No. 36
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 09. Mai
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 1]

        Nr. 9 des "Offiziellen Anzeigers" für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1893 enthält in der
    II. Abtheilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Thätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1892.
(2.) Bekanntmachung, betreffend den Gebühren=Tarif für die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Handfeuerwaffen.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft in Lübeck.
(4.) Bekanntmachung, betreffend den veränderten Gang der Privatpersonenfuhrwerke mit Postsachenbeförderung zwischen Carlow und Schönberg, Dassow und Schönberg, Rehna und Schönberg Bhf.


Der Reichstag ist am Sonnabend durch eine Ordre des Kaisers aufgelöst, nachdem von seinen Mitgliedern in der Sitzung durch Majorität die Militairvorlage abgelehnt worden ist. Der Huene'sche Vermittlungsvorschlag, welcher eine Präsenzerhöhung von 70 000 Mann verlangte, von 373 anwesenden Abgeordneten mit 210 gegen 162 Stimmen verworfen. Sofort nach der Verkündigung des Abstimmungsverhältnißes durch den Präsidenten erhob sich der Reichskanzler und verlas die kaiserliche Auflösungs=Ordre. Sechs Monate hat der Reichstag Zeit gebraucht, das Militairgesetz zu berathen, denen jetzt diese jähe Entscheidung folgte. Wie die Verhandlungen des Reichstages gezeigt haben, thut es noth, daß ein frischerer Zug in die Segel des Schiffes bläst, das unsere staatliche Zukunft trägt. Hoffen wir, daß die Neuwahlen eine Mehrheit im Reichstage schaffen, welche den Kaiser unterstützt, Deutschlands Größe nach allen Seiten unantastbar hinzustellen. Die Neuwahlen zum Reichstage werden am 15. Juni stattfinden, dann werden Deutschlands Wähler zu zeigen haben, ob sie ein schwache oder ein starkes Vaterland haben wollen, ein starkes Vaterland, das die ehrliche Arbeit seiner Bürger nach allen Richtungen hin zu schützen weiß.
Ueber den Aufenthalt des Kaiserpaares in der Schweiz bringt der Reichsanzeiger folgende Mitteilungen: "Der Eindruck, den die Majestäten von ihrem Aufenthalt in der Schweiz und Luzern gewonnen haben, dürfte sich vollkommen dem Eindruck der schönen Tage anschließen, welche die Majestäten in Italien verlebt haben: mit freudiger Genugthuung werden dieselben in die Heimat zurückkehren, nachdem sie gesehen, welche Gefühle der Achtung und Freundschaft Italien und die Schweiz für Deutschland empfinden. - Wie verlautet, hat die Kaiserin der Gattin des Hotelbesitzers Hauser in Luzern eine wertvolle Broche zum Dank für die freundliche Aufnahme im Hotel persönlich überreicht, während der Kaiser dem Besitzer seine Anerkennung durch huldvolle Worte zu erkennen gab."
Der König von Württemberg ordnete an, daß Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militärbeamte des Württembergischen Armeekorps von jetzt ab Mäntel nach preußischem Schnitt zu tragen haben; zunächst für die Generale und Flügeladjutanten sind Mäntel von hechtgrauer Farbe zugelassen.
Dem Vernehmen nach werden kurz nach Pfingsten die Mannschaften des Beurlaubtenstandes in größerem Umfange zu militärischen Uebungen einberufen werden.
Nach einer der "Politischen Korrespondenz" aus St. Petersburg zugehenden Meldung steht die Wiederübernahme der Geschäfte des Ministeriums des Aeußeren durch Herrn v. Giers unmittelbar bevor. Vor einigen Tagen noch war aus Petersburg berichtet worden, daß wegen des Gesundheitszustandes des Ministers hieran in den nächsten Monaten nicht zu denken sei.
Die Einladungen zum Wiederzusammentritt der Münzkonferenz in Brüssel sind, wie "Indépendance Belge" zu melden weiß, für den 30. Mai ergangen. Die belgische Regierung hätte die Einladungen auf Ersuchen des Kabinetts zu Washington an die auf der letzten Konferenz vertretenen 19 Staaten gerichtet.


- In Brützkow bei Rehna verunglückte ein Knecht beim Häckerlingsschneiden. Er wollte sich von dem Vorrath des geschnittenen Strohs überzeugen und stieg auf den Bretterkasten der Schneidlade, dieser brach und der linke Fuß kam unter die Messer, welche ihm den Fuß oberhalb des Knöchels vollständig abschnitt, bevor die Maschine zum Stehen gebracht werden konnte.
- Ueber frühes Heirathen und Ehedauer. Ueber die ehelichen Verhältnisse der Berliner Bevölkerung enthält das Berliner statistische Jahrbuch einige interessante Aufschlüsse. Besondere Aufmerksamkeit ist darin der Ehedauer gewidmet. In dieser Hinsicht ergiebt das umfangreiche Zahlenmaterial, daß bei diesen gelösten Ehen die früh heirathenden Frauen sich den später heirathenden gegenüber erheblich im Nachtheil befinden. Daß die Ursache davon nicht etwa in einer früheren Sterblichkeit des Mannes liegt, geht deutlich aus den statistischen Angaben hervor, und man muß sie demnach in einer früheren Sterblichkeit der Frau suchen. Somit scheint die Annahme gerechtfertigt zu sein, daß die von sehr jungem Mädchen geschlossenen Ehen nicht diejenige Dauer versprechen, wie jene, bei deren Abschluß die Frau über 20 Jahre alt ist; es ist wahrscheinlich, daß die Nachtheile mit der größeren Jugend wachsen. Vermuthlich ist ein innerer Zusammenhang vorhanden zwischen dieser Erscheinung und der Kinderzahl. Letztere beträgt durchschnittlich 5,1187 für Ehen, die von der Frau im Alter von weniger als 20 Jahren geschlossen wurden, weiter: 4,9497 zwischen 20 und 25, 4,0345 zwischen 25 und 30, 2,6909 zwischen 30 und 35, 1,1563 für Ehen, bei denen die Heirathende über 35 Jahre alt war. Mit der Jugend der Frau wächst aber nicht nur die Kinderzahl, sondern auch die Kürze der Zeit bis zur Geburt des ersten und des zweiten Kindes, wobei besonders stark der Gegensatz zwischen den unter zwanzig und den in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre heirathenden Frauen ist. Dies scheint darauf hinzudeuten, daß die allzu schnelle Geburtenfolge bei vielen jung Heirathenden einen verkürzenden Ein=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 2]

fluß auf die Ehedauer ausübe. Indessen muß bei diesen Schlüssen, die von allgemeinster Bedeutung sind, ausdrücklich betont werden, daß sie noch keineswegs sicher bewiesen, sondern nur Andeutungen sind, daß sie aber, trotzdem ihnen wissenschaftliche Grundlage fehlt, doch viel Wahrscheinlichkeit für sich behält. Unter allen Umständen können die Eltern dieser jungen Mädchen wohl den Rath annehmen, der sich in den obigen Ausführungen ausspricht.
- Ein Mittel gegen Diphtheritis bei Kindern wird dem "Pest. Ll." von einem Leser mitgetheilt wie folgt: "Gewöhnen Sie Ihre Kinder, ohne Rücksicht darauf, ob sie Halsweh haben oder nicht, täglich dreimal daran, morgens beim Waschen, mittags nach dem Essen, und namentlich abends unmittelbar vor dem Schlafengehen, den Hals mit gewöhnlichem Salzwasser tüchtig zu gurgeln. Zu verwenden ist dabei ein Trinkglas, welches bis zum dritten Theile seiner Höhe mit Wasser zu füllen ist. Zwei Messerspitzen mit Kochsalz sind darin aufzulösen und das Gurgeln mit dieser Lösung hat bei meinen Kindern den Erfolg gehabt, daß dieselben seit zehn Monaten auch nicht die leiseste Ahnung von Hals= und Rachenschmerzen verspürten. Ich rathe darum allen Eltern die Befolgung dieses Vorgangs an und möchte auch das Gutachten berufener Mediziner über dieses Hausmittel provozieren. Wie, wenn es möglich wäre, den fürchterlichen Feind unserer Kinder auf so einfache Weise erfolgreich zu bekämpfen?"
- Zur Erdbeerenzucht. Es giebt für Erdbeeren nichts Besseres, als zerkleinerte Roßäpfel auf die ganzen Beete im Frühjahre auszubreiten. Das hält feucht, läßt Nahrung ins Land ziehen und ist zugleich, nachdem die Dungtheile durch den Regen ausgezogen, ein Schutz für die Früchte. Eine etwa nöthige Düngung mit flüssigem Dünger oder eine Bewässerung wird viel wirksamer, weil durch diese Decke die Feuchtigkeit bewahrt wird.
- Sieg eines Kellners über einen Millionär. Der Sonderbarkeit wegen mag folgende Wette erwähnt werden. Ein Millionär aus Kuba wettete in Paris 1000 Lstrl., der Oberkellner eines gewissen Nachtspeisehauses auf den Boulevard vermöge nicht binnen 24 Stunden 2000 Schinkenstullen herzustellen. Der Obertafelwart hat jedoch diese Zahl in 19 Stunden 40 Min. fertig gebracht und dazu zweiundzwanzig Schinken verschnitten. Der Kubaner zahlte natürlich auch alle Erfordernisse der Schinkenstullen, die sämtlich den Anstalten für Genesende und Waisen zugeschickt wurden.


Anzeigen.

Die herrschaftlichen Mühlen zu Stove fallen zu Johannis dieses Jahres aus der Pacht und sollen nach Anordnung des Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio zu Neustrelitz Offerten für die Wiederverpachtung derselben im Licitationswege entgegengenommen werden.
Zu diesem Zwecke steht ein Termin auf

Freitag, den 26. d. Mts.
Vormittags 11 1/2 Uhr

vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte an, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Die Verpachtungsbedingungen können auf der hiesigen Domainenamtsregistratur eingesehen werden. Zu demselben wird bemerkt, daß dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten bleibt, und daß die letzteren, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Kaution von 800 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühle und zur Erfüllung der kontraktlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen haben.
Die Pachtstücke können nach zuvoriger Meldung bei dem zeitigen Pachtmüller in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 8. Mai 1893.

Großherzoglich Mecklenburgisches Domainenamt.
Cl. v. Oertzen.


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Schlauentrift sub Nr. 16 belegene Wohnhaus c. p. des Schuhmachermeisters Heinrich Eckmann hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 15. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Auf den Antrag des Schulzen Heinrich Heitmann zu Klocksdorf und des Hauswirths Jochen Robrahn zu Pogetz soll über die zu Pogetz sub Nr. I belegene Schulzen= und Vollstelle c. p. ihres Curanden Wilhelm Holst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 23. Mai 1893,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 3. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Oeffentliche Versteigerung.
Mittwoch, den 10. Mai d. Js.,
Vormittags 9 Uhr

beginnend, sollen auf der früher Kols'schen Halbstelle in Grieben:

3 Stück Leutebetten, Bettstellen mit u. ohne Matratzen, Schränke, Tische, Lade, Wanduhr, Stühle, Waschtisch, Küchengeräth aller Art, Küchenschrank, Leinenzeug, als namentlich Bettbezüge, Bettlacken, Tisch- und Handtücher etc. auch 4 Stück Pferdesielen und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 3. Mai 1893.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


In der Angelegenheit betreffend die Sammlung zu einer zum Gedächtniß der goldenen Hochzeit unserer Allerhöchsten Herrschaften zu errichtenden wohlthätigen Stiftung erlaube ich mir zu einer öffentlichen Besprechung einzuladen

Freitag, den 12. Mai,
Nachmittags 4 Uhr

in Boye's Gasthof.
Einziger Punkt der Tagesordnung:

Wahl eines definitiven Committes.                          
Im Auftrage des provisorischen Committes.
Cl. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 3]

Vom Anfang dieses Jahres bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
                  1  . Vom Hauswirth Kröger in Lockwisch 1 Pferd 400 M.
                    2. Vom Färbermeister Breuel, hier 1 Kuh 135 M.
                    3. Vom Krüger Kohs in Grieben 1 Kuh, 180 M.
                    4. Vom Schulzen Faasch in Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
                    5. Vom Schulzen Völkner in Mechow 1 Kuh 150 M.
                    6. Vom Malermeister Rütz hier 1 Kuh 150 M.
                    7. Vom Arbeitsmann Holst in Rünz 1 Kuh 135 M.
                    8. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 400 M.
                    9. Vom Hauswirth Oldenburg in Zarnewenz 1 Pferd 150 M.
                  10. Vom Hauswirth Bremer in Schlagsdorf 1 Kuh 180 M.
                  11. Vom Hauswirth Oldenburg in Lüdersdorf 1 Pferd 100 M.
                  12. Vom Hauswirth Ahrendt in Gr. Siemz 1 Kuh 180 M.
                  13. Vom Hauswirth Kock in Rüschenbeck 1 Pferd 600 M.
                   Zur Deckung dieser Schäden vernothwendigt sich ein Beitrag von 80 Pfennig pro 100 Mark Versicherungssumme. Unsere Mitglieder werden ergebenst ersucht, solchen Beitrag am

Mittwoch, den 10. Mai, Morgens 10 Uhr

im Boye'schen Gasthause hierselbst einzuzahlen.

                        Schönberg, den 27. April 1893.

Direktion des Viehversicherungs=Vereins.
As. Ahrendt.                    Wilh. Heincke.


Norddeutsche Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
Geschäfts-Umfang 1892: 76,403 Polizen mit 601,558,404 M. Versicherungssumme.
               Zunahme 1892:   1,505 Polizen mit   18,630,029 M. Versicherungssumme.

Die Norddeutsche hat während ihres 24jährigen Bestehens 916,752 Polizen mit 7306 Millionen Mark Versicherungssumme abgeschlossen und für Schäden ca. 59,000,000 Mark Entschädigung vergütet. Sie ist schon seit ihrem 9. Jahre die weitaus größte aller bestehenden Hagel=Versicherungs=Gesellschaften, und bietet sowohl durch die Zahl und Versicherungssumme ihrer Mitglieder als durch ihre Ausdehnung über ganz Deutschland unbedingte Sicherheit selbst in den Hagelreichsten Jahren, zugleich aber eine Garantie für mäßige Durchschnitts=Beiträge.
Reserven ca. 246,000 Mark.
Entschädigung von 6% ab; bei Verzicht auf Schäden unter 12%. Ermäßigung der Prämie um 20%. - Gewährung eines bis 50% steigenden Rabatts für Schadenfreiheit, desgl. von 5% bei 5 jähriger Versicherung.
Abschätzung der Schäden unter Mitwirkung der von den Mitgliedern in den Bezirks=Versammlungen gewählten Taxatoren.
Wohlfeile und bequeme Versicherung der kleinen Ackerwirthe durch die sog. Gemeinde=Versicherungen.
Zu jeder näheren Auskunft sowie Uebersendung von Antragsformularen sind jederzeit gern bereit die Herren Vertreter:

W. A. Utermöhl, Haupt=Agent, Schönberg.
H. Retelsdorf, Hauswirth, Gr. Mist.
W. Hauschild, Hauswirth, Ziethen.
Petersen, Ortsvorsteher, Bergrade.
Johs. Boysen, Jäger, Breitenfelde.
       H. Schulz, Landmann, Juliusburg.
Fr. Gertds, Gemeindevorsteher, Kühsen.
H. Burmeister, Landmann, Sandesneben.
J. H. Schmidt, Gemeindevorsteher, Schmilau.
                          sowie

Franz Heidborn, General=Agent, Güstrow.


1. Bezirksversammlung
des Bundes der Landwirthe

für den Bezirk Fürstenthum Ratzeburg am

Sonnabend, den 13. Mai 1893,
Vormittags 10 Uhr

im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye in Schönberg.
                          Tagesordnung:
        1) Vorträge des Herrn Dr. Roesike und aus der Versammlung.
        2) Entgegennahme von Beitrittserklärungen und event. Beiträgen.
        3) Vorstandswahl.
        4) Sonstiges.
Die Herren Vertrauensmänner werden freundlichst ersuchst, für recht zahlreichen Besuch der Versammlung Sorge zu tragen und die ausgefüllten Mitgliederlisten mitzubringen.
Nicht nur Landwirthe, sondern auch alle Nichtlandwirthe, welche sich für das Gedeihen der Landwirthschaft interessiren, sind geladen.

I. A.
Kaiser-Stove.


Lebensversicherung.

Eine alte deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft, sucht für Schönberg einen tüchtigen

Vertreter.

Gefl. Offerten sub J. S. 9135 an Rudolf Mosse, Berlin S. W. erbeten.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend beehren wir uns ergebenst mitzutheilen, daß nach dem Ableben unseres Herrn Oldenburg das Geschäft mit einem tüchtigen Werkführer in unveränderter Weise fortgeführt werden wird und bitten wir, uns das bisher erwiesene Vertrauen auch fernerhin zu erhalten, wogegen wir uns stets bemühen werden, nur gute Arbeit zu möglichst niedrigen Preisen zu liefern.

Hochachtungsvoll
Oldenburg & Ahrendt.


Zu kaufen ges. Alte Geschäftsbücher, Briefe Acten etc. unter Garantie des Einstampfens. Off. sub H. 2140 b. an Hasenstein u. Vogler A. G. Lübeck erb.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfd.) gute reine,
Bettfedern für 60 Pfg. das Pfund,
vorzüglich gute Sorte 1 M. 25 Pfg.
prima Halbdaunen nur 1,60 M. und 2 M.
reiner Flaum nur 2,50 M. und 3 M.
Bei Abnahme von 50 Pfd. 5% Rabatt.
Umtausch bereitwilligst.

Fertige Betten (Oberbett, Unterbett und 2 Kissen) prima Inlettstoff auf's Beste gefüllt.

einschläfig 20, 25, 20 u. 40 M. 2schläfig 30,40, 45, u. 50 M.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 4]
Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern unzweifelhafteste Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre von nur 20 Pfennig (Mecklenburg). pro 100 M. haben wir einen Sicherheitsfonds von

33,200 Mark,

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg im April 1893.                                                    
Die Direction.
J. Kröger.                                                     Wilh. Heincke.


Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Morgen Ziehung
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Am Sonntag, den 14. d. Mts.
Jungferfahren
in Sülsdorf.
Hierzu laden freundlichst ein                          
sämmtliche Mädchen.
Sülsdorf, den 8. Mai 1893.                          
                          Hochachtend
                                                    J. Wienck.


Statt besonderer Meldung

Die heute Morgen 5 1/2 Uhr erfolgte glückliche Entbindung meiner lieben Frau Johanna geb. Venzmer von einem gesunden Töchterchen beehre ich mich hierdurch ergebenst anzuzeigen.
Neustrelitz, 6. Mai 1893.

                                                    Kammerschreiber A. Wienck.


Herzlichen Dank für die uns zu unserer silbernen Hochzeit zutheil gewordenen Gratulationen.
Lockwisch den 8. 5. 1893.

                                                    W. Kleinfeldt u. Frau.


Für die vielen Glückwünsche zu unserer Hochzeit sagen ihren besten Dank

                                                    Ernst Hagen und Frau
                                                    geb. Lohse.


Für die vielen Glückwünsche und Geschenke, welche mir von fern und nahe zum Tage meines 25jährigen Jubiläums zugegangen sind, sage ich hiermit meinen aufrichtigsten Dank.
Schlagsdorf, den 5. Mai 1893.

                                                    C. Brandt,
                                                    Distriktshusar.


Für die zahlreichen Beweise der Theilnahme bei der Beerdigung unseres Sohnes sagen wir unsern tiefgefühlten Dank.
Schönberg, den 6. Mai 1893.

                                                    H. Krohn und Frau
                                                    geb. Maass.


Nach langen Leiden starb heute meine liebe Frau und meines Sohnes liebevolle Mutter

Marie Burmeister
geb. Krellenberg

im 54. Lebensjahre. Tief betrübten Herzens mache ich diese Trauer-Anzeige allen Verwandten und Bekannten.

Schulze H. Burmeister.

Gr. Siemz, den 5. Mai 1893.

Die Beerdigung findet am
Mittwoch, den 10. Mai, Mittags 12 Uhr
vom Boye'schen Gasthause aus statt.


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt 11. Mai.
(Collecte für das Stift Bethlehem in Ludwigslust)

Frühkirche (8 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
10,04 Vorm. 12,21 Mitt. 3,10 Nachm. 7,27 Abends
11,55 Nachts.
nach Kleinen:
8,1 Morg. 10,29 Vorm. 12,46 Nchm. 5,40 Nachm.
8,54 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Der Gesammt=Auflage unserer heutigen Nro. liegt ein Prospekt des bekannten Bankhauses Philipp Fürst in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrt. Leser besonders aufmerksam machen.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 36 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. Mai 1893.


- Zum Besuch des deutschen Kaisers in der Schweiz wird den Münchner Neuesten Nachrichten aus Genf Folgendes geschrieben: Seit dem Jahre 1777 hat die Schweiz nicht mehr die Ehre gehabt, den Besuch eines Kaisers deutscher Zunge zu erhalten. Damals war es der Kaiser Josef II., der im Juli des genannten Jahres unter dem Inkognito eines Grafen v. Falkenstein eine Schweizerreise unternahm. Die Regierungen der einzelnen Kantone ließen es sich trotz des Inkognitos nicht nehmen, Deputationen an den hohen Gast abzusenden, doch wurden diese nicht vorgelassen, da der Kaiser erklärte, daß er das Schweizervolk sehr gern habe, aber die Räthe ihm gestohlen werden könnten. In Genf stattete Josef II. dem berühmten v. Sassure, dem Montblanc=Besteiger, eine Visite ab, sowie dem geschätzten Hof=Portraitisten Liotard, den er von Wien her kannte, wo der Maler des Kaisers Mutter, Maria Theresia, die auch Pathin von Liotards Tochter war verschiedene Male portraitirte. In Bern besuchte der Kaiser den großen Albrecht v. Haller, und erregte besonders die Waffensammlung des dortigen Arsenals seine Aufmerksamkeit. Von seiner Reise nach Solothurn erzählt man die Anekdote, daß er sich in einem Wirthshause über das schlechte Essen beklagte, worauf die Wirthin meinte; "Mein lieber Herr Kaiser, Sie müssen schon halt vorlieb nehmen, da ich heut' die große Wäsche hab'. Wenn Ihre Frau daheim großes Waschfest hat, so wird's mit dem Essen bei Ihnen auch wohl nicht so gut sein wie die anderen Tage!" - In Basel besuchte Josef II. den Graveur Mechel und die Bandwirkerei Sarasin, während der Bürgermeister sich vergeblich bemühte dem Kaiser seine Aufwartung zu machen.
- Das Resultat des Kaiserbesuchs in Italien ist die wahrscheinliche Gründung einer deutschen Künstlerschule nach Art der französischen in Villa Medicis. Der Kaiser versprach, nach seiner Rückkehr in Berlin diese Frage dem Direktor der Akademie zu unterbreiten.
- Am Dienstag und Mittwoch wurden in Hamburg Bahnschaffner, es sollen im ganzen 9 Personen sein, verhaftet, wegen des Verdachts, in größerem Maßstabe Reisenden, die nicht mit einem Billet versehen waren, zu fahren gestattet zu haben. Den Verhafteten soll daraus eine große Einnahme erwachsen sein.
- In Altona wurde die Ehefrau Hansen, in der Schmiedestraße, am hellen Mittag von drei unbekannten Männern, die in die Wohnung eingedrungen waren, überfallen, geknebelt und am Bett festgebunden. Die Räuber, die alsdann den Schreibtisch erbrachen und daraus 500 M. raubten, sind entkommen. Die Bevölkerung ist in großer Aufregung.
- In Neukirch bei Elbing hat ein großer Brand auf 13 Besitzungen 60 Häuser, meistens Wirthschaftsgebäude, eingeäschert. Viele landwirthschaftliche Maschinen von 50 Stück Vieh sind mit verbrannt. Das Feuer entstand beim Spielen kleiner Kinder mit Streichhölzern.
- In Bischoffingen am Kaiserstuhl konnten nach der "Bad. Ldsztg." am Montag die ersten reifen Kirschen gepflückt werden.
- Emin Paschas Tochter Ferida trifft demnächst aus Bagamoyo in Neisse ein, um durch die Schwester Emin Paschas, Frl. Melanie Schnitzer, erzogen zu werden.
- Ein Ruderboot des Schiffjungen=Schulschiff "Moltke" wurde am Mittwoch im Kieler Hafen von dem Dampfer "Helene" angerannt, wobei 7 Schiffsjungen den Tod in den Wellen fanden. - Der Dampfer "Helene" wurde an Ort und Stelle festgehalten.
- Nach einer Meldung aus Sansibar hat ein englischer Kreuzer, die "Philomele", in den ostafrikanischen Gewässern wieder eine Sklaven=Dhau gekapert. Dieselbe soll vom deutschen Gebiet nach Norden gesegelt sein. Die 42 Sklaven, welche die Dhau an Bord hatte, wurden sofort in Freiheit gesetzt.
- Eine furchtbare Aufregung wurde am Donnerstag durch das Durchbrennen eines auf dem Bahnhof von Schiebus zu verladenden Mastbullen hervorgerufen. Er überrannte in der Bratzerstraße einen Knaben, in der Crossener Straße riß er einen Leiermann um. Durch das Herbeieilen einer zahllosen Menschenmenge, das Geschrei der Kinder und Werfen mit Steinen, Knüppeln etc. wurde das Thier in wilde Wuth gesetzt, sodaß dessen Einfangen schließlich unmöglich schien und es auf Wunsch des Besitzers erschossen werden sollte. Nachdem das Thier von einem Herrn Roloff, welcher gerade zur Jagd gehen wollte, aus nächster Nähe vier Blattschüsse erhalten hatte, stürzte es zusammen, raffte sich aber wieder auf und wandte sich gegen den Schützen, von dem es noch einen Schuß erhielt, worauf es zur Stadt zurückeilte und schließlich in den Hof des Thonkeschen Grundstücks lief, wo es nach ca. 12 Schüssen den Fangschuß erhielt.
- Rittmeister Frhr. v. Reitzenstein, der diesseitige Sieger im Distanzritt Berlin=Wien, hat auf der Rennbahn zu Preßburg wiederum den Ehrenpreis des Kaisers von Oesterreich davongetragen.
- Die Katze - ein Raubtier. Gartenbesitzer sind nach einer Entscheidung des Reichsgerichts berechtigt, Katzen, welche in die Gärten eindringen und daselbst den Singvögeln oder irgend einem anderen Geflügelthiere nachstellen, als Raubthier zu behandeln und zu tödten, sei es durch Fangen mit Fallen oder durch Gift oder durch Erschießen.
- Von der von Horst=Kohl veranstalteten historisch britischen Gesamtausgabe der politischen Reden des Fürsten Bismarck (Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart) ist soeben der fünfte Band, die Jahre 1871-73 umfassend, erschienen.
- Die Bauthätigkeit in Berlin läßt nach einem Bericht der "Baugewerks=Zeitung" in diesem Frühjahr viel zu wünschen übrig. Während sonst Ausgangs April alle Arbeitskräfte beschäftigt zu sein pflegen, sind in gegenwärtiger Bauzeit noch viele Maurer=, Zimmergesellen und Arbeiter ohne Arbeit. Ihre Zahl zählt nach Tausenden. Man darf annehmen, daß auch dieses Jahr wieder ein schwaches Baujahr werden wird, vielleicht noch schwächer als das Jahr 1892, in dem die Summe der ausgezahlten Löhne auch schon um mehrere Millionen gegen das Jahr 1891 zurückgeblieben. Die Preise der Baumaterialien werden infolge der geringen Arbeitsthätigkeit wahrscheinlich ebenfalls gegen das Vorjahr zurückbleiben. Daß die Löhne unter den gegenwärtigen Verhältnissen gedrückt werden, liegt auf der Hand. Nur die Preise der Baustellen erleiden im Allgemeinen keinen Rückgang, weil sie durchweg in festen Händen sich befinden und diese in dem Besitz von Baustellen die günstige Kapitalanlage erblicken. Ebenso sind Häuser, obgleich noch viele Wohnungen leerstehen, eine gesuchte Kapitalanlage.
- Der Maitag war in Paris ein entschiedenes Fiasko für die sozialistischen Arbeiterführer. Ihre großsprecherischen, massenhaft vertheilten Manifeste und die von ihnen abgegebene Parole, zu feiern, blieben von den Pariser Arbeitern gänzlich unbeachtet; Alles ging wie gewöhnlich der Arbeit nach. Die hochtrabend angekündigten Demonstrationen verliefen jämmerlich und wurden gerade zu verlacht; nur eine Handvoll Arbeiter betheiligte sich an denselben. Die angemeldeten Deputationen wurden nur auf wenigen Mairien empfangen; zumeist fanden sie dort nur Amtsdiener vor und mußten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Der angekündigte rote Triumphwagen der Anarchisten erschien gar nicht, da der Vermiether nicht Kredit gewähren wollte.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 36 Seite 6]

- Fünfundsiebzig Jahre Dienstmädchen. Kürzlich starb im Alter von 95 Jahren Charlotte Müller, die vor 70 Jahren bei der Familie Knoblauch in Frankfurt a. Main als Dienstmädchen eintrat. Vorher hatte sie bereits fünf Jahre bei einer anderen Herrschaft gedient. Sie war geboren am 4. April 1798 zu Wetzlar, verließ in ihrem 20. Lebensjahr das Elternhaus, um nach Frankfurt zu gehen, wo sie bis zu ihrem jetzt erfolgten Tode geblieben ist. Zu ihrem 50jährigen Dienstjubiläum im Jahre 1873 hatte sie von der Kaiserin das goldene Verdienstkreuz erhalten.
- Der ehemalige Statthalter von Mähren, Geheimrath Adolf Freiherr Poche in Wien, hat sich am Dienstag den Hals durchschnitten und sich dann vom 3. Stockwerk in den Hof hinabgestürzt. Er starb nach 3 Stunden. Der achtzigjährige Greis stand vor einer Augenoperation.
- In London ist am Donnerstag die schon seit längerer Zeit erwartete Verlobung des Herzogs von York mit der Prinzessin Mary von Teck amtlich bekannt gegeben worden.

Georg, Herzog von York, ist als zweiter Sohn des Prinzen von Wales am. 3. Juni 1865 geboren; er gilt nach dem Tod seines älteren Bruders Albert, Herzog von Clarence und Avondale, als Thronfolger nach seinem Vater. Seine Braut, Viktoria Mary oder, wie sie gewöhnlich genannt wird, May von Teck, welche bereits mit dem am 14. Januar 1892 verstorbenen ältesten Sohn des Prinzen von Wales verlobt war, ist am 26. Mai 1867 geboren, als einzige Tochter des Herzogs Franz von Teck und der Prinzessin Marie Adelaide, einer Schwester des Herzogs von Cambridge und einer Cousine der Königin Viktoria.
- Der Wagen der Königin von England wird, wie man aus London schreibt, bei der Eröffnung des Imperial Institute von sechs schneeweißen Ponies gezogen werden, die eine Zierde des königlichen Marstalls in London bilden. Im ganzen beherbergt derselbe vierzehn Ponies dieser Gattung, zu denen sich ebenso viele schwarze gesellen, welche nur bei Staatsgelegenheiten verwandt werden. In Windsor hat der königliche Marstall ungefähr sechzig Insassen, die Hälfte darunter Schimmel, welche aus dem Gestüt in Hampton Court kommen.
- Ein Fischer in Williamstown fing jüngst eine Auster von ungewöhnlicher Größe; sie maß 2 Fuß im Umfang, 17 Zoll im Durchmesser und wog 7 Pfund.
- Nach den neueren Bestimmungen wird die kaiserlich russische Familie in der Krim einen längeren Aufenthalt nehmen, als ursprünglich in Aussicht genommen war. Zur Feier des zehnjährigen Krönungsjubiläums am 27. Mai wird die kaiserl. Familie in Moskau eintreffen.
- Dem Czaren ist bereits wieder ein Unfall zugestoßen, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte. Eine Moskauer Drahtmeldung des "Daily Chronicle" besagt darüber: Nach einer Meldung aus der Krim entgingen der Zar, die Zarin und die Großfürstin Xenia mit genauer Not dem Tode durch Ertrinken. Ihr Wagen stürzte um, während er über eine Brücke fuhr; alle Insassen wurden in den Fluß geschleudert. Dieser Unfall, sowie eine jüngst vorgekommene Meuterei der Kosaken im Dongebiet, würden so geheim als möglich gehalten. - Die letztere Mitteilung von der Kosakenmeuterei läßt fast vermuten, daß auch dieser Unfall kein so ganz zufälliger gewesen ist.
- Die Mehrzahl der in Südrußland ansässigen deutschen Kolonisten wandert infolge der heftigen Angriffe durch die russische Presse nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika aus.
- Eine Reihe von russischen Gouvernements im Süden und an dem Wolgafluß werden wegen der unzureichenden Ernte im verflossenen Jahre ebenso wie zur Zeit der Hungersnoth auf Staatskosten verpflegt. Zu diesen Gouvernements gehören: Orel, Charson, Twer, Pensa, Samara, Charkow, Tula, Perm, Saratow und noch andere Bezirke im Innern des Landes, für deren Verpflegung die Regierung 39 Millionen Pud bestimmen mußte. Geradezu schauderhaft ist die Lage der Bauern im Bezirk Schandrin, Gouvernement Perm, wo 23 000 Bauern sich von Gartenmelde und Feldgras ernähren und eine ebenso große Anzahl aufs Betteln angewiesen ist. Die Lohnpreise sind dort bis auf 5 Kopeken den Tag gesunken, wobei auch unter diesem Preise die Arbeit nicht für alle Hände reicht und 10 000 Personen auswandern mußten.
- In Riga traf am Mittwoch der erste Dampfer ein. Die Passage im Rigaischen Meerbusen ist jedoch noch sehr durch Eis erschwert.
- Eine fürchterliche Schreckensscene hat sich bei einer der letzten Vorstellungen im Circus zu Lissabon abgespielt. Der Thierbändiger Max Himme von Pariser Wintercircus gab mit seinen fünf Löwen die erste Gastvorstellung. Die Production verlief ohne Zwischenfall; als aber Max Himme sich anschickte, den Käfig zu verlassen, stürzte sich die Löwin Nelly auf ihn. Der Kampf zwischen dem Manne und der Bestie war fürchterlich. Er wehrte sich volle zehn Minuten im Angesichte des vor Entsetzen sprachlosen Publikums. Max Himme riß der Löwin die Zunge aus dem Munde, das Thier aber hackte seine Pranken um so wüthender in seine Glieder ein. Endlich tödtete ein Clown die Löwin durch einen Büchsenschuß; sie rieß im Hinfallen Max Himme mit, der unter ihrem Kadaver sterbend hervorgezogen wurde. Während des Kampfes wagte es der Gehülfe Max Himmes, Poissin, in den Käfig einzutreten und die anderen Thiere in Schach zu halten.
- Präsident Cleveland eröffnete am 1. Mai die Weltausstellung in Chicago programmmäßig in Gegenwart der zahlreich anwesenden Gäste des In= und Auslandes, der Spitzen der Behörden und einer unzählbaren Volksmenge. Nach einer Ansprache an die Festversammlung, in welcher er auf die Bedeutung der Ausstellung und auf die kommende Verbrüderung der Nationen des Erdballs hinwies, setzte er durch einen Druck auf den Knopf einer elektrischen Leitung die Maschinen der Ausstellungsgebäude in Betrieb und erklärte die Welt=Ausstellung für eröffnet. Die Stadt war anläßlich des Tages beflaggt, und in den Straßen wogten festlich gestimmte Menschenmassen. Die Weltausstellung selbst bietet noch ein völlig unvollendetes Bild; nur ein ganz geringer Theil der Ausstellungsgüter ist ausgepackt, einzelne Gebäude sind erst im Rohbau fertig und vor mitte Juni wird man die Ausstellung kaum als ein vollendetes Ganze bezeichnen können. Nach den Mittheilungen des Reichskommissars für die Weltausstellung in Chicago zeigte sich die deutsche Abtheilung als am weitesten in der Vollendung vorgeschritten und fand vielseitige Anerkennung. Der Empfang des Präsidenten Cleveland in ihr gestaltete sich zu einer großartigen Kundgebung.
- Ueber den Versuch, die Asche des Columbus zu stehlen, bringt der Chicagoer Herald noch folgenden ausführlichen Bericht: "Die Asche wird im "Convent" des Jackson=Parks in einer kleinen, 5 Zoll langen und 3 Zoll breiten Urne aufbewahrt, die in einem mit goldenen Ornamenten geschmückten Glaskästchen eingeschlossen ist. Am Abend des 29. April wurde die Aufmerksamkeit des Pförtners des Convents durch ein Geräusch wachgerufen, das aus dem Zimmer zu kommen schien, in welchem sich die kostbare Asche befand: als er sich dem Zimmer näherte, fand er die Thür geöffnet und sah ein Individuum, das eiligst von dem Piedestal, auf dem die Urne stand, herabsprang und das Weite suchte, das Glaskästchen war erbrochen, die Urne fehlte und der Pförtner bemerkte, daß der Dieb sie in die Tasche steckte. Mit dem Rufe: "Haltet den Dieb! Haltet den Dieb!" machte der Pförtner einen gewaltigen Sprung, um den Unbekannten, der dem Ausgange zueilte, zu ergreifen. Bald stießen sie auf einander, faßten sich, stürzten beide zu Boden und hielten sich fest umklammert. Der Dieb war zwar geschickt genug, sich den Händen seines Angreifers zu entwinden und den Ausgang zu gewinnen, der Pförtner hatte ihm jedoch die werthvolle Urne entrissen und konnte sie wieder auf ihren alten Platz zurückbringen. Die Ausstellungsbehörde, die sofort von dem Vorfalle unterrichtet wurde, belobte und belohnte den treuen Diener für seine ausgezeichnete That."
- Die Wirbelstürme in Amerika nehmen kein Ende. Wiederum verheerten fürchterliche Wirbelstürme einige Theile von Texas. In Ciska entstand dabei ein Brand, bei welchem 20 Personen umkamen. Ganze Eisenbahnzüge wurden vom Geleise geweht und viele Beamte und Passagiere getötet. Das Bild der Verwüstung ist unbeschreiblich.


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