No. 14
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. Februar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 1]

                  Militairpflichtige können auf Grund der in der Wehrordnung gegebenen Bestimmungen in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse vorläufig zurückgestellt, auch vom aktiven Militairdienst in Friedenszeiten gänzlich befreit werden. Die auf solche Vergünstigung gerichteten Gesuche (Reclamationen) müssen bei Großherzoglicher Landvogtei hier unter gleichzeitiger Vorlage der zur Begründung dienenden Nachweise (ärztliche Atteste etc.) eingebracht werden und zwar so zeitig, daß sie von dieser Behörde stets noch vor, spätestens aber zu Anfang des Musterungstermines noch vorgelegt werden können. Alle später eingehenden Gesuche werden unbedingt abgewiesen werden, wenn nicht der Grund derselben nach der Musterung eingetreten sein sollte.
                Solches wird auf Ansuchen der Ober=Ersatzcommission in Schwerin hierdurch bekannt gemacht.
                Schönberg, den 15. Februar 1893.

Der Civilvorsitzende der Ersatzcommission des Aushebungsbezirks
für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                  Die Maul= und Klauenseuche unter den Kühen der Hauswirthe Freitag in Lübseerhagen und Bohnhof in Gr. Siemz ist erloschen.
                Schönberg, den 14. Februar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der "Kreuz=Ztg." ist von einer Seite, bei der wie sie hinzufügt, "ein Irrthum ausgeschlossen ist," die Nachricht zugegangen, daß der russische Thronfolger dem deutschen Kaiser nicht gesagt habe, daß ein russisch=französisches Bündnis nicht bestehe.
"Das kleinste Gewehrkaliber." Unter diesem "vielversprechenden" Titel veröffentlicht der Generalmajor z. D. R. Witte im Verlag von R. Eisenschmidt eine sachlich gehaltene Flugschrift, in der er zum Schluß kommt, daß die Staaten demnächst genötigt sein werden, zu einem Infanteriegewehr von nur 5 Millimeter Kaliber überzugehen. In Chile habe man Versuche mit einem 6 Mm.=Gewehr gemacht, dessen größte Schußweite nach der Behauptung seiner Erfinder 6000 Mtr. betrage, während das Geschoß auf 5000 Meter noch ein Pferd vollständig zu durchbohren vermöge. In Rußland habe man bei Proben mit einem 5 Mm.=Gewehr erstaunlich günstige Ergebnisse erzielt. Nach Prof. Hebler sei die 5 Mm=Waffe der 8 Mm.=Waffe um das 2 8/10fache überlegen. Witte hebt als besonderen Vorzug die Erhöhung der unmittelbar bereiten Patronenzahl hervor. Der Uebergang zum 5 Mm.=Gewehr würde Deutschland einige Hundert Millionen Mark kosten. Damit wäre dann seit 1871 das Infanteriegewehr zum vierten Mal gewechselt.
Die Militaircommission des Reichstages hat am Sonnabend nun endlich die allgemeinen Erörterungen über die neue Militairvorlage abgeschlossen und am Dienstag wurde in die Spezialberathung eingetreten, zu welcher eine Anzahl von Antragen vorlagen. Bisher sind keinerlei positive Resultate erzielt worden. Der Reichskanzler Graf Caprivi erklärte in der letzten Kommissionssitzung, daß amtlich von irgendwelchen Marineplänen, die über das hinausgehen, was dem Reichstage bereits vorliegt, nichts existirt. Der Umbau und die Vergrößerung von Wilhelmshaven seien nicht beabsichtigt. Der Vertreter des Reichsschatzamtes theilte mit, daß in den nächsten Jahren die Zolleinnahmen des Reiches von selbst 13 Millionen pro Jahr etwa mehr ergeben werden und konstatirte, daß die Lage der einzelnen Bundesstaaten sich in den letzten Jahren nicht verschlechtert sondern gebessert habe. Der von seiner Krankheit wiederhergestellte Abg. v. Bennigsen beantragt gesetzliche Festlegung der zweijährigen Dienstzeit für die Dauer der neuen Militairvorlage. Abg. Rickert (freis.) beantragt die Festlegung der zweijährigen Dienstzeit mit einer Verfassungsänderung, also für die Dauer. Beide Anträge wollen die Verkürzung der Dienstzeit für die Fußtruppen. Die Sozialdemokraten beantragen Einführung der zweijährigen Dienstzeit für alle Truppen. Bestimmte Erklärungen der Reichsregierungen über etwaige Konzessionen werden erst nach Abschluß der ersten Berathung der Vorlage, also in einigen Wochen, erwartet. Meldungen, nach welchen sich die Reichsregierung mit Auflösungsgedanken tragen soll, sind unbegründet.
Zum Kommandanten von Berlin wurde an Stelle des Generals der Kavallerie Graf Schlieffen I der bisherige Kommandeur des 1. Garderegiments Oberst v. Natzmer ernannt.
Die Verurtheilung der beiden Lesseps zu hohen Gefängnißstrafen erregte in den weitesten Kreisen der französischen Bevölkerung die innigste Theilnahme. Der "Figaro" schreibt: Das gefällte Urtheil im Panamaprozeß zerstört die glorreiche Vergangenheit hochangesehener Männer. Der Präsident Carnot muß von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch machen, damit, ohne das Urtheil aufzuheben, die Grausamkeit desselben vermindert werde, umsomehr als es sich um den in Ehren alt gewordenen Ferdinand v. Lesseps handelt. Unter

[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 2]

denjenigen, welche das Urtheil billigten, würde sich niemand finden, welcher die Begnadigung mißbilligen würde.
Die russische Kaiserfamilie wird, wie ein stets gut unterrichtetes dänisches Blatt erfährt, im kommenden Sommer wiederum einen längeren Aufenthalt im Schloß Fredensborg bei Kopenhagen nehmen. Der Zar scheint seine jährlichen Sommerferien am dänischen Königshofe nicht entbehren zu können. Seine Ankunft in Kopenhagen soll für August in Aussicht gestellt sein. Außer dem russischen Kaiserpaar werden auch der König von Griechenland mit Gemahlin und Kindern, sowie die Prinzessin von Wales mit ihren Kindern erwartet.
Zur Vermehrung der südwestafrikanischen Schutztruppe haben dieser Tage 3 Offiziere und 200 Unteroffiziere und Mannschaften, unter letzteren 4 Lazarettgehilfen, Berlin verlassen. Am 14. Februar werden dieselben an Bord eines Norddeutschen Lloyddampfers eingeschifft, um am 15. Morgens die Fahrt nach Südwestafrika anzutreten. Der deutsche Offizierverein hat die Ausrüstungen geliefert. Wie die "Tägliche Rundschau" erfährt, haben sich dem Transport 10 junge Mädchen, Bräute von in Westafrika bereits angesiedelten ehemaligen Unteroffizieren der Schutztruppe, angeschlossen. Die Führung des Transportes hat Hauptmann Fischer, Kompagnieführer in der ostafrikanischen Schutztruppe, z. Z. komandiert zum Reichsmarineamt.


- Schönberg. Wie aus einem Inserate in der heutigen Nummer ersichtlich ist, wird den Mecklenburg=Strelitzern, die außerhalb ihres Heimathslandes ihren Wohnsitz haben, Gelegenheit geboten werden, sich durch ihre Unterschriften an einer in Aussicht genommenen Glückwunsch=Adresse zur goldenen Hochzeit II. KK. HH. des Großherzogs und der Großherzogin am 28. Juni ds. Js. zu betheiligen. Adressen auswärts wohnender meckl.=strelitzischer und fürstenthum=ratzeburger Landsleute ist die Redaktion der "Meckl.=Strel. Landeszeitung" in Neustrelitz bereit entgegen zu nehmen und das Weitere dann zu veranlassen. Patriotische Gesinnungsgenossen und Zeitungen werden durch weitere Bekanntgabe um freundliche Beihülfe zur Nachforschung und Angabe solcher Adressen zu dem bezeichneten Zwecke höchst gebeten.
- Schönberg. Es sei noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Organist Carlau am Sonntag Reminisscere hierselbst ein Kirchenkonzert veranstalten wird. In demselben werden außer dem Chor der Mädchenschule, geleitet von Herrn Carlau, auch noch einige vom letzten Conzert her bekannte Lübecker Kräfte mitwirken. So wird Herr Organist Lichtwark, dessen Technik an dieser Stelle nicht mehr hervorgehoben zu werden braucht, einige Orgelsachen zum Vortrag bringen; Frau Schmidt wird uns wieder durch einige Lieder und Arien erfreuen. Diesen beiden gesellt sich noch ein auf dem Conservatorium vorgebildeter Geiger hinzu. Der Zweck des Conzerts ist ein edler, da die Einnahme dazu dienen wird, die durch die Kirchenheizung entstandene Schuldenlast von ca 230 M. wenn nicht zu tilgen so doch zu verringern. Jeder Kirchenbesucher weiß wohl die Annehmlichkeit eines durchwärmten Gotteshauses zu schätzen und hat somit Gelegenheit, nach seinen Kräften für eine gute Sache beizusteuern, indem er sich zugleich einen Genuß verschafft, der uns Schönbergern nicht oft geboten wird.
- Schönberg. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch wurden die Bewohner mehrerer Häuser vor der Marienstraße durch eine Ueberschwemmung aus ihrer Nachtruhe gehört. Der Abflußgraben, welcher das von dem zwischen der Rehnaer und der Rottensdorfer Chaussee belegenen Stadtacker u. s. w. kommende Wasser fortleitet, war in Folge des eingetretenen Thauwetters und der andauernden Niederschläge so stark angeschwollen, daß die durch die Rehnaer Chaussee führende Sielleitung die andrängenden Wassermassen nicht zu fassen vermochte. Dieselben stauten daher über die angrenzenden Gärten, Höfe, die Chaussee, drangen in die Häuser und Keller ein und richteten manchen Schaden an. Bei der Upahlschen Gärtnerei und dem gegenüberliegenden P. Maaßschen Grundstücke fand das Wasser endlich Abfluß von der Chaussee in die tiefer gelegenen Wiesen.
- Einen recht merkwürdigen, aber auch lehrreichen Beitrag zum Kapitel der Arbeitslosigkeit der armen Bevölkerung in den großen Städten bringt die "Straßburger Post", indem sie schreibt: Die Verwaltung der Stadt Straßburg habe wiederholt und vergeblich 500 Arbeiter gesucht, zuerst um Schnee zu schaufeln und fortzuschaffen, dann um das Gelände am Hauptfriedhof zu ebnen. Von den 500 Männern, welche in der Suppenanstalt St. Marx die Armensuppen aßen und dann in den Wärmestuben Karten spielten, wollte kein einziger irgend eine Arbeit annehmen.
- Prinz Heinrich von Preußen hat am Freitag in Bremen an der Schaffermahlzeit Teil genommen. Der Prinz hat einen Trinkspruch auf Bremen ausgebracht und sodann noch auf eine Rede auf das Heer und die Flotte erwidert. Der Prinz sagte, Heer und Flotte würden dafür sorgen, daß Deutschland im Kriegsfall nicht Amboß, sondern Hammer sei.
- Das Reichspostamt läßt zwischen Bonny und Kamerun an der Westküste von Afrika eine telegraphische Verbindung herstellen; in diesem Monat soll sie in Angriff genommen werden.
- Der Dampfer "Pomeranian", welcher am 27. Januar von London nach Newyork abgegangen war, ist unter Führung des ersten Offiziers nach Greenock zurückgekehrt. Der Decksalon, die Brücke und die Boote waren von den Wellen fortgerissen, alle Schiffahrtsinstrumente mit Ausnahme eines Kompasses sind verloren gegangen. Zwölf Personen, darunter der Kapitän und 5 Matrosen sind umgekommen.
- Aus Nordschleswig. Ueber die Schicksale des dänischen Barons von Wedel=Wedelsborg, dessen Geisteszerrüttung auf einer Orientreise in Folge einer grausamen Mißhandlung seitens der Muhamedaner herbeigeführt worden ist, teilen dänische Blätter folgendes mit: Die frühere Meldung, daß der Baron auf seiner Reise durch Persien einen herbeieilenden Wirth erschossen habe, weil er in ihm einen Wegelagerer vermutete, bestätigt sich nicht; v. W. wurde vielmehr von den Bewohnern eines persischen Dorfes überfallen, weil dem Gottesdienst der Muhamedaner beigewohnt hatte. Um sich der erregten Menge zu erwehren, feuerte er seinen Revolver auf die Angreifer ab. Dieser Schuß wurde sein Verderben; wie Rasende stürzten die Verfolger über ihn her, schleppten ihn zum Dorfe hinaus und banden ihn an den Schweif eines Pferdes; dann wurde das Thier davongejagt. Ein europäischer Konsul, der die Unthat erfuhr, schritt energisch ein und führte die Auslieferung des Mißhandelten, der noch am Leben war, herbei. Die erlittenen Qualen haben den jungen W. irrsinnig gemacht. Nach längerem Aufenthalte in einer Irrenanstalt in Tiflis ist der Baron jetzt in der Middelfarter Irrenanstalt auf Fühnen untergebracht worden; es soll Hoffnung auf Heilung vorhanden sein. Der Kranke geht stets barhaupt, da er seit der Katastrophe es nicht ertragen kann, wenn sein Kopf mit einem Hute bedeckt ist.


Anzeigen.

Im Auftrage Großherzoglicher hoher Kammer sollen zwischen dem Bahnhofe und der Stadt Schönberg mehrere Grundstücke als Bauplätze öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Situation der Bauplätze wird Reflectanten auf desfalsiges Ansuchen gezeigt, und sind die Verkaufsbedingungen auf unserer Registratur einzusehen. Der Licitationstermin wird auf

Dienstag den 28. d. Mts.
Vormittags 11 Uhr

im Sitzungszimmer der Großherzoglichen Landvogtei anberaumt und werden Kaufliebhaber hiemit eingeladen.
Schönberg, den 14. Februar 1893.

Großherzogliches Domainenamt der Landvogtei des Fürstenthums=Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zur Baek sub Nr. 9 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Heitmann, Catharina geb. Burmeister, daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß

[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 3]

gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Praeclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 14. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


In der Nacht vom 3. auf den 4. d. Mts. sind von einem Wagen, welcher in Schönberg auf der Straße gehalten, zwei Wagenlaternen gestohlen worden. Jede derselben hatte zwei Glas= und zwei schwarz=lackirte Blechscheiben.
Um Vigilanz und Benachrichtigung wird gebeten zu den Akten 31/93.
Schönberg, den 16. Februar 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Freitag den 17. Februar Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst folgende Holzsortimente gegen Baarzahlung verkauft werden

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

        3 Stück eichen Langhölzer = 1,14 Fstm.(1 Loos)
        1 Stück eichen Klassenbaum IV. Cl. 2 Loose.
      29 Stück eichen Stangen I. u. II. Cl. 2 Loose.
        2 Rmtr. eichen Kluft.
        1 Stück buchen Nutzholz (Schlittenkufen)
    175 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. und Olm.
      20 Fuder buchen Pollholz u. Durchforstholz IV. Cl.
        2 Fuder ellern Wadelholz 2. Cl.
        1 Rmtr. fichten Knüppel.

2. Aus dem Mühlenbruch.

        2 Fuder Hasel pp. Buschholz.
  3 1/2 Fuder Dorn.
Schönberg den 8. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 20.

Am Donnerstag, den 23. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Schmidt zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

1. Aus dem Garnseerholze.

  2 Rmtr. eichen Kluft I. Cl. und Olm.
  2 Fuder eichen Pollholz.
  4 Stück buchen Nutzholzblöcke.
97 Rmtr. Kluft II. Cl., Olm u. Knüppel.
12 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl.
56 Fuder buchen Pollholz.
  6 Rmtr. birken Kluft und Knüppel.
13 Rmtr. ellern pp. Kluft, Olm und Knüppel.
30 Rmtr. Nadelholz Kluft, Knüppel und Olm.

2. Aus dem Bahlen.

  1 Rmtr. aspen Kluft u. Olm.
63 Rmtr. Nadelholz Kluft, Knüppel und Olm.
Schönberg, den 15. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 21.

Am Freitag d. 24. Februar Morg. 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen bei freier Concurrenz meistbietend verkauft werden

Aus dem Mannhäger Forste.

18 eichen Nutzholzenden = 17,86 Festm.
64 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.
43 Rmtr. buchen Kluft II. Cl.
59 Rmtr. buchen Knüppel.
Schönberg, den 15. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holzverkauf.

Am Sonnabend, d. 25. Februar Morg. 10 Uhr sollen in der Klein=Bünsdorfer Holzkoppel meistbietend verkauft werden:

        Buchen Kluft.
        Buchen Knüppel
        Eichen Kluft.
        Eichen und buchen Buschholz.
        Eichen Knüppel.
        ca. 40 Stück eichen Nutzholzblöcke.

                                                    Westphal,
                                                    Kl. Bünsdorf.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein
für Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die 40. ordentliche General=Versammlung der Herren Vereinsmitglieder wird

am Sonnabend, den 4. März,

Morgens 11 Uhr zu Schwerin in "Stern's Hôtel" stattfinden und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1892 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1892/93, sowie der revidierten Rechnung vom 1. März 1891/92.
2. Wahl eines Revisors sowie eines Districtsvorstehers für den 7. und neu errichteten 9. District.
3. Wahl neuer Taxanten für die nach Ablauf ihrer Amtsdauer statutenmäßig ausscheidenden Herren, sowie der Taxanten für den neuen District.
4. Beschlußnahme über Vereinsangelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden.
Die Herren Vereinsmitglieder werden um zahlreiches Erscheinen ersucht.
Grevesmühlen, den 1. Februar 1893.

Die Direction.
M. von Leers auf Mühlen=Eichsen.


Um unseren
meckl.=strelitzischen Landsleuten,

die sich außer Landes befinden oder in anderen Staaten und Ländern ihren dauernden Wohnsitz haben, Gelegenheit zu bieten, sich an einer

Glückwunsch-Adresse zur "Goldenen Hochzeit" unseres allerverehrten
Landsfürsten u. hochdessen Gemahlin
am 28. Juni d. Js.

durch ihre Unterschrift zu beteiligen, bitten wir dieselben hierdurch, uns ihre werten Adressen zur weiteren Veranlassung gütigst baldigst zugehen zu lassen. Ferner werden Angehörige oder Bekannte der Betreffenden um freundliche Beihülfe zur Erlangung solcher Adressen ergebenst gebeten.

Redaktion der "Meckl.-Strel. Landesztg."
in Neustrelitz.


Suche zu Ostern einen
Lehrling
                                                    E. Schröter, Schneidermeister.
                                                    Sabowerstr. Nr. 45 b.


Gesucht w. z. Ostern                          
ein Mädchen
z. Kinderwarten u. z. Verricht. häusl. Arbeiten v.
Schönberg.                                                     M. Richter, geb. Rotermann.


Mein Schimmelhengst                          
Quatember
und der schwarze hannov. Hengst, von Kansas,
Mutter von Thorschreiber,

decken von jetzt an für 10 M. und 1 M. an den Stall und setze ich doppelt oder gar nicht.

                                                    Hauswirth Möller in Sülsdorf.


Pferd                                                     Pferd

Mein schwarzer Hengst Granit deckt von jetzt ab fremde Stuten.

Deckgeld incl. Stallgeld 13 Mk.
                                                    Hauswirth H. Oldenburg,
                                                    Rieps.


Mein 4jähriger dunkelbrauner Hengst deckt fremde Stuten für 11 Mark incl. Stallgeld.

                                                    Hauswirth J. H. Ziething,
                                                    Thandorf.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 4]

Klaus Groth * Klaus Groth

In unserem Verlage erschien:                          
Klaus Groth's
Gesammelte Werke.
Vollständig in 4 Bänden v. 1327 Octav=Seiten, vorzügl. Druck, bestes Velin=Papier.
Mit dem Bild des Dichters.
Gebunden in 4 hocheleganten Einbänden
nur M. 10, -.
(Für Schüler und Volksbibliotheken sind auch ungebd. Exempl. zu M. 8, - auf Verlangen zu haben.)

. . . . . Klaus Groth's Werke sollte jeder gebildete Deutsche lesen. Auch in jeder Schulbibliothek sollten sie zu finden sein. . . . . .

("Grenzboten.")

. . . . . Ein Dichter wie Klaus Groth, der als der erste in unserem Jahrhundert das Plattdeutsche für die Poesie rettete und adelte, bedarf keiner besonderen Anpreisung mehr. Seine Würdigung ist abgeschlossen. . . .

                                                    (Prof. Bulthaupt in der "Weser=Ztg.")

. . . . . Unter den wirklich dauernden und unvergänglichen Werken unserer Litteratur nehmen die Schöpfungen Groth's einen hervorragenden Rang ein. . . . .

(Oberlehrer Krumm in der "Kieler=Ztg.")

. . . . . Stehen nicht die Gedichte dieser anmutigen Sammlung (Quickborn) an Formvollendung dem Vollkommensten gleich, was je die Poesie der Kulturvölker geschaffen? . . .

(Zeitg. f. Litteratur d. "Hamb. Correspondenten.")

. . . . . Keine bessere Gabe konnte der deutsche Buchhandel auf den Weihnachtstisch bringen, als die Werke des besten nicht nur der plattdeutschen, sondern der deutschen Dichter, dessen Quickborn zu dem Schönsten in dem Schatz unserer Poesie gehört und dessen Erzählungen aus der Tiefe der Volksseele hervorgehoben sind. . . . .

(Julius Stettenheim i. d. "Deutschen Wespen.")

Gegen Einsendung des Betrags erfolgt postfreie Zusendung.

                                                    Lipsius & Tischer,
                                                    Buch= u. Kunsthandlung, Kiel.

Klaus Groth * Klaus Groth


Empfehle:                                                    
Spann- und Schweifsägen,
Bügelsägen.
Wald- und Wiegensägen,
mit und ohne hinterlochten Zähnen,
Neueste Garten- und Gehölzsäge,
Stechbeitel, Hohlbeitel,
Hobeleisen in allen Nummern billigst.
                                                    C. Schwedt.


Eisen-verzinnte Eimer
und Blechwannen
zu billigsten Preisen.
                                                    C. Schwedt.


Empfehle feinstes ganz weißes Buchweizenmehl, präparirtes Erbsenmehl zur raschen und billigen Herstellung einer Erbssuppe.
Durch Verbindung mit der größten Grützmühle Norddeutschlands bin ich jetzt auch in der Lage, jede Portion aller Sorten Grütze auch an Wiederverkäufer zu Tagespreisen abzugeben.
Ferner halte Proben von Buchweizen=, Gerste= und Hafergrütz=Abfällen vorräthig, welche als Futterstoffe sehr empfohlen werden.

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei u. Mehlhandlung.


Umständehalb. soll. 20 Stück gebrauchte, aber guterhalt. inprägn. Presennige, Flächenm. ca. 30 []Mtr. u. darüber z. d. auß. bill. Pr. v. M. 20 pr. Stck zus. od. einzeln verkauft werden.

                                                    Simon Valk, Lübeck.


Das Sommer=Semester beginnt für die Privatschule am 11. April. Anmeldungen nimmt vom 1.-15. März bis nachmittags 5 Uhr entgegen

                                                    D. Latendorf.


Gewerbe-Verein.
Am Mittwoch d. 22. d. M. abends 8 Uhr
Hauptversammlung
im Boye'schen Gasthofe.
Vortrag: "Die Ausbildung der Lehrlinge."
                                                    Der Vorstand.


Die Dorfschaft Klocksdorf läßt den Weg von Klocksdorf nach Kuhlrade auf einige Tage absperren um einen Stein aus dem Wege zu beseitigen.

Klocksdorf,
d. 15. Februar 1893.
                                                     H. Heitmann,
Schulze.


Klee- und Grassämereien,
Runkelrübensamen,
unter Controle der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock
empfiehlt in keimfähigster Waare billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Ein Sohn rechtlicher Eltern kann zu Ostern nach Wismar in die

Bäckerlehre

treten. Nähere Auskunft ertheilt

                                                    Zimmermeister H. Oldörp,
                                                    Schönberg i. M.


Kirchenkonzert.

Am Sonntag den 26. d. M. wird der Chor der Mädchenschule in der hiesigen Kirche ein

geistliches Konzert

veranstalten unter gütiger Mitwirkung von
      Frau Paula Schmidt, aus Lübeck.
      Herrn Organist Lichtwark, aus Lübeck.
      Herrn Violinisten Ollmann, aus Lübeck.
            und einigen hiesigen Damen und Herren.

Anfang des Konzertes 5 Uhr nachmittags.
Entrée nach Belieben.

Die Einnahme fließt in die Kasse für die Heizung unserer Kirche.
Schönberg, den 16. Februar 1893.

                                                    J. Carlau.


Für die so reiche und aufrichtige Theilnahme an dem Begräbnisse unserer lieben Entschlafenen, der Wwe. Schleuß, sagen wir auf diesem Wege unsern innigsten Dank.
Schönberg, den 16. Februar 1892.

Die tieftrauernden Hinterbliebenen.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 20. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Krüger.
Abendkirche (6 Uhr): Consistorialrath Kaempffer.
   Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 8.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 14 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Februar 1893.

- Militärisches. Von denjenigen Mannschaften der Reserve, welche in der Zeit vom 1. Oktober 1883 bis 31. März 1887, sowie diejenigen Mannschaften der Landwehr 1. Aufgebots, welche in der Zeit vom 1. Oktober 1880 bis 31. März 1881, in das stehende Heer eingetreten sind und bei der Frühjahrskontrollversammlung 1893 zur Landwehr 1. bezw. 2. Aufgebots übertreten, werden in Kürze behufs Veranlassung der Ueberführung zur Landwehr 1. bezw. 2. Aufgebots die Militärpässe eingezogen. Ebenso werden die Ersatzreservisten, welche geübt haben und der Jahresklasse 1880 angehören (das sind solche, welche im Jahre 1860 geboren sind,) zur Landwehr 2. Aufgebots überschrieben.
- Die Genickstarre ist im Leibgrenadier=Regiment zu Rastatt - entgegen den amtlichen Mittheilungen - leider noch nicht erloschen. Unter den Mannschaften der 2 nach dort verlegten Bataillone sind der "N. Bad. Lds.=Ztg." zufolge neuerdings wieder Erkrankungen vorgekommen und zwar zwei leichte Fälle und ein schwerer Fall.
- Die französischen Steuerreformer machen die wunderlichsten Sprünge in ihrer Steuersuche. So hat der Deputirte Robert jetzt eine Livrèsteuer in Vorschlag gebracht. Jeder, der einen Andern eine Livrè tragen läßt, soll 20 Franks pro Jahr und die Livrè bezahlen.
- Aus London wird gemeldet: Der Dampfer der Allan=Linie "Pomeranian", welcher am 27. des vor. Mts. nach Newyork abgegangen war, kehrte am Sonnabend unter Führung des ersten Offiziers nach Greenock zurück. Eine ungeheure Woge traf das Schiff und riß den Decksalon, die Boote und andere Theile des Schiffes mit sich fort. Dabei wurden gleich 4 Passagiere und 6 Personen von der Mannschaft über Bord gespült. Kapitän Dalziell, welcher den "Pomeranian" von Anfang an, seit das Schiff der Gesellschaft gehört, geführt hat, befand sich mit einem Kajüten=Passagier aus Glasgow, John Stewart, im Decksalon, als die Woge das Schiff traf. Beide Männer erhielten sehr schwere Verletzungen. Stewart starb nach wenigen Minuten, während der Kapitän noch bis zum folgenden Morgen lebte.
- Durch die Cholera=Epidemie des vorigen Jahres sind in Hamburg nicht weniger als rund 4800 Kinder verwaist, von denen 500 Ganzwaise sind. Die für Unterstützungszwecke eingegangenen Gaben betragen 124 095 Mk., einschließlich der Gaben des Kaisers in Höhe von 50 000 Mark. Man wird darauf bedacht sein, den Waisen nach beendeter Schulzeit eine Stütze zu bieten, indem man ihren Antheil an dem in Frage stehenden Fonds für sie auf der Sparkasse anlegt. Die Kosten für Unterricht und Unterhalt der Waisen während der Schul= und Lehrzeit trägt selbstverständlich die hamburgische Staatskasse.
- In Hannover betrat am Sonntag nachmittag in dem Augenblicke ein Unbekannter das Denhard'sche Uhrengeschäft, als der Geschäftsinhaber gerade im Begriffe stand, die Rolläden herabzulassen. Das hierbei verursachte Geräusch sich zu Nutze machend, feuerte der Eindringling drei Revollerschüsse auf den Geschäftsinhaber ab, der zwar erheblich verletzt wurde, doch noch soviel Kraft besaß, seinerseits den zur Hand liegenden Revolver aus dem Kasten zu nehmen und auf den Räuber zu schießen, der, gerade vor die Stirn getroffen, zusammenbrach, aber noch lebend forttransportiert werden konnte. Das Geschäftslokal befindet sich im allerbelebtesten Stadttheile in der Nähe der Georgstraße bei der Städtehausstraße.
- Aus Mainz schreibt man über den dortigen Karneval: Der Andrang der Zuschauer zum Rosenmontagszuge war ganz enorm und alle einlaufenden Bahnzüge trotz zwei= und dreifach verstärkter Wagenzahl bis auf den letzten Platz besetzt. Die Landleute der Umgegend strömten zu Fuß in Schaaren zur Stadt herein. In den Straßen, die der Zug passierte, staute sich die Menge und die Passage stockte. Das ganze Publikum war in närrisch=animirtester Stimmung. Malerische phantastische Gruppen durchzogen die Stadt und es herrschte ein karnevalistisches Treiben, wie man es seit Langem nicht mehr gesehen hatte. Das Wetter war kühl und trocken, der Himmel bedeckt.
- Ein wunderbarer Druckfehler findet sich in der letzten Nummer des in Mogilno erscheinenden Kreisblattes. Es heißt dort nämlich von den in dem Keller des alten Berliner Doms aufgefundenen Antiquitäten: "Unter den Trümmern der Kellerräume erblickt man auch einige Kunstschätze aus dem ältesten Berlin. Es sind Postbeamte aus Sandstein mit Arabesken in Rococo reich verziert!" Postbeamte aus Sandstein, statt Postamente - einen so guten Witz leistet sich der Druckkobold nicht alle Tage.
- Der Mörder der Frau Leschonsky und ihres 2 1/2jährigen Kindes in Berlin ist von der Kriminalpolizei ermittelt und Sonnabend mittag verhaftet worden. Die geraubte Uhr und Kette wurden noch bei ihm vorgefunden. Es ist der 16jährige Arbeitsbursche Paul Schmidt. Der Verhaftete hat bereits ein Geständniß abgelegt und genaue Angaben über die Ausführung der That gemacht.
- Die in Paris verstorbene Witwe Allemandi aus Basel hat dem Berner Bund 40 000, der Stadt Basel 100 000, dem Kanton Baselland 30 000 und dem Kanton Solothurn 20 000 Franks mit der Bestimmung vermacht, daß die Zinsen dieser Schenkungen alljährlich dafür verwendet werden sollen, jungen, armen Arbeitertöchtern oder Arbeiterinnen schweizerischer Herkunft Aussteuern zu verschaffen.
- Der Riesenluftballon des Berliner Vereins zur Förderung der Luftschifffahrt geht seiner Fertigstellung entgegen und wird am 20. Februar bereits die erste Auffahrt von Charlottenburg aus erfolgen. Zur Leitung der Fahrten ist ein Luftschiffer aus Hamburg engagirt.
- Das in Bayreuth verbreitete Gerücht, vor mehreren Jahren sei eine dortige Dame als todt beerdigt worden, obwohl sie nur Scheintodt gewesen sei, findet durch die "Oberfränkische Zeitung" eine Bestätigung. Das Blatt schreibt, daß man beim Oeffnen einer Gruft den im Jahre 1878 beigesetzten Sarg geöffnet und den Deckel an der Seite liegend gefunden habe. Quer über Sarg und Deckel habe das Skelett gelegen. Die Staatsanwaltschaft habe sich sofort der Angelegenheit bemächtigt und eine Untersuchung angeordnet. Die als scheintodt beerdigte Dame war eine Frau v. Ammon.
- Neue künstliche Steinmasse. Unter dem Namen "Graylit" hat der amerikanische Chemiker Francis Schleicher eine künstliche Steinmasse erfunden. Diese hat ein geringes specifisches Gewicht, ist sehr hart und widerstandsfähig. Es ist eine Art Vitrit, nicht porös und nicht spröde. Eine Eigentümlichkeit dieser Masse ist, daß sie sich im weichen Zustande wie Teich kneten und auf dünne Platten verarbeiten läßt. Herr Schleicher verwendet diese Masse zur Fabrikation von Waschzubern und hat hierfür ausgedehnte Anlagen in New=York eingerichtet. Die erhärtete Masse hat eine glatte, vollkommen dichte Oberfläche, die widerstandsfähiger ist als die Glasur von Porzellan gegen Stoß, Hitze und Temperaturwechsel, und ist ebenso undurchdringlich.
- Wie groß die Karnevalslust ist, welche in dem feuchtfröhlichen München herrscht, dafür sprechen folgende Zahlen aus einer einzigen dortigen . . . . Leihanstalt. In derselben wurden nämlich im Laufe der letzten vier Wochen 340 Betten und nahezu 600 Uhren versetzt. Die bayerische Hauptstadt ist reich an derartigen "Wohlthätigkeits=Instituten", und man kann daher ermessen, was die Münchener im Karneval "draufgehen" lassen.
- Der Schmuck, den die Kaiserin auf dem Subscriptionsballe im Opernhause trug, erregte nicht nur die allgemeinste Bewunderung, sondern wurde auch von zwei unserer ersten Juweliere, die auf dem

[ => Original lesen: 1893 Nr. 14 Seite 6]

Balle Gelegenheit hatten, den Schmuck genauer zu betrachten, mit den Worten: "So etwas habe ich noch nicht gesehen" als etwas Außergewöhnliches bezeichnet. Außer dem Collier, welches aus Smaragden in kaum gesehener Größe bestand, trug die hohe Frau einen wahrhaft fürstlichen Reichthum von Brillanten. Auf dem Zobelbesatz der Atlasrobe glänzte zunächst der Brillantstern zum Schwarzen Adler=Orden auf der linken Brust, während eine Brillantbroche von ungeheurer Größe mit langen Brillantschnüren zwischen Sternen und Agraffen von Brillanten das Hauptstück an der Taille bildeten. Brillantschleifen, Sterne und Agraffen von ungeheurer Größe und sprühendem Feuer funkelten an den Schultern. Das Haupt zierte ein großes, wunderbar schönes Brillantdiadem, ein wahrhaftes Kaiserindiadem und die Armbänder wurden aus Brillantschnüren gebildet. Zu diesem fürstlichen Schmuckstück ist, wie erzählt wird, jene Hutschnalle Napoleons I. verwandt worden, welche bei Waterloo mit dem Wagen und der gesammten Feldequipage Napoleons von einem Husarenregiment erbeutet worden war. Diese Hutschnalle soll der Kaiser bei seiner Krönung in Notredame am 2. Dezember 1804 getragen haben. Dem preußischen Krontresor wurde dieses Schmuckstück durch Friedrich Wilhelm III. einverleibt. Der König hatte die Edelsteine abschätzen und den Werth dem Husarenregiment, dessen Beute es war, auszahlen lassen. Dieses Kleinod besteht aus einer Plaque von Brillanten, welche den Hutknopf darstellt, und zwei davon ablaufenden Schnüren, deren jede 16 Brillanten enthält. Das Ganze endet in einer Brillantschleife. Sämtliche Theile sind auseinander zu nehmen und einzeln zu tragen, so die Plaque, die Schnüre und die Schleife. Der Mittelpunkt der Plaque ist ein großer wunderschöner Brillant, ebenso der in der Schleife. Die Plaque ist als Broche oder als Achselstück zu tragen. Die Schleife kann in ein Diadem eingesetzt werden, die einzelnen beiden Schnüre können als Armbänder getragen werden. In dieser Weise wurde sie schon unter der Kaiserin Augusta verwerthet. Außer dieser Plaque existirt aber noch eine andere größere, welche die Kaiserin ebenfalls häufig trägt, eine Agraffe, welche Kaiser Wilhelm I. als Prinz von Preußen bei jenem berühmten Feste der Weißen Rose am Hute getragen hat, und die damals aus Steinen des Schatzes zusammengestellt worden war. Die Steine wurden von der Kaiserin Augusta nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. an den Krontresor zurückgeliefert mit dem großen Brillantencollier, dem Sancy, den herrlichen Pendeloques von Brillanten, den Birnenperlen, den einzelnen großen Brillanten, die als Nadeln verwandt werden.
- Ein Dorfschullehrer als Hauptlotteriegewinner. Das Glück hat wieder einmal einem recht armen Menschen reiche Gaben aus seinem Füllhorn beschieden. Es handelte sich um den Haupttreffer der schon im Juli des letztverflossenen Jahres gezogenen Wiener Kommunallose. Dieser Haupttreffer wurde erst in den letzten Tagen behoben und der Gewinner ist ein blutarmer Dorfschullehrer aus Oberösterreich. Das Glück des mit einem Schlage zu so großen Reichthümern gelangten Mannes wird vorläufig nur die Sorge getrübt, daß sein Name in die Oeffentlichkeit dringen könnte. Seit einem halben Jahr lag dieser Haupttreffer, der 200 000 Gulden beträgt, herrenlos da. So wurde denn auch dieser Haupttreffer als "restant" in das Jahrbuch des "Merkur" aufgenommen, in welchem alle unbehobenen Gewinnste separatim verzeichnet werden, jedoch so, daß die Gewinnstsumme nicht mitangegeben ist. In den ersten Tagen des laufenden Jahres wurde das genannte Jahrbuch von Wien verschickt, nach allen möglichen Städten, bis in die kleinsten Orte. In einem solchen kleinen Nest in Oberösterreich gelangte es zufällig an die Adresse des Pfarrers, der darauf nichts Eiligeres zu thun hatte, als dem Lehrer, von dem er wußte, daß derselbe ein Komunallos besitze, hiervon Mittheilung zu machen. Pfarrer und Lehrer blätterten und suchten in dem Jahrbuch und der Letztere fand an einer Stelle Nummer und Serie seines Loses verzeichnet. Daneben hieß es, daß auf dieses Los im Juli ein Treffer entfallen sei. Man kann sich wohl einigermaßen hineindenken in die Gefühle, welche den armen Dorfschullehrer bei seiner Entdeckung erfaßten. Vor allem sandte er sein Los an den "Merkur" nach Wien, um die Höhe des Treffers feststellen zu lassen. Hier wurde alsbald ermittelt, daß der Lehrer den Haupttreffer gemacht und nun wurde, um den glücklichen Gewinner nicht allzusehr zu erschrecken, ein Beamter der Wechselstube an seinen Wohnort entsendet, damit derselbe dem Manne von dem Gewinnste "schonend" Mittheilung mache. Welch ein armer Teufel der Haupttreffergewinner war, erhellt daraus, daß er sich die Spesen für die Fahrt nach Wien von dem Beamten, der ihm die Freudenbotschaft brachte, ausborgen mußte. Seit 2 Tagen weilt der Hauptreffer=Mann mit seiner Frau in Wien und ist bereits im Besitze des Geldes. Nach Abzug der Steuer wurde ihm der Betrag von 160 000 Gulden ausbezahlt. Er hat aus Dankbarkeit den bei der Ziehung verwendeten beiden Waisenknaben 1000 Gulden und den Armen der Stadt Wien 300 Gulden gespendet. Der Dorfschullehrer wird nun das Unterrichten der Dorfkinder einem Andern überlassen.
- Von einem Rudel Wölfe überfallen und aufgefressen wurden jüngst in der Nähe des russischen Städtchen Kargopol im Gouvernement Olonez vier vom Kirchgange heimkehrende Bauern und 2 Kinder. Auch in Oesterreich=Ungarn sind in dem diesjährigen harten Winter die Fälle, in welchen Menschen von Wölfen angefallen werden, ungewöhnlich zahlreich. Besonders heimgesucht sind das nördliche Ungarn, Galizien und Siebenbürgen. Doch hat sich der Wolf auch in dem Karstgebiet wieder eingestellt, wo man das Raubthier schon längst ausgerottet wähnte. Im nördlichen Karst ist er aufgetaucht, dort, wo die Eisenbahn von St. Peter nach Fiume abzweigt und im Süden auf der montenegrinischen Grenze. In Bosnien endlich erschien er in der Nähe von Banjaluka, und in der Nähe von Serajewo fiel dem Raubthier ein türkischer Eingeborner zum Opfer. In Siebenbürgen wurden zwei arme Weiber, die im Walde Reisig sammelten, von den Wölfen überfallen und zerrissen. In der Gegend von Truskawics (Galizien) im Karpathenlande wurde ein ruthenischer Bauer aufgefressen; in Ober=Ungarn ein Arbeiter, der abends auf dem Heimwege begriffen war. In Ungarn und Siebenbürgen nahm die Plage derart überhand, daß große Treibjagden veranstaltet werden mußten und auf einer derselben wurden mehrere Wölfe erlegt. Aus Siebenbürgen ergingen an Wiener Jäger Einladungen zu größeren Wolfsjagden, die entweder von den Grundherren oder von den Bürgermeistern und den Offizieren veranstaltet wurden. Häufig wiederholen sich die Angaben, daß die Wölfe aus dem Rumänischen nach Siebenbürgen einbrechen. An der unteren Donau wird die Wildniß und Sumpfgegend der Dobrutscha als ein besonderer Zufluchtsort der Raubthiere bezeichnet. Im Sommer vorigen Jahres suchte ein bekannter österreichischer Jäger, Baron Kalbermatten, die Dobrutscher heim, aber er konnte die Anwesenheit von Wölfen in größerer Zahl nicht feststellen. Gleichwohl ist die Ansicht verbreitet, daß sie dort noch in Rudeln vorkommen. Das Raubthier zieht sich in Siebenbürgen und in Ungarn, auch in Galizien, während des Sommers in den dichten Wald und in das Gebirge zurück. Es könnten Monate vergehen, ohne daß man einen Wolf zu Gesicht bekommt oder seine Fährte nachweisen kann. Endlich treibt ihn die Kälte aus seinem Versteck hervor: es sammeln sich vereinzelte Paare und wenn ein Rudel von einem Dutzend beisammen ist, wächst ihr Mut und sie nähern sich den Landstraßen, den Dörfern, sogar den Eisenbahnstationen. Die Wölfe in Rudeln machen weite Wanderschaften; sie streifen aus dem Karpathengebiete bis tief nach Süd=Ungarn hinab. Auf den Gebirgsstraßen von Mukacz kommen sie aus den galizischen Waldungen nach Ober=Ungarn. In diesem Jahre wurden Rudel von zwölf und von zwanzig Stück beobachtet. Sie warten die Nacht ab, um auf Raub auszugehen und haben es besonders auf Pferde und Vieh abgesehen. Während sie im Sommer dem Menschen sorgfältig aus dem Wege gehen, scheuen sie ihn im Winter nicht mehr und verfolgen ihn bis zum Eingang der Dörfer. Häufig kommt es vor, daß sie die an der Kette liegenden Hofhunde abwürgen. In der Zipser Gegend war die Furcht vor den Wölfen so groß, daß in einigen Dörfern die Leute sich gegen Abend nicht mehr aus den Häusern wagten.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD