No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 31. März
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 1]

Des Heiligen Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer der "Wöchentlichen Anzeigen" am Freitag, den 7. April d. Js.


                  Die Maul= und Klauenseuche ist ausgebrochen unter den Kühen des Hauswirths Wigger in Kl. Bünsdorf und erloschen; unter den Schweinen und Kühen des Mühlenpächters Franck hier, unter den Schweinen der hiesigen Genossenschafts=Meierei, sowie unter den Kühen des Hauswirths Lohse in Gr. Siemz und der Hauswirths=Wittwe Sterly in Kl. Bünsdorf.
                  Schönberg, den 25. März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Anzeigen.

Der zu Lockwisch sub. Nr. III. belegene Vollstelle des geisteskranken Hauswirths Heinrich Maack daselbst, soll mit sämmtlichen dazu gehörigen Aeckern, Wiesen und Gebäuden und mit allem darauf zur Zeit befindlichen lebenden und todten Inventarium auf desfallsigen Antrag der Heinrich Maack'schen Curatoren öffentlich meistbietend verpachtet werden.
Zu solchem Zwecke steht vor dem unterzeichneten Amtsgericht, als Curatelbehörde, ein neuer Termin auf

Freitag, den 7. April 1893
Vormittags 11 Uhr

an, zu welchem Pachtliebhaber mit dem Bemerken geladen werden, daß die Bedingungen auf der Gerichtsregistratur einzusehen, auch gegen die Gebühr in Abschrift zu erhalten sind.
Schönberg, den 6. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    Wetzel.


Antragsmäßig soll über die zu Lüdersdorf sub Nr. 16 belegene Büdnerstelle c. p. des Zimmergesellen Johann Joachim Schütt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 17. April d. J.
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einein mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg den 26. Januar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Ziethen sub Nr. IX belegene Halbstelle c. p. des Halbhufners Johann Lange wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 27. März 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Mahlzow sub Nr. III belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Kleinfeldt daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Prototoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 27. März 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die zum Nachlasse des verstorbenen Büdners Hans Joachim Lühr in Duvennest gehörige, daselbst sub. Nr. IV. belegene Büdnerei c. p. soll öffentlich meistbietend verkauft werden. Es ist zu solchem Zwecke vor dem unterzeichneten Amtsgerichte ein Verkaufstermin auf

Sonnabend, den 8. April 1893
Vormittags 10 Uhr

und ein Ueberbotstermin auf

Sonnabend, den 22. April 1893
Vormittags 10 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 8 Tage vor dem ersten Verkaufstermin auf der Gerichtsschreiberei zur Einsicht bereit.
Schönberg, den 18. März 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 2]

Auctions-Anzeige.
Dienstag, den 4. April d. Js.,
Vormittags 9 1/2 Uhr,

sollen beim Gastwirth Boye hierselbst die Nachlaßsachen des Handelsmanns Schleuß als:

Sopha, Eckschrank, Kleiderschrank, Tische Stühle, Küchenschrank, Bettstellen, 2 Stand Betten, Spiegel, Koffer, Uhr, Bilder, Küchengeräth, Schiebkarre, Kübel, Ackergeräthschaften und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    C. Staffeldt.
Demnächst

1 Stuhlwagen, 2 Bauwagen, 1 Paar Kutschsielen, Ackergeräth aller Art, 1 Nähmaschine u. s. w.


Am Mittwoch, den 5. April cr.,
Vormittags 9 1/2 Uhr,

sollen im großen Saale des Herrn Gastwirth J. Boye folgende Concursgegenstände gegen sofortige Baarzahlung öffentlich meistbietend verauktionirt werden:

1 Schreibtisch, 1 Schreibpult, 1 Sopha, 1 Commode, 1 Kleiderschrank, 2 Bettstellen nebst Matratzen, 1 Waschtisch, 1 Tritt, 1 silberner Löffel u. s. w.
ferner im bisherigen Geschäftslokale von Heinrich Meyer, Mittags 12 Uhr
2 Ladentische, 2 große Ladenborte, 2 Lampen, Paar Centner Braunkohlen u. s. w.

                                            Der Concursverwalter
                                                    J. H. Böckmann.


Schmiede= & Schlosser-Innung
Versammlung am 4. April, nachmittags 2 Uhr
Tagesordnung:

Einzahlung von Beiträgen zur Innungs=Kasse, zum Verband, sowie für die Schmiedezeitung.
Aufnahme von Mitgliedern, Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, Vorstandswahl, Rechnungsablage und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

Der Vorstand.


Schweineversicherungsverein
zu Schönberg.

Hierdurch zur Nachricht, daß heute der vorbezeichnete Verein gegründet ist. Aufnahmen bewirken in Schönberg noch bis zum 4. April d. Js., ohne Berechnung von Eintrittsgeld die Herren:

Schäper, Wallstraße,
Pagel, Schlauentrift,
W. Maass, Sabowerstraße,
J. Jabs, Im Schützenhaus.

Anmeldungen von den Dörfern, die noch nicht durch heute bestellte Deputirte vertreten sind, nimmt der Vorstand entgegen.
Die Statuten sollen am 2. Osterfeiertage, den 3. April, Nachmittags 2 Uhr, in einer Generalversammlung im Köster'schen Saale berathen werden.
Schönberg, den 19. März 1893.

Busch.    Hill.    Breuel.    Kibbel.    Kloth.


Zu sofortigem Antritte suche ich ein ordentliches

Mädchen

das bereits gedient hat.
Schönberg d. 30. März 1893.

                                                    Frau Amtsverwalter Spieckermann.


Sämmtliche
Gartensämereien
frisch und keimfähig bei                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Petroleum-Kochapparate
empfiehlt in bester Qualität.                          
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


2. 3. und 4 zinkige Forken,
Streuforken,
Spaten mit und ohne Stiel,
Hacken,
eiserne Gartenharken, u. s. w.,
empfiehlt billig und gut                          
                                                    W. Wieschendorf.


Eimer u. Spülwannen
in großer Auswahl empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf, Klempner.


Zum Feste empfehle                          
sämmtliche Gewürze ganz und gemahlen
Feinstes Weizen=Mehl
10 Pfund 1 Mk. 15 Pf.
                                                    Max C. Sass.


Ein Quantum guter                          
Bohnenstangen
habe abzugeben.                                                    
                                                    P. Fanselow, Fuhrmann.


Für heute und Morgen empfehle ich
Prima Fett-Bücklinge.
                                                    Hochachtungsvoll
Schönberg.                                                     H. Mette.


Veredelte Rosen,
Hochstämme, hat billig abzugeben.                                                    
Schönberg.                                                     W. Schär.


Das Neueste und feinste in

Cylinder=, Filz- und Strohhüten,

sowie ein reichhaltiges Lager moderner Sommermützen empfiehlt zu billigen Preisen.

Heinr. Schäding.


Sarg-Magazin
Sarg
von Aug. Arndt, Tischlermeister.
Empfehle bei vorkommenden Fällen
Metall-Särge,

in feinster Ausstattung sowie Särge von eichen und tannen Holz mit und ohne Zinkeinsatz in allen Größen.

NB. Die innere Construction meiner sämmtlichen Metall=Särge sind aus T Eisen, die dem schwersten Erddruck erfolgreich Widerstand leisten.

Amtliches Attest zur gefälligen Ansicht.
                                                    D. O.


Viel Geld können Sie auf leichte Weise verdienen, falls Sie noch alte Mecklenburgmarken von 1855 bis 70 suchen, ich bezahle für Alt=Marken höchste Preise für 1/2 Sgr. roth, 1/3 Sgr. grüne, 1 Schilling viollet auf ganzen Briefen 25 Mark pro Stück. Offerten an

                          Robert Fröhlich, Exportgeschäft, Leipzig.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 3]

P. P.                          

hiermit beehren wir uns anzuzeigen, daß wir mit dem heutigen Tage ein

Herren-Confection-Geschäft

nach Maaß unter der Firma

Lange & Wilms

hier eröffnet haben. Für größte Solidität unserer Lieferungen übernehmen wir Garantie, und bürgen unsere Namen für reellste und prompteste Bedienung; selbst nicht von uns entnommene Stoffe, resp. Futtersachen werden verarbeitet.

Wir geben uns der angenehmen Erwartung hin, daß Sie bei billigst gestellten Preisen recht bald Veranlassung nehmen werden, uns Ihre werthen Aufträge zuzuwenden.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Lange & Wilms.

Gänzlicher Ausverkauf.
Die beste Gelegenheit billig zu kaufen!

Wegen Veränderung unseres Lagers, beabsichtigen wir, den ganzen Vorrath von

fertigen Herrengarderoben

zum Selbstkostenpreis und darunter zu verkaufen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Lange & Wilms.


      Unter Allerhöchstem Protectorate Sr. Majestät des Kaisers.      
VII. Marienburger
Geld-Lotterie
Ziehung am 13. u. 14. April 1893.

Loose zum Planpreise à 3 M. (Porto und Gewinnliste 30 Pfg. extra)
empfiehlt und versendet das General-Debit

Carl Heintze,    Berlin W.,   
Unter den Linden 3.
      
Gewinne M.
1 à 90 000 = 90 000
1 à 30 000 = 30 000
1 à 15 000 = 15 000
2 à 6000 = 12 000
5 à 3000 = 15 000
12 à 1500 = 18 000
50 à 600 = 30 000
100 à 300 = 30 000
200 à 150 = 30 000
1000 à 60 = 60 000
1000 à 30 = 30 000
1000 à 15 = 15 000
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3372 Gewinne = 375 000
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Geldgewinne
sofort
zahlbar
in
Berlin,
Danzig
u.
Hamburg.
Bestellungen auf Loose werden auf Wunsch unter Nachnahme ausgeführt.


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Pferde=Loose
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Ziehung am 10. Mai d. J.
Vierspännige u. Zweispännige Equipagen i. Werthe von
10,000 Mark, 4500 Mark, 2400 Mark,
insgesamt 85 edle Reit= und Wagenpferde
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Meckenburgische Pferde=Loose à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark,
28 Loose 25 Mark,
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Plakate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
(Für Porto und Gewinnliste
sind 15 Pfennig beizufügen.)
           F. A. Schrader, Hauptagent,
Hanover, Gr. Packhoffstr. 29.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 4]

Streichfertige und auch trockne Maler Farben aller Art, doppelt gekochten Firniß Pfd. 40 Pf. bestes Fußboden-Glanz-Oel Pfd. 60 Pf. Copal= und Spiritus=Lacke in verschiedenen Farben sowie Hutlack und Broncen billigst bei

                                                    H. Brüchmann.


         Den Eingang unserer

Frühjahrs- und
Sommer-Neuheiten,

beehren wir uns anzuzeigen.
         Persönliche, zusammen mit unserem Güstrower Hause gemachte größere Abschlüsse ermöglichen uns, sämmtliche Artikel unserer reichhaltigen Läger in

schöner Auswahl zu billigsten Preisen

abzugeben.

Gebrüder Burchard.


Kohrs, Behnke & Co.
Hamburg.                                                     Billwärder,
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Alkalischen Kalk-Dünger,
Gefällten kohlensauren Natron-Kalk, ganz fein,
Natron-Wiesendünger,
Chili-Salpeter, getrocknet, gemahlen und gesiebt,
Roh-Kali-Salpeter.
zu den billigsten Tagespreisen.


Stadt Lübeck.
Am zweiten Osterfeiertage                          
großes
humoristisches Kappenfest.
Tanz über Mitternacht hinaus.
Kappen sind an der Kasse zu entnehmen.
Entree a Person 50 Pf.
Anfang 8 Uhr abends.


Am 2. Ostertage
TANZMUSIK
über Mitternacht hinaus.
Ollndorf.                                                     J. Dechow.


Am 2. Ostertage
Tanzmusik
für die Nacht
bei                                                     J. Boye.


          Heute Morgen 9 1/4 Uhr entschlief nach langem, schweren Leiden unsere liebe

Helene

im Alter von 11 Jahren 5 Monaten
          Um stille Teilnahme bittend zeigt dies allen Verwandten u. Bekannten tiefbetrübt an
          Schönberg, den 29. März 1893.

                          H. Maass und Frau,
                          geb. Freitag.

Die Beerdigung findet am
Sonnabend, den 1. April, Nachm. 4 Uhr statt.


Martha Nebermann.
Johannes Hempel.
Verlobte.
Lübeck.                                                     Hamburg.


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 31. März 1893.


                          

Zum Osterfest.
                          ~~~~~~~~~~

    Nun regt es sich wieder im Schoß der Natur,
Die lang mit dem Winter sich mühte,
Ein Atem voll Leben durchsäuselt die Flur,
Erweckend die Knospen zur Blüte.
Die Vöglein aus fernem, goldsonnigem Land
Durchkreuzen die Lüfte in neuem Gewand,
Besingend mit Liedern, die nimmer veralten,
Des himmlischen Schöpfers allgütiges Walten.

    Und licht wie der Quell jetzt aus felsigem Spalt
Sich murmelnd ergießt in die Auen,
So leuchtet und raunt es ins Herz voll Gewalt,
Nicht zweifelnd die Wunder zu schauen,
Zu glauben vielmehr, wenn ein Winter zerknickt,
Was einstmals der Liebe als höchstes geschickt:
Es sei nur der Hülle ein Falter entstiegen,
Sich droben an schönere Sterne zu schmiegen.

    Nun wecke auch Ostern das feste Vertrau'n
Auf sturmlose, friedliche Zeiten,
Es lehre am Tempel der Weisheit zu bau'n,
Von Tugend durchs Dasein zu schreiten;
Genügsam zu leben mit sparsamer Hand,
Vertrauend dem Fürsten, den Gott uns gesandt;
Es künde den Spruch, um ins Herz ihn zu graben:
Beklagenswerth sind die kein Vaterland haben.

    Fern eilen dem neckischen Häslein auch heut'
Die Kindlein so rosig entgegen,
Was buntfarbig lockend sein Korb ihnen beut,
Betaute der himmlische Segen.
Froh lächeln auch sie wie der knospende Hain,
Nicht rechnend, nicht neidend, genießend allein,
So wenig, schon macht sie beglückt und zufrieden,
O hätte der Menschheit dies Ostern beschieden.


Die Krankenversicherung 1891.

Das letzte Vierteljahrsheft zur Statistik des deutschen Reiches bringt die vorläufigen Ergebnisse der Krankenversicherung der Arbeiter im Jahre 1891, die abermals die günstigen Wirkungen des Gesetzes erkennen lassen.
Abgesehen von den Knappschaftskassen war 1891 insgesammt 21,498 Kassen in Thätigkeit, gegen 21,173 im Vorjahre, mit 6,329,820 Mitgliedern gegen 6,065,637 im Vorjahre, und 3,727,231 im Jahre 1885, dem ersten Jahre der Geltung des Gesetzes. Die Mitgliederzahl, welche stetig gestiegen ist, beträgt über 13 Prozent der Bevölkerung überhaupt, jedoch ist der Personenkreis, dem die Wohlthat des Gesetzes zu Gute kommt, nicht unerheblich größer um deswillen, eine beträchtliche Zahl von Kassen auch den Angehörigen der Mitglieder, welche selbst als Mitglieder nicht gezählt sind, freie ärztliche Behandlung und Arznei u. s. w. gewähren. Außerdem sind nicht einbegriffen die in Knappschaftskassen versicherten Personen, welche im Jahre 1890 die Zahl 459,111 erreichten.
Weitaus die meisten Versicherten zählen die Ortskrankenkassen nämlich 2,563,132; es folgen dann die Betriebs=(Fabrik=)Krankenkassen mit 1,693,517, die Gemeindekrankenversicherung mit 1,041,193, die eingeschriebene Hülfskassen mit 819,403, die landesrechtlichen Hülfskassen mit 140,036, die Innungskrankenkassen mit 61,875 und die Baukrankenkassen mit 10,664 Mitgliedern.
Die Kassen wurden in Anspruch genommen 1891 in 2,397,826 Erkrankungsfällen (1890: 2,422,350). Auf ein Mitglied kam im Jahre 1891: 0,3, 1890: 0,4 Erkrankungsfall. Hierzu ist zu bemerken, daß das Vorjahr 1890 wegen der Influenza besonders ungünstige Zahlen aufwies.
Die Unterstützung, welche von den Krankenkassen geleistet wird und den Mitgliedern zu gute kommt, besteht in freier ärztlicher Behandlung, Gewährung von Arznei etc., freier sonstiger Cur und Verpflegung im Hause oder in Anstalten, ferner in Krankengeld, Unterstützung an Wöchnerinnen und Sterbegeld. Hierfür wurden von den Krankenkassen aufgewendet (Krankheitskosten) im Jahre 1891 89,548,781 M., gegen 84,040,014 M., im Jahre 1890. Hieran sind betheiligt der Arzt mit 17,8, Arzneien und sonstige Heilmittel mit 14,8, Krankengeld mit 41,8, Anstaltsverpflegung, Sterbegeld etc. 14,9 Millionen Mark.
Auf 1 Mitglied kamen durchschnittlich Krankheitskosten bei allen Kassenarten 13,02 M. Unter dem Durchschnitt blieben, abgesehen von der Gemeindekrankenversicherung, der gesetzlich geringere Leistungen obliegen, von den einzelnen Kassenarten die Ortskrankenkassen mit 12,30 (gegen 11,91, im Vorjahre) und die Innungskassen mit 10,31 (9,70): über dem Durchschnitt standen namentlich die Betriebskrankenkassen mit 17,01 (16,72) und die eingeschriebenen Hülfskassen 15,04 (14,65).
Bei einer Gesammtausgabe (mit Capitalanlage) von 98,8 Millionen Mark hatten sämmtliche Kassen aus Beiträgen und Eintrittsgeldern allein eine Einnahme von 96,7 (91,2) Millionen Mark. Von diesen Einnahmen kamen also 89,5 Millionen Mark den Mitgliedern wieder zu gute. Da allenthalben mit Ausnahme der eingeschriebenen Kassen die Arbeitgeber ein Drittel der Beträge zu leisten haben, so haben die Arbeiter, mit Ausnahme derer, die sich bei den eingeschriebenen Hülfskassen versichert hatten, erheblich mehr, als ihre eigenen Leistungen betragen, zurückempfangen.


M. E. Z.

Die mitteleuropäische Einheitszeit. deren Einführung als gesetzlich gültige Zeit für Deutschland mit dem 1. April bevorsteht, wird im großen Ganzen selbstverständlich ohne auffällige Begleiterscheinungen auf das bürgerliche Leben übertragen werden können. In der Nacht vom Freitag, den 31. März, auf Sonnabend, den 1. April, werden die Behörden, und am nächsten Morgen dann die übrigen Sterblichen, den Uebergang aus der bisherigen Ortszeit zur mitteleuropäischen Zeit bewerkstelligen, indem sie ihre Uhren vor= oder nachrücken, je nach der westlichen oder östlichen Lage ihres Ortes zum 15. Längengrad östlich von Greenwich. Dieser Meridian geht bekanntlich ungefähr durch Stargard in Pommern und Görlitz in Schlesien: westlich von dieser Mittagslinie zeigt die Ortszeit für jeden Längengrand eine Plusdifferenz, östlich eine Minusdifferenz von je vier Minuten. Unter Benützung einer geographischen Karte kann sich männiglich ohne besondere Schwierigkeiten, mit Zuhilfenahme bloß der drei ersten Spezies, ausrechnen, um wie viel Minuten man seine Uhr vor= oder zurückzustellen hat.
Freilich entbehrt der Vorgang auch der ernsten Seiten nicht. Auf den Beginn der Amtszeit in Fabriken, Werkstätten, Läden und namentlich auf den Schulanfang wirkt die Einführung der mitteleuropäischen Zeit insofern ein, als hier mit Rücksichten auf künstliche Beleuchtung und auf Schlafbedürfnis zu rechnen ist. Geschäftsbetriebe, die fortan eine halbe Stunde früher als bisher (nach der Sonnenzeit des Ortes gerechnet) beginnen, würden, namentlich im Winter eine halbe Stunde länger am Morgen bei künstlichem Licht arbeiten müssen, eine Inanspruchnahme, die den Augen der Angestellten und dem Wohlbehagen für den Rest des Tages nicht sehr ersprießlich wäre. Freilich verlängerte sich dafür auch im Sommer die Möglichkeit der Erholung in den Abendstunden noch bei Tageslicht im gleichen Verhältnis. Soweit übrigens Erwachsene bei diesen Dingen in Frage kamen, hätte das frühere Aufstehen wenig auf sich. In den Großstädten wird ja zumeist in naturwidriger Weise spät zu Bett gegangen, und eine kleine Verschiebung zu Gunsten der naturgemäßen Lebensführung könnte kaum schaden. Anders steht

[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 6]

die Sache, wie bereits hervorgehoben, bei den Schulkindern. Pädagogen und Aerzte wenden sich immer mehr der Ansicht zu, daß unsere Schulen zu früh beginnen. Sollte nach dem 1. April der Schulanfang für 7 und 8 Uhr (fiktiv) beibehalten, nach der Sonnenzeit aber thatsächlich auf 1/2 7 und 1/2 8 Uhr verlegt werden, so würde den Kindern im Alter der Entwickelung damit entschieden zuviel zugemutet. Das Kind müßte dann im Winter lange Wochen hindurch bei völliger Dunkelheit, wenn es noch schlafen wollte und sollte, aufstehen und zur Schule gehen, um womöglich an dunklen Tagen die erste Schulstunde bei Licht zu verbringen. Es muß daher in Erwägung gezogen werden, ob nicht eine Verlegung des Unterrichtsbeginns in allen Schulen auf mindestens 7 1/2 und 8 1/2 Uhr mitteleuropäischer Zeit, oder besser noch auf 8 und 9 Uhr sich empfiehlt.
Im Eisenbahn=Verkehr werden vom 1. Mai ab, wenn mit den Sommerfahrplänen im ganzen Reich und in Oesterreich=Ungarn die Einheitszeit vorhanden sein wird, die Unzuträglichkeiten schwinden, die sich im April noch stellenweise herausstellen können, wo die nur umgerechneten norddeutschen Fahrpläne mit den bereits einheitszeitlichen süddeutschen oder mit den alten Arbeitsanfangsstunden kollidieren. Die Stationsuhren werden in der Nacht vom 31. März zum 1. April d. J. um 12 Uhr auf M. E. Z. gestellt. Der vom 1. bis einschließlich 30. April gültige Fahrplan wird, in M. E. Z. umgerechnet, neu herausgegeben und liegt auf den Stationen zur Einsicht offen. Der Unterschied zwischen Ortszeit und M. E. Z. ist an den Zifferblättern der Bahnsteiguhren angegeben, auch kann an den Schaltern der einzelnen Stationen erfragt werden, um wie viele Minuten die Fahrzeiten nach der M. E. Z. daselbst gegen die jetzige Ortszeit abweichen.


Auf der Fahrt des Kaiserpaares nach Italien, die, wie schon gemeldet, durch die Schweiz geht, wird auf specielle Anordnung der italienischen Regierung von der italienischen Grenze an dem kaiserlichen Sonderzug ein besonderer Estafettezug vorauffahren; dieselbe Vorsichtsmaßregel wird bei der Rückreise, die wahrscheinlich wieder durch die Schweiz führen dürfte, zur Anwendung gebracht werden. Alle Brücken, die der Zug zu passieren hat, sollen einer besonderen Aufsicht unterzogen und vorher noch durch Sachverständige untersucht werden. Bekanntlich waren bei dem letzten Besuch des Kaisers in Rom von italienischer Seite ähnliche Sicherheitsmaßregeln getroffen worden. Damals war die Eisenbahn sogar streckenweise (in der Romagna) durch Militärposten besetzt worden.
Eine genaue ärztliche Untersuchung jenes Berardi, der am vorigen Sonntag den Wagen des Königs Humbert in Rom mit Schmutz beworfen hat, soll nunmehr unzweifelhaft ergeben haben, daß man es mit einem geisteskranken Menschen zu thun hat. Im Gefängnis verweigert Berardi die Annahme jeglicher Nahrung.
Der Reichskanzler Graf Caprivi hat jetzt durch sein Militärpreßbureau Herrn Bennigsen im "Hamburger Correspondenten" auffordern lassen, sein Angebot einer Präsenzerhöhung von 49 000 Mann noch um weitere 20 000 Mann, also auf 69 463 Mann zu erhöhen, dann würde der Reichskanzler vielleicht mit sich reden lassen. Da die von der Regierung verlangte Präsenzerhöhung 83 894 Mann beträgt, so würde ein solches Angebot nur noch um 14 431 Mann hinter der verlangten Präsenzerhöhung zurückbleiben oder zehn Zwölfteln derselben gleichkommen.
Der plötzliche in aller Welt Mund gekommene Schneidermeister Dowe in Mannheim soll seine Erfindung, die kugelfeste Uniform, wie die dortige "Volkszeitung" meldet, zunächst dem Reichskanzler Grafen Caprivi für 3 Mill. Mk. angeboten haben. Der Reichskanzler verlangte Bedenkzeit. Die Redaktion des "Figaro" in Paris soll sich zweimal telegraphisch an Dowe um nähere Auskunft über seine Erfindung gewandt haben, bis jetzt jedoch vergeblich.
Zu 26 neuen protestantischen Kirchen wurden in den letzten vier Jahren in und bei Berlin die Grundsteine gelegt; sieben davon sind bereits eingeweiht. Vorher waren in dreißig Jahren nur vier Kirchen gebaut. Nun sollen jährlich drei neue Kirchen gebaut werden, allein um dem Zuzug gerecht zu werden, außerdem sind noch etwa dreißig Kirchen projektiert, um geordnete Zustände herbeizuführen.
In Bern sind in diesen Tagen Vertreter aller europäischen Bahngesellschaften, Rußlands ausgenommen, versammelt gewesen, um über die Frage des Eisenbahntransports zu berathen. Es wurde ein Reglement ausgearbeitet, um die Transportverhältnisse der verschiedenen Gesellschaften mit dem internationalen Transportrecht in Einklang zu bringen. Die Konferenz interpretierte ferner verschiedene Bestimmungen der Konvention über das Eisenbahnfrachtrecht. Es ist ein bezügliches Protokoll unterzeichnet worden.
Nach einer Meldung aus Constantinopel hat jetzt das türkische Finanz=Ministerium der dortigen russischen Botschaft eine Anzahlung von 65,000 türkischen Pfunden à conto des Rückstände der Entschädigungs=Forderung für die im letzten russisch=türkischen Krieg geschädigten russischen Kaufleute (165 000 türkische Pfund) geleistet. Bekanntlich hatte der russische Botschafter v. Nelidow vor mehreren Monaten in dieser Angelegenheit eine Note an die Pforte gerichtet.


- Die an den Postgebäuden angebrachten Uhren werden in der Nacht vom 31. März zum 1. April zu demjenigen Zeitpunkt, zu welchem nach mitteleuropäischer Zeit Mitternacht eintritt, auf letztere Zeit eingestellt werden. Die Postanstalten haben Anweisung erhalten, den Behörden und dem Publikum auf Anfragen über das Verhältniß der bisher angewandten Ortszeit zu der mitteleuropäischen Zeit Auskunft zu ertheilen. Die Berliner Sternwarte wird die in Berlin befindlichen Normal=Uhren schon am Nachmittag des 31. März um 4 Minuten 25 Sekunden vorstellen. Die Mitteleuropäische Zeit wird demnach an den Berliner Normaluhren schon vor der Mitternacht, mit welcher der 1. April beginnt, durchgeführt sein.
- Militärdienst=Versicherung. Welches Schicksal die Militärvorlage auch haben mag, so erscheint es doch zweifellos, daß in wenigen Jahren die jährliche Einstellungsziffer wesentlich erhöht werden wird. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit rechnen heute viele Väter darauf, daß ihre Söhne gewisse Chancen, an der Ableistung der Militärpflicht vorbei zu kommen, denn zunächst sind nicht alle Wehrpflichtigen tauglich, und von den Tauglichen muß ein sehr großer Theil deshalb freigegeben werden, weil ihre Anzahl viel größer ist, als die notwendige und zulässige Ersatzwahl. Aus diesen Gründen und an der Hand der Erfahrung überlassen viele es dem Glück, daß ihre Söhne freikommen werden, andere rechnen auf Berücksichtigung, weil mehrere Söhne in der Familie sind, und wieder Andere rufen die Nachsicht an, weil die Familie materiell in ungünstigen Verhältnissen lebt. Diese Zustände werden sich gewiß ändern, sobald die jährliche Aushebungsziffer erhöht wird. Hierdurch erhält die Militärdienst=Versicherung eine viel größere Bedeutung, als sie jetzt schon hat. Die Prämien für dieselbe sind um so niedriger, je früher der Eintritt in die Versicherungsanstalt erfolgt, und für kleine Summen vermag auch ein nur mäßig Bemittelter oder mit nur geringem Einkommen versehener Familienvater seinen Söhnen für die Zeit ihres Militärdienstes eine Unterstützung zu sichern. Aber auch für den vermögenden Mann ist diese Versicherung seiner Söhne keineswegs als überflüssig zu betrachten; denn wie rasch wechseln oft die Vermögensverhältnisse, namentlich nach dem Tode des Familienvaters! Für vermögende Leute empfiehlt es sich in erster Linie durch Einzahlung eines bestimmten Kapitalbetrages eine gewisse Summe für die Zeit der Militärpflicht sicher zu stellen, wonach dann keine Jahresprämien zu zahlen sind und die Versicherung vom Wechsel der Vermögensverhältnisse unabhängig ist.
- 20 000 Mk. Belohnung wurden, wie die Bank von Schottland der Berlins Kriminalpolizei mittheilte, auf die Ermittelung der Diebe ausgesetzt, die am 16. Februar 1891 in einem Bankhause zu London Billets der Englischen Bank im Betrage von 170 000 Mk. gestohlen haben. Ein Verzeichniß der Papiere soll den deutschen Bankhäusern zugestellt werden.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 7]

- Während der Generalversammlung des katholischen Arbeitervereins im Tivolisaale zu Ratibor, stürzte der mächtige Gaskronleuchter mit gewaltigem Krache herab. Wunderbarerweise wurde nur der Oberkaplan Flascha verletzt, obwohl der Gesammtvorstand und die Ehrengäste darunter saßen.
- Auf der Eisenbahnstrecke Wetter=Witten stürzten am Mittwoch morgen 2000 Kubikmeter Fels auf das Geleise, als ein Güterzug passierte. Die Lokomotive und 12 Kolliwagen wurden total zertrümmert. Vom Zugpersonal erlitt ein Bremser einen Beinbruch. Der Zugführer wurde leicht verletzt. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten.
- Das Hauptergebniß des jetzt vorliegenden Abschlusses des sogenannten Lagerbuches der Stadt Berlin für das Etatsjahr 1891/92 stellt das Kämmerei= und Stiftungsvermögen der Stadt auf rund 267 021 006 Mk. fest.
- Ein großer Glockenguß fand am Sonnabend abend in der Glockengießerei von Gustav Collier in Zellendorf statt. Es kamen über 120 Zentner Metall zur Verarbeitung, und der große Schmelzofen wurde von früh bis spät mit "Holz von dem Fichtenstamm" genährt. Als der Altgeselle endlich die Meldung machen konnte. "Wohl! nun kann der Guß beginnen," trat Meister Collier in den Kreis seiner handfesten Arbeiter. Alle entblößten das Haupt, zu beten "einen frommen Spruch," dann stieß der Meister "den Zapfen aus," und
                 Rauchend in des Henkels Bogen
                 Schießt's mit feuerbraunen Wogen.
Der Guß war gelungen, und nach wenigen Tagen werden die Glocken - zehn an der Zahl - fertig aus der Erde gehoben werden.
- In Dresden wurde seit einiger Zeit elektrisches Licht gestohlen. Auf wenig nachbarliche Weise machte sich nämlich ein erfinderischer Kopf, der in einem Hause ein kleines Atelier inne hatte, die elektrische Beleuchtungsanlage seines Nachbars, welche dieser sich erst vor kurzem hatte einrichten lassen, zu Nutze. Der lichtbedürftige Nachbar verschaffte sich mittelst eines Bohrers Zugang zu der an der nachbarlichen Zimmerwand angebrachten Leitung und verband einen Leitungsdraht mit derselben, den er nun zur Herstellung einer "eigenen" Beleuchtungsanlage benutzte. Zwei Monate hat dieser elektrische "Nebenfluß" bestanden, als man hinter die List kam.
- Einer der tapfersten Reitergenerale der österreichischen Armee Baron von Edelsheim=Gyulay starb am Sonntag in Pest. Er war früher Landeskommandierender von Ungarn und hat sich in den Schlachten bei Magenta und Königgrätz ausgezeichnet.
- Die Pariser Polizei=Präfektur giebt bekannt, daß der Anarchist Mathieu, der Urheber der schrecklichen Explosion im Restaurant Very, in Saint Michel (Departement Aisne) verhaftet worden sei. Hoffentlich ist es endlich der Richtige!
- Der Eigenthümer einer großen Geldsumme in ausländischen Banknoten, die im Februar in einem Kopenhagener Hotel zurückgelassen worden sind, wird von der dortigen Polizei gesucht.
- Fräulein Hude erwarb am Freitag - als erste Dame in Dänemark - nach einer glänzenden Disputation den Doktortitel.
- Ein ungewöhnlich seltener Fall von Langlebigkeit wird aus Tokartooka in Volhynien, Rußland, gemeldet. Ein Bauer, namens Krasnowsky, der dort eben gestorben ist, soll das Alter von 120 Jahren erreicht haben. Die Zahl der Mitglieder seiner Familie, mit Einschluß von Enkeln und Urenkel beträgt 140 Personen. Einer seiner noch lebenden Söhne ist 92 Jahre alt. Der Vater Krasnowskys soll gar ein Alter von 130 Jahren erreicht haben.
- Die Königin Natalie stattete in Konstantinopel am Sonntag dem Sultan, in Abwesenheit des Großveziers, einen Besuch ab, den der Sultan erwiderte. Die Besuche trugen herzlichen Charakter. Der Sultan bedauerte, die Königin wegen des Romanzanfestes nicht zum Diner laden zu können; er verlieh ihr den Großorden des Schefakatordens in Brillanten.
Der kugelsichere "Panzer", die Erfindung des Schneidermeisters Dowe in Mannheim, wurde von einem Berliner Konsortium angekauft. Dowe erhielt eine namhafte Barsumme und wird außerdem an dem etwaigen Gewinn theilnehmen.
- Ein Zug von 374 russischen Gefangenen wurde nach einer Petersburger Meldung der "Voss. Ztg." auf der sibirischen Poststraße von einem furchtbaren Schneegestöber überrascht. 280 Personen, unter denen sich 62 politische Gefangene befanden, gingen zu Grunde.
- Nach einer Kiewer Meldung des "Przelond" herrscht in vielen Bezirken Rußlands neuerdings große Hungersnoth.
- 65 000 Austern, 600 Gall. Suppe, 10 000 Hühnerragouts, 7000 belegte Butterbrote, 150 Gall. Lobster=Salat, 600 Quart. Rum, Punsch, 800 Cent. pâte de fois gras und 1300 Gall. Eiskreme wurden für den Ball, welcher am 4. März zur Einführung des neuen amerikanischen Präsidenten Cleveland abgehalten worden, bestellt und aufgezehrt.
- Die kürzeste Carnevalszeit, welche jemals eintreten kann, werden wir im nächsten Jahre haben. Fastnacht fällt schon auf den 6. Februar. Der ersten Ostertag fällt auf den 25. März, demnach mit Maria Verkündigung zusammen, Christi Himmelfahrt auf den 3. und Pfingsten auf den 13. Mai.
- Eine angenehme Ueberraschung widerfuhr vor einigen Tagen einer kleinen Beamtenfamilie in Dresden. Und der sie die Ueberraschung verdankte, war die kleine Hermine, das einzige Töchterchen des Hauses. Im vorigen Sommer wars, da saß ein ärmlich, aber sauber gekleideter Mann, auf einer Bank der Bürgerwiese, wo die muntere Kleine alltäglich in den Vormittagsstunden das Butterbrot aß und kindliches Spiel trieb. Der Mann erregte ihre Aufmerksamkeit. Er blickte so trübe und düster zu Boden - gewiß, er hatte Hunger. Sie faßte sich ein Herz und trat auf ihn zu: "Willst Du auch ein Stück Butterbrot?" - und resolut brach sie die Hälfte von ihrem Brot ab und reichte sie ihm. Er sah verdutzt auf - ein wonniges Lächeln glitt über seine verhärmten Züge. "Ich danke Dir, mein Kind!" - und er nahm das Stückchen Brot und aß es, und beide lachten einander vergnügt an. Seither wurden sie gute Kameraden. Sie suchte, sobald sie in die Bürgerwiese kam, sofort nach dem "armen Manne," wie sie ihn nannte, und er war glücklich, wenn das rosige Menschenkind mit ausgebreiteten Aermchen auf ihn zulief. Ein Stückchen Butterbrot mußte er immer mitessen - wenn es auch noch so klein war. Da kam der Winter und die Kleine konnte die Bürgerwiese nicht mehr besuchen und dachte nicht mehr an den "armen Mann". Vor einigen Tagen bekam ihr Papa einen Brief von einem Notar. Der ihn zu sich bat. Und der Papa erfuhr merkwürdige Dinge. Erstens, daß der "arme Mann" gar nicht arm war, sondern sehr wohlhabend. Zum Zweiten, daß er die kleine Hermine zu seiner Erbin gemacht habe. Zum Dritten, daß er einen Brief hinterließ, in dem zu lesen stand: "Ich war an aller Welt verzweifelt, denn die mir die Liebsten waren, betrogen mich. Ich hatte Allem entsagt, denn was ich wollte, konnte ich nicht haben. Ich habe mich dem Geize ergeben, denn meine Freigebigkeit, hat mir nur Undank eingebracht. Knapp vor dem Tode meines Lebens hat mich eine Kindeshand mit Macht gefaßt und dem Leben zurückgegeben. Nur für kurze Zeit, aber wenn ich Millionen zu vergeben hätte, wäre dieser Augenblick nicht zu teuer bezahlt. Vielleicht frommt meiner kleinen Freundin meine Habe mehr als mir, der ich sie nie zu schätzen und zu verwenden wußte."
- Die Wäscherechnung einer Pariserin. Die "Voss. Ztg." bringt folgenden Auszug aus der Rechnung eines Pariser Wäschefabrikanten für eine Dame: 1 Paar Seidenstrümpfe 110 Fr., 20 Meter Valenciennes (Spitzen) zu 900 Fr., macht 18 000; 7,70 Meter Chantilly (Spitzen) 1642, 19 Meter Valenciennes für Bettlakenbesatz 1094, 1 Jacke aus gelbem Surha mit Bauschen 65, 10 Taschentücher mit Fürstenkrone 420, 1 Hemd aus Rosa=Seide mit Alençon=Spitzen 135, 1 Unterrock, rosa, mit Besatz 275, 1 Hemd Valenciennes=Besatz 425, 1

[ => Original lesen: 1893 Nr. 26 Seite 8]

Hemd mit Taschen 320, 12 Servietten 402, 1 Paar schwarze Seidenstrümpfe mit Spitzen 115, 20 Fürstenkronen (zum Aufnähen auf Leinwand) 100 Fr. Dem Helden des bekannten deutschen Märchens, welcher durchaus das Gruseln lernen Möchte und doch nicht lernen kann, würde offenbar rasch und gründlich geholfen sein, wenn er sich mit der obengenannten Pariser Dame verheiratete.
- In den gebirgigen, schneebedeckten Gefilden Norwegens kennt man die Schneeschuhe seit Jahrhunderten als schnellstes und bestes Fortbewegungsmittel. Die Skis sind 2 lange, glatte hölzerne Schaufeln, ungefähr 7-8 Fuß lang, 6 Zoll breit und - Zoll dick, aus verschiedenartigem elastischem Holze geschnitzt, an den vorderen Enden mit zierlich nach oben gedrehten Spitzen. In der Mitte werden sie durch ein oder zwei Lederriemen an den Füßen befestigt. Ein Alpenstock und dicke wollne Socken bilden die Ausstattung des Läufers. Kaum kann es einen hübscheren Anblick geben, als an einem klaren Wintertage einen solchen Läufer mit Blitzesschnelle zwischen den weiß beschneiten Tannen und Fichten einen Hügel herunter sausen zu sehen. In letzter Zeit hat sich das Skislaufen auch in den größeren Städten Norwegens als Sport für Herren und Damen eingebürgert. Besonders populär sind die "Laufen" bei Holmenkollen, nahe Christiania geworden. Sie fanden zu Ende vorigen Jahres statt und dauerten mehrere Tage. Der erste Tag war einem "Distance=Lauf" gewidmet, zu dem sich 46 Laufende zusammen fanden. Das Terrain war ein hügeliges Gelände, ungefähr 12 englische Meilen lang. Am zweiten Tage fand das "Springen" statt. Der Start war auf dem Gipfel eines Hügels ungefähr 200 Fuß hoch und am Ende befand sich ein gefrorener See, an welchem Zuschauertribünen errichtet waren. In der Mitte des Weges war eine Erhöhung aufgeworfen, über diese hinweg setzten die Läufer wie abgeschossene Pfeile durch die Luft und langten 45-70 Fuß weiter unten im Schnee an. Es gehört nicht geringe Kraft und Gewandtheit dazu, diesen kühnen Sprung auszuführen, dennoch soll sich selten ein Unfall dabei ereignen. Es ist ein anmutiges Bild, die Schneeschuhläufer beiderlei Geschlechts im Vollgefühl der gesunden, Kraft und Gewandtheit fördernden Bewegung sich tummeln zu sehen, alles atmet Freude, das Auge blitzt die Wange glüht.
- Der "G. Z." schreibt man: Interessant und sehenswerth, besonders für jeden, der Maschinenkraft in seinem Betriebe verwendet, ist die neue Anlage zur Erzeugung der electrischen Kraft zu Hoppenrade. Durch dieselbe können das Schloß, der ganze Park, der große Hof und die Wirthschaftsgebäude, auch Viehhaus und Scheunen erleuchtet werden. Dazu ist das schöne Licht ohne Gefahr. Auch die Dreschmaschine, die Häckerlingschneidemaschine und andere landwirthschaftliche Maschinen werden durch diese Anlage getrieben. Man kann annehmen, daß die Electricität für die Landwirthschaft von größter Bedeutung werden wird, vorausgesetzt, daß die treibende Wasserkraft so rationell zur Verwendung kommt, wie es in Hoppenrade geschehen ist.
- Neue Kohlenlager hat man in der Eiffel gefunden. Die Kohle ist, wie die "Kölnische Volkszeitung" meldet, vom Oberbergrath Dr. Diesterweg als devonische Anthracitkohle erkannt, welche auch Schwefelkies führt. Derartige Kohle ist bisher in England angebaut, aber in Deutschland noch nicht gefunden worden.
- Eine Millionärin als Volksschullehrerin. In Ober=Oesterreich hatte jüngst das Gericht über die Pensionsbedürftigkeit einer Millionärin zu entscheiden. Die Wittwe eines Rentiers, welche von ihrem Gatten eine Million Gulden und ein Haus geerbt hatte, kam auf den seltsamen Einfall, 20 Jahre in einer Dorfschule als Lehrerin zu unterrichten. Nach dieser schweren Dienstzeit kam sie um ihre Pension ein. Die Zahlung wurde ihr mit dem Hinweis, daß sie nicht bedürftig sei, verweigert. Die Millionärin erhob Klage gegen die Gemeinde und das Gericht entschied zu ihren Gunsten. Für die Pensionsberechtigung sei ausschließlich die Dienstunfähigkeit, nicht aber der Umstand maßgebend, ob die betreffende Person ein Vermögen besitze oder nicht.
- Keine Schriftsetzer mehr. Viele Versuche sind schon gemacht und die komplizirtesten Maschinen konstruirt worden, welche die theure Handarbeit des Schriftsetzers übernehmen sollen, aber bisher vergeblich. Eine neuerdings in Amerika ersonnene Methode scheint nun danach angethan, Schriftsetzer sowohl wie Lettern überflüssig zu machen. Die sonstigen Maschinen gehen alle von dem Princip aus, die Handarbeit nachzuahmen und die Lettern an die betreffende Stelle zu bringen. Die neue Erfindung stellt die Sache einfach auf den Kopf, schlägt eine total neue Art und Weise ein und kommt anscheinend glänzend zum Ziel. Wie das Patent= und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz über die interessante Angelegenheit berichtet, benutzt der Erfinder eine mit scharfen Stahllettern versehene große Schreibmaschine, im Prinzip ganz der gleich, welche jetzt zur Herstellung der gedruckten Briefe etc. verwendet wird (Typendruckmaschine). Als Unterlage dient eine Wachsplatte, welche mit einer ganz dünnen Kupferfolie (unechtes Blattgold) überzogen ist. Die Lettern werden vom Schreiber durch die Tasten niedergedrückt und erzeugen diese in der Wachsunterlage einen Abdruck, der völlig mit Kupfer ausgekleidet ist. Ist das Manuskript derartig fertiggestellt, so wird die Tafel in die Wanne eines galvanoplastischen Apparates eingehängt, wo sich elektrolytisch Kupfer auf allen mit der Folie bedeckten Stellen niederschlägt, mit anderen Worten eine Kupferplatte auf der Kupferplatte entsteht, die dick genug geworden vom Wachs durch Abschmelzen getrennt und so eine Stereotyp=Platte erzeugt werden kann. Da das Schreiben mit der Schreibmaschine bekanntlich sehr schnell geht, würde die Methode schon die Schriftsetzerarbeit schlagen: dieselbe bedarf auch keiner Lettern, und beides würde die Einführung des Systems eine totale Umwälzung im Buchdruckereibetriebe hervorrufen und die Produkte viel billiger und schneller herzustellen ermöglichen.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
pro Monat Februar und März 1893.

Geburten:

Am 12. Febr. ein unehelicher Sohn zu Schönberg.
Am 11. Febr. dem Hauswirth Arndt zu Sabow 1 T.
Am 12. Febr. dem Schulzen Maaß zu Rupensdorf 1 S.
Am 14. Febr. dem Fuhrmann Fanselow zu Schönberg 1 T.
Am 19. Febr. dem Arbeiter Peter Möller zu Kl. Siemz 1 S.
Am 20. Febr. dem Barbier Heinrich Fick zu Schönberg 1 S.
Am 23. Febr. dem Arbeiter J. Dettmann zu Schönberg 1 S.
Am 25. Febr. dem Arbeiter H. Voß zu Schönberg 1 T.
Am 27. Febr. dem Hauswirth P. Maaß zu Mahlzow 1 T.
Am 3. März dem Realschullehrer Pleines zu Schönberg 1 T.
Am 10. März dem Amtsgr.=Aktuar Breuel z. Schönberg 1 S.
Am 14. März dem Hauswirth Wilh. Retelstorf zu Boitin=Resdorf Zwillingssöhne.
Am 17. März dem Arbeit. W. Dähling z. Schönberg Zwillinge. (Sohn und Tochter.)
Am 18. März dem Arbeiter Bruhn zu Schönberg 1 T.
Am 16. März dem Bankbeamten Wegner zu Schönberg 1 S.

Gestorben.

Am 4. Febr. Frieda Emma Maria Anna Maaß, Hauswirthstochter zu Kl. Siemz, 6 Monate alt.
Am 11. Febr. Catharina Lise Schleuß geb. Alten, Handelsmannswittwe zu Schönberg, 59 J. 7 Mon. alt.
Am 15. Febr. Jochen Heinrich Retelstorf, Hauswirthsaltentheiler zu Boitin=Resdorf, 64 J. 3 Mon. alt.
Am 17. Febr. Catharina Elisabeth Maaß, geb. Leez, Arbeiterwittwe zu Schönberg 66 J. 9 Mon. alt.
Am 17. Febr. Magdalena Margarethe Sterly, geb. Lüder, Arbeiterwittwe zu Schönberg 72 J. 3 M. alt.
Am 17. Febr. des Drechsler Renzow zu Schönberg todtgeborner Sohn.
Am 18. Febr. Engel Marie Johanna Brandt. Händlerin zu Schönberg 77 J. 2 Mon. alt.
Am 21. Febr. Jochen Heinrich Arndt, Zimmergeselle zu Sabow, 39 J. 4 Mon. alt.
Am 7. Febr. Joachim Heinrich Christian Böse, Weber zu Bechelsdorf, 72 J. 6 M. alt.
Am 20. Febr. Johann Heinrich Bade, Schneidermeister zu Schönberg, 55 J. 4 M. alt.
Am 22. Febr. Peter Heinrich Arndt, Arbeiter zu Schönberg, 75 J. 10 Mon. alt.
Am 22. Febr. Hans Joachim Friedrich Heins, Rentier zu Schönberg, 80 J. 7 Mon. alt.

Eheschließungen:

Am 14. Febr. Knecht Johann Joachim Heinrich Koch und Cath. Elisab. Dor. Burmeister zu Törpt.
Am 17. Febr. Bäcker Carl Christ. Peter Wilhelm Karutz, zu Mölln und Caroline Marie Cath. Törper zu Schönberg.
Am 10. März Schlachter Johann Heinrich Beckmann und Cath. Marg. Sophie Schütt zu Schönberg.
Am 17. März Knecht Hans Joachim Heinrich Fick und Anna Marie Louise Lenschow zu Sabow.


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