No. 49
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. Juni
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 1]

              Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt:

I. im Impfdistrikt Schlagsdorf

bestehend aus den Ortschaften

Schlagsdorf (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge,
im Schulhause zu Schlagsdorf
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn

am Montag, den 3. Juli d. Js.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr

und Revision der Schutzblattern

am Montag, den 10. Juli d. J.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr.

II. im I. im Impfdistrikt Ziethen

bestehend aus den Ortschaften

Ziethen, Bäk, Domhof Ratzeburg, Lankow, Mechow (Hof und Dorf) Römnitz, und Wietingsbeck.
a. Impfung der im Jahre 1892 zu Domhof Ratzeburg und Römnitz geborenen Kinder und
Wiederimpfung der Kinder aus der Ortschule zu Domhof Ratzeburg
in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg

am Freitag, den 30. Juni d. Js.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 7. Juli d. J.
Nachmittags resp. 3 und 4 Uhr

b. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder zu Ziethen, Bäk, Lankow, Mechow (Hof und Dorf) und Wietingsbeck und
Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Bäk und Lankow
im Schulhause zu Ziethen

am Donnerstag, den 29. Juni d. J.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr.

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 6. Juli d. Js.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr.

III. Im Impfdistrikt Mannhagen

bestehend aus den Ortschaften

Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde
im Schulhause zu Mannhagen
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde

am Sonnabend, den 1. Juli d. J.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr

[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 2]

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 8. Juli d. J.
Nachmittags resp. 3 und 5 Uhr.

              Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern und Vormünder Sorge zu tragen.
              Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, deren Kinder oder Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
              Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
              Schönberg, den 19. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Bekanntmachung.

                  Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Mittwoch, den 5. Juli.

                  Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
                  Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
                  Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
                  Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
                  Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, insofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 26, 7 der Wehr=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
                  Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
                  Schönberg, den 20. Juni 1893.

Der Cilvilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzenburg.
Cl. v. Oertzen.


In dem am 19. d. Mts. behufs Ermittlung des Ergebnisses der Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstag für den Mecklenburg=Strelitzschen Wahlkreis vom 15. d. Mts. abgehaltenen Termin sind von den abgegebenen Stimmen als

gültig 16625  
anerkannt, und hatten sich von denselben
auf den Herrn Domänenpächter Nauck zu Gr. Schönfeld 8749,
auf den Herrn Gutspächter Wilbrandt zu Pisede 4382,
auf den Herrn Dr. Franz Lütgenau zu Berlin 3300,
auf den Herrn Regierungsrath a. D. Dr. jur. Graf von Bernstorff auf Beseritz 169 
Stimmen vereinigt, zersplittert hatten sich 25 
Stimmen.

Der Erstere ist daher sofort im Termin als gewählt proclamirt und hat nach seiner heutigen Erklärung die Wahl angenommen.
Neustrelitz, 20. Juni 1893.

Landgerichtsrath Horn
als Landesherrlicher Wahlkommissar für den Mecklenburg=Strelitzschen Wahlkreis.


Ersparniß= u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Johannistermines
vom 24. Juni bis 1. Juli d. Js.,
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 25. Juni,
von 7 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 17. Juni 1893.                          
                                                    Das Directorium.


Geldgesuch.

Suche noch zum bevorstehenden Johannis=Termine in Landstellen und städtische Grundstücke verschiedene Posten Geld, in Höhe von M. 600-6000 zur Hypothek oder gegen anderweitige Sicherheit.

Näheres durch                                                      J. P. Maass.
Marienstr. 46.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 3]

Kriegerverein f. d. Fürstenth. Ratzeburg.

An der am Mittwoch den 28. Juni d. J. in Schönberg stattfindenden

Feier der goldenen Hochzeit Sr. Königl. Hoheit unseres Allerdurchlauchtigsten Grossherzogs Friedrich Wilhelm und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Grossherzogin Augusta
wird auch der Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg corporativ theil nehmen, was den Kameraden hierdurch kund gethan wird.
Der Verein tritt vor seinem Vereinslokal an

a. zum Festgottesdienst um 10 Uhr Vorm.
b. zum Festmarsch       um   2 Uhr Nachm.

Des weiteren in dieser Sache wird auf das Festprogramm und unser Circular an die Stadtkameraden vom 23. d. Mts. verwiesen.

                                                    Der Vorstand.


Donnerstag, den 29. d. Mts.
Morgens 11 Uhr

werde ich bei mir Rechnung, wen es angeht

1 junge Kuh

die sich zum Schlachten eignet, öffentlich meistbietend gegen sofortige Bezahlung verkaufen.

Schönberg i./M.                                                     W. Holldorf.


Frischen Schleuder-Honig

à Pfund 65 Pf. bei Abnahme von 10 Pfund 60 Pfg. hat zu verkaufen

Rupensdorf.                                                     H. Heibey.


Von jetzt an kosten alle Sorten                          
Kohlpflanzen, Sellerie und Porre
à Schock 10 Pf.
Grünen Kohl und Runkelrüben
nur 5 Pf. a Schock.
Die verschiedensten Sorten                          
Blumenpflanzen
a Schock 50 Pf.
                                                    H. Brüchmann.


Zum 24. October wird ein                          
ordentliches Mädchen
gesucht.
Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


In Torisdorf wird zum 24. Oktober                          
1 Stubenmädchen
gesucht. Lohn 150 M.                                                    


Grosse Gewinnchance!
Zu der am 28. u. 29. Juni neu beginnenden
Grossen
Hamburger Geldverloosung
empfehlen für 1. Ziehung
1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1,50 M.

An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung.
In 1. Kl. 50,000 M., in 2. 55,000 M., in 3. 60,000 M., in 4 65,000 M. in 5. 70,000 M., in 6. 75,000 M. in 7. K1. ev. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000 75,000, 50,000, 40,000,5 à 20,000, 20 à 10,000 M. etc. Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal
Hamburg.


Braunkohlenbriketts
Marie

in harter und heizkräftiger Qualität empfehle ich in nächster Zeit vom Bahnhof zu liefern mit 7 Mark p. 1000 Stück frei vor die Thür.

                                                    Aug. Spehr.


Consistentes Maschinenfett

in Blechdosen von 10 u. 20 Pfund empfiehlt zu billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Empfehle heute wie am Tage der Hochzeitsfeier II. KK. HH. des Großherzogs u. der Großherzogin

frisch geräucherte Aale.
                          
Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     H. Mette.


Vorläufige Anzeige.
Koester's Garten.
Im Juli großes                          
Militair-Concert
ausgeführt von der gesammten
Musikcapelle des Meckl. Jäger=Bat.
Nr. 14 aus Colmar.
Missive wird demnächst circuliren.


Zur Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Königl. Hoheit des Großherzogs und der Großherzogin
empfehle mein auf dem Baubrink aufgestelltes                                                    
Tanz- und Erfrischungszelt
ergebenst                                                                              
Schönberg.                                                     F. Richter,
                                                                        Bahnhofsrestaurateur.


Die
Allgemeine Börsen=Zeitung
für Privatkapitalisten und Rentiers

erscheint in ihrem 20. Jahrgange in gewissenhafter Redaction und sorgfältigster Behandlung aller Börsenvorgänge, welche für den kleineren Kapitalisten bestimmend bei der Verwaltung seines Vermögens sind. Die

Allgemeine Börsen=Zeitung

ist nach jeder Richtung hin vollständig unabhängig und vertritt in energischer Weise besonders die Interessen der kleineren Kapitalisten, während fast alle ähnlichen Organe nur dem Großkapitale dienen.
Außer populären Leitartikeln über wichtige finanzielle und nationalökonomische Angelegenheiten, und über die Vorgänge an der Börse, bringt die "Allgemeine Börsen=Zeitung" Referate über alle auf diesem Gebiete stattgehabten Ereignisse, namentlich auch Originalberichte über alle Generalversammlungen, Auszüge aus den Jahresberichten, ausführliche Börsenberichte, das Wichtigste auf dem Gebiete des Versicherungswesens, einen vollständigen Courszettel und ertheilt ihren Abonnenten

Rath und Auskunft

auf alle an die Redaktion gerichteten Anfragen finanzieller Natur. - Als Extrabeilage bringt die wöchentlich zwei Mal erscheinende

Allgemeine Börsen=Zeitung die Allgemeine Verloosungstabelle
des deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers.
Trotz dieser Vielseitigkeit ist der Preis nur
3 Mark pro Quartal

und nehmen Abonnementsaufträge alle Postanstalten, Zeitungsspediteure, sonstige Annahmestellen und die unterzeichnete Expedition entgegen. Monats=Abonnements a 1,50 Mk. nehmen ebenfalls alle genannten Stellen, jedoch mit Ausnahme der Kaiserlichen Post an.
Auf einen uns kundzugebenden Wunsch erhalten die in den letzten Quartalsmonaten neuhinzutretenden Abonnenten die Zeitung schon vom Tage des Abonnements an bis zum Ersten des neuen Quartals unentgeltlich.
Probenummern versendet gratis und franco

                                                    die Expedition
                                                    Berlin S. W., Wilhelmstraße 119/120.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 4]

Fest-Programm
zur
Feier der goldenen Hochzeit
II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin am 28. Juni d. J.
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Morgens 7 Uhr      wird ein Choral die Feier einleiten.
Um 8 Uhr      findet Fest=Actus in sämmtlichen Schulen statt.
Um 10 Uhr      läuten die Glocken zum Gottesdienst, der um 10 1/4 Uhr beginnt. Nach dem Gottesdienste wird die Wismar'sche Stadt=Capelle auf dem Markt concertiren.
Von 12 3/4 - 1 Uhr      wird, wie im ganzen Lande, mit allen Glocken geläutet werden.
Nachmittags  2 Uhr      Versammlung der Festtheilnehmer und Aufstellung des Festzuges vor der Siemzer=Straße beim Petersberger Wege.
Um 2 1/2 Uhr      Abmarsch des Festzuges nach dem Festplatze auf dem Baubrink.
Um 3 1/2 Uhr      Festrede auf dem Festplatze. Nach Beendigung der Festrede finden Concert und Spiele der Jugend auf dem Festplatze statt.
Um 9 1/2 Uhr      Abends Beendigung des Concerts und Schluß des gemeinschaftlichen Festes.

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Festzug.

            1. Husaren.
  2. Musikcorps.
  3. Mädchenschule.
  4. Privatmädchenschule.
  5. Realschule.
  6. Bürgerschule.
  7. Musikcorps.
  8. Magistrat.
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       9. Schützencompagnie.
10. Krieger=Verein.
11. Turn=Verein.
12. Gesang=Verein.
13. Musikcorps.
14. Kampfgenossen=Verein.
15. Beamte und sonstige Festtheilnehmer.


Boye's Etablissement
in Schönberg.
Dienstag, den 27. ds. Mts.

zur Vorfeier der goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin

Grosses Fest-Concert
(I. Abonnements=Concert)
ausgeführt von der 30 Mann starken städtischen Kapelle in Wismar unter persönlicher Leitung des
Musikdirektors Jul. Müller.
=== Nach dem Concert Tanz. ===
Entree für Nichtabonnenten à Person 75 Pfennig.
Anfang 6 1/2 Uhr.
Abonnements=Billets für beide Concerte
á Person 1 Mk. und bis Sonntag, den 25. d. Mts.
bei Herrn Boye zu haben.


Mittwoch, den 28. Juni

am Tag der goldenen Hochzeit unseres hohen Herrscherpaares, Abends nach dem Einmarsch

Grosser Festball.
Entree für Herren 75 Pfg.
Entree für Damen 25 Pfg.
Hierzu ladet ergebenst ein                                                    
  W. Hagen. Schützenwirth.


Stadt Lübeck.

Zur Feier der goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Grosherzogs und der Großherzogin

Mittwoch, d. 28. Juni
Tanzmusik.


Am Mittwoch, den 28. Juni

zur Feier der goldenen Hochzeit unseres allergnädigsten Großherzogs

Grosse Tanzmusik
für die Nacht.
bei                                                    J. Boye.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 52-54 M., große Schweine 51-53 M., Sauen 38-450 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 49 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 27. Juni 1893.


Der Nothstand im Reich.

Die badische Regierung hat, wie aus Karlsruhe berichtet wird, bereits seit länger als Monatsfrist Vorkehrungen gegen den drohenden Futtermangel getroffen; die Stände=Kammer wird die betreffenden Kreditüberschreitungen in der Herbstsession zweifellos gern nachbewilligen.
Dem preußischen Landtag sollen zur Linderung der Wassernoth in Schneidemühl und zur Beseitigung der aus dem Futtermangel hervorgehenden Schäden zwei Kreditforderungen zugehen.
Im Elsaß ist die Hilfsaktion zur Linderung der Futternoth in vollem Gang. Seitens der Regierung sollen die für Prämierungen und dergleichen bestimmten Gelder zur Anschaffung von Futtermitteln verwendet werden. Die landwirthschaftlichen Bezirks= und Kreisvereine haben den Massenbezug von Futter in die Hand genommen. Der Bezirksverein Unter=Elsaß hat schon 50 Wagen Heu telegraphisch bestellt. Das Heu wird zum Selbstkostenpreis abgegeben, an Arme geschenkt werden. Außer den öffentlichen Vorschußkassen sollen zu denselben Bedingungen auch den Gemeinden seitens der Landesverwaltung Gelder behufs Beschaffung von Futter zur Verfügung gestellt werden. Seitens der Reichseisenbahn werden für den Futtertransport dieselben Ermäßigungen gewährt, wie seitens der preußischen Staatseisenbahnen.
Aus Gießen wird gemeldet, daß die hessische Regierung zur Linderung der Futternoth zunächst 300 Waggons Torfstreu, 3000 Sack Mais und 3000 Sack Palmmehl bereitgestellt hat. Das Ministerium hat ferner die Preise für Waldstreu auf die Hälfte herabgesetzt und den Zahlungstermin bis Martini 1894 verlängert. Durch Ausschreiben vom 19. d. Mts. ist außerdem der Eintrieb des Viehes in sämmtliche offene Bestände der Dominial= und event. Gemeindewaldungen gestattet.
Die Futternoth in Bayern ist ungeheuer groß, in Unterfranken und Mittelfranken, fast ebenso in der Pfalz und in Oberfranken. In Unterfranken ist seit März kein Regen, in Mittelfranken ist jüngst etwas Regen niedergegangen. In Oberfranken herrscht in den höheren Lagen Wassermangel. Die Regierung giebt Waldstreu ab, bewilligt Waldweide und Waldgras, auch Militärkleie zu geringem Preis und die Abgabe von Waldblättern als Futterersatz ist in Aussicht genommen. Die für Futtermittel und Sämereien zugestandene bedeutende Frachtermäßigung soll noch mehr herabgesetzt werden. Die zunächst betheiligten Kreisregierungen sind angewiesen, im Einvernehmen mit den landwirthschaftlichen Vereinen diesen, sowie bedürftigen Viehbesitzern unverzinsliche Vorschüsse zur Beschaffung von Futtermitteln zu geben. Die landwirthschaftlichen Vereine kaufen Futtermittel im Großen an. Das Kriegsministerium beschäftigt sich mit der Möglichkeit der Herstellung von Fleischkonserven, wenn nicht das Vieh zu mager ist. Bedeutende schwimmende Futtermittel sind angekündigt.
Die württembergische Regierung gewährt eine Rückdeckung, d. h. übernimmt die Kostentragung, wenn Gemeinden und Korporationen dazu nicht fähig sind. Auf diese Weise hofft man, über die gegenwärtige Krise hinwegzukommen. Es sind bereits bedeutende Bestellungen in Futtermitteln gemacht worden und es soll die thunlichste Beschleunigung in deren Beschaffung platzgreifen. Des weiteren will man auch für die Beschaffung von Kunstdünger (die wegen der voraussichtlichen Verfütterung des Strohes sehr nothwendig sein wird) Sorge tragen und die Landbevölkerung insbesondere über die Verwendung belehren. Den Gemeinden, Amtskorporationen und landwirthschaftlichen Vereinen liegt es ob, sich mit dem in der Hauptstadt eingesetzten Komite, das aus der landwirthschaftlichen Zentralstelle, sowie sonstigen geeigneten Persönlichkeiten besteht, ins Benehmen zu setzen. Die bisherigen Bemühungen einzelner Körperschaften, der Noth zu begegnen, ließe es an der nöthigen Energie und Einheitlichkeit vermissen, so daß eine straffe Zusammenfassung geboten erscheint.


- Schönberg. Wie aus dem Annoncentheil dieses Blattes bekannt ist, findet Dienstagabend bei Boye zur Vorfeier der goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin ein Concert der Stadtkapelle aus Wismar unter persönlicher Leitung des H. Musikdirektor Müller statt. Wir erlauben uns, ganz besonders hierdurch auf das Concert aufmerksam zu machen. Die hier nämlich bekannte Kapelle besteht aus 30 wohlgeschulten tüchtigen Musikern, und im Programm sind vorzügliche Sachen verzeichnet. Das Concert beginnt mit unserem Mecklenb.=Strelitz.=Nationalliede "Vandalia" von C. L. v. Oertzen, an das sich ein Jubiläumsmarsch schließt. Sollen wir noch einige Nummern aus dem Programm nennen, so sei es in erster Linie die Ouverture z. Tannhäuser von R. Wagner, die gewiß von der großen und tüchtigen Kapelle gut zu Gehör gebracht wird, Melodien aus Lohengrin, Ouverture z. Fra Diavolo, Festouverture von Flotow u. s. w. Der Schluß des Concertes ist das große Schlachtpotpourri oder "Deutschlands Erinnerungen an die Kriegsjahre" von Saro. Aus diesen wenigen Worten ist genügend zu ersehen, daß dies Concert der Stadtkapelle aus Wismar uns einen genußreichen Abend verspricht und wird gewiß gut besucht werden.
- Der bisherige Reichstagsabgeordnete für Mecklenburg=Strelitz, Herr Wilbrandt-Pisede, ersucht uns in Folge unserer Notiz in Nr. 47 über den vorausgesagten "Ruck nach links" zur Vermeidung von Mißverständnissen zu veröffentlichen, daß er nicht der "freisinnigen Volkspartei" angehöre, sondern daß er sich sogleich am Abend der Parteischeidung der "freisinnigen Vereinigung" angeschlossen habe.
- Für den Bau einer Küstenbahnlinie Wismar Klütz, welcher die Aufgabe zufiele, einen an landwirthschaftlichen Erzeugnissen reichen, großen Distrikt dem Verehr zu erschließen, hat sich ein Komite gebildet, an dessen Spitze Bürgermeister Kraak=Wismar steht. Für die Vorarbeiten sind von Wismar 3000 Mark bewilligt, auch ist zum Bau selbst auf eine Beihilfe aus Landesmitteln mit Sicherheit zu rechnen. Durch eine Zweigbahn von Klütz über Bössow nach Grevesmühlen wird außerdem eine direkte Verbindung des Klützer Winkels mit Lübeck erstrebt.
- Wie der Reichsanzeiger mittheilt, hat der, Kaiser auf Grund des Artikels 2 der Verfassung im Namen des Reiches verordnet, daß der Reichstag berufen wird, am 4. Juli d. J. in Berlin zusammenzutreten. Der Reichskanzler ist mit den zu diesem Zweck nöthigen Vorbereitungen beauftragt. Wie früher bereits gemeldet, wird der Kaiser, der Ende d. M. nach dem Neuen Palais in Potsdam zurückkehrt, den Reichstag in Person eröffnen.
- Im Fall der Annahme der Militairvorlage durch den neuen Reichstag sollen im Herbst von neuem Conferenzen der deutschen Finanzminister über Zoll= und Steuerfragen stattfinden.
- Der Antheil aus der lex Huene, welcher den Kommunalverbänden in Preußen zu überweisen ist, beträgt für das abgerufene Etatsjahr 1892/93 etwas über 36 770 000 Mk. Für das Jahr 1891/92 betrugen die Ueberweisungen 57 035 000 Mk.; für das Jahr 1890/91 47 250 000 Mk. Für das Jahr 1893/94 wird offiziös in der "Nordd. Allg. Ztg." ausgeführt, daß der zu überweisende Betrag jedenfalls die Summe von 34 Millionen erreichen, wenn nicht übersteigen werde. Es sei namentlich eine stärkere Einfuhr von Roggen gegen das Vorjahr fast sicher in Aussicht zu nehmen.
- In einem Briefe (der soeben veröffentlicht wurde), vom Kronprinzen Rudolf, vier Tage vor seinem Tode - 26. Jun. 1889 - an den Hoffrat von Weilen geschrieben, heißt es: "Wenn ich Mon=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 49 Seite 6]

tag in Mayerling sein werde, wird mir freie Zeit zur Verfügung stehen, den Artikel über Gödöllö (für das bekannte Kronprinzenwerk) zu beendigen. Ich hoffe, daß ich Mittwoch oder Donnerstag mit Ihnen werde zusammenkommen können und Ihnen das Manuskript übergeben werde." Mittwoch war der Kronprinz tot. Daraus geht klar hervor, daß er vier Tage vorher noch nicht an seinen Tod gedacht hat . . .
- Ueber ein Duell zwischen zwei Seeoffizieren, das vor einigen Tagen in der Nähe des Fort Heppeus bei Wilhelmshaven stattgefunden, berichten die "Oldenburger Nachrichten für Stadt und Land" folgendes: Das Pistolenduell ist zwischen dem Kommandanten des Artillerieschulschiffs "Mars", Kapitain zur See Valette, und dem Lieutenant zur See v. Biskupsky ausgefochten worden. Bei fünfmaligem Kugelwechsel hat Kapitain Valette zwei Schüsse in den Arm und einen in die Brust erhalten, während sein Gegner unverletzt geblieben ist. Das Befinden des Verwundeten soll besorgnißerregend sein. Der Anlaß zu dem Zweikampf ist in dienstlichen Differenzen zu suchen. Die Angelegenheit war einem Ehrengerichtshof unterbreitet worden, der das Duell "als unvermeidlich" erklärt hatte.
- Eine für Eisenbahnreisende interessante Entscheidung ist kürzlich in Hamburg in der Berufsinstanz bestätigt worden. Ein Schneidermeister fuhr nach dem dortigen Berliner Bahnhof und übergab einem Kofferträger sein Gepäck, bestehend in zwei Schloßkoffern, um es nach der Gepäckstation befördern zu lassen. Inzwischen besorgte sich der Reisende ein Billet; als er zurückkehrte, um das Gepäck expedieren zu lassen, war der eine Koffer in dem Gedränge verschwunden und wurde auch nicht wieder aufgefunden. Der Reisende verklagte den Kofferträger auf 80 Mk. Entschädigung, aber die Gerichte wiesen die Klage mit der Entscheidung ab, daß der Kofferträger seine Leistungsverpflichtung mit der Ausführung des Transports erfüllt habe. Die Ueberwachung des Gepäcks bis zur Einlieferung an die Expedition sei Sache des Reisenden.
- Die nicht mit dem Gewehr ausgerüsteten Mannschaften der Infanterie, z. B. Handwerker, (Schneider, Schuhmacher) tragen jetzt ein Seitengewehr, welches mit einem Sägerücken, ähnlich wie die Seitengewehre der Pionier= und Eisenbahntruppen versehen ist.
- Eine barbarische That vollführte dieser Tage ein Arbeite in Berlin. Er war mit seinem Hauswirth wegen eines zerbrochenen Tassenkopfes in Streit gerathen und riß ihm den halben Vollbart aus. Der Hauswirt erstattete wegen dieser Barbarei Anzeige und legte die ausgerissene Barthälfte als, corpus delicti bei.
- Bei der Tischlerwitwe Bertha Ruediger in Berlin, wurde diese und zwei noch unbekannte Komplizen wegen Falschmünzerei verhaftet. Man fand Falschgeld Ein=, Zwei= und Fünfmarkstücke im Nennwerte von 1052 Mark. Die Werkstatt wurde nicht entdeckt.
- Auf der Unterhavel verkehrt seit einigen Tagen ein von einem Hamburger gemieteter Dampfer, auf welchem ein Ehepaar seine Hochzeitsreise macht. Die beiden jungen Leute wohnen auf dem Dampfer und gedenken die Flüsse Norddeutschlands zu befahren, um über Stettin, Rügen und Kiel zurückzufahren.
- Vor einiger Zeit starb in der Nähe von Wien eine alte Witwe namens Ursula Kurzler, die dem Kaiser Franz Josef testamentarisch die Summe von 5 Millionen Gulden vermacht hat. Der Kaiser hat nun jetzt diese Erbschaft angetreten und den Betrag in seine Privatschatulle übernommen.
- Die Grundsteinlegung zum Kaiser Friedrich=Denkmal in Wittenberg wird am 28. Juni cr., am Tage des 600jährigen Bestehens der Stadt, erfolgen.
- Der Rittmeister v. Heiden=Linden, der kürzlich in der großen Subscriptions=Steeple=Chase mit seinem "Orcadian" den ersten Preis von 10 000 Mark eingeheimst hat, hat sich auch in dem am vergangenen Sonntag abgehaltenen großen Hamburger Offizier=Jagd=Rennen mit demselben Pferd den Ehrenpreis im Wert von 2000 Mark und einen Geldpreis von 4200 Mark erritten.
- Die bayerische Regierung beabsichtigte neue Maßregeln gegen etwaige Ausdehnung des Futternothstandes, wie er namentlich in Franken und der Pfalz um sich greift, zu treffen. Es soll zunächst eine Herabsetzung der Transportkosten für Sämereien eintreten, und ferner den Brennereien gestattet worden, weiter zu brennen, da deren Abfälle bekanntlich als Futter benutzt werden. Allgemein wird Erlaß oder Stundung der Steuern in den heimgesuchten Gegenden vorgeschlagen.
- Am Dienstag hat in der Nähe von Paris ein Pistolenduell zwischen dem früheren Kammerpräsidenten Floquet und dem Grafen Haussonville stattgefunden. Die Veranlassung dazu hat ein Passus in der am Sonntag von Letzterem gehaltenen Rede gegeben, der besagte, der frühere Kammerpräsident habe stammelnd vor dem Schwurgericht gestanden, daß er Gelder aus dem Panamafonds zu Gunsten von Journalen verwandt habe. Floquet, der sich hierdurch beleidigt erachtete, schrieb voller Erregung einen Brief an Haussonville, in dem er sagte: "Der frühere Präsident erklärt Ihnen, ohne Stammeln, Sie haben gelogen!" Haussonville ließ Floquet fordern, und so kam es am Dienstag zum Duell, bei welchem zwei Kugeln in der bekannten harmlosen Weise gewechselt wurden.
- Aus sämmtlichen Landestheilen von Elsaß=Lothringen wird ein steigender landwirthschaftlicher Nothstand infolge Futtermangels gemeldet. Besonders Lothringen und das Oberelsaß werden schrecklich heimgesucht. Wegen Mangels an Abnehmern sind die Viehbesitzer vielfach gezwungen, ihr Vieh selbst zu schlachten oder zu Spottpreisen zu verkaufen. Der Fleischpreis ist in eignen Orten bis unter 20 Pfg. für das Pfund gesunken. Der Preis für den Zentner Heu ist bis zu 10 und 12 Mark gestiegen. Nach fachmännischer Ansicht wird sich der Viehstand Elsaß=Lothringens auf ein Drittel, bei längerer Fortdauer des Nothstandes sogar auf ein Viertel bis ein Fünftel vermindern. In einer in Altkirch im Oberelsaß unter dem Vorsitz des Kreisdirektors Illing stattgehabten, von Bürgermeistern und Landwirthen aus fast allen Gemeinden des Kreises besuchten Versammlung wurde als Abhilfemittel neben freier Laubstreu, Steuer=Erlaß und Geld=Unterstützung verlangt. Ferner wurde beschlossen, bei der Eisenbahn=Behörde um ermäßigte Frachtsätze für den Futter=Transport und für verkauftes Vieh nachzusuchen. Das Kriegsministerium soll zum Ankauf des Schlachtviehes für die Konserven=Fabriken aufgefordert werden, auch um ein zeitweiliges Verbot der Einfuhr von Großvieh aus dem Ausland und um zollfreie Einfuhr von Futtermitteln petitioniert werden.
- Nach den Berichten aus den französischen Provinzen gestaltet sich die Trockenheit zu einer wahren Katastrophe. In einigen Dörfern der östlichen Departements hat manche für 17, Rinder für 12 Fr., verkauft. Ein schöner Ochse wird für 80 Frs. angeboten. Es ist vorgekommen, daß man ein 8tägiges Kalb mit einem Pfunde Kirschen bezahlte. - Der Senat nahm einen Antrag zu Gunsten der Aufhebung der Zölle auf Futtermittel bis zum 1. Januar 1894 an.
- Gegen die anhaltende Dürre wurden am Sonntag in den Kirchen der Grafschaft Kent (England) öffentliche Gebete abgehalten. In manchen Dorfbezirken in Kent, Surreys und Wessex wird das Trinkwasser mit 3 Pence für den Eimer bezahlt. Heu ist von 5 auf 7 Pfd. Lstr. die Tonne gestiegen. Das Vieh wird wegen Mangel an Futterstollen billig losgeschlagen. Man rechnet auf Heueinfuhr aus Amerika. Die Ernteaussichten sind schon jetzt bedenklich.
- Präsident Cleveland hat sich auf den Rat seiner Aerzte der Schweninger Kur unterworfen.
- Nach dem Testament des verstorbenen Schauspielers Edwin Booth beträgt dessen hinterlassenes Vermögen über 12 Millionen Mark, welches fast ganz seiner Tochter, Mrs. Großmann zufällt.
- Die Anzahl der Ausstellungsbesucher in Chicago wächst jetzt riesig an. Am Donnerstag v. W. sind über 200 000 zahlende Besucher gezählt worden. Die verschiedenen Eisenbahngesellschaften arrangieren jetzt Extrafahrten in großem Maßstabe und da jetzt Alles vollendet ist, so sind die Aussichten der Ausstellung weit günstiger.


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