No. 52
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Juli
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 1]

Eröffnung des Reichstages.

Der Reichstag ist am 4. Juli in der üblichen Weise eröffnet worden. Der Kaiser nahm den feierlichen Act im Weißen Saale persönlich vor. Der Monarch hatte sich schon vor 11 1/2 Uhr nach der Schloßkapelle zum Gottesdienst begeben und die Kapelle unter Vorantritt von 28 Pagen und der Hofchargen, von der Schloßgarde=Compagnie salutirt, betreten. Während der Dauer des Gottesdienstes hatte sich im Saale eine größere Anzahl von Abgeordneten eingefunden, unter denen die Mehrzahl in bürgerlicher Tracht, nur vereinzelte in Uniform erschienen waren. Vertreten waren die Parteien der Rechten, des Centrums, der Nationalliberalen und der Freisinnigen Vereinigung. Die Freisinnige Volkspartei und die Socialdemokraten waren fern geblieben.
Unter den Klängen der Hymne "Held Wilhelm von Nassau", geblasen von dem Bläserbund, kehrte der Kaiser aus der Kapelle in seine Gemächer zurück. Bald darauf betrat der Bundesrath, an der Spitze der Reichskanzler Graf Caprivi, den Weißen Saal, in welchem sich inzwischen etwa 200 Abgeordnete versammelt haben mochten, und stellte sich links von dem Thron in der üblichen Reihenfolge auf. Der Reichskanzler kehrte nochmals zum Kaiser zurück, um diesem Meldung zu machen, daß Alles zu seinem Empfange bereit sei. Dreimaliges Pochen mit dem Stabe des Oberceremonienmeisters verkündete das Nahen des Kaisers, die Schloßwache präsentirte, die Officiere senkten die Spontons und lüfteten den Hut, die Fahne salutirte und, von einem dreimaligen, vom Alterspräsidenten Abg. Dieden ausgebrachten Hoch begrüßt, betrat der Kaiser den Saal. Hinter ihm erschienen mehrere Prinzen des königlichen Hauses und Oberstkämmerer Fürst Stolberg. Der Kaiser trug die Uniform der Gardeducorps mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens. Er stieg die Stufen des Thrones hinauf, bedeckte sein Haupt mit dem Helm und verlas die ihm vom Reichskanzler übergeben Thronrede, wie folgt:
                          Geehrte Herren!
Nachdem Sie zu gemeinsamer Arbeit mit den verbündeten Regierungen berufen worden sind, ist es Mir Bedürfniß, Sie beim Eintritt in Ihre Berathungen zu begrüßen und willkommen zu heißen.
Der dem vorigen Reichstag vorgelegte Entwurf eines Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, durch welchen eine stärkere Ausnutzung unserer Wehrkraft ermöglicht werden sollte, hat zu Meinem Bedauern die Zustimmung der Volksvertretung nicht gefunden. Die von Meinen hohen Verbündeten einmüthig getheilte Ueberzeugung, daß das Reich gegenüber der Entwickelung der militairischen Einrichtungen anderer Mächte auf eine seine Sicherheit und seine Zukunft verbürgende Fortbildung unseres Heerwesens nicht länger verzichten dürfte, mußte zu dem Entschlusse führen, den Reichstag aufzulösen und durch die Anordnung von Neuwahlen das für nothwendig erkannte Ziel zu verfolgen.
Seit der Vorlage jenes Gesetz=Entwurfs hat die politische Lage Europas keine Aenderung erfahren. Die Beziehungen des Reichs zu den auswärtigen Staaten sind zu Meiner großen Befriedigung nach wie vor durchaus freundlich und frei von jeder Trübung. Das Verhältniß der organisirten militairischen Kraft Deutschlands zu denjenigen unserer Nachbarn hat sich indessen noch ungünstiger gestaltet als im verflossenen Jahr. Wenn schon seine geographische Lage und seine geschichtliche Entwickelung Deutschland die Pflicht auferlegt, auf den Bestand eines verhältnißmäßig großen Heeres Bedacht zu nehmen, so wird die weitere Ausbildung unserer Wehrkraft mit Rücksicht auf die Fortschritte des Auslandes zu einer zwingenden Nothwendigkeit. Um den Mir verfassungsmäßig obliegenden Pflichten genügen zu können, erachte Ich es für unumgänglich, daß mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Herstellung einer ausreichenden und wirksamen Vertheidigung der vaterländischen Erde hingewirkt wird.
Es wird Ihnen deshalb unverzüglich ein neuer Gesetz=Entwurf über die Friedenspräsenzstärke des Heeres vorgelegt werden. Darin sind die bei der Berathung des früheren Entwurfs laut gewordenen Wünsche, soweit dies angänglich erschien, berücksichtigt und demgemäß die Anforderungen an die persönliche Leistungsfähigkeit und an die Steuerkraft des Volkes, soweit dies ohne Gefährdung des Zwecks geschehen konnte, herabgemindert.
Das Interesse des Reichs erheischt es, zumal im Hinblick auf den im nächsten Frühjahr bevorstehenden Ablauf des Septennats, daß der Gesetzentwurf mit thunlichster Beschleunigung verabschiedet wird, damit die diesjährige Recruten=Einstellung schon auf der neuen Grundlage vorgenommen werden kann. Eine Versäumniß des Termins dieser Einstellung würde sich auf mehr als zwei Jahrzehnte zum Nachtheil unserer Wehrkraft fühlbar machen. Um es Ihnen zu ermöglichen, Ihre Arbeitskraft ungetheilt der Berathung der Vorlage zuzuwenden, werden die verbündeten Regierungen davon absehen, die Session mit anderen umfassenden Vorlagen zu beschweren.
Wenngleich bei Mir und bei Meinen hohen Verbündeten die Ueberzeugung fortbesteht, daß die durch die Neugestaltung unserer Heereseinrichtungen bedingten Mittel zweckmäßig und ohne Ueberlastung auf dem Wege beschafft werden können, welcher in den im verflossenen Herbst vorgelegten Steuer=Gesetz=Entwürfen in Vorschlag gebracht war, so bildet doch die Deckungsfrage den Gegenstand fortgesetzter Erwägungen. Ich gebe Mich der Erwartung hin, daß Ihnen beim Beginn der nächsten Winter=Session Vorlagen zugehen werden, in welchen der Grundsatz, daß die Bereitstellung jener Mittel nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit und unter thunlichster Schonung der Steuerkraft erfolgen muß, noch vollständiger als in jenen Vorlagen zum Ausdruck gelangt. Bis zum Ablauf des gegenwärtigen Etatjahres werden für die Deckung des Mehrbedarfs die Matricularbeiträge heranzuziehen sein.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 2]

                          Geehrte Herren!
Unter schweren Opfern ist es gelungen, die deutschen Stämme durch ein festes Band zu einigen. Die Nation ehrt Diejenigen, welche für dieses Werk Gut und Blut eingesetzt und das Vaterland einem politischen und wirthschaftlichen Aufschwung zugeführt haben, welcher, wie er den Zeitgenossen zum Stolz und zur Freude gereicht, den nachkommenden Geschlechtern, wenn sie im Geist der Väter weiter bauen, des Reiches Größe und Glück verbürgt. Die glorreichen Errungenschaften zu wahren, mit denen Gott uns in dem Kampfe um unsere Unabhängigkeit gesegnet hat, ist unsere heiligste Pflicht. Solcher Pflicht gegen das Vaterland werden wir aber nur dann genügen, wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um ein zuverlässiger Bürge des europäischen Friedens bleiben zu können. Ich vertraue, daß Mir und Meinen hohen Verbündeten Ihre patriotische und opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Zieles nicht fehlen wird.
Der Kaiser hatte die Rede mit lauter Stimme vorgelesen und beim letzten Absatz einen besonders energischen Ton angenommen. Die beiden letzten Sätze wurden mit Beifall begrüßt. Als er geendet, geschah etwas ganz Unerwartetes. Mit lauter Stimme, der man die innere Bewegung deutlich anmerkte, setzte der Kaiser improvisirend hinzu:

"Und nun, meine Herren, gehen Sie hin; der alte Gott sehe auf Sie herab und leihe Ihnen seinen Segen zum Zustandebringen eines ehrlichen Werkes zum Wohl unseres Vaterlandes. Amen!"
Lebhafter, stürmischer Beifall folgte diesen Worten des Kaisers. Mit tiefer Verbeugung nahm der Reichskanzler die Thronrede wieder zurück und erklärte die Session des Reichstages für eröffnet. Graf Lerchenfeld brachte, als der Kaiser den Saal verließ, nochmals ein Hoch auf denselben aus, die Versammlung stimmte lebhaft in dasselbe ein, noch lange aber standen Gruppen von Abgeordneten in dem Saal. Die Feierlichkeit, der in der Hofloge die Botschafter Oesterreich=Ungarns und Italiens, sowie mehrere andere Mitglieder des diplomatischen Corps mit ihren Damen beigewohnt hatten, erreichte etwa 1/2 1 Uhr ihr Ende.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der dritten Kupfermühle auf der Bäck, welche der Kutscher Heinrich Schultz zu Schlagsdorf bisher gepachtet hatte, steht ein Termin auf

Freitag, den 14. d. Mts.
Nachmittags 3 Uhr
im Lokale des Gastwirth Spolert zu Bäck

an, wozu Pachtliebhaber hierdurch mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen in dem Verpachtungstermine bekannt gemacht werden, auch vorher auf der Domainenamts=Registratur eingesehen werden können.
Schönberg, den 6. Juli 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Selmsdorf sub Nr. 31 belegene Büdnerstelle c. p. des Schuhmachers Heinrich Jacobs daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präklusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 3. Juli 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Ziegeleibesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen und daselbst belegenen Kupfermühle c. p. ist ein Termin zur Erklärung über den Theilungsplan und zur Vertheilung der Masse vor dem unterzeichneten Amtsgerichte auf

Dienstag, den 18. Juli 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt. Der Vertheilungsplan liegt zur Einsicht der Betheiligten auf der Gerichtsschreiberei aus.
Schönberg, den 26. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    W. Wetzel.


Der Matrose Peter Joachim Heinrich Carl Stegmann, geb. am 18. November 1870 zu Rottendorf zuletzt daselbst

wird beschuldigt,
- als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebiets aufgehalten zu haben,
- Vergehen gegen § 140 Abs. 1 Nr. 1 St.=G.=B.
Derselbe wird auf

Dienstag den 3. October 1893
Vormittags 9 Uhr

vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg i. Meckl. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Herrn Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg zu Schönberg über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 4. Juli 1893.

Der erste Staatsanwalt.
Beglaubigt Blank
L. G. Protokollführer.


Haben Sie Sommersprossen?

Wünschen Sie zarten, weissen, sammetweichen Teint? - so gebrauchen Sie:

Bermann's Lilienmilch-Seife
(Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. a Stück 50 Pf. bei
Apotheker Montag.


Stählerne Schmiedesensen

aus der Sensenschmiede von Johann Lembcke in Criwitz empfiehlt unter Garantie

                                                    F. Reuter, Schleifer.


Italienische Weine
direkt importirt von 80 Pf. bis 3 M. die Flasche.
Feinste Tisch- und Kranken-Weine
Doppel Malzbier ärztlich empfohlen.
Limburger Käse 3 Stck. 50 a Stck. 18 Mark (Lübeck).
Fussbodenglanzöl a 38.
Margarine Nr. 1 a 70.
Gebr. Kaffee's von 1 M. 20 Mark (Lübeck). bis 1 M. 50 Mark (Lübeck).
vorzüglich im Geschmack empfiehlt                                                    
Max C. Sass.
Siemzerstraße und Schlauentrifft.

NB. Mein Geschäftslokal in der Schlauentrifft ist bereits eröffnet und bitte um gütigen Besuch.

                          Hochachtungsvoll
                                                    D. O.


Donnerstag Mittag ist ein Schlüssel von der Siemzerstraße bis zum Kalten Damm verloren gegangen.

Abzugeben in der Expedition.


Gesucht wird zum 24. Oct. d. J. eine ordentliche

Arbeiterfamilie (Drescher)

zu Hof Wahrsow p. Lüdersdorf.


Grosses Holzfest
am Sonntag den 9. Juli im Kirchbrook mit
Gesang=Vorträgen und Conzert,
ausgeführt von der ganzen Wittfoth'schen Capelle.
Abmarsch vom Vereinslokal nachmittags 1 1/2 Uhr.
Hierzu ladet freundlichst ein                          
Der Vorstand. des Männergesangvereins zu Rieps.

NB. Bei ungünstiger Witterung findet die Festlichkeit im Vereinslokal statt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 3]

Obenhaus & Scheidling,
vormals Carl Haase Nachfolger,
früherer Inhaber: Johannes Spehr.
Ratzeburg i. L.                           Am Markt 1.
Vignette

Um nach beendeter Inventur mit einem Theil des übernommenen Manufactur=, Leinen= und Confections=Lagers möglichst schnell zu räumen, eröffnen wir am Donnerstag, den 6. Juli unsern

Ausverkauf

Wir machen besonders aufmerksam auf die Auslage in Kleiderstoffen einfach wie eleganten Genres in guten Qualitäten.
Eine Partie reinwoll. Mousseline, pr. Mtr. M. 0,80, Buckskins, Beinkleider und Paletotstoffe.

Cattune, Gardinen, Leinen, Handtuchdrelle und Betttuchstoffe.

Eine Partie Hemdentuche pr. Mtr. M. 0,30, 0,38, 0,45.

Reste obiger Artikel werden besonders billig geräumt.
Steppdecken und wollene Schlafdecken.

Das gesammte Lager in Confektion, als

Regenmäntel, Staubmäntel, Jackets, Visites u. s. w. wird zu bedeutend ermäßigten Preisen verkauft.

Schluß des Ausverkaufs am
Sonnabend, den 15. Juli.


Pferd

Am 10. Juli stelle ich in Schönberg einen großen Transport Pferde zum Verkauf.

C. Reinck.


Gesucht ein
Kindermädchen
zum 24. Oktober von                                                    
Schönberg.                                                    Frau Actuar Breuel.


Wegen Krankheit meines jetzigen suche ich zu sofort oder 24. Oktober ein

kräftiges Mädchen.
Schönberg.                                                     Frau H. Ladendorf.


Ein in allen Arbeiten erfahrenes

junges Mädchen

sucht zu Michaelis evt. 24. Oktober Stellung, gute Zeugnisse vorhanden.
Gefällige Offerten mit Lohnangabe sind unter A. B. in der Exped. d. Blattes einzusenden.


Möbelversicherungs-Verein im Fürstenthum Ratzeburg zu Schlag-Resdorf.

In der diesjährigen Generalversammlung wurde beschlossen, um zur Sicherheit der Mitglieder einen größeren Kassenvorrath anzusammeln (§. 25 d. St.), einen einfachen Beitrag für das halbe Jahr vom 1. Januar bis 1. Juli d. J. zu heben. Die Beiträge sind bis zum 20. Juli d. J. an die Kreisvorsteher zu entrichten. Spätere Zahlungen werden nur noch gegen Erlegung eines Strafsatzes (§ 26. d. St.) entgegengenommen. Bemerkt wird noch, daß die Beiträge nicht von den Kreisvorstehern abgeholt werden.

                                                    Der Vorstand.


Möbelversicherungs=Verein
im Fürstenthum Ratzeburg,
Kreis Schönberg.
Versammlung
im Boye'schen Gasthause                                                    
am Sonntag, den 9. Juli, nachmittag 2 Uhr
Tagesordnung:
Wahl eines Kreisvorstehers.                          
                                                    Der Vorstand.


Am Sonntage und während der Königschußtage
Gesangs= und humoristische Vorträge
der Gesellschaft Stoll aus Lübeck
in meinem Zelt auf dem Schützenplatze.                          
Um zahlreichen Besuch bitte ergebenst.
                                                    J. Krüger.


Zum
Scheibenschießen
am 13. und 14. Juli
ladet freundlichst ein
Thandorf.                                                     J. Haack.
Ball findet Freitag statt.


Kriegerverein Carlow.

Am Sonntag ds. 9. ds. Mts. nachmittags um 3 Uhr

allgemeine Versammlung
im Vereinslokal.

Tagesordnung: 1) Einführung der neu aufgenommenen Mitglieder, 2) Sedanfeier, 3) Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.


Verloren am Freitag Vormittag auf dem Wege von Hof Wahrsow nach Rupensdorf ein Packet mit Kinderleibwäsche. Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung abzugeben auf Hof Wahrsow.


Für die uns zu unserer silbernen Hochzeit erwiesene Aufmerksamkeit herzlichen Dank.

                                                    G. Breuel und Frau
                                                    geb. Maaß.


Am Dienstag, den 10. Juli

beginnt die Renovirung der hiesigen Kirche und werden die Besitzer der Kirchstühle ersucht, am Montag die darin befindlichen Sachen zu entfernen.
Schönberg, den 5. Juli 1893.

                                                    Kaempffer.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 4]

         Zu dem am Montag, den 10. und Dienstag, den 11. Juli d. J. hieselbst stattfindenden

Königschuß

laden wir die geehrten Bewohner von Stadt und Land so höflich als ergebenst ein.
         Schönberg, den 7. Juli 1893.

Kapitain und Schaffner der Schützenzunft.
C. Schultze.           J. Greiff.           H. Soltmann.
~~~~~~~~~~~~~
Fest-Programm.

Zur Vorfeier am Sonntag Nachmittag die üblichen Ständchen. - Abends: Harmonie=Musik im Schützenhause. - Um 11 Uhr Abends: Zapfenstreich.
Montag, den 10. Juli: Morgens 5 Uhr: Reveille durch die Stadt. - Um 7 Uhr: Antreten der Schützen vor "Spehr's Hotel". Festmarsch durch die Stadt. Nach Ankunft im Schützenhause: Beginn des Schießens nach der Königsscheibe und den beiden Gewinnscheiben. - Frühstück bei Tafelmusik. - Von 4 Uhr Nachmittags bis zum Einmarsch: Concert, ausgeführt von der aus 24 Mann bestehenden Stadt=Kapelle aus Wismar, unter persönlicher Leitung des Herrn Musikdirektors Jul. Müller. Entrée für Nichtmitglieder à Person 50 Pfennig.

Dienstag, den 11. Juli: Ausmarsch, Schießen, Nachmittags von 4 Uhr an bis zum Einmarsch Concert der Schönberger Vereinsmusiker, unter persönlicher Leitung des Herrn Musikdirektors L. Creutzfeldt.

5 Uhr: Ziehung der Tombola.

Abends: Großer Ball im Schützenhause gegen Entrée für Herren M. 1,50 und für Damen 50 Pfg.

Mittwoch, den 12. Juli: Abends 8 Uhr: Festball im Schützenhause nur für Ehren= und Zunftmitglieder, welche als Legitimation die betreffende Medaille mit Schleife zu tragen haben.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 9. Juli 1893.
Tanzmusik
An beiden Königschußtagen
Tanzmusik
am ersten Tage a Tanz 10 Pf.


Danksagung.

Allen Denjenigen, welche meiner lieben Frau Anna geb. Gräber und unserer lieben Tochter die letzte Ehre erwiesen haben, sagen wir unsern bester Dank; insbesondere dem Herrn Pastor Horn für seine unvergeßlich trostreichen Worte. Denselben Dank geben wir für alle reichlichen Blumenspenden.

Der tiefbetrübte Gatte Joachim Groth
u. die trauernden Eltern.


Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse starb am 5. Juli Abends 1/2 7 Uhr meine liebe Frau und meiner Kinder liebevolle Mutter

Catharine Clasen, geb. Grevsmühl

im 55 Lebensjahr.
Tiefbetrübt zeigen Namens der Hinterbliebenen allen Verwandten und Bekannten diesen Trauerfall an.

Schönberg.                                                     J. Clasen.
Die Beerdigung findet am
Sonnabend Mittags 12 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 9. Juli.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
    Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 50-52 M., Sauen 36-45 M., Kälber 45-65 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 25.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 52 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Juli 1893.


- Ueber den gegenwärtigen Stand der Eisenbahnangelegenheit Rehna=Schwerin erfahren wir Nachstehendes: Das von der Generaldirektion der mecklenburgischen Eisenbahnen der Landesregierung vorgelegte Kartenmaterial enthält auf der Strecke von Schwerin bis Gadebusch drei Linien, und würde der Bahnhof Gadebusch im günstigsten Falle beim Gadebuscher Schützenhause, also in unmittelbarer Nähe der Stadt, erbaut werden. Von dort würde für die Strecke Gadebusch=Rehna, wo es sich nur um eine Linie handelt, die Bahn unter Umgehung des Neddersees die gräflich v. Bernstorffsche Begüterung, namentlich bei Klein=Hundorf berühren, bei Holdorf die Chaussee schneiden und über die Feldmarken Holdorf und Nesow die Stadtfeldmark Rehna erreichen, wo auf der Forstinspektionsbeamtenkompetenz an der Nesower Chaussee der Bahnhof gedacht ist. Für die nächste Zeit handelt es sich, nachdem die Linien abgesteckt sein werden, um die kostenfreie Lieferung des Terrains, worauf der Bau selbst in Angriff genommen werden dürfte.
- Vor dem Großherzogl. Amtsgericht zu Rehna wurde am 1. Juli die Erbpachthufe Nr. 12 zu Bülow im Zwangsversteigerungsverfahren dem Erbpächter J. Ditz in Bülow für sein Meistgebot von 29 100 Mark unter Vorbehalt der Genehmigung der Großherzogl. hohen Kammer zu Schwerin zugeschlagen. Der Verkaufspreis versteht sich ohne Inventar.
- Die Telephonleitung Schwerin=Wismar=Rostock=Güstrow und Wismar=Lübeck=Hamburg wird demnächst hergestellt werden.


- Vom Kaiser waren dem Geheimrath Dr. von Pettenkofer anläßlich seines 50jährigen Doktorjubiläums der preußische rothe Adlerorden mit dem Stern und vom Prinzregenten das Comthurkceuz des bayerischen Kronenordens verliehen worden.
Der Kaiser hat die Nordlandreise für dieses Jahr definitiv aufgegeben. Es liegt in der Absicht des Kaisers, gegen den 1. August, bis zu welchem Termin voraussichtlich die Entscheidung über die Militärvorlage gefallen sein wird, sich nach Cowes in England zu begeben.
Dem Reichstag ist die Militärvorlage bereits zugegangen. Die erste Lesung wird heute Freitag stattfinden.
- Der "Gouiec Wielkopolski", ein echtes Polenblatt, theilt mit, daß der Abg. v. Koscielski mit seiner Gemahlin auf eine Einladung des Kaisers nach Kiel gereist sei, und fordert die Fraktion der Polen im Reichstag auf, die Zustimmung zur Militärvorlage davon abhängig zu machen, daß die polnische Sprache in sämmtlichen Schulen Oberschlesiens, Großpolens, Westpreußens und Ermelands gestattet werde. Wenn der Reichskanzler darauf nicht eingeht, beschwört das Blatt die Fraktion, sich auf keine Verhandlung einzulassen.
- Die kgl. sächsische Staatsbahnverwaltung hat jetzt wegen des herrschenden Futtermangels die Tarife für alle Futterstoffe durch Einführung eines Ausnahmetarifs ermäßigt.
- Gerüchtweise verlautet, wie dem "Hb. K." aus Erfurt gemeldet wird, behufs theilweiser Deckung der Kosten der Militärvorlage sei eine Reichseisenbahn=Fahrkartensteuer vorgeschlagen.
- Herzog Ernst Günther von Schleswig=Holstein, der Bruder der Kaiserin, wird Ende August oder Anfang September die beabsichtigte Reise nach Amerika zum Besuch der Weltausstellung in Chicago antreten.
- Das Befinden der Fürstin Bismarck hat sich soweit gebessert, daß Professor Schweninger Freitag nach Berlin zurückkehren konnte. Vor Ende Juli wird der Fürst jedoch Friedrichsruh kaum verlassen. Der Fürst hat sich bereit erklärt, am 8. Juli, die von der Kieler Zusammenkunft zurückkehrenden Sekretäre der Deutschen Handels= und Gewerbekammern zu empfangen.
- Bei dem diesjährigen Musterungsgeschäft soll sich ergeben haben, daß die Zahl der wirklich diensttauglichen zur Einstellung in den aktiven Dienst vorgemusterten Mannschaften um 90 000 bis 100 000 Mann höher ist, als der gesamte Rekrutenbedarf.
Der Bundesrat hat am Montag in Berlin eine außerordentliche Sitzung abgehalten, in der die Militärvorlage, entsprechend den Anträgen des Heeres= und Finanzausschusses, unverändert genehmigt worden ist. Ebenso hat der Entwurf einer Verordnung, betr. das Verbot des Ausfuhr von Streu= und Futtermitteln, nah dem Antrag der Ausschüsse die Zustimmung des Bundesraths erfahren. Die Verordnung soll sofort veröffentlicht werden und ungesäumt in Kraft treten.
- Aus Wien wird jetzt gemeldet, daß auch der Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Oesterreich und Rußland in naher Aussicht stehe.
- Der Großfürst=Thronfolger von Rußland ist in Begleitung des Herzogs von Edinburg, des russischen Botschafters Staal und eines glänzenden Gefolges am 1. Juli Nachmittags zum Besuche der Königin Victoria nach Windsor abgereist. Eine zahlreich versammelte Menschenmenge begrüßte den Großfürsten am Paddington=Bahnhofe mit sympatischen Zurufen.
- In dem Vortrag, den Professor Koch am Mittwoch voriger Woche vor den Abgeordneten des preußischen Landtags über die Cholera gehalten hat, suchte derselbe nachzuweisen, daß das Wasser der Hauptträger der Verbreitung der Seuche sei. Die Einschränkung des Warenverkehrs sei unnötig, da die Cholerakeime durch Waren in trockenem Zustand nicht verschleppt werden könnten. Auch sei der Personenverkehr nicht zu beschränken, sondern nur auf eine gewisse Zeit zu überwachen. Da sich die bisherige Ueberwachung der Flüsse bewährt habe, müsse mit ihr fortgefahren werden; es sei dann Hoffnung vorhanden, daß die Cholera im Winter ganz verschwinden werde.
- Die Freisinnige Vereinigung gelangt nun doch auf die Stärke, die zur Bildung einer Fraktion erforderlich ist. Der in Schwarzburg=Rudolstadt gewählte Lüttich, der im Wahlkampf als Liberaler aufgetreten war, ohne seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fraktion zu erwähnen, hat der Feisinnigen Vereinigung beitreten zu wollen erklärt. Er ist deren fünfzehntes Mitglied. Durch die Spaltung der Freisinnigen Partei und durch die Erstarkung des Antisemitismus bekommt der Reichstag zwei Fraktionen mehr als er bisher gehabt hat. Die Wirkung davon wird sich auch geschäftlich zeigen, indem jede Fraktion Anspruch darauf hat, in den Kommissionen vertreten zu sein. Süddeutsche Volkspartei und Welfen werden durch den Wahlausfall in ihrer Geschäftslage nicht beeinflußt; dagegen ist es von Wichtigkeit, daß namentlich die Antisemiten einen Anspruch auf Vertretung sowohl in den Kommissionen wie auch im Seniorenkonvent haben.
- Die türkische Regierung hat mit der Firma Krupp in Essen einen Vertrag über die Lieferung von Lafetten und Geschossen im Gesammtpreise von 120 000 türkischen Pfund abgeschlossen. Die geplante Bestellung von Festungs= und Feldgeschützen ist auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden.
- In den Weinbergen bei Sitten (Wallis) giebt es schon ordentlich reife, genießbare Trauben. Es ist überhaupt dort trotz einiger Frostschäden schöne Aussicht auf eine große und gute Weinernte.
- Am Montag veranstalteten in Paris eine Anzahl Studenten vor der Polizeidirektion eine stürmische Kundgebung gegen den Polizeidirektor Lozé, es gab ernste Ruhestörungen. Der Handlungsgehilfe Nuger, welcher sich zufällig in einem Café befand, das die Polizei gewaltsam räumte, wurde mit einem geschleuderten Zündholzbehälter ins Genick getroffen und verstarb nach wenigen Stunden.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 52 Seite 6]

- Um dem ferneren Niedergang des Silberwerthes entgegen zu wirken, setzte die Regierung in Mexiko alle Beamtengehälter um 10 Proz. herab, woraus sich eine Ersparnis von 1 800 000 Dollars jährlich ergiebt.
- Ueber den Untergang des englischen Schiffes "Viktoria" wird jetzt aus Malta berichtet, daß der mit dem Schiff untergegangene Vizeadmiral Tryon sofort nach der Kollision erklärt habe, dieselbe sei seine eigene Schuld. Zwischen den Schiffen sei nicht genügend Raum gewesen, um das von Tryon geleitete Manöver auszuführen. Kontre=Admiral Markhahn, an Bord des "Camperdown", habe die Gefahr erkannt und gezögert, der Ordre Folge zu leisten, als jedoch darauf Tryon signalisiert habe: "Was macht Ihr?" habe Markham den "Camperdown" vorwärts gehen lassen mit dem bekannten Resultat. In einem anderen Telegramm heißt es: "Wenn der Befehl ganz ausgeführt worden wäre, so hätten alle Schiffe des Geschwaders miteinander kollidiert."
Der von Lordmayor in London gesammelte Fonds für die Hinterbliebenen hat bereits die Summen von 500 000 M. erreicht.
- Im Radfahrerkostüm erschien dieser Tage vor dem Schwurgericht zu Potsdam ein Zeuge; derselbe war per Zweirad von Brandenburg a. d.
H. gekommen. Der Vorsitzende, Landgerichtsrath Stüber, ertheilte dem jungen Mann einen Verweis, da es nicht taktvoll sei, im Radfahrerkostüm vor Gericht zu erscheinen. Als schließlich die Verhandlung vertagt wurde, bat der Radfahrer, ihn vom Erscheinen im nächsten Termin dispensieren zu wollen, er müsse die Distanzfahrt Wien=Berlin mitmachen! Es wurde ihm nun energisch klar gemacht, daß die staatsbürgerlichen Pflichten dem Sport vorgehen.
- Vorkehrung für russische Getreidetransporte. Aus St. Petersburg wird geschrieben: Das russische Ministerium der Communicationswege hat bei der in Aussicht stehenden reichen Ernte zur Sicherheit der Möglichkeit der Massenbeförderung von Getreide sämmtliche Eisenbahn=Direktionen beauftragt, zum 22. Juli über den Umfang des für den Herbst zu erwartenden Frachtverkehrs zu berichten. Alle für den Getreidetransport in Betracht kommenden Bahnen sind außerdem angewiesen worden, sämmtliche Remontarbeiten bereits so frühzeitig vorzunehmen, daß sie den gesteigerten Ansprüchen des Frachtverkehr in allen Stücken zu genügen im Stande sind.
- Das größte Geschäft der Welt. Chicago ist der Sitz des größten Geschäftes der Welt. Es wird das niemand bestreiten, der den nachstehenden Ausweis von Armour u. Co. für das am 1. April 1893 endende Jahr liest. In diesem Jahre schlachtete die Firma 1 750 000 Schweine, 1 800 000 Rindvieh und 625 000 Schafe, und ihre Verkäufe beliefen sich auf 102 000 000 Dollars. Sie beschäftigte 11 000 Leute, denen sie zusammen 5 500 000 Dollars Löhne zahlte. Zur Fortschaffung ihrer Erzeugnisse an Schinken, Speck, Schmalz etc. waren 4000 Eisenbahnwagen und 700 Pferde in fortwährendem Betrieb, außerdem beschäftigte sie noch 750 Mann in ihrer Leimfabrik, welche 12 000 000 Pfd. Leim erzeugte. In den Schweineschlächtereien der Firma wurden an einem Tage rund 5000 Borstenthiere verarbeitet, im Winter bis zu 10 000 an einem Tage, ferner gegenwärtig 4500 Stück Rindvieh täglich. Für den Laien interessant sind auch die großen Gefrierhäuser und Pöckelhallen. Armour beherrscht vollständig den Weltmarkt in Schweinefleisch und Schmalz. Zugleich ersieht der Leser daraus, welche wichtige Rolle auf dem ganzen Erdenrunde das Schwein spielt! Da findet man es begreiflich, daß der Dichter und Leiter des "Kladderadatsch", J. Trojan, sich zu einem Hymnus auf das edle Borstenthier in klassischen Hexametern emporschwingen konnte; da wird erst dem realistischen Geschlechte der Gegenwart Uhlands "Metzelsuppenlied" verständlich mit seinen Versen:
            Wenn solch ein Fleischchen, weiß und mild,
            Im Kraute liegt, das ist ein Bild,
            Wie Venus in den Rosen!
- Fürstinnen als Regimentschefs. Nicht weniger als sieben Fürstinnen finden wir zurzeit in der Rangliste der deutschen Armee als Chefs von Regimentern. Am längsten im Besitze dieser Ehrencharge ist die Kaiserin Friedrich, welche seit 1861 Chef des Leib=Husaren=Regiments Kaiserin (Nr. 2) ist. Ihr folgt in der Anciennetät die Prinzessin Friedrich Karl als Chef des Drag.=Regiments von Arnim (2. Brandenburgisches Nr. 12). Als dritte folgt die Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien, als Chef des nach ihr benannten Garde=Dragoner=Regiments, dann dem Datum der Ernennung nach: Die Prinzessin Albrecht, Gemahlin des Regenten von Braunschweig, als Chef des 1. Hannoverschen Infanterie=Regiments Nr. 74; Auguste Viktoria, regierende Kaiserin von Deutschland, als Chef des Füsilier=Regiments Königin, Schleswig=Holsteinisches Nr. 86; Prinzessin Arthur von Großbritannien und Irland, Herzogin von Connaught, Chef des Infanterie=Regiments Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen, 8. Brandenburgisches Nr. 64; endlich die Königin=Regentin der Niederlande als Chef des Infanterieregiments Prinz Friedrich der Niederlande, 2. Westfälisches Nr. 15.
- Ein findiger Kopf ist unstreitig der erst neunjährige kleine Emil, Sohn des in der Strelitzerstraße in Berlin wohnenden Handwerkers E. Am Sonntag gerieth der Junge in Verlegenheit, da bei ihm nämlich Mangel an Knöpfen eingetreten war, die er zu gewissen Spielen benöthigte. Emil war aber im Besitze eines alten Bilderbuches. Rasch entschlossen schnitt er dasselbe auseinander und veranstaltete ohne jede behördliche Erlaubniß eine Lotterie. Für jedes Loos war ein Knopf zu zahlen und hatte der Loosinhaber die Aussicht, im Glückfalle bei der Ziehung ein Bild zu gewinnen. Dies hielt allerdings etwas schwer, da Emil es für gut befunden hatte, auf etwa hundert Loose nur drei Gewinne zu bestimmen Unter der kinderreichen Gegend verbreitete sich die Kunde von der Knopflotterie wie ein Lauffeuer und in Schaaren strömten die Kinder herbei, um Hände und Taschen voll Knöpfe an den listigen Emil los zu werden, der mit denkbar erbarmungslosester Rücksichtslosigkeit den Spielteufel in den Seelen anderer Jungens dermaßen zu wecken verstand, daß dieselben in blinder Wuth sich zuletzt von Jacken, Weste, Hose und sonst irgend sämmtliche Knöpfe abschnitten. In vielen Häusern der Straße gab es gegen Abend viel Heulen und Zähneklappern, und mit Entrüstung sprachen die Mütter und Frauen von der gottlosen Lotterie, die der "infamichte Bengel" eingerichtet hatte.
- Erschienen ist eine Schrift, betitelt: "Der Sieg über die Cholera." Die Entdeckung der wahren Ursache, Verhinderung und Heilung der Cholera, nebst einer Anweisung, aus unseren Nahrungsmittel Bacillen herzustellen. Von Alfred, Conrad Biese, Berlin 1893, in Fußingers Verlag zum Preise von 1 M. erschienen. Der Verfasser führt in seiner Schrift die gewiß weit über die Grenzen unseres deutschen Vaterlandes hinaus Aufsehen erregen wird, in der Hauptsache aus, daß die Cholera eine Blutvergiftung ist, hervorgerufen durch Ammoniak und dessen Derivate, welche Ursachen derselben zu Grunde liegen, warum seit 1820 Choleraepidemien auftreten, weshalb die Cholera zur Weiterverbreitung Karawanen=, Schienen=, Flußwege und große Verkehrsstraßen mit Vorliebe einschlägt, aus welchem Grunde Hafenstädte hauptsächlich den Sitz der Cholera bilden unter Berücksichtigung der letzten Choleraepidemie in Hamburg, ferner welche Schutzmaßregeln eine Epidemie unmöglich machen, und daß wir ein schnell wirkendes, vom Verfasser combinirtes Heilmittel haben, dessen Angabe in der Schrift erfolgt. Seinen Hauptschlag gegen die heute herrschende Theorie führt der Verfasser, ein Mann, der sich Jahre lang mit dem Wesen der Infektionskrankheiten beschäftigt hat, neben der Aufstellung der frappierenden Aehnlichkeit in den Erscheinungen einer Ammoniakvergiftung und der Cholera am Ende seiner Schrift durch eine Anweisung, Cholerabacillen aus unseren Nahrungsmitteln herzustellen. Jedenfalls sind die in der Schrift hervortretenden Gedanken vollkommen neue und die letzten Ausführungen geradezu Erstaunen erregende. Hoffen wir, daß das Buch seinen Hauptzweck, der leidenden Menschheit zu helfen, erfüllt und recht viele Leser findet.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD