No. 51
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Juli
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 1]

              Das Hineinschütten von Steinen, Schutt, Abfall und Erde, wie jegliches Hineinwerfen von Steinen, Holz, Reisern pp. in die Maurine und in den Oberteich wird bei Strafe bis zu 60 M. oder 14 Tagen Haft untersagt.
              Die Gendarmen und Diener werden jede Contravention unnachsichtlich zur Anzeige bringen. Auch wird das Publikum ersucht, mit Rücksicht auf die vielen Mißstände, welche durch Stauungen in der Maurine veranlaßt werden, jeden Unfug oben bezeichneter Art von Kindern thunlichst zu untersagen, beziehungsweise anzuzeigen.
              Schönberg, den 23. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Der deutsche Ausfuhrhandel hat sich nach amtlichen Angaben in diesem Jahr bisher, wie folgt, gestaltet:
Mai Einfuhr 2 617 364 t, mehr 78 276 t, Ausfuhr 1 678 650 t, mehr 23 712 t. 1. Januar bis Ende Mai Einfuhr 10 942 360 t, weniger 224 627 t, Ausfuhr 8 270 527 t, mehr 743 735 t. Bei der Mehrausfuhr im Januar bis Mai gegen das Vorjahr ist namentlich bemerkenswert diejenige von Droguerie=, Apotheken und Farbwaren, Posamentier= und Knopfmacherwaren, seidenen Zeugen, halbseidenen Bändern und Strumpfwaren, von Zink und Zinkwaren, von Zucker und Melasse, Mehl, Kartoffelmehl und Stärke.
Unter dem Vorsitz des Prinzen Albrecht von Preußen hat am Dienstag Vormittag im Palais des Prinzen in Berlin ein Kapitel des Johanniter=Ordens stattgefunden.
Als Preisrichter werden aus Deutschland etwa 40 Sachverständige nach Chicago gehen. Der Reichskommissar Geh. Rat Wermuth hat anfänglich mehr vorgeschlagen gehabt, doch sind seine Vorschläge an der Geldfrage gescheitert. Die Sachverständigen erhalten je eine Entschädigung von 750 Dollars, die von der amerikanischen Regierung gezahlt werden. Die berufenen Personen werden ihre Reise Mitte Juli antreten.
- Der russische Thronfolger ist am Dienstag von St. Petersburg über Königsberg und Berlin ins Ausland gereist, um in London der Vermählung des Herzogs von York beizuwohnen.
- Die Beurlaubung von Soldaten während der Erntezeit ist eine von der Landwirthschaft in früheren Jahren stets mit Dank empfundene Gepflogenheit der Militärverwaltung, welche der Landwirthschaft bei ihrer gegenwärtigen Nothlage in noch höherem Maße als sonst zu statten kommen wird. Dem Vernehmen nach sind die Regiments= und Bataillonskommandos von zuständiger Stelle bereits angewiesen worden, Soldaten zur Unterstützung ihrer Angehörigen bei der Ernte, soweit die dienstlichen Interessen dies gestatten, in die Heimath zu beurlauben.
- Die Verordnung betr. das Ausfuhrverbot von Futtermitteln und Streu ist am Donnerstag vom Bundesrath an den Ausschau überwiesen worden. Dasselbe bedarf der Genehmigung des Reichstags nicht, sondern kann laut den Zollvereinsverträgen nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths sofort erlassen werden.
- Prinz Ruprecht von Bayern hat, wie aus München gemeldet wird die Einladung des Kaisers zu den Kaisermanövern angenommen.
- Das Reichsgericht in Leipzig hat die von 16 Gesellschaften eingelegte Revision gegen das Urtheil des Oberlandesgerichts Hamburg, wodurch diese zur Zahlung der Versicherungssumme von 230 000 Mark für das verloren gegangene Schiff Johann Orths (Erzherzog von Oesterreich) verurtheilt sind, verworfen.
- Vom Berliner Landgericht wurde am Dienstag der Abg. Ahlwardt wegen Beleidigung der Gesammtheit der preußischen Beamten, insbesondere des Justizressorts, begangen in einer Essener Rede, zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Die Spanische Regierung schloß soeben mit der Firma Ludwig Löwe u. Comp. in Berlin die Lieferung von 25 000 Mausergewehren und zehn Millionen rauchloser Patronen ab.
- Von einem "besorgnißerregenden Zustand" der Fürstin Bismarck kann nach dem "Hamburger Correspondenten" keine Rede sein. Die Fürstin ist Anfang der Woche allerdings nicht ganz wohl gewesen; sie soll an einem Magenübel leiden. Ihr Zustand hat sich jedoch bereits gebessert.
- In die Kathedrale zu Longwy an der Mosel schlug während des Gottesdienstes der Blitz ein, wodurch die Kirche in Brand gerieth. Infolge des entstandenen Gedränges wurden zahlreiche Personen verletzt und die Kirche vollständig zerstört.
- Das Schwurgericht zu Ellwangen verurtheilte den 31jährigen Kutscher Barth von Königsbronn, der dem Bauern Fischer aufgelauert, ihn niedergeschossen und ihm 550 Mark geraubt, wegen Raubmordes zum Tode.
- In München ist vor einigen Tagen der Grundstein zu einer dritten protestantischen Kirche gelegt worden.
- In Elbing wurde das Raubmörderpaar Karl Collin und Rosalie Schnack durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg hingerichtet.
- In der Scholzschen Fabrik zu Mainz gerieth am Freitag Morgen eine Fabrikarbeiterin aus Unvorsichtigkeit mit dem Kopf in eine Papierschneidemaschine; es wurde ihr der Kopf buchstäblich vom Rumpfe getrennt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 2]

- In Nürnberg ist der einzige Sohn des Reichsrath v. Faber, Wilhelm, Mitbesitzer der weltberühmten Bleistiftfabrik ohne Mannesnachkommen gestorben.
- Nach amtlicher Mittheilung sind von den 637 erkrankten Mannschaften des Infanterie=Leibregiment in München 6 gestorben, 173 geheilt, 280 noch an Abdominaltyphus, 168 an Influenza, Lungen= und Halsentzündung oder Gelenkrheumatismus erkrankt. Man befürchtet, daß ein Theil der Influenzakranken noch thyphös erkranken wird. In den heißen Tagen sollen die provisorisch in Artilleriebaracken untergebrachten gesunden Mannschaften überaus unter der Hitze zu leiden gehabt haben, da die unter dem Dach gelegenen Räume nicht genügend frische Luft haben sollen. Ein Blatt will sogar wissen, daß zwei Todesfälle auf diesen Umstand zurückzuführen seien.
- Bei dem Untergang des Panzerschiffes "Viktoria" ist nach der Erklärung des Parlamentssekretärs der Admiralität am Montag abend im englischen Unterhaus der Menschenverluft geringer gewesen, als anfangs geglaubt wurde. Nach den neuesten Feststellungen seien dabei 22 Offiziere und 238 Mann von der Besatzung ums Leben gekommen, 29 Offiziere und 287 Mann gerettet worden. Dem "Reuterschen Bureau" werden aus Beirut noch nachfolgende Einzelheiten gemeldet: Das Geschwader hatte in zwei parallelen Linien Aufstellung genommen. Die eine war von der andern etwa 6 Kabellängen entfernt. Jedes Schiff hielt zwei Kabellängen Entfernung vom nächstfolgenden. Die "Viktoria" und der "Camperdown" bildeten die Spitzen der zwei Linien. Dann befahl der Admiral die Bildung des Geschwaders in eine einzelne Linie. In Ausführung dieses Manövers stieß der "Camperdown" mit der "Viktoria" zusammen. Der Widder des "Camperdown" bohrte sich in den Bug der "Viktoria" mit furchtbarer Gewalt hinein, die "Victoria" fast entzwei schneidend. Die Katastrophe geschah um 1/2 4 Uhr. Tryon gab der "Viktoria" die Richtung gegen das Land, um dieselbe festzufahren. Die an Bord befindlichen Kranken und Gefangenen, sowie die ganze Besatzung wurden auf die Schiffsbrücke beordert. Durch das große Leck drang das Wasser rasch ein, das Schiff sank mit dem Bug voran. Tryon befahl: "Rette sich, wer kann!" und alles stürzte sich in die Wellen hinab; Tryon allein blieb auf der Kommandobrücke stehen. Der Hochbootsmann reichte ihm einen Rettungsgürtel, den er indessen verschmähte. Die "Viktoria" nahm, in der Bewegung fortfahrend, immer mehr eine senkrechte Stellung ein, das Hintertheil über dem Wasser. Darauf legte das Schiff sich zur Seite, sank mehr und mehr und war nach 10 Minuten vollständig im Wirbel verschwunden. Als das Schiff unterging, explodirten die Dampfkessel mit furchtbarem Knalle. Die Boote des Geschwaders retteten so viele Mannschaften als möglich, aber der durch das Sinken des mächtigen Panzerschiffes verursachten reißenden Strömung konnten selbst die tüchtigsten Schwimmer nicht Widerstand leisten. Die "Viktoria" liegt 70 Faden tief, ihre Hebung wird als ganz unmöglich erachtet. Der "Camperdown" wurde durch Schließung der wasserdichten Kammern und Pumpenarbeiten schwimmend gehalten. Die kriegsgerichtliche Untersuchung zur Ermittlung der Ursache des Zusammenstoßes findet demnächst in Portsmouth an Bord des Flaggschiffs "Viktory" unter dem Vorsitz des Hafenadmirals Lord Clanwilliam statt.
- An Stelle des mit dem englischen Kriegsschiff "Viktoria" untergegangenen Admirals Tryon ist der Admiral Seymour zum Chef des Mittelmeergeschwaders ernannt worden.
- Wie aus Rom gemeldet wird, erschoß sich im "Hotel des étrangers" zu Monaco der reiche Getreidehändler Mendieroz, nachdem er 800 000 Fr. im Roulette verloren hatte.
- Jetzt wird auch der Ausbruch der Cholera in Paris zugestanden. An einem Tage kamen fünf Choleratodesfälle vor, davon drei innerhalb der Bannmeile.
- Gleich wie an andere Burgruinen, knüpft sich auch an das verfallene Schloß Teck, nach welchem die Familie der Braut des britischen Thronerben ihren Namen führt, eine Sage, die in verschiedenen Variationen bis auf die Neuzeit überliefert worden ist. An die kampfeslustige Ritterzeit knüpft die Sage an. Es waren einmal drei Brüder, die gemeinsam über die Burg und das Gebiet derselben herrschten. Weit in's Land hinein drang der Ruf ihrer Tugenden und ihrer Einigkeit. Da brachte die Liebe zu einem schönen Burgfräulein ihnen Verderben und Tod. Ebenso wie alle drei in heftiger Leidenschaft zu dem einen Weibe entbrannt waren, konnte diese angesichts der Schönheit und Würdigkeit ihrer Bewerber sich für Keinen entscheiden. Da beschlossen die Brüder, um die Geliebte zu kämpfen; trotz der flehentlichen Abmahnungen ihrer alten Mutter, waren sie von Stund' an unversöhnliche Feinde. So kam es, daß sie alle drei in den zwischen ihnen beginnenden Fehden untergingen. Von der Mutter der drei Brüder wird berichtet, daß sie allnächtlich von dem unterirdischen Verließ in Burg Teck, wo sie einst beigesetzt worden, ihren Weg nach jenem Thurm nehme, in dem ihre Söhne auch, nachdem sie gefallen, noch ihren Kampf fortsetzten. Soweit die Sage vom Schloß Teck. Ein eigenartiger Zufall will es, daß eine Prinzessin von Teck in unseren Tagen ebenfalls von zwei prinzlichen Brüdern geliebt wurde, nur daß hier ein trauriges Verhängniß den einen der Brüder vor dem anderen dahinraffte und die Geschichte im Uebrigen nicht mit Blutvergießen und Untergang, sondern - mit einer Hochzeit endet! . . .
- "Wippchen in Chicago." Auch "Wippchen," der einst bekannte Bernauer Berichterstatter der "Wespen" ist - im Geiste in Chicago gewesen; er berichtet von zwei genialen Erfindungen, die er - auf seinem Bernauer Redaktionssessel geschaut hat, folgendes: Der singende Theekessel. Bekanntlich singt der Theekessel, wenn das Wasser in demselben kocht. Nun hat ein genialer Fabrikant einen Theekessel hergestellt, welcher beliebte Arien singt und zum Tenor=, Baß= oder Bariton=Arien, je nach der Liebhaberei des Käufers. Für Leute, welche keine Eile mit dem Thee haben, singt der Theekessel auch ganze einaktige Opern und Operetten. So hörte ich einen Galatheekessel, sowie einen, der die Cavaleria rusticana gesungen hat. Um Stöcke und Schirme niemals irgendwo stehen zu lassen, hat ein findiger Kopf einen Apparat erfunden, den er "Vergißmeinnicht!" nennt und der sehr leicht an dem Stock oder Schirm anzubringen ist. Es ist dies eine Maschine mit einem Uhrwerk, ähnlich dem, welches der Massenmörder Thomas für seine Höllenmaschine anschaffte. Sie wiegt höchstens 30 Pfund. Jede 5 Minuten fällt aus dieser Maschine ein Schuß, welcher den Stock= und Schirmbesitzer daran erinnert, daß er beim Fortgehen nicht vergessen zu sein wünscht. So theuer der Apparat ist, - er kostet 60 Doll. und jeder Schuß etwa 25 Cents, - so macht er sich doch im Laufe der Zeit reichlich bezahlt.
- Das allerneueste Doktorkoupee. Ein Arzt in der beleg. Stadt Gent hat sich für den Preis von 6000 Frks. in der Schweiz einen mittels Naphta getriebenen Wagen bauen lassen und fährt seit Mittwoch in der Stadt umher. Der Wagen ist vierrädrig, giebt vier Personen Platz und kann bis 20 Kilometer in der Stund zurücklegen; es wird kein Rauch, aber ein starker Naphtageruch bemerkbar; stündlich verbraucht der Wagen für 50 Mark (Lübeck). Naphta. Auf dem Vordersitze ist ein Steuerruder, welches den Wagen lenkt, angebracht. In Gent soll jetzt ein Zweiggeschäft für den Vertrieb dieser Wagen errichtet werden. Für einen vielbeschäftigten Arzt in großen Städten, ganz besonders für Aerzte auf dem Lande erscheint die Idee gar nicht so übel.
- Zur Warnung. Eine eigenartige Krankheit hatte sich vor einiger Zeit ein Besitzersohn aus Preußen durch das fortwährende Benagen seiner Fingernägel zugezogen. Es waren kleine Nägeltheile in den Magen gelangt, wo sie sich zu einem Stück hornartiger Masse zusammengeballt hatten, infolgedessen der junge Mann förmlich dahinsiechte, da der Magen gar keine Speise mehr annahm. Schließlich wurde der junge Mann nach Königsberg gebracht; in der dortigen Klinik gelang es sodann, die Ursache der Krankheit festzustellen und das Hornklümpchen aus dem Magen zu entfernen. Der Patient geht bereits seiner Genesung entgegen. Da vielfach gerade bei Kindern die Unsitte im Schwange ist, so mögen sich Eltern diesen Fall besonders zur Warnung dienen lassen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 3]

- Galgenhumor. In Lamar im nordamerikanischen Staate Montana fand Freitage den 2. Juni, die Hinrichtung des jungen Raubmörders Amos statt. Die Hinrichtung war auf 1/2 9 Uhr vormittags anberaumt, weil die Leiche um 9 Uhr mit dem Zuge nach Fort Skott abgehen sollte. Der Sheriff hatte dem Verurtheilten gestattet, noch eine Rede zu halten; derselbe sprach aber so langsam, daß der Sheriff ungeduldig und nervös wurde. Er hielt die Uhr in der Hand und 10 Minuten vor 9 sagte er freundlich: "Hören Sie jetzt auf, Herr Amos sonst versäumen Sie Ihren Zug." - "Ist das wirklich so," fragte der Delinquent überrascht, "werde ich thatsächlich meinen Zug versäumen?" - "Natürlich, wenn Sie noch länger sprechen!" - "Dann höre ich sofort auf!" - Fünf Minute später war Amos tot, die Leiche hat den Zug noch erreicht.
- Auch eine Preisschau. Wir leben im Zeitalter der Ausstellungen. Das Neueste und seltsamste auf diesem Gebiete wird jetzt aus Paris gemeldet. Einige Pariser Aerzte, die ein medizinisches Fachblatt herausgegeben, sind auf den Gedanken verfallen, in den Tagen nach dem bevorstehenden französischen Nationalfest, vom 15. bis 25. Juli, in Paris eine internationale Preisschau von Greisen und Greisinnen, die das 90. Jahr zurückgelegt haben, zu veranstalten. 3 Preise werden ausgesetzt: dem bezw. der Aeltesten, dem oder der Gesündesten und dem oder der Gescheitesten. Die Bewerber erhalten freie Fahrt und werden in Hotels des Komitees verpflegt. Sie werden im Palaste der freien Künste, in Sälen, nach zunehmendem Alter gruppiert, den Besuchern der Ausstellung Rede stehen und die Geheimnis ihrer Makrobiotik enthüllen. Der oder die Gescheiteste in diesem Lebensalter dürfte indessen kaum auf der Preisschau sich blicken lassen; denn der oder die Gescheiteste wird wohl zu Hause bleiben!
- Ein lebendiger Frosch im Magen eines Menschen. In einer amerikanischen medizinischen Zeitschrift erzählt ein Arzt: An einem heiteren Tage im September 1891 trank ein 66 Jahre alter Bauer Wasser, welches zu seiner Dreschmaschine geleitet wurde. Er wurde darauf sehr krank; er fühlte eine eigentümliche unbeschreibbare Sensation in der Region des Magens. Ein Arzt wurde geholt, die Unbestimmtheit der Symptome jedoch machte die Diagnose sehr schwer und das Leiden wurde nicht gelindert. Die Gesundheit des Mannes wurde immer schlechter und seine Genesung schien hoffnungslos. Anfangs März 1892 gewann er theilweise seine Gesundheit wieder, jedoch dauerte das nicht lange und bald wurde er wieder ernstlich krank. Eines Tages im April wurde sein Zustand noch schlimmer, sodaß er glaubte, er würde sterben. Plötzlich wurde er von Krämpfen ergriffen und unter großen Anstrengungen gelang es ihm, einen kleinen lebenden Frosch auszuspeien. Das lebhafte Geschöpf war 1 Zoll lang, sah erst weißlich gelatinenartig aus, nahm jedoch bald darauf seine natürliche Farbe an.
- Auch in Frankreich werden die Aussichten der Viehbesitzer infolge eines Futtermangels immer trostloser. Nach Schätzung von Sachverständigen wird der Hektar Wiesenland, der sonst 3000 bis 12 000 kg. Heu einbringt, in diesem Jahr im größten Theile des Landes kaum 500 kg. schlechtes Futter liefern. In der Normandie herrscht, wie aus Rouen gemeldet wird, ein derartiger Wassermangel, daß in einzelnen Gegenden der Eimer Wasser mit 20 Cts. bezahlt wird. Ein Roubaiser Blatt bringt folgende Mittheilung eines Lesers: "Kürzlich sah ich auf einem Viehmarkte, wie eine Heerde von 31 Pferden zu 4 bis 22,50 Frks. das Stück verkauft wurde. Der Ankäufer bot die Thiere alsdann zusammen mit 100 Frks. Gewinn feil. Für ein Rind von 250 Pfund Fleischgewicht, das vier Metzgern angeboten wurde, wollte der erste 60, der zweite 30, der dritte 25 und der vierte 30 Frks. geben. Schließlich kehrte der Eigenthümer mit dem Thier zu dem ersten Metzger zurück, der es nun für 32 Frks. entstand."
- Reiche goldhaltige Quarzminen hat man bei Coolgardie in Westaustralien gefunden. 4 1/2 Tonnen Stein haben nicht weniger als 9000 Unzen Gold ergeben.


Anzeigen.

Torf=Auction
im Vitenser Forste,
Woitendorfer Moor
am Donnerstag den. 6. Juli 1893 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen.

über:
800 mille Baggertorf.
300 mille Stechtorf.  
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Torfhütte.
Vitense, den 30. Juni 1893.                          
                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzoglich. Revierförster.


Auction.

Am Donnerstag den 6. Juli lasse ich auf meiner Halbstelle folgende Gegenstände verkaufen:
      1) 2 Bauwagen.
      2) 2 Pflüge.
      3) 1 Roßgang.
      4) 2 Ernteleitern.
      5) 2 Paar Eggen.
      6) 1 Walze.
      7) 2 Wagenketten u. altes Eisen.

Schlagsdorf.                                                      H. Ollmann.
Halbhufner.


Mit dem heutigen Tage übernimmt Herr Paul Buchholz das von meinem selig. Manne, dem Buchbinder C. Sievers, seit 30 Jahren betriebene Geschäft, und sage ich Allen für das dem Verstorbenen bewiesene Wohlwollen und Vertrauen meinen herzlichsten Dank.
Schönberg, den 1. Juli 1893.

                                                    

Marie Sievers,
                                                    geb. Bohnhoff.

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Auf Obiges bezugnehmend bitte ich das meinem verstorbenen Prinzipal bewiesene Vertrauen auch auf mich zu übertragen, indem ich reelle und prompte Arbeit verspreche.

                                                Hochachtungsvoll
                                                    Paul Buchholz,
                                                     Buchbinder.
Schönberg, den 1. Juli 1893.                          


Das vor dem Siemzer Thore Nr. 135 gelegene Grundstück, bestehend aus Haus, Scheune, Stall und Garten ist zu verkaufen. Näheres bei

Schönberg.                                                     Ludwig Vogel.


Beste
Schmiedestahlsensen
und Gußstahlsensen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Verzinnte Milchsatten
und Bienenzucker
empfiehlt                                                    
Menzendorf.                                                     J. Bruhn.


Sensen
in bester Qualität für 2,50 und 3,50 M.
für Schnitt wird garantirt widrigenfalls umgetauscht.
                                                    H. Brüchmann.


Dr. Ahrens, Augenarzt,
Lübeck, Johannisstraße 11
verreist.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 4]

Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniss, dass unser diesjähriger

Königschuss
am Montag, den 10. und
Dienstag, den 11. Juli

abgehalten wird.
Loose zur Tombola à 30 Mark (Lübeck). sind schon jetzt zu haben.
Schönberg, den 1. Juni 1893.

                                                    Der Vorstand der Schützenzunft.


Wegen Krankheit meines jetzigen suche ich zu sofort oder 24. Oktober ein

kräftiges Mädchen.
Schönberg.                                                     Frau H. Ladendorf.


Kriegerverein Carlow.

Am Sonntag ds. 9. ds. Mts. nachmittags um 3 Uhr

allgemeine Versammlung
im Vereinslokal.

Tagesordnung: 1) Einführung der neu aufgenommenen Mitglieder, 2) Sedanfeier, 3) Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.


Grosses Holzfest
am Sonntag den 9. Juli im Kirchbrook mit
Gesang=Vorträgen und Conzert,
ausgeführt von der ganzen Wittfoth'schen Capelle.
Abmarsch vom Vereinslokal nachmittags 1 1/2 Uhr.
Hierzu ladet freundlichst ein                          
Der Vorstand. des Männergesangvereins zu Rieps.

NB. Bei ungünstiger Witterung findet die Festlichkeit im Vereinslokal statt.


Einem hochgeehrten Publikum von Stadt und Land, welches der Einladung zur Eröffnung meines Gartens "Zur Gemüthlichkeit" am 25. Juni gefolgt und mich dadurch hoch erfreute, sage hiermit meinen herzlichsten Dank.
Bitte zugleich um ferneres Wohlwollen zur Unterstützung meiner Arbeiten, und empfehle Vereinen und Klubs meinen Garten und Lokalitäten zur gefl. Benutzung.

NB. Bei größeren Gesellschaften bitte jedoch um vorherige Anmeldung.

Hochachtungsvoll

Sülsdorf
im Juni 1893.
                                                     J. Wienck.


Mein mir von Großherzogl. Gewerbe=Commission in Neustrelitz pro 1893 ertheilter

Wandergewerbeschein Nr. 95

ist verloren gegangen und bitte ich den betreffenden Finder mir den Schein wieder zustellen zu wollen.
Herrnburg, 3. Juli 1893.

                                                    Joch. Maak.
                                                    Handelsmann.


Verloren am Freitag Vormittag auf dem Wege von Hof Wahrsow nach Rupensdorf ein Packet mit Kinderleibwäsche. Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung abzugeben auf Hof Wahrsow.


Das Missionsfest

im Fürstenthum Ratzeburg wird am Mittwoch, den 5. Juli in der Kirche zu Carlow gefeiert werden.
Der Gottesdienst beginnt pünktlich 10 1/2 Uhr. Festpredigt: Pastor Löwe-Ratzeburg Bericht: Propst Ohl. Mittagessen im Krellenberg'schen Gasthofe um 1 Uhr. Nachmittagsfeier 3 Uhr. Ansprachen: Missionsdirektor von Schwarz aus Leipzig und Pastor Hunzieger aus Roggendorf.

                                                    Der Vorstand.


Allen Verwandten und Freunden die traurige Nachricht, dass mir nach Gottes unerforschlichem Rathschluss meine liebe Frau

Anna geb. Gräber

nach kurzem aber schwerem Krankenlager am 2. Juli in Folge eines Unglückfalles entrissen wurde. Um stille Theilnahme bittet der tiefbetrübte Gatte

                                                    Joachim Groth.

Die Beerdigung findet am
Dienstag Mittag 1 Uhr in Selmsdorf statt.


Marktpreise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-53 M., große Schweine 50-51 M., Sauen 37-44 M., Kälber 50-75 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 51 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Juli 1893.


Zur Jubelfeier in Mecklenburg=Strelitz.

Die Feier des goldenen Ehejubiläums II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin von Mecklenburg=Strelitz ruft auch die Erinnerung an den Einzug des neuvermählten Paares in die Residenz Neustrelitz wach. Einem Bericht des "Freimüthigen Abendblattes" hierüber vom 31. Juli 1843 entnehmen wir das Folgende:

Neustrelitz, den 31. Julius.          

Vorüber sind die Tage des allgemeinen Volksjubels und der Freude, welche der Einzug unserer allerhöchsten Neuvermählten, des Erbgroßherzogs und der Frau Erbgroßherzogin KK. HH., herbeiführte, und das alte, gewöhnliche Stillleben tritt wieder ein.
Der 20. d. M., der Tag des Einzugs, war - was man bisher nicht von vielen Tagen dieses nassen Sommers sagen kann - vom schönsten Wetter begünstigt. Tausende von Landesbewohnern und Fremden bedeckten die Chausseen oder wogten in den Straßen. Der ganze Weg von Fürstenberg bis Neustrelitz war an jedem nur irgend passenden Orte mit Ehrenbogen, Blumengewinden etc. ausgeschmückt. Besonders zeichnete sich die an der Strelitz=Fürstenberger Chaussee auf Kosten der Landleute durch den Handelsgärtner Herrn Bauer construirte, colossale Ehrenpforte aus. Der Magistrat und die Bürgerschaft in Altstrelitz hatten sich bemüht, die ganze lange Straße der Stadt, sowie auch den Markt und das Rathhaus in einen reichen Blumengarten - im eigentlichen Sinne des Wortes - zu verwandeln. Vom äußersten Ende der Amtsfreiheit an, bis zum Ausgange nach Neustrelitz, waren alle Häuser mit Guirlanden und reichen Blüthenkränzen bedeckt. Das Haus des Gastwirths und Posthalters Selmer, am Ende der Amtsfreiheit an der Stadtgrenze, zeichnete sich durch eine wunderliebliche Verzierung von weißen und rothen Rosen aus, die man, mit einiger Phantasie, leicht für eine historische Anspielung halten konnte. - Am Anfange des städtischen Gebiets erhob sich ein geschmackvoller Ehrenbogen. Am Markte stand eine Ehrenpforte in gothischem Styl, von deren äußeren Spitze die Stadtfahne mit dem Wappen derselben wehte. Im Frontispice prangte das englische und mecklenburgische Wappenschild und über beiden der vergoldete Namenszug des erwarteten allerhöchsten Paares: F. A., im blauen Felde, von zwei Genien getragen. In der Ehrenpforte war an beiden Seiten eine terrassenförmige Tribüne errichtet, auf welcher 30 junge Bürgertöchter, mit Rosen bekränzt und Rosengewinde in den Händen, die allerhöchsten Herrschaften erwarteten. Die Schlagbäume der Chausseehäuser trugen überall festliche Gewänder. Am Eingange der Residenzstadt erhob sich ein geschmackvoller Ehrenbogen mit Englands und Mecklenburgs Farben geschmückt und der Inschrift: "Gott segne Euren Eingang!" Ein ähnlicher stand auf dem Markte vor der Schloßstraße.
Gegen 8 Uhr näherte sich das allerhöchste Paar begleitet von den Domänenpächtern des Landes zu Pferde, unter dem Hurrahruf der Menge der Altstadt. - Zu beiden Seiten der städtischen Ehrenpforte hatte sich die Schützen=Compagnie in voller Uniform und die alte Bürgercompagnie in Festkleidern Spalier gebildet, woran die Geistlichkeit und die Mitglieder des Magistrats sich schlossen. Unter der Ehrenpforte wurde Allerhöchstdasselbe von dem dortigen Bürgermeister, Herrn Rath Siemssen, mit einer kurzen, bündigen Anrede begrüßt. Ein von den Bürgertöchtern gewähltes junges Mädchen, die Tochter des Steuereinnehmers und Senator Saefkow, hatte die Ehre, den allerhöchsten Herrschaften ein Gedicht von J. F. Bahrdt nebst einem Rosenkranz auf einem rothen Sammetkissen zu überreichen, dessen letzte Strophe sie als Bewillkommnungs=Anrede sprach. Auch unter der Ehrenpforte der jüdischen Gemeinde wurden Allerhöchstdieselben von Seiten des Ober=Landes=Rabbiners mit einer würdigen Anrede bewillkommnet und Allerhöchstihnen von den Töchtern der Gemeinde ein Gedicht - als dessen Verfasser der Oberlehrer Herr Sanders genannt wird - überreicht. Die erhabenen Neuvermählten setzten nun ihren Weg nach der Residenz fort, durch den Ehrenbogen neben der Fasanerie, wo Allerhöchstsie huldvoll die wenigen Worte der Sprecherin entgegennahmen. Langsam ging der Zug durch die mit Laub und Blumen geschmückte Altstrelitzerstraße unter dem Jubel einer wogenden Volksmenge. Vor dem Ehrenbogen am Markte wurden Allerhöchstdieselben von dem Magistrate und den erwählten Bürgertöchtern der Stadt, sowie von der bewaffneten Schützencompagnie empfangen. Der Herr Hofrath Rahne hielt eine treffende Anrede, und die Sprecherin der Mädchen Fräulein Hintze, überreichte dem allerhöchsten Paar ein Gedicht von J. F. Bahrdt, von einigen bezüglichen Worten begleitet. II. KK. HH. fuhren nun im langsamen Schritt, unter Begleitung der Domainenpächter und der Schützen=Compagnie, nach dem Schlosse, um die Freuden des Wiedersehens in den Armen unseres vielgeliebten Herrscherpaares zu genießen. Am späten Abend zogen unsere Militärsänger unter Fackelschein vor den Schloßbalkon und brachten in verschiedenen vaterländischen Liedern dem erhabenen Paare ihre Huldigungen dar. Damit schloß, ungetrübt, der erste Tag dieser Einzugsfeier, jedoch nicht ohne einiges Knallen, -nicht des Geschützes, sondern - der gelösten Korke des Schaumweins!
Am 28. Julius hatte ein Comitee der hingen Bürgerschaft, zu Ehren der allverehrten Neuvermählten, auf dem Schützenhause einen glänzenden Ball veranstaltet, welchen der Großherzog und die Großherzogin KK. HH., sowie der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin KK. HH. mit Allerhöchstihrer Gegenwart zu beehren geruhten und dort mehrere Stunden, nach Ihrer gewohnten Huldigung unter Ihren getreuen Bürgern verweilten. Der Frohsinn war allgemein, und unsere geliebte Herrscherfamilie verschmähte es nicht, auch an den Freuden des Tanzes Teil zu nehmen. Von der Leutseligkeit unserer liebenswürdigen Erbgroßherzogin war jeder, der sich Ihr näherte, bezaubert. Die vordere Fronte des Hauses war durch farbige Lampen erleuchtet, und unter den Namenszügen des jungen Fürstenpaares las man die Inschrift: "Bürgertreue heißt Euch willkommen!"
Ein großes Land= und Wasserfeuerwerk, unter der Leitung des erfahrenen und geschickten königl. preußischen Theaterfeuerwerkers Herrn Dobermont, verbunden mit der Erleuchtung des Schloßgartens arrangiert vom Hofschauspieler Herrn Wauer, schloß am 30sten den Cyclus der Festivitäten. Die Veränderlichkeit der Witterung verhinderte die Ausführung dieses allgemeinen Volksschauspiels mehrere Tage. Das Feuerwerk war im Ganzen großartig, in einzelnen Piecen prächtig zu nennen. Leider wurde durch die Schwere und Feuchtigkeit der Luft zuweilen der Effect geschwächt. Bei dem Anblick des erleuchteten Schloßgartens, sowie der Façade des Schlosses und des Orangenhauses glaubte man sich besonders vom Standpunkte des Tempels aus, in ein Feenreich versetzt. Die Schloßterrasse strahlte in einem blendenden Lichtglanze, während die beiden Seitenalleen, von farbigen Ballons nur matt erleuchtet, sich im traulichen Dämmerlicht zeigten und so einen freundlichen Uebergang zu der rabendunklen Nacht die auf dem größeren Theil des Gartens ruht, bildeten.
So schloß ein Fest was vereint Fürstenhuld und Volksliebe schuf, und welches in der Erinnerung vieler unserer Zeitgenossen fortleben wird.

Alaaf! unser Fürstenhaus!


[ => Original lesen: 1893 Nr. 51 Seite 6]

- Schönberg. Die mit Johannis ds. Js. aus der Pacht gefallene Maurinmühle bei Carlow, eine Großh. Mühle, ist dem bisherigen Pächter für 25 000 M. käuflich überlassen worden. Die damit verbundene Dampfmühle war bereits Eigenthum des Pächters. Zu der Mühle gehört auch ein Stück Land von ca. 60 Schffl. Aussaat. Der Kaufpreis ist kein hoher. - Die ebenfalls mit Johannis aus der Pacht gefallenen Mühlen zu Stove bei Carlow sind dem bisherigen Pächter auf sein Pachtgeld von 2000 M. p. a. wieder zugeschlagen worden. Die Pacht betrug vorher 2650 M. jährlich. - Gelegentlich einer konservativen Wahlversammlung in dem Kirchdorfe Carlow blieben verschiedene Sozialdemokraten bei dem Hoch auf den Kaiser sitzen und lüfteten den Hut nicht. Die Namen der betreffenden sind von der Polizei notirt und sollen dieselben angezeigt werden.
- (Eingesandt.) Mannhagen. Am Mittwoch, den 28. d. M. wurde auch in der Vogtei Mannhagen das Fest der goldenen Hochzeit des Großherzogs von Mecklenburg=Strelitz festlich begangen. Mit erfreulicher Bereitwilligkeit hatten die Hauswirthe für Musik, kleine Preise für Kinderbelustigung und Erfrischungen gesorgt, und so gestaltete sich das Fest der beiden Schulen der Vogtei unter zahlreicher Betheiligung der Bevölkerung zu einem wahren Volksfeste. Um 2 Uhr ward die Feier durch einen Festzug der Schulen eröffnet, dem die beiden vom Ortsschulinspektor, Herrn Pastor Harder in Nuße, zu diesem Tage gestifteten, stattlichen und werthvollen Fahnen fröhlich voran flatterten. Dann ging es auf den freundlich zur Verfügung gestellten Greßmannschen Hofplatz. Nach einem Lobgesang feierte Herr Lehrer Duncker=Mannhagen in eingehender Schilderung ihres Lebensganges das fürstl. Jubelpaar und schloß mit einem Hoch auf Ihre Königl. Hoheiten. Hierauf sang die Mannhagener Schule die Mecklenburger Hymne, und Herr Pastor Harder forderte in längerer Ansprache zum Festhalten an der Liebe und Treue zum engeren und weiteren Vaterlande auf und hob hervor, daß schon die Farben der übergebenen Fahnen die Jugend daran gemahnen sollten. Redner endete mit einem Hoch auf den deutschen Kaiser und den Landesherrn, woran sich der Gesang "Deutschland, Deutschland über alles" schloß. Nachdem noch die Kinder durch mancherlei Spiele sich belustigt hatten, wurden sie im Hause des Bauernvogts Brüggemann festlich bewirthet. Unter Gesang, Spiel und Tanz verging der Abend aufs fröhlichste und festlichste, wofür nicht zum mindesten den aufopfernden Bemühungen des Lehrers, Herrn Dunker und dessen Frau, herzlicher Dank gebührt. Der ganze Verlauf des Festes aber hat gezeigt, wie feste Wurzeln auch in diesem abgelegenen Theil des Mecklenburger Landes die Liebe zum Vaterlande und zum angestammten Fürstenhause geschlagen hat.
- Domhof Ratzeburg. Der zur Feier der goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin angeordnete Festgottesdienst fand unter erfreulicher Betheiligung der Domgemeinde um 11 Uhr statt. Besondere Anerkennung verdient das Verfahren des Domänenpächters Hesse auf der Römnitz, welcher ohne Verkürzung des Tagelohns seinen Leuten am Vormittag freie Zeit gab zum Besuch des Gottesdienstes, in Folge dessen die Mehrzahl der Römnitzer Tagelöhner an demselben theilnahm. - Nachmittags 3 Uhr versammelten sich in der Spolert'schen Gastwirthschaft auf der Bäk die Schulen vom Domhofe, von der Bäk und aus Ziethen. Die Kinder wurden mit Kaffee und Kuchen bewirthet. Dann vergnügten sie sich unter Leitung ihrer Lehrer einige Stunden mit fröhlichen Spielen und Gesängen. Ein paar schnell vorüberziehende Gewitterschauer brachten weniger Störung als etwas sehr erwünschten Regen. Gegen 7 Uhr schloß der Probst die hübsche Festlichkeit mit einer kurzen Ansprache, die mit einem Hoch auf das hohe Jubelpaar endete. Nachdem dann noch einige, vom Großherzoglichen Consistorium zur Verfügung gestellte Exemplare der vom Rector Bartold verfaßten Festschrift vertheilt waren, zogen die munteren Kinderschaaren singend heim.
- Ein holsteinischer Gutsbesitzer, dessen Sohn Insasse der Idiotenanstalt Sachsenberg bei Schwerin gewesen ist, vermachte dieser Anstalt 100 000 Mk.
- Das Gymnasium, die höhere Töchterschule und die Bürgerschule in Waren sind wegen der unter den Schülern und Schülerinnen epidemisch auftretenden ägyptischen Augenkrankheit geschlossen worden.
- Die Enthüllung des Denkmals, das im Schloßgarten zu Schwerin dem verstorbenen Großherzog Friedrich Franz II. errichtet worden ist, findet nunmehr bestimmt am 24. August statt. Der Kaiser wird der Enthüllung beiwohnen. Spezielle Einladungen ergehen nicht, um insbesondere den älteren Offizieren, die meist unter dem Großherzog gedient haben, deren Adressen man aber nicht kennt, die Theilnahme am Feste zu ermöglichen.


- Die Abreise des Kaisers und der Kaiserin nach dem Norden wird, wie verlautet, am 8. Juli erfolgen, die der kaiserlichen Kinder nach Wilhelmshöhe bei Kassel am 9. oder 10. Juli. In der ersten Hälfte des August gedenken der Kaiser und die Kaiserin sich nach England zu begeben.
- Bei der Segelwettfahrt in Kiel am Dienstag, an welcher Kaiser Wilhelm auf der Yacht "Meteor" theilnahm, trug diese den Sieg davon.
- Ein eigner Unstern scheint über dem geplanten großartigen Kaisermanöver in Lothringen zu schweben. Im vorigen Jahre wurden sie bekanntlich in letzter Stunde wegen der drohenden Choleragefahr abgesagt. In diesem Jahre sind sie infolge des durch den ungewöhnlichen Futtermangel hervorgerufenen landwirthschaftlichen Nothstandes ernstlich in Frage gestellt.
- Der Reichstag ist für den 4. Juli zusammenberufen worden. Der Kaiser gedenkt denselben in Person zu eröffnen.
Der deutsche Reichstag wird sich in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag mit der neuen Militärvorlage beschäftigen, die dem Reichstag sofort bei seinem Zusammentritt vorgelegt werden soll. Der Gesetzentwurf werde, von einigen mehr formellen Abänderungen abgesehen, ganz dem "Antrag Huene" entsprechen und auch die Begründung des alten Entwurfs unter Berücksichtigung der in dem Hueneschen Antrag liegenden Abweichungen von der ursprünglichen Regierungsvorlage umgestaltet sein.
- Das Gesetz, betreffend Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher, ist in der durch den vorigen Reichstag gebilligten Fassung amtlich publicirt worden (dasselbe enthält besonders verschärfende Bestimmungen bei Fällen von Sach= und Viehwucher)
- Bei den diesmaligen Wahlen zum Reichstag (Haupt= und Stichwahlen) sind rund 7 400 000 Stimmen abgegeben worden, sodaß auf jeden der gewählten 397 Abgeordneten etwa 18 600 Stimmen kommen.
- Eine Vereinigung sämmtlicher Molkereibesitzer Deutschlands soll nach dem Vorbilde des Bundes der Landwirthe gegründet werden. Der Zweck der Organisation richtet sich insbesondere auf einen energischen Kampf gegen die Milchverfälschung und gegen die Ersetzung der Naturbutter durch Kunstbutter (Margarine.)
- Der herrschenden Futternoth wegen sollen bei dem diesjährigen Kaisermanöver im Bezirk Trier alle Mannschaften ohne Verpflegung einquartirt, und alles Fouragematerial und alle Lebensmittel täglich den Truppen zum Verbrauch zugeführt werden.
- Selten hat der Kieler Kriegshafen ein so bewegtes Leben geboten wie in diesen Kaiserwochen.
Fast alle Kriegsschiffe, welche sich in den heimischen Gewässern in Dienst befinden, haben sich dort vereinigt. In stolzer Reihe liegen die Panzerschiffe der Manöverflotte Baden, Bayern, Württemberg, Sachsen, König Wilhelm, Deutschland, Beowulf und Frithjoff mit ihren Avisos Meteor und Jagd neben der prächtigen weißschimmernden Yacht Hohenzollern und daran reihen sich bis in die Kieler Bucht hinein die Schulschiffe Stosch, Stein, Moltke, Nixe, Carola. Dazu gesellen sich noch Blücher, Komet, Hag, Kaiseradler, Kaiserin Augusta, Pelikan und Rhein und die schnellen Fahrzeuge der Torpedobootflottille. Wenn schon eine so große Zahl von Kriegsschiffen ein außerordentliches Leben auf dem Wasser hervorbringt, so steigert sich jenes natürlich noch bei den Regatten, die sich in schneller Folge ablösen.


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