes befindlichen kleinen Thurme, die sich weiter ausbreiteten und das Dach ergriffen und hier in der Verschalung desselben so reichliche Nahrung fanden, daß es bald bis zum Hauptthurm des Domes vordrang und auch diesen ergriff und theilweise niederlegte. Glücklicherweise hielt die Wölbung des Hauptschiffs stand vor dem Niederstürzen der brennenden Sparren, sodaß an dem inneren Theile des Gebäude nichts verletzt wurde, nur die Orgel soll, wie es heißt durch Wasser, eine leicht zu reparirende Beschädigung erhalten haben, und ein unter dem Dache verankerter Kronleuchter herabgestürzt sein, während alle durch ihr Alter so werthvollen Kunstschätze, die in dem Dome aufgehäuft sind, unverletzt blieben. Die herbeigeeilten Spritzen waren wegen der Höhe des Gebäudes machtlos und mußten sich darauf beschränken, die herabfallenden Feuertheile zu löschen. Immerhin wird der Schade auf viele Tausende zu schätzen sein.
- Schönberg. Die zur Zeit hier weilende Weymann'sche Theatergesellschaft hat den guten Ruf, der ihr vorausging, voll bestätigt und die gesetzten Erwartungen weit übertreffen. Wir haben es hier nicht nur mit einzelnen guten Kräften zu thun, sondern die Direction verfügt über ein flottes Ensemble, das sich ohne Scheu überall sehen lassen kann. Die bisher gegebenen Vorstellungen waren glatt und abgerundet, oder, wie es in der Theatersprache heißt: es klappte vorzüglich. Mit einem Wort: die Leistungen der Gesellschaft sind künstlerische zu nennen und dieselbe verdient, daß wir ihr unsere ganze Sympathie entgegen bringen, damit die Direction auch pecuniar ihre Rechnung findet. Erwähnen wollen wir noch des vorzüglichen Klavierspiels des Fräulein Milli Kullack, die über eine staunenswerthe Technik verfügt.
- Die Rekruteneinstellungen erfolgen in diesem Jahre nicht erst im November, sondern schon in den Tagen vom 14. bis 17. Oktober.
- In der Korrespondenz des Bundes der Landwirthe werden die Namen der "Wirthschaftlichen Vereinigung" im Reichstag veröffentlich. Es sind Deutschkonservative 60, von der Reichspartei 24, Nationalliberale 19, Reformpartei 6, Hospitanten 20.


- Der größte Soldat des deutschen Heeres weilt gegenwärtigen, zu einer 14tägigen Uebung einberufen, in Aachen. Es ist dies ein als Vicefeldwebel eingezogener Referendar aus Gelsenkirchen, der bei übrigens wohlproportionirtem Körperbau die stattliche Größe von 2 Meter 6 Centim. hat. Seiner aktiven Dienstpflicht genügte der Riese vor einigen Jahren als Einjährig=Freiwilliger beim ersten Garde=Regiment in Potsdam. Eine Photographie dieses großen Vaterlandsvertheidigers befindet sich im Besitze des Kaisers. In Aachen, wie überall, wo derselbe sich zeigt, erregt er begreifliches Aufsehen. Eine passende Uniform fand sich für ihn hier nicht vor, er mußte sich vielmehr seine eigene Uniform aus der Heimath hierher nachschicken lassen.
- Das "Armee=Verordnungsblatt" veröffentlicht eine vom 11. d. datierte Kabinetsordre, durch welche über die durch das Militärgesetz bedingten Formations= u. s. w. Aenderungen, die Entlassung der Reservisten und Einstellung der Rekruten spezielle Verfügung getroffen wird. Bei den Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie und dem Train sollen zunächst so viele zweijährig Gediente zur Reserve beurlaubt werden, wie im Vorjahre zur Disposition beurlaubt wurden, und weiterhin so viele zweijährig gediente, als unter Berücksichtigung der einzustellenden normalen Rekrutenquote Mannschaften über die künftige Etatsstärke waffen= bzw. korpsweise überschießen. Den übrig zweijährig Gedienten wird die Zurückbehaltung bei der Fahne als Uebung angerechtet.
- In Mainz wurde am Sonntag die internationale Ausstellung für Bäckerei, Konditorei und verwandte Gewerbe eröffnet. Die Ausstellung bietet ein möglichst vollständiges und getreues Bild von dem heutigen Stande der Bäckerei, Konditorei und verwandter Gewerbe den Augen der Besucher und gefällt Kleinen und Großen; den ersteren besonders, denn der Süßigkeiten sind gar viele aufgestapelt. Eine Mainzer Konditorei formte das deutsche Haus auf der Weltausstellung in Chicago und baute eine große Eremitage aus Mandellebkuchen, ferner das Hexenhäuschen aus dem Märchen "Hans und Grethel". Bemerkenswert ist auch ein mit Gebäck aus sämtlichen deutschen Landesteilen tapeziertes Wikinger Schiff, zu dem 30 Bäckerinnungen beigetragen haben.
- Die Grubenbesitzer von Süd=Wales, welche soeben in Cardiff eine Konferenz abhielten, haben einstimmig beschlossen, jede Forderung der Arbeiter auf Lohnerhöhung abzulehnen. Der Streik hat sich jetzt fast auf ganz Süd=Wales und Mommouthshire ausgedehnt. 21 000 Bergleute der Binnengrafschaften schlossen sich dem Streik an, so daß jetzt die Zahl der aufständischen Kohlenbergleute 290 000 beträgt, ganz abgesehen von den 100 000 Mann, die sonstwie an den Bergwerken beschäftigt sind. Dagegen scheinen im Ferest of Dean die Bergleute sich mit den Grubenbesitzern gütlich dahin einigen zu wollen. Die Letzteren bestehen aber auf einer 25prozentigen Lohnkürzung. - Uebrigens ist der Preis der Seekohlen auf der Londoner Kohlenbörse um 2 sh. die Tonne gefallen. Die Zechenbesitzer haben in den letzten Wochen eine Unmasse Kohlen nach London geschickt, so daß einstweilen das Angebot größer als die Nachfrage ist. Man berechnet den Verlust, der allen Teilen zusammen durch den Streik verursacht wird, auf 1 1/2 Mill. Lstr. wöchentlich.
- Durch wiederholte Wolkenbrüche sind in Wilna viele Stadtteile überflutet und gegen 30 Personen umgekommen, ferner werden bedeutende Verheerungen in Stadt und Nachbardörfern gemeldet.
- Aus Moskau wird gemeldet, daß die große Hitze die Cholerafälle bedeutend vermehrt habe und daß die Sterblichkeit größer als im Jahre 1892 sei.
- Ueber einen Zusammenstoß zwischen Grenzaufsehern und Viehschmugglern wird aus dem Voigtland berichtet. Am vorigen Mittwoch, mitten nachts, stießen oberhalb des Dorfes Hundsgrün drei Grenzaufseher auf vier Viehschmuggler, die vier schwere Schlachtochsen trotz des Vieheinfuhrverbots über die böhmische Grenze gebracht hatten und nun im Begriff standen, dieselben ihrem Bestimmungsort zuzuführen. Mit dem üblichen "Halt, Grenzwache da!" angerufen, schnitten die Verwegenen den Thieren die Leitstricke ganz kurz ab, trieben erstere mit Peitschenhieben in die Flucht und eröffneten nun auf die sie verfolgenden Wächter des Gesetzes Feuer aus Pistolen, glücklicherweise ohne einen der Beamten zu verletzen. Einer der Kerle versuchte sogar, einem der Grenzaufseher zwei von diesem eingefangene Ochsen gewaltsam wieder zu entreißen, wurde aber von seinem Gegner mit Kolbenschlägen auf die Arme in die Flucht gejagt. Ein anderer fiel, als ein Schreckschuß von Seiten der Grenzwache auf ihn abgegeben wurde, wie tot

[ => Original lesen: 1893 Nr. 65 Seite 6]

zu Boden, scheint aber mit heiler Haut davon gekommen zu sein, wenigstens sind Blutspuren auf dem Schauplatz , dieser nächtlichen aufregenden Begebenheit nicht zu finden gewesen. Mit drei den Schmugglern abgenommenen Thieren, welche mit Anbruch des Tages dem Untersteueramt Adorf eingeliefert und von Sachverständigen auf 1600 Mark Werth taxiert worden sind, traten die Grenzwächter in der zweiten Morgenstunde, eine Strecke lang von den Paschern verfolgt, ihren Heimweg an.
- In Galizien wird der Ausbruch einer Hungersnoth befürchtet. Einige Bezirksvertretungen Galiziens haben an die Regierungen Vorstellungen gegen die Abhaltung der Herbstmanöver gerichtet, weil die Leute nöthig zu Feldarbeiten gebraucht werden. Dazu breitet sich die Cholera in Galizien immer weiter aus; bereits werden die besser situirten Gesellschaftsklassen von der Seuche ergriffen. Der Aerztemangel macht sich empfindlich fühlbar.
- Ueber außergewöhnlich starkes Auftreten von Wespen laufen Klagen aus allen Teilen Frankreichs ein. Man befürchtet von den gefräßigen Tieren großen Schaden für Obst und Wein. In Lons=le=Saunier starb eine Frau, die beim Verzehren einer Birne von einer Wespe in die Rachenschleimhaut gestochen worden war.
- In Büsum lief vor einigen ein Fischer mit seinem Fahrzeug ein, mit welchem er vor der Elbe nicht weniger als zwölf Seehunde in einem eigens dazu konstruierten Netz gefangen. Die Seehunde befanden sich sämtlich lebend und erhoben bei Annäherung von Menschen ein schreckliches Geheul. Auch in den Watten an unserer Westküste sind die Seehunde noch immer reichlich und fügen dem Fischfang erheblichen Schaden zu.
- In London war am Mittwoch der heißeste Tag dieses Jahres. Das Thermometer stieg während des Tages auf 90 Grad Fahrenheit im Schatten (= 32 Grad Celsius.) Die größte Hitze hatte die Hauptstadt vordem am 7. Juni d. J. erlebt, wo der Wärmemesser 87 Grad zeigte. - Bei den Feldübungen, welche gegenwärtig von verschiedenen Garnisonen abgehalten werden, leiden die Truppen stark unter der Hitze. Auf dem Marsche, welche die Garnison von Plymouth am Donnerstag von Roborough nach dem 16 englische Meilen entfernten Bridestowe unternahm, fielen 100 Soldaten um. Mehrere wurden vom Sonnenstich getroffen.
- Die periodische Wiederkehr guter Weinjahre. schon vor 15 Jahren hat Professor Fritz in Zürich durch eine eingehende statistische Untersuchung nachgewiesen, daß gute Weinjahre in einer Periode von nahezu 11 Jahren wiederzukehren pflegen, und zwar fallen in den meisten Fällen reiche Weinerträge mit jenen Zeiten zusammen oder gehen ihnen etwas voraus, in welchen die Flecken auf der Sonne am häufigsten sind. Diese Regel bestätigt sich auch im gegenwärtigen Jahr, denn die Fleckenhäufigkeit auf er Sonne ist wiederum nahe ist ihrem Maximum und der Stand der Reben läßt sicher erwarten, daß dieses wohl ein vorzügliches Weinjahr sein wird. Professor Fritz hat neuerdings seine Untersuchungen auch auf die früheren Jahrhunderte ausgedehnt und möglichst alle Berichte über Jahre, welche sich durch hohe und gute Weinerträge auszeichneten, gesammelt. Aus den älteren Zeiten sind natürlich die Ueberlieferungen nur spärlich, vom 17. Jahrhundert ab werden sie aber zahlreicher, und eine gewisse Uebereinstimmung mit der Häufigkeit der Sonnenflecke läßt sich klarer erkennen. So finden sich die größeren Erträge für Nassau, Sankt=Gallen, Kanton Zürich, Süddeutschland und Oesterreich um 1705, 1718, 1725, 1738, 1749, 1761, 1773, 1782. Die meisten Sonnenflecke aber zeigten sich in den Jahren: 1705, 1718, 1727, 1738, 1750, 1761, 1770, 1780. Die für den gesamten preußischen Staat veröffentlichte Ertragsstatistik für die Jahre 1820-64 führt zu verschiedenen Höchsterträgen um 1827, 1835, 1847, 1859 und zu Mindesterträgen um 1830, 1841, 1854. Aehnliche Ertragsergebnisse zeigen die Ertragstabellen von Zell in Baden, Balnay in Frankreich, von Nassau, Würtemberg und Hessen. Die Weinqualitäten, sagt Professor Fritz, sind nicht in Zahlen tabellarisch anzugeben; da jedoch mit guten Erträgen häufig gute Qualitäten verbunden sind, so führen entsprechende Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen, jedoch mit dem Unterschied, daß die besten Qualitäten der geringsten Anzahl der Sonnenflecke etwas näher fallen. Nach seinen neuesten Untersuchungen stellt Professor Fritz eine Tabelle zusammen, welche die guten Weinjahre seit Beginn des 17. Jahrhunderts enthält. Sie ist in Folgendem wiedergegeben und dahinter in Klammern die Jahre, welche die größte Zahl der Sonnenflecke beachten. Weinjahre waren: 1624 (1626), 1637 (1639), 1648 (1649), 1657 (1660), 1678 (1675), 1686 (1685), 1704 (1705), 1718 (1718), 1727 (1727) 1737 (1739), 1748 (1750), 1762 (1761), 1775 (1770) 1782 (1789), 1790 (1788), 1804 (1804), 1819 (1816) 1829 (1830), 1837 (1837), 1848 (1848), 1860 (1860), 1870 (1870), 1874 (1874). "Sehen wir", sagte schon vor 15 Jahren Professor Fritz, "bei den Weinerträgnissen ganz von etwaigen Beziehungen zu den Sonnenflecken ab, so bleibt der regelmäßige, durchschnittlich nach etwas mehr als elf Jahren wiederkehrende Wechsel von hohen und niederen Erträgen wie von guten und schlechten Weinen von hohem Interesse." Natürlich ist die Uebereinstimmung zwischen Weinerträgnissen und Sonnenflecken nur so zu deuten, daß in den Jahren mit vielen Sonnenflecken die Witterungs=Verhältnisse sich so gestalten, daß das Gedeihen der Reben vorzugsweise begünstigt wird.
Es ist längst bekannt, daß der Hafer auch für unsere landwirtschaftlichen Pferde kaum zu entbehren ist. Derselbe zeichnet sich einmal durch große Verdaulichkeit aus; im Avin besitzt derselbe aber weiter einen Stoff, der betreffende Tiere mächtig anregt und viele Kraft verleiht. Mit der Haferfütterung sieht es aber in diesem Jahre bös aus. Gerade diese Körnerart ist entschieden am wenigsten geraten; auch bei uns sind eine Menge Haferfelder vorhanden, wo kaum mehr als der Same gewonnen wird. Die anhaltende Dürre hat ihn ganz gewaltig in seiner günstigen Entwickelung beschränkt. Voraussichtlich haben wir sehr hohe Haferpreise zu gewärtigen; ja schon im Augenblick sind dieselben nicht gering. Sehr angezeigt erscheint es deshalb für Landwirte, welche Pferde halten müssen, sich nach anderen billigeren Ersatzstoffen rechtzeitig umzusehen. In erster Linie verdient hier der Mais die vollste Beachtung. Derselbe wird von den Droschkenkutschern unserer großen Städte, sowie von den Besitzern von Pferdebahnen seit einer Reihe von Jahren mit gutem Erfolg verfüttert. Auch in Ungarn, Kroatien, wie in sämtlichen Balkanländern erhalten die Pferde als eigentliches Kraftfutter einzig und allein Mais. Indessen will man doch bemerkt haben, daß bei reiner Maisfütterung die Pferde an Lebhaftigkeit viel einbüßen; was indessen für unsere Gebrauchspferde weniger in Gewicht fallen dürfte. Angestellte Versuche, die bei der Militärverwaltung in Berlin erfolgten, haben neuerdings ergeben, daß der Roggen ein sehr beachtenswerter Ersatz für Hafer ist. Trotzdem plötzlich bei mehreren Pferden sofort vom Hafer auf Roggen übergegangen wurde, zeigten sich nicht die geringsten Nachteile und ließen die Leistungen garnichts zu wünschen übrig. Er wurde zuerst eine Mischung mit Hafer gegeben; schon nach wenigen Tagen ganz allein und zwar in einer Quantität bis zu 18 k täglich. Bohnen, Erbsen und Wicken werden desgleichen von den Pferden gern aufgenommen. Genügend erweisen sich von betreffenden Hülsenfrüchten 7 1/2 bis 8 1/2 Pfund täglich. Lupinen eignen sich dagegen zur Pferdefütterung durchaus nicht. Auch die eigentlichen Kraftfutterstoffe, wie Baumwollsaatmehl, Palmkernmehl, Reismehl, Treber und Malzkeime passen für unsere Pferde nicht. In Ungarn wird noch sehr stark Buchweizen zur Pferdefütterung herangezogen und zwar mit dem besten Erfolg. Unter den Grünfutterarten erwiesen sich trefflich behufs Verfütterung: In Blüte stehende Esparsette, Rotklee und Lupinen. Auf längere Zeit hin können indessen bezeichnete Futterarten das Körnerfutter nicht ersetzen.
- Auf grausige Art und Weise suchte am Sonnabend in Berlin ein Buchbinder in seiner Wohnung sich zu töten. Er schnitt sich beide Arme mit einer Maschine ab, um dann zu verbluten. Der so furchtbar Verstümmelte wurde noch lebend nach dem Elisabethkrankenhause gebracht.
- Eine Wertsendung, im Betrage von 150 000 Franks, welche eine Bank in Pisa nach Genua aufgegeben hatte, ist unterwegs abhanden gekommen.


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