No. 86
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. November
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 1]

                Es wird hierdurch verboten, Steine, Schutt und Unrath, auch Strauchwerk, Reiser und Busch in die Maurine zu werfen. Zuwiderhandlungen werden in Gemäßheit von § 366, 10 des Str. G. B. mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
                Schönberg, den 28. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Die Selbstversicherung kleiner Landwirthe gegen Unfälle im eigenen Betriebe.

       Auf die Bedeutung der Selbstversicherung kleiner Landwirthe gegen Unfälle im eigenen Betriebe ist bereits in Nr. 79 der Wöchentlichen Anzeigen hingewiesen. Wenn heute auf Wunsch des Vorstandes der Mecklenburg=Strelitzschen Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft jene Abführungen im wesentlichen wiederholt werden, so will Großherzogl. Landvogtei nicht verfehlen, die Ortsschulzen ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, daß die Selbstversicherung für Ortseingesessene, welche interessirt sind, von Segen sein würde. Die Ortsschulzen wollen das Bekanntwerden des Artikels möglichst fördern.
       Schönberg, den 31. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.

Die meisten Einlieger, Häusler und Büdner auf dem Lande, auch Arbeitsleute in der Stadt, wie manche Bauern sind zur Selbstversicherung in der Landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft berechtigt. Es ist aber von dieser Berechtigung bisher selten Gebrauch gemacht, und es trat oftmals Enttäuschung ein, wenn jemand durch Unfall im landwirthschaftlichen eignen Betrieb die Arbeitskraft ganz oder theilweise verlor, die Wohlthat des Gesetzes aber auf die man unklar als auf eine Art Pension gehofft hatte, versagte, und der vom Unfall Betroffene selbst oder seine Angehörigen beziehungsweise Hinterbliebenen in Noth geriethen. Im eigenen Betriebe gelten eben die Arbeiter als Unternehmer, und ihre Versicherung tritt nur auf besonderen Antrag ein.
Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Maße des dem Versicherten durch den Unfall an seiner Arbeitskraft zugefügten Schadens und nach der Höhe des Arbeitsverdienstes, mit welchem er versichert ist. Beispielsweise würde bei 900 Mark Jahresarbeitsverdienst und Verlust der ganzen Arbeitskraft durch den Unfall die Rente jährlich 600 Mark betragen. - Hat der Versicherte binnen 13 Wochen nach dem Unfalle die Erwerbsfähigkeit, welche er vor dem Unfalle besaß, wieder erlangt, so findet keine Entschädigung statt. - Verliert der Versicherte durch Betriebs=Unfall sein Leben, so werden Begräbniskosten in bestimmter Hohe gezahlt, und erhalten die hinterbliebene Wittwe, sowie Kinder unter fünfzehn Jahren, unter Umständen auch Eltern oder Großeltern, eine Rente.
Die Kosten dieser Art von Versicherung sind verhältnismäßig geringe. Allerdings muß hervorgehoben werden, daß die Beiträge für die Unfallversicherung - bei dem gesetzlich für die Berufsgenossenschaften vorgeschriebenen Umlageverfahren - zunächst und für eine Reihe von Jahren sich noch in steigender Bahn bewegen. Dieselben werden jedoch, nach den darüber aufgestellten Berechnungen, schwerlich jemals 6 vom tausend des der Versicherung zu Grunde liegenden Arbeitsverdienstes (bei 1000 Mark Arbeitsverdienst also 6 Mark Beitrag) für das Jahr übersteigen. Für das letzte Jahr (1891) ist erhoben ein Beitrag von 2,7 vom Tausend.
Nach § 40 des Genossenschaftsstatuts ist jeder zur Genossenschaft gehörige Betriebsunternehmer, dessen Jahresarbeitsverdienst aus dem Betriebe 2000 Mark nicht übersteigt, berechtigt, sich gegen die Folgen von Unfällen, die er im eigenen Betriebe als Unternehmer erleidet, bei der Berufsgenossenschaft zu versichern. Diejenigen Unternehmer, welche von dieser Berechtigung Gebrauch machen wollen, haben sich mit einem dahingehenden Antrage an den zuständigen Vertrauensmann zu wenden, und dabei gleichzeitig anzugeben, welcher Jahresarbeitsverdienst der Versicherung zu Grunde zu legen ist.
Die Vertrauensmänner der landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft werden bezügliche Anträge der Betreffenden pflichtmäßig jederzeit entgegennehmen und den Antragstellern mit Rath und Auskunft zur Ausführung ihres Vorhabens behülflich sein. - Jeder aber, der ein wahrer Freund unserer landbautreibenden Bevölkerung ist, sollte bestrebt sein, das Interesse für die erwähnte Art praktischen Selbstschutzes in diese Kreise hineintragen und nähren zu helfen.


Ueber die Veröffentlichung der Militärvorlage hielt nach der "Kreuzzeitung" der Reichskanzler dem Kaiser am Mittwoch Vortrag. Der Kaiser ordnete strengste Untersuchung an, um den Urheber der Veröffentlichung zu ermitteln. Man dürfte das Mittel ergreifen, die Mitglieder des Bundesraths um eine Ehrenerklärung zu ersuchen, daß sie an jeder Veröffentlichung unbetheiligt seien, und von jetzt an jeder Bundesraths=Drucksache den Charakter der Geheimhaltung aufprägen. Der Reichskanzler neigt nämlich nach den Informationen der "Kreuzzeitung" zu der Ansicht, daß die Veröffentlichung nicht auf die Absicht eines Bundesraths=Mitgliedes

[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 2]

sondern auf die Nachlässigkeit in der Aufbewahrung zurückzuführen ist.
Der Kaiser ist am Sonnabend Abend, gegen 11 Uhr von seinem Jagdausflug von Liebenberg nach Potsdam zurückgekehrt. Am Montag Vormittag 11 Uhr werden der Kaiser und die Kaiserin zur Festfeier in Wittenberg eintreffen und nachmittags nach Beendigung der Festlichkeiten die Rückreise nach dem Neuen Palais antreten.
Der "Reichsanzeiger" veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, wodurch der Reichstag auf den 22. November einberufen wird.
In Berlin begann der Kolonialrath die Berathung des Etats für Deutsch=Ostafrika, dem eine Uebersicht über die Verwaltung für 1893-1894 zu Grunde lag. In der Generaldebatte wurde einstimmig die Nothwendigkeit einer Verstärkung der Schutztruppe zur Sicherung der Wege nach dem Innern anerkannt.
Aus sicherer privater Quelle erfährt die Kreuzzeitung, daß im Bezirk Cherson (Rußland) ernst zu nehmende Bauernaufstände stattgefunden haben, deren Veranlassung die von der Regierung geforderte Rückzahlung der vorjährigen Vorschüsse an Getreide und Geld gewesen ist.


- Schönberg. Der seit einem Jahre an hiesiger Realschule thätige Candidat der Theologie Schmidt aus Stargard geht zu Weihnacht d. J. als Hülfs=Prediger nach Neustrelitz, an Stelle des als Pastor nach Fürstenberg versetzten bisherigen Hülfspredigers Runge.
- Schönberg. Die Domaine Hof Lockwisch, die von dem bisherigen Pächter Dierking an den Oeconomen Ahlbrandt aus Wismar für 84 000 Mk. mit Genehmigung Hoher Kammer in Neustrelitz abgestanden war, verbleibt wegen eingetretener Differenzen zwischen dem alten und dem neuen Pächter in den Händen des ersteren. Die von letzterem bestellte Conventionalpoen von 6000 Mk. verfällt zu Gunsten des bisherigen Pächters.
- Schönberg. Ein heftiger Feuerschein wurde hier am Sonnabend Abend 6 Uhr in östlicher Richtung beobachtet, da man sogar die Flammen sah, konnte das Feuer nicht weit von hier sein. Wie sich am folgenden Morgen herausstellte, ist auf Hof Nesow bei Rehna das Viehhaus abgebrannt, und haben ca. 60 Kühe in den Flammen ihren Tod gefunden. Da das Feuer zuerst auf der Dungstätte beobachtet wurde, vermuthet man Brandstiftung.
- In Mölln zerstörte eine Feuersbrunst 6 große Häuser. Ein Dienstmädchen kam in den Flammen um.
- In der Maschinen= und Schiffsbauanstalt Neptun zu Rostock brach am Mittwoch früh eine Feuersbrunst aus, durch welche die Sägerei und die Tischlerwerkstatt in Asche gelegt wurden. Das Hauptgebäude blieb verschont. Der angerichtete Schaden wird auf 200 000 Mark geschätzt.
- Fünfzig Jahre waren am 25. Oktober verflossen, seitdem die preußische Armee die jetzige Uniform trägt, die im Laufe des halben Jahrhunderts freilich schon manche Abänderung erfahren hat. Vom 25. Oktober 1842 datiert die königliche Bestimmung, wonach statt der bis dahin getragenen Czakos Helme und statt der frackartigen Montierung Waffenröcke eingeführt wurden.
- Von der Kaiserin ist der Stadtgemeinde Berlin aus den überschießenden Mitteln der Schloßfreiheit=Lotterie ein Betrag von 500 000 Mk. als Kapital mit der Bestimmung überwiesen worden, daß die aufkommenden Zinsen zum Besten des Vereins für arme Wöchnerinnen, bezw. bei Auflösung desselben für arme Wöchnerinnen der Stadt Berlin verwendet werden sollen.
- In Leipzig ist in der Nacht zum 26. Okt. Professor Windscheid gestorben. Ein schwerer Verlust für die deutsche Rechtswissenschaft, einer der schwersten die sie nach Iherings raschem Tode treffen konnte! Windscheid ist 74 Jahre alt geworden, er war am 26. Juni 1817 zu Düsseldorf geboren. Schon seit einigen Jahren war von Semester zu Semester das Gerücht verbreitet, der berühmte Gelehrte werde seiner erschütterten Gesundheit halber den Lehrstuhl abtreten. Aber mit einer bewundernswerthen Spannkraft kämpfte der Geist Windscheids gegen die körperlichen Uebel an, die ihn bedrängten und so hat ihn nur der Tod dem Berufe entreißen können, an dem er mit ganzer Seele hing und dem er mit so großartigem Erfolg sich gewidmet hatte - ein Lehrer der Jugend zu sein.
- Die Notstandsstatistiken der Hamburger Behörden weisen bisher unter 30 000 Gewerbetreibenden Hamburgs 8000 Nothleidende auf und außerdem 15 000 Arbeitslose.
- Die russische Finanznoth wird von dem Petersburger Finanzminister nun selbst zugegeben. Das Jahr 1891 hat nach amtlichem Abrechnung ein Minus von 180 Mill. Rubeln nicht etwa Mark, ergeben. Und in diesem Jahr wirds noch viel schlechter werden. Dabei ist keine Aussicht auf die Eröffnung einer neuen Geldquelle vorhanden. - Wie weiter aus der russischen Hauptstadt gemeldet wird, herrscht in allen russischen Seehäfen lebhafte Klage über das außerordentliche Darniederliegen des Getreidehandels. Die Getreidehändler können nur sehr geringe Mengen absetzen, sowohl wegen Mangels an auswärtigen Käufern, als auch infolge des übermäßigen Sinkens der Preise. Die kleinsten Ausfuhrhäuser sind gezwungen, ihre Geschäfte gänzlich einzustellen, während die übrigen das aus dem Innern bezogene Getreide einspeichern müssen, um einen günstigeren Zeitpunkt für den Verkauf abzuwarten. Ueberdies sind die Kosten für den Transport des russischen Getreides zur See nach dem Auslande erheblich gestiegen, weil viele Rheder und Dampfschiffgesellschaften ihre Ueberfahrten aus Mangel an genügender Fracht eingestellt haben.
- Auch der dänischen Volksvertretung ist eine neue Vorlage zugegangen, die sich indessen noch in bescheidenen Grenzen hält, da die jährlichen Mehrkosten nur 600 000 Kronen betragen.
- Die seit langem in London angestellten Versuche durch Elektrizität getriebene Omnibusse einzuführen sind in letzter Zeit so erfolgreich gewesen, daß dieselben nun demnächst in größerer Anzahl in London in Betrieb gestellt werden sollen. Die Betriebskosten stellen sich kaum halb so hoch, als durch Pferde.
- Für einen halben Thaler von 1558 und einen Thaler von 1550 wurden bei einer Versteigerung des Reimannschen Münzkabinets in Frankfurt a. M. Anfang voriger Woche nicht weniger als 5950 Mark gezahlt, das ist wohl der höchste Preis, der je für derartige Münzen gezahlt worden ist. Von hervorragenden Preisen seien sonst noch notirt: Ein Thaler des schwedischen Kanzlers Axel Oxenstierna erzielte 335 Mark, Erfurter Doppelthaler von 1631 605 Mark, Frankfurter Doppelgulden von 1849 auf die Kaiserwahl Friedrich Wilhelms IV. 385 Mark, Revaler Viermarkstück von 1664 420 M.


Anzeigen.

Die Ortsschulzen, Gesundheits=Commissionen, beziehungsweise Lehrer, welche Desinfectionsmittel für Bedürftige abgaben, oder denen sonst Auslagen erwuchsen für Maßregeln zum Schutz gegen die Cholera, soweit solche gesetzlich die herrschaftliche Casse treffen, wollen ehebaldigst ihre Liquidation hierher einreichen.
Schönberg, den 28. October 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung des dem Schmiedemeister Franz Griem früher gehörigen, zu Schönberg sub Nr. 199 an der Siemzerstraße belegenen Schmiedegehöfts c. p., sowie der mit demselben zu einem gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex vereinigten Grundstücke ist in dem heutigen Liquidationstermine sofort zu Protokoll das Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden
Solches wird hierdurch gemeinkundig gemacht und zugleich der auf

Dienstag, den 22. November 1892
Mittags 12 Uhr

vor Gericht hier anstehende mit dem Bemerken hiermit in Erinnerung gebracht, daß in dem heutigen ersten Verkaufstermine ein Gebot nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 27. October 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 3]

In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der dem Heinrich Ollmann gehören zu Schlagsdorf sub Nr. X belegenen Halbstelle c. p. ist in dem heutigen Liquidationstermine sofort zu Protokoll das Ausschlußurtheil erlassen und verkündet worden.
Solches wird hindurch gemeinkundig gemacht und zugleich der auf

Dienstag, den 22. November 1892
Vormittags 11 Uhr

vor Gericht hier anstehende Ueberbotstermin mit dem Bemerken hiermit in Erinnerung gebracht, daß in dem heutigen ersten Verkaufstermine ein Gebot nicht abgegeben ist.
Schönberg, den 25. October 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


In Sachen betreffend die Zwangsversteigerung der der Hufnerin Koch, Johanna geb. Plate zu Panten früher gehörigen und daselbst Nr. VIII belegenen Vollstelle c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan, so wie zur Vornahme der Vertheilung Termin auf

Donnerstag, den 10. November 1892
Vormittags 11 Uhr

bestimmt, zu welchem die Betheiligten mit dem Hinweis darauf geladen werden, daß gegen einen Gläubiger, welcher in dem Termine nicht erschienen ist, angenommen wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist. Der Theilungsplan wird vom 3. November d. Js. an auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt werden.
Schönberg, den 5. October 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
                                                    H. Diederich.


Wir machen hiedurch bekannt, daß der Platz hinter den Scheunen vor der Sabowerstraße der hiesigen Realschule für ihre Turnspiele an den Nachmittagen des Mittwochs und Sonnabends zur alleinigen Benutzung überwiesen ist. Etwaige Zuschauer haben sich den Anordnungen des Aufsicht führenden Lehrers zu fügen.
Auch verbieten wir hiermit die Ablagerung von Schutt, Steinen etc. auf diesem Platze ohne unsere vorher eingeholte Erlaubniß. Zuwider handelnde werden nach § 366, 10 des Strafgesetzbuches mit einer Geldstrafe bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.
Schönberg, den 24. October 1892.

Der Magistrat.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Dienstag, den 8. November d. J. Vormittags 10 Uhr sollen beim Großkäthner H. Lange in Ziethen:

1 Dreschmaschine, 1 Häckselmaschine, 2 Wagen, 1 Pflug, 2 Eggen, 1 Kornrummel, 1 Decimalwaage mit Gewichten, circa 10 Fuder ungedroschenes Korn, circa 6 Fuder Heu und 15 Fuder Stroh, 1 Leutebett, Bettstellen, Tische, Schränke, 1 Chatoulle, Pferdesielen, Säcke, Kartoffeln, Dung, auch 2 Ferkeln und andres mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 29. October 1892.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auction in Duvenest.

Am Montag, den 7. November d. J. Vormittags 10 1/2 Uhr beginnend, sollen die Nachlaßsachen der Büdner H. Lühr'schen Eheleute in Duvennest, als namentlich:

flächsen u. heeden Leinen in Bolzen, Leinenzeug, Mannes= und Frauenkleidungsstücken, Hemden, Bettzeug, Bettstellen, Kleiderschrank, Küchenschrank, Küchengeräth, Sopha, Kommode, Stühle, Tische, 3 Koffer, Wanduhr, Säcke, Schnitzbank, Arbeitsgeräth, großer Kessel, Schiebkarre, Holz und Torf, auch 560 Stück Kiepen, 1 Ziehwagen und vieles mehr,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

                                                    Der Vormund: H. Oldenburg.


Holz=Auction
Sonnabend, den 5. November a. c.
Vormittags 11 Uhr
für Rechnung, wen es angeht

über 314 Zwölfter, 12 und 14 Fuß 1 1/4: 4 und 5 Zoll föhrene Wahlbretter, lagernd auf Roddenkoppel in bequemen Cavelingen.
Lübeck, den 25. October 92.

                                                    Emil Tesschau,
                                                    beeidigter Auctionator.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Am Sonntag, den 6. d. Mts. ordentliche Versammlung Nachmittags 2 Uhr im Vereinslocale.

Tagesordnung:
Verschiedene Vereinsangelegenheiten.                          
                                                    Der Vorstand.


Von der Reise zurück:
Dr. Roth
Spezialarzt für Chirurgie und Orthopädie.
Lübeck, Königstraße 7.


Der Betrieb der

Flachsreinigungs-Anstalt

zu Schönberg beginnt am 15. November und bitte ich die Herren Interressenten um baldige Einlieferung.

                                                    C. Hoffbauer.


Deutsche Militärdienst=Versicherungs=Anstalt
Hannover.

Nachdem unser langjähriger Vertreter, Herr C. Schwie in Schönberg aus Gesundheits=Rücksichten die Agentur unserer Anstalt niedergelegt hat, ist dieselbe dem Herrn Friedrich Eckmann jun. in Schönberg übertragen.

       Schwerin,                                                                   Die Subdirektion:
24. October 1892.                                                           Dr. jur. E. Schmidt.


Dienstboten,

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                                                                        Gustav Bardenhagen.
Schönberg.                                                     Wallstraße 121.


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[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 4]

Allgemeine Renten-Anstalt
Gegründet 1833                           zu Stuttgart.                           Reorganisirt 1855.
-------------------------
Gesammtvermögen Ende 1891: 68 Millionen Mark, darunter außer 33 Millionen Mark Prämienreserven noch über 4 1/2 Millionen Mark Extrareserven.
Versicherungsstand: ca. 40 Tausend Policen über 54 Millionen Mark versichertes Kapital und über 1 1/2 Millionen Mark versicherte Rente
Aller Gewinn kommt ausschließlich den Mitgliedern der Anstalt zu gut.
-------------------------
Lebensversicherung.
Einfache Todesfall=Versicherungen. Abgekürzte, bei Erreichung eines bestimmten Lebensalters oder im Falle früheren Todes zahlbare Versicherungen, sowie Versicherungen zweier verbundener Personen, zahlbar nach dem Tode der zuerst sterbendem Person.
--------------------- Dividenden Genuß schon nach 3 Jahren. ---------------------
Dividende zur Zeit 30% der Prämie.
Bei Einstellen der Prämienzahlung Reduktion der Versicherung auf einen dem Deckungskapital entsprechenden prämienfreien Betrag. Belehnung der Policen.
-------------------------
Rentenversicherung.
Jährliche oder halbjährliche Leibrenten, zahlbar bis zum Tode des Versicherten oder bis zum Tode des längst lebenden von zwei gemeinschaftlich Versicherten, sowie aufgeschobene für späteren Bezug bestimmte Renten. Alles dividendenberechtigt.
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Zu haben im Haupt=Depót von                          
                                                    Gebrüder Burchard.


Rheumatismus.

Lange Zeit lag ich schwer an dieser Krankheit, sodaß der Arzt erklärte, ich würde nie wieder richtig gehen lernen. Durch eine Einreibung gelang es mir nun, dies Leidenden schnell und glücklich zu beseitigen, und habe ich durch dieses Mittel schon vielen solchen Leiden geholfen, bin gern bereit, es jedem Rheumatismuskranken zukommen zu lassen. Viele Dankschreiben liegen zur Einsicht. R. Rodewald, Magdeburg, Samenhdlg., Bahnhofstr. 34.


Für die vielen Beweise aufrichtiger Theilnahme an unserem Hochzeitstage sagen wir unsern besten Dank.

                                                    H. Buschow u. Frau,
                                                                           geb. Hagen.


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Die unterzeichnete Intendantur eröffnet, wie in den Vorjahren, für Auswärtige ein Abonnement auf 6 Vorstellungen (3 Opern, 2 Schauspiele und 1 Lustspiel oder Posse) in der Spielzeit 1892/93, für welche ein Platz in der Fremdenloge 18 M., im ersten Range 12 M., im Parkett und in der Parkettloge 10 M., im II. Rang, Balkon und Mitte 6 M., im I. Rang Seite 5 M. kostet. Für diejenigen Abonnenten, welche die Eisenbahn benutzen müssen, werden für die Reise nach Schwerin und an demselben Tage zurück bei genügender Betheiligung Rückfahrtskarten zum einfachen Fahrpreise ausgegeben. Die Eintrittskarten werden nicht auf Namen ausgestellt, und sind Theater= und Eisenbahnbillets gleichzeitig einzulösen.
Bis zum 1. November ds. Js. nimmt Herr Hotelbesitzer Spehr zu Schönberg Abonnements=Anmeldungen freundlichst entgegen. Die Ausgabe der Karten erfolgt im November.
Schwerin, den 13. Oktober 1892.

Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Theilnahme während der schweren Krankheit und die vielen Kranzspenden bei der Beerdigung meines lieben Mannes, sowie Allen, die ihn zur letzten Ruhestätte geleitet haben, sagt ihren innigsten Dank

die tiefbetrübte Wittwe
                                                    Marie Ohls geb. Bockwoldt.

Schönberg, den 27. October 1892.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 86 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. November 1892.


- Fischkonsum und Cholera. Altona ist jetzt der größte deutsche Markt für frische Seefische, die von den Fischdampfern und Segelfischern direct dorthin gebracht, dort in öffentlicher Auction verkauft und dann theils dem Platzkonsum, theils mit der Eisenbahn dem Binnenland zugeführt werden. Die erstaunliche Entwickelung dieses Verkehrs geht daraus hervor, daß in den dortigen Fischauctionen, wie man der "Frankfurter Zeitung" mittheilt, umgesetzt wurden:

1887 M.      72 000
1888 M.    320 000
1889 M.    784 000
1890 M.    966 000
1891 M. 1 237 000

Im laufenden Jahr wurden bis Anfang August Mk. 902 000 umgesetzt, d. h. wieder um Mk. 217 000 mehr als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres. Da kam die Cholera und mit ihr die Cholera=Angst, und plötzlich wurde der Umsatz im August auf Mk. 98 000 (gegen Mk. 116 000 im Jahr 1891) und im September gar auf Mk. 30 000 (gegen Mk. 112 000 im Jahr 1891) herabgedrückt. Die Preise waren ganz erbärmliche. Die Fischer hörten deshalb auf, Altona zu besuchen, und da auch andere deutsche Fischmärkte ebenso schlechte Geschäfte aufwiesen, mußten die Fischer ihren Fang nach England zu Markt bringen, wo die Preise doppelt so hoch waren. Auf solche Weise hat sich das deutsche Volk selbst eines seiner billigsten und kräftigsten Nahrungsmittel gerade in einer Periode allgemeiner Arbeitslosigkeit beraubt, und zwar ohne einen vernünftigen Grund. Denn nach dem Ausspruch der kompetentesten ärztlichen Autoritäten ist der Genuß von Fluß= und Seefischen, wenn sie gekocht oder gebraten sind, auch in Cholerazeiten nicht nur absolut ungefährlich, sondern Fische sind gerade in solchen Zeiten eine besonders empfehlenswerthe, weil leicht verdauliche Nahrung. Also auch hier, wie so vielfach, hat die Cholera=Angst das Gegentheil von dem bewirkt, was man erreichen wollte. Glücklicherweise beginnt das Publikum jetzt einzusehen, daß es schlecht berathen war, als es sich der Fischnahrung enthielt. In Hamburg und in Altona namentlich, das ja während der ganzen Zeit nicht aufgehört hat, Fische zu essen, ist seit einige Zeit ein wahrer Heißhunger nach Fischen eingetreten, sodaß die Preise plötzlich weit über den Durchschnitt gestiegen sind. Aber der Platzkonsum ist im Verhältniß zu der Production beschränkt. Würde letztere jetzt wieder ganz hierher gebracht so würden die Preise vielleicht auf ihren tiefsten Stand zurücksinken, und die Fischer müßten wieder die fremden Märkte aufsuchen. Man sollte doch auch im Binnenland endlich einsehen, wie unbegründet die Furcht vor der Fischnahrung ist.
- Der Deutsche Tierschutzverein in Berlin hat am Freitag in einer Resolution ein Bedauern über den Distanzritt Berlin=Wien ausgesprochen und erklärt, daß er sich an den Reichstag wenden werde, um die Wiederkehr solcher Tierquälereien unmöglich zu machen.
- Von den jungen Leuten, die vor den Prüfungscommission der Rheinprovinz für den einjährigen Dienst erschienen waren, sind 78 Prozent durchgefallen. Die Zahl der Prüflinge betrug 67, davon bestanden 12. Ein kläglicheres Resultat läßt sich kaum denken.
- In der Rostocker Maschinen= und Schiffsbauanstalt brach am 26. d. früh eine Feuersbrunst aus, durch welche die Sägerei und die Tischlerwerkstatt in Asche gelegt wurden. Das Hauptgebäude blieb verschont.
- In Hamburg wurden am 26. Oct. 6 Cholera=Erkrankungen und ein Todesfall amtlich gemeldet, davon entfällt auf den vorhergehenden Tag 1 Erkrankung. Die Transporte betrugen am 25. Oct. 1 Kranker und 2 Leichen.
- In Süd=Berkshire und Nord=Warwickshire fiel am letzten Sonnabend schon Schnee. Auch in London ist es bitterlich kalt. Nordwales hat die letzten Tagen Schnee und Hagel gehabt. Die Berge sind weithin mit Schnee bedeckt. Die Ernte ist zum Theil noch gar nicht eingebracht.
- Aus Warschau wird berichtet, daß aus dem Gefängnis in Shitomir, Gouvernement Wolhynien, zwanzig der gefährlichsten Verbrecher entsprangen. Sie bildeten in großen Wäldern bei Miropol eine Räuberbande und überfallen jetzt Edelhöfe und Bauernbesitzungen. Einige Bauern sollen ermordet worden sein. Unter der Bevölkerung herrscht großer Schrecken. Starke Militärabtheilungen durchstreifen die Wälder.
- Die schnellste Ozeanfahrt hat jetzt, wie aus London berichtet wird, die "City of Paris" zurückgelegt, indem sie die Reise von Liverpool nach New=York in 5 Tagen 12 Stunden machte und ihren eigenen, bisher besten 24 Stunden=Record von 520 Knoten um 10 Knoten schlug. Sie hat in der Stunde durchschnittlich 20,7 Knoten zurückgelegt und ganz Amerika und England ist über dies glänzende Resultat aus Rand und Band! Daß bei diesen wahnsinnig schnellen Fahrten die Sicherheit der Passagiere große Gefahr läuft, macht den Sportliebhabern beider Hemisphären weiter keinen Kummer!
- In dem Proceß wegen der am 9. Juli d. J. stattgehabten Kesselexplosion auf dem Dampfer "Montblanc hat der Assisenhof zu Lausanne nunmehr sein Verdikt abgegeben und die drei Angeklagten, nämlich den Director Rochat, den Maschinisten Fornerod und den Maschinenaufseher Lips freigesprochen.
- 167 389 Altersrenten sind bis zum 30. September im ganzen deutschen Reich bewilligt worden, ferner wurden 11 477 Ansprüche auf Invalidenrente anerkannt.
- Mit dem Anstrich der Kriegsschiffe sind im Lauf der Jahre in der deutschen Marine zahlreiche Versuche gemacht worden. Alle Abstufungen zwischen Weiß und Schwarz hat man bereits versucht. Die Schiffe, die ins Ausland gehen, erhalten einen ganz hellen Anstrich, dasselbe gilt von der kaiserlichen Yacht. Für die Schlachtschiffe hat man noch keine Farbe gefunden, die sich auf dem Meere möglichst wenig sichtbar macht. Mit einer ganz dunklen Farbe scheint man während der Manöver keine guten Erfahrungen gemacht zu haben. Die "Baden", das Flagschiff der Manöverflotte, die bisher ein dunkles Gewand hatte, ist jetzt grau gestrichen.
- Alle in letzter Zeit in europäischen Häfen einlaufenden transatlantischen Dampfer berichten über furchtbares Unwetter auf dem Ozean. Die nördlicheren Fahrstraßen sind von Eisbergen blokiert, wie sie in solchen Massen und Größen um diese Jahreszeit zu den seltensten Erscheinungen gehören.
- In der Armee=Konservenfabrik zu Spandau, dem zweiten staatlichen Institut dieser Art, beginnt im nächsten Monat der Betrieb zum erstenmal in vollem Umfange. Die Kampagne dauert bis zum April. Während dieser Zeit werden an 600 Arbeiter, darunter eine größere Anzahl Schlächter und Bäcker beschäftigt. Einer der bedeutendsten Berliner Viehkomissionäre hat die Lieferung übernommen. Täglich sollen 50 Stück Rindvieh verarbeitet werden.
- Die Großheringsfischerei ist, wie man aus Gothenburg schreibt, jetzt sehr reich. In der Nacht zum Sonnabend wurden bei Marstrand gegen 200

[ => Original lesen: 1892 Nr. 86 Seite 6]

Hektoliter Heringe gefangen und bei Smögen stehen 4500 Hektoliter in den Waden. Ganze Wagenladungen Heringe werden jetzt mit der Westküstenbahn nach Helsingborg und von dort direkt mittelst der Dampffähre über Dänemark nach verschiedenen Städten Deutschlands versandt.
- Die Pariser Rettungs=Gesellschaft verlieh dem Prinzen Georg von Griechenland die Rettungsmedaille; derselbe rettete seiner Zeit einen Matrosen im Piräus.
- Der zunehmende Verfall der Disciplin im englischen Heere beschäftigt die öffentliche Meinung in ganz England auf das Angelegentlichste. Auch das Parlament dürfte bei nächster sich bietender Veranlassung der Sache näher treten, da sowohl Konservative als Radikale die Vorkommnisse bei dem 1. Leibgarderegiment zum Gegenstand von Anfragen zu machen beabsichtigen.
- Die Hochzeit des rumänischen Thronfolgers findet definitiv am 10. Januar in Sigmaringen auf dem Schlosse seines Vaters statt, wo bereits umfassende Vorbereitungen getroffen werden. Es wird ein großer Festsaal aus Glas und Eisenfach hergestellt, der für gewöhnlich eine Art Wintergarten darstellen soll. Zu dem Feste, das sehr glänzend werden dürfte, wird der Kaiser erwartet, der bereits zugesagt habe. Ferner werden außer den nächsten Verwandten des Hauses Hohenzollern, das sächsische Königspaar, die Königin von England, Prinz und Prinzessin von Wales, sowie ein russischer Großfürst (als Vertreter des Zaren) bei dem Feste anwesend sein. Bekanntlich ist die Braut des Erbprinzen Ferdinand eine Nichte des russischen Kaisers.
- Der höchste preußische Steuerpflichtige hat ein Einkommen von 7 Millionen Mark, dürfte also ein Vermögen von 200 Millionen Mk. besitzen. Es ist dies der Börsenfürst Rothschild in Frankfurt.
- Eine Münzverwirrung ist in Deutsch=Ostafrika entstanden. Der Sultan von Sansibar hat in Nachahmung der deutsch=ostafrikanischen Gesellschaft gleichfalls alles mit minderwertigen Kupfermünzen überschwemmt, deren Ausprägung er einem französischen Unternehmer überlassen hat. Infolge dessen hat die Silberrupie der ostafrikanischen Gesellschaft einen Agiopreis von 6-8 Pesos erlangt.
- Neues Metall. Es ist neuerdings viel von einem neuen Metall, dem Glucinium, die Rede, welches vielleicht dereinst das immer teurer werdende Platin bei der Glühlampenfabrikation ersetzen wird, Das Glucinium hat die merkwürdige Eigenschaft, daß es noch leichter ist als Alluminium, indem sein spezifisches Gewicht nur 2,7 beträgt. Dabei soll es so fest sein wie Eisen. Der Preis eines Kilogramms beträgt allerdings 160 Mark, doch ist es bei gleichem Volumen immer noch 80mal billiger als Platin.
- Der Abstrich der Vögel ist in vollem Gange. Er erfolgt meist in der Nacht. Günstiger Wind führt sie aus N. O. nach S. W. Die meisten ziehen schweigend ihre Straße. Singschwäne trompeten, Störche klappern, Wildgänse schnattern. Unterwegs erhält die Reisegesellschaft fortwährend Zuwachs. Indessen bleibt doch viel mehr von ihnen als man anzunehmen gewohnt sein dürfte, namentlich Drosseln, Stare, Finken zurück. Größere Zugvögel durchfliegen weite Strecken, ohne zu rasten; kleinere und kleinste, wie Rothkehlchen streichen wegen geringen Flugvermögens von Busch zu Busch ab und nähren sich dabei vorzüglich von den überall reichlich vorhandenen Beeren. Von den Drosseln bleibt nach fachmännischem Urtheil etwa der dritte Teil zurück und brütet im nächsten Frühjahr schon, wenn Bäume und Sträucher noch unbelaubt sind.
- Erkennungszeichen des alten Geflügels. Alte Hühner und Tauben erkennt man an einem gedrungeneren stärkeren Körperbau, härteren Brustknochen, einer spröderen dickeren sogenannten Hühnerhaut und etwas stumpferen abgenutzten Klauen; Gänse und Enten an stärkeren Fußballen, dickeren sogenannten Hühnerhaut und etwas stumpfen abgenutzten Klauen; Gänse und Enten an stärkeren Fußballen, dickerer Schwimmhaut und zarten Schnäbeln; Truthühner an ihren roten Beinen und stärkeren schwammigen Fleischlampen auf dem Kopfe und unter der Kehle. Nach diesen Erkennunszeichen läßt sich beim Ankauf auch das wilde Geflügel einigermaßen beurtheilen. Ob es frisch ist, das muß hauptsächlich der Geruch bestimmen. Man kann es vom Augenblick an, wo es geschossen ist, im Herbst in den Federn, kalt und luftig hängend, mehre Tage aufbewahren, doch muß es gleich, nachdem es geschossen ist, ausgeweidet werden. Zu langes Aufbewahren macht es aber eckelhaft.
- Die Lorbeeren des Distanzrittes spornen in Berlin zu den wunderlichsten Nachahmungen an. Ein Budiker in Berlin will eine Fußtour nach Wien unternehmen und dieselbe, trotz erheblichen Körperumfanges, in zwölf Tagen beendigen. Ein zweiter Berliner will die Strecke in sechs Tagen ablaufen. Ein Dritter beabsichtigt, von dort nach Rom zu laufen. Hoffentlich bekommt diesen "Distanzläufern" ihre Tour besser als den meisten Pferden auf dem Distanzritt Berlin=Wien.
- Vom alten Wrangel. Wie der Oberstleutnant von Köppen in seiner bei Flemming in Glogau erschienenen Wrangel=Biographie den einstigen Oberbefehlshaber in den Marken schildert, erscheint dieser als eine ganz andere Persönlichkeit, als ihn das große Publikum aus den tausend umlaufenden Anekdoten kennt, als ein Musterbild nämlich von altpreußischer Wucht, Strammheit und Entschlossenheit. Eine That des Jünglings und ein Brief des Mannes, welche Köppen anführt, mögen zum Belege dienen. Als Wrangel 1848 in Jütland stand, verlangte der dänische Admiral Sten Bille den Abzug der Preußen nach Schleswig und drohte, daß die dänische Marine an den offenen Küstenstädten der Ostsee grausame Rache nehmen würde. Wrangel antwortete kurz und bündig: "Wenn Ew. Hochwohlgeboren aussprechen, daß die dänische Marine für das Bombardement von Middelfahrt an Häfen der Ostsee Rache nehmen werde, so lassen Sie es sich gesagt sein, daß für jedes Haus, das die dänische Marine an deutschen Küsten in Brand schießen sollte, ein Dorf in Jütland brennen wird. Mein Name bürgt Ihnen dafür, daß es geschehen wird. Kolding, den 10. Mai 1848. v. Wrangel." Und da beruhigte der Däne sich sofort. Wrangel hatte das richtige Mittel gefunden, die übermächtige dänische Flotte im Zaum zu halten.
- Seelenwanderung. "Glauben Sie an die Seelenwanderung?" "Ich, nein, und Sie?" "Ich bin überzeugt davon!" "So, was waren Sie denn früher?" "Ein Esel." "Wann?" "Als ich Ihnen 20 Mark lieh."
- Einen verzweifelten Ritt wider Willen mußte am Mittwoch vormittag ein ehrsamer Klempnermeister im Kallmeyerschen Garten zu Braunschweig machen. Unter den dort vorhandenen Affen, Papageien und sonstigen Thieren befindet sich auch ein Hirsch von stattlicher Größe, der von Zeit zu Zeit aus seinem Zwinger befreit wird und frei im Garten herumlaufen darf. Damit nun der Hirsch nicht entweichen kann, aber auch kein Publikum in den "Thiergarten" geht, werden die zu demselben führenden Thüren, sobald sich der Hirsch in Freiheit befindet, zugemacht. Obiger Klempnermeister, dem vielleicht jene Anordnung unbekannt sein mochte, betrat aber dennoch zur genannten Zeit ahnungslos den "Thiergarten." Einen Augenblick stutzte der Hirsch, dann aber sprang er mit gesenktem Kopf in wenigen Sätzen auf den Besucher los, nahm ihn aufs Geweih und vollführte mit ihm in wilder Hast einen Rundlauf durch den Garten, wobei alles, was dem in der gegenwärtigen Brunftzeit besonders gereizten und zu Extravaganzen geneigten Thiere in den Weg kam wie Laternenpfähle, Kästen und Käfige, umgerannt wurde. Der Reiter hatte sich während des tollen Ritts krampfhaft an dem Hirsche festgehalten, bis endlich zwei kräftige Männer das Wagnis unternahmen und den Geängstigten aus seiner gefährlichen Lage befreiten. Außer dem Schrecken, Schrammen im Gesicht, auf dem Rücken und an den Beinen hat der Klempnermeister einen gänzlich zerrissenen Ueberzieher davon getragen, für den er vom Inhaber des Gartens 20 Mark Schadenersatz verlangte, was ihm aber verweigert wurde.


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