No. 95
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Dezember
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 1]

                     Großherzogliche Landesregierung macht hierdurch bekannt, daß im Sinne der Bekanntmachung vom 19. September d. J., betreffend orts= und landespolizeiliche Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera, - Officieller Anzeiger Nr. 43 - in keinem Orte des Deutschen Reiches die Cholera herrscht.
                   Neustrelitz, den 26. November 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
F. v. Dewitz.


                     Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 25. Juni d. J. wird die Beschäftigungszeit in den Handelsgewerben an den 3 Sonntagen, 4., 11. und 18. Dezember d. J., sowie an dem auf den 14. Dezember d. J. fallenden Buß= und Bettage folgendermaßen festgestellt:

a) für Schönberg von 7-10 Uhr Vormittags und von 12-6 Uhr Nachmittags.
b) für das platte Land von 7 1/2-9 1/2 Uhr Vormittags und von 12-6 Uhr Nachmittags.
                   Schönberg, den 30. November 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Das Präsidium des Reichstags ist am Sonntag Mittag vom Kaiser in Potsdam empfangen. S. M. reichte jedem der Herren die Hand und gab der Erwartung Ausdruck, daß das Reichsseuchengesetz bald vorgelegt werden könne. Es dürfte sich empfehlen, gesetzliche Maßnahmen zu treffen gegen die Verunreinigung der Flußläufe. Des Weiteren äußerte der Kaiser sein Bedauern darüber, daß die ersten Fälle der Cholera Seitens der Hamburger Behörden verheimlicht seien. Auf eine Anfrage des Präsidenten v. Levetzow nach seinem Befinden erwiderte der Kaiser, daß er sich seine Erkältung völlig wieder vertrieben habe durch Anwendung seines gewöhnlichen Hausmittels, indem er 24 Stunden das Bett hüte. Er sei wieder ganz wohl, und freue sich, der Einladung nach Pleß Folge geben zu können, wo er einen prächtigen Auerochsen zu erlegen hoffe. Der Kaiser schilderte sodann die Reize der Jagd. Des Weiteren wünschte der Kaiser den Herren guten Fortgang der parlamentarischen Arbeiten, an interessantem Stoff fehle es ja nicht. Beim Abschied reichte der Kaiser den Herren wieder die Hand. Die vorzügliche Stimmung des Kaisers kam auch darin zum Ausdruck, daß er in launiger Weise die Herren mit dem Gruß "Waidmannsheil" entließ. Die Militairvorlage wurde mit keiner Silbe erwähnt.
Die Vorverhandlungen für einen Handelsvertrag mit Deutschland haben am Montag in Madrid begonnen.
Dem Bundesrath ist von Seiten des Reichskanzlers der Antrag zugegangen, daß bei den nächsten, für Rechnung der Reichsbank stattfindenden Goldausprägungen bis zur Höhe von 30 Millionen Mark unter Vertheilung auf sämmtliche deutsche Münzstätten Kronen ausgeprägt und die dadurch entstehenden Kosten auf die Reichscasse übernommen werden.
Auch die Finanzen der Kleinstaaten, so schreibt man dem "Hannv. Cour." aus Thüringen, wird die neue Militärvorlage sehr schwer treffen. Die Kleinstaaten haben neben den besseren Forsterträgen namentlich durch Herauszahlungen aus der Reichskasse sehr günstige Finanzlagen erzielt. Wenn dies aber durch gesteigerte Matrikularbeiträge unterbunden wird, so ist das eine sehr ansehnliche Mehrbelastung.
Zur neuen Militärvorlage schreibt die "Pol. Korr.": "Wenn immer und immer wieder die Frage aufgeworfen wird, weshalb sich denn das, was nun seit Jahrzehnten an ungezählten Millionen für die deutsche Wehrkraft verausgabt sei, als nicht ausreichend erwiesen habe, so ist daran zu erinnern, daß man sich eben trotz alledem nur nothdürftig beholfen hat, weil man die Nation schonen wollte, daß man nicht wissen konnte, wie weit die Nachbarstaaten gehen würden, daß diesen Anstrengungen gegenüber, aus welchen immer neue Regimenter feldtüchtiger junger Truppen entstanden, mit Noth behelfen, wie unsere Ersatzreserven erster Klasse, nicht anzukommen war. Man ist bei uns sehr langsam und zögernd an die Neuorganisation herangegangen, sie ist ein Produkt jahrelanger Arbeit, bestimmt für die Zukunft zu wirken, sie ist vor allem als einheitliches Ganzes aufzufassen, aus dem man nicht Einzelnes herausreißen kann."
Regierung und Zeitungen wetteifern in Paris die Erfolge des Generals Dodds in Dahomey als kriegerische Großtaten ersten Ranges zu verherrlichen. Außer dem Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion soll er noch einen Ehrensäbel erhalten. Bei Einschiffung eines Bataillons Infanterie, welches in Marsaille zur Verstärkung des Generals Dodds in See ging, sammelte sich im Hafen eine große Menschenmenge, welche Hochrufe auf Frankreich und die Armee ausbrachte; in diese Hochs mischte sich plötzlich an verschiedenen Stellen der Ruf: "à Berlin, à Berlin! In Dahomey soll ein französisches Okkupationskorps von 3500 Mann zurückbleiben. Die Sache wird also nicht billig. Das Küstengebiet hat Frankreich bereits einverleibt, das Innere sollen einheimische Titularfürsten behalten.
In Berlin im Victoria=Hotel hat am Sonn=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 2]

abend Vormittag eine aus allen Theilen Norddeutschlands stark besuchte Delegirten=Versammlung des deutschen Brauerbundes getagt, um Maßnahmen gegen die geplante Brausteuer=Erhöhung zu beschließen. Zunächst soll eine Petition beim Reichstag eingereicht und außerdem auf Sonnabend d. 3. Dez. eine Protest=Versammlung sämmtlicher Brauereien Norddeutschlands nach Berlin berufen worden.
Eine Beschränkung der Auswanderung enthält das dem Reichstage zugegangene neue Auswanderungsgesetz. Danach soll eine Familie nicht mehr auswandern dürfen, wie es ihr beliebt, sondern nur, wenn sie von der Ortspolizeibehörde einen Auswanderungsschein erhalten hat. Um diesen Schein muß sie vier Wochen vor der Auswanderung nachsuchen. Auf das Ansuchen wird die Absicht der Auswanderer öffentlich bekannt gemacht. Die Bescheinigung wird nur ertheilt, falls kein Grund zu der Annahme vorliegt, daß der Auswandernde sich durch die Auswanderung bestehenden Verpflichtungen entziehen will.
Die Panama=Untersuchungskommission in Paris begann soeben ihr mühevolles Amt und verordnete bereits eine Reihe von Vernehmungen an. Bei der Massencorruption, die das Panama=Unternehmen gezeitigt hat, wird es ja sehr schwer sein, alle Fäden dieser für Frankreich so überaus schmachvollen Affaire zu lösen; aber wenigstens wird es hoffentlich gelingen, die Hauptschuldigen zu entlarven und der verdienten Strafe zuzuführen. Leider wird der Strafrichter nur wenig zur Genugthuung der Hunderttausende von Betrogenen thun können, da die schlimmsten Vergehen verjährt sind; um so vernichtender aber wird das Volksgericht über die Schuldigen ausfallen und dieselben der allgemeinen Verachtung preisgeben. Eins steht schon jetzt fest: Lesseps, der große Franzose, wie man ihn zu nennen pflegte, ist als gemeiner Betrüger entlarvt, zahlreiche einflußreiche Persönlichkeiten sind seine Komplizen. Das Panama=Kanal=Unternehmen hatte sich schon vor 6 Jahren als aussichtslos herausgestellt; statt dies aber offen einzugestehen und zu retten, was zu retten war, täuschte man das Publikum durch gefälschte Berichte, erkaufte das Schweigen der maßgebenden Personen und der Presse mit ungeheuren Summen. Noch 1889 konnte ein Theil gerettet werden durch Annahme des Angebots einer amerikanischen Gesellschaft, das Unternehmen für 140 Millionen zu erwerben. Aber auch das lehnte man ab, um den Betrug noch weiter zu treiben, und jetzt ist der vollständige Zusammenbruch da, die Aktionäre, zum großen Theil kleine Leute, werden so gut wie nichts retten. Nicht weniger als 1400 Millionen Franks sind so vergeudet worden, davon kaum der zehnte Theil für das Unternehmen selbst, alles andere für Bestechungen.
Die von dem Deputierten Dalahaye vor der Panama=Untersuchungskommission gemachte schriftliche Aufstellung gipfelt in der Forderung einer Nachforschung darnach, was aus den 5 Millionen Franks geworden ist, welche Baron Reinach von der Panamagesellschaft erhalten habe, um die maßgebenden Kreise für das letzte Emissionsprojekt zu gewinnen; man müsse die Bücher des Bankhauses Kohn=Reinach, die Checkhefte und Checkabschnitte prüfen und die Geschäftsinhaber verhören.
Der Pariser Kammer ging ein Gesetzentwurf zu, durch welchen ein neuer Generalsrang "Armeegeneral" geschaffen würde. Die französische Armee hatte bisher nur Brigade und Divisionsgenerale, welch letzte auch Korpskommandeure waren.
Die Bemühungen, eine Braut für den Thronfolger Nikolaus zu finden, stellten sich bisher als vergeblich heraus. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß die Braut der griechisch=orthodoxen Kirche angehören, resp. zu derselben übertreten muß. Prinzessinnen, welche dieser Kirche schon angehören, besitzt wohl das griechische Königshaus, aber wegen der nahen Verwandschaft war man bisher einer solchen Verbindung wenig geneigt. Alle übrigen Prinzessinnen, bei welchen man angefragt, lehnten aber den Konfessionswechsel ab.


- Schönberg. Der Geflügelzuchtverein für das Fürstenthum Ratzeburg beschloß in seiner Versammlung am 29. November, im August nächsten Jahres hieselbst eine allgemeine Geflügel=Ausstellung zu veranstalten, deren Concurrenz eine unbeschränkte sein solle.
- Schönberg. Am Dienstag Abend ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhofe ein bedauernswerther Unglücksfall, indem der Bahnwärter Holst beim Rangiren der Wagen zwischen die Puffer gerieth und lebensgefährliche Verletzungen davontrug. Der Bedauernswerthe mußte in einem Tragkorb in seine Wohnung geschafft werden.
- Ein Toast auf den deutschen Landwehrmann! Der Kriegerverein zu Darmstadt hatte am vergangenen Freitag Abend zu Ehren des Geburtstages des Großherzoges eine Festfeier veranstaltet, der zahlreiche aktive Offiziere beigewohnt haben. Der Kommandeur der hessischen Division, Generalleutenant von Bülow, brachte während der Feier einen bemerkenswerthen Toast auf den deutschen Landwehrmann aus, den er im Anschluß an die Rede des Grafen Caprivi im Reichstag "den Ehrenstand der deutschen Armee für alle Zeiten" nannte. Die Rede wurde von allen Anwesenden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zur Baeck sub Nr. 9 belegene Büdnerei c. p. der Ehefrau des Arbeitsmanns Friedrich Heitmann, Catharina geb. Burmeister daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 14. Februar 1893,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 26. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Zur Zwangsversteigerung der dem Ziegelei= und Mühlenbesitzer J. H. Vest zu Hammer gehörigen, daselbst belegenen Erbpachtsstelle c. p. und der eben daselbst belegenen Papiermühle (jetzt Oelmühle) stehen vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Freitag, den 16. December 1892
Vormittags 11 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 10. Januar 1893
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an die Grundstücke c. p. und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag, den 16. December 1892
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Die Verkaufsbedingungen liegen 14 Tage vor dem ersten Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I des unterzeichneten Amtsgerichts zur Einsicht der Betheiligten aus. Dem Sequester, dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulierung der Verkaufsbedingungen in dem zur Anmeldung der dinglichen Ansprüche an die Grundstücke c. p. bestimmten Termine zu erscheinen, so wie innerhalb acht Tage vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. September 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 3]

In Sachen betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Schulzen H. Oldörp zu Lockwisch gehörigen und daselbst sub Nr. I belegenen Vollstelle c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an
1. Der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 21. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

2. der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 21. März 1893
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalen und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 21. Februar 1893
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen, zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Registratur I zur Ansicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 25. November 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nr. 36 belegene Wohnhaus c. p. des Tischlers August Arndt allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Abschied erlassen und verkündet ist.
Schönberg, den 28. November 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Holz=Auction Nr. 2.

Am Dienstag, den 13. Decbr. Morg. 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei beschränkter Concurrenz verkauft werden:

Aus den Hohemeiler Tannen.

ca.   80 Rmtr. kiefern Kluft.
ca. 180 Rmtr. kiefern Knüppel.
ca.   30 Fuder kiefern Durchforstholz I. II. u. III. Cl.
ca.   80 Rmtr. kiefern Rodestämme.
ca.   40 Stück kiefern Kiepenhölzer.
Schönberg, den 1. December 1892.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Tannen-Kiepenholz-Auction.

Am Sonnabend, d. 3. Decbr. Morg. 10 Uhr sollen im Bahlen an Ort und Stelle

ca. 40 Stück tannen Kiepenhölzer

meistbietend verkauft werden.
Versammlung der Käufer am Schlagbaum der Ziethener Feldmark auf der alten Lanckower Landstraße.
Schönberg, den 26. Novbr. 1892.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Oeffentliche Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 3. December ds. Js Vorm. 10 Uhr sollen in Lockwisch

1. eine Partie ungedroschene Gerste resp. Mengekorn,
2. einige Saatkartoffeln, 1 Torfschiff und Torfbackgeräthschaften und eine Partie Torf
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer im Kruge zu Lockwisch.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Weiden=Auction.

Am Freitag, den 9. Dezember d. J., Vormittags von 9 1/2 Uhr ab, sollen auf dem Bahnhofe Grevesmühlen

etwa 80,000 Stück Bandstöcke
in verschiedenen Stärken

und am Sonnabend, den 10. Dezember d. J., Vormittags von 9 Uhr ab, auf dem Bahnhofe Kleinen etwa Bund 1= bis 3jährige grüne Korbweiden öffentlich meistbietend gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin, den 28. November 1892.

Großherzogliche Eisenbahn=Bauinspection I.


Feinsten englischen Sirup,
Ia. Weizenmehl, Rosinen, Corinthen, Succade, Orangeat, Canehl, Cardamon, gem. Raffinade, Maizena, bestes Pudermehl, feinste Valencia-Mandeln, bittere Mandeln, ger. Pottasche, Citronen
empfiehlt zu den billigsten Preisen                          
                                                    Aug. Spehr.


Feinste Magarine
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Böhmische und türkische Pflaumen, Catharinen=Pflaumen, amerik. Aepfel
empfiehlt                          
                                                    Aug. Spehr.


Gut brechende grüne Erbsen,
geschälte Viktoriaerbsen,
weiße Bohnen

empfiehlt billigstens                                                    Aug. Spehr.


Grüne Kocherbsen
empfiehlt                          
                                                    W. Wieschendorf.


Die beste Seife
der Welt ist Doerings=Seife mit der Eule.
Zu haben bei                          
                                                    W. Wieschendorf.


Zwecks Gründung einer                          
freiwilligen Feuerwehr
am Sonntag den 4. Decbr. Abends 7 1/2 Uhr im
Boye'schen Gasthause Versammlung.
Interessirende sind hiermit freundlichst eingeladen
im Auftrage: Saß.


Dienstboten,

als: Kutscher, Groß= und Kleinknechte, Futterknechte, Jungen und Mädchen sowie Arbeiterfamilien, Arbeiter und Arbeiterinnen, stellt unter günstigen Bedingungen

Nachweisungs=Contor Albert Wagner,
Siemzerstraße Nr. 196.


Zur reichhaltigen                          
Weihnachts-Ausstellung
ladet freundlichst ein                                                    
Schönberg.                                                     Emil Hempel.
                                                                        Buchbinder.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 4]

Gelbe, Grüne Brecherbsen, geschälte Victoria Erbsen, Linsen, weisse Bohnen, Gersten-, Buchweizen- und Hafergrütze in allen Nummern, grobe, mittel und Perlgraupen, Kartoffelgraupen, Kartoffelmehl, Reis, Reismehl, Sago, Gries, Mannagrütze, Buchweizenmehl, sowie alle Mühlenfabrikate
empfiehlt zu Tagespreisen                          
                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei und Mehlhandlung.
NB. Gestoßenes Weizenbrot halte stets vorräthig.


Neues Jahr, neues Glück!

Zu der am 5. Jan. neu beginnenden

Großen Hamburger Geldverloosung

empfehlen für 1. Ziehung:

1/1 Loose à 6 M., 1/2 à 3 M. 1/4 à 1.50 M.
An Hauptgewinnen kommen folgende zur Entscheidung:

In 1. Cl. 50,000 M., in 2. 55,000, 3. 60,000 M., 4. 65,000 M., 5. 70,000 M., 6. 75,000, in 7. eventl. 500,000, spec. 300,000, 200,000, 100,000, 60,000 40,000, 30,000 M. etc.
Es bietet sich also die allergroßartigste Gewinngelegenheit, so daß Jedermann sein Glück versuchen sollte. Aufträge, welche unter Nachnahme nach allen Orten prompt ausführen, erbitten recht bald

Mindus & Marienthal,
Hamburg.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Zur Feier des Gedenktages von Loingny am Freitag den 2. December d. J. im großen Saale des Herrn J. Boye
  1) Theateraufführung des Festspiels

Alter schützt vor Thorheit nicht,
Lustspiel in 1 Akt von W. Drost,
2. "Onkel Scharfrichter."
Lustspiel in 1 Akt von Ferking.
3) Marketender=Liebe,
Militärisches Zeitbild in 1 Akt von M. Bauermeister.

  4) Nach der Vorstellung

Ball.
Entre für Theater: 1. Platz 1 M., 2. Platz 50 Pfennig (Mecklenburg)., Gallerie 30 Pfennig (Mecklenburg).
Für Kameraden und deren Frauen frei.
Kassenöffnung 6 1/2 Uhr. Anfang 7 Uhr.

Zu recht zahlreichem Besuch aus Stadt und Land ladet freundlichst ein

                                                    Der Vorstand.

Karten zum Theater sind von Mittwoch den 30. ds. Mts. ab bei den Kameraden Diersen und Maack zu haben.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Generalversammlung

am Sonntag den 4. k. Mts. Nachmittags 3 1/2 Uhr im Vereinslocale.
                          Tagesordnung:

Beschlußfassung über die Beschickung des am 11. k. Mts. in Neustrelitz stattfindenden außerordentlichen Delegirtentages.

                                                    Der Vorstand.


Sonntag den 4. Decbr. d. J.
Concert, Theater und Ball
im Lokale des Herrn Gasteirth Böttcher
zu Rieps.
Zur Aufführung kommt u. a :                          
Ein Toiletten-Geheimniss,
oder
Du bist blass Luise.
Lustspiel in 1 Act von F. A. Sauer.
Personen:
Ferdinand Walther, Rentier.          
Luise, seine Frau.                                
Karoline, deren Kammermädchen.
Peter, ein Diener.                               
------------
Kassenöffnung 6 Uhr,                           Anfang 6 1/2 Uhr.
Hierzu ladet ergebenst ein                          
Der Vorstand des Männergesang=Vereins
zu Rieps.


Stadt Lübeck.
Sonntag, den 4. December                          
Tanzmusik.
über Mitternacht hinaus.


Tanzmusik
am Sonntag den 4. December.
Menzendorf.                                                     H. Rebbin.


Zu vermiethen zu sofort oder zu Ostern                          
eine geräumige Wohnung
nebst 80 Ruthen Garten und Wiesenland.
Näheres Siemzerstraße 161.


Für die aus Anlass unserer silbernen Hochzeit von nah und fern in so reichem Maasse uns zu teil gewordenen Glückwünsche und Aufmerksamkeiten sagen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank.

Rieps.
d. 30. November 1892.
                                                     H. Stein, Schulze
und Frau.


Statt jeder besonderen Meldung!

Heute Nachmittag 4 Uhr starb nach langen beiden unser lieber Vater und Grossvater, der

Sattlermeister Fritz Baer
im 76. Lebensjahre.
Um stilles Beileid bitten                          
                                                    die Hinterbliebenen.

Schönberg, den 30. November 1892.
Die Beerdigung findet am Sonnabend Nachmittag 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. Dezember.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hiezu eine Beilage.
Hierzu Illustrirtes Beiblatt Nr. 49.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 95 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. Dezember 1892.


Das Deutschthum in London.
Von O. Kalt=Reuleaux.

Die Engländer haben zur rechten Zeit auf allen möglichen Gebieten des Erdenrundes ihre Flagge gehißt. Den jungen Leuten Großbritanniens, die auszuwandern wünschen, steht so ziemlich die ganze Welt offen, ohne daß sie deshalb aus dem Bereich britischer Besitzungen scheiden müßten. Den deutschen Auswanderern jedoch bieten die neu errungenen Kolonien keinem ausreichenden Raum und sie ziehen daher in anderer Herren Länder mit Vorliebe aber nach England, den britischen Besitzungen und den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Was auch sonst ihre Fehler sein mögen, so sind im allgemeinen die Deutschen in Großbritannien nicht nur tüchtig, gewissenhaft und thatkräftig, sondern auch recht genügsam, welche letztere Eigenschaft allerdings häufig erst im harten Kampf um die Existenz als eine rauhe Nothwendigkeit sich zur Blüte entfaltet. Anfänglich erschwert den Auswanderern das Fortkommen die Unkenntniß der englischen Sprache, und es ist außerdem bedauernswerth, daß so mancher junge Deutsche ohne die erforderlichen Mittel in leichtfertiger Weise ins Ausland geht und sich dadurch großes Ungemach und Elend schafft. Um die kläglichste Existenz fristen zu können, untergraben diese Leute durch gegenseitiges Unterbieten die Lohn= und Gehaltsverhältnisse und erhalten nicht mit Unrecht von den Engländern die Bezeichnung: deutsche Brotverderber. Am meisten stehen den Söhnen des Inselvolkes die jungen deutschen Kaufleute im Wege, gewöhnlich Kinder wohlhabender Eltern, die sich in den engländischen Handels= und Fabrikstädten zur Erlernung der Landessprache aufhalten. Diese jungen Leute, die in zahlreichen Schaaren an der britischen Küste landen, verschmähen schließlich einen Verdienst nicht und begnügen sich lieber mit einem winzigen Gehalt, als ohne jede Entschädigung zu arbeiten. Die englischen Commis glauben sich unter diesen Umständen von den deutschen in ihren Interessen geschädigt und murren. Deutsche Kellner sind entschieden beliebter und ihnen würden sich noch glänzendere Aussichten, als jetzt, eröffnen, zögen dieselben nicht in solchen Unmassen über den Kanal, so daß viele derselben sich oft noch glücklich schätzen, Stellungen als Diener oder Hausknechte zu erhaschen. Welcher Enttäuschung und Mittellosigkeit überhaupt eine Anzahl Deutscher jeder Berufsklasse anheimfällt, gewahrt man so recht, wenn man Dienstags die Canzlei der "Aid Society for Foreigners in distress" in New=Bond=Street besucht. Hunderte von Applikanten finden sich ein und erbitten entweder eine Unterstützung oder Rückbeförderung in die Heimat. Günstigere Aussichten lachen den deutschen Handwerkern, welche in England zahlreich vertreten und geachtet sind. Uhrmacher aus dem Schwarzwald und jüdisch=polnische Schneider sind am meisten vorhanden. Die letzteren wohnen gewöhnlich in den armseligsten Gegenden des Londoner Ostends und fristen so ein kümmerliches Dasein, ausschließlich für die jüdischen Confektionsgeschäfte arbeitend, wie es sonst nur noch den Zuckertrinkern zuweilen blüht. Von den viertausend Bäckermeistern der englischen Hauptstadt sollen nahezu die Hälfte Deutsche und Oesterreicher sein, welche vorwiegend auch wieder ihre eigenen Landsleute als Gehilfen anstellen. Eines guten Rufes erfreuen sich die deutschen Musiker, denn fast jede Stadt Englands hat ihre German band, welche durch Straßenmusik ein ganz erkleckliches Geld machen; nur die Orgeldreher entstammen dem sonnigen Italien. Auch in den Conzertsälen und für den Unterricht sind deutsche Musiker gesucht und geschätzt. An die Musiklehrer schließen sich die Sprachlehrer an, unter denen eine große Anzahl junger moderner Philologen sich befinden, die nach England behufs Sprachübung kommen. An den wenigen guten öffentlichen Schulen können natürlich nur einige eine Stellung erhalten, die meisten müssen Beschäftigung in den zahlreichen Privatschulen suchen, wo sie mit den Zöglingen zusammen wohnen, bei schlechter Kost und nicht besserer Behandlung, und gewöhnlich nur schlecht Gelegenheit haben, England von seiner besseren Seite kennen zu lernen.
Die Deutschen in London sind im allgemeinen über die ganze Stadt vertheilt, doch giebt es auch gewisse von ihnen bevorzugte Ansiedelungspunkte, in denen sie sich nach Beruf und Lebensstellung vertheilen. Die ärmsten unter jenen Klassen, denen der vaterländische Boden zu heiß geworden ist, hausen im Ostende, während die nördlichen Stadtviertel, namentlich Islington, von kleinen Geschäftsleuten und Handwerkern bewohnt werden. Mehr gegen Westen, in den Gegenden von Belsize Park, Baswater und insbesondere in den südöstlichen Vorstädten von Bamberwell und Forest Hill, in der Nähe des Kristallpalastes, haben die wohlhabenden Kaufleute, Bankiers u. s. f. ihre Wohnungen. Selbstverständlich bieten zahlreiche landsmännische Vereine und Klubs allbeliebte Vereinigungsorte und für religiöse Erbauung Sorgen evangelische und katholische deutsche Kirchen, deren Besuch ein sehr starker ist.
Niemand kann leugnen, daß der Deutsche verstanden hat, sich durchweg in England eine Achtung gebietende Stellung zu verschaffen, und es würde dem Engländer schließlich leicht sein, auch die letzten Spuren nationalen Vorurtheils zu besiegen, wenn nicht immer wieder eine trostlose Anzahl katilinarischer Existenzen an britischen Gestaden landen und das mühsam erkämpfte Ansehen der ansässigen Deutschen immer wieder untergraben würden. Von Stufe zu Stufe sinken diese "schwarzen Schafe", fallen gewöhnlich den "Schlittenfahrern", jenen Raubgesellen, welche die Kaufmannswelt prellen, in die Hände und enden entweder durch Selbstmord oder im Zuchthaus Deutschland braucht sich weder dieser noch auch jener Elemente zu rühmen, die immer nach mehr oder weniger langen Aufenthalt in England nichts sehnlicher erstreben, als für Vollblut=Engländer zu gelten. Wer kein Deutscher mehr sein will, soll dieses offen aussprechen, er hat in diesem Augenblick schon aufgehört, ein solcher zu sein.


- Eine treffende Kritik an dem letzten sozialdemokratischen Parteitag in Berlin übt der "Sozialist". Er theilt nämlich mit, von den 230 Delegirten seien höchstens ein halbes Duzend noch Arbeiter, die größere Hälfte bestehe aus Leuten, die als Expedienten, Redakteure und sonstige Beamte der Partei vom Parteivorstand abhängig seien. Den Rest bildeten kleinbürgerliche Existenzen, die ebenso abhängig von "oben", nämlich ruinirt seien, sobald sie "in Verruf" erklärt würden. - Wenn er auch das Organ der "Jungen" ist, - damit hat er doch die Wahrheit gesagt. An der Spitze stehen die reichen "Bourgeois" Singer und Vollmar, sowie Liebknecht mit seinen 7200 Mk. Gehalt - die meisten Anderen sind und fühlen sich schon deshalb abhängig, weil ihre geringe Besoldung von der Gnade der Oberen abhängig ist. "Weß Brot ich esse, deß Lied ich singe."
- Bei dem Wohnungswechsel am 1. Oktober d. J. in Berlin fanden nicht weniger als 99 197 Umzüge statt. 28 176 Wohnungen blieben unvermiethet.
- Die vielen Hinterlassenschaften der in Hamburg an der Cholera Verstorbenen setzen das dortige Erbschaftsamt in große Thätigkeit. Bei den Massen der zunächst herrenlosen Güter haben ganze Böden von Speichern angemietet werden müssen, um die Sachen zunächst unterzubringen. In den meisten Fällen handelt es sich um unverheiratete Personen, von denen man, wie dies bei der fluktuierenden Bevölkerung leicht erklärlich ist, nicht einmal weiß, woher sie gekommen sind. Bekanntlich haben Anfangs September etwa 60 Leichen beerdigt werden

[ => Original lesen: 1892 Nr. 95 Seite 6]

müssen, deren Namen man in der damaligen Aufregung überhaupt nicht ermitteln konnte. Von diesen Leichen sind immerhin noch etwa 30 Personen der äußeren Beschreibung nach nicht reklamiert worden, da sich unter denselben Seeleute und Elbschiffer befunden haben, die im Augenblick der Noth schleunigst an Land geschafft werden mußten, während die Schiffe selbst in den nächsten Tagen den Hafen verlassen haben. Es sind auch Sterbeurkunden über Personen ausgefertigt worden, welche sich hinterher wieder als geheilt bei ihren Angehörigen einstellten. Es soll nun ein öffentlicher Aufruf auf eventuelle Todeserklärung erfolgen.
- Vor dem Schwurgericht in Magdeburg hat kürzlich ein Drama aus dem Wildschützenleben den Gegenstand der Verhandlung gebildet. Angeklagt waren die Bergleute Friedrich Erbs und Samuel Schröder, beide aus Lödesburg. Schröder ist bereits im Oktober 1891 vom Schwurgericht in Halberstadt zum Tode verurtheilt worden, weil er den Förster Tangermann, der ihn beim Wildern abfaßte, erschossen hat. Erbs ist auch vielfach vorbestraft. Nach umfangreicher zweitägiger Verhandlung ist Erbs wegen Jagdvergehens und versuchten Mordes in je zwei Fällen zu 12 Jahren Zuchthaus und Schröder wegen versuchten Mordes und Jagdvergehens zu 8 1/2 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Bemerkt mag noch werden, daß ein Vetter des Schröder kürzlich vom dortigen Schwurgericht zum Tode verurtheilt wurde, weil er beim Wildern zwei Forstbeamte erschossen hatte.
- Wie man eine Lotterie=Nummer wählen soll ist dieser Tage bei einer Gerichtsverhandlung in Berlin zur öffentlichen Kenntnis gekommen. Ein anscheinend mehr als beschränkter Mann war in der alten Jakobstraße wegen ungebührlichen Lärms verhaftet worden. Er erzählte, er habe in Halensee die Bekanntschaft eines sehr seinen Mannes gemacht und der habe ihm für 20 Mark ein Rezept aufgeschrieben, wie man ein Los nehmen müsse, das unfehlbar gewinnen werde. Das Rezept lautete: Man nimmt sein Geburtsjahr, addiert dazu die Gewehrnummer, die man beim Militär hatte, dividiert diese Zahl durch die Zahl der Impfstellen, die man am linken Arm hat, und multipliziert das Ergebnis mit der Nummer des Schutzmannes, der einen zur Wache bringen muß. Da der Angeklagte nicht beim Militär gestanden, dürfte er statt der Gewehrnummer seine Hausnummer nehmen. Den Lärm in der Jakobstraße verübte er, um arretiert zu werden. Zu seinem Unglück aber hatte der Schutzmann keine Nummer, denn es war ein Wachtmeister. Der Gerichtshof ließ ihn mit 30 Mark davon. Aber er fand, das auch dies noch ein hartes Los sei.
- Der Rittergutsbesitzer v. Schack auf Nustrow bei Rostock, früher Offizier im preußischen 2. Dragoner=Regiment, erhielt vor einigen Tagen bei einer Jagd auf Fasanen in dem Revier seines eigenen Gutes von einem Jagdgaste einen unglücklichen Schuß in den Kopf, wobei ein Hagelkorn in das Auge drang, das in der Augenklinik zu Rostock herausgenommen werden mußte. Auch das andere Auge soll durch ein Hagelkorn, welches bisher nicht aufgefunden werden konnte, schwer verletzt worden sein, doch giebt man die Hoffnung nicht auf, es zu retten.
- Am Freitag früh stürzten in der Ellerstraße Burtscheid=Aachen zwei dreistöckige Neubauten ein. Da die Arbeit noch nicht begonnen hatte, sind Menschen nicht verunglückt.
- In Bottrop bei Essen spielten die Kinder eines Arbeiters mit Revolverpatronen, die ihnen in die Hände gefallen waren. Sie legten eine Patrone in den Ofen und ließen die Thür offen, um zu sehen, was da komme. Die Patrone kam alsbald zum Platzen und die hinausgeschleuderte Kugel fuhr einem vierjährigen Knaben durchs Auge in den Kopf.
- Wie aus Mexiko nach Wien gemeldet wird, starb dort dieser Tage der frühere mexikanische Offizier Alquerado, der seiner Zeit das Peloton kommandierte, durch welches Kaiser Maximilian erschossen wurde. Alquerado feuerte damals auch den Gnadenschuß ab, welcher den Leiden des unglücklichen Herrschers ein Ende machte. Alquerado hat ein Werk hinterlassen, das neue Enthüllungen über jene Ereignisse bringt.
- In der bei Fiume liegenden Gemeinde Castua herrscht seit undenklichen Zeiten der Brauch, daß alle Hochzeiten einmal im Jahre stattfinden. So haben denn auch am 23. November daselbst nicht weniger als vierunddreißig Trauungen auf einmal stattgefunden. Dieser seltenen Zeremonie wohnte auch Kronprinzessin=Witwe Stefanie von Oesterreich mit ihren Hofdamen bei.
- Die belgische Expedition von Kackhoven, welche vom Kongostaat aus einen Raubzug auf Elfenbein nordwärts unternommen und dabei noch viel schlimmer, als die Wilden, gehaust hat, traf in Lado am Nil (Sudan) ein, wo ehemals Emin Pascha als Gouverneur der Aequatorialprovinz residierte. Mit diesem Zuge ist man vom Kongostaate den Engländern ganz gewaltig zuvorgekommen und hat das erreicht, was früher Stanley mit seinem Zuge beabsichtigte.
- In Irland richtete während der vergangenen zwei Tage ununterbrochener Regenfall großen Schaden an. Die Flüsse traten aus und das Land steht meilenweit unter Wasser. Zwischen Cork und den westlichen Bezirken wurde der Verkehr ganz unterbrochen und auf Eisenbahnlinien die Züge eingestellt. In Kanturk ging ein Haus in den Fluten unter, wobei seine Bewohner ertranken.
- In der polytechnischen Schule zu Riga demonstrierte der Prof. v. Glasenapp in einer Lehrstunde durch Experimente die Wirkungen des bekanntlich explodierbaren Nitroglycerins. Durch eine dabei erfolgte Explosion wurde v. Glasenapp so schwer verletzt, daß man an seinem Aufkommen zweifelt. Ebenso wurde eine ganze Anzahl von Schülern mehr oder weniger schwer verwundet. Das chemische Laboratorium der polytechnischen Schule stürzte durch die Explosion fast ganz zusammen.
- In Hawthorne, einer Vorstadt von Melbourne, fand man einen Sack auf mit der Aufschrift: "Gepäckstück Nr. 1, J. Ripper". Der Sack enthielt die Unterschenkel eines Mannes, welche offenbar von kunstgeübter Hand vom Leibe abgetrennt waren.
- Ein Distanzritt über 1400 englische Meilen (300 deutsche) soll im nächsten Jahre anläßlich der Weltausstellung zu Chicago stattfinden, und zwar seitens der "Cowboys" (Pferdehirten) von Nebraska und Dakota geplant. Zum Ausgangspunkt dieses Dauerrittes ist Deadwood bestimmt, eine Stadt in Süd=Dakota, während der Palast des Staates Nebraska auf der Ausstellung das Ziel bildet. Als Preise gelangen 15 000 Dollars und eine goldene Medaille zur Vertheilung, um die sich 300 Theilnehmer bewerben werden. Der Beginn des Ritts ist auf den 15. Mai festgesetzt worden. Wie man sieht, hat der Distanzritt Berlin=Wien (80 deutsche Meilen), über den auch in den amerikanischen Blättern berichtet wurde, "Schule" gemacht, nur ist, wie die räumlichen Verhältnisse dies mit sich bringen, die Entfernung für das dortige Unternehmen eine weit größere. Inwieweit aber eine Kontrolle der Herren "Cawbays" möglich ist, besonders wenn bestimmt werden sollte, die ganze Strecke mit einem Pferde zurückzulegen, mag dahingestellt bleiben.
- Ein "allgemeiner deutscher Gardetag" wird zur Zeit in Kriegervereinskreisen vorbereitet. An diesem Tag sollen die ehemaligen Gardesoldaten aus allen Theilen Deutschlands in Berlin zusammenkommen. Außer großen allgemeinen Veranstaltungen sollen u. a. auch auf den Höfen der einzelnen Garderegimenter patriotische und kameradschaftliche Kundgebungen stattfinden.
- Die Zahl der beim Einbruchsdiebstahl in dem Scheel'schen Juweliergeschäft zu Cassel entwendeten Schmucksachen beläuft sich auf beiläufig 1450 Gegenstände, die den Werth von 86 350 M. haben. Die Schmucksachen bestehen aus Brochen, Armbändern, Ohrringen, Ringen und Vorstecknadeln, die sämtlich mit Brillanten, Saphiren, Smaragden Rubinen, Perlen und sonstigen edlen Steinen besetzt sind, außerdem aus einer großen Anzahl massiv goldener Damen=, Herren= und Halsketten, Medaillons u. s. w. Auf die Ergreifung der Diebe sind 2000 Mark Belohnung ausgesetzt.


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