No. 32
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. April
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 1]

Auch in diesem Jahr gedenkt der Kaiser eine Nordlandsfahrt zu unternehmen, und zwar werden, wenn die "Kr.=Z." recht unterrichtet ist, die Kaiserin und der Kronprinz den Kaiser aus derselben begleiten.
Es ist ein wahrhaft frenetischer Jubel, der sich in der italienischen Bevölkerung aus Anlaß des Besuches des deutschen Kaiserpaares in Rom kund giebt. Er ist gleich groß auf den Straßen, wo immer die Majestäten sichtbar werden, wie in den Freudenergüssen der Zeitungen, die von einem selbst in dem huldigungsfreudigen Süden seltenen Enthusiasmus erfüllt sind. Besonders erfreut scheint man in Rom darüber zu sein, daß bisher von Seiten der Gegner des Dreibundes auch nicht der geringste Mißton in die Feier gebracht worden ist, was bei der ersten Anwesenheit des Kaisers in Rom im Jahre 1888 leider nicht der Fall war. Kaiser Wilhelm und seine Gemahlin haben den ersten Besuch nach ihrer Ankunft dem Pantheon abgestattet, wo sie am Grab Viktor Emanuels prachtvolle Kränze niedergelegt haben. Als später der Kaiser mit König Humbert den Corso passierte, versuchte ein Theil der Volksmenge die Pferde auszuspannen und konnte nur mit Mühe daran von den Wachen gehindert werden. Abends 8 Uhr fand Familientafel statt, an der die italienischen und fremden Fürstlichkeiten Theil nahmen. Ein Komitee angesehener Bürger ließ abends die antiken Denkmäler Roms festlich beleuchten und bis zur späten Stunde herrschte in den Straßen das regste Leben. Am Freitag Vormittag machte der Kaiser einen Spazierritt hinaus zur Porta maggiore, zum Turm von Centocelle und zur Porta Furba, und kehrte durch die Porta San Giovanni zurück. Die Kaiserin besuchte mit ihrem Gefolge das Forum Trojani, dann begab sie sich zu Fuß nach dem Kolosseum und dem Palatin und kehrte zu Wagen in den Quirinal zurück. Das Dejeuner nahm das Kaiserpaar bei dem Königspaar ein. Theil daran nahmen die Mitglieder des italienischen Königshauses und die anwesenden fremden Fürstlichkeiten mit ihrem Gefolge. Nachmittags begaben sich die Herrschaften nach Capannelle zum Wettrennen. Dem Vernehmen nach hat das Kaiserpaar eine Einladung zu einem am 26. d. Mts. stattfindenden Ball beim Fürsten Doria angenommen. Am Donnerstag Nachmittag war in Vertretung des erkrankten Kardinals Rampolla Kardinal Morenni auf der preußischen Gesandtschaft beim Vatikan erschienen, um den Kaiser und Kaiserin willkommen zu heißen. Der Gesandte v. Bülow war jedoch nicht anwesend. Der Besuch des Kaiserpaares beim Papst war auf Sonntag Nachmittag 3 Uhr festgesetzt.
Die "Wiener Freie Presse" will von gut unterrichteter Seite erfahren haben, daß die Antwort der russischen Regierung betr. den Handelsvertrag in den letzten Tagen der deutschen Reichsregierung zugegangen sei; die Antwort soll jedoch ziemlich unbestimmt lauten, es dürften daher noch längere Verhandlungen erforderlich sein, so daß der Abschluß des Handelsvertrages nicht vor dem Herbst zu erwarten sei.
Mitteleuropäische Zeit. Der in der Nacht zum 1. April d. J. in Deutschland bewirkte Uebergang von der Ortszeit zur mitteleuropäischen Zeit hat sich überall anstandslos vollzogen, und die Vorkämpfer der Zeitreform haben einen glänzenden Sieg errungen. Wie jetzt aus Dänemark gemeldet wird, haben beide Kammern einem Gesetzentwurf der Regierung zugestimmt, dem zufolge vom 1. Januar 1894 an auch in Dänemark die mitteleuropäische Zeit ausschließlich gelten soll. Ferner berichten italienische Blätter, daß der Minister Genala die Eisenbahnen beauftragt habe, ihren diesjährigen Sommerfahrplan bereits nach mitteleuropäischer Zeit zu publizieren, während für Schweizer Eisenbahnen dasselbe beschlossen ist. In den beiden letzteren Ländern gilt schon seit lange die Bahnzeit (römische und Berner Zeit) auch als Zeit des bürgerlichen Lebens, es werden also zweifellos beide Länder die neue Zeit auch sogleich für das bürgerliche Leben annehmen, und es wird daher in wenigen Monaten die von Oesterreich aus angeregte Zeitreform in ganz Mitteleuropa durchgesetzt sein, mit Ausnahme von Oesterreich. Um gesetzliche Durchführung dieser Reform petitioniren übrigens, wie die Wiener N. Fr. Pr. konstatirt, in Oesterreich 60 Städte, 12 Vereine und 6 Handelskammern, während gegen 50 Städte aus freien Stücken die Reform für ihre Uhren eingeführt haben. Es dürfte somit auch in dem Nachbarreiche die veraltete Ortszeit nicht mehr allzu lange der mitteleuropäischen Einheitszeit ihre Rechte streitig machen.


Neustrelitz. Wie der "L.=Z." mitgetheilt wird, werden II. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin sich nunmehr anfangs dieser Woche nach London begeben. Eine offizielle Festlichkeit zur Feier der goldenen Hochzeit des hohen Paares, die bekanntlich am 28. Juni ist, wird erst am Sonntag, den 2. Juli, veranstaltet werden. Die Allerh. Herrschaften werden zu diesem Zeitpunkte hierher zurückgekehrt sein.
- Schönberg. Der Landreiter in den Vogteien Schlagsdorf und Stove, Struck in Carlow, gedenkt, nachdem er bereits sein 50jähriges Dienstjubiläum feierte, in den Ruhestand zu treten. Herr Struck war in dienstlicher und persönlicher Beziehung ein immer gern gesehener Mann.
- Am Montag Abend machten in Grevesmühlen zwei Knaben sich ein Vergnügen daraus, zwischen den Flügeln der Mayer'schen Windmühle, während dieselbe langsam in Bewegung gesetzt war, mehrmals durchzulaufen als einer der Knaben, der Sohn des Arbeitsmanns Krüger, von einem Flügel erfaßt wurde und besinnungslos, mit einer schweren Wunde am Kopfe, in das elterliche Haus gebracht werden mußte.
- Der nächste Hebammen=Lehrkursus in der Hebammenschule in Rostock beginnt am 1. Juli 1893.
- Den gewohnten schlesischen Streuselkuchen wird das Kaiserpaar auch in Rom nicht entbehren. Die deutsche Botschaft in Rom hat zwei Postpackete mit je drei Kilo des beliebten schlesischen Gebäcks für die Frühstückstafel des Kaiserpaares aus Breslau kommen lassen.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 2]

- Von der Kneippkur. Pfarrer Kneipp aus Wörishofen setzte am Donnerstag seine Ausführungen im großen Saale der Philharmonie zu Berlin fort. Diesmal hatte er den derben Landpfarrer etwas zurückgedrängt. Kraftworte fielen seltener, und Episoden im bayerischen Dialekt gab er nur ganz vereinzelt zum besten. Auch von wunderbaren Heilerfolgen durch die Wasserkur war nicht mehr so viel die Rede. Das Thema waren die Verkehrtheiten in der modernen Lebensweise. Vor allem zog Pfarrer Kneipp gegen die Schnürleiber der Mädchen und Frauen scharf zu Felde. Er erzählte, daß ein Mädchen, das stark geschnürt zum Tanze ging, nach einem Rundtanze schon tot zu Boden fiel. Einmal habe ein Pfarrer seine Nichte nach Wörishofen geschickt mit dem Bedeuten, ob der Pfarrer ihr nicht helfen könne; der Arzt habe ihr eine Lebensdauer von nur wenigen Wochen vorausgesagt; sie sei hochgradig schwindsüchtig. Aber als die Ursache des Leidens habe sich das Schnüren herausgestellt. Das Abstellen des Schnürens und die Wasserkur habe das Mädchen in einigen Wochen vollkommen gesund gemacht. An den Männern tadelte Pfarrer Kneipp derb das Biertrinken. In das Bier würden viele schädliche Bestandtheile hineingebracht. Rein sei hingegen das Wasser, die Gottesgabe. Ganz zu verpönen seien die alkoholhaltigen Getränke. Ihm habe sich am besten als erfrischendes Getränk der Honigwein, Meht, bewährt, den schon die alten Deutschen gern getrunken. An der Kleidung, wie sie jetzt in Brauch sei, sei vor allem zu tadeln, daß man Wolle auf dem Leibe trage. Man müsse Leinewand, und zwar ganz grobe, benutzen. Mit dem Wolle=Tragen müsse ganz gebrochen werden. Die Wollenkleidung verweichliche den Körper, das grobleinene Gewand härte ihn ab. Herb tadelte Kneipp den Genuß von Kaffee. Kaffee sei ein Erregungsmittel. Anstatt des Bohnenkaffees solle man den Malzkaffee trinken, den er zuerst dargestellt habe. Die Fleischkost zu vertreiben, habe keinen Sinn. Der Schöpfer habe die Thiere zum Nutzen des Menschen geschaffen und der Mensch habe die Fleischkost nöthig. Noth thut vor allem die allgemeine Anwendung des Wassers und zwar des kalten. Warme Bäder seien schädlich. Aber auch mit dem kalten dürfe man des Guten nicht zu viel thun. Zum Schlusse mahnte er dringend, auf die Abhärtung der Kinder Sorgfalt zu verwenden. Vom Berliner Kneipp=Verein wurde dem Vortragenden ein Lorbeerkranz überreicht.


Anzeigen.

Oeffentliche Versteigerung.
Am Sonnabend, den 29. April d. Js. Vormittags 9 Uhr

sollen in Schönberg: 2 in Arbeit befindliche Dreschmaschinen, verschiedene Hölzer und Eisentheile, 1 Drehbank und 1 Bohrmaschine mit Zubehör, 2 Hobelbänke, und dazu gehöriges Geräth öffentlich meistbietend gegen baare Zahlung verkauft werden.

Versammlung
der Käufer beim Gastwirth Boye in Schönberg.
Schönberg, den 24. April 1893.                          
                                                    C. Staffelt,
                                                    Gerichtsvollzieher.


Da es schon ziemlich warm wird und die Fleischräucherei beendet, bitte ich meine verehrten Kunden um Abholung bis Anfangs Mai, indem ich später für nichts einstehe.

                          Hochachtungsvoll
                                                    H. Mette.


Magnum bonum Kartoffeln
hat abzugeben                                                    
                                                    J. A. Siebenmark.


Dem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als

Böttcher

niedergelassen habe, und bitte um geneigten Zuspruch, da ich stets gute und reelle Arbeit verabfolgen werde.

                                
Ergebenst
                          H. Sterly,
                                                    Böttcher, Marienstr. 50.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mich hier in Schönberg als

Sattler und Tapezier

etabliert habe. Indem ich um gütiges Wohlwollen bitte zeichne

                          
Hochachtungsvoll
                                                    W. Ohls.

NB. Meine Wohnung befindet sich vorläufig bei meinem Bruder C. Ohls in der Hinterstr.

                                                    D. O.


Suche zum 1. Juli
ein junges Mädchen
zur Erlernung des Haushaltes.

Mechow=Ratzeburg,
den 19. April 1893.
                                                     Frau Stamer.


Gesucht sofort, Johannis oder Michaelis d. J.
ein Mädchen

das melken kann, in Stelle eines Erkrankten bei gutem Lohn. Familiäre Stellung gesichert.

Schönberg.                                                     H. Bremer, Schmiedemstr.


Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Geradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gumm=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren, Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileine, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brusthütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
                                                    Heinrich Böckmann,
                                                    Bandagist.


Chlorkalk

in luft= und wasserdichter Packung, daher dauernd haltbar, empfiehlt

                                                    die Apotheke zu Schönberg.


Beste böhmische Braunkohlen

in Stücken und Mittel I. für den Winterbedarf in den nächsten Wochen.
              Ferner auf Lieferung im Laufe des Sommers:
            Nußkohlen der Zeche Pluto.
            Senftenberger u. Greppiner Brikets Marke "Marie"
empfiehlt ab Bahnhof zu liefern zu den billigsten Preisen.

                                                    Aug. Spehr.


Braunkohlen
empfiehlt ab Bahnhof billigst                                                    
                                                    C. Schwedt.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 3]

Vermögens=Bilanz
der Gr. Mist, Kl. Mist, Schlag-Sülsdorfer
E. G. Genossenschaft zu Gr. Mist vom Jahre 1892.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Bestand der Mitglieder am 1. Januar 1893.
Aufgenommen.                           Ausgetreten.
Revidirt und richtig befunden.
Gr. Mist, den 11. März 1893.                          
Der Aufsichtsrath.                                                            Der Vorstand.
J. Oldenburg.      H. Lühr.      Heinr. Mustin.                H. Möller.      H. Retelstorf.      H. Oldenburg.


5 Millionen 565,000 Mark Baar
betragen die Gesammtgewinne der
Staatliche garantirten Geld-Lotterie.
Jedes zweite Loos gewinnt.
Erste Ziehung schon unwiderruflich am 2. u. 3. Mai cr.
Hauptgewinne eventl. 500,000, 300,000, 200,000, 100,000, 60,000, 50,000, 40,000, 30,000, etc. etc.
Originalloose incl. Deutscher Reichsstempelsteuer zum amtlichen

Planpreise    1/8        1/4        1/2        1/1  
                    1,60.    3,15.    6,30.    12,60.
Porto und Liste 0,30 Pfg. extra.
Benno Ksinski & Co, Bankgeschäft, Schwerin i. M.
Centrale: Berlin W. 56.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich von jetzt an, kräftige

Blumenkohl, Rothkohl, Sommer= und Winterkohlpflanzen nebst verschiedenen Blumenpflanzen, Riesen=Stiefmütterchen, im Juni blühend Schock 50 Mark (Lübeck). sowie später: Sellerie, Porro, Wirsig, Rosen u. grünen Kohl, Oberkohlrabi, Steckrüben, rothe, Beet= und Runkelrübenpflanzen,

empfehle                                                    H. Brüchmann.


Eine gut erhaltene
Hobelbank
wird zu kaufen gesucht.
                                                    H. Bockwoldt.
Tischlermeister.


Briefmarken

aus den Jahren 1849-75 Couverts u. Sammlungen zu kaufen gesucht. Offerte an

                          H. Martin, Haidestr. 72, Frankfurt a./M.


Die Norddeutsche Vieh=Versicherung zu Schwerin i./M.

hat mir ein unbrauchbar gewordenes Pferd in koulantester Weise abgenommen und in kürzester Zeit entschädigt, wofür ich derselben meinen besten Dank abstatte.
Everstorf b. Grevesmühlen, den 12. April 1893.

                                                    J. Holtz,
                                                    Erbpächter.


Lebensversicherung.

Eine alte deutsche Lebensversicherungs=Gesellschaft, sucht für Schönberg einen tüchtigen

Vertreter.

Gefl. Offerten sub J. S. 9135 an Rudolf Mosse, Berlin S. W. erbeten.


Bonner Fahnenfabrik in Bonn
a. Rhein,
Hoflieferant Sr. Majestät des Kaisers.
Königl. Grossherzogl. Herzogl. Fürstl. Hoflief. (12 Hoflief. Titel)

Vereinsfahnen, Banner,
gestickt u. gemalt; prachtvolle künstler. Ausführung, unbeschränkte Dauerhaftigkeit wird schriftlich garantirt
Fahnen u. Flaggen
von echtem Marine Schiffsflaggentuch.
Vereins-Abzeichen - Schärpen. - Fahnenbänder. - Theater Decorationen.
Zeichnungen, Preisverzeichnisse versenden wir gratis und franco.


Lager von
Tapeten und Borden

in den neusten Mustern.
Abwaschbaren Fenster=Roulleaux=Stoff in allen Farben und Breiten.

Neu!       Holzdraht=Rouleaux.       Neu!
Patent=Rouleaux=Roller.
empfiehlt                                                    
                                                    H. E. Petersen.
                                                    Glasermeister.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 4]

H. Brüchmann
liefert die besten streichfertigen Maler-Farben
in weiss, grau, grün, schwarz, gelb, braun, hell- u. dunkel roth, blau u. s. w.
gut trocknend Pfd. 40 Pf. Leinöl, Firniss, Carbolineum, Fussbodenglanz-Oel u. Lack, Copal-Lack, Spiritus-Lack
sowie Hutlack u. Broncen in verschiedenen Farben. Alle Sorten trockener Farben billigst bei
                                                    H. Brüchmann.


Mecklenburgische
Pferde=Loose
nur
1
Mark.
11 Loose 10 M.
28 Loose 25 M.
XXII. Mecklenb. Pferdeverloosung zu Neubrandenburg.
Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


Sarg-Magazin
Sarg
von Aug. Arndt, Tischlermeister.
Empfehle bei vorkommenden Fällen
Metall-Särge,

in feinster Ausstattung sowie Särge von eichen und tannen Holz mit und ohne Zinkeinsatz in allen Größen.

NB. Die innere Construction meiner sämmtlichen Metall=Särge sind aus T Eisen, die dem schwersten Erddruck erfolgreich Widerstand leisten.

Amtliches Attest zur gefälligen Ansicht.
                                                    D. O.


Dr. Ahrens
Augenarzt, Lübeck
wohnt jetzt                                                    
Obere Johannisstraße 11.


Dr. Roth
Specialarzt für Chirurgie & Orthopädie
Lübeck, Königstraße 7.
von der Reise zurück.


Haben Sie Sommersprossen?

Wünschen Sie zarten, weissen, sammetweichen Teint? - so gebrauchen Sie:

Bermann's Lilienmilch-Seife
(Mit der Schutzmarke "Zwei Bergmänner")
von BERGMANN & Co. in Dresden. a Stück 50 Pf. bei
Apotheker Montag.


          Motten-Tabletten
          Naphtalin
          Naphtalinpapier
          Campher
          Insectenpulver

empfiehlt die Apotheke zu Schönberg.


Folgende Nachlaßsachen, als:

Hobelbank, 4 Sägeschragen mit Bolzen, sonstige Zimmergeräthschaften und mehrere Bienenstöcke
habe ich unter der Hand zu verkaufen.

                                                    P. Arndt.
                                                    Sabow.


Alle, welche meinem lieben Manne zur seiner letzten Ruhestätte geleitet haben, und seinen Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sage ich hiermit meinen tiefgefühlten Dank.

                                                    E. Duve, Wittwe.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck.
10,05 Vorm. 12,15 Mitt. 3,26 Nachm. 7,27 Abends 12,11 Nachts.
nach Kleinen:
7,48 Morg. 10,29 Vorm. 1,05 Nchm. 5,42 Nachm. 8,55 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 53-54 M., große Schweine 54-57 M., Sauen 36-50 M., Kälber 67-73 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 32 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. April 1893.


- Für den Distanzmarsch Berlin=Wien sind nunmehr in der gestern im "Prälaten" abgehaltenen Sitzung die genauen Marschbedingungen festgestellt worden. Die genau vorgeschriebene Route besteht nur aus Chausseen mit einziger Ausnahme der Strecke von Senftenberg bis Hoyerswerda, wo ein sogenannter gebesserter Weg zu benutzen ist. Die Marschzeit ist beschränkt von morgens 4 Uhr bis abends 10 Uhr. Die Kontrolle erfolgt durch den Vorstand und herangezogene Hülfskräfte, die sich aus Radfahrerkreisen schon zur Verfügung gestellt haben und auch weiter erbeten werden. Die Marschteilnehmer werden gekennzeichnet durch eine am linken Oberarm befestigte und blombierte weiße Binde. Jeder Theilnehmer erhält ein Marschbuch für Kontrolleintragungen und eigene Marschnotizen, aus deren Verarbeitung man später versuchen will, allgemeine Erfahrungssätze für größere Distanzmärsche aufzustellen. Jeder Marschteilnehmer muß Mitglied des Distanzmarschvereins sein, die Neueintretenden haben die Monatsbeiträge in Höhe von je einer Mark vom November 1892 ab nachzuzahlen, außerdem ist ein Einsatz von 20 Mk. zu zahlen der als Reugeld verfällt. Für Verpflegung, Wohnung und Rückreise hat jeder Theilnehmer selbst zu sorgen. Geld= und Ehrenpreise werden von Vereins wegen nicht gewährt, dagegen erhält derjenige, der in kürzester Zeit das Ziel erlangt, eine goldene, die fünf nächsten je eine silberne, und alle übrigen, die innerhalb 16 Tagen nach Wien gelangen, je eine bronzene Medaille. Der Abmarsch erfolgt am 29. Mai morgens von 6-10 Uhr von der Bockbrauerei am Tempelhofer Berg aus, Ziel ist Florisdorf. Die österreichischen Theilnehmer fahren per Bahn nach Berlin und marschieren gleichfalls von dort ab. Der Nennungsschluß ist bis zum 15. Mai verlängert.
- Ein "schwarzer Maikäfer" erregt augenblicklich Aufsehen in der Stadt Berlin. In das Garde=Füsilierregiment ist seit acht Tagen ein Vollblut=Neger, ein echter "Kameruner", als Gemeiner eingestellt worden. Es kann sich nur um Zampa, den ehemaligen Diener des Premierlieutenants Morgen handeln, der den Reisenden auf seinen Reisen in Kamerun begleitet und den Premierlieutenant Morgen 1891 nach Deutschland kommen ließ. Hier wurde Zampa, damals ein Bursche von 18 Jahren, bei dem Dorflehrer in Kladow bei Spandau in die Schule gethan und hat dort sehr rasch Deutsch gelernt. Er soll später in Kamerun als Dolmetscher und bei der Polizeitruppe verwendet werden.
- Einen jähen Tod fand ein junger Gardekürassier beim Exerzieren auf dem Tempelhofer Felde zu Berlin. Die Uebungen waren nahezu beendet und die Schwadron hielt in zwei Gliedern, als der Kürassier Richter bemerkte, daß sein Pferd, ein junges, seit 2 Jahren im Regiment befindliches Thier, zu weit vorgerückt war. Beim Versuche, es zurückzuziehen, bäumte sich das Thier, und obgleich Richter sofort die Zügel lang ließ, überschlug sich das Pferd und begrub den Reiter unter sich. Richter erlitt dabei eine schwere Brustquetschung und verstarb 10 Minuten später auf dem Transporte nach dem Lazarett.
- In Schildhorner erschoß sich Sonntag abend der jugendliche Bildhauer Otto Wille aus Charlottenburg. In der Bedürfnisanstalt eines dortigen Restaurationsgartens jagte er sich eine Revolverkugel in den Kopf und wurde bald darauf tot aufgefunden. In einem Notizbuch hatte der Lebensmüde als Ursache der That "ein amerikanisches Duell mit einem Offizier" verzeichnet. Bei der Leiche fand man noch 1 Mark 80 Pf. vor, aber keine Werthsachen. Der Tote stammt aus Halberstadt.
- In Wilhelmshaven erschoß sich Lieutnant zur See, Papen, vermuthlich in einem Anfall von geistiger Störung. Er lebte in durchaus geordneten Verhältnissen.
- In Fürth starb nach 1 1/2jährigen Leiden der 17 jährige Sohn eines Schlächtereibesitzers an - einem Haar. Dasselbe hatte sich, von der Zahnbürste stammend, in den Gedärmen festgesetzt. Mehrere operative Eingriffe waren resultatlos.
- Oberst Karoly, Vorsitzender der Pferde=Aushebungs=Kommission, nahm beim Pferdekauf in Szegedin als Geschenk ein Pferd an. Er wurde zur Degradierung und sechsmonatlicher Festungshaft verurtheilt.
- Aus sämtlichen Gouvernements des Königreichs Polen wird gemeldet, daß in den letzten 3 Tagen der vor. Woche der Frost sich bis 8 Grad Reaumur steigerte. Die Wintersaaten haben empfindlich gelitten.
- Das Kasinotheater in Frederikshaven brannte nach beendeter Vorstellung vollständig ab. Die Schauspieler konnten sich nur mit Mühe retten.
- Aus fast allen Provinzen Spaniens gehen Berichte über Regenstürme ein, die erheblichen Schaden anrichteten.
- Zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am Sonntag wurden aus England verschiedene Expeditionen nach äquatorialen Gegenden entsandt. Aus Ceara in Brasilien meldet jetzt das "Reuter. Bureau: Die Sonnenfinsternis ist in Paracura von der englischen astronomischen Expedition, welche sich unter Führung von Albert Taylor dorthin begeben hatte, unter günstigen Verhältnissen beobachtet worden. Der Himmel war vor Eintritt des Kontakts bewölkt, klärte sich jedoch später auf, sodaß während der Totalität gute Beobachtungen ausgeführt und gelungene Photographien hergestellt werden konnten.
Auch in Bathurst (Westafrika) ist die totale Sonnenfinsternis bei vollkommen klarem Wetter beobachtet worden, und es wird nicht bezweifelt, daß die britische Beobachtungsstation unter Prof. Thorpe in Fiundium am Salmfluß gleichfalls erfolgreich gewesen ist.
- Die Weltausstellung in Chicago wird am 1. Mai eröffnet werden. Die Hauptgebäude sind weit vorgeschritten, allein die Aufstellung der Ausstellungsgegenstände ist unvollständig. Die Ausstellungen von Krupp und Stumm sind fertig.
- Die Handelskammer des Staates Newyork hat ein besonderes Komitee für den Empfang fremder Besucher der Chicagoer Weltausstellung ernannt Die Repräsentanten auswärtiger Behörden, Städte, Handels= und Industrie=Vereine, sowie die Vertreter der Künste und Wissenschaften werden diesem Komitee in seinem Bureau Hotel Waldorf, fünfte Avenue und 33. Straße, Newyork, stets willkommen sein und dürfen auf Aufmerksamkeit und auf die nöthigen Auskünfte zählen.
- Die Trauung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der Prinzessin von Parma fand am Donnerstag nachmittag in der Villa Pianore bei Florenz statt.
- Ein Artikel der "Messaggero" berechnet den der Landwirthschaft in Italien durch die langanhaltende Trockenheit verursachten Schaden auf eine halbe Milliarde. Die Futterpflanzen sind vernichtet und das Wintergetreide ist arg gefährdet.
- Ein eigenartiges Gefährt lief dieser Tage in schnellstem Tempo in die Stadt Cassel ein; es war ein mit allem Comfort ausgerüsteter vierrädriger Wagen, der sich ohne Roß und Kutscher in voller Karriere fortbewegte, nur im Fonds saß ganz behaglich ein elegant gekleideter Sportsmann, die Hand leicht am Hebel, welcher den Wagen spielend dirigirte. Selbstverständlich erregte die Droschke großes Aufsehen in Cassel, und viele Hunderte nahmen sie in der Remise des Hotels in Augenschein. Dieser "Patent=Motorwagen=Benz" ist von Benz & Co. in Mannheim gebaut, der Besitzer, ein Herr Peters, hat ihn für 4000 Mark

[ => Original lesen: 1893 Nr. 32 Seite 6]

erworben, und reist damit von Mannheim nach Berlin, will aber unterwegs verschiedene größere Städte berühren. In Nordhausen traf derselbe am Dienstag abend ein, durchfuhr unter großem Zulauf der Schaulustigen mehrere Straßen und nahm im "Römischer Kaiser" Wohnung. Nachdem er am Mittwoch mit seiner Kutsche und Roß in der bergigen Stadt Nordhausen noch einige Fahrten unternommen hatte, fuhr er über Sondershausen und Mühlhausen nach Langensalze ab. Die Schnelligkeit des Wagens beträgt 20 bis 22 Kilometer per Stunde auf guter Straße, die Kosten sind 2 Pfg. pro Kilometer an Benzin.
- Das älteste Herbarium der Welt befindet sich nach einer der "Nationalzeitung" zugegangenen Mittheilung im ägyptischen Museum zu Kairo; es enthält Pflanzen, die über 5-6000 Jahre alt sind. Die Blütezeit der alten Aegypter fällt in die Zeit um 4000 v. Chr., und damals schon war es Sitte, den Leichen Blumen mitzugeben. Diese Blumen erhielten sich selbst in der Farbe vortrefflich; es ist weißer und blauer Lotus, rother Mohn, der Granatbaum, die orientalische Malve (Chrysanthemum coronatum), der Saflor u. A.; man fügte aber auch Blätter von Sellerie, Zwiebel und Lauch hinzu. Schweinfurt hat diese Pflanzenreste bestimmt und neuerdings hat B. Loret (Floret pharaonique, Paris 1892) sich damit wissenschaftlich beschäftigt. Um die Pflanzen für das Herbarium herzurichten, weicht man sie in warmem Wasser auf, trocknet und preßt sie.
- Ueber die Schwimmlektion des Königs Alexander von Serbien giebt das Neue Wiener Tageblatt folgende Geschichte zum Besten: Der junge Souverän bekundete schon als Knabe eine offenbar von seiner Mutter ererbte Energie, die mitunter den wahren Schrecken seiner Lehrer bildete. Ein solcher Fall von besonderer Selbstständigkeit des kleinen Alexander gewinnt gerade am heutigen Tage ein erhöhtes Interesse und verdient deshalb erwähnt zu werden. Es war vor etwa sechs Jahren. Der damals elfjährige Prinz, welcher mit seiner Mutter zum Sommeraufenthalte in Baden bei Wien; seine Ausbildung und Erziehung war dem heutigen Ministerpräsidenten Dr. Dokitsch anvertraut. Alexander war täglicher Besucher der sogenannten "Schwimmschule"; des Schwimmens unkundig, mußte der Prinz im kleinen Bassin Bäder nehmen, bis endlich auf sein langes Bitten Königin Natalie einwilligte, daß ihr Sohn Schwimmunterricht nehme. Es war nun sein Lieblingswunsch, sich mit den andern schwimmkundigen Knaben im großen Bassin zu tummeln und vergnügen zu dürfen. Der gewissenhafte Schwimmlehrer wollte ihn jedoch keinenfalls vor Beendigung der zehnten Lektion "freisprechen". Der kleine Schwimmenthusiast verlor jedoch die Geduld und - als eben seine neunte Uebung an der "Stange" beginnen sollte, sprang Alexander zum Entsetzen des Dr. Dokitsch, unter dessen Aufsicht stets die Lektion vor sich ging, sowie des Schwimmlehrers selbst, in das große Bassin und machte sich im besten Schwimmtempo davon. Vergebens rief ihm Dr. Dokitsch, in größter Aufregung an dem Bassin entlang laufend, zu, er möge doch das tiefe Wasser verlassen und ans Land schwimmen. Alexander lachte, mischte sich unter die anderen Knaben, und als ihm sein Erzieher zurief, Mama werde ihn für seinen Uebermuth bestrafen, da zeigte ihm der ungehorsame Schüler - verzeihe Klio, daß ich auch das notire! - zeigte Prinz Alexander ihm die Zunge, worauf natürlich große Heiterkeit unter den Zuschauern entstand. Die Verwegenheit des Prinzen hatte zur Folge, daß seine Schwimmlektionen noch vor seiner "Freisprechung" ein Ende fanden. . . . .
- Die goldene Rose. Die vatikanischen Blätter brachten schon vor einiger Zeit die Meldung, daß der Papst sich entschlossen habe, die goldene Tugendrose heuer einer katholischen Prinzessin zu verleihen. Dieser Tage ist nun, wie das "Neue Wiener Tgbl." mittheilt, wirklich der Auftrag zur Anfertigung einer solchen Rose ergangen, doch weiß man noch nicht, für wen sie bestimmt ist; man glaubt nur, daß sie entweder der künftigen Gemahlin des Fürsten Ferdinand von Bulgarien oder der Erzherzogin Margarethe, nunmehrigen Herzogin von Württemberg, oder für die belgische Königin bestimmt sei. Leo XIII. hat während seines Pontifikats dreimal die Tugendrose verliehen, und zwar: an die Tochter des verstorbenen Exkaisers von Brasilien, die Gräfin d'Eu, an die Königin=Regentin von Spanien und an die Königin von Portugal. Bei dieser Gelegenheit mag daran erinnert sein, was die goldene Rose eigentlich ist. Dieselbe wurde früher ausschließlich den Senatoren von Rom, später jedoch als Beweis höchster Auszeichnung durch den Papst auch den Fürsten und großen Würdenträgern, deren Ergebenheit an die Sache der Kirche bekannt war, durch einen speziellen Gesandten zugeschickt. Schließlich wurde die goldene Rose nur noch an Fürstinnen von königlichem Geblüt, und zwar nur einmal gesandt. In den ersten Zeiten war die goldene Rose eine ganz einfache Blume aus rothem Email; später erhielt sie in der Mitte einen Rubin, der sich auf den Blättern der Rose in zahlreichen Reflexen spiegelte. Nach und nach wurde die Rose immer kostbarer und heute stellt dieses königliche Geschenk einen Werth von etwa 10 000 Mark dar. Die goldene Rose sitzt auf einem mit grünen Blättern geschmückten und mehrere Rosen tragenden Zweig. Der Zweig ist in ein Gefäß von vergoldetem Silber gepflanzt, auf dem das päpstliche Wappen und auf der anderen Seite eine lateinische Inschrift, die sich auf die Person der Empfängerin bezieht, eingravirt sind. Nach der Tradition pflegen Diejenigen, die das Geschenk empfangen, es durch ein Geschenk an den heiligen Vater zu erwidern, das gewöhnlich den doppelten Werth besitzt.
- Im sonnigen Italien zeigt sich der Frühling als recht unholder Geselle. Donnerstag schneite und stürmte es im ganzen Gebiet von Neapel, die Berge sind mit Schnee bedeckt und das Thermometer zeigt 5 Gr. unter Null.
- Allem Anschein nach werden wir heuer wieder einen trockenen Sommer bekommen. Wer im vorigen Jahr genau auf das Ausschlagen der Bäume geachtet hat, der wird bemerkt haben, daß die Esche weit früher Blätter ansetzte als die Eiche und heuer zeigt sich das Nämliche. Nun sagt aber eine alte Wetterregel:
                          "Treibt die Esche vor der Eiche,
                          Hält der Sommer große Bleiche."
Der Sommer des vergangenen Jahres war bekanntlich sehr trocken, dagegen war aber ein feuchtes Frühjahr, dem wohl auch hauptsächlich der im Allgemeinen sehr günstige Ausfall der Ernte zu danken war. Heuer ist leider der Frühling sehr trocken, sodaß wir, sofern nicht bald ein ausgiebiger, befruchtender Regen kommt, den Ernteergebnissen nicht mit gleicher Zuversicht entgegensehen können. Die andauernde Trockenheit hat in Oesterreich schon ein Steigen der Getreidepreise verursacht und bald werden wir in anderen Ländern dasselbe zu konstatieren haben.
- Englische Reklame. Als vor einigen Tagen in der englischen Kammer die feierliche Diskussion über Homerule begann, brachten die Saaldiener plötzlich eine große mit Weißblechschachteln angefüllte Kiste in den Saal; jede Schachtel trug die Adresse eines Abgeordneten. Man kann sich denken, welche Aufregung sich der ehrenwerthen Herren beim Anblick dieser verdächtigen Schachteln bemächtigte, die auf ein Haar den in London sattsam bekannten Dynamitschachteln glichen. Man dachte an eine neue Pulververschwörung, die vielleicht von den Schülern des Guy Fowkes, die sich heute Ravachol und Mathieu nennen, angezettelt war. Nachdem aber die furchtbaren Schachteln vorsichtig geöffnet worden waren, verloren sich alle Befürchtungen. Jedes Schächtelchen enthielt nämlich - ein halbes Pfund Kaffe und die Geschäftskarte eines Kaufmanns, der den britischen Gesetzgebern das aromatische Produkt der englischen Kolonien zum Geschenk machte.
- Unterschied. "Hören Sie mal," fragte ein Reisender, der von einer Bahnstation mit dem Omnibus nach einem benachbarten Markt fahren will, den Kutscher, "die Passagiere müssen bei Ihnen doch alle in denselben Wagen, Sie haben aber drei Preisklassen ausgeschrieben - worin besteht denn der Unterschied?" - "Schaun'n S' " sagte der Kutscher, "wenn wir halt an den Berg kommen, darf die erste Klasse sitzen bleiben, die zweite muß aussteigen und die dritte mitschieben!"


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD