No. 7
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Januar
1893
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 1]

                Die Ortsvorstände werden in Veranlassung eines bedauerlichst auf einem Domanial=Pachthofe constatirten Falles darauf hingewiesen, daß die ihnen von Behörde wegen zugehenden Offiziellen Anzeiger im Eigenthum der Behörde verbleiben und demgemäß gesammelt und jahrgangsweise, wohl verschnürt oder gebunden, aufbewahrt werden müssen. Die Kosten für den Einband können auf dahingehenden Antrag von hier übernommen werden. In Zukunft werden abziehende Ortsvorstände oder deren Erben die Sammlung vollständig abzuliefern oder zu ersetzen haben.
              Die Beschränkung der Gratis=Lieferungen wird vorbehalten.
              Schönberg, den 17. Januar 1893.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


                Unter den Kühen der Hauswirthe Freitag in Lübseerhagen und Bohnhof in Gr. Siemz sowie unter den Schafen des Schulzen Busch in Rodenberg ist die Maul= und Klauenseuche ausgebrochen.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei des Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


           Nr. 3 des "Officiellen Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg" pro 1893 enthält:
      I. Abtheilung:

(1.) Revidirte Verordnung, betreffend die Einführung des Preußischen Militärstrafrechts.
    II. Abtheilung.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Einsendung der rückständigen Unfallanzeigen.
(3.) Bekanntmachung, betreffend den Versand von Postpacketen nach der Britischen Kolonie Tasmanien.
(4.) Bekanntmachung, betreffend den Versand von Postpacketen nach Windhoek (Deutsch=Südwest=Afrika).


Das königliche Schloß in Berlin ist am Dienstag wieder der Schauplatz eines feierlichen, von der Entfaltung höchsten Prunkes begleiteten Aktes gewesen: im Rittersaal hat die Einkleidung der jüngsten Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler, nämlich die Begebung mit Mantel und Kette, wodurch sie erst zu kapitelfähigen Rittern werden, statt gefunden. Es haben die Invenstitur erhalten: Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Herzog Ernst Günther von Schleswig=Holstein, Landgraf Alexander Frisch von Hessen, Herzog Friedrich Ferdinand von Schleswig=Holstein, Prinz Friedrich Karl von Hessen. Nach der Einkleidung begab sich der Zug der Ritter nach dem Kapitelsaal, wo das Kapital abgehalten wurde.
Die Defiliercour, mit welcher am Donnerstag abend die Reihe der Winterfestlichkeiten im königlichen Schloß zu Berlin eröffnet wurde, nahm den üblichen prunkvollen Verlauf. Der Kaiser trug den roten Galarock der Garde du Corps mit dem Orangeband des Ordens vom Schwarzen Adler, während die Kaiserin in goldschillernder silbergestickter Robe mit gleicher Courschleppe erschien und mit den großen Kronenbrillanten in Kollier und Diadem geschmückt war. Aus der großen Toilettenpracht, welche die zur Cour anwesenden Damen entwickelten, sei hier folgendes für unsere verehrten Leserinnen herausgehoben: Prinzessin Heinrich trug eine Robe von weißem Moirée mit Spitzen garnirt, dazu eine Courschleppe von gleichem Stoffe, die mit Silber gestickt war. Prinzessin Friedrich Leopold eine Robe von lichtblauem Silberbrokat mit Schleppe von silbergestickten Drap d'argent. Die Schleppe der Frau Prinzessin Albrecht war Silberstoff mit einem breiten Rande von silbergesticktem Purpursammt. Prinzessin Christian trug über einem mit bunter Seide gestickten weißen Atlaskleide eine Schleppe von dunkelbraunem mit Zobel verbrämten Sammt. Die Frau Erbprinzessin von Sachsen=Meiningen trug eine Courrobe von rosa=silberschimmerndem Stoffe, Prinzessin Viktoria von Schaumburg=Lippe eine Robe von weißem Goldbrokat. Prinzessin Margarethe war in weiß gekleidet mit einer weißen goldgestickten Courschleppe. Die meisten der fürstlichen Damen trugen helle Schleppen mit gleichen Toiletten, doch alle mit reicher Gold= und Silberstickerei.
Der Großfürst=Thronfolger Constantin von Rußland wird nunmehr bestimmt am Montag abends 9 Uhr in Berlin eintreffen und mit allen fürstlichen Ehren empfangen werden.
Kaiser Wilhelm befahl, daß während der Kaisermanöver sowie bei jedem Dienst in seiner

[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 2]

Gegenwart, sofern nicht für den einzelnen Fall Sonderbestimmung ergeht, von sämtlichen Offizieren die Schärpe getragen werden soll. Die gegenwärtigen Vorschriften über das Anlegen der Husarenschärpe bleiben hierbei unberührt.
In der Militärkommission ist, wenn nicht alles täuscht, der Umschwung von der völligen Verneinung des Kernes der Vorlage zu einer Verständigung darüber erfolgt. Durch die Aeußerungen des Abg. v. Boul=Besenberg vom Centrum ist der bis jetzt überall marktschreierisch vorgetragene Standpunkt des Abg. Lieber völlig aufgegeben worden, während der Pole Komierowsky fast noch größeres Entgegenkommen bewies. Die folgenden Reden Caprivis und schließlich Bennigsens vollendeten das Bild der veränderten Situation - eine Aenderung, die übrigens nicht überrascht und der man von Anfang an entgegen gesehen hat.
Aus der letzten Sitzung der Militärcommission des Reichstags ist noch nachzutragen, daß v. Hammerstein in längerer Auseinandersetzung verlangte, daß auch unsere Bundesgenossen, namentlich Oesterreich, entsprechende militärische Anstrengungen machen, wie wir. Oesterreich zeige aber eine auffallende Gemütsruhe, während es doch durch seine Balkanpolitik in erster Reihe bei einem zukünftigen Kriege engagirt sei. Caprivi gab letzteres zu. Ein finanzieller Mobilmachungsplan sei vorhanden. Das Experiment einer zweijährigen Dienstzeit werde gelingen, wenn man die verlangte Compensation bewillige. Er trat dann für die Leistungsfähigkeit der österreichischen Armee ein, deren vorjährigen Manövern er beigewohnt habe. Wir haben ein Interesse an der österreichischen Großmachtstellung. Wie wir es im einzelnen Falle bethätigen werden, läßt sich nicht voraussagen; jedenfalls nur nach dem Maßstabe des deutschen Interesses. Das Bemerkenswerthefte aus der Sitzung war, daß Lieber erklärte, daß Centrum habe seinen Standpunkt seit der ersten Lesung nicht geändert und daß Caprivi das Angebot des Centrums als unbedingt unannehmbar bezeichnete.
Im Heiratskontrakte des Prinzen Ferdinand von Rumänien und der Prinzessin Marie von Edinburg ist für die Prinzessin seitens ihres Vaters ein Nadelgeld von 25 000 Frks. ausgesetzt. Prinz Ferdinand empfängt von seinem Vater und vom Könige von Rumänien zusammen eine Rente von 625 000 Frks. Im Falle des Ablebens des Prinzen verpflichten sich die Verwandten desselben, der Witwe eine Rente von 312 000 Frks. zu zahlen.
Der König von Dänemark hat seine Reise nach Berlin zur Hochzeitsfeier der Prinzessin Margarethe aufgeben müssen, weil sämmtliche dänische Häfen durch Eis geschlossen sind. Einen Zusammenhang dieses Entschlusses des Königs mit den angeblichen Aeußerungen des Reichskanzlers Grafen Caprivi in der Militaircommission hält man in Berlin für ausgeschlossen.
Wie man aus Belgrad schreibt, kommt folgende überraschende Nachritt aus Biarritz: Der Exkönig Milan und die Königin Natalie haben sich versöhnt. In Belgrader eingeweihten Kreisen war es bereits bekannt, daß der Zar persönlich und durch den Botschafter in Paris, Baron v. Mohrenheim für eine Verständigung wirkte, doch glaubte man infolge der widerstrebenden Charaktere nicht an eine solche. Am griechischen Neujahrstage (13. Januar) erschien indessen der Exkönig aus Paris in Biarritz und hatte eine zweistündige Unterredung mit der Königin, wobei es zu erschütternden Scenen kam, nach denen die Versöhnung stattfand.
In der Enquetekommission theilte Gerville=Reache mit, er werde in der Kammer einen Gesetzentwurf einbringen, welcher bezweckt, das aus dem Panama=Fonds vergeudete und unterschlagene Geld wieder einzubringen; die beweglichen und unbeweglichen Güter Aller die aus dem Panama=Fonds in erwähnter Weise Summen bezogen haben, sollen als unveräußerlich erklärt werden.
Eine Erhöhung des Notenumlaufs der Bank von Frankreich durch Vermehrung der Ausgabe der Billets de France um 500 Mill. wurde von der Deputiertenkammer am Dienstag beschlossen, unter Ablehnung einer Zusatzbestimmung, daß der Goldvorrat der Bank niemals weniger als 1 1/2 Milliarden betragen soll, sowie eines Antrages Deloncle, daß die Banque de France verpflichtet sein solle, die von ihr ausgegebenen Billets an ihren Kassen auf Sicht einzulösen.
In Russisch=Polen haben in den letzten Tagen zum ersten Mal Wintermanöver in großem Maßstab stattgefunden. Die Corpskommandanten rühmen die Bravour, mit der die Truppen trotz der Terrain=Schwierigkeiten und der Ungunst des Wetters die Uebungen mitgemacht haben.


- Die Zahl der bei dem Ordensfeste verliehenen Orden und Ehrenzeichen war größer als jemals zuvor. Es wurden 1891 Auszeichnungen verliehen gegen 1741 im Jahr 1892, 1708 im Jahr 1891, 1496 im Jahr 1890, 1507 im Jahr 1889 und 1494 im Jahr 1888.
- Der Hamburger Bürgerschaft ist ein Senatsantrag auf Nachbewilligung von 2 300 000 Mark für eine zentrale Sandfiltration zugegangen, da die ursprünglich bewilligten 672 5000 Mark nicht ausreichen.
- In Berlin waren am Donnerstag 21, in München 22, in Swinemünde 27 Grad Celsius Kälte.
- In der Nacht zum Freitag erfroren vier Handwerksburschen, welche in einer Scheune in Werder bei Potsdam übernachteten.
- Aus Dresden verlautet, daß König Albert aus Anlaß der Geburt eines Sohnes des Prinzen Friedrich August von Sachsen eine Amnestie für Strafgefangene eintreten lassen werde.
- In Woldenberg (Reg.=Bez. Frankfurt a/O.) starb ein wohlhabender Sonderling, der seit Jahren ein Diogenesleben führte, in dem selbst eine Tonne eine Rolle gespielt haben soll, infolge der Kälte und mangelhafter Ernährung. Sein Vermögen erbt ein als Kutscher dienender Neffe.
- In Sachsen sind in den letzten Tagen acht Menschen durch Kälte umgekommene. Eine Frau in Kottengrün erfror des Nachts im Bett.
- Das Schwurgericht in Gleiwitz verurtheilte die 60jährige Engelmacherin Wittwe Piontek zum Tode.
- Ein von Ratibor abgegangener Schnellzug durchfuhr eine Abtheilung von Streckenarbeitern bei Oderberg. Zwei vor den Arbeitern wurden sofort getötet und gräßlich verstümmelt.
- Wie aus Wilhelmshaven gemeldet wird ist die Verbindung zwischen dem Festland und den ostfriesischen Inseln gänzlich unterbrochen. Norderney hat seit dem 14. d. Mts., Juist seit Neujahr keine Post erhalten.
- Großes Aufsehen und Bestürzung in sozialdemokratischen Kreisen erregt in Mannheim die erfolgte Verhaftung des Sozialistenführers Süßkind. Die Verhaftung steht mit einer großen Unterschlagung des nach Amerika geflüchteten, vor einigen Tagen aber wieder eingelieferten sozialdemokratischen Agitators Haensler in Verbindung.
- Restaurateur Stahl in Fürth verkaufte dieser Tage ein Paar Tauben eigener Zucht (Bagdetten) an Privatier Meuschel in Kißingen um den Preis von 305 Mark.
- Wie der "Aug. Schweizer=Ztg." aus Zermatt gemeldet wird, bestieg soeben ein Engländer, trotz der außerordentlichen Kälte mit den zwei Führern Gabriel und Josef Taugwalder das 4200 Meter hohe Rimpfischhorn ohne Unfall. Die Aussicht war bei der klaren Winterluft eine unvergleichlich schöne.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. IX belegene Halbstelle c. p. des Halbhufner Johann Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 27. März d. J.
Vormittags 10 Uhr

[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 3]

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamierten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. Januar 1893.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1873 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am

Sonnabend, den 29. Januar d. J.,

Vormittags in den Stunden von 10 bis 12 Uhr, beim Stadtsecretair Schrep hieselbst zu geschehen. Auswärts geborene Militärpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zweck kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein mitzubringen.
Schönberg, den 19. Januar 1893.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 9.

Am Mittwoch d. 25. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf bei beschränkter Concurrenz meistbietend verkauft werden:

Aus den Duvenester Tannen.

36 Stück tannen Kiepenhölzer.
61 Rmtr. tannen Kluft.
35 Rmtr. tannen Knüppel.
52 Rmtr. tannen Rodestämme.
13 Fuder tannen Stangenholz II. u. III. Cl.
Schönberg, den 19. Januar 1893.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Vitense (Strohkircher Holz)

am Montag den 30. Januar 1893 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  20 Stück eichen Drümme 10 Mtr. lang, 25-30 cm. Durchm.
  32 Rmtr. buchen Kluft I. Kl.
  90 Rmtr. buchen Kluft II. Kl.
100 Rmtr. buchen Knüppelholz I. Kl.
  20 Rmtr. buchen Ausschuß.
306 Rmtr. buchen Buschholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr beim Rothen Born im Strohkirchener Holz.
Vitense, den 21. Januar 1893.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Ersparniß- u. Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des                          
Antonitermines
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag den 22. Januar d. J.
von 8 bis 9 1/2 Uhr Morgens
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 7. Januar 1893.                          
                                                    Das Directorium.


Erbsen,
welche gut zu brechen, empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Gewerbe-Verein.
Hauptversammlung
am Dienstag den 24. d. M. Abends 8 Uhr
im Boye'schen Locale.
Vortrag des Gewerbeschuldirektors Lange-Lübeck über:
"Die Zukunft des Handwerks und der Kleinindustrie".
Gäste werden hiermit freundlichst geladen.
                                                    Der Vorstand.


Habe noch
guten Torf
abzugeben aus meinem Hause 5.50 M., in Schönberg frei vor die Thür 6.50 M. à 1000.
Roduchelstorf den 19. Januar 1893.                          
                                                    P. Grevsmühl.


Im Allein=Verkauf empfehle:
"Marie"=Briket
in feinster Qualität ab Bahnhof hier, sowie
böhmische Stückbraunkohlen
billigstens.                                                    
Schönberg i. M. d. 16. Januar 1893.
                                                    F. Heitmann.


Zu Ostern oder später                          
junge Mädchen
zum Kochen lernen.                                                    
                                                    Offiziers-Kasino
                                                    Lübeck.


Wegen Erkrankung meines jetzigen suche ich möglichst zu sofort oder zu Ostern ein

ordentliches Mädchen.
                                                    Johanna Gimpel.


Große schott. Steinkohlen
und
Böhmische Stückkohlen
erwarte und empfehle ab Bahnhof billigst                          
                                                    C. Schwedt.


Knaben oder Mädchen,
die Ostern die Schönberger Schule besuchen sollen, finden billige Pension bei                                                    
                                                    H. Gramm, Schlachtermeister.
                                                    Schönberg.


Außerordentliche Versammlung
der
Selmsdorfer Todtenlade
am Sonntag d. 29. Januar Nachmittags 2 Uhr.
Statuten betreffend.
Selmsdorf d. 17. Jan. 1893.                          
                                                    Der Vorstand.


Verloren am vorletzten Sonntag vom Schulhause bis zum Bahnhof eine Corallenbroche. Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen Belohnung beim Goldschmied Roepstorff abzugeben.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei Heinr. Böckmann Bandagist.


Fangen Sie keine Ratten u. Mäuse, sondern vernichten
Sie dieselben mit mit dem sicher wirkenden Heleolin. Unschädlich für Menschen u. Hausthiere. In Dosen à 0,60 Pf. u. 1 Mk. erhältlich bei
H. Brüchmann. Schönberg i. M.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 4]

Optische Brillen gut u. billig bei H. Brüchmann.


Agentur der Mecklenburgischen Bank in Schwerin
für
Schönberg und Umgegend.
Spar- und Kapital=Einlagen werden z. Zt. verzinst:

1) gegen Sparbücher der Bank mit 3 1/2 %,
2) gegen Schuldverschreibungen der Bank je nach der Kündigungsfrist mit 3 1/2, 3 u. 2 %,
3) im Baar=Conto=Corrent mit 2 %
Die Bank bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit und übernimmt Bankcommissionsgeschäfte aller Art zu billigen Bedingungen.

Schönberg i. M.                                                     Wilh. Schrep, Stadtsecretair.


Kampfgenossenverein 1870/71
und
Kriegerverein
f. d. Fürstenthum Ratzeburg.

Zur gemeinsamen Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers findet am Freitag d. 27. Januar cr. Abends im neuen Boye'schen Saale ein großer

Festball

statt. Anfang 7 1/2 Uhr.
Kameraden der beiden Vereine sind mit ihren Familien frei. Erwerbsfähige Kinder müssen jedoch zahlen. Unverheirathete Kameraden können eine Dame frei einführen. Einführungen sind gestattet gegen Zahlung von 2 M. für Herren und 50 Pf. für Damen.
Billets sind im Vorverkauf b. d. Kameraden Barbier Maack und Kaufmann Oldenburg, außerdem Abends an der Kasse zu haben.

~~~~~~~~~~~~~

Nichttanzende Kameraden vereinigen sich im oberen Saale zu einem Glase Bier und haben Freunde der Vereine und alle Patrioten dazu freien Eintritt.

                                                    Die Vorstände.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers findet am 27. d. M. Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale ein

Diner

statt, wozu ich mir erlaube, hierdurch ergebenst einzuladen.

Preis à Couvert incl. Musik 3,50 M.
Anmeldungen erbitte bis Donnerstag Morgen
                                                    L. Spehr.


Am 2. Februar d. Js. findet im Vereinslokale beim Herrn Kaufmann Maaß hieselbst eine

Ausserordentliche Generalversammlung

Abends 8 Uhr statt, zu welcher die Vereinsmitglieder hiedurch ergebenst eingeladen werden. Sehr erwünscht wäre es auch, wenn Nichtmitglieder sich an der Versammlung betheiligen wollten.

               Tagesordnung:

Weitere Besprechung über die im August d. Js. zu veranstaltende Geflügelausstellung u. Bildung eines Ausstellungsausschusses.
Schönberg, den 22. Januar 1893.

                                                    Der Vorstand
                                                    des Geflügelzuchtvereins.


Stadt Lübeck.
Sonntag d. 5. Februar 1893
Großer Maskenball.


Stadt Lübeck.
Sonntag d. 29. Januar 1893
zur Nachfeier d. Geburtstages Sr. Maj. d. Kaisers
Tanzmusik
über Mitternacht hinaus.


Gesucht für Lübeck

zum 1. April bei einzelnen Leuten ein junges Mädchen zur Stütze der Hausfrau und Erlernung des Hausstandes. Kostgeld wird nicht verlangt.

                          Näheres durch Frau Anna John
                          Lübeck, Dorotheenstraße 13a.


Echte reinwollene Kleiderstoffe

liefert von alten Abfällen von Strümpfen, sowie Jacken, Tuche, Unterzeug u. dergl. von 1-4 Meter, à M. von 65 Pf. bis 1 M. 85 Pf. Herren= und Kinderstoffe von M. 2.70-7.25 per Meter. Auswahl von neuesten u. verschiedensten Mustern bei

Hinterstr. 75.                                                      J. Voss,
Tuchmachermeister.


Suche zu Ostern dieses Jahres einen
Lehrling.
                                                    Georg Bernhöft.
                                                    Tischlermeister.


Achtung!
Die billigsten Schnitter (Westpreußen) besorgt
Vorschnitter Jakuborski, Weide
bei Großkommorsk (Westpreußen.)


Zu Ostern suche ich ein in allen Hausarbeiten
erfahrenes Mädchen.
                                                    Anna Giersdorf
                                                    geb. Spencker.


Die Agentur der Versicherungs=Gesellschaft "Friedrich Wilhelm" befindet sich für Schönberg und Umgegend beim Lohndiener H. Ratzeburg in Schönberg.


Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen hiedurch statt besonderer Meldung ergebenst an

                                                    Pastor Janell u. Frau.

Herrnburg, den 19. Januar 1893.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.

Es kosten: kleine Schweine 59-60 M., große Schweine 58-60 M., Sauen 46-55 M., Kälber 85-95 M. per 100 Pfund.


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 7 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Januar 1893.


- Gegen die Wahl Ahlwardts zum Reichstag ist eine große Zahl von Protesten eingelaufen, die Akten sind daher von der betreffenden Abtheilung an die Wahlprüfungs=Commission abgegeben worden.
- Der Schneefall des letzten Montags war einer der stärksten, die Berlin seit langer Zeit erlebt hat. Sowohl die Passanten der Straßen wie auch die Wagen und Pferde der Verkehrsgesellschaft konnten nur mit der größten Mühe vorwärts kommen, trotzdem zahlreiche von der Stadt angenommene Arbeiter bemüht waren, die Straßen von dem Schnee zu säubern. Selbst ein Schneepflug der Neuen Omnibus=Gesellschaft mühte sich vergeblich ab.
- Auf der zugefrorenen Donau bei Preßburg fand eine interessante militärische Uebung statt. Pionire hatten eine sogenannte Eisbrücke durch Verdichtung der Eisdecke mit Stroh, Brettern und Uebergießen hergestellt, auf welcher im Beisein der Erzherzöge Friedrich und Josef Augustin und der Offiziere ein Theil der Garnison mit Artillerie und beladenen Fuhrwerken den Strom überschritt.
- Aus Königgrätz wird telegraphisch die entsetzliche Meldung übermittelt, daß daselbst eine sechzehn Personen starke Zigeunerfamilie erfroren aufgefunden worden sei.
- Aus Turin werden vom 17. d. M. 17 Grad Kälte gemeldet.
- Auf den Hradschiner Schanzen in Prag hat dieser Tage ein Wachtposten seinen Tod durch Erfrieren gefunden. Der Soldat hatte sich in das Schilderhaus gestellt, wo er bei der Wacheauflösung erfroren aufgefunden wurde. Bei einer Felddienstübung in der Nähe Prags erfroren 18 Geniesoldaten derart Hände, Ohren und Nasen, daß sie ins Garnisonspital gebracht werden mußten.
- Seit 1830 herrschte in Württemberg keine solche strenge Kälte, wie in den letzten Nächten (bis zu 26 Grad.)
- Im Vatikan ist am Montag früh ein geheimes Konsistorium abgehalten worden, bei welchem folgende kirchliche Würdenträger zu Kardinälen ernannt worden sind: Persico, Sekretair der Propaganda, Mocenni, Unterstaatssekretair, Di Vietro, Nuntius in Madrid, Galimberti, Nuntius in Wien, Malabo, Erzbischof von Fermo, Guarino, Erzbischof von Messina, Thomas, Erzbischof von Rouen, Meignan, Erzbischof von Tours, Krementz, Erzbischof von Köln, Kopp, Fürst=Erzbischof von Breslau, Vaszari, Primas von Ungarn, Sanz y Fores, Erzbischof von Sevilla, Vanghan, Erzbischof von Westminster und Longue, Primas von Irland. Hierauf hat der Papst 20 Titulare verschiedener Metropolita=, Episkopal= und Kathedralkirchen präkonisirt.
- Am 24. Oktober ds. Js. wird der König Albert von Sachsen sein 50jähriges Militärdienst=Jubiläum feiern.
- Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten, Hayes, ist, wie aus Newyork gemeldet wird, am Mittwoch in Folge eines Herzleidens gestorben.
- Es ist ein langes, erdrückendes Sündenregister, auf Grund dessen der Generalstaatsanwalt Rau im Panama=Prozeß das Schuldig gegen den einst ruhmgekrönten Ferdinand de Lesseps und seine Mitarbeiter Charles de Lesseps, Fontane und Cottu beantragt hat. Gegen Ferdinand de Lesseps erhob der Generalstaatsanwalt besonders den Vorwurf, daß er seit Beginn des Panama=Unternehmens mit dem Geld der Gesellschaft verschwenderisch umgegangen sei, und daß er betrügerische Machenschaften angewandt habe, um zur Zeichnung von Obligationen zu verlocken. Ferner wies der Generalstaatsanwalt darauf hin, daß aus dem Gesellschaftsfonds 600 Millionen Franks vergeudet worden seien, daß die Verwaltung der Panama=Gesellschaft enorme Summen verschlungen, daß die Unternehmer und namentlich Eiffel übertriebene Vortheile aus den Geschäften gezogen hätten. Eiffel habe allein auf die ihm ausgezahlten 73 Millionen einen Nutzen von 33 Millionen gehabt. Ein Anderer erhielt für Schleusenmaterial und Transport 12 Millionen, wofür er nur 1 Million ausgegeben hatte. Artigue u. Co. bezogen 32 Millionen, von denen 11 Reingewinn seien u. s. w. Schließlich sprach der Generalstaatsanwalt von den unter dem Namen "Kosten für Veröffentlichungen" verborgenen Summen, sowie von den Emissionsspesen, welche die Summe von 150 Millionen gekostet haben.
- Eine Anzahl vornehmer Damen in Madrid beschloß, die Häuser zu beiden Seiten der neuen protestantischen Kirche anzukaufen und in ihnen katholische Schulen zu errichten, damit, wie es im Aufruf heißt, "die schlechten Wirkungen der Glaubenslehre der Abtrünnigen so viel als möglich aufgehoben werden."
- Amtlich meldet das Berliner Gesundheitsamt: Vom 13. bis 14. Januar mittags in Hamburg 2 Choleraerkrankungen, wovon eine tödlich verlaufen ist.
- Kürzlich wurden in Monte Carlo acht italienische Anarchisten verhaftet, welche ein Dynamitattentat auf die Spielhölle beabsichtigten. Die französische Polizei unterdrückte alle diesbezüglichen Nachrichten. Die Polizei ist ferner von dem Plan eines neuen Attentats auf die Spielhölle, sowie das Kasino in Nizza unterrichtet.
- Im Cirkustheater zu Antwerpen sind die Heizungsanlagen explodiert. Der Maschinist wurde schwer verwundet, das Innere des Theaters ist größtentheils zerstört.
- Ueber den verfrühten Tanzunterricht der Schülerinnen schreibt ein Berliner Schuldirektor, Prof. Dr. Wätzoldt: In den letzten Jahren wurde wiederholt beobachtet, daß Zerstreutheit während des Unterrichts und Mattigkeit der Haltung bei Schülerinnen eintrat, die früher und häufiger, als ihnen gut war, Tanzunterricht erhielten. Eine Umfrage in allen Klassen ergab, daß manche Eltern schon während der ersten Schuljahre ihre Kinder Tanzinstitute besuchen ließen. Der Obengenannte glaubt, daß solcher Unterricht, wo er überhaupt nötig ist, ohne Schaden auf ein späteres Leben verschoben werden könnte, und daß es empfehlenswerter ist, ihn im Familienkreis als im Institut zu suchen. Die Neigung zum Aeußerlichen, zu Putz und Tand wird unwillkürlich durch solchen Unterricht gestärkt. Die einfachen Tanzschritte und eine gute Haltung lernen und üben die Mädchen in den Turnstunden. Das Uebrige hat wohl Zeit bis nach dem Abschluß der Schule.
- Aus Hannover wird mitgetheilt, daß zahlreiche Hamburger Familien die Absicht zu erkennen gegeben haben, sich in Hannover dauernd niederzulassen. Furcht vor einein neuen Auftauchen der Cholera giebt zu dem Wohnungswechsel die Veranlassung.
- In Bromberg erstickten in einer Bäckerei in der Nacht zum Sonnabend ein Geselle und ein Lehrling an Kohlendunst.
- Aus Petersburg wird mitgetheilt, daß der Großfürst=Thronfolger als Hochzeitsgeschenk für die Prinzeß Margarethe hervorragende Erzeugnisse der russischen Goldschmiedekunst mitbringt. Ein Diadem in national=russischem Geschmack aus Diamanten und Perlen, sowie ein Theeservice in Altsilber sollen dabei die erste Stelle einnehmen.
- Die Trauerfeier für Werner v. Siemens in Berlin fand am Montag nachmittag in der prächtig dekorierten Philharmonie in Anwesenheit der beiden Kaiserinnen, der Prinzen Heinrich und Al=

[ => Original lesen: 1893 Nr. 7 Seite 6]

brecht, mehrerer Minister und einer glänzenden Versammlung statt. Die Festrede hielt Staatsminister Dr. Delbrück.
- In dem Dorfkruge zu Schinkow bei Krotoschin stellte der Bauerssohn G. seine geladene Jagdflinte an das halboffene Scheunenthor. Ein in der Scheune befindlicher Knecht zog aus Neugierde das Gewehr durch die Oeffnung herein. Dabei entlud sich das Gewehr und die Ladung beider Läufe drang dem Unvorsichtigen in den Leib. Der Knecht verstarb auf der Stelle.
- In der mährischen Stadt Boskowitz wurden am 12. d. vier Geschwister zu gleicher Zeit getraut und zwar zwei Söhne und zwei Töchter der Eheleute Prybil. Bei dem Feste waren 158 direkte Verwandte und 200 geladene Gäste zugegen.
- In dem Militairhospital zu Devonport kam in der Dienstag=Nacht Feuer aus. Die vielen Patienten wurden trotz der strengen Winterkälte fortgeschafft. Einer starb unterwegs; die übrigen sind in Sicherheit. Das Feuer wurde am Morgen gelöscht.
- Nach einer in London eingetroffenen Meldung aus Bombay vom 17. Jan. ist Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich dort angekommen. Er ging abends ans Land und wurde festlich empfangen.
- Am Donnerstag beleckte in Zürich ein etwa zwölfjähriger Knabe das eiserne Geländer einer Brücke, um zu probieren, ob die Zuge infolge des Frostes klebe. Das Kunststück gelang ihm nur zu gut, denn die Zunge hielt fest und er konnte sie nicht mehr entfernen. Gutwillige Nachbarsleute brachten in Gefäßen warmes Wasser und es gelang nach längerem Bemühen dem geängstigten Knaben sein Sprechorgan zurückzugeben.
- Vom Berge Potofino in den ligurischen Alpen stürzte am Montag eine vornehme Engländerin ab, die erst vor einigen Tagen mit ihren Eltern nach Italien gekommen war und in Santa Margherita Wohnung genommen hatte. Der gräßlich entstellte Körper der jungen Dame, die eine große Alpenfreundin und Kühne Touristin war, wurde am Dienstag in einer Felsschlucht am Fuße des Berges gefunden.
- Das Brautkleid der Prinzessin Margarethe. Am Montag fand im Lette=Hause zu Berlin vor einem eingeladenen Publikum die Ausstellung des Brautkleides der Prinzessin Margarethe statt, das im Kunsthandarbeitatelier des Lette=Vereins gestickt wurde. Aus einem weißen Crepestoff bestehend, zeigt das Devant des Rockes eine außerordentlich graziöse Zeichnung von Kränzen und Streubouquets aus Margueriten, der sich, rings um den unteren Rand gehend, eine Borde derselben Blumen anschließt; der gleiche Schmuck ziert die Taille. Die Stickerei, in Silberlahn und drei verschiedenen Silberfäden ausgeführt, ist durchaus originell, frei von Steifheit, die durch das Material so leicht derartigen Arbeiten eigen ist und wohl geeignet, eine jugendlich reizende Braut, wie die holde Kaisertochter es ist, an ihrem Hochzeitsfeste zu schmücken.
- Die Wurzeln wachsen dem Dünger nach. Zwischen 2 Futterrüben, welche ungefähr 60 Ctm. voneinander entfernt standen, wurde ein Stück Oelkuchen untergebracht. Als man im Herbste nachsah, war das Stück Oelkuchen ganz von einem Netz von Haarwurzeln umhüllt, welche von 2 Wurzeln herrührend, die, je von einer Rübe ausgehend, von beiden Seiten in gerader Linie auf das Oelkuchenstück zu gewachsen waren. Daraus läßt sich ableiten, daß man den Dünger möglichst gleichmäßig im Boden vertheilen soll, um jeder Pflanze ihren Antheil daran zu verschaffen.
- Für die Weltausstellung in Chicago bestimmte Ausstellungsgüter aus Deutschland, welche in Postfrachtstücken auf dem Weg über Bremen oder Hamburg zur Absendung gelangen, können ohne in Newyork einer zollamtlichen Revision unterzogen zu werden, unter Zollverschluß direkte Beförderung bis nach dem Ausstellungsplatz für die Weltausstellung in Chicago erhalten. Die Ueberführung daselbst nach der Ausgabestelle innerhalb des Ausstellungsplatzes wird durch die Zweigniederlassung der Firma Hensel, Bruckmann und Lorbacher, 113 Adams Street, wahrgenommen. Bei der Ausgabestelle sind die Sendungen alsbald nach dem Eingang durch einen von der Commission seines Landes hierzu ermächtigten Vertreter des Ausstellers in Empfang zu nehmen. Die Pakete, sowie die zugehörigen Begleitadressen müssen in hervortretender Weise die Angabe "Objects from Germany for the Whorld's Columbian Exposition 1893" tragen; außerdem ist jeder Sendung eine vom Absender unterzeichnete Rechnung (Faktura) in dreifacher Ausfertigung auf besonders starkem, haltbarem Papier offen beizugeben. In den Rechnungen, deren Beglaubigung durch einen amerikanischen Konsul nicht erforderlich ist, müssen die in der Sendung enthaltenen Gegenstände einzeln bezeichnet und deren Werth, Preis u. s. w. genau angegeben sein. Die vorstehenden Begünstigungen erstrecken sich nur auf Packete, welche bis einschließlich den 26. März 1893 in Bremen oder Hamburg vorliegen.
- Als Kuriosum theilt man aus Gössenheim mit, daß im abgelaufenen Jahr unter 29 daselbst vorgekommenen Geburten nicht weniger als 28 männliche Sprößlinge waren. Als Gegenstück ist hinwieder aus Eussenheim zu vermelden, daß in dieser Gemeinde von 39 vorgekommenen Geburten nicht ein einziger Knabe zu verzeichnen ist. Die beiden Gemeinden können später einmal hinsichtlich der Verheirathung einander aushelfen!
- Ueber Gänsemästerei im Oderbruche. Auf einem 18 Ar großen Hofraume, der mit einem hohen Bretterzaune umgeben ist, befinden sich 24 abgegrenzte Buchten, in denen zusammen über 4000 Gänse unterzubringen sind. Große Laternen erhellen während der Nacht die Buchten, denn die Gänse sollen Tag und Nacht fressen, und bei Lichte thun sie das besser als im Dunkeln. Im vorigen Jahre wurden dort nicht weniger als 64 000 Gänse gemästet. Als Futter wurden 10 200 Ztr. Gerste im preise von 86 700 Mk. verwendet. Die Gerste wird in großen Bottichen zu 32-35 Ztr. eingemalzt, das heißt mit Wasser überschüttet. Nach 48 Stunden werden die gequollenen Körner herausgenommen und auf dem Fußboden zu einem mäßig großen Haufen ausgebreitet. So bleiben sie zwei Tage liegen und keimen. Das auf diese Weise bereitete Malz wird grün verfüttert. Die Gans frißt während der drei Wochen 30 Pfund Malz. Fünf Tage lang in jeder Woche wurden durchschnittlich 300 Gänse geschlachtet und abgerupft. Da das Abrupfen einer Gans mit 10 Pf. bezahlt wurde, so erforderten 35 000 Stück eine Ausgabe von 3400 Mk. Jeden Tag wurden 200 Gänse zu 20 Stück in einem Korb verpackt und als Eilgut nach Berlin an verschiedene Händler gesandt. Da 100 Gänse 40 Pfd Federn geben, So lieferten die 34 000 Stück 136 Ztr. Federn, wofür 19 040 Mk. gelöst wurden. Allein aus dem Verkaufe der Posen das sind die Federn aus den Flügel (Flederwischen), hat man einen Ertrag von 200 Mark gehabt. Die schmale Seite der Fahne von der ersten Schwungfeder läßt sich kräuseln und dient als Hutschmuck. Die übrigen Schwungfedern werden zu gröberen Betten verwendet. Die Kiele der Schwungfedern finden Verwendung zu Zigarrenspitzen und zu Nürnberger Spielwerk.
- Den Täufling im Schnee verloren. Die Ressinczer Bauern Johann und Magdalena Batter fuhren in Gesellschaft der Geburtshelferin am Neujahrstag in die Gemeinde Traunau (Temes), um ein neugeborenes Kind taufen zu lassen. Bevor sie den Schlitten bestiegen, nahmen sie einen starken Imbiß mit viel Schnaps zu sich, das Kind aber brachten sie wohlverpackt auf dem Bock des Schlittens unter. Um sich zu erwärmen, sprachen sie auch unterwegs fortwährend der Schnapsflasche zu, und so kamen sie in ziemlich angeheitertem Zustand in Traunau vor der Kirche an. Als sie jedoch den Schlitten verließen und das Kind holen wollten, gewahrten sie, daß sie dasselbe unterwegs verloren hatten. Sie fuhren sofort eine Strecke zurück und fanden das arme Würmchen im Schnee liegen; es gab aber kein Lebenszeichen mehr von sich, es war in der grimmigen Kälte erfroren.


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