No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 14. Februar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 1]

                Unter den Schweinen des Hauswirths Kopmann in Palingen ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.
              Schönberg, den 10. Februar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                DDie Maul= und Klauenseuche ist in Palingen nicht unter den Kühen des Schulzen Mette, sondern unter denen des Zimmergesellen H. Kopmann ausgebrochen.
              Schönberg, den 11. Februar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


S. M. der Kaiser wird einer Meldung aus Wilhelmshaven zufolge am 15. d. M. daselbst eintreffen um der Vereidigung der Rekruten beizuwohnen und eine Besichtigung vorzunehmen. Am 17. d. M. soll die Rückkehr nach Berlin erfolgen.
Kaiser Wilhelm verlieh seinem früheren Lehrer dem Geh. Oberregierungsrath Prof. Dr. Hinzpeter zu Bielefeld die königliche Krone zum Roten Adler=Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub.
Die Königin Viktoria von England beabsichtigt, wie aus London gemeldet wird, ihre angekündigte Reise nach Italien am 22. März anzutreten. Der Aufenthalt der Königin in Florenz soll 4 Wochen dauern. Bei der Rückkehr wird die Königin ihren Weg durch Deutschland nehmen und den großherzogl. Hof in Darmstadt besuchen, dessen Gast um jene Zeit auch die Kaiserin Friedrich sein dürfte.
Im Reichs= und Staats=Anzeiger wird der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, nebst Begründung veröffentlicht.
Im Reichstage wird angenommen, daß die Militairkommission, welche nunmehr in die Spezialberathung der großen Vorlage eintritt, ihre Arbeiten bis Anfang März beendet, worauf der Bericht zu erstatten ist. Ob der Reichstag selbst noch vor Ostern einen entscheidenden Beschluß fassen wird, ist mehr als fraglich, da die Osterferien schon früh beginnen. Das Resultat der Kommissionsarbeiten wird voraussichtlich ein negatives, also die Ablehnung der Vorlage und aller Abänderungsanträge sein, sodaß das Plenum des Reichstages seine Arbeiten ganz vom Neuem beginnen muß.
Der "Reichs= und Staatsanzeiger" veröffentlicht mit Bezug darauf, daß kürzlich ausgeführt worden ist, die durch die Militärvorlage bedingte Mehreinstellung von Rekruten werde aus der Kategorie solcher Militärdienstpflichtigen Deckung finden, welche schon nach den jetzigen Bestimmungen die Einstellung in den activen Dienst zu gewärtigen hätten, eine Anlage zur Heeresordnung mit Aufzählung derjenigen Körperfehler, die gegenwärtig bereits bei vorhandenem Bedarf die Aushebung nicht ausschließen.
Wie aus Reichstagskreisen verlautet, steht die Einbringung eines Nachtragsetats für Ostafrika zur Verstärkung der Schutztruppe in Aussicht, und zwar in der Höhe von 1 Million Mark. Eine Majorität für diese Forderung gilt, nach der Mün. Allg. Ztg., als gesichert. In Regierungskreisen soll auch eine Mehrforderung für Südwestafrika erwogen werden, doch scheinen die Verhandlungen darüber noch nicht abgeschlossen zu sein.
Es ist wiederholt bemerkt worden, daß die panslavistische Presse neuerdings Deutschland gegenüber einen friedlicheren Ton anzuschlagen beliebt. Es liegt auf der Hand, daß diese veränderte Haltung ihre besonderen Gründe haben muß, und die "Kölnische Zeitung" ist nunmehr auch in der Lage, mitzuteilen, was in eingeweihten Petersburger Kreisen darüber verlautet. Während nämlich die französischen Gewehrfabriken im Laufe des Sommers 500 000 Gewehre abgeliefert haben, haben die russischen Fabriken vollständig versagt. Es sei Thatsache, daß die Gewehre von den Fabriken in Sestrorjetzk und Rschewks bisher ausnahmslos durch die Abnahmekommission zurückgewiesen wurden. Im russischen Kriegsministerium sei man geradezu entsetzt über diese Verhältnisse. Wenn heute alle Uebelstände in den russischen Gewehrfabriken abgestellt würden, dürften bis zur allgemeinen Bewaffnung mit dem neuen Gewehr mindestens noch 3-4 Jahre vergehen. Das wären ebenso viele Jahre ungestörten Friedens, für welchen die ganze Welt der russischen Wirthschaft zu aufrichtigem Dank verpflichtet wäre.


- Schönberg. Die zur Vertretung der Landesinteressen des Fürstenthums gewählten Männer haben abermals beschlossen, der Allerhöchsten Aufforderung zum Besuch des Landtages nicht zu entsprechen, und die Eisenbahnzeitung meint, dieser Zustand werde anhalten, bis die Großherzogliche Landesregierung sich entschließen würde, den Wünschen der Bevölkerung in Bezug auf die Verfassung Rechnung zu tragen.
Die Eisenbahnzeitung scheint nicht zu wissen, daß die Großherzogl. Landesregierung überall kein Interesse am Zusammentritt des Landtags hat, daß der letztere ihr auf dem Umwege über Berlin ab=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 2]

gerungen ist, und daß ganz gewiß keine Schritte erwartet werden können, den Ausbau der Verfassung regierungsseitig zu fördern.
Wohl aber werden die gegenwärtigen Vertreter es zu verantworten haben, daß das Interesse des Landes, das sie zu wahren berufen und in der Lage sind, - unter gegenwärtigen Umständen verletzt wird. Die Verhältnisse liegen jetzt mal anders, als sie vor 20 Jahren lagen.
- Schönberg. Wie wir zu unserer Freude hören, geben unsere Vereinsmusiker am künftigen Donnerstag den 16. ds. MS. im großen Saale des Herrn Boye ein Konzert. - Wir möchten hiermit noch mehr auf das Konzert unserer Schönberger Kapelle aufmerksam machen und zum fleißigen Besuch ermuntern, damit unsere Vereinsmusiker, die durch die vielen Konzerte in diesem Winter zurückgedrängt sind, durch ein volles Haus zu weiterem Streben und mehreren Aufführungen ermuntert werden und nicht die Wahrheit des Sprüchwortes "Ein Prophet gilt am Wenigsten in seinem Vaterlande" erfahren müssen. Das Programm enthält 10 gute Nummern, und hoffen wir, daß das Konzert gut besucht wird.
- Wie aus Pforzheim gemeldet wird, erhielt der Vater des kürzlich in Straßburg i. E. verstorbenen Einjährig=Freiwilligen Gefreiten Kammerer, der Goldwaarenfabrikant Kammerer daselbst, vom Flügeladjutanten des Kaisers nachstehendes Schreiben:

                                                    Berlin, 31. Januar 1893.

Seine Majestät der Kaiser und König haben mich zu beauftragen geruht, Euer Wohlgeboren die allerhöchste Theilnahme an dem schweren Verluste auszusprechen, der Sie durch den Tod Ihres Sohnes, des Einjährig=Freiwilligen Kammerer des 6. königlich sächsischen Infanterie=Regiments Nr. 105, betroffen hat. Seine Majestät haben allerhöchst sich Ihres Sohnes als desjenigen Soldaten erinnert, welcher die Ehre hatte, dem allerhöchsten Kriegsherrn am 11. d. Ms. bei der Anwesenheit in Straßburg als Führer nach dem Polygon zu dienen.

- Fürst Bismarck wurde von der Stadt Wandsbeck zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Eine Deputation überreichte ihm am Mittwoch den Ehrenbürgerbrief. In seiner Entgegnung auf die dabei gehaltene Ansprache führte der Fürst aus, solche Anerkennungen aus seiner Nachbarschaft zeigten ihm, daß er "ein so übler Mensch doch nicht" sei, wie ihn seine Feinde schilderten. Er freue sich, daß er seinen Nachbarn, die ihn näher kennten, nicht für so bösartig gelte, wie seinen Gegnern.
- Die landwirthschaftliche Gesellschaft von Frankreich hat einstimmig dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß im Zolltarif auf Vieh die Zollbestimmungen über geschlachtete Hammel aufrecht erhalten würden.
- Die Nachrichten aus Zante lauten erschreckend. Die Ortschaften auf Zante gleichen Ruinen, 40 000 Mengen sind obdachlos dem größten Elend preisgegeben, trotz Lebensmittelsendungen aus Athen und Malta herrscht Hungersnoth, zahlreiche Personen sterben vor Hunger. Die Zahl der Toten und Verwundeten kann noch nicht annähernd festgestellt werden. Die Stadt Zante ist zu 3 Vierteilen ein Trümmerhaufen, das Spital ist eingestürzt. Ein Theil der Kranken konnte im bischöflichen Palais untergebracht werden. Die schöne katholische Pfarrkirche, zahlreiche griechische Kirchen, das historische Kloster Skopu und viele andere hervorragende Gebäude liegen in Trümmern. Noch mehr litten die Dörfer in der Ebene von Zante, die wegen ihrer paradiesischen Schönheit berühmt ist. Sie sind gänzlich vernichtet und zu Schutthaufen verwandelt. Die Erde zeigt an vielen Stellen Risse. Der Erdstoß des 1. Februar wurde auch in vielen Gegenden des Peloponnes verspürt. In Pyros war er so stark, daß die Bürger erschreckt aus ihren Häusern flohen und den Rest der Nacht auf der Straße zubrachten. Zu bemerken ist, daß in Zante seit geraumer Zeit Erdsenkungen in der Nähe der dort befindlichen Naphtaquellen beobachtet wurden; es dürfen dieselben mit dem unheilvollen Erdbeben in innerem Zusammenhange stehen.
- Ein Beispiel der Geistesgegenwart und Kühnheit des jetzt zum kommandierenden General des 10. Armeekorps ernannten Generalleutnants v. Seebeck entnimmt die "Militärzeitung" dem Kriegs=Tagebuch eines Sanitäts=Offiziers beim Stab des Generalkommandos des 10. Armeekorps aus den Jahren 1870-71." Der Verfasser, Dr. Karl Richter, schreibt nämlich unter dem 24. Nov. 1870: "Da wir außer den in Montargis erhaltenen, sehr unsicheren Nachrichten keine Ahnung hatten, wo sich die überall genannte und in fabelhafter Weise von den Franzosen gerühmte Loire=Armee aufhalte, von der es hieß, sie sei bald hier, bald dort, ohne daß wir Fühlung mit ihr bekamen, so wurden am frühen Morgen drei größere, von Gereralstabs=Offizieren geleitete Kavallerie=Rekognoszierungen unternommen. Eine der letzteren ging mit drei Eskadrons südwestlich gegen Boiscommun; dieselbe stieß bereits halbwegs bei St. Loup auf eine starke feindliche Rekognoszierung. Der Führer unserer Abtheilung, Major Seebeck, war allein an den Ausgang des Dorfes geritten. Mit der Karte in der Hand musterte er gerade die Gegend und machte sich Notizen, als die ersten französischen Lanciers auf ihn losstürmten, welche, hinter Häusern verborgen, das Dorf bereits längere Zeit beoachtet haben mußten. Zum Zusammenlegen und Fortstecken der Karte blieb dem Major ebenso wenig Zeit, wie zum Ziehen des Säbels, aber er ist ein perfekter Reiter und kaltblütiger Soldat. Als der erste Reiter mit angelegter Lanze auf ihn einstürmt, weicht er geschickt aus, hebt sein Pferd fast kerzengerade in die Höhe und, ihm die Sporen in die Flanken drückend, wirft er es mit mächtigem Sprung gegen den dicht neben ihm vorbeistürmenden Lancier, daß Roß und Reiter sich im Staube wälzen. Zugleich ergreift er die Lanze des Franzosen und hält sich, bald nach vorn, bald nach hinten mit derselben auslangend, die nachfolgenden Feinde vom Halse, bis die aus dem Dorf herbeisprengenden Hessen ihn erlösen und die schwache feindliche Reiterschar vertreiben. Als die Gefahr vorüber war, reichte er dem nächsten hessischen Chevauxleger die feindliche Lanze, faltete ruhig seine Karte, die er während des ganzen Handgemenges in der Hand behalten hatte, wieder glatt auseinander beendete seine Notizen und ließ St. Loup von einer Schwadron besetzen.
- Ein Schneesturm in der Krim. Aus der Krim wird folgendes gemeldet: In den letzten Tagen des Januar brauste ein heftiger Orkan aus Nordost über die taurische Halbinsel und brachte den Steppenbewohnern ein so verhängnißvolles Schneegestöber, wie es in den letzten drei Jahrzehnten nicht erlebt worden ist. Drei Tage wütete das furchtbare Unwetter. Schon am Abend des ersten Tages waren viele Häuser in den Dörfern verschneit. Den zweiten Tag wurde es noch ärger, indem die Stärke des Sturmes zunahm und das Thermometer auf 15 Grad Frost fiel. Aus vielen Wohnungen konnten die Menschen nicht mehr herauskommen, weil diese sich ganz unter dem Schnee befanden, und mußten warten, bis sie nach dem Aufhören des Sturmes von ihren Nachbarn mit großer Anstrengung ausgegraben wurden. Hier und da sind kleine Tatarenwohnungen derart vom Schnee begraben gewesen, daß man sie erst hat mit eisernen Stangen aufsuchen müssen. In einigen Ortschaften sind Viehställe unter der Schneelast eingestürzt und das Vieh ist krepiert. Selbst viele Brunnen sind von Schneemassen verschüttet worden. Das Vieh mußte in manchen Ortschaften mehrere Tage ohne Futter und Getränk bleiben. Es giebt nun viel Arbeit, um die Häuser nur einigermaßen vom Schnee freizulegen.


Anzeigen.

In Zwangsversteigerungssachen betreffend das zu Schönberg belegene seither dem Tischlermeister Nothdurft gehörige Grundstück c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, sowie zur Vornahme der Vertheilung Termin auf

Dienstag, den 7. März 1893
Vormittags 10 3/4 Uhr

angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist. Der Theilungsplan

[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 3]

wird vom 21. Februar 1893 an auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Schönberg, den 7. Februar 1893.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, der Ehefrau des Hauswirts Kols, Elise geb. Lenschow zu Grieben gehörigen und daselbst sub Nr. II. belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an
1, der Verkaufstermin auf

Sonnabend, den 25. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 24. März 1893
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Sonnabend, den 25. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Einsicht ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine, Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 30. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Der von mir unter dem 12. November 1891 hinter den Gärtner Hermann Enderlein aus Leipzig wegen Diebstahls erlassene Steckbrief ist durch dessen Ergreifung erledigt.
Schönberg, 12. Februar 1893.

Der Amtsanwalt.
A. Dufft.


Holzverkauf

Mittwoch, 15. Februar, Morgens 10 Uhr, unmittelbar beim Thurower Horst, meistbietend gegen Baarzahlung über:

buchen Kluft und Nutz=Holz,
buchen=Haufenholz.
                                                    Forstverwaltung.


Holz=Auction Nr. 18.

Am Donnerstag, den 16. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

Aus dem Heidenholze.

        3 Rmtr. eichen Kluft und Knüppel.
        5 Stück buchen Nutzholzblöcke = 6,35 Festm.
    265 Rmtr. buchen Kluft I. und II. Cl.
        9 Rmtr. buchen Knüppel.
27 1/2 Fuder buchen Pollholz.
      39 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
      10 Fuder aspen, Weiden=Abraum.
Schönberg, den 6. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Freitag den 17. Februar Morgens 9 Uhr sollen in "Stadt Lübeck" hieselbst folgende Holzsortimente gegen Baarzahlung verkauft werden

1. Aus dem Rupensdorfer Holze.

        3 Stück eichen Langhölzer = 1,14 Fstm.(1 Loos)
        1 Stück eichen Klassenbaum IV. Cl. 2 Loose.
      29 Stück eichen Stangen I. u. II. Cl. 2 Loose.
        2 Rmtr. eichen Kluft.
        1 Stück buchen Nutzholz (Schlittenkufen)
    175 Rmtr. buchen Kluft I., II. Cl. und Olm.
      20 Fuder buchen Pollholz u. Durchforstholz IV. Cl.
        2 Fuder ellern Wadelholz 2. Cl.
        1 Rmtr. fichten Knüppel.

2. Aus dem Mühlenbruch.

        2 Fuder Hasel pp. Buschholz.
  3 1/2 Fuder Dorn.
Schönberg den 8. Februar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Pferd                                                     Pferd

Mein schwarzer Hengst Granit deckt von jetzt ab fremde Stuten.

Deckgeld incl. Stallgeld 13 Mk.
                                                    Hauswirth H. Oldenburg,
                                                    Rieps.


Mein 4jähriger dunkelbrauner Hengst deckt fremde Stuten für 11 Mark incl. Stallgeld.

                                                    Hauswirth J. H. Ziething,
                                                    Thandorf.


Vom 15. Februar an decken von meinen Hengsten beim Herrn Gastwirth W. Böckmann in Schönberg

Soliman

dunkelbraun, von Süd, Mutter von Admiral.Dechant.

Derb,

hellbraun, von Derb Derwisch.
Deckgeld 19 M. incl. Stallgeld.
In Schlagresdorf decken

Xerxes,

hellbraun von Xerxes, Mutter König.
Deckgeld 16 M.

Sultan,

schwarz, Deckgeld 12 M.

                                                     J. Hecht.

Schlagresdorf.


Mein Schimmelhengst                          
Quatember
und der schwarze hannov. Hengst, von Kansas,
Mutter von Thorschreiber,

decken von jetzt an für 10 M. und 1 M. an den Stall und setze ich doppelt oder gar nicht.

                                                    Hauswirth Möller in Sülsdorf.


Mein kirschbrauner Hengst
"Emma"

steht zum Decken bereit. Deckgeld 10 M. und 1 M.an den Stall.

                                                    Stegmann, Sülsdorf.


Umständehalb. soll. 20 Stück gebrauchte, aber guterhalt. inprägn. Presennige, Flächenm. ca. 30 []Mtr. u. darüber z. d. auß. bill. Pr. v. M. 20 pr. Stck zus. od. einzeln verkauft werden.

                                                    Simon Valk, Lübeck.


Mache hiedurch bekannt, daß ich jetzt wieder in Schönberg vor dem Siemzerthore wohne und, wie früher, Frauenhüte anfertige.

                                                    Frau Schlatow.


Echten Holländischen Rahmkäse,
Pfund 85 Mark (Lübeck). Broden 80 Mark (Lübeck).
Echten Emmenth. Schweizerkäse,
Pfund M. 1,20, bei 5 Pfund M. 1,10
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Suche zu Ostern einen
Lehrling
                                                    E. Schröter, Schneidermeister.
                                                    Sabowerstr. Nr. 45 b.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 4]

Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Auf Gegenseitigkeit errichtet Im Jahre 1821.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1892 beträgt der in demselben erzielte Ueberschuß:

70 Prozent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihrem Ueberschuß=Antheil in Gemäßheit des §. 7 der Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den im gedachten §. 7 bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.

Schönberg, im Februar 1893.

                                                    Wilh. Schrep, Stadtsecretair,
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch Director Jentzen.


Ein Sohn rechtlicher Eltern kann zu Ostern nach Wismar in die

Bäckerlehre

treten. Nähere Auskunft ertheilt

                                                    Zimmermeister H. Oldörp,
                                                    Schönberg i. M.


Suche zu sofort                                                    
ein kräftiges Mädchen
für alle häuslichen Arbeiten.                                                    
                                                    Helene Lundwall.


Empfehle feinstes ganz weißes Buchweizenmehl, präparirtes Erbsenmehl zur raschen und billigen Herstellung einer Erbssuppe.
Durch Verbindung mit der größten Grützmühle Norddeutschlands bin ich jetzt auch in der Lage, jede Portion aller Sorten Grütze auch an Wiederverkäufer zu Tagespreisen abzugeben.
Ferner halte Proben von Buchweizen=, Gerste= und Hafergrütz=Abfällen vorräthig, welche als Futterstoffe sehr empfohlen werden.

                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei u. Mehlhandlung.


Empfehle:                                                    
Spann- und Schweifsägen,
Bügelsägen.
Wald- und Wiegensägen,
mit und ohne hinterlochten Zähnen,
Neueste Garten- und Gehölzsäge,
Stechbeitel, Hohlbeitel,
Hobeleisen in allen Nummern billigst.
                                                    C. Schwedt.


Eisen-verzinnte Eimer
und Blechwannen
zu billigsten Preisen.
                                                    C. Schwedt.


Am 31. December 1892 schlachtete ich mein 1 1/4jähriges Schwein, das ich bei der

Perleberger Vieh=Versicherungs=Gesellschaft

versichert hatte. Beim Schlachten des Schweines stellte sich heraus, daß das Schwein an Tuberkeln erkrankt war, dasselbe wurde mir abgenommen und die Versicherungssumme sofort ausbezahlt. Ich fühle mich daher aus eigenem Antriebe veranlaßt, der Gesellschaft und dem Agenten Herrn H. Wigger in Dassow meinen besten Dank auszusprechen. Ich kann hiermit jedem Viehbesitzer diese Gesellschaft mit vollstem Vertrauen empfehlen.

                                                    J. Groth, Handelsmann.

Schwanbeck, den 12. Februar 1893.


Fastnachts-Musik
am 15. d. M. bis über Mitternacht.
Menzendorf.                                                     H. Rebbin.


Am Donnerstag, d. 16. Februar findet ein

Conzert   (Streichmusik)
von der hiesigen Vereinskapelle im großen Saale des Herrn Gastwirth Boye statt. - Zu recht zahlreichem Besuch von Stadt und Land laden ergebenst ein

J. Boye.                                                     die Vereinsmusiker.
Anfang Abends 7 Uhr
Entré à Person 50 Mark (Lübeck).                           Familie 1 M.
Nach dem Conzert Ball.

Schönberg, im Februar 1893.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin,
Dritte Fremden-Abonnements-Vorstellung für die Abtheilung I
am Mittwoch den 15. Februar 1893
Figaro's Hochzeit.
Oper in 4 Aufzügen von W. A. Mozart.
Anfang 6 Uhr.           Ende nach 9 Uhr.
Schwerin, den 10. Februar 1893.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Am Sonnabend nachmittag 4 Uhr entschlief nach langen, schweren Leiden unsere liebe Mutter und Grossmutter

Wwe. Schleuss.

Tiefbetrauert von ihren Söhnen und Verwandten.
Schönberg, den 13. Februar 1893.
Beerdigung findet Donnerstag, den 16. ds. Mts. Nachmittags 3 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 57-58 M., große Schweine 57-58 M., Sauen 47-56 M., Kälber 80-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 14. Februar 1893.

- S. M. der Kaiser hat den Major Heinrich von dessen Bataillon in Neisse am 10. August v. J. mehrere Mann bei einer Schwimmübung verunglückt sind, und der deshalb zu einem Jahre Festung verurtheilt worden war, am 27. Januar begnadigt.
- Professor Koch befürchtet, nach der Schles. Ztg., für den kommenden Sommer eine allgemeine Choleraepidemie nicht. Er glaube, daß die Seuche nur sporadisch auftreten werde. Durch die Wahrnehmungen, die er in Halle gemacht hat, sei er in seiner Theorie über die Verbreitung des Cholerakeimes nicht irre geworden, sondern im Gegentheil nur bestärkt worden. Er nimmt an, daß die Krankheit durch einen der Krankenwärter, die im Herbste häufiger gewechselt haben, nach der Irrenanstalt Nietleben verschleppt worden ist, und daß die überaus traurigen Gesundheitszustände in der Anstalt selbst das heftige Wüthen der Seuche verschuldet haben. Um der allgemeinen Gefahr, die in solcher Vernachlässigung einzelner Orte liegt, bei Zeiten zu begegnen, werde die Reichsregierung aus den Erfahrungen in der Provinz Sachsen voraussichtlich Veranlassung nehmen, bei den Regierungen der Einzelstaaten auf die genaue Untersuchung der gesundheitlichen Verhältnisse in Irren= und Krankenhäusern, Seminaren, Schulen und auf die Abstellung etwaiger die Fortpflanzung des Cholerakeimes begünstigter Umbände hinzuwirken.
- In Betreff der Sonntagsruhe hat die sechste Strafkammer am Landgericht zu Berlin eine interessante Entscheidung gefällt. Ein Zigarrenfabrikant wollte Material zu einem Strafantrag sammeln. Er begab sich in ein Schanklokal, ließ sich ein Glas Bier vorsetzen und verlangte 5 Zigarren. Die Wirthin trug kein Bedenken, ihm das Gewünschte zu verabfolgen. Der Zigarrenhändler aber nahm seine Zigarren und stellte gegen die Wirthin den Strafantrag. Das Amtsgericht erkannte auf Freisprechung, worauf die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte. Der Vertheidiger führte an, daß die Schankwirthe nach einem ministeriellen Erlaß befugt seien, Gegenstände, die zu ihrem Betrieb gehörten, auch über die Straße zu verkaufen, daß aber ganz besonders bei Zigarren dies der Fall sein müsse, da ja ein Schankwirt nicht wissen könne, ob der Gast sie nicht in seinem Lokal rauchen wolle. Der Gerichtshof schloß sich diesen Ausführungen an und erkannte auf Freisprechung.
- Nach den Veröffentlichungen über die Einschätzung zur Einkommensteuer befinden sich unter den 150 000 Leipziger Steuerzahlern rund 200 Millionäre. Nicht mitgerechnet dabei sind die juristischen Personen (Aktien=Gesellschaften etc.) Das höchste Einkommen eines Steuerzahlers überhaupt betrug 376 000 M. Unter den Millionären waren 80 Personen vorhanden, die mehr als 100 000 M. Einkommen aufzuweisen hatten.
- Die letzten Nachrichten vom Major von Wißmann datieren aus der englischen Missionsstation Blantyre auf dem Schire=Hochland. Major v. Wißmann war dem Dampfer=Transport vorausgeeilt, um etwaige Schwierigkeiten des Weges fortzuräunen, und gedachte, mit leichter Expedition nach den beiden Seen Nyassa und Tanganyika vorauszumarschieren und dort Stationen anzulegen.
- Hamburg hat 432 Volksschüler durch die Cholera verloren.
- Im Barmbecker Kanal bei Hamburg brachen vier Knaben durchs Eis und ertranken sämtlich.
- Auf die soeben in Hamburg zur Subskription aufgelegte Hamburgische Staatsanleihe im Betrage von 25 Mill. Mk. wurden im Ganzen 225 Millionen gezeichnet, davon 100 Millionen in Berlin und 84 Millionen in Hamburg.
- Im Hamburger Stadtbezirk Ottensen fand man eine Pumpe, deren Wasser gänzlich mit Kommabazillen infizirt war. Die Pumpe wurde sofort vernichtet. Die vielen Cholerafälle der letzten Tage in Altona und Ottensen werden darauf zurückgeführt.
- Die 123 Tons=Kanone, welche die Firma Krupp in Essen mit vier anderen Geschützen und sonstigen Erzeugnissen in Chicago zur Ausstellung bringen will, ist jetzt in Hamburg zur Verschiffung bereit. Das kolossale Rohr, 14 Meter lang, traf Dienstag nachmittag gegen 6 Uhr, nachdem es wie die anderen 45,30 schweren, dort liegenden Kanonen auf dem Schießplatz der Firma in Meppen eingeschossen worden war, per Extrazug ein. Zum Transport des Gußstahlblocks waren besonders tragfähige Wagen erforderlich, welche eigens zu diesem Zweck konstruirt werden mußten. Sie haben 16 Achsen und zwei doppelte Bremsen erhalten. Mittwoch nachmittag sind die Wagen mit dem Ungethüm rangirt und nach dem Krahnhöft geleitet worden.
- Die englischen Dampfer "Regalia" und "Kisperel" stießen am Dienstag unweit Kuxhaven zusammen. Beide Fahrzeuge sanken auf den Grund. Die "Kisperel" ist von Wasser. Die Besatzung ist gerettet.
- Die Eröffnung der neuen Kriegsschule in Danzig ist für den 1. Oktober 1893 in Aussicht genommen. Der zum Direktor bestimmte Stabsoffizier und der Zahlmeister, welcher der Kriegsschule zugetheilt werden soll, werden indessen schon am 1. Juli in Danzig eintreffen. Außerdem werden an der Schule 8 Hauptleute als ständige Militärlehrer wirken, während 8 Militärlehrer, 6 Inspektionsoffiziere, 1 Bibliothekar und 1 Büreauch nebenamtlich fungiren.
- Auf dem Schießplatze bei Jüterbog ereignete sich vor einigen Tagen ein schweres Unglück. In einer Schmiede hatten mehrere Soldaten versucht, ein gefundenes blindgeladenes Geschoß zu entladen, indem sie dasselbe in einen Schraubstock spannten. Hierbei explodierte das Geschoß. Zwei Soldaten wurden schwer verletzte einem derselben wurde der Leib aufgerissen, Gesicht und Hände verbrannt. Schon auf dem Transport zum Lazarett starb der Mann. Das Befinden des andern ist sehr besorgnißerregend, da Sprengstücke ihm mehrere tiefe Wunden am ganzen Körper verursacht haben; eine Hand ist dem Unglücklichen völlig zerschmettert und ein Auge fast ganz aus der Höhle gerissen worden. Das Gebäude wurde teilweise zertrümmert.
- Der Leutnant Kurt v. Zastrow bei den 5. Kurassieren, der älteste Sohn des Rittergutsbesitzers Major a. D. v. Zastrow in Schönberg bei Görlitz, verunglückte dieser Tage in entsetzlicher Weise. Er stürzte bei einem Ausritt mit dem Pferde, blieb im Steigbügel mit einem Fuße hängen und wurde so von dem rasend gewordenen Pferde zu Tode geschleift.
- Man schreibt aus Königsberg i. P.: Wie wenig ernst es den meisten unserer "arbeitslosen" Arbeiter mit der Erlangung von Beschäftigung ist, beweist die Thatsache, daß diejenigen Zimmerleute, welche sich kürzlich auf dem städtischen Stadthofe einfanden, es ablehnten für den Betrag von 2,70 M. die ihnen angebotenen Bollwerksarbeiten aufzunehmen.
- Einem Maurermeister aus einem Orte bei Bartenstein erfroren auf einer längeren Fußtour die Hände. Seine Angehörigen wußten in ihrem Schrecken nichts eiligeres zu thun, als die erfrornen Glieder in heißes Wasser zu tauchen. Nach ärztlichem Gutachten müssen die Hände nun wahrscheinlich abgenommen werden.
- Als am Dienstag der Graf von Flandern, Bruder des Königs von Belgien, mit seiner Gemahlin auf dem Hofball weilte, drang ein Dieb in das Schlafgemach der Gräfin, erbrach eine Kassette von Stahl und stahl sämtliche Juwelen im Werthe von mehreren hunderttausend Frks. Der Dieb wurde bisher nicht entdeckt. Es ist wahrscheinlich, daß der Diebstahl von der Dienerschaft verübt worden ist.

[ => Original lesen: 1893 Nr. 13 Seite 6]

- Nach der "Reichswehr" werden bei der österreichischen Kavallerie die roten Beinkleider durch graue, bei den Trainsoldaten durch dunkelblaue ersetzt. Die Ulanen erhalten wieder einen dunkelgrauen Waffenrock mit rotem Brustlatz. Die Artillerie erhält zweireihige Waffenröcke.
- Der Donau=Eisgang richtet in der Nähe von Regensburg eminente Verheerungen an; in Stadt=Amhof, Beimering und Weiz sind alle Straßen überschwemmt, der Verkehr wird mit Kähnen bewerkstelligt. In Weiz reicht das Wasser bis zu den Dächern, auf denselben lagern Eisschollen; in einer Straße letztgenannter Stadt schlug ein Kahn mit 3 Personen um, zwei davon ertranken. Der Minister des Innern entsandte einen Oberbaurath nach Regensburg, unter dessen Leitung die Donau=Eismassen vermittels Dynamit losgesprengt werden sollen.
- Nach einer Meldung des Petit Parisien aus Marseille, wäre die dort ausgebrochene Epidemie wirklich die Cholera, die sich am 1. Februar gezeigt habe. Am Montag kamen 12 Erkrankungen und 7 Todesfälle vor, am Dienstag 37 Erkrankungen und 12 Todesfälle. Die Aerzte hatten Anfangs Schweigen beobachte, weil sie die Erkrankungen nur für choleraähnliche hielten.
- Am Montag abend fand in der deutschen Botschaft zu Rom eine große Ballfestlichkeit statt. Das Königspaar traf mit dem Grafen von Turin und den hohen Würdenträgern um 11 Uhr in der Botschaft ein und wurde vom Botschafter Solms am Fuße der Treppe empfangen. Der Botschafter reichte der Königin den Arm und geleitete sie in den Festsaal. Beim Eintritt des Königspaares spielte die Musik die italienische Königshymne. Der Ball wurde mit einer Quadrille eröffnet, welche die Königin mit dem Botschafter tanzte.
- In Rom ist die alte Synagoge am Cenciplatz vollständig ausgebrannt. Der Schaden beträgt eine halbe Million Lire. Die ganze Synagoge war mit 800 000 Lire versichert. Das Archiv und der Synagogenschatz im Werthe von etwa 8 Mill. sind gerettet. Wie in Rom üblich, fehlte es sowohl an Spritzen, wie an Wasser, obgleich der Tiber nur wenige Schritte von der Brandstelle entfernt liegt.
- Aus Rom meldet das Hirschsche Telegr.=Bureau: In dem Glauben, daß der Brand der Synagoge am Cenci=Platze eine Strafe Gottes für das Offenhalten der Geschäfte am Sabbath gewesen, haben die dortigen Juden in einer am Montag abgehaltenen Versammlung die strenge Heilighaltung des Sabbaths von jetzt ab beschlossen.
- Aus Zante laufen neue Einzelheiten über die furchtbaren Verwüstungen durch Erdbeben ein. In Zante sind alle Häuser unbewohnbar. Das Stadtviertel Santa=Trinita gleicht einem Trümmerhaufen. Die alte Markuskirche, das Presbytorium, das von den Venetianern erbaute Kastell, das Gebäude der Staatsanwaltschaft und das Theater sind eingestürzt. Man zählt in der Stadt Zante 5 Tote und einige Hundert Verwundete. Der Erzbischof ordnete Prozessionen zum heiligen Dionysios, dem Schutzpatron der Insel, an. Das Zittern des Bodens dauert fort; häufig werden auch noch kleine Erdstöße verspürt.
- Aus Christiania wird gemeldet: Nach einer Meldung aus Bodö ist jetzt bekannt, daß in dem Schneesturm acht Fischerbote mit 37 Mann von Värö, vier Bote mit 20 Mann von Gimsö, fünfzehn Bote mit 34 Mann von Oeksnäs, unter letzteren der Kommunalvorsteher und sein Sohn verunglückt sind. Es sind also bis jetzt 91 Fischer als verunglückt gemeldet; von mehreren abgelegenen Plätzen fehlen die Nachrichten noch.
- Die Frühjahrsheringsfischerei an der Westküste von Norwegen hat nach einer Meldung des Aufsichtschefs der Fischerei begonnnen. Bei Utsire wurden schöne Heringe gefangen.
- In Rußland dauert die strenge Kälte fort und hat sich auch südwärts ausgebreitet. In St. Petersburg und Moskau herrschen früh 27 Grad Kälte. Haparanda meldet gar 34 und Stockholm 18 Grad. In Breslau waren 15, Königsberg 19, Memel 23 Grad unter Null.
- Die Rinderpest breitet sich in den Bezirken Charkow und Jekaterinoslaw sowie längs des ganzen Stromgebiets des Don in furchtbarer Weise aus.
- Eine Schwester des berühmten russischen Schriftstellers Dostojewsky fand dieser Tage in Moskau auf schreckliche Weise den Tod in den Flammen als Opfer der Explosion einer Petroleumlampe, die der 69 Jahre alten Dame aus den Händen fiel und ihre Kleider in Brand setzte. Die Unglückliche starb im Elend; sie mußte auf dem Armenfriedhof beerdigt werden.
- Der jetzt so viel genannte Sultan von Marokko Sidi Muley Hassan ist ein besonderer Freund von Kanonaden und hat in seinem Garten mehrere Kanonen stehen, die er jeden Tag der Reihe nach ladet und eigenhändig abfeuert. Damit die Kugeln keinen Schaden anrichten, hat er in dem Garten eine hohe, feste Fangmauer errichten lassen, gegen die die Schlünde der Kanonen gerichtet sind. Dabei geht Muley Hassan auch mit dem Fortschritt und besitzt alle Kanonen neueren und neuesten Systems. Selbstverständlich fehlen auch nicht die Krupp'schen Geschütze in seinem Artillerieparke. Glücklicherweise ist dem Sultan bei diesem sonderbaren Sport noch nie ein Unglück passirt.
- Ein ganz eigenartiges Schauspiel kann man jetzt auf der mit Millionen von Feldmäusen gesegneten lothringischen Hochebene genießen. Da der Schnee sehr schnell schmilzt, dringen überall Wassermassen in die Mäuselöcher und zwingen die Mäuslein, ihr behagliches Winterheim zu verlassen. Da springen nun die kleinen Feinde der Landwirthe zu Hunderten auf den gefrorenen Feldern umher, um sich an höher gelegener Stelle einen Unterschlupf zu suchen. Diese Noth machen sich die Raben, deren Tisch jetzt auch nicht reichlich gedeckt ist, zu Nutze, indem sie sich zu Dutzenden auf einer besonders mausereichen Stelle niederlassen, die flüchtigen Thiere sehr geschickt fangen und mit Behagen verzehren.
- Für Jagdliebhaber giebt es jetzt auch Jagdscheine für Deutsch=Ostafrika. Das "D. Kolonialbl." veröffentlicht eine Verordnung des kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun, betr. die Ausübung der Jagd auf Elefanten und Flußpferde. "Wer die Jagd auf Elefanten oder Flußpferde gewerbsmäßig betreibt oder betreiben läßt, hat vorher einen Erlaubnisschein zu lösen. Das Gleiche gilt für solche Personen, welche im Schutzgebiete sich aufhalten, oder im Dienste desselben oder des deutschen Reichs oder einer im Schutzgebiet angesessenen Firma oder Erwerbsgesellschaft oder Mission stehen, Wenn sie die Jagd auf solche Thiere ausüben wollen. Der Erlaubnisschein wird vom kaiserlichen Gouverneur für eine bestimmte, in demselben zu bezeichnende Zeit ertheilt. Die hierfür zu entrichtende Gebühr beträgt im ersten Fall 2000 bis 3000 Mark, im zweiten Fall 2000 bis 5000 Mark. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe von 2000 bis 5000 Mark bezw. mit 1000 bis 5000 Mark bestraft." Forschungsreisenden kann der Gouverneur den Erlaubnisschein gebührenfrei ertheilen.
- Gesetzwidrige Vornamen. Man schreibt aus Dresden vom 31. Januar: Die Namen der Revolutionären erregen als Taufnamen für Kinder in Sachsen natürlich Anstoß. Dieses ist auch einem Arbeiter in einem benachbarten Dorfe klar gemacht, der auf dem Standesamte beantragte, seinem Sohn die Namen Robespierre und Danton beizulegen. Der Standesbeamte verweigerte dieses und verwies den Arbeiter auf den Beschwerdeweg. Da dieser nicht eingeschlagen und andere Namen nicht genannt wurden, erhielt der Arbeiter eine Strafverfügung, die das von ihm angerufene Schöffengericht von 5 Mk. auf 20 Mk. erhöhte. Das Landgericht, das sich hierauf mit der Sache zu befassen hatte, bestätigte diese Erhöhung und führte zugleich in den Urteilsgründen aus, daß es ebenso unzulässig sei, einem Kinde die Namen Robespierre und Danton zu geben, wie wenn man denselben den Namen eines Räuberhauptmanns beilegen wollte. Dieses sei in einem christlich=monarchischen Staate ungesetzlich und strafbar.
- Damenhüte aus Aluminium. Die neuste Mode sind, wie aus Paris gemeldet wird, Damenhüte aus Aluminium. Das Patentbureau Lüders in Görlitz soll bereits das Patent für Deutschland erhalten haben. Welch reizende Perspektive eröffnet sich für unsere Damen. Die unmodern gewordenen Hüte wandern des Umschmelzens wegen ins "alte Aluminium" anstatt in die Rumpelkammer!


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