No. 37
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 1]

Bekanntmachung.

                      Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das II. Quartal d. J. wird am

Donnerstag, den 1. Juni ds. Js.

eröffnet.
                      Rostock, den 9. Mai 1893.

Der Präsident
des Groherzoglich Mecklenb. Oberlandesgerichts.
Budde.


        Nr. 10 des "Officiellen Anzeigers" für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1893 enthält in der
    II. Abtheilung.

(1.) Publicandum, betreffend die Reichstagswahl.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Reichstagswahl.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Errichtung einer Prüfungs=Commission für den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes im hiesigen Lande.


Die Wahlen.

Das deutsche Volk ist also wieder in eine Wahlbewegung eingetreten und vor die Frage gestellt, wem es ein Mandat zur Volksvertretung anvertrauen will.
Es ist nicht unsere Sache, Parteipolitik zu treiben, und wir überlassen es jedem Leser, nach bestem Wissen und Gewissen seine Stimme für diesen und jenen Candidaten abzugeben. Wohl aber kann es angemessen scheinen, in kurzen Worten darzulegen, um was es sich bei der bevorstehenden Entscheidung handelt.
Der Reichskanzler hat im Namen der verbündeten Regierungen eine Militärvorlage im Reichstage eingebracht, welche zwei wichtige volksfreundliche Reformen enthält: erstens die zweijährige Dienstzeit und zweitens die Verjüngung der Reserve und Landwehr derart, daß die alten verheirateten Reservisten und Landwehrleute einige Jahre früher als bisher vom Kriegsdienst frei kommen und im Kriegsfall bessere Aussicht haben als bisher, nicht sogleich vor den Feind geführt, sondern im Rücken der Armeen verwendet zu werden.
Der Reichstag hat diese volksfreundlichen Reformen abgelehnt, weil sie ihm zu viel zu kosten scheinen, und darum ist er von der Regierung nach Hause geschickt worden. Das deutsche Volk soll nun selbst entscheiden, ob es den Plänen der Regierungen oder der Ablehnung des Reichstages zustimmen will.
Das ist es, worum es sich handelt.
Die Kostenfrage ist so oft verhandelt worden, daß es kaum einer Wiederholung der Thatsachen bedarf. Die jährlichen Mehrausgaben für zweijährige Dienstzeit und Verjüngung der Reserven betragen nicht viel mehr als eine Mark pro Kopf der Bevölkerung. Da nun aber natürlich die besitzenden Classen das drei=, vier= und mehrfache der Steuern bezahlen, welche dem Armen zufallen, so stellen sich thatsächlich die Kosten für den minder Vermittelten auf wenige Pfennige.
Also auf der einen Seite zwei große Erleichterungen und eine kleine Steuer im Interesse der Ehre und Macht des deutschen Vaterlandes. Auf der anderen Seite Verweigerung der Reform um einer geringfügigen Ersparnis willen.
Es kann wohl nicht zweifelhaft sein, auf welche Seite ein Patriot sich zu stellen hat.


Der Reichstag hat die Militairvorlage abgelehnt und ist aufgelöst.
Wir müssen also von neuem wählen.
Können wir einem Manne unsere Stimme geben, dessen Partei die Vorlage, selbst den Vermittlungsvorschlag, abgelehnt hat? Nein! hier heißt, wer für die Vorlage war, war für die Erhaltung des deutschen Vaterlandes, wer dagegen war, stand auf Seiten der Feinde, mochte er sich dessen bewußt sein oder nicht.
Das kann jetzt Keinem mehr zweifelhaft sein, der gelesen hat, mit welchem Jubel die Franzosen die Abstimmung der Elsasser in allen Zeitungen feiern als ein unverkennbares Zeichen dafür, daß sich immer noch sich als zugehörig zu ihrem alten Vaterlande, Frankreich, fühlen.


Der Kaiser rief am 9. Mai nach Vorbeimarsch der Bataillone nach dem Tempelhofer Felde, die Generale und Stabsoffiziere zu sich und hielt an dieselben folgende Ansprache: "Seitdem wir uns nicht gesehen, sind eigene Wandlungen mit der Militärvorlage vor sich gegangen. Ich habe nicht deren Ablehnung erwarten können und hoffte von dem patriotischen Sinne des Reichstags eine unbedingte Annahme. Ich habe Mich darin leider getäuscht. Eine Minorität patriotisch gesinnter Männer hat gegen die Majorität nichts zu erreichen vermocht, dabei sind leidenschaftliche Worte gefallen, welche unter gebildeten Männern ungern gehört werden. Ich mußte zur Auflösung schreiten und hoffe von einem neuen Reichstage die Zustimmung der Militärvorlage. Sollte aber auch diese Hoffnung täuschen, so bin Ich gewillt, Alles, was Ich vermag an die Erreichung derselben zu setzen, denn Ich bin sehr von der Nothwendigkeit der Militärvorlage, um den allgemeinen Frieden erhalten zu können, überzeugt. Man hat von Aufregung der Massen gesprochen; Ich glaube nicht, daß sich das deutsche Volk von Unberufenen erregen lassen wird. Im Gegentheil, Ich weiß Mich eins in dieser Militärvorlage mit den Bundesfürsten, mit dem Volk und mit der Armee. Ich danke, meine Herren, Ich

[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 2]

habe mich Ihnen gegenüber nur aussprechen wollen, wie Ich es beim Entstehen der Vorlage gethan."
Damals (im August vorigen Jahres) äußerte der Kaiser, die zweijährig Dienstzeit sei ohne Gewährung besonderer Gegenleistungen nicht denkbar. Wenn der Reichstag nicht patriotisch genug sei, mit einer Vorlage, die auf der zweijährigen Dienstzeit beruhe, zugleich die nothwendigen Ergänzungen zu bewilligen, so sei ihm eine kleine gut disziplinirte Armee immer noch lieber als ein großer Haufe.
Im deutschen Bundesrath hat, wie die "N.=Z." zu melden weiß, bei den Verhandlungen und Beschlüssen über die Militairvorlage und die Auflösung des Reichstags fast vollständige Uebereinstimmung geherrscht. Nur Schwarzburg=Sondershausen und Reuß ä. L. haben sich gegen die Auflösung erklärt. Nach den Gründen befragt, haben die beiden Bevollmächtigten erklärt, ihre Auftraggeber seien gegen den Verzicht auf die dreijährige Dienstzeit.
Der Centralvorstand der nationalliberalen Partei ist am Dienstag in Berlin zusammengetreten, um einen Wahlaufruf festzustellen.
Zur Auseinandersetzung der freisinnigen Partei, aus der wegen ihrer Haltung zur Militairvorlage eine Anzahl Abgeordnete ausgeschieden war, wird folgendes gemeldet: Die durch Beschluß der freisinnigen Fraktion am Sonnabend, den 6. Mai, niedergesetzte Commission, bestehend aus Richter, Bamberger, Otto Hermes, Barth, Schrader, Hugo Hermes, hat am Montag Vormittag ihre Aufgabe erledigt. Nach Ordnung der finanziellen Angelegenheiten hat sich die Commission dahin geeinigt, daß vorläufig und bis zur endgiltigen Constituirung der beiden Parteien nach den Reichstagswahlen der eine Theil den Namen "Freisinnige Volkspartei", der andere Theil den Namen "Freisinnige Vereinigung" führt. Die Commission erklärt sich bereit, auf Anrufen beider Theile in Candidaturfragen eine Vermittlung zu übernehmen.
In Ems fand am Sonntag mittag die feierliche Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelm I. statt. Als Vertreter des Kaisers wohnte der Generaladjutant weiland Kaiser Wilhelm I., Graf von Lehndorf, der Feier bei. Er legte einen großen Lorbeerkranz mit dem Namenszuge des Kaisers am Denkmal nieder. Als Ehrengäste waren anwesend: Oberhofmarschall weiland Kaisers Wilhelm I., Graf Perponcher, und der Regierungspräsident v. Tepper=Laski.


- Das Lübecker Volks= und Erinnerungsfest findet in diesem Jahre am 16. und 17. Juli statt.
- Neun rheinische Viehhändler wurden in Hamburg verhaftet. Sie stehen im Verdacht, sich der Beamtenbestechung bezw. des Betrugs schuldig gemacht zu haben, indem sie Eisenbahnschaffner durch gute Trinkgelder bewogen, sie gratis mitfahren zu lassen. Man nimmt an, daß kürzlich am Venloer Bahnhofe die verhafteten Schaffner durch die Aussagen die Viehhändler belastet haben. Die Verhaftung erregte auf dem Central=Schlachtviehhofe nicht geringes Aufsehen. Die im Besitze der Verhafteten vorgefundenen Gelder, angeblich zusammen 60 000 M. wurden in Gerichtsgewahrsam genommen.


Anzeigen.

Die Maurinmühle fällt zu Johannis dieses Jahres aus der Pacht und sollten nach Anordnung des Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Kollegii zu Neustrelitz sowohl für die Wiederverpachtung als auch für den Verkauf derselben Offerten im Licitationswege entgegengenommen werden.
Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 26. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pacht= und Kaufliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Verpachtungs= sowie die Verkaufsbedingungen können auf der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen werden.
Zu den Pachtbedingungen wird bemerkt, daß dem Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Kollegio die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten bleibt und daß die letzteren, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 800 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühle und zur Erfüllung der contractlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen haben.
Aus den Kaufbedingungen wird hervorgehoben, daß die Ertheilung des Zuschlags dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio vorbehalten bleibt und der Höchstbietende sofort nach abgegebenem Gebot eine Kaution von 800 M. zu bestellen hat.
Das Grundstück kann nach zuvoriger Meldung bei dem zeitigen Pachtmüller in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 6. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


Die herrschaftlichen Mühlen zu Stove fallen zu Johannis dieses Jahres aus der Pacht und sollen nach Anordnung des Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio zu Neustrelitz Offerten für die Wiederverpachtung derselben im Licitationswege entgegengenommen werden.
Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 26. d. Mts.
Vormittags 11 1/2 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Verpachtungsbedingungen können auf der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen werden. Zu demselben wird bemerkt, daß dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten bleibt, und daß die letzteren, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 800 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühle und zur Erfüllung der kontraktlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen haben.
Die Pachtstücke können nach zuvoriger Meldung bei dem zeitigen Pachtmüller in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 8. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgisches Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 1. Juni 1893 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen= des Schwurgerichts in die Spruchlifte aufzunehmen sind, habe ich auf

Sonnabend, den 13. Mai 1893,
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 10. Mai 1893.

Der Präsident
des Großherzoglichen Landgerichts.
(gez:) Burmeister.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das allhier an der Schlauentrifft sub Nr. 15 d a belegene Wohnhaus c. p. des Maurermeisters Adolf Scharenberg wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 8. Mai 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    A. Dufft.


Am Freitag, den 12. d. Mts.,
Abends 7 1/4 Uhr,

sollen Siemserstraße 84 hinter der Kirche:

altes Bauholz, Bretter, Fenster, Thüren, 1 sehr guter Sparherd
etc. öffentlich meistbietend verkauft werden.

                                                    K. Giersdorf.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 3]

In der Angelegenheit betreffend die Sammlung zu einer zum Gedächtniß der goldenen Hochzeit unserer Allerhöchsten Herrschaften zu errichtenden wohlthätigen Stiftung erlaube ich mir zu einer öffentlichen Besprechung einzuladen

Freitag, den 12. Mai,
Nachmittags 4 Uhr

in Boye's Gasthof.
Einziger Punkt der Tagesordnung:

Wahl eines definitiven Committes.                          
Im Auftrage des provisorischen Committes.
Cl. v. Oertzen.


1. Bezirksversammlung
des Bundes der Landwirthe

für den Bezirk Fürstenthum Ratzeburg am

Sonnabend, den 13. Mai 1893,
Vormittags 10 Uhr

im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye in Schönberg.
                          Tagesordnung:
        1) Vorträge des Herrn Dr. Roesike und aus der Versammlung.
        2) Entgegennahme von Beitrittserklärungen und event. Beiträgen.
        3) Vorstandswahl.
        4) Sonstiges.
Die Herren Vertrauensmänner werden freundlichst ersuchst, für recht zahlreichen Besuch der Versammlung Sorge zu tragen und die ausgefüllten Mitgliederlisten mitzubringen.
Nicht nur Landwirthe, sondern auch alle Nichtlandwirthe, welche sich für das Gedeihen der Landwirthschaft interessiren, sind geladen.

I. A.
Kaiser-Stove.


Männer=Turnverein.
Versammlung
am Montag, den 15. d. Mts.
Abends 8 Uhr
im Lokale des Herrn Gastwirth Boye hier.
Tagesordnung:
Aufnahme neuer Mitglieder.                          
                                                    Der Vorstand.


Generalversammlung
der Selmsdorfer Todtenlade.
Dienstag, den 23. Mai d. Js.
Anfang Vormittags 9 Uhr.
Tagesordnung:

1. Rechnungsablage.
2. Wahl der Revisoren.
3. Verschiedenes.
4. Beitragszahlung, à Person 3 M.

Selmsdorf.                                                     Der Vorstand.


Möbel-Versicherungs-Verein
im Fürstenthum Ratzeburg.
Generalversammlung
bei Gastwirth Jabs in Schlagsdorf                                                    
am Sonntag, den 14. d. Mts.,
nachmittags 1 Uhr.
Tagesordnung:

1. Rechnungsablage.
2. Wahl einiger Kreisvorsteher.
3. Verschiedene Angelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Alle, welche Forderungen an den entmündigten Schulzen Heinrich Oldörp zu Lockwisch zu haben vermeinen, werden hierdurch ersucht, selbige spätestens bis zum 1. Juni d. Js. bei dem mitunterzeichneten H. Teege anzumelden. Ausgenommen sind sämmtliche Hypotheken=Gläubiger.
Den 10. Mai 1893.

Die Curatoren des Schulzen Oldörp.
H. Badstein in Petersberg.
H. Teege in Boitin-Resdorf.


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[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 4]
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Die Norddeutsche hat während ihres 24jährigen Bestehens 916,752 Polizen mit 7306 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 59,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den Hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
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H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
Johs. Boysen, Jäger, Breitenfelde.
       H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
Fr. Gertds, Gemeindevorsteher, Kühsen.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
                          sowie

Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


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Am Sonntag, den 14. d. Mts.
Jungferfahren
in Sülsdorf.
Hierzu laden freundlichst ein                          
sämmtliche Mädchen.
Sülsdorf, den 8. Mai 1893.                          
                          Hochachtend
                                                    J. Wienck.


Zu dem am Sonntag, den 14. Mai stattfindenden

Ringreiten
ladet freundlichst ein                                                    
                                                    H. Räsenhöft.
Petersberg, d. 11. Mai 1892.                                                    


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 14. Mai
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Zu dem am 2. und 3. Pfingsttage bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

lade freundlichst ein

                                                    F. Sterly, Selmsdorf.


Für die vielen Beweise innigster Theilnahme an dem Begräbnisse meiner lieben Frau, Marie Burmeister geb. Krellenberg, sage hierdurch meinen herzlichsten Dank.

                                                    Schulze H. Burmeister.

Gr. Siemz, den 10. Mai 1893.


Nach Gottes unerforschlichem Rathschluss entschlief heute Morgen nach kurzem, schweren Krankenlager mein innigstgeliebter Mann und meiner Kinder liebevoller Vater der Zimmermeister

H. Oldörp

in seinem 54. Lebensjahre.

Dies zeigen tiefbetrübten Herzens an                          
                                                    Johanna Oldörp
                                                    geb. Creutzfeldt und Kinder.

Die Beerdigung findet am
Montag, den 15. Mai, Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, 14. Mai.

Frühkirche: fällt aus.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
    Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 55-56 M., große Schweine 53-55 M., Sauen 40-47 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 19.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 37 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Mai 1893.


- Die ländliche Hypothekenbewegung in Preußen bietet auch für das Jahr 1892/93 kein erfreuliches Bild. Auf Grundbesitz in ländlichen Bezirken wurden im Jahr 1892/93 neu eingetragen rund 640 Millionen Mark, dagegen wurden nur 435 Millionen gelöscht, sodaß die Mehrbelastung 205 Millionen Mark beträgt. Am meisten ist die Mehrbelastung in den Bezirken Breslau und Celle gestiegen.
- Die Außercourssetzung der Vereinsthaler und Vereinsdoppelthaler österreichischen Gepräges erfolgt vom 1. Juli ab.
- Der Kronprinz Friedrich Wilhelm, geb. 1882 hat am Sonnabend im Neuen Palais bei Potsdam seinen Geburtstag gefeiert. Zur Feier des Tages hatten in Berlin wie auch in Potsdam die königl. Schlösser, Palais, die prinzlichen Palais, die Kasernen, die öffentlichen Gebäude, sowie zahlreiche Privathäuser Flaggenschmuck angelegt.
- In Berlin hat am Freitag der praktische Arzt Dr. Köster auf einen Patienten, mit dem er in seinem Sprechzimmer in Streit geraten war, zwei Schüsse abgefeuert und denselben am Kinnbacken ziemlich schwer verwundet. Ueber die Ursache des Streites liegen noch keine bestimmten Nachrichten vor.
- Dem Vernehmen nach werden kurz nach Pfingsten die Mannschaften des Beurlaubtenstandes in größerem Umfange zu militairischen Uebungen einberufen werden.
- Fürst Bismarck befindet sich jetzt, wie aus Friedrichsruh gemeldet wird, wieder vollständig wohl und macht täglich wieder seine gewohnten Spaziergänge und fährt auch wieder aus. Dagegen befindet sich die Fürstin gar nicht wohl und deshalb hat Professor Schweninger nach Friedrichsruh kommen müssen. Es kommen jetzt viele Verehrer des Fürsten, um ihn zu sehen und, wenn möglich, mit ihm zu sprechen.
- Fürst Bismarcks älterer Bruder Kammerherr Bernhard v. Bismarck, ist im Alter von 83 Jahren auf seinem Gute bei Naugard gestorben. v. Bismarck war lange Jahre Landrath des Kreises Naugard und Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses. Persönlich beliebt, ist er doch in der Politik wenig hervorgetreten. Fürst Bismarck besitzt noch jetzt eine erheblich jüngere Schwester, Frau von Arnim=Kröchlendorf.
- Auf dem Schießplatze der Mauser'schen Gewehrfabrik in Oberndorf a. Neckar ist kürzlich das zweihundertausenste Stück der für die türkische Regierung zu liefernden kleinkalibrigen Infanteriegewehre zum Einschuß gekommen. Es werden nun 80,000 Stück solcher Gewehre für die Türkei anzufertigen sein. Von den großkalibrigen (9.5 mm.) Gewehren hat dieses Land seinerzeit 220,000 Stück erhalten. Das Kaliber des in Ausführung begriffenen Gewehrs beträgt 7.65 mm. Täglich gelangen im Durchschnitt 500 Stück zum Einschuß.
- In der Gegend von Mainz war in der Nacht zum Sonnabend das Thermometer auf 2° unter Null gesunken. Der Frost hat in den Gärten und Gemüsefeldern viel Schaden angerichtet.
- Die Städte Danzig und Thorn haben am Sonntag die Feier ihrer 100jährigen Vereinigung mit der preußischen Monarchie begangen.
- Auf dem Postamt Weine zwischen Fraustadt und Altkloster kam kürzlich ein Brief zur Abfertigung, dessen Adresse unter den Postbeamten Heiterkeit erregte. Der Brief trug nämlich folgende Adresse: An Frl. Klare Lustig, beim Herrn Propst Fröhlich, Wohlgeboren in Lache bei Weine.
- In Rendsburg wurde am Sonnabend die große Schifffahrtsschleuse, die den Nordostseekanal mit der Eider verbindet, mit entsprechender Feier dem Verkehr übergeben.
- Ein merkwürdiges Schauspiel hat in Straßburg i. E. am Mittwoch nachmittag gegen 3 Uhr das Stück der Wallstraße, welches sich beim Illthor von der Garnison=Waschanstalt zur großen Plantane hinzieht. Dieses Wegstück war bedeckt mit vielen Hunderten von Fröschen, welche eifrig die angegebene Richtung verfolgten. Einen unvergleichlich spaßhaften Anblick boten diese hüpfenden, wogenden Grünröcke und Kinder und Erwachsene hatten ihre helle Freude an diesem Anblicke. Die Frösche, gut ausgewachsene, halbfaustgroße Kerle, waren offenbar, von Wassermangel getrieben, zum Illthor in die Stadt eingedrungen oder hatten den Wall überstiegen und eilten den wässerigen Gebieten in der Nähe des Kontades zu.
- Nach dem Jahresberichte des Rindviehversicherungsvereins in Neustrelitz waren im verflossenen Jahre 93 Haupt Rindvieh versichert, wofür 1021 M. Beiträge eingenommen wurden. Dazu kommen noch 128,40 M. Eintrittsgeld etc., so daß Einnahme 1149,40 M. betrug. Die Ausgabe betrug 996,75 M., Cassenbestand 152,65 M.
- Harte Bestrafung. Kürzlich kam der Arbeiter Kundt in Berlin in angeheiterter Stimmung von Rummelsburg die Bahnstraße entlang und hörte daselbst hinter dem Zaun eines dort belegenen Stätteplatzes einen großen Hofhund anschlagen Anstatt nun seines Weges zu gehen, schlug er zunächst mit seinem Knüttel gegen den Zaun, wodurch der Hund in Wut geriet und fortwährend an dem Zaun hochsprang. Nun kletterte K. auf den Zaun und schlug von seinem erhöhten Standpunkte so lange auf den wütenden Hund ein, bis er endlich das Gleichgewicht verlor und kopfüber in den Hof hinabstürzte, woselbst der Hund sofort über ihn herfiel und ihn in der gräßlichsten Art zerfleischte. Als der durch den Lärm aufmerksam gewordene Platzaufseher herbeikam und den Hund von seinem Opfer verscheuchte, fand er den bedauernswerthen Mann in entsetzlicher Weise vor. Die Kleider waren ihm buchstäblich vom Leibe gerissen; im Gesicht und an den Armen hing das Fleisch in Fetzen herunter, während der rechte Oberschenkel bis auf den Knochen durchbissen war. Der Aufseher schaffte den Unglücklichen zunächst in seine Wohnung, woselbst ihm durch einen herbeigeholten Heilgehilfen Nothverbände angelegt wurden; noch ehe aber der Weitertransport erfolgte, war K. seinen schrecklichen Wunden erlegen.
- Zeugengebühren. Für die weitesten Kreise dürfte eine gerichtliche Entscheidung über Zeugengebühren von Interesse sein, die ein Fabrikbesitzer in B. vor einiger Zeit durchgesetzt hat. Bekanntlich erhalten Zeigen, welche selbstständig sind, also Handwerksmeister, etabliere Kaufleute, Aerzte usw. keine Entschädigung und zwar mit der Begründung, daß es bei diesen selbstständigen Herren keinen Maßstab für die Beurtheilung des Schadens giebt, den sie durch die Zeitversäumnis erlitten. Mit dieser Begründung war auch die Liquidation des Fabrikbesitzers, der als Zeuge auf dem Kriminalgerichte volle fünf Stunden hatte versäumen müssen, abgewiesen worden. Dieser aber beruhigte sich hierbei nicht, sondern verklagte das Gericht, indem er darlegte, daß auch für die Zeugen, die einer Selbstständigkeit sich erfreuen, ein Maßstab vorhanden sei, nämlich die Einkommensteuer. "Der Staat hat," so führt die Motivierung aus, "laut beiliegender Quittung, mit einem Jahreseinkommen von 5 000 M. mich eingeschätzt. Für den Tag beläuft sich mithin nach der Ueberzeugung des Staates mein Einkommen auf 13 M. 70 Mark (Lübeck).; pro Stunde - den Tag zu zehnstündige Arbeitszeit gerechnet - also 1 M. 37 Mark (Lübeck). und da ich 5 Stunden versäumt, so beanspruche ich neben den entstandenen Reisekosten nach dem Maßstabe, den einem hohen Gerichthof den Staat selbst an die Hand gegeben, 6 M. 85 Mark (Lübeck). Zeugengebühr." Diesen Auseinandersetzungen stimmten der Gerichtshof bei und der Fiskus wurde zur Zahlung der Zeugengebühr im Betrage von 6 M. 85 Mark (Lübeck). verurtheilt.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 37 Seite 6]

- In Folge des andauernden Regens ist die Umgegend von Czernowitz (Ungarn) überschwemmt. Im Gebiete des Czeremosz, der Soczawa und des Pruth wird die Gefahr immer größer, da der Regen fortdauert.
- Dem Petersburger Rußkij Invalid zufolge hat der Zar von Rußland 100,000 Rubel gespendet, welche in seinem Namen im Gebiete der Donkosaken unter die Nothleidenden sowie an Personen vertheilt werden sollen, welche durch Mißernte, die Cholera oder andere Unglücksfälle heimgesucht wurden.
- Im Schneesturm sind neuerdings in einer Gemeinde des Atkorsschen Kreises im Gouvernement Saratow (Rußland) zwölf Menschen umgekommen; auch eine Menge Pferde und Rinder fand man erfroren.
- Die französische Kammer nahm das Gesetz über die Naturalisierung der Ausländer, die in Frankreich geboren sind, an.
- Die französische Politik steht vor ähnlichen Fragen wie die deutsche. Die Majorität der Deputiertenkammer ist jetzt entschieden für Auflösung, welchem Begehren sich die Regierung auch nicht widersetzt. Die Auflösung dürfte darum noch im Mai, die Neuwahlen im Juni und die Konstituierung der neuen Kammer im Juli erfolgen; gleich darauf
würde sich das Haus vertagen und die Herbstsession sofort mit der Budgetberathung beginnen.
- Marschall Mac Mahon, ist bedenklich erkrankt und bietet sein Zustand zu Besorgnissen Anlaß.
- Nach Meldungen aus Pontarlier (Frankreich) war die Temperatur dort nachts auf 2 Grad Kälte gesunken. Morgens trat Schneefall ein.
- In Wien trat am Sonnabend bei empfindlicher Kälte Schneefall ein. Auch aus ganz Niederösterreich, Steiermark, Ungarn und Galizien werden heftige Schneefälle gemeldet.
- Wie aus Rom gemeldet wird, theilte dort der Sindako der Stadtverordneten=Versammlung mit, daß Kaiser Wilhelm für die Armen Roms 10,000 Lire zurückgelassen habe.
- Der Fürst und die Fürstin von Bulgarien sind in ihrem Lande angekommen und wurden unter enthusiastischen Kundgebungen festlich empfangen.
- In Christiania nahm das Storthing den Antrag, als nationale Anerkennung dem Staatsminister Steen einen jährlichen Ehrensold im Betrag von sechstausend Kronen zu bewilligen, mit 63 gegen 50 Stimmen an.
- In der Umgebung von Prizrend in der Türkei wurde eine weidende Schafherde von 2 wütenden Wölfen angefallen und dabei fast sämmtliche Thiere zerrissen oder doch durch die Bisse schwer verwundet. Auch zwölf Schäfer, darunter zehn Türken und zwei Christen, sowie ein junges Mädchen wurden mehr oder minder schwer verletzt und fünf derartig zugerichtet, daß sie als untransportabel in Prizrend zurückbleiben mußten; die Uebrigen wurden nach Konstantinopel gebracht, um in dem vom Sultan errichteten "Institut anti=rabique" nach Pasteurs Methode behandelt zu werden. Die beiden Wölfe wurden von Bauern erschossen, sämmtliche gebissene Thiere getötet und verscharrt.
- Die Weltausstellung in Chicago ist an den ersten fünf Tagen von 50 000, 19 524, 46 837, 23 000 und 35 000 Personen besucht worden. Obgleich jetzt schon sehr über hohe Preise in den Hotels geklagt wird, beabsichtigen die Wirthe im Juni eine weitere Erhöhung eintreten zu lassen.
- Wie man aus Chicago meldet, betrug die Einnahme am Eröffnungstage der Weltausstellung rund 200 000 Dollars. - Die lange streitige Frage, ob die Weltausstellung auch Sonntags geöffnet sein soll, ist jetzt endlich entschieden. Man hat nämlich beschlossen, daß die Ausstellung auch Sonntags geöffnet sein soll; die Maschinen dürfen jedoch Sonntags nicht in Bewegung gesetzt werden.
- Der Mai in alter Zeit. 1315 regnete es vom 1. Mai bis zum Jahresende jeden Tag. Am 1. Mai 1380 trat eine große Ueberschwemmung der Oberelbe ein. Im Jahre 1442 hingen im Mai noch die Eiszapfen an den Häusern. Von Martini 1537 bis zum 10. Mai 1538 fror es in Schleswig=Holstein gar nicht; es war Sommerwetter, die Bäume blühten und waren belaubt. 1585 hielt eine große Kälte bis zum Pfingsttage, dem 30. Mai, an. 1594 schneite es zu Pfingsten (19. Mai) acht Tage. Am 20. Mai 1596 entstand beim ehemaligen Hofe Vielkiek im Amte Bordesholm zwischen Schönhorst und Bissee ein heftiges Erdbeben, wobei gegen 10 000 Bäume entwurzelt wurden. Am 1. Mai 1623 fing es an zu regnen und regnete 6 Wochen nacheinander, so daß alles Korn, was gesäet war, jämmerlich unterging. 1650 fiel von Pfingsten an bis spät in den Herbst ein fortwährender Regen; Alles wurde Morast und sämmtliches Getreide mißrieth. Am 24. Mai 1783 begann ein merkwürdiger Hehrrauch, der bis zum 26. September anhielt; die Sonne erschien nur in dunkler Röthe und Feld= und Gartenfrüchte verdarben. 1784 sah man im Mai noch nicht das geringste Laub und die Nachtigall flötete aus kahlem Gesträuch. Am 31. Mai 1841 verheerte eine Windhose ein Haus im Kirchspiel Arrild dermaßen, daß sämmtliche Bewohner von den zusammenstürzenden Trümmern erschlagen wurden.
- Der Wettermacher Rudolph Falb prophezeit für den Monat Mai drei seiner kritischen Tage. Der schlimmste derselben, ein solcher erster Ordnung, fällt auf den 15. Mai. während die anderen beiden ungefährlicher sind, indem sie in die dritte Falbsche Rangordnung gehören. Den einen haben wir schon am 1. Mai gehabt, während der andere auf den 30. Mai fällt.
- Elektrische Holzfällung. Uralt ist die Verwendung bezüglich Nutzbarmachung der Naturkräfte nicht allein der natürlichen, sondern auch der künstlich erzeugten, wie Dampf, Magnetismus, Elektrizität etc. und speziell findet die letztere stets weitere Verbreitung. Eine neue Verwendung der Electrizität ist, wie das Patent= und technische Bureau von Richard Bayer, Berlin SO., Brückenstr. 13, mittheilt, das Holzfällen vermittelst derselben. Ein dünner Metalldraht, der zwischen den Polen eines Elementes ausgespannt wird, geräth bekanntlich, sobald das Element in Thätigkeit gesetzt wird, in ein dauerndes Glühen, und zwar um so sicherer, je dünner er ist: während zum Glühendmachen dickerer Drähte auch stärkere Elemente erforderlich sind. Versuche haben ergeben, daß mit einem derartig in Dauergluth erhaltenen Platinadraht Holz in ähnlicher Weise durchschnitten wird, wie Seife mit einem kalten Draht. Es geht zwar nicht ganz so leicht, wie bei der Seife, aber jedenfalls leichter als mit der Säge und dabei giebt es keine Spähne, sondern nur eine leicht angekohlte Fläche, welche der Dauerhaftigkeit des so zerschnittenen Holzes entschieden günstig ist. Dieses Verfahren ist neuerdings im Großen zum Fällen der Bäume angewendet worden, indem Stämme mit dem glühenden Draht bis auf ein Fünftel ihres Umfanges durchschnitten und dann auf gewöhnliche Weise zum Umfallen gebracht wurden. Das Vorschieben des glühenden Drahtes geschieht dadurch, daß derselbe in einem Bügel mit isolirten Griffen eingespannt ist und durch geeignete Vorrichtungen in dem Maße vorgeschoben wird, als das Einbrennen vor sich geht. Dabei ist ein Baum, dessen Fällung in althergebrachter Weise zwei Stunden Zeit erforderte, in kaum einer Viertelstunde niedergelegt worden, wobei es keine Holzverluste gab, was bei werthvolleren Hölzern auch Beachtung verdient.
- Weibliche Eitelkeit hat, wie den "Gesell." berichtet, in der Stadt Rogowo zwei junge Mädchen dahingerafft. Zwei Töchter des Schuhmachers T., gesunde und starke Mädchen, hielten es für unschön rothe Backen zu haben. Sie hatten in Erfahrung gebracht, daß nur schmale, bleiche Gesichter schön seien und wollten durchaus blaß werden. Die Mädchen wurden plötzlich krank, der Arzt kam, forschte nach der Ursache der Krankheit, die Mädchen sagten ihm auch, was sie beabsichtigt hatten, nur das Eine, was sie gegessen hatten, verschwiegen sie. Beide starben. Kurz vor dem Hinscheiden der zweiten bekannte diese, daß sie Beide gewöhnliche Schreibkreide gegessen hätten. Sie habe ein halbes Pfund auf einmal hinuntergeschluckt. Leider kam das Geständnis zu spät, der Arzt konnte nicht mehr helfen, und die trostlosen Eltern waren ihrer zwei hoffnungsvollen Kinder beraubt.


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