No. 23
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 21. März
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 1]

                  Die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen des Hauswirths Krellenberg in Kleinfeld ist erloschen.
                  Schönberg, den 18. März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Unter den Kühen des Fuhrmanns Arndt in Schönberg ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
                  Schönberg, den 15. März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Das Befahren des Oberteichs wird hierdurch untersagt, wenn nicht vorher die Erlaubniß der unterzeichneten Landvogtei hierzu eingeholt ist.
Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 20 Mk., an deren Stelle Haft bis zu 3 Tagen im Nichteinziehungsfalle tritt, geahndet, auch kann die Einziehung des Fahrzeuges ausgesprochen werden.
                    Schönberg, den 7. März 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


- Bei der Anwesenheit des deutschen Kaiserpaares in Rom wird das Haus des Augustus auf dem Palatin ausgegraben werden. Für den Aufenthalt in Neapel wird ein Fest im Golf und vielleicht eine Flottenschau veranstaltet.
Am Donnerstag nachmitttag besuchte Kaiser Wilhelm die königliche Porzellan=Manufactur in Charlottenburg, um daselbst die für die Ausstellung in Chikago bestimmten Erzeugnisse in Augenschein zu nehmen.
S. M. der Kaiser hatte sich am Dienstag früh mit dem Geh. Kommerzienrath Krupp aus Essen nach dem Artillerieschießplatz bei Kummersdorf begeben, woselbst ein Uebungsschießen auf 2 Panzertürmen stattgefunden hat, von denen der eine nach der früheren Gruson'schen Bauart, der andere nach Krupp'scher Methode ausgeführt ist.
Im Reichsamt des Innern in Berlin hat am Dienstag Vormittag unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. v. Bötticher eine Beratung über das Reichsseuchengesetz stattgefunden. An der Sitzung haben auch der preußische Kultusminister Dr. Bosse, ferner prof. Dr. Koch, sowie mehrere Vertreter der Einzelstaaten Theil genommen.
Der russische Finanzminister soll, wie aus St. Petersburg versichert wird, großen Werth auf einen günstigen Ausgang der Handelsvertragsverhandlungen mit Deutschland legen. Obgleich einige deutsche Vorschläge nicht angenommen werden dürften, sei dennoch der Finanzminister zu allen Zugeständnissen bereit, die irgend möglich sind, ohne die einheimische Industrie zu schädigen und mit dem augenblicklich bestehenden Schutzzollsystem zu brechen
Der Kaiser vollzog eine Kabinetts=Ordre, wodurch der bekannte graue Mantel (Paletot), wie er in den letzten Monaten probeweise vielfach getragen wird, an Stelle des bisher üblichen schwarzen Mantels (Paletots) für die Generale der preußischen Armee als Dienstkleidungsstück eingefügt ist. Für alle anderen Offiziere und Mannschaften bleibt zunächst der schwarze Mantel Dienstkleidungsstück.
Der Reichskanzler Graf Caprivi hat am Donnerstag den Kommerzienrath Goldberger empfangen, der ihm im Namen des Vereins der Berliner Kaufleute und Industriellen eine Eingabe überreicht hat, in der die Nützlichkeit einer "Fortsetzung und Erweiterung der Handelsvertrags=Politik, insonderheit nach der Seite Rußlands hin" hervorgehoben wird. Der Reichskanzler hat dem Ueberbringer der Eingabe erwidert, daß sämmtliche wirthschaftlichen Interessen der verschiedenen deutschen Erwerbsstände stets auf gleichmäßige Förderung seitens der Regierung zu rechnen haben, deren Aufgabe es sei, zwischen den verschiedenen Interessen zu vermitteln.
Die Militärkommission des Reichstags, die am Donnerstag die zweite Lesung der Vorlage begann, verwarf am Freitag bei der Schlußabstimmung sowohl die gestellten Abänderungsanträge, wie die Regierungsvorlage selbst - und zwar letztere gegen 6 Stimmen. Hiermit ist die Arbeit der Commission bis auf Fertigstellung des dem Abg. Gröber (Ctr.) übertragenen schriftlichen Berichts beendigt. Die Verlesung soll nach Ostern, zwischen dem 14. und 17. April, erfolgen. In der Verhandlung war besonders die Rede des Abgeordneten v. Bennigsen bemerkenswerth, der einen Ausgleich mit dem

[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 2]

Reichskanzler für unmöglich erklärte, wenn die Militärverwaltung auf ihrem Standpunkt beharrte, die Wahlaussichten ziemlich düster malte und seine alte Forderung, daß ein verantwortliches Reichsfinanzministerium geschaffen werde. Der Reichskanzler führte aus: Die Militärvorlage könne nicht vom Parteistandpunkt behandelt werden, sondern von dem des Vaterlandes. Darum glaube er auch, daß mit der nationalliberalen Partei ein Konflikt nicht ausbrechen werde. Die Vorhaltung, daß die Regierung, insbesondere der Reichskanzler, die Kostendeckung nicht genügend erwogen habe, sei verletzend und unbegründet. Es sei seine wohlerwogene Ueberzeugung, daß die erforderlichen Kosten der Vorlage aufzubringen seien. Er sei nicht Vater der Vorlage, am wenigsten in deren Einzelheiten; er vertheidige dieselbe aber aus vollster Ueberzeugung.
In Berlin hat die Polizei die beiden, auf rothes Papier gedruckten Festnummern der Sozialdemokraten vom 18. März, vom "Sozialist" und "Teltower Volksblatt" herausgegeben, konfisziert.
Das Repetiergewehr System Mannlicher, mit welchem die österreichisch=ungarische Armee ausgerüstet ist, ist nunmehr auch von Rumänien angenommen worden. Die österreichische Waffenfabriks=Gesellschaft hat einen Vertrag auf Lieferung von 111 000 Gewehren abgeschlossen.
Das Gesetz, welches den preuß. Landesbußtag verlegt, hat die kgl. Sanction erhalten. Der nächste Bußtag, der sonst auf den 26. April fallen würde, wird nunmehr am 22. November gefeiert.


Anzeigen.

Holz=Auction Nr. 28.

Am Donnerstag, den 23. März, Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf bei freier Concurrenz:

1. Aus den Hohemeiler=Tannen.

  40 Stück kiefern. Kiepenhölzer.
  24 Stück fichten Bauholz=Enden, 7,32 Festm.
    3 Stück fichten Klassenbäume.
  30 Stück fichten Stangen I., II., III, Cl., (Leiterbäume.)
  25 Rmtr. kiefern. Kluft.
239 Rmtr. kiefern. Knüppel.
  68 Rmtr. kiefern. Rodestämme.
  14 Fuder kiefern. Durchforstholz III. Cl.

2. Aus den Palinger=Tannen.

  13 Rmtr kiefern. Rodestämme.

3. Aus dem Kleinfelder u. Sülsdorfer Zuschlage.

2 Rmtr. eichen Knüppel.
    1 Stück Kirschbaum Nutzholz.
  18 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.
    2 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
    4 Rmtr. buchen Knüppel.
    3 1/2 Fuder buchen Pollholz.
  12 Rmtr. fichten Knüppel.
Schönberg, den 16. März 1893.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 29.

Am Freitag, den 24. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug=Lüdersdorf bei beschränkter Concurrenz.

1. Aus den Lenschower Tannen.

15 Stück kiefern. Kiepenhölzer.
61 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel.
30 Rmtr. kiefern Rodestämme.

2. Aus den Wahrsower=Tannen.

20 Rmtr. kiefern Kluft und Knüppel.
50 Rmtr. kiefern Rodestämme.
10 Stück kiefern Stangen II. und III. Cl.

3. Aus den Herrenburger=Tannen.

110 Stück kiefern. Hopfenstangen.
200 Stück kiefern. Dachschächte.
  39 Fuder kiefern. Durchforstholz II. Cl.
Schönberg d. 16. März 1893.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Wohne jetzt Sabower Straße Nr. 21.
                                                    Frau Wagner, Hebamme.


Ein noch fast neuer                          
Federwagen

kann ein= und zweispännig gefahren werden für Milchtransportwagen nach der Meierei sich sehr eignen, hat zu verkaufen.

                                                    J. Groth, Handelsmann.

Schwanbeck bei Dassow i/M.


Am Sonnabende den 25. d. Mts.,
Nachmittags gegen 4 Uhr
habe ich 20 bis 30 Stück 6 Wochen                                                    
alte Ferkel
zu verkaufen.                                                    
                                                    J. H. Koth, Viehhändler.


Einen dreijährigen                          
Bollen
hat zu verkaufen.                                                    
Lockwisch.                                                     A. Russwurm.


Ein fast neuer                          
Kinderwagen
steht preiswürdig zu verkaufen.                                                    
                                                    H. Niebuhr, Bahnhof.


Ia Cigarren=Vertretung, erth. a. fest. Reiseposten u. günst. Bed. z. vergeben.

                                                    Wilh. Schümann, Hamburg 5.


Klee- und Grassämereien,
Runkelrübensamen,
unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock
empfiehlt in keimfähigster Waare billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Erbschaftshalber soll eine in der Nähe Schönbergs belegene Büdnerei mit fast neuen Gebäuden verkauft werden.
Nähere Auskunft ertheilt;

                                                    W. Wetzel.
                                                    Amtsger. Protok.


Grobe
Weizenkleie
per 100 Pfd. Mk. 4,50 ab hier per Casse empfiehlt                          
Ratzeburg.                                                       Ernst Rautenberg.


Zu Johannis und Michaelis stehen meine beiden
Paterre-Wohnungen
zu vermiethen.                                                    Johanna Creutzfeldt.


Gesucht zu sogleich oder zu Ostern

ein Mädchen

für häusliche Arbeiten in "Stadt Lübeck" in Schönberg.


Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von                          
Glacé-Handschuhen.
sowie Schlipse u. Cravatten in großer Auswahl
zu billigsten Preisen.
                                                    H. Böckmann.
Handschuhmacher.


Gesucht, zu Ostern für mein techn.= und chirurg.=Gummiwaaren=, Treibriemen=, Maschinenöl= und Gummikurzwaaren=Geschäft ein

Lehrling.

Station im Hause.

Rostock.                                                     Wilhelm Vick.


ca. 3 Fuder Dung
habe ich abzugeben.                                                    
Schönberg.                                                     J. Licht.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 3]

Oeffentliche Prüfung der Realschule.
Mittwoch, den 22. März.

Vormittags.  |  Nachmittags.
  8 Uhr Elementarklasse H. Neumann.  |    2 Uhr. III. Klasse. Französisch. Pleines.
  9 Uhr VI. Klasse. Anschauungsunterricht. Kelling  |  Latein. Präfcke.
2. Abt. Deutsch. Kelling.  |    3 Uhr.   II. Klasse. a. Arithmetik. Juling.
10 Uhr.   V. Klasse. Rechnen. Schär.  |  b. Englisch. Krempien.
Naturbeschreibung. Neumann.  | 
11 Uhr. IV. Klasse. Geographie, Gilberg.  | 
Naturbeschreibung. Knauff.  |  Entlassung der abgehenden Schüler.

Zu diesen Prüfungen ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst ein
                                                    Direktor W. Ringeling.

Schönberg, im März 1893.


Bilanz der Jahres-Inventur ult. Dezember 1892
der Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf, e. G. m. u. H.

[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]

Die Zahl der Genossen beträgt 14.
Die Bilance der Jahres=Inventur pro ultimo December 1892 erkennen wir für richtig an.
Molkerei=Genossenschaft zu Niendorf e. G. m. u. H.
Aufsichtsrath.                                                    Vorstand.
gez. W. Bade.       W. Burmeister.       W. Maass.      J. Ollrogge.       W. Oldörp.       J. Oldenburg.
Die Revisoren: H. Peters.       W. Baars.


Schweineversicherungsverein
zu Schönberg.

Hierdurch zur Nachricht, daß heute der vorbezeichnete Verein gegründet ist. Aufnahmen bewirken in Schönberg noch bis zum 4. April d. Js., ohne Berechnung von Eintrittsgeld die Herren:

Schäper, Wallstraße,
Pagel, Schlauentrift,
W. Maass, Sabowerstraße,
J. Jabs, Im Schützenhaus.

Anmeldungen von den Dörfern, die noch nicht durch heute bestellte Deputirte vertreten sind, nimmt der Vorstand entgegen.
Die Statuten sollen am 2. Osterfeiertage, den 3. April, Nachmittags 2 Uhr, in einer Generalversammlung im Köster'schen Saale berathen werden.
Schönberg, den 19. März 1893.

Busch.    Hill.    Breuel.    Kibbel.    Kloth.


Gartenbauverein.
Dienstag den 21. März abends 8 Uhr
Versammlung

bei Herrn Kaufmann Maaß
Beratung über Anlegung eines Kartoffelversuchsfeldes.

                                                    Der Vorstand.


Grosser Verdienst!

Händler, Hausirer gesucht für einen ganz neuen, durchaus soliden, überall leicht verkäuflichen Haushaltsartikel.

30% Rabatt!
L. H. Starke, Leipzig,
Steinstrasse 85.


Zugelaufen ein weißer Hund mit gelben Flecken. Abzuholen gegen Erstattung der Unkosten beim

                                                    Hauswirth W. Burmeister
                                                    in Schlagbrügge.


Die öffentliche Prüfung

der Bürgermädchenschule findet am Donnerstag, den 23. März, von 8-1 Uhr statt. Zu derselben ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst ein
Schönberg, den 20. März 1893.

                                                    Rektor Schinn.


Schönberg. Geschäfts-Eröffnung.

Am Mittwoch, den 29. d. Mts., eröffne ich meine

Schankwirthschaft.

Ausspannung schon von heute an.

                                                    J. Scharnweber,
                                                    vor der Sabowerstraße.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Fünfte Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch, den 22. März 1893.
Der Prophet.
Große Oper in 5 Aufz. von Meyerbeer.
Anfang 6 Uhr.                           Ende 9 1/4 Uhr.
Schwerin, den 17. März 1893.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Statt besonderer Meldung.
Auguste Gäth.
Otto Lehmbecker.
Verlobte.

Bechelsdorf
z. Z. Dalliendorf.
                                                     Wendisch-Rambow.


Für die vielen Beweise aufrichtiger Theilnahme sowie dem Herrn Consistorial=Rath Kaempffer für seine trostreichen Worte sagen ihren herzlichsten Dank.

                          H. Buschow. P. Hagen
                                  und Familie.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 4]

P. P.                          

hiermit beehren wir uns anzuzeigen, daß wir mit dem heutigen Tage ein

Herren-Confection-Geschäft

nach Maaß unter der Firma

Lange & Wilms

hier eröffnet haben. Für größte Solidität unserer Lieferungen übernehmen wir Garantie, und bürgen unsere Namen für reellste und prompteste Bedienung; selbst nicht von uns entnommene Stoffe, resp. Futtersachen werden verarbeitet.

Wir geben uns der angenehmen Erwartung hin, daß Sie bei billigst gestellten Preisen recht bald Veranlassung nehmen werden, uns Ihre werthen Aufträge zuzuwenden.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Lange & Wilms.

Gänzlicher Ausverkauf.
Die beste Gelegenheit billig zu kaufen!

Wegen Veränderung unseres Lagers, beabsichtigen wir, den ganzen Vorrath von

fertigen Herrengarderoben

zum Selbstkostenpreis und darunter zu verkaufen.

                                                    Achtungsvoll
                                                    Lange & Wilms.


Kohrs, Behnke & Co.
Hamburg.                                                     Billwärder,
Dünger-Fabrik,
offeriren billigst:
Alkalischen Kalk-Dünger,
Gefällten kohlensauren Natron-Kalk, ganz fein,
Natron-Wiesendünger,
Chili-Salpeter, getrocknet, gemahlen und gesiebt,
Roh-Kali-Salpeter.
zu den billigsten Tagespreisen.


        Heute Nacht starb plötzlich und unerwartet am Herzschlage mein lieber Sohn, Schwager und Onkel

H. Bade, Schneidermeister,
im Alter von 55 Jahren.

        Tief betrauert von

den Hinterbliebenen.

        Schönberg, den 20. März 1893.

Die Beerdigung findet am
Donnerstag, den 23. d. Mts., Nachm. 3 Uhr statt.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 23 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. März 1893.


Der Bund der Landwirthe

breitet sich in allen Theilen Deutschlands aus. Man hat ihm den Vorwurf gemacht, daß er nur die Interessen des Großgrundbesitzes vertrete. Aber dieser Vorwurf ist unzutreffend. Im Gegentheil - er wird mit vollem Nachdruck eintreten für die Wahrung der Interessen des selbstständigen Handwerks und der kleinen Landstädte.
Bauer und Handwerker, Landwirthschaft und Landstädte haben die gleichen Interessen. Sie stehen und fallen, leben und verkümmern miteinander. "Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt." Das ist ein altes Sprichwort, welches namentlich in Mecklenburg volle Geltung besitzt. Alles was zum Gedeihen der Landwirthschaft beiträgt, kommt Handwerkern und Städtern zu gute. Der Handwerker findet seine Arbeit, der Handeltreibende seinen Absatz auf dem Lande. Muß der Bauer sich nach Möglichkeit einschränken, läßt der größere Grundbesitzer nichts machen, wer leidet? Handwerker und Geschäftsmann. Das sind klar zu Tage liegende Thatsachen. Wie der Bauer das Rückgrat der ländlichen Bevölkerung bildet, so ist der Handwerker das Rückgrat der Städte. Ist das Rückgrat krank, so ist der ganze Organismus gelähmt. Staatsweisheit ist es, Bauer und Handwerker lebensfähig zu erhalten. Deshalb besteht die Hauptaufgabe des Bundes der Landwirthe darin, diese beiden Hauptsäulen unseres öffentlichen Lebens zu stützen, zu stärken, zu kräftigen. Nicht getrennt sind sie in's Auge zu fassen, sondern vereint. Allen den Factoren, welche mit eiserner Consequenz durch auflösende Tendenzen versuchen, auf dem Wege der Gesetzgebung und durch die Presse diesen beiden Hauptorganen den Lebensnerv zu unterbinden, muß mit nie rastender Energie unerbittlich entgegengetreten werden. Wir finden diese Factoren in den Kreisen, welche abhängig von der Börse sind und den Ideen des Sozialismus huldigen. Ohne schonungslose Opposition nach dieser Richtung ist für den Bauer= und Handwerkerstand nichts zu erreichen. Man hält in den angeführten Kreisen das Kapital oder den Arbeiter für Säulen des Staatslebens, nicht Bauer und nicht Handwerker, die Arbeit und Kapital in sich vereinigen. Bauer und Handwerker sind die Lösung der socialen Frage, aber sie müssen existieren, um sie lösen zu können. Worte sind genug gewechselt, man will jetzt Thaten sehen, sonst geht die Weltgeschichte rücksichtslos über Bauer und Handwerker zur Tagesordnung über. Aber dieser Krach wird weder vor dem Kapital, noch vor dem Arbeiter stehen bleiben, sondern das Chaos des Anarchismus wird Alle und alles ins Verderben ziehen.
Noch ist es Zeit dem Untergange vorzubeugen, aber wir stehen in der elften Stunde. Solidarität der Interessen von Stadt und Land muß die Parole sein und alle, welche Arbeit und Kapital, diese beiden Gegensätze im täglichen Wirken und Streben in sich vereinigen, müssen Schulter an Schulter marschiren, damit vor dieser Sturmkolonne der uns umgebende Feind besiegt seinen nutzlosen Kampf aufgiebt.


- Nach dem Vorgang der preußischen Regierung sind auch von der bayrischen und sächsischen Regierung Cholerakurse für praktische Aerzte eingerichtet worden. Dieselben finden in München und Leipzig statt.
- Bei vielen militärpflichtigen jungen Leuten besteht die irrige Ansicht, daß, falls sie bereits einmal als Ernährer der Mutter, als Leiter eines Geschäfts, wegen Berufsbildung oder aus sonst einem andern Grunde von der Ersatzkommission zurückgestellt worden sind, dieselben den Zurückstellungsantrag nicht zu wiederholen haben. Diese Zurückstellung hat jedoch nur für das Jahr Wirkung, für welches der Militärpflichtige zurückgestellt worden ist. Es muß der Antrag um Zurückstellung jedes Jahr und zwar so lange wiederholt werden, bis über den Militärpflichtige endgiltig entschieden ist. Es haben daher Militärpflichtige, welche im vorigen Jahr und nur auf ein Jahr zurückgestellt worden sind, auch in diesem Jahr einen Antrag um Zurückstellung einzureichen, und zwar spätestens bis zum Tag ihrer Gestellung.
- Der Generalfeldmarschall Graf Blumenthal befindet sich noch immer nicht außer Gefahr, obschon am Dienstag Mittag sein Befinden nach einer gut verbrachten Nacht befriedigend gewesen ist. Die Aerzte halten die Krisis noch nicht für überwunden.
- Ein entsetzlicher Unglücksfall wird aus Rixdorf bei Berlin gemeldet. Eine junge Mutter ließ ihren etwa einjährigen Knaben am offenen Fenster der im ersten Stockwerk belegenen Wohnung spielen, wobei das Kind plötzlich ihren Händen entglitt und hinausstürzte. Ein kleines 10jähriges Mädchen, das auf der Straße spielte und das Kind herabstürzen sah, wollte es mit seinem Schürzchen auffangen, aber das unglückliche Knäbchen fiel neben dem kleinen Mädchen auf den gepflasterten Bürgersteig, wo es mit zerschmetterten Gliedern aufgehoben wurde. Die bedauernswerthe Mutter versuchte in ihrem Schmerz, sich mit einem Küchenmesser die Kehle durchzuschneiden und nur mit vieler Mühe gelang es, ihr das Instrument zu entwinden. Das verunglückte Kind starb wenige Stunden nach dem Unglücksfall.
- Der Berliner Viehmarkt wurde soeben polizeilich gesperrt. Da die Maul= und Klauenseuche konstatiert ist, so dürfen Thiere vom Viehhof nicht lebend entfernt werden. Die Zufuhr von Vieh ist selbstverständlich gestattet.
- Die zweite Reise des großen Berliner Luftballons "Humbold", die Dienstag vormittag begonnen wurde, fand Dienstag nachmittag in Rogasen ihr glückliches Ende. Die wissenschaftliche Ausbeute der Fahrt wird sehr groß sein, da der Ballon eine Höhe von über 5000 Metern erreichte.
- In Hamburg erreichte am Dienstag der Wasserstand im Hafen infolge eines stürmischen Westwindes, durch den viel Wasser in die Elbe getrieben wurde, eine Höhe von 13 Fuß 7 Zoll über Null, eine Höhe, wie sie dort seit mehreren Jahren nicht vorgekommen ist. Wie gewaltig der zeitweilig zum Orkan ausgeartete Sturm war, beweist, daß die im Hafen liegenden Schiffe derartig umhergeschleudert wurden, daß zu befürchten stand, sie würden von ihrer Vertauung losgerissen. Der Verkehr im Hafen mußte, soweit kleinere Fahrzeuge in Betracht kamen, eingestellt werden, um Unfällen vorzubeugen. - Die für das Reichstagsgebäude in Berlin bestimmte Kolossalgruppe der Germania, welche zunächst auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt werden soll und zweifellos einen Glanzpunkt unter den zahlreichen deutschen Ausstellungsgegenständen bilden wird, wurde in Hamburg in dem nach Baltimore bestimmten Paketfahrt=Dampfer "Baumwall" verladen.
- Der Reichspostdampfer des Norddeutschen Lloyd "Preußen" stieß am Montag abend auf der Fahrt von Southampton nach Antwerpen im Kanal während dichten Nebels mit dem russischen Dampfer "Peter der Große" zusammen. Letzterer sank, doch wurde die ganze Besatzung gerettet. Der Dampfer "Preußen" ist mit Schaden am Bug früh auf der Schelde angekommen.
- Vor einigen Tagen ertranken zwei junge Leute von 16 und 18 Jahren am Wadrinauwehr bei Metz. Das letzte hohe Wasser hatte die Rettungsschnur mit der Warnungstafel weggerissen: so kamen die beiden dem Wehr zu nahe und stürzten hinab. Der eine der Verunglückten war Primaner der dortigen Realschule. Er gewann durch Schwimmen festen Grund. Als er aber seinen Freund mit den Wellen kämpfen sah, eilte er ihm zu Hilfe und fand nach der "Str. Pr." mit ihm den Tod.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 23 Seite 6]

- Der Hafen von Memel ist noch immer von dichtem Grundeis vermauert, welches jedes Ein= oder Auslaufen der Schiffe verhindert: seit zwei Monaten stockt die Schifffahrt vollständig. Auch auf der Rhede treiben starre Eisschollen von umfangreicher Größe, welche vorbeisegelnden Fahrzeugen äußerst gefährlich werden können.
- An der kurländischen Küste unweit Libau stecken, wie man aus Riga meldet, 32 Dampfer in Eisschollen fest. Die Lage der Dampfer ist zum Theil bedenklich; die zur Rettung derselben unternommenen Versuche blieben bisher ohne Erfolg.
- Ein sehr bedeutender Münzenfund ist vor Kurzem in der Nähe eines Dorfes in der Gegend von Wolfenbüttel gemacht worden. Bei der Urbarmachung eines wüsten Terrains stießen die Arbeiter auf einen verrosteten Kasten, der gegen 900 große und kleine Silbermünzen enthielt. Da diese alle aus der zweien Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, ist anzunehmen, ist daß die Begrabung des Schatzes zur Zeit des dreißigjährigen Krieges stattgefunden hat. Reich ist der Fund besonders an alten seltenen Thalern und Schaustücken, darunter einer sogenannter Dickthaler des Grafen Ernst II. von Hohnstein vom Jahr 1539.
- Wie verlautet, wird der Kaiser Franz Josef am Donnerstag abend von seinem Besuch bei der in der Schweiz weilenden Kaiserin wieder in Wien eintreffen. Auf der Rückreise beabsichtigt der Kaiser, dem Prinzen und der Prinzessin Leopold in München und dem Erzherzog Franz Salvator und dessen Gemahlin auf Schloß Lichteneg Besuche abzustatten.
- Prof. Dr. Schafft vom Realgymnasium zu Gera hat in einem Vortrag über Regelmäßigkeiten im Gang der Witterung nachgewiesen, daß alle 35 Jahre ein regelmäßiger Wechsel von regnerisch=kühler und trocken=warmer Witterung eintritt, sodaß wir bis Ende 1899 noch eine Zunahme der Trockenheit, dann aber wieder eine Periode der Feuchtigkeitszunahme zu erwarten haben. Störungen und Ausnahmejahre sind bei dieser Regel nicht ausgeschlossen. Schon jetzt sollen sich Gemeinden und Private auf zunehmenden Wassermangel einrichten.
- Den berüchtigten Londoner Nebel vermag die Sonne nicht oft zu durchdringen. Geschieht es dennoch, dann wird dies besonders registriert, und schließlich wird sorgfältig Buch darüber geführt, wie oft im Jahr in London die Sonne geschienen hat. Für das Jahr 1892 ist festgestellt, daß die Londoner während 1214 Stunden Sonnenschein hatten. Im Jahre 1888 nur 898 Stunden. Am Freitag vor. Woche wurde in den Gärten der botanischen Gesellschaft in London ein 8 1/2 Stunden andauernder Sonnenschein registriert.
- Das erste Aluminium=Schiff wird voraussichtlich in Frankreich gebaut werden. Der Zeitschrift "Le Yacht" zufolge hat ein Freund des Segelsports, der Franzose le Comte de Chabanes La Palice die "Societé des chantiers de la Loire" mit dem Bau einer 10=Tons Yacht aus Aluminium beauftragt. Wenn die Yacht, wie die meisten ihrer Klasse, aus Stahlspangen mit Holzbekleidung gebaut werden würde, so würde der Rumpf ein Gewicht von 4500 Kg. aufweisen, während die Anwendung von Aluminium dasselbe auf 2500 Kg. reduciert. Dies wird das erste Seefahrzeug werden, welches aus dem neuen Material hergestellt wird.
- "Das Testament eines Millionärs und Selbstmörders" - unter dieser Ueberschrift berichtet die "Newyorker Handelsztg." über eine nach Deutschland, zum Theil nach Berlin gefallene Millionärerbschaft folgende Einzelheiten: Der reiche deutsche Grundeigenthumshändler Edward H. M. Just, der sich unlängst in einem Anfalle von Melancholie erschossen hat, hat in seinem nunmehr eröffneten Testamente seine Verwandten in sehr liberaler Weise bedacht. Es erhalten seine Schwägerin Anna Kühne in Dresden und seine Brüder Fritz und Hermann Just in Berlin, sowie sein Neffe Karl Just je eins der dem Verstorbenen, einem Junggesellen, gehörigen eleganten Häuser an der West 132. Straße Den Rest des Nachlasses, welcher über 2 Millionen Dollars beträgt, erben die Schwester des Verstorbenen, Elise Baumann in Halle, und seine Brüder Karl Just in Eisleben und Johannes Just in Halle zu gleichen Theilen.
Der dieser Tage in Berlin verstorbene Oberstabsarzt a. D. Aschè war, wie die Voss. Ztg. bemerkt, der erste Jude, der Oberstabsarzt I. Klasse geworden ist. Er wurde außerdem mit dem Eisernen Kreuze zweiter Klasse und dem Roten Adlerorden dritter Klasse mit der Schleife ausgezeichnet. Der Hingeschiedene stand beim 3. Feld=Artillerie=Regiment und hatte alle drei Feldzüge mitgemacht.
- Was ist ein "Stammgast?" Wenn in einem Restaurant ein Herr das Bierglas in die Höhe hebt, einen prüfenden Blick hindurchgehen läßt und der Wirth springt hinzu und fragt ängstlich und voll Ergebenheit: "Wohl trübe?" Und der Herr antwortet: "Nein, nur ein kleines Stückchen Pech, es hat sich schon gesetzt, thut nichts," der Wirth aber das Glas ergreift, damit an die Bierausgabe stürzt, unterwegs zwei Kellnerjungen maulschellt und dem Herrn ein frisches Glas Bier mit der Bitte kredenzt, zu entschuldigen u. s. w., so ist der Herr ein seltener Gast. Wenn ein anderer Herr das Bierglas in die Höhe hebt, durchsieht und sagt: "Heute recht viel Pech im Bier" und der Wirth antwortet: "Ja das kann vorkommen," dabei aber dem Kellner ein Zeichen giebt, das Bier umzutauschen, so ist der Herr ein regelmäßiger, aber kein täglicher Gast. Wenn aber ein Herr ins Bierglas guckt und bald darauf mit einem Hölzchen eine Menge Pech herausfischt, ganz bescheiden zum Wirth sagt, der, die Hände in den Hosentaschen, ruhig zusieht: "Aber das muß das letzte vom Faß sein, das kann man vor Pech kaum trinken," und der Wirth wird feuerrote und schnauzt den Herrn an: "Na, Ihrem alten einfältigen Magen schadt's doch nicht, wenn er einmal ausgepicht wird!" so ist das ein Stammgast.
- Russische Wirthschaft. Ein drastisches Zeugnis für die Rohheit wie für den Unverstand der jetzigen Deutschenverfolgungen in Rußland giebt der folgende Vorfall, dessen Authentizität die "Kreutzztg." verbürgt: In Reval hat ein Herr v. W. eine Französin zu sich als Gesellschafterin seiner Tochter ins Haus genommen. Vor einigen Tagen gehen die beiden jungen Damen in lebhaftem französisch geführtem Gespräch über die Straße. Da fühlt die eine plötzlich einen heftigen Schlag auf dem Rücken. Wie sie sich entsetzt umblickt, steht ein Russe vor ihr, mit noch gehobenem Stocke: "Ich werde euch verfluchten deutschen Weibern lehren, auf der Straße deutsch zu reden!" ruft er ihnen russisch zu. Die Damen retteten sich in das nächste Haus. Später angestellte Untersuchungen sind so geführt worden, daß man jenen edlen russischen Stockhelden, der nicht einmal deutsch und französisch dem Klange nach unterscheiden kann, bisher nicht hat auffinden können.
- Mit dem Zuchtmarkt für edlere Pferde in Neubrandenburg, welchem bekanntlich sehr auserlesenes Material zugeführt wird, ist wie bisher, so auch in diesem Jahre eine Verlosung von 85 edlen Pferden, mehreren Equipagen u. s. w. verbunden. Diese Lotterie erfreut sich seit zwei Jahrzehnten der besonderen Vorliebe des Publikums. Der Preis des Looses beträgt nur 1 Mark. Der erste Hauptgewinn, eine Equipagen mit 4 Pferden und vollständigem Geschirr hat einen Werth von 10 000 Mark. Fernere Gewinne sind u. A.: Eine Equipage mit 2 Pferden und vollständigem Geschirr Werth 4500 Mark, eine dergleichen mit 2 Juckern, und vollständigem Geschirr, Werth 2400 Mark u. s. w. u. s. w. Das Bankhaus A. Molling in Hannover hat wiederum den General Debit dieser renommirten Lotterie übernommen.
- In der Hauptziehung der mecklenburgischen Landeslotterie fiel der erste Hauptgewinn von 200 000 M. auf Nr. 46 552 in die Hauptkollekte D. Lewin in Neustrelitz. Es ist dies um so bemerkenswerther, als die Prämie in Höhe von 300 000 Mark in den beiden vorhergegangenen Ziehungen in dieselbe Kollekte fiel.
- Die schönste Kombination. Backfisch: " . . Es giebt Uhren mit Musik, Nähmaschinen mit Musik, ja sogar Albums mit Musik - aber das schönste ist und - bleibt doch ein - Leutnant mit Musik!


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