No. 44
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Juni
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 1]

               Auf Ersuchen des Großherzoglichen Bezirks=Kommandos zu Neustrelitz wird die nachstehende

Bekanntmachung.

Diejenigen Invaliden vom Feldwebel abwärts, welche im Landwehrbezirk Neustrelitz wohnhaft, auf Grund des Militair=Pension=Gesetzes vom 27. Juni 1871 anerkannt sind und den folgenden Bestimmungen entsprechen:
1. Die Kriegszulage gemäß § 71 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 beziehen, oder
2. Die Zulage für Nichtbenutzung des Civilversorgungsscheines gemäß § 76 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 bzw. § 12 des Gesetzes vom 4. April 1874 beziehen, am Kriege 1870/71 oder an einem Kriege vor 1870/71 Theil genommen haben oder seit diesem Kriege durch eine militairische Aktion oder durch Seereisen invalide geworden sind (Marine) und sich nicht im Genusse einer Verstümmelungszulage gemäß des § 72 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 befinden, oder
3. auf Grund der §§ 84 und 85 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 einer Klasseneinschränkung hinsichtlich des Pensionsbezuges unterliegen, das heißt eine niedrigere Pension beziehen, als dem Grade ihrer Erwerbsunfähigkeit entspricht, - es sind dies solche Invaliden, welche bereits dauernd anerkannt waren und denen später infolge ihres Antrages eine Pensionserhöhung zu Theil wurde, oder nicht zu Theil werden konnte, weil die ärztliche Untersuchung nur eine Steigerung der Erwerbsunfähigkeit um eine Stufe ergeben hatte, während eine Steigerung um zwei Stufen zur Pensions=Erhöhung erforderlich war bezw. diejenigen Invaliden, welche erst nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Militairdienst anerkannt worden sind - haben sich alsbald bei dem Bezirkskommando bezw. dem Meldeamt Schonberg zu melden.
    Die Meldungen haben mündlich an Wochentagen von 9-12 Uhr Vormittags und 3-5 Uhr Nachmittags unter Vorlage der Militairpapiere und des Pensions=Quittungsbuches zu erfolgen.
In Neubrandenburg werden am Sonnabend von 10 1/2-1 Uhr Meldungen entgegengenommen (bei Gastwirth Stöwhase.)
    Anträge an das Kriegsministerium in dieser Angelegenheit sind seitens der Betheiligten zunächst nicht zu stellen.

Das Bezirkskommando.

hiermit zur Kenntniß der Bewohner des Fürstenthums Ratzeburg gebracht.
                Schönberg, den 6. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.:       H. Spieckermann.


Vom Nord=Ostsee=Kanal.

Ganz in der Stille hat sich am 15. Mai ein hochbedeutsames Ereignis vollzogen. Es ist nämlich die Schiffahrt zwischen Rendsburg und Kiel wieder eröffnet worden, jedoch nicht mehr wie früher in dem Bett des alten Eiderkanals, sondern jetzt durchweg im Zug der neuen, die beiden Meere verbindenden Wasserstraße. Die Ostsee reicht jetzt bis Rendsburg und durch die dortige, die Hochfluten trennende Schleuse kann jetzt bei der Flut Nordseewasser zur Ostsee, und bei der Ebbe Ostseewasser zur Nordsee fließen. Der angesagte Eröffnungstermin ist pünktlich gehalten worden, die ausführenden Beamten und Unternehmer haben im vollsten Maß ihre Schuldigkeit gethan und alle Schwierigkeiten, welche besonders im 4. Bauamt ungewöhnlich groß waren, glücklich überwunden. Noch am Sonnabend, den 2. Mai, war es zweifelhaft, ob die Schiffahrt am 15. möglich sein würde, hatten sich doch wenige Tage zuvor während der Senkung des Wasserspiegels noch bedenkliche Erscheinungen gezeigt. Deshalb fand auch keine Festlichkeit statt. Ganz in der Stille machten sich einige Dampfer auf den Weg, still aber freudig bewegten Herzens ging es von Holtenau westwärts und ostwärts von Rendsburg. Ohne Hindernisse konnte die Durchfahrt vollzogen werden und damit ist die Verbindung der Meere zur Thatsache geworden. Der 15. Mai ist ein hochbedeutsamer Gedenktag für die ruhmvolle Geschichte des Kanalbaues.


- Die diesjährigen Manöver des 9. Armee=Corps, an denen die 17. und 18. Division theilneh=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 2]

men, beginnen am 13. September. Die 17. Division wird in Mecklenburg=Strelitz, die 18. Division vom 19. September ab in Nord=Schleswig manövriren.
- Neustrelitz, 5. Juni. Es wird beabsichtigt, beim Festgottesdienste zur Feier der goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin in der hiesigen Stadtkirche am 28. Juni das 'Te Deum' v. Jackson von zwei alternirenden Chören mit Begleitung der neuen Prachtorgel ausführen zu lassen. Die neue Orgel in der hiesigen Stadtkirche wird, falls nicht besondere Hindernisse eintreten, noch im Laufe dieser Woche zur Abnahme fertiggestellt werden. Es ist mitzutheilen, daß S. K. H. der Großherzog zur bevorstehenden Feier dem hiesigen Magistrate 5000 Mark zur Verfügung gestellt und bestimmt hat, daß an dem Festtage hiervon 1000 Mark zur warmen Speisung der hiesigen Armen und 4000 Mark zu allgemeinen Volksbelustigungen mit Musik und Freibier, sowie zur Belustigung der Schulen verwandt werden sollen.
- Aus Kiel wird geschrieben, daß Kaiser Wilhelm am Montag den 12. Juni, zur Besichtigung der Flotte dort eintreffen werde. Am Freitag traf die unter dem Oberkommando des Viceadmirals Schröder stehende Manöverflotte eine größere Uebungsfahrt an. Sämtliche, diesem Geschwader angehörenden Schiffe, 7 Panzerschiffe, 2 Panzerfahrzeuge, 3 Avisos, 2 Torpedodivisions= und 12 Torpedoboote, begaben sich in die Ostsee hinaus, und zwar zunächst direkt nach Memel; ferner werden die Ostseehäfen Danzig, Kolberg, Warnemünde, Swinemünde und Stralsund berührt. Am Tage der Ankunft des Kaisers laufen dann sämmtliche Kriegsschiffe in den Kieler Hafen wieder ein, wo die Flottenrevue vor dem obersten Kriegsherrn stattfindet. Später tritt Kaiser Wilhelm von Kiel aus auf der kaiserlichen Yacht "Hohenzollern" seine diesjährige Nordlandsfahrt an. Im August wird die Manöverflotte sich nach der Nordsee begeben, wo eine Reihe von Manöverübungen stattfindet; es wird namentlich vor der Elbmündung und der Insel Helgoland manöveriert. Im September werden dann die großen Herbstmanöver in der Ostsee ausgeführt werden.
- Am Sonnabend wurden auf der Domanial=Weinversteigerung zu Eberbach im Rheingau zum Teil sehr hohe Preise erzielt. Der höchste Preis wurde für 1886er Marcobrunner gezahlt, für 620 Liter 5070 M., d. h. für das Stück zu 1200 L. 10 240 M.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

        In Gemäßheit des Publicandi Großherzoglicher Hoher Landesregierung vom 3. d. Mts. betreffend die Reichstagswahl, wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das hiesige Amtsgebiet mit der Mühle, der hiesige Bahnhof, sowie der Bauhof=Schönberg zum

2. Wahlbezirke.

gehören und für denselben

der Schulze Burmeister zu Kleinfeld zum Wahlvorsteher und
der Maschinenbauer Kleinfeld hieselbst zum Stellvertreter
ernannt sind.
        Zum Wahllokal ist der Köster'sche Gasthof hieselbst bestimmt, der Wahltag ist auf Donnerstag den 15. Juni d. J. festgesetzt und beginnt an demselben die Wahlhandlung Vormittags 10 Uhr und wird Nachmittags 6 Uhr geschlossen.
        Schönberg, den 5. Juni 1893.

Großherzoglich Mecklenburg. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.:     H. Spieckermann.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Rieps sub Nr. 2 belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Wilhelm Oldenburg daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präklusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 5. Juni 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


        Die Herren Wahlvorsteher im Mecklenburgs=Strelitz'schen Wahlkreise ersuche ich auf Grund des § 25 des Reichs=Wahlreglements, mir hierher nach Neustrelitz die über die Wahl des Reichstags=Abgeordneten aufgenommenen Protokolle mit den dazu gehörigen Schriftstücken so zeitig zuzusenden, daß dieselben spätestens bis zum Sonntag Abend den 18. dieses Monats in meine Hände gelangen.
        Am Montag, den 19. Juni d. Js. findet aus den eingegangenen Protokollen die Ermittelung des Wahlergebnisses auf dem Rathhause zu Neustrelitz in dem Sitzungszimmer des Magistrats von Morgens 10 Uhr an statt.
        Neustrelitz, den 5. Juni 1893.

Landgerichtsrath Horn.
als Landesherrlicher Wahl=Kommissar für den Mecklenburg=Strelitz'schen Wahlkreis.


Unter Hinweis auf die regiminelle Bekanntmachung vom 3. Juni cr., betreffend die Reichstagswahl, machen wir hierdurch bekannt, daß im 1. Wahlbezirk des Fürstenthums Ratzeburg (Stadt Schönberg mit Ackerbürger Oldörp) der Apotheker A. Montag in Schönberg zum Wahlvorsteher und der Kaufmann Franz Lundwall zu Schönberg zum Vertreter des Wahlvorstehers ernannt worden sind. Die Wahl geschieht am 15. Juni 1893 im Gastwirth Boye'schen Gasthause während der Zeit von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 6 Uhr.
Schönberg, den 5. Juni 1893.

Der Magistrat.


Sonnabend, den 10. Juni d. J.
Vorm. 10 Uhr sollen im hiesigen Pfandlokal

Säcke, etwas Leinenzeug, eine Cylinderuhr, und eine silberne Uhrkette
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Staffeldt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Bretter-Auction.
Am Dienstag, den 13. Juni,
von Morgens 10 Uhr an,

werde ich für Herrn C. H. Ramelow wegen Aufgabe seines Geschäfts auf dem Holzlagerplatze der hiesigen, beim Bahnhofe belegenen Sägemühle öffentlich meistbietend gegen sofortige Zahlung verkaufen:

Ca. 500 Zwölfter hiesige und schwedische besäumte und unbesäumte Bretter und Bohlen von 1/2 bis über 2 Zoll Stärke in diversen Breiten und Längen, sowie starke Dachpappleisten und Latten.
Auch stehen daselbst noch Schleifsteine und Schweinetröge, sowie eine starke, neue Wagenwinde billig zum freihändigen Verkauf.
Grevesmühlen, am 1. Juni 1893.

                                                    Stadtsecretair Bergmann.


Auction.

Wegzugshalber werde ich am

Montag, den 19. Juni

nachstehende Gegenstände gegen Baarzahlung öffentlich meistbietend verkaufen.

1. Mobilien. 2. Tischwerkzeug. 3. Hausgeräth. 4. Ackergeräthschaften. 5. Nutzholzbohlen und ein Stuhlwagen.
Die Auktion beginnt Morgens 9 Uhr
Schlagsdorf, den 6. Juni 1893.

                                                    H. Fick,
                                                    Tischlermeister.


      Am 10. d. Mts. werde ich meine

Badeanstalt

eröffnen und empfehle sie zur gefl. Benutzung.

                                                    Fr. Leumann.

      An jedem Tage

Warmbad

mit auch ohne Douche. Auch werden Sool=, Malz= und Salzbäder verabreicht.

                                                    D. O.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 3]

Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.

Zur Auszahlung der im Johannis=Termine d. Js. fällig werdenden Zinsen ist die Anstalt

vom Mittwoch, den 7. Juni d. Js.,
bis
Sonnabend, den 10. Juni d. Js.,
Vormittags von 8-12 Uhr,
sowie
am Sonntag, den 11. Juni d. Js.,
Morgens von 8-9 1/2 Uhr,

geöffnet.
Schönberg, den 31. Mai 1893.

                                                    Das Directorium.


Mecklenburg-Strelitz'sche Landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft.
Bezirk Schönberg.

Zwecks Vornahme der statutenmäßigen Neuwahl von 3 Delegirten zur Genossenschaftsversammlung und einer gleichen Anzahl von Ersatzmännern der letzteren für den Bezirk Schönberg lade ich die von den Gemeindebehörden des Bezirk bezeichneten Wahlmänner bezw., für Fälle der Behinderung derselben, ihre Ersatzmänner auf Grund §§. 4 Z. 3, 22 Z. 2 Genoss. Stat. hierdurch ein, sich am

Freitag, den 16. Juni d. Js.,
3 1/2 Uhr Nachm.

in Schönberg im Lokale des Herrn Gastwirth Boye zu versammeln.
Die Wahlmänner bezw. Ersatzmänner haben sich auf Verlangen zu legitimiren.
Stove, den 18. Mai 1893.

Kaiser,
Vertrauensmann der Berufsgenossenschaft als Wahlvorstand.


Bekanntmachung.
Der Reichstags=Kandidat
Gutspächter Wilbrandt
in Pisede
wird am Dienstag den 13. Juni ds. Js.
Abends 8 Uhr
im Lokale des Gastwirth Hecht in Schlagsdorf
und am Mittwoch den 14. Juni d. J.
Abends 8 Uhr
im Lokale des Gastwirth Creutzfeldt in Carlow
in einer
liberalen Wählerversammlung

einen Vertrag halten und über die Reichstagsverhandlung Bericht abstatten.
Gr. Siemz, den 5. Juni 1893.

A. Bohnhoff, Hauswirth.


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zum Verkauf hergestellt. Bestellungen hierauf nimmt schon jetzt entgegen der Schulze Oldörp daselbst sowie die beiden Unterzeichneten. Zahlungen dagegen sind nur an H. Badstein zu richten.
Den 1. Juni 1893.

Die Kuratoren:
H. Badstein in Petersberg.
H. Teege in Boitin-Resdorf.


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Mindus & Marienthal
Hamburg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 4]

Der Reichstagskandidat Herr                          
Domainenpächter Rud. Nauck Gr.=Schönfeld
wird am
                                                                              
Freitag, den 9. Juni, 6 Uhr
in Schönberg im Saale des Herrn Gastw. Boye,
am Sonnabend, den 10. Juni V.-M. 10 Uhr
in Carlow im Saale der Frau Gastw. Krellenberg,
und am 10. Juni N.-M. 2 Uhr
in Schlagsdorf im Lokale des Herrn Gastwirth Reimers sprechen.

Hierzu lade ich die Wähler von Stadt und Land ergebenst ein und bitte die Herrn Vertrauensmänner des Bundes der Landwirthe, für recht zahlreichen Besuch der Versammlungen Sorge zu tragen.

I. V.: Kaiser-Stove.


Als Reichstags=Candidaten der Deutsch=Mecklenburgischen Rechtspartei werden hierdurch nominirt:

Für den I. und II. Wahlkreis:   Herr Graf von Bassewitz auf Dalwitz,
Für den III., IV. u. V. Wahlkreis:   Herr Geh,Legationsrath a. D. von Oertzen auf Leppin,
Für den VI. u. d. Strelitzer Wahlkreis:   Herr Regierungsrath a. D. Dr. jur. Graf von Bernstorff auf Beseritz.

                                                    Der Vorstand der Deutsch=Mecklenburgischen Rechtspartei.

NB. Wahlaufrufe, Flugblätter, Stimmzettel sind unentgeltlich von dem Wahlbureau der Partei in Rostock, Grüner Weg 15 I, zu beziehen, das auch zu jeder sonstigen Auskunft in Wahlangelegenheiten bereit ist.


Die noch nicht zurückgegebenen Sammelbogen mit den gezeichneten Beträgen bitte ich ergebenst bis zum 15. d. Mts. bei mir abgeben zu wollen, da die Sammlung geschlossen werden muß.
Schönberg, den 8. Juni 1893.

                                                    H. Spieckermann.
                                                    Amtsverwalter.


5 Mark

zahle ich demjenigen, der mir den Thäter namhaft macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann, und der mir in der Nacht vom 2. auf 3. d. Mts. gewalthätig Schloß und eiserne Stange von der Gartenthür weggebrochen hat, und mir Feldsteine aus der Erde bei meiner Scheide rechts hinter dem Stall gebrochen hat und zwischen mein Getreide geworfen.

Verbiete jedem, ohne Erlaubniß in meinen Garten Schlauentrifft zu gehen bei gerichtlicher Strafe.

                                                    Ww. Eckmann.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 11. Juni 1893.
Tanzmusik
über Mitternacht.


Grosses
Tonnenschlagen
am Sonntag, den 11. Juni.

Hierzu laden ergebenst ein alle jungen Mädchen zu Petersberg.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 11. Juni.

Frühkirche: Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 40-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 23.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 44 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Juni 1893.


Die Lage der Arbeiter vor zehn Jahren und heute.

Es sind jetzt zehn Jahre vergangen, seitdem auf Grund der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 das erste sozialpolitische Gesetz, das über die Krankenversicherung vom 5. Juni 1883, erlassen worden ist. Durch dieses Gesetz haben - nach dem Stande vom Jahre 1892 - 7 723 000 Arbeiter einen gesetzlichen Anspruch auf eine standesgemäße Fürsorge im Falle der Krankheit erhalten. Bis dahin konnte sich der Arbeiter selbst gegen die Folgen von Krankheit sicher stellen, aber die wenigsten thaten dies, die meisten verfielen der Armenpflege, die lediglich die Vernichtung der Existenz der Einzelnen zu hindern sucht, während der Zweck der jetzigen Krankenversicherung es ist, die durch Krankheit zerstörte Erwerbsunfähigkeit durch eine rechtzeitige und angemessene Fürsorge wieder herzustellen und auszugleichen. Von den nahezu 8 Millionen Arbeitern haben allein im Jahre 1892 2 3/4 Millionen Arbeiter Entschädigungen im Betrag von 95 Mill. Mark - für den einzelnen Krankenfall durchschnittlich 35 Mark - erhalten. Das Unfallversicherungsgesetz von 1884 mit seinen Erweiterungen, welches denselben Zweck für die Unfälle verfolgt, wie das Krankengesetz bei Krankheiten, hat im Jahre 1882 allein 18 Millionen Personen gegen die wirtschaftlichen Folgen von Unfällen sichergestellt, - in dieser Zahl sind nicht nur auch ländliche Arbeiter, sondern auch 4 Mill. kleine Besitzer eingeschlossen, die zugleich ländliche Arbeiter sind. Die Zahl der durch Unfall beschädigten Personen betrug in diesem einen Jahr 210 000, für welche 32 1/2 Mill. Mark gezahlt wurden - auf den einzelnen Fall 185 Mk. Gegen Alter und Invalidität sind auf Grund des Gesetzes vom 22. Juni 1889 insgesamt 11,2 Mill. Arbeiter aller Berufszweige versichert; die Zahl der Entschädigten belief sich im Jahre 1892 auf 187 800, für welche nicht weniger als 22 1/2 Millionen Mark Entschädigung gezahlt wurden. Von den Arbeitgebern wurden allein in dem einen Jahre 1892 an 31 Millionen Mark Unfall= und an 47 1/2 Mill. M. Alters= und Invaliditätsversicherungsbeiträge aufgebracht, und außerdem zu den ausbezahlten Alters= und Invaliditätsrenten vom Reich ein Zuschuß von über 9 Millionen Mark (der in der genannte Entschädigungssumme von 22 1/2 Millionen Mark mit einbegriffen ist) geleistet. Im ganzen haben Arbeitgeber und Reich allein im Jahre 1892 141 1/8 Mill. Mark von Gesetzwegen für die Arbeiter aufgebracht, vor dem Jahre 1883 - keinen einzigen Pfennig!
Hieraus ist ersichtlich, daß der heutige Staat, den man sofort bei Seite werfen und durch einen andren noch nicht einmal näher skizzierten ersetzen möchte, doch recht viel für die Arbeiter gethan hat. Allein es ist eine immer mehr umfassende Aufsicht der Fabriken eingetreten und andererseits haben die Wohlfahrtseinrichtungen einen recht beträchtlichen Umfang genommen. Ein förmlicher Wettkampf um die Herstellung wohlthätiger Einrichtungen und Vereine Arbeiterwohnungen hat sich entsponnen. Die Arbeiter erhielten eine gesetzliche Gestaltung der Sonntagsruhe und es ist seit 10 Jahren für keine Klasse der Bevölkerung mehr gethan worden, als für die Arbeiter. Kein Staat Europas kann sich rühmen, das gleiche gethan zu haben, was in Deutschland für die arbeitende Bevölkerung geschehen ist. Mithin kann gar nicht ernstlich davon zu reden sein, daß für den Arbeiterstand wenig oder nichts geschehen sei. Diese Ueberzeugung wird sich mehr und mehr Bahn brechen.


- Der Großherzog von Baden hat am 4. d. auf dem Offenburger Verbandstag der Militärvereine eine Ansprache gehalten, in der er nach der "Karlsr. Z." u. a. gesagt hat: "Gehen sie den geraden Weg der Ehre, wählen Sie nur Männer welche die Macht und Kraft des deutschen Reiches höher halten als den Parteigeist und die in der Militärvorlage den Weg erkennen, um das Deutsche Reich vor Demütigung zu bewahren."
- Der Distanzmarsch Berlin=Wien ist entschieden. Der Buchdrucker Peitz aus Flöha ist als Erster am Ziel an der Bahnschranke in Florisdorf bei Wien, in schlechter Verfassung angelangt und war ganz ermattet. Derselbe hat den Weg in 154 Std. 40 Min. zurückgelegt. Als Zweiter traf, 1 Std. 4 Min. später der Kulturingenieur Elsässer aus Magdeburg, eine elegante Erscheinung, in bester Verfassung ein. Peitz hat 5 1/2 Pfund an Körpergewicht verloren, während Elsässer 9 Pfund abgenommen hat. Beide sind Vegetarianer und fuhren in die Vegetarianer=Restauration, wo Elsässer einen Vortrag über den Marsch und die natürliche Lebensweise hielt. Peitz giebt zu, daß er statt um 4 Uhr schon um 1/4 4 Uhr aufgebrochen sei. Es ist daher eine Distanzirung nicht ausgeschlossen.
- Wie der "Augsb. Abdztg." mitgeteilt wird, hat der Prinz=Regent dem Fürsten Bismarck auch für die diesjährige Badesaison in Kissingen die Hofequipagen nebst Bedienung zur Verfügung gestellt. Die Ankunft des Fürsten Bismarck in Kissingen erwarte man gegen Mitte des nächsten Monats.
- Ein erklärlicher Irrtum. Aus dem "Hotel=Gericht" an der Stadtbahn in Berlin wird der folgende heitere Zwischenfall mitgeteilt, der sich dieser Tage dort abgespielt hat: In ein Terminszimmer des zweiten Stockwerks tritt mittags gegen ein Uhr eine behäbige Frau mit den Worten an den Richtertisch: "Herr Gerichtshof, wie kommt den det, ich bin schon for 10 Uhr als Zeijin jeladen, aber man ruft mir ja jar nich uff?" "Ja liebe Frau", entgegnete der Richter, "da hätten Sie im Korridor der ersten Etage warten müssen, dort ist ihr Terminslokal." "Wat im ersten Stock", sagte die Frau, "da hängt doch een Plakatt: Für Damen eine Treppe höher!"
- Einen wertvollen Fund machte dieser Tage der Eigenthümer einer Perlmutterwaren=Fabrik in Ottensen. Derselbe fand nämlich, nach den "Hamb. Nachrichten.", beim Sortieren von Perlmutterschalen in einer derselben eine Perle von besonderer Größe vor, die mindestens einen Wert von 800 Mk. darstellt.
- Im Münchener Zirkus sprang vor einigen Tagen einer der Haken, an denen das Sicherheitsnetz hing, in dem Moment ab, als sich eine Luftkünstlerin in das Netz fallen ließ, und traf einen jungen Mann im Zuschauerraum. Dem Bedauernswerten wurden 3 Zähne eingeschlagen und der Kieferknochen verletzt.
- Deutsche Landwirtschafts=Gesellschaft. Am 8. Juni wird die diesjährige große deutsche landwirtschaftliche Wanderausstellung in München eröffnet. Sie bedeckt 22 1/2 ha der Theresienwiese und ist beschickt mit 400 Pferden, 1222 Rindern, 207 Schafen, 384 Schweinen, 42 Ziegen und 570 Stämmen Geflügel. Von toten Ausstellungsgegenständen aus dem Gebiet des Ackerbaus sind 1450 Nummern angemeldet und von Geräten 3300 Nummern. Die Ausstellung ist vielfach in Gruppen gegliedert; so werden bayrische und oberbadische Rinder, Oldenburger Pferde, bayrische Hengste des Staatsgestüts, Militärpferde u. s. w. zur Vorführung kommen. Ferner finden wir Gruppen von Gegenständen des Kleinbahnwesens, des Brauereibetriebes, der Heubereitungsgeräthe, Eggen u. s. w., und Gegenstände der Verarbeitung von Abfallstoffen zu Handelsdünger. Die Fischerei ist ebenfalls vertreten. Die Münchener Ausstellung überragt die bisherigen Ausstellungen der Deutschen Landwirtschafts=Gesellschaft an Größe und Vielseitigkeit und verspricht von allen Theilen Deutschlands stark besucht zu werden, zumal Erleichterungen des Besuches durch die Eisenbahnverwaltungen mit Einrichtung von

[ => Original lesen: 1893 Nr. 44 Seite 6]

Sonderzügen mit Fahrpreisermäßigung, namentlich auf bayrischen Bahnen, geschaffen sind. Mit der Ausstellung eng verbunden ist die Wanderversammlung der Deutschen Landwirtschafts=Gesellschaft, die aus 8 öffentlichen Sitzungen, einer Anzahl Ausschußsitzungen und aus 15 Ausflügen besteht, welch letztere gegen Ende und nach Schluß der Ausstellung in landwirtschaftlich interessante Gebiete von Bayern unternommen werden.
- Aus St. Petersburg wird der in Wien erscheinenden "Pol. Korr." gemeldet, daß der deutsche Botschafter General v. Werder dieser Tage eine Unterredung mit Herrn v. Giers wegen des deutsch=russischen Handelsvertrages gebabt habe, dessen Aussichten nicht so ungünstig sein sollen, wie behauptet werde.
- Von Rom nach Christiania in 75 Stunden. Man fährt von Rom um 2 Uhr 50 Minuten nachmittags ab und ist nach 75stündiger Fahrt - über Florenz, Verona, Ala, Innsbruck, Kufstein, München, Leipzig, Berlin, Rostock, Warnemünde, Gjedser, Kopenhagen, Helsingör, Helsingborg - in Kristiania, oder man verläßt Rom um 11 Uhr Nachts und trifft nach 77 1/2 Stunden in Christiania ein. Von der Südspitze der apenninischen Halbinsel bis zur nördlichsten Bahnstation Norwegens - Drontheim - fährt man gegenwärtig in ca. 115 Stunden.
- Ueber die Folgen des Zollkrieges der Schweiz mit Frankreich giebt eine Denkschrift Aufschluß, die der Bundesrat an die Bundesversammlung gerichtet hat. Danach büßt Frankreich infolge des Zollkrieges jährlich 40 Millionen Franken ein. Die schweizerische Einfuhr nach Frankreich ist bis jetzt um nahezu die Hälfte zurückgegangen. Von der schweizerischen Einfuhr aus Frankreich wird ungefähr die Hälfte vom Zollkrieg nicht beeinflußt, die andere Hälfte um nahezu 70 Prozent verringert.
- Wie muß man Pferde behandeln, um sie gesund zu erhalten? Diese Frage beantwortet der "Pferdefreund" wie folgt: "Langsam zur Arbeit und langsam in den Stall;" dieser Spruch sagt mit wenigen Worten, was zu thun ist beim Beginn und am Ende der Arbeit. Er soll heißen: beginne die Arbeit ruhig und verlange nicht sofort die höchstmöglichste Kraftanstrengung von dem Thiere, sondern steigere deine Anforderungen an dasselbe allmählich bis zum höchsten Grade der Leistungsfähigkeit. Ein zeitweises Ausruhen kann dann ferner eine volle andauernde Thätigkeit der Muskeln und Atmungsorgane bedingen. Ebenso mäßige die Anstrengung gradeweise und lasse das Thier sich beruhigen, bevor Du es in den Stall ziehst. Nach angestrengter Arbeit gleich in den Stall gebracht, ist keine Erholung für die Muskeln und Sehnen, sondern bewirkt im Gegentheil ein Steifwerden und Erstarren derselben, wie denn auch die dunstige, häufig mit allen möglichen schlechten Gasen erfüllte Luft des Stalles durchaus nicht zur Stärkung der erhitzten Lunge und Haut beitragen kann. Stehen den Pferden große Strapazen bevor, soll man sie nicht unmittelbar vorher stark füttern, sondern ihnen zwischen dem Fressen und der Arbeit eine Stunde Zeit lassen zur Verdauung. Die Verdauung ist ebenso eine Arbeit, welche die Kraft des Körpers in Anspruch nimmt, wie jede andere Leistung, die wir dem Thiere zumuthen. Verlangen wir beides gleichzeitig, so müssen wir darauf verzichten, daß jede dieser Arbeiten zu unserer Zufriedenheit ausfällt; einerseits gestaltet sich dann die Verdauung zu einer mangelhaften, welche das Futter nicht gehörig ausnutzt, andererseits kann das Pferd seine volle Kraft nicht entfalten, weil seine Ernährung eine ungenügende ist. Die Vertheilung des Futters in drei ungleiche Tagesportionen, von denen die größte am Abend zu geben ist, erscheint daher am zweckmäßigsten. In der Nacht hat der Körper Ruhe und die Thätigkeit der Verdauungsorgane kann ungestört vor sich gehen. Schroffe Uebergänge von einer Verwendung zur andern sind den Pferden sehr nachtheilig, und es kommen die Stadt= und Spazierfahrten u. s. w. an Sonntagen, bei welchen die Pferde, welche die Woche in schwerem Zuge langsam arbeiten, eine sehr rasche Gangart entwickeln müssen, oft recht theuer zu stehen. Gutes Zuggeschirr ist halbe Arbeit, da nur in diesem das Pferd seine volle Kraft entwickeln kann. Sitzen einzelne Theile des Geschirrs schlecht oder ist Gelegenheit geboten, daß sich unter ihnen Schmutz ansammeln kann, so bekommen, namentlich im Sommer, die Pferde an solchen Stellen leicht schmerzhafte und langwierige Druckschäden. Derartige Pferde nähren sich schlecht und arbeiten nicht mit voller Kraft, weil sie die wunden Körpertheile schonen wollen. Das Halten von schlechtem Geschirr ist durchaus unwirthschaftlich und verursacht viel höhere Verluste, als die Mehrausgaben für ein gutes betragen. Beim Anfahren sollen alle Pferde gleichmäßig und ruhig anziehen. Das Vorprellen in das Geschirr ruinirt die Pferde sehr rasch und trägt nichts zur Entwicklung von vieler Kraft bei, im Gegentheil. In der Regel ist es dem Fuhrmanne zur Last zu schreiben, wenn die Pferde nicht gleichmäßig anziehen, da diese bei guter Behandlung und ruhigem Ansprechen und Ermuntern recht leicht dazu zu bewegen sind. Eine rohe Behandlung führt nie zum Ziel. Durch schwere und schnelle Arbeit in Schweiß geratene Pferde soll man in der Ruhe nicht kalten Winden oder dem Zuge aussetzen, zum Beispiel vor dem Wirthshause, auf der Straße, da dies am schnellsten ruinirt, ja plötzlich den Tod zur Folge haben kann. Viele Krankheiten sind auf solche Unvorsichtigkeiten zurückzuführen. Kommen die Thiere stark schwitzend in den Stall, so ist es zweckmäßig, sie mit einem Strohwisch abzureiben, um das Trockenwerden zu beschleunigen, und sie dann mit einer leichten Decke zu belegen. Wenn irgend angängig, empfiehlt es sich immer, das Pferd nicht schwitzend in den Stall zu bringen, sondern dasselbe erst bei langsamer Bewegung ausschnaufen und abkühlen zu lassen. Wie viel wird in dieser Beziehung auch vom sparsamen Landwirthe und Pferdebesitzer gefehlt, was im Interesse des Thieres und des eigenen Vortheils leicht vermieden werden könnte.
- Ausgerechnetes vom Skatspiel. Wie viel verschiedene Spiele ergeben sich bei der Vertheilung der 32 Karrten des Skatspiel unter drei Spieler? Auf diese alle Skatfreunde sicherlich interessirende Frage giebt uns derjenige Theil der Zahlenlehre, welcher den Titel "Kombinatorik" führt, die Antwort. Sie lautet: 2,753,294,408,504,640, d. h. 2753 Billionen 294,408 Millionen und 504,640. - Das Auffinden dieser übrigens bereits in einigen Lehrbüchern des Skatspiels aufgenommenen Zahl erfordert nicht etwa Kenntnisse der höheren Mathematik; die Aufgabe kann von einem tüchtigen Primaner, der vom Skatspiel weiter nichts zu verstehen braucht, als die Art der Kartenvertheilung, bei scharfem Nachdenken gelöst werden. - Unter dieser unerschöpflichen Fülle von Spielen befinden sich unter anderen 11 Millionen 639,628 Treff=Solos mit Elf (Treff=Sieben im Skat), eine scheinbar ansehnliche Summe, die jedoch ganz erheblich an Bedeutung einbüßt, wenn man bedenkt, daß erst auf 1419 Millionen 269,280 Spiele ein einziges solchen Solo trifft, oder, um uns konkreter auszudrücken, daß wenn sämmtliche Einwohner Berlins sich zu je Dreien mit einer Geschwindigkeit von einem Spiel in zwei Minuten zu einem unterbrochenen Skat vereinigten, durchschnittlich erst alle zwei Monate an einem einzigen Tische ein solcher Solo herauskommen würde. Ein Grand mit Vieren und 3 Aß nebst 3 dazu gehörigen Zehnen, würde sich dagegen schon innerhalb 33 Stunden je einmal ereignen, und ein solcher mit 4 Aß und 2 Zehnen alle 22 Stunden, da die Anzahl der ersteren genau 44mal, die der letzteren 66mal so groß ist, als die der Treff=Solos mit Elf.
Um uns nun auch von der Größe der zu Anfang genannten, unserem Begriffe in ihrer abstrakten Form bereits unzugänglichen Zahl eine Vorstellung machen zu können, wollen wir annehmen, daß sich die Gesammtheit der Erdenbewohner (rund 1 1/2 Milliarde) zu einem Weltskat zusammenfände und sämmtliche Spiele durchspielte, natürlich so, daß auch nicht ein einziges Spiel irgend einer Gruppe mit dem einer anderen identisch wäre. Nehmen wir ferner wiederum an, zu jedem Spiel sei eine Zeit von nur zwei Minuten erforderlich, so würde die Menschheit die "letzte Runde" erst nach 21 Jahren ansagen können!

Also Achtung vor dem Skatspiel!


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ZVDD