No. 38
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 16. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 1]

Wahlaufrufe

sind bereits von seiten der Conservativen, der Freiconservativen, der Freisinnigen Vereinigung, der (Richterschen) Volkspartei und der Sozialdemokraten erschienen. In allen diesen Schriftstücken nimmt natürlich die Stellungnahme zu den Militärforderungen der Regierung den größten Raum ein, doch treten dabei auch die wichtigen Fragen unserer inneren Politik nicht völlig in den Hintergrund. Mit Entschiedenheit und Begeisterung tritt der Wohlaufruf der freiconservativen Partei für die Verstärkung der deutschen Wehrkraft ein, deren Verweigerung den Kaiser und die verbündeten Regierungen gezwungen hat, den Reichstag aufzulösen: "Wie 1887, heißt es da, so wird auch 1893 die Nation bei der Wahl Zeugniß dafür abzulegen haben, daß der Deutsche für die Sicherheit und Größe des Vaterlandes kein Opfer scheut. Ein unglücklicher Krieg würde den durch schwere Opfer au Gut und Blut erkämpften Bestand des Deutschen Reiches selbst in Frage stellen. Die gedeihliche wirthschaftliche Entwicklung Deutschlands beruhe auf dem vom Fürsten Bismarck in unsere Wirthschaftspolitik eingeführten Grundgedanken gleichen Schutzes aller Zweige der nationalen Arbeit und gleichmäßiger Forderung der Interessen von Landwirthschaft, Industrie und Handwerk; daran werde die Partei festhalten, unter besonderer Berücksichtigung von Landwirthschaft und Handwerk, welche schwer um die Existenz ringen.
Der Wahlaufruf der Freisinnigen Vereinigung bedauert, daß ein leidenschaftlicher Wahlkampf die Entscheidung darüber bringen müsse, wie stark die Rüstung Deutschlands sein soll, um die Grenzen und die Ehre unseres Vaterlandes und den Frieden zu sichern. Der Aufruf behauptet dann, was freilich nicht wahr ist, daß, wenn die Regierung die dauernde, gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit zugestanden hätte, der Konflikt vermieden worden wäre. Die Freisinnige Vereinigung verlangt also für ihre Zustimmung zu den neuen Militärforderungen die gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit und bezüglich der Kostendeckung, daß nicht die ärmeren Klassen noch mehr durch Schutzzölle belastet werden.
Die Freisinnige Volkspartei, deren Wahlaufruf nur von Eugen Richter und dem Führer der süddeutschen Demokraten, Friedrich Payer, unterzeichnet ist, beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Militärfrage und legt den aus den früheren Verhandlungen bekannten freisinnigen Standtpunkt dar: die Vermehrung der Kriegsstärke, welche innerhalb der gegenwärtigen Friedenspräsenz durch die dauernde Einführung der zweijährigen Dienstzeit erreichbar ist. Charakteristisch für die "Freisinnige Volkspartei" ist die Verschmelzung mit der reinen Demokratie. Der antipreußische und bis zu einem gewissen Grade antimonarchische Charakter der süddeutschen Volkspartei hat, wie die Kundgebung und eine weitere persönliche Erklärung des Abg. Richter beweisen, den festen Zusammenfluß der norddeutschen, insbesondere der preußischen Radikalen mit dieser Partei nicht gehindert. Der gemeinsame demokratische Grundzug ist stärker gewesen, als jede andere Rücksicht. Durch die Verbrüderung der Richterschen Freisinnigen mit der süddeutschen Volkspartei wird die Hinneigung zu republikanisirenden Neigungen bündigst zugegeben.
Aus dem Wahlaufruf der Sozialdemokraten theilen wir zum Schluß ebenfalls noch einige besondere Wendungen mit: "Die Würfel sind gefallen. Wochen= und monatelang haben die herrschenden Parteien hinter den Coulissen ihr Interessenspiel getrieben. Die Furcht vor den Wählern hat schließlich die Mehrheit der Bourgeoisvertreter verhindert, der Militärvorlage zuzustimmen, welche die auf den Schultern des arbeitenden Volkes lastenden Gut= und Blutsteuern ins unerträgliche zu steigern drohte. An euch, Parteigenossen, Wähler, ist es nun, dem Willen der Regierung einen Willen, den Volkswillen entgegenzusetzen."
Endlich der Wahlaufruf der Deutsch=Conservativen hat Folgenden Wortlaut:
Der Reichstag ist aufgelöst, weil die Forderungen der Reichsregierung zu Gunsten der Vermehrung des Heeres keine Annahme gefunden haben: die Neuwahlen sind angeordnet.
Die deutsche conservative Partei tritt nach wie vor für die volle Wehrkraft unseres Volkes ein und sieht in derselben eine unerläßliche Bedingung für die deutsche Machtstellung und für die Erhaltung des Friedens. Mehraufwendungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reichstags finden; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittelstand oder die Landwirthschaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuerquellen heranzuziehen.
Wir bekämpfen den Abschluß von Handelsverträgen, welche der Landwirthschaft neue Opfer auferlegen würden, und unterstützen die Bestrebungen, welche auf die Vereinigung der Landwirthe zum Zwecke der nachdrücklichen Vertretung ihrer berechtigten Forderungen gerichtet sind.
Wir erstreben den Schutz unserer väterlichen Arbeit gegen die ausländische Concurrenz, welche durch die zeitigen internationalen Währungsverhältnisse von Tag zu Tag gesteigert wird.
Im Hinblick auf den schweren Druck, welcher unser gesammtes Erwerbsleben belastet, treten wir ein für die Erhaltung und für die Kräftigung des Mittelstandes in Handel und Gewerbe, im Handwerk und in der Landwirthschaft.
Wir bekämpfen demagogische Umtriebe jeder Art, welche darauf hinarbeiten, die Gesinnungen weiter Kreise unseres Volkes durch Lug und Trug in Wort und Schrift irre zu leiten und zu vergiften.
Das Bekenntniß zu der christlichen Weltanschauung, welche ihre Bethätigung in unserem Volksleben, in der Gesetzgebung und in der Handhabung der Gesetze finden muß, ist der feste Grund in den Wirren der Zeit und die Lebenskraft jeder berechtigten Autorität.
Die deutsche conservative Partei ist entschlossen, in Vertretung dieser Grundsätze und Ueberzeugungen, mit voller Selbstständigkeit und unentwegt weiter ihre Dienste der Monarchie und dem Vaterlande zu weihen.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 2]

Von der geplanten Nordlandreise, wie mehrseitig gemeldet wird, hat der Kaiser mit Rücksicht auf die innerpolitische Lage, beschlossen, vorläufig Abstand zu nehmen. Dem wird hinzugefügt, daß der Kaiser Wert darauf lege, den Reichstag diesmal persönlich zu eröffnen.
Den Kranz, den der Kaiser in Ems bei der am Montag erfolgten Enthüllung des Denkmals für den verewigten Kaiser Wilhelm I. niederlegen ließ, hat einen Durchmesser von 2 Metern und ist auf römische Art aus grünen und goldenen Lorbeerblättern gebunden, in die goldene Knospen, Blüten und Früchte dieses Edelgewächses hineingeflochten sind. Von dem Kranze hängt eine große weiße Moiree=Atlasschleife mit schweren goldenen Tressen herab, die auf beiden Enden das Kaiserliche W mit der Krone und unter dem einen das Datum des "7. Mai 1893", unter dem anderen die Jahreszahl "1867-1887" trägt.
Der neue Reichstag soll, wie bereits verlautet, gegen Ende des Monats Juni, etwa am 26., zusammentreten und wird sich voraussichtlich ausschließlich mit der Militärvorlage zu beschäftigen haben. Die übrigen Arbeiten sollen einer späteren Tagung vorbehalten bleiben.
Eine Anzahl von Mitgliedern der Berliner Börse hat sich, wie die "Frankfurter Ztg." berichtet, vereinigt, um in Börsen= und Handelskreisen Sammlungen in größerem Stil für die Wahlfonds derjenigen Parteien zu veranstalten, die gewillt sind, im neuen Reichstag für die Militärvorlage der Regierung einzutreten.
Fürst Adolf Georg zu Schaumburg=Lippe ist am Montag nachmittag um 5 Uhr 30 Minuten verschieden. Durch eine am Dienstag veröffentlichte Proklamation wird verkündet, daß der Erbprinz als Fürst Georg die Regierung des Fürstenthums Schaumburg=Lippe übernommen hat.
Am Freitag vormittag starb Georg Viktor, Fürst zu Waldeck und Pyrmont, in Marienbad. Er war um 14. Januar 1831 geboren. Aus seiner ersten Ehe mit Helene Prinzessin von Nassau erwuchsen vier Töchter und ein Sohn. Dieser, Erbprinz Friedrich Adolf, ist am 20. Januar 1865 geboren und bislang Lieutenant im dritten Garde=Ulanenregiment gewesen. Die zweite Tochter des verstorbenen Fürsten ist die Königin=Regentin der Niederlande, Emma. Eine dritte Tochter, Prinzessin Helene, war an den Prinzen Leopold von Großbritannien, Herzog von Albany verheirathet; sie ist seit 1884 Wittwe. Aus der zweiten Ehe des verstorbenen ersten mit Prinzessin Louise von Schleswig=Holstein=Sonderburg=Glücksburg ist ein Sohn, Prinz Volrad Friedrich, hervorgegangen.
Nach einer Petersburger Meldung der "Pol. Korresp." wird der Großfürst=Thronfolger den Herbstmanövern der österreichisch=ungarischen Armee beiwohnen.
Wie die "Pol. Korr." aus Petersburg meldet, wird der Kaiser in dieser Woche im Hafen von Sebastopol eine große Flottenrevue abhalten, an welcher die gesammten Schiffe der Schwarzmeerflotte theilnehmen werden.
In Kiew soll, nach telegraphischen Meldungen aus Petersburg, eine neue Kosakenempörung ausgebrochen sein. Ein halbes Regiment empörte sich gegen die Vorgesetzten, angeblich wegen schlechter Behandlung und der von den Soldaten verlangten Strapazen. Die Rädelsführer verschanzten sich in ihren Zimmern, schossen aus den Fenstern auf die Offiziere und ergaben sich erst nach 28 Stunden, durch Hunger gezwungen. Man zählte 15 Tote und ebensoviel Verwundete.
Der Papst empfing am Mittwoch die deutschen Pilger, etwa 500, unter Führung des Bischofs Steinle. Der Bischof von Eichstädt verlas eine lateinische Adresse und überreichte 48 000 Mark. Der Papst erinnerte zunächst in seiner lateinischen Erwiderung an die im April den Vertretern der katholischen Presse Deutschlands bewilligte Audienz, deren neuerdings geleistete hervorragende Verdienste er hervorhob. Er belobte die Pilger, die aus allen Theilen der Welt zur Feier seines Bischofsjubiläums herbeigeeilt wären und folgerte daraus das Erwachen des Glaubens unter den Völkern trotz vielfacher Aeußerungen verbreiteter Irrlehren.


- Das Kochsalz. Das Kochsalz ist das unentbehrlichste Speisesalz, es dient zur leichteren Verdauung, bessert den Geschmack der Speisen und konserviert die Lebensmittel. Ein zu wenig oder zu viel von dieser Würze kann die Speisen nüchtern machen oder versalzen und gänzlich verderben. Für jede Köchin gelte, lieber erst zu schwach, als zu stark salzen. Der fortgesetzte Genuß zu stark gesalzener Speisen verdirbt nicht nur den Geschmack, sondern auch die Säfte, erzeugt Drüsenkrankheiten und Hautausschläge. Das Salz muß rein, weiß, körnig und fein sein, man darf es nicht feucht stellen. Auch bei dieser unentbehrlichen Würze kommen Verfälschungen vor. Verfälscht wird das Salz, zur Gewichtsvermehrung durch Anfeuchtung mit Wasser, durch Zumischung von salzsaurem Kalk und Bittererde, wodurch es sich feinkörnig und unregelmäßig kristallisiert, eine trübe Lösung und Bodensatz zeigt. Bei dem Salz kommt es auch sehr darauf an, in welchem Gefäß es aufbewahrt wird, da das Salz, besonders wenn es feucht wird, Lösungen der Masse in sich aufnimmt, von welcher das Innere des Gefäßes ist, also Kupfer, Zink etc.
- Ein Kriegsminister als Bicyclist. Der französische Kriegsminister General Loizillon ist bemüht, den Offizieren seiner Armee das Erlernen des Radfahrens nahezulegen. Er hat hierzu ein zweifellos wirksames Mittel gewählt; er geht oder vielmehr er fährt den Offizierkorps mit gutem Beispiel voran. So oft es seine Zeit erlaubt, fährt er auf seinem Zweirade über die Pariser Boulevards. Das gute Beispiel hat gewirkt; eine sehr große Anzahl von Offizieren der Pariser Garnison betreibt bereits den Radfahrsport mit ostentativem Eifer.


Anzeigen.

Unter Bezugnahme auf das Publikandum vom 8. d. Mts., betreffend die Reichstagswahl, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Wählerliste für das hiesige Amtsgebiet mit der Mühle und dem Bahnhofe auf der Registratur der Großh. Landvogtei vom 18. bis 25. d. Mts., beide Tage einschließlich, gemäß §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes (Bundesgesetzblatt Nr. 17 von 1870) ausliegt.
Schönberg, den 13. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Die Maurinmühle fällt zu Johannis dieses Jahres aus der Pacht und sollten nach Anordnung des Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Kollegii zu Neustrelitz sowohl für die Wiederverpachtung als auch für den Verkauf derselben Offerten im Licitationswege entgegengenommen werden.
Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 26. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pacht= und Kaufliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Verpachtungs= sowie die Verkaufsbedingungen können auf der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen werden.
Zu den Pachtbedingungen wird bemerkt, daß dem Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Kollegio die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten bleibt und daß die letzteren, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 800 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühle und zur Erfüllung der contractlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen haben.
Aus den Kaufbedingungen wird hervorgehoben, daß die Ertheilung des Zuschlags dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio vorbehalten bleibt und der Höchstbietende sofort nach abgegebenem Gebot eine Kaution von 800 M. zu bestellen hat.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 3]

Das Grundstück kann nach zuvoriger Meldung bei dem zeitigen Pachtmüller in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 6. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Die herrschaftlichen Mühlen zu Stove fallen zu Johannis dieses Jahres aus der Pacht und sollen nach Anordnung des Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio zu Neustrelitz Offerten für die Wiederverpachtung derselben im Licitationswege entgegengenommen werden.
Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 26. d. Mts.
Vormittags 11 1/2 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Verpachtungsbedingungen können auf der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen werden. Zu demselben wird bemerkt, daß dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten bleibt, und daß die letzteren, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 800 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühle und zur Erfüllung der kontraktlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen haben.
Die Pachtstücke können nach zuvoriger Meldung bei dem zeitigen Pachtmüller in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 8. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgisches Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Es wird hierdurch unter Hinweis auf §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes - Bundesgesetzbl. von 1870 Nr. 17 - zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß in der Zeit vom 18. bis 25. Mai c. (beider Tage einschließlich) die Wählerliste hiesiger Stadt für die am 15. Juni c. bevorstehende Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage zur Einsicht in der Rathsstube hierselbst ausliegt.
Schönberg, den 15. Mai 1893.

Der Magistrat.


Wiesenverpachtung.
Am Dienstag, den 30. Mai d. Js.,
morgens 9 Uhr,

sollen die Wiesen im Toerber=Bruche auf der Feldmark Toerber, nämlich:

37 Kaveln von je 100-175 []R.,
49 Kaveln von je 50 []R.,
17 Kaveln von je 185-300 []R., Größe
zur Werbung in Vor= und Nachmaht auf die 10 Ernten 1893-1902 einschließlich unter den im Verpachtungstermine bekannt gemacht werdenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Gadebusch, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amt.


Wiesenverpachtung.
Am Dienstag, den 30. Mai d. Js.,
nachmittags 3 Uhr,

sollen die Wiesen im Jeed=Bruche auf der Feldmark Vitense, nämlich:

49 Kaveln von je 50 []R. Größe,
3 Kaveln von je 60 []R. Größe und
4 Kaveln von je 63, 67, 98 und 136 []R. Größe,
in Vor= und Nachmacht auf die 10 Ernten 1893 bis 1902 unter den im Verpachtungstermine bekannt gemacht werdenden Bedingungen an Ort und Stelle öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Gadebusch, den 12. Mai 1893.

Großherzogliches Amt.


Gesucht zu Anfang August nach Lübeck eine erfahrene Kinderfrau oder älteres erfahrenes Kindermädchen.
Näheres zu erfragen in der Exped. d. Blattes.


Eine deutsche Lebens=, Militär= und Aussteuer=Versicherung sucht geeignete Agenten gegen hohe Provision, besonders leistungsfähige Herren gegen festes Gehalt. Auch jüngere selbstständige Handwerker werden gerne berücksichtigt. Offerten sub A. A. 451 an Haasenstein & Vogler A. G. in Lübeck.


Alle, welche Forderungen an den entmündigten Schulzen Heinrich Oldörp zu Lockwisch zu haben vermeinen, werden hierdurch ersucht, selbige spätestens bis zum 1. Juni d. Js. bei dem mitunterzeichneten H. Teege anzumelden. Ausgenommen sind sämmtliche Hypotheken=Gläubiger.
Den 10. Mai 1893.

Die Curatoren des Schulzen Oldörp.
H. Badstein in Petersberg.
H. Teege in Boitin-Resdorf.


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Bettfedern-Lager
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Schönberg i. M.                                                     W. Maack.


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Kartoffeln.
                                                    J. H. Freitag.


Hopfen und Malz,
Gott erhalts.
Pfingst=Bier

stark eingebraut, wird in Schönberg vom 17. Mai an ausgegeben. Ich bitte meine geehrten Kunden, die nicht regelmäßig von meinem Bier nehmen, im Geschäftshaus zu bestellen.

                                 Hochachtungsvoll
                                                    C. Schwedt.


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a Stück 30 Pf.
empfiehlt                                                    
                                                    C. Schwedt.


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[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 4]

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                                                    Heinrich Böckmann,
                                                    Bandagist.


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade.
Dienstag, den 23. Mai d. Js.
Anfang Vormittags 9 Uhr.
Tagesordnung:

1. Rechnungsablage.
2. Wahl der Revisoren.
3. Verschiedenes.
4. Beitragszahlung, à Person 3 M.

Selmsdorf.                                                     Der Vorstand.


Am 2. Pfingstfeiertage                          
Tanzmusik
wozu freundlichst einladet.                                                    
Carlow.                                                     Ad. Eduard Creutzfeldt.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage
bei mir stattfindenden                                                    
Scheibenschießen
lade freundlichst ein                                                    
Duvennest.                                                     H. Wittfoth.
Am letzten Tage Ball.


Boye's Etablissement
in Schönberg.

          Unterzeichneter beabsichtigt im Laufe des Sommers in derselben Weise wie im Winter im Garten des obigen Locals

2 Abonnements-Conzerte

mit seiner Kapelle zu geben und ladet ein hochgeehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend hierzu ganz ergebenst ein. Eine Missive wird wieder circuliren.
          Wismar im Mai 1893.

Hochachtungsvoll
                                                    Jul. Müller,
städtischer Musikdirector.


Am ersten Pfingsttage:
Großes
Concert

im Garten des Herrn Gastwirth Boye. Zu recht zahlreichem Besuch laden ergebenst ein

J. Boye.                                                     Die Vereinsmusiker.

Anfang Nachmittag 4 Uhr.
Entree a Person 30 Pf.
Familien a 75 Pf.
Schönberg, den 15. Mai 1893.                          

NB.  Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im großen Saale statt.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

lade freundlich ein.

Am 2. Pfingsttage Tanz.
Rieps.                                                     H. Böttcher.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

lade freundlichst ein

                                                    F. Sterly, Selmsdorf.


Allen Denen, die meinen lieben Mann und unsern geliebten Vater und Schwiegervater zur letzten Ruhestätte begleitet haben, sowie für die reichlichen Kranzspenden und vielen Beweise herzlicher Theilnahme sagen ihren tiefgefühlten Dank

Johanna Oldörp geb. Creutzfeldt
und Kinder.


Allen Freunden und Bekannten hierdurch die traurige Nachricht, dass unser Vater, Schwiegervater und Grossvater der Schmiedemeister

J. Oldenburg sen.

am Freitag sanft entschlafen ist.

                                                    Die Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am
Dienstag, Nachmittags 3 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 54-55 M., große Schweine 52-54 M., Sauen 42-47 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 38 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. Mai 1893.


- Das Ausnehmen von Eiern oder jungen aus Nestern der Singvögel und das Fangen dieser Vögel ist bei Geldstrafe bis 150 Mk., ev. Haft verboten. Da das Reichsgesetz vom 22. März 1888 auch diejenigen mit gleicher Strafe bedroht, welche es unterlassen, Kinder oder andere ihrer Aufsicht untergebene Personen von der Uebertretung dieser Vorschrift abzuhalten, so wollen wir nicht verfehlen, alle Beteiligten jetzt, wo die Vögel zu nisten beginnen, hierauf aufmerksam zu machen.
- Jeder Zusatz von Wasser zum fertigen Bier ist, sofern er überhaupt die Qualität des Bieres beeinflußt, nach einem Urteil des Reichsgerichts I. Strafsenats vom 10. Jan. 1893 als Bierfälschung im Sinne des § 10 des Nahrungsmittel=Gesetzes vom 14. Mai 1879 zu erachten.
- Nach einer Entscheidung des Berliner Kammergerichts ist Jemand, welcher gegen ein polizeiliches Strafmandat Widerspruch erhebt und die gerichtliche Entscheidung beantragt, vor Gericht nicht "Angeklagter" und kann nicht gezwungen werden, auf der Anklagebank Platz zu nehmen. Ebenso wenig kann bei einer Privatklage der Beklagte dazu gezwungen werden; dort heißt es: Partei wider Partei. Vor einiger Zeit wurden vor dem Berliner Schöffengericht Privatangeklagte genötigt, in die Anklagebank zu treten.
- Bei den hohen Fleischpreisen ist es kein Wunder, wenn der Verbrauch an Roßfleisch in Berlin eine bedeutende Rolle spielt. Im Jahre 1889 wurden 7968 Pferde in der Zentralroßschlächterei untersucht, von denen 7733 zum Verzehren zugelassen wurden, im Jahre 1890 gelangten 8396 Pferde und 1891 8426 Pferde zur Untersuchung, von denen 8182 und 8129 Thiere zum Konsum gelangten.
- Der Fremdenverkehr ist z. Z. in Berlin ein recht schwacher; besonders bemerkbar macht sich das Ausbleiben der Amerikaner, die sonst gerade um diese Zeit in großen Mengen Berlin aufsuchten und ein recht kauffähiges und nicht minder kauffreudiges Publikum darstellten, die in diesem Jahre aber durch die Weltausstellung zurückgehalten werden. Auch die Engländer lassen sich in diesem Frühling wenig in Berlin sehen und selbst die bekannten englischen Pensionate, die früher gewöhnlich um diese Zeit Berlin seiner Kunstschätze wegen aufzusuchen pflegten, sind diesmal ausgeblieben.
- Die "Hamb. Korr." bezeichnet, nach an zuständiger Stelle sofort eingezogenen Erkundigungen, das von Berlin aus verbreitete Gerücht von einem neuen Cholerafall in Hamburg als durchaus unbegründet.
- Bei der Distanzfahrt Berlin=Dresden ist Herr L. Meyer mit seinem ungarischen Gespann als Erster ans Ziel gelangt. Er hat die Strecke (185 km) in nur 13 Std. 30 Min. zurückgelegt, trotzdem befinden sich seine Pferde in vorzüglicher Verfassung. Das zweite Gespann, das des Gestüts Gustavshof, hat 14 Std. 25 Min. gebraucht.
- Unter den Küchenfeen im Hause Dennewitzstraße 33 zu Berlin herrschte am Freitag große Aufregung. In dem Schornstein rumorte es in unheimlicher Weise; man hörte Seufzen und Stöhnen und glaubte schon an einen Spuk. Bald aber ergab sich, daß ein vierzehnjähriger Schornsteinfegerlehrling vom Dache aus durch den Schornstein bis in das zweite Stockwerk gefallen und hier hängen geblieben war. Als man ihn herausholte, stellte sich heraus, daß er Knochenbrüche an beiden Fußgelenken davongetragen hatte. Er mußte einem Krankenhause überliefert werden.
- Die Direktion des Norddeutschen Lloyd in Bremen teilt mit, daß die Meldung über die Erkrankung von 130 Personen an den Blattern an Bord des in Newyork angekommenen Lloydampfers "Gera" unrichtig sei. An Bord der "Gera" sei nur ein leichter Pockenfall vorgekommen.
- Das große Loos der preußischen Klassen=Lotterie ist nach Saarbrücken gefallen. Ein halbes Loos wird von 17 Personen, die andere Hälfte ebenfalls von mehreren Personen gespielt.
- Das Schwurgericht in Dresden verurtheilte den Wirthschaftsbesitzer Petrig aus Halbstadt bei Königstein, der seinen Schwiegervater erschossen hatte, um dessen Sparkassenbuch zu stehlen, zum Tode.
- Folgende kleine militärische Begebenheit wild aus Schweidnitz gemeldet: Bei der Besichtigung des dortigen Infanterie=Regiments Graf Moltke durch den Divisionskommandeur v. Lignitz stellte letzterer bei der Besichtigung der Mannschaften die Frage: "Kinder, was würdet Ihr machen, wenn im Gefecht Eure Offiziere und Unteroffiziere weggeschossen worden wären?" Sofort trat ein Gefreiter der fünften Kompagnie vor die Front und rief: "Kameraden, unsere Vorgesetzten sind gefallen, folgt meinem Kommando!" Und mit Hurra stürmte das Regiment vorwärts. Ueber diese Entschlossenheit war der genannte Kommandeur so erfreut, daß er den Gefreiten auf der Stelle zum Unteroffizier ernannte.
- In Tichau und Umgegend in Oberschlesien sind die Pocken ausgebrochen und grassieren derart, daß die Schulen geschlossen werden mußten. Die Polizei verbot öffentliche Vergnügungen.
- Der Bockausschank im Hofbräuhaus zu München, die "Maikur am Platzl" genannt, wurde am Sonntag nach nur achttägigem Bestehen geschlossen. Es wurden täglich 60 bis 80 Hektoliter konsumiert, die höchste Leistung, die bis jetzt erzielt wurde.
- Im Landtage zu Linz theilte der Stadthalter unter lebhaftem Beifall mit, daß die Sperre des Viehexports aus Oberösterreich nach Bayern aufgehoben worden sei.
- Die schweizer Bergbahnen werden schon stark benutzt. Am Sonntag beförderte die Bahn auf dem Uetliberg bei Zürich in jeder Richtung 800 Personen. Die beiden Rigibahnen, Arth=Goldau und Viznau=Rigibahn fahren bis zum Kulm. - So früh wie noch selten öffnen sich dieses Jahr die alpinen Verkehrswege. Der Splügenpaß ist seit dem 24. April für das Rad offen.
- In Pest und Wien sind durchdringende Landregen eingetreten.
- Die Besorgnisse wegen des Saatenbestandes in Ungarn werden in den zuständigen Kreisen als übertrieben bezeichnet. Obgleich es nach langer Dürre jetzt zu viel regnet, wird noch immer eine erträgliche Ernte erwartet.
- Die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde, deren langjähriges Ehren= und Direktionsmitglied Brahms ist, hat demselben zu seinem 60. Geburtstag als Ehrengeschenk, welches ihm bei seinem Eintreffen in Wien überreicht werden wird, eine in Gold ausgeführte große Denkmünze zugedacht; auf der Vorderseite trägt dieselbe das wohlgetroffene Profilbild des Meisters, auf der Rückseite einen Palmen= und Lorbeerzweig, am Fußende ein Schwanenschild umschließend, mit der Inschrift "Zum 60. Geburtstage. 7. Mai 1893. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien."
- Man schreibt aus Paris: Der lang ersehnte Regen hat sich endlich reichlich eingestellt. Er dauerte nicht lange, aber der Himmel bleibt bedeckt. In der Provinz veranlaßten die letzten plötzlichen Temperaturveränderungen großen Schaden. In der Haute=Savoye, der Loire, der Drôme und der Isére besonders sind die Erntehoffnungen durch die Nachtfröste zerstört worden. Aus Nancy, Bourges, Nantua, Auxerre und Thiers wird ebenfalls von verderblichen Frösten gemeldet. - Seit acht Tagen hat man in vielen Landestheilen mit immer wiederkehrenden Waldbränden zu kämpfen, die von einer Bande systematisch angelegt zu sein scheinen. Viele tausend Hektare sind vom Feuer bereits zerstört.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 38 Seite 6]

- Zwischen Monaco und La Condamina erschoß sich soeben ein 35 Jahre alter Spanier, nachdem er sein ganzes Vermögen in Montecarlo verspielt hatte.
- In Gothenburg wurden 12 Erkrankungen an den Pocken in den letzten Tagen festgestellt; ein Kind ist daran gestorben.
- In Triest ist der Großhändler Jakob Brunner, 82 Jahre alt, bekannt als der reichste Mann Triests, gestorben, er hinterläßt 22 Millionen Gulden.
- Eine furchtbare Katastrophe ereignete sich am Montag auf dem Flusse Gallego bei Huesca in der Provinz Saragossa. Die über den Fluß führende Brücke brach nämlich zusammen, gerade als sich 40 Bauerfrauen auf derselben befanden, die nach einer Einsiedelei gehen wollten, um den Himmel um Regen zu bitten, 20 Frauen konnten gerettet werden, während die andern 20 ertranken.
- Man schreibt aus Bukarest vom 10. Mai: In zahlreichen Theilen des Landes haben verheerende große Ueberschwemmungen stattgefunden. Viele Dörfer sind verwüstet und viele Personen ertrunken. Der Straßen= und der Eisenbahnverkehr ist unterbrochen; die Züge treffen mit großen Verspätungen ein.
- Infolge des andauernden Regens ist die Umgegend von Czernowitz (Bukowina) überschwemmt. Im Gebiete des Czeremosz, der Soczawa und des Pruth wird die Gefahr immer größer, da der Regen fortdauert.
- In Belgrad herrschen seit einigen Tagen Nachtfröste, welche bereits am Obst, namentlich an Pflaumen viel Schaden angerichtet haben.
- Aus St. Petersburg wird gemeldet, daß nach den nunmehr hinsichtlich des Besuches des Kaisers und der Kaiserin von Rußland betroffenen Bestimmungen das russische Kaiserpaar gegen den 21. August in Kopenhagen eintreffen und etwa 5 Wochen daselbst verweilen würde.
- Wie dem "Daily Chronicle" aus Moskau gemeldet wird, hatte der Großfürst Georg, der wegen seiner äußerst schwachen Gesundheit bekanntlich nach dem Kaukasus geschickt worden ist, dort den Entschluß gefaßt, eine junge Tscherkessin zu ehelichen, die gegenwärtig in einem Telegraphenbureau angestellt sei. Die Kaiserin erhebe natürlich gegen die geplante Verbindung entschieden Einspruch, allein da der Großfürst von den Aerzten aufgegeben sei und zu der schönen Tscherkessin eine tiefe Neigung hege, so werde die Heirat doch wohl schließlich gestattet werden.
- Eine Depesche aus Mexico meldet den nunmehr eingetretenen Tod des Expräsidenten Gonzalas, welcher ein Vermögen von 7 Millionen Dollars hinterläßt.
- In Chicago erregt der Bankerott der Chemical Nationalbank Aufsehen, weil die Bank mit Zustimmung der Ausstellungs=Kommission eine Filiale in der Ausstellung errichtet hatte, bei welcher die Aussteller ihr Geld deponierten. Man hofft jedoch, daß diese voll bezahlt werden. - Eine andere Ueberraschung ist den Einwohnern Chicagos durch einen hungrigen Bären bereitet worden, der aus dem Lincoln=Park entwischt und in die Stadt eingedrungen war. Nach zweistündiger Jagd, bei welcher einige Personen leichte Verletzungen erhielten, wurde das Thier erlegt.
- Der, Verkehr nach den Vereinigten Staaten ist augenblicklich überaus lebhaft. Dagegen sind bisher viel weniger Amerikaner nach Europa gekommen als sonst. In der vergangenen Woche sind auf den beiden deutschen Hauptlinien, auf den drei englischen Hauptlinien und auf der französischen Dampferlinie beinahe 4000 Kajüts=Passagiere nach den Vereinigten Staaten befördert worden. In dieser Woche gehen 11 Dampfer nach New=York, einer nach Philadelphia und einer nach Boston. Die meisten Plätze dieser 13. Schnelldampfer, welche ca. 8000-9000 Kajüts=Passagiere expedieren können, sind verkauft. Während der ganzen Monate Mai und Juni wird der lebhafteste Verkehr nach den Vereinigten Staaten anhalten. Er wird sich wahrscheinlich im Juli und August wegen der großen in den Vereinigten Staaten herrschenden Hitze abschwächen. Wenn im Mai und Juni jede Woche ca. 8000-9000 Kajüts=Passagiere nach Amerika befördert werden, was schon eine ganz stattliche Zahl ist, so würden immer noch nicht 100 000 Europäer die Ausstellung in Chicago besuchen.
- Nach einer in Brüssel eingetroffenen Depesche der Newyorker Polizei wurden daselbst zwei Belgier, namens Leroux und Neumann, in dem Augenblicke verhaftet, als sie die aus dem Diebstahl bei dem Grafen von Flandern herührenden Juwelen verkaufen wollten. Eine Hausdurchsuchung führte die Beschlagnahme von Juwelen im Werthe von mehreren hunderttausend Franks herbei. Der Diebstahl wurde während einer Schloßfestlichkeit mit unglaublicher Keckheit ausgeführt.
- Irregeführt durch die Mittheilung, daß die Ausstellung in Chicago auch am Sonntag offen sein werde, sammelten sich am letzten Sonntag gegen 100 000 Menschen an den Thoren der Ausstellung an und verlangten Einlaß. Viele versuchten mit Gewalt hineinzukommen und geriethen dabei mit der Polizei in Streit, wobei es zu Verletzungen und Verhaftungen kam. Wegen der Sonntagsfrage soll in dieser Woche eine endgültige Entscheidung getroffen werden.
- Ueber die Entdeckung großer Kupferlager nördlich von Otawi (Damaraland in Deutsch=Südwestafrika) sind weitere Einzelheiten von den Beamten der britischen Süd=West=Afrika=Gesellschaft eingetroffen. Danach ist das schönste Metallager, das man sich vorstellen kann, es ist zwischen 500 und 600 Fuß lang, 40 Fuß tief und zwischen 20 und 30 Fuß breit entdeckt. Das Gebiet ist reich an Kupfer mit silberhaltigen Bleierzen.
- Ein interessanter Fund. Der französische Antiquitätensammler Paul Dublin fand, während er das Geschäft eines Antiquitätenhändlers durchstöberte, das Haushaltungsbuch, welches Pierron, der Kellermeister Napoleons I., während dessen Verbannung auf St. Helena führte. Die Eintragungen datieren vom Januar 1818 bis zum 5. Mai 1821, dem Todestage Napoleons. Interessante Einzelheiten inbezug auf den Haushalt des Korsen sind in dem Buche verzeichnet. Dasselbe soll mit erklärenden Noten demnächst veröffentlicht werden.
- Die Gigerl=Zigarrenspitze ist jetzt der neueste Schmuck der Mitglieder des Pistolenklubs zu Berlin, der bekanntlich in seinen Statuten die Bestimmung hat, das jedes Mitglied, das einen Dümmern als sich selbst trifft, sich sofort erschießen muß. Bis jetzt soll aber der Fall nicht vorgekommen sein. Die Spitze, welche von den unfreiwilligen Spaßvögeln, welche die Berliner Straßen "unsicher" machen, erfunden wurde, erinnert in ihren Dimensionen lebhaft an die modernen "Renommier=Knüppel" und eröffnet den glücklichen Besitzern alter Brunnenrohre die lohnende Perspektive, dieselben zu hohen Preisen an den Mann zu bringen. Denn die "Spitze" ist etwa von Armesdicke und 1/2 Meter lang.
- Russische Sitten. Das esthländische Blatt "Olewik" veröffentlicht folgenden amtlichen Erlaß des Rappelschen Gemeindeältesten, wonach fortan diejenigen, die bei Bauernhochzeiten betrunken als "Marschälle" erscheinen, sowie alle, die vor dem Kirschen=Kruge (Gemeinde=Wirthshaus) Lärm und Unordnungen vollführen, zur Verantwortung gezogen worden und gerichtlicher Bestrafung unterliegen sollen. Ebenso werden sich auch diejenigen zu verantworten haben, die fernerhin gesonnen sein sollten, rittlings auf den Särgen der Leichen zu sitzen, wenn diese zur Kirche und auf den Kirchhof gebracht werden.
- Ein weiblicher Tischlergeselle. Am Freitag ist in Kopenhagen ein junges Mädchen, Sophie Christensen, als Tischlergeselle in den Tischlerverband aufgenommen worden, nachdem sie ihr Gesellenstück gemacht hatte. Es ist dies das erste Mal, daß ein weiblicher Geselle dort offiziel anerkannt worden ist. Das 26 jährige Mädchen ist die Tochter eines Schiffskapitäns und fühlte schon in ihrer frühen Jugend große Lust, sich eine selbstständige Existenz zu erringen. Sie trat daher bei einem Tischler als Lehrling ein, bildete sich in ihrem Berufe sehr schnell aus und zeigte großen Fleiß und Eifer. Ihr Gesellenstück, ein Bücherschrank, der von den Sachverständigen sehr günstig beurtheilt worden, wurde einstimmig angenommen. Das junge Mädchen reist jetzt nach Chicago, um die amerikanische Tischlerei kennen zu lernen.


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