No. 40
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 26. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 1]

                Nach dem Bundesrathsbechlusse vom 7. Juli 1892 sollen alljährlich Saatenstands= und Erntenachrichten gesammelt werden und sind mit den erforderlichen Erhebungen sachverständige Vertrauensmänner betrauet worden. Letzteren sind von sämmtlichen Grundbesitzern und Nutznießern von Ländereien auf Erfordern die bezüglichen Angaben zu machen, auch ist ihnen das Betreten der von ihnen bezeichneten Aecker pp. Flächen zu gestatten, wenn sie solches für nothwendig halten.
                Die bestellten Vertrauensmänner werden sich bei den anzustellenden Ermittelungen erforderlichen Falles durch den schriftlich ihnen ertheilten amtlichen Auftrag legitimiren.
                Schönberg, den 13. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


              Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt:

1. für den Impfdistrict Schönberg

im Boyeschen Gasthause hierselbst:

a. Impfung der im Jahre 1892 in Schönberg, Sabow, Rabensdorf (Hof und Dorf) Kl. und Gr. Bünsdorf geborenen Kinder

am Mittwoch, den 14. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 21. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg, sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow

am Freitag, den 16. Juni d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 23. Juni d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr.

2. für den Impfdistrict Gr. Siemz

bestehend aus den Ortschaften:

Gr. Siemz, Kl. Siemz, Lindow, Törpt und Falkenhagen
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow

am Mittwoch, den 14. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Mittwoch, den 21. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr.

3. für den Impfdistrict Carlow

bestehend aus den Ortschaften:

Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow, Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow und Stove (Hof und Dorf)
im Krellenbergschen Gasthofe zu Carlow

[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 2]

a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Carlow, Cronscamp, Kuhlrade, Klocksdorf und Neschow

am Donnerstag, den 15. Juni d. J.,
Nachmittag 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstage den 22. Juni d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

4. für den Impfdistrict Demern

bestehend aus den Ortschaften:

Demern (Hof und Dorf), Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf
im Schulhause zu Demern
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern und Gr. Rünz

am Donnerstag, den 15. Juni d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 22. Juni d. Js.,
Nachmittags 5 Uhr.

5. für den Impfdistrict Menzendorf

bestehend aus den Ortschaften:

Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen
a. Impfung der im Jahre 1892 geborenen Kinder,

b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen

am Sonnabend, den 17. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 24. Juni d. Js.,
Nachmittags 3 Uhr,

              Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern, und Vormünder Sorge zu tragen.
              Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen ablieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
              Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzt bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfung zur Vermerkung in der Impfliste zu geben.
                  Schönberg, den 20. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
I. V. H. Spieckermann.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Mannhagen sub Nr. 6 belegene Büdnerstelle der Wittwe Elisabeth Bruhns geb. Meins aus Panten ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 7. August d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 19. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. VII. belegene Halbhufnerstelle c. p. des Hauswirth Jochen Heinrich Jürß ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 7. August 1893,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 19. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 3]

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Maurer Heinrich Kleinfeldt zu Lüdersdorf gehörigen und daselbst sub Nr. 3 belegenen Büdnerei c. p. stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1. der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 15. August 1893,
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 19. Septbr. 1893
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 15. August 1893,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten aus.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an das Grundstück c. p. bestimmten Termine und in dem Verkaufstermine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 15. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung des dem Schmiedemeister Franz Griem gehörigen zu Schönberg sub Nr. 199 an der Siemzerstraße belegenen Schmiedegehöfts c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vertheilung der Masse, soweit sie nicht schon vertheilt ist, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin auf

Sonnabend den 24. Juni 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Bemerken geladen werden, daß der Theilungsplan auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht niedergelegt sein wird und daß gegen einen in dem Termine nicht erschienenen Gläubiger angenommen werden wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist.
Schönberg, den 13. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Pogetz sub Nr. I belegene Schulzen= und Vollstelle c. p. des Wilhelm Holst daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 23. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Wiesenverpachtung.
Am Dienstag, den 30. Mai d. Js.,
morgens 9 Uhr,

sollen die Wiesen im Toerber=Bruche auf der Feldmark Toerber, nämlich:

37 Kaveln von je 100-175 []R.,
49 Kaveln von je 50 []R.,
17 Kaveln von je 185-300 []R., Größe
zur Werbung in Vor= und Nachmaht auf die 10 Ernten 1893-1902 einschließlich unter den im Verpachtungstermine bekannt gemacht werdenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Gadebusch, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amt.


Wiesenverpachtung.
Am Dienstag, den 30. Mai d. Js.,
nachmittags 3 Uhr,

sollen die Wiesen im Jeed=Bruche auf der Feldmark Vitense, nämlich:

49 Kaveln von je 50 []R. Größe,
3 Kaveln von je 60 []R. Größe und
4 Kaveln von je 63, 67, 98 und 136 []R. Größe,
in Vor= und Nachmacht auf die 10 Ernten 1893 bis 1902 unter den im Verpachtungstermine bekannt gemacht werdenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Gadebusch, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amt.


Alles Fahren, Viehtreiben und Gehen über meine Wiese von und nach der Mummendorfer Brücke ist verboten.

                                                    Heinrich Kock,
                                                    Rüschenbeck.


Wegen Erkrankung des jetzigen suche ich zu sofort oder zu Johannis

ein Kindermädchen.
Schönberg.                                                     Frau Actuar Breuel.


Suche zum Herbst für Wietingsbeck einen
Tagelöhner
in Wohnung.                                                    
Mechow, im Mai 1893.                          
                                                    Stamer.


Für den ausgeschiedenen Hauswirth Kols in Grieben ist der Hr. Kock in Rüschenbeck wieder zum Aeltermann und Taxator unserer Gesellschaft erwählt und am 19. d. Mts., von Großherzoglicher Landvogtei in dieser Eigenschaft beeidigt worden.
Wir bringen solches hiermit zur Kenntniß unserer Interessenten.
Schönberg, den 24. Mai 1893.

Direktion der Hagelversicherungs=Gesellschaft.
J. Köger.                                                     Wilh. Heincke.


Sämmtliche natürliche Mineralwässer und Quellenprodukte, sowie

Harzer Sauerbrunnen
liefert ohne Frachtaufschlag zu Lübecker Preisen
                                                    Die Apotheke zu Schönberg.


Bekanntmachung.
Ich bin beauftragt, bekannt zu machen, daß der
Reichstags=Abgeordnete
Gutspächter Wilbrandt
in Pisede
am Sonnabend den 3. Juni ds. Js.
Abends 7 1/2 Uhr
im Saale des Herrn Gastwirth Boye in Schönberg
in einer
liberalen Wählerversammlung

einen Vortrag halten und über die Reichstagsverhandlung Bericht abstatten wird.
Gr. Siemz, den 24. Mai 1893.

                                                    A. Bohnhoff, Hauswirth.


Kriegerverein Carlow.
Am Sonntag den 28. d. Mts.,
Nachmittags um 4 Uhr
Allgemeine Versammlung
im Krellenberg'schen Lokale.                                                    
Tagesordnung:

1. Einführung der neu aufgenommenen Mitglieder.
2. Verschiedenes.

                                                    Der Vorstand.

NB. Die Versammlung wird pünktlich eröffnet.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 4]

Der Candidat des Bundes der Landwirthe ist für die bevorstehende Reichstagswahl der

Domainenpächter Rudolf Nauck
zu Gr. Schönfeld.
Der Vorsitzende des Bundes der Landwirthe für Mecklenburg=Strelitz:
Dr. von Oertzen-Rossow.
Neubrandenburg, den 17. Mai 1893.                          


Boye's Etablissement
in Schönberg.

          Unterzeichneter beabsichtigt im Laufe des Sommers in derselben Weise wie im Winter im Garten des obigen Locals

2 Abonnements-Conzerte

mit seiner Kapelle zu geben und ladet ein hochgeehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend hierzu ganz ergebenst ein. Eine Missive wird wieder circuliren.
          Wismar im Mai 1893.

Hochachtungsvoll
                                                    Jul. Müller,
städtischer Musikdirector.


Sonntag TANZMUSIK
                                                    J. Boye.


Zu dem am Sonntag d. 28. Mai in Schönberg auf dem sogen. Baubrink stattfindenden

Ringreiten
mit nachfolgendem Tanz in "Stadt Lübeck"
laden freundlichst ein                                                    die Veranstalter.
Abmarsch m. Musik um 1 1/2 Uhr nachm. v. Markt.


Am Sonntag d. 28. Mai findet in Lockwisch
Ringreiten
statt, zu dem freundlichst einladen                                                    
                                                    Die Knechte zu Lockwisch.


Zu dem am Sonntag d. 28. und Montag d. 29. Mai bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen
ladet freundlich ein                                                    
Ollndorf.                                                     J. Dechow. Gastwirth.
Montag Tanzmusik.


Zu dem am 28. Mai stattfindenden
Taubenwerfen
in Rupensdorf laden ergebenst ein                                                    
                                                    sämmtliche jungen Mädchen.


Für die überaus herzliche Aufnahme bei Abhaltung unseres zwanzigsten Verbandstages sagen wir allen Einwohnern Schönbergs unsern innigsten Dank.

Namens der Mitglieder des Bäckerverbandes beider Mecklenburg.
                                                    Der Vorstand.


Allen Denen, die meinem lieben Mann und unsern teuren Vater die letzte Ehre erwiesen und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sagen wir hierdurch unsern tiefgefühlten Dank.
Rodenberg, den 21. Mai 1893.

                                                    M. Renzow, geb. Evert
                                                    und Kinder.


Heute Morgen 4 Uhr entschlief im 82. Jahre sanft nach kurzen aber schweren Leiden mein lieber Mann

Peter Krellenberg.              

Tief betrauert von seiner Frau              
und beiden Söhnen.

Die Beerdigung findet am
Montag, den 29. Mai, Nachmittags 2 Uhr statt.


Heute Morgen entschlief sanft unser innigst geliebter Mann und teurer Schwiegersohn, der Buchbinder

Carl Sievers

nach kurz vollendetem 60. Lebensjahre.

                                                    Marie Sievers
                                                                  geb. Bohnhoff.
                                                    P. Bohnhoff.

Die Beerdigung findet am Freitag, den 26. Mai, Nachmittags 4 Uhr statt.


Statt jeder besonderen Meldung.

Gestern Abend 8 Uhr entschlief nach längerem Leiden unsere liebe Schwester und Mutter

Malwine Krämer geb. Grapow

im 82. Lebensjahre.
Dieses zeigen, um stille Teilnahme bittend, tief betrübt an

                                                    G. Grapow und Caroline Krämer.

Schönberg, den 24. Mai 1893.

Die Beerdigung findet am
Sonnabend Nachmittag 4 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 28. Mai.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-57 M., große Schweine 52-547 M., Sauen 40-45 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 21.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 40 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. Mai 1893.


Die Nordlandsreise des Kaisers wird nun doch erfolgen. Der Kaiser wird am 29. Juni auf dem Schiffe "Hohenzollern" die projektierte Seereise antreten. Die Reise wird sich bis zum 21. Juli erstrecken. Ob der Kaiser zum Nordkap geht oder in der Ostsee verbleibt, ist genaueren Bestimmungen noch vorbehalten. Später beabsichtigt der Kaiser, eine Fahrt nach Schottland zu machen.
Wie Berliner Blätter melden, hat der Kaiser für den Bereich der preußischen Militairverwaltung befohlen, daß diejenigen Uebungen des Beurlaubtenstandes, welche in die Wahlzeit gefallen sein würden, nicht verschoben werden, sondern mit Rücksicht auf die bald beginnende Erntezeit ganz ausfallen.
Die Intendantur des VI. Armeekorps hat, wie die "Schlesische Ztg." mittheilt, vor einiger Zeit an die Magistrate einer Anzahl Städte die Anfrage gerichtet, ob sie geneigt seien, gegebenenfalls wieder Truppen aufzunehmen. Solche Anfragen seien an die Magistrate von Herrnstadt, Sulau, Ziegenhals, Tarnowitz, Kattowitz, Rosenberg, Winzig, Guhrau, Reichenbach und Lublinitz ergangen. Auch an die Garnisonsverwaltungen mehrerer bereits mit Garnison versehener Städte sei die Frage ergangen, ob eine Erweiterung der betreffenden Garnison dadurch möglich sei, daß in den vorhandenen Kasernen noch mehr Mannschaften untergebracht werden könnten.
Wie oft kann der Reichstag aufgelöst werden? Vielfach besteht Unklarheit darüber, wie viel Male auf Beschluß des Bundesrats unter Zustimmung des Kaisers der Reichstag aufgelöst werden kann. Da die Verfassung die Zahl der Auflösungen nicht beschränkt, so kann also die Auflösung so oft wiederholt werden, wie es die Mehrheit des Bundesrats mit dem Kaiser will. Angenommen, der nächste Reichstag lehnte die Militärvorlage ab, so könnte sofort die Auflösung erfolgen, und das könnte im Winter sich noch ein= oder zweimal ereignen. Den dann gewählten Reichstag würde der Bundesrat aber nicht eher auflösen können, als bis der Reichshaushalt für 1894-95 festgestellt und genehmigt ist, denn nach Art. 69 der Verfassung müssen alle Einnahmen und Ausgaben des Reiches für jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaushalts=Etat gebracht werden, der vor Beginn des Etatsjahres durch Gesetz festgestellt sein muß; eine budgetlose Verwaltung wäre verfassungswidrig und eine Maßregel, die diesen Zustand herbeiführen müßte, würde den Charakter eines Verfassungsbruchs tragen. Ist der Etat gesetzlich zu Stande gekommen, so hat der Bundesrat wieder freie Hand in der Auflösungsfrage.
Der Altreichskanzler Fürst Bismarck hat die Wiederannahme eines Reichstagsmandats bestimmt abgelehnt.
Das französische Budget für 1894, welches vom Ministerrat jetzt festgestellt ist, beläuft sich in Einnahmen wie Ausgaben auf 3424 Millionen Fr. Vermehrt sind gegenüber 1893 das Marinebudget um 12 Mill. für Ausrüstung und Neubauten, das Budget des Kriegsministerium um zwei Millionen.
Die Nachricht von der Verlobung der Prinzessin Feodora von Schleswig=Holstein mit dem Kronprinzen von Italien begegnete von Anfang an in den Berliner Hofkreisen sehr berechtigten Zweifeln darum, weil nach Kenntnis italienischer Verhältnisse des Hindernis eines solchen Ehebündnisses stets die Konfession sein wird, und für das Haus Savoyen, das die Versöhnung mit dem Papstthum stets im Auge behalten muß, jetzt mehr denn je.


- Zur Ausführung der Sonntagsruhe haben sich das meckl. Oberlandesgericht und das preußischen Kammergericht in der Frage, ob Schankwirthe an Sonntagen Bier in Gläsern und Krügen über die Straße verkaufen dürfen, dahin ausgesprochen, daß der Verkauf von Bier nur soweit Gegenstand des Schankgewerbes sei, als er zum Genuß an Ort und Stelle erfolge. Finde hingegen dieser Verkauf über die Straße statt, so sei er Gegenstand des Handelsgewerbes und unterließe den für dieses hinsichtlich der Sonntagsruhe geltenden Bestimmungen.
- Schönberg. Am 23. Mai fand hierselbst der 20. Verbandstag der Bäcker=Innungen beider Mecklenburg statt, der in jeder Hinsicht einen befriedigenden Verlauf nahm. Schon am 2. Pfingsttag waren die Gäste zahlreich eingetroffen und hatten die hiesigen Bäckermeister Alles aufgeboten, ihren auswärtigen Collegen den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen, es wurde daher am Nachmittag eine Fahrt mit Musik über Sülsdorf und Selmsdorf in's Rupensdorfer Holz unternommen, bei welcher auf einigen dreißig Wagen hunderte von Theilnehmern befördert wurden, die alle im Holze freie Bewirthung fanden. Am Dienstag Vormittag wurden die mit der Bahn noch ankommenden auswärtigen Innungs=Mitglieder mit Musik in die Stadt zum Boye'schen Gasthause geführt, wo alsbald ein gemeinsames Frühstück stattfand, an welchem sich ca. 200 Personen betheiligten, und später die im Boye'schen Garten veranstaltete Ausstellung der neuesten Maschinen und Werkzeuge des Gewerbes besichtigt. Gegen 12 Uhr begannen die Verhandlungen des Verbandes, geleitet von dem Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Wandschneider=Wismar. Die Verhandlungen waren sehr umfangreich und interessant und gaben ein Bild, mit welcher Umsicht der Verband die Interessen der ihm unterstellten Innungen vertritt, so u. A. wurde "die Errichtung einer Mobiliar=Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit der Mitglieder des Unterverbandes Mecklenburg", sowie "die Sonntagsruhe und ihre Wirkung auf das Bäckergewerbe" besprochen. Die Cassenberichte des Verbandes und der Sterbecasse waren günstige. Als nächstjähriger Festort wurde Güstrow gewählt. Die Verhandlungen dauerten bis 4 Uhr, worauf dann im neuen Boye'schen Saale ein gemeinsames Festesten folgte, an welchem ca. 160 Personen theilnahmen. Abends war Festball.
- Schönberg. Ein seltenes Ereigniß kam in dem benachbarten Dorfe Rottensdorf vor, indem dem Schulze Boye'schen Ehepaare am 23. Mai Vierlinge geboren wurden, von denen das jüngste todt zur Welt kam, während zwei weitere Kinder am folgenden Tage starben.
- Die kommissarischen Verhandlungen wegen Herstellung des Elbe=Travekanals gelangten soeben durch Unterzeichnung des Staatsvertragsentwurfs zwischen Preußen und Lübeck zum Abschluß. Preußen steuert zu den Kosten von 22 754 000 Mark ein Drittel bis zum Höchstbetrag von 7 500 000 M. bei, worauf die vom Kreise Lauenburg beigesteuerten 600 000 M. angerechnet werden.
- Die Gerüchte über die bevorstehende Verlobung des Kronprinzen von Italien mit einer englischen oder holsteinischen Prinzessin werden entschieden widerrufen, dagegen ist es wahrscheinlich, daß der Kronprinz im Herbst den deutschen Kaiser besucht.
- In der römischen Campagna richten große Heuschreckenschwärme ungeheuren Schaden an. Dieselben vernichten alles, was die Dürre noch übrig gelassen hat.
- Ein drolliges Völkchen sind die Bewohner des kirchlosen Dörfchens Uebelroda bei Immelborn a. Werra.
        Das Licht der Welt erblicken sie in Uebelroda,
        Getauft werden sie in Salzungen,
        Zur Schule gehen sie nach Immelborn,
        Zum Konfirmandenunterricht nach Barchfeld,
        Zum Abendmahl nach Wildprechtroda,
        Ihre Weiber holen sie sich aus Kaltenborn,
        Und begraben lassen sie sich in St. Wendel bei Salzungen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 6]

- Vom Thurmseil abgestürzt. In Spandau producirten sich in der "Neuen Welt" am ersten Pfingsttage unter Anderm zwei Brüder B. als Thurmseilläufer und führten auf dem schwankenden Pfade allerhand Kunststücke mit großer Sicherheit aus. Bei einem besonders schwierigen Tric, bei welchem der eine der Brüder auf einem Stuhl saß, während der andere, der jüngere, auf der Lehne auf einer Hand balancirte, verlor letzterer das Gleichgewicht und stürzte, am Netz vorbei, mitten in das zahlreich anwesende Publicum. Er fiel auf einen etwa zehn Jahre alten Knaben mit solcher Wucht, daß dieser schwerverletzt zusammenbrach und nach etwa 10 Minuten verstarb. Der abgestürzte Seilläufer kam mit einer Kopfverletzung davon, die nicht lebensgefährlich erscheint. Ein anwesender Arzt leistete ihm die erste Hülfe.
- Der Altreichskanzler Fürst Bismarck wird auf Anraten des Dr. Schwenninger auch in diesem Jahre wieder eine Kur in Kissingen durchmachen.
- Die große Berliner Kunstausstellung hat sich in ihrer ersten Woche eines lebhaften Zuspruches erfreut; die Zahl der Besucher stellte sich täglich auf 8000 bis 10 000 Personen.
- Die Vermehrung der Lotterielose der preuß. Staatslotterie ist nunmehr zum Abschluß gebracht, sodaß mit dem Beginn der nächsten (189.) Lotterie der Vertrieb der neuen Lose (30 000) ins Werk gesetzt wird. Von denselben sind 10 665 zur Verstärkung des Debits der stehenden Lotterie=Einnahmen, 19 335 zur Ausstattung neuer Lotterie=Kollekten verwendet.
- Der Nestor der deutschen Mathematiker, Geh. Regierungsrat Prof. Ernst Eduard Kummer ist am Sonntag nachmittag im 84. Lebensjahre in Berlin gestorben. Ernst Eduard Kummer wurde am 29. Januar 1810 zu Sorau in der Niederlausitz als Sohn eines Arztes geboren.
- In Berliner Professorenkreisen macht die Nachricht Aufsehen, daß sich Prof. Dr. Rob. Koch von seiner Gemahlin scheiden läßt.
- In Berlin sah am Mittwoch abend die 23 Jahre alte Registratorsgattin Helene Paul aus einem Fenster ihrer im vierten Stock belegenen Küche auf die Straße. Sie beachtete dabei nicht, daß die Fensterbrüstung sehr niedrig ist, lehnte sich daher zu weit hinaus, verlor den Halt und stürzte aus der Höhe auf die Straße hinab. Der Tod war auf der Stelle eingetreten.
- Die vor Zeiten vielgenannte Gräfin Bomrod, frühere Frau v. Kolemine, geschiedene Gemahlin des verstorbenen Großherzogs Ernst Ludwig IV. von Hessen, hat sich jetzt mit dem bisherigen Sekretär der russischen Botschaft in Berlin, dem Kollegienrath und Kammerjunker v. Bacheracht, verheiratet. Herr v. Bacheracht ist als Attache an die russische Gesandtschaft in Lissabon versetzt worden.
- Ein furchtbarer Mord wurde am Montag nachmittag in Charlottenburg an einem sechsjährigen Knaben verübt. Der Mörder ist verhaftet worden. Es handelt sich anscheinend um einen Geisteskranke. Man schreibt darüber: Auf dem sogenannten Gardes du Korps=Reitplatze fand am Montag der Feuerwehrmann Sydow, der einen verdächtigen Menschen dort beobachtet hatte, einen Knaben als Leiche vor: er war erwürgt und durch Faustschläge in das Gesicht arg zugerichtet worden. Außerdem war ihm ein Körpertheil ausgeschnitten worden und ein anderer Theil war herausgelöst und zur Seite geworfen. Das unglückliche Opfer ist der am 1. September 1887 geborene Knabe Erich Klinger. Er hatte erst kurze Zeit vorher die mütterliche Wohnung in der Sophie=Charlottenstraße verlassen, um Blumen zu suchen für das Grab seines Vaters, der vor drei Jahren in einer Fabrik tödlich verunglückt ist. Die Mutter ist eine Waschfrau. Der Mörder ist in der Person des 26 jährigen Barbiergehilfen Ernst Kappler aus Delitzsch, wo sein Vater noch als Schuhmacher lebt, bald nach der That verhaftet worden. Kappler gesteht die That unumwunden zu und behauptet, sie mit Vorsatz und Ueberlegung vollführt zu haben. Indes steht es fest, daß der Mörder vom Dezember 1892 bis mitte Januar 1893 als geisteskrank in Schöneberg untergebracht war. Bezüglich der Verstümmelung erklärt er, einmal gelesen zu haben, daß der ein langes Leben vor sich habe, der einen solchen Körpertheil von einer Leiche lostrenne und verzehre. Dieser Gedanke sei ihm erst nach dem Tode des Knaben gekommen.
- Die kaiserlichen Prinzen werden, wie verlautet, vom kommenden Winter ab in dem Palais des königlichen Hausministeriums, Wilhelmstraße 73, wohnen. Das Palais mit seinem großen Park bietet, was im Schloß fehlt: Bewegung im Freien und selbst Schlittschuhbahn. Die Bureaus des Ministeriums des königlichen Hauses siedeln nach Wilhelmstraße 64 über. Es ist das letzte Privat=Palais mit einer Rampe. Dasselbe gehörte dem Fürsten Pleß, jetzt den Bleichröder'schen Erben. Die Krone hat dasselbe gemiethet, sie wird es aber wohl kaufen.
- In Bad Kissingen traf die einstige Königin von Hannover mit der Prinzessin Mary zum Kurgebrauch ein.
- Der König von Dänemark und der Herzog Johann von Glücksburg sind zum Kurgebrauch in Wiesbaden eingetroffen.
- Gegen Hamburger Journalisten, die entstellende, aufregende Choleraberichte auswärts verbreitet haben, hat die Polizei strafrechtliche Verfolgung eingeleitet.
- Der Futtermangel macht sich auch in Süddeutschland allenthalben empfindlich bemerkbar. Viele Bauern müssen ihr Vieh verkaufen, weil sie nicht in der Lage sind, die hohen Preise für Futtermittel anzulegen. In Hechingen sind einem Landwirth zwei Stück Vieh am Hungertyphus verendet.
- Das tiefste Bohrloch der Erde befindet sich im Rybniker Kreise (Oberschlesien). Es wird vom preußischen Staate geschlagen und dürfte in diesen Tagen bis auf eine Tiefe von 2 000 Meter niedergebracht werden. Das Bohrloch wird vorwiegend im Interesse der Wissenschaft niedergebracht.
- Auf dem Standesamt zu Mainz wurde vor 2 Tagen ein nach kurzer Ehe geschiedenes Ehepaar zum zweiten Male getraut. Nach dem code civil war die Wiederverheiratung geschiedener Gatten unzulässig; durch das Reichsgesetz über die Eheschließung wurde dieses Ehehindernis beseitigt. Hoffentlich verstehen sich die jungen Leute jetzt besser.
- Man schreibt aus Bingen: Mit dem fallenden Wasser mehren sich von Tag zu Tag die Hindernisse für die Schiffahrt. Ueberall sehen Felsen und Sandbänke aus dem Wasser. Alle Güterschiffe müssen unterhalb Bingen gelichtert werden, um im Gebirge durchzukommen. Oberhalb St. Goar ist der Güterverkehr auf die Radschlepper und ganz flotte Schraubengüter= und Schraubenschlepp=Bote beschränkt.
- Ein Wolkenbruch mit Hagelwetter richtete am Donnerstag in der Umgebung von Iglau furchtbare Verwüstungen an. Der Verkehr auf der Nordwestbahn mußte für einige Zeit eingestellt werden.
Nach dem Unwetter trat ein starker Schneefall ein, welcher mehrere Stunden andauerte.
- In der letzten Gerichtsstatistik findet sich eine starke Zunahme der Kindermorde in Frankreich verzeichnet. Diese Bemerkung scheint besonders für die pariser Vorstädte Clichy, Levallois und Neuilly ihre Richtigkeit zu haben. Seit dem Ausgang einer Woche hat man in den dortigen Abzugskanälen nicht weniger als 14 Leichen neugeborner Kinder gefunden.
- In der Petroleum=Fabrik Schneider in Aubervilliers wurden in einem alten, mehrere Jahre unbenutzten Geldschrank 20 Dynamitpatronen entdeckt.
- In Bordeaux hat eine Feuersbrunst die Keller der Weinfirma Eschenauer vollständig zerstört Der Schaden wird auf 2 Millionen geschätzt.
- Das Londoner amtliche Blatt veröffentlicht die Genehmigung der Königin Viktoria zu der Verehelichung des Herzogs von York mit der Prinzessin Viktoria Marie von Teck.
- Am Mittwoch sind vor Kronstadt und im St. Petersburger Seehafen die ersten Dampfer aus dem Ausland eingetroffen. Auf der Rhede von Kronstadt und auf der See ist jedoch noch Treibeis.
- Der von Rußland mit 500 Tonnen Flachs nach Schottland bestimmte Dampfer "Tolinspektor Thue" wurde vom Eise durchschnitten und sank; die Mannschaft ist gerettet.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 7]

- Was auf einem Ozeandampfer verspeist wird. Ein Chicagofahrer sendet der "Köln. Volks=Zeitung" von Bord des Hamburger Schnelldampfers "Fürst Bismarck" unterm 26. vor. Mts. eine Zusammenstellung des Vorrats an Speisen und Getränken, den ein solches Riesenschiff für eine einzige Reise von 6-7 Tagen nach Amerika mitnimmt. Es sind nur die hauptsächlichsten Gegenstände aufgeführt. Darunter befinden sich 20 000 Pfd. Ochsenfleisch, 2500 Pfd. Kalbfleisch, 6000 Pfd. Zunge, Leber u. s. w. Zusammen 26 500 Pfd. frisches Fleisch. An Getränken: 1600 Flaschen Roth=, Rhein= und Moselwein, 600 Flaschen Champagner, Portwein u. s. w. 100 Flaschen Spirituosen, 6000 Flaschen Bier und außerdem 4000 Liter Bier in Fässern. Ferner 1500 Pfd. gesalzenen und geräucherten Speck, Fleisch und Wild, 2000 Pfund verschiedene feine frische Fischsorten, 250 Pfd. geräucherten Aal, Lachs, Störfleisch, 3000 Pfd. verschiedene Geflügelsorten, 1500 Pfd. Schinken, Rauchfleisch, 1000 Pfd. Wurstsorten, 1000 Pfund Käsesorten, 32 000 Pfd. Mehl und Brod, 4000 Pfund Butter, 4200 Pfd. Hülsenfrüchte, 2000 Pfd. trockene Früchte, 32 000 Pfd. Kartoffeln, 1500 Pfd. Kaffee, 100 Pfd. Thee, 120 Pfund Chokolade, 2500 Pfd. Zucker, 6000 Stück Häringe, 120 Stck. Hummer, 1200 Stück Frankfurter Würstchen, 750 Dosen Gemüse, 50 Fäßchen Sardinen u. Anchovis, 100 Dosen Sardinen, 15 000 Stück Eier, 700 Dosen kondensierte Milch, 1000 Liter frische Milch, 200 Glas und 400 Dosen verschiedene feine Kompots. Angefügt sei noch, daß der am 20. vor. Monats von Hamburg abgegangene Fürst Bismarck unter Kapt. Albers, rund 1400 Menschen an Bord hatte, darunter einschließlich Offiziere rund 360 Mann Schiffspersonal. Der Dampfer führte für seine beiden Dreifach=Verbund=Maschinen von zusammen 16 400 Pferdekräften 240 Eisenbahnwaggons Kohlen à 200 Zentner mit sich.
- Die Weltausstellung in Chicago hat bei vielen Touristen, die die Länder Europas und die des Orients gesehen haben, den Wunsch angeregt, neben der Weltausstellung selbst, auch die Vereinigten Staaten kennen zu lernen. New=York mit seinem Welthafen und großem Verkehr, das Kapitol zu Washington, die Niagarafälle, die Felsengebirge, Kolorado, der Salzsee, San Franzisko, das Yosemitethal, die Riesenbäume, der Yellowstone=Park u. s. w. sind Punkte, welche auch dem Vielgereisten Neues zu bieten vermögen. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen, dessen Dampfer wegen des sichern Verkehrs, des hervorragenden Comforts und der ausgezeichneten Küche hinlänglich wohl bekannt sind, hat neben seiner bereits erschienenen Brochure "Lloyds Touren" eine neue herausgegeben, welche sich auf Gesellschaftsreisen in Amerika bezieht und mit Carl Stangen's Reise=Bureau, Berlin W, Mohrenstraße 10, das durch seine reichen langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiete des Reisens und durch seine allgemein anerkannte Reellität der Touristenwelt thatsächlich nützlich ist, ein zweckentsprechendes Abkommen getroffen. Hierüber giebt die neu erschienene Brochure, die bei allen Agenten des Norddeutschen Lloyd, sowie in dem oben genannten Reisebureall gratis verteilt wird, Auskunft.
- In Verbindung mit der Weltausstellung ist in Chicago ein "Frauen=Kongreß" zusammengetreten, der am Montag in Gegenwart von etwa 5000 Theilnehmerinnen im Kolumbussaal des dortigen Kunstinstituts eröffnet worden ist.
- In den Werkstätten der New=York=Central=Railway ist für die Ausstellung in Chicago eine Lokomotive gebaut worden, welche den Empire State Expreß mit einer Geschwindigkeit von 32 Sekunden per Meile (1,6 km) oder 112 1/2 Meilen (180 km!) per Stunde gezogen haben soll. Der Zug habe am Tage vorher 102 Meilen per Stunde gemacht.
- Durchschnittlich besuchen 22 000 Personen täglich die Weltausstellung in Chicago. Die Einnahmen decken bis jetzt ein Viertel der Ausgaben.
Bemerkenswerth bei Holzbauten. Schon mehrfach ist in Fachzeitschriften die Frage erörtert worden, auf welche Weise die Dauerhaftigkeit des Holzes, dieses so wichtigen Baumaterials, zu erhöhen.
Es wurden bekanntlich zahlreiche Mittel und Wege empfohlen, von denen die meisten aber schon nach kurzer Zeit als unzweckmäßig sich erwiesen. Eine Ausnahme hiervon bildeten die Imprägnierverfahren mit atmosphärischem Druck sowie das seit nahezu zwei Jahrzehnten bewährte Anstrichsmittel Carbolineum Avenarius D.=R.=Patent Nro. 46 021.
Während nur transportable Hölzer von gewissen Dimensionen in den Imprägnieranstalten behandelt werden können, ist das Carbolineum Avenarius in seiner Eigenschaft als Anstrichöl dazu bestimmt bei Hölzern jeglicher Art als Konservierungsmittel zu dienen, um so mehr als es gegenüber Theer und Oelfarbe wegen seiner Zweckmäßigkeit und Billigkeit bedeutende Vortheile bietet.
Das Carbolineum Avenarius wird daher verwendet zum Anstrich von Holzschuppen, Zäunen, Brücken, Pfosten, überhaupt von allen Hölzern, welche über oder unter der Erde der Feuchtigkeit und in Verbindung damit baldigem Verderben ausgesetzt sind.
Auch zur Verhütung und Vertreibung des Hausschwamms, sowie zur Trockenlegung feuchter Mauern dient es mit anerkanntem Erfolge.
Zeugnisse von den maßgebendsten Sachverständigen, sowie von Baubehörden liegen in großer Anzahl vor, was am besten für die guten Eigenschaften des Carbolineum Avenarius spricht.
Wie bei anderen Artikeln, so steht auch bei Carbolineum der Preis mit der Qualität in engem Zusammenhang, weshalb es sich empfiehlt, das Carbolineum Avenarius D.=R.=Patent Nro. 46 021 von den unter der Bezeichnung "Carbolineum" vorkommenden Nachahmungen zu unterscheiden, von welchen sogar einige weiter nichts als Mischungen aus Braunkohlentheeröl, Theer und Petroleum darstellen!
Der Gesammtverkauf des Carbolineum Avenarius ist in den Händen der Firma R. Avenarius und Co. in Stuttgart und Hamburg, welche bereit ist, auf Verlangen mit jeder weiter gewünschten Auskunft, sowie mit Aufgabe der jeweils nächstgelegenen Niederlage zu dienen. Eine solche ist für die hiesige Gegend bei Herrn Aug. Spehr, Schönberg errichtet.
- Die Russifizierung der Universität Dorpat schreitet unaufhaltsam vorwärts. Sobald eine Vakanz unter den Professoren eintritt, rückt ein Stockrusse in die frei gewordene Stelle ein und mehr und mehr verschwindet der deutsche Charakter der Stadt. In nächster Zeit treten die letzten deutschen Professoren der Juristenfakultät von ihren Aemtern zurück, welche auf diese Weise ganz russisch wird. Ferner wird das Amt des Prorektors abgeschafft werden und an Stelle desselben kommt der russische "Inspektor." Die hübschen Aufzüge der Studenten zu ihren Kommersen und zur Maifeier müssen unterbleiben, dafür feiert das seit einigen Monaten in Dorpat garnisonierende Militär um so lauter seine Feste. Auf dem Marktplatze werden Paraden gehalten, um durch das militärische Schauspiel auf die Gemüter der unteren Volksklassen einzuwirken. Auf jeden, der Dorpat in früheren Jahren gesehen hat, macht das langsame Ertöten des deutschen Elements den betrübendsten Eindruck.
- Auch in der Schulz regen sich die Landwirthe. Vertreter von 6 Kantonen haben am vergangenen Sonntag in Baden im Aargau einen schweizerischen Bauernbund mit Zürich als Vorort gegründet, der bezüglich der gegenwärtigen Notlage folgende Forderungen aufgestellt hat: Erlaß von einem Viertel der Zinsen, Aufhebung der Vergünstigung der Savoyer Vieheinfuhr, Verschiebung der Divisionsmanöver, Sistierung des Baus des Bundespalastes. Ferner auf kantonalem Boden: Zinsreduktion, Bahntaxreduktion, staatliche Futterbeschaffung u. s. w.
- Reservisten als Radfahrer werden eine neue Erscheinung während der diesjährigen Herbstübungen des 3. Armeekorps bilden. Das Bezirkskommando Telto in Steglitz erläßt die bezügliche Aufforderung, daß bei den 20tägigen Herbstübungen d. J. im Bereiche des 3. Armeekorps des Radfahrens kundige Reservisten Verwendung finden sollen, und Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche im Besitze eines niederen Zweirades (Sicherheitsrad Safely) sind, sich bis zum 18. d. Mts. im Hauptmeldeamt in Steglitz melden mögen. Für die Benutzung des eigenen Fahrrades wird eine Entschädigung gezahlt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 40 Seite 8]

- Zur Millitärvorlage. Von einer treuen Köchin:
    Welcher Zwiespalt dort und hier der Soldaten wegen:
    Unsere Minna ist dafür, Jette ist dagegen.
    Ich bin sehr für Militär und säh' mit Vergnügen,
    Daß wir jährlich immer mehr bunte Jungen kriegen,
    Aber das mißfällt mir sehr und kann mir nicht passen,
    Daß man jetzt das Militär früher will entlassen.
    Minna ist ja fein heraus, die hat den Husaren,
    Und den schickt man nicht nach Haus nach 2 kurzen Jahren
    Doch ich bin dem Fußvolk noch immer treu geblieben,
    Und ich möchte Meinen doch auch drei Jahre lieben.
    Flatterhaften Wesen schlägt jetzt das Herz fürs Neue,
    Doch ich stimme unentwegt für dreijähr'ge Treue.
- Frau Dr. jur. nicht mehr, sondern Frau Dx. jur.! Mehr und mehr wächst die Anzahl der Damen in Amerika, die sich dem Rechtsstudium widmen. In Milwaukee giebt es sogar ein eigenes juristisches Institut, das ausschließlich Frauen beschäftigt und sehr viel Kundschaft hat. Der bedeutende Jurist Professor Isaak Russell hält nur Damen juristische Vorträge. Wie gut müssen es da die Männer solcher Frauen haben: sie kommandieren daheim den Dienstboten, der Köchin, empfangen Besuche und tragen vielleicht ein Kostüm, das sie "à la madame" benennen . . .
- Mittels Annonce keine Heirathen mehr! Nämlich in Petersburg. Eine eben erlassene Polizei=Verordnung verbietet allen Verlegern periodischer Zeitschriften die Veröffentlichung von Heiraths=Annoncen. "Auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege," wie früher bei uns derartige Anzeigen oft eingeleitet wurden, geht es - also in Rußland nicht mehr.
- "Der Berliner Schlittschuh=Klub" ist neueste Vereinsgründung die uns der heurige Mai mit seinen heißen Tagen gebracht hat. An die Spitze des neuen Klubs, welcher die Forderung und Hebung des Eissports bezweckt, ist der bekannte Kunstläufer Hugo Ehrentraut getreten, der in Sportkreisen wohgegründeten Ruf genießt.
- Das Haar der Kaiserin von Oesterreich. Die amerikanische Monatsschrift "Harpers Monthly" enthält in ihrem Maihefte einen von einer Hofdame der Kaiserin von Oesterreich verfaßten Artikel, in welchem dem Leser einige Einblicke in die Lebensweise und den Charakter ihrer kaiserlichen Herrin gegeben werden. Der einzige Anhauch von Eitelkeit, welchen die Verfasserin des Aufsatzes an der Kaiserin bemerkt zu haben sich erinnert, war, daß sie auf ihr prächtiges, kastanienbraunes Haar, welches bis über die Kniee reicht, einst stolz war. In früheren Zeiten ließ sie es jeden Tag stundenlang bürsten, während ihre Vorleserin, Mademoiselle F. aus englischen, französischen oder ungarischen Novellen vorlas. Die Kaiserin war ganz besonders darauf bedacht, daß die Zofe, die sie frisirte, es vermeiden sollte, auch nur ein einziges Haar mit der Bürste herauszuziehen. Das war natürlich eine Unmöglichkeit, und die unglückliche Zofe verheimlichte sehr sorgfältig in der Tasche ihrer Schürze ein jedes Haar, das auf der Bürste liegen blieb. Eines Tages bemerkte die Kaiserin zufällig, wie die Zofe in der eben beschriebenen Weise eine kleine Rolle von Haaren verbarg. Die Kaiserin stand sofort von ihrem Wiegenstuhle auf, ergriff ärgerlich die Hand der Uebelthäterin und rief aus: Jetzt habe ich Sie abgefaßt. Sie ruiniren mein Haar. Mit großer Geistesgegenwart erwiderte die Dienerin: Ich flehe um Verzeihung Majestät! Ich wünschte nur einige wenige Haare Ihrer Majestät für das Medaillon, welches meine kleine Tochter als Talisman um den Hals trägt. Die Kaiserin nahm darauf ihren Sitz wieder ein, lachte herzlich und beschenkte am nächsten Tage die Zofe mit einem Medaillon, welches mit Diamanten besetzt war und sagte: Das ist die Art von Talisman, welchen Ihre kleine Tochter verdient, weil sie eine so gescheite Mutter hat.


Anzeigen.

Gesucht zum Herbst ein zuverlässiger                                
tüchtiger Voigt
und eine gut empfohlene                                                    
Mamsell,
letztere evtl. zu Johannis.                                                    
                                                    Ledeboer-Schlagsdorf.


Selleriepflanzen, Porree, Steckrüben aller Art, Kohlpflanzen, sowie Levkojen, Astern, Verbenen in Farben sortirt und verschiedene Blumenpflanzen, Pelargonien und Fuchsien empfiehlt

                                                    Paul Präve, Kunst= u. Handelsgärtner.


Feinsten
Schleuder-Honig
hat abzugeben.                                                    
Neschow.                                                     Hardrath, Lehrer.


Zu Hof Selmsdorf sind 10 noch gut erhaltene
Schwingpflüge
billig zu verkaufen.                                                    


Schleuderhonig
à 75 PF. von 10 Pfund à 70 Pf. verkauft.
                                                    J. Wegner.


Beste böhmische Braunkohlen

für den Winterbedarf empfehle ich ab Bahnhof zu den billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Alte Dachpfannen
hat abzugeben                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Grosse Gewinnchance!
Zu der am 28. u. 29. Juni neu beginnenden
Grossen
Hamburger Geldverloosung
empfehlen für 1. Ziehung
1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M., 1/4 à 1,50 M.

An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung.
In 1. Kl. 50,000 M., in 2. 55,000 M., in 3. 60,000 M., in 4 65,000 M. in 5. 70,000 M., in 6. 75,000 M. in 7. K1. ev. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000 75,000, 50,000, 40,000,5 à 20,000, 20 à 10,000 M. etc. Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal
Hamburg.


Dritte Freiburger
Geld-Lotterie
Ziehung am 8. und 9. Juni 1893.
3234 Gewinne = Mark 215,000
ohne Abzug zahlbar.
1ter Hauptgew. 50,000 Mk.

Mit Deutschem Reichsstempel versehenen Original-Loose á 3 Mark, Porto und Gewinnliste 30 Pfg., empfiehlt und versendet auf Wunsch auch unter Nachnahme

Carl Heintze,
General-Debit
Berlin W., Unter den Linden 3.


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