No. 69
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. September
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 1]

Nachstehende Hohe Regiminal=Verordnung wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht:

Wegen der drohenden Choleragefahr
1) wird hierdurch landespolizeilich verboten, die Stellen, von welchen Wasser zum Trinken oder zum Hausgebrauch entnommen wird, und deren nächste Umgebung zu Verunreinigen und an den Wasserentnahmestellen oder in deren Nähe Gefäße oder Wäsche zu spülen;
2) wird hierdurch landespolizeilich verordnet, daß, soweit solche ausführbar ist, diejenigen Personen, welche aus einem von der Asiatischen Cholera befallenen Ort kommen, an demjenigen Ort, wo sie Wohnung oder Unterkommen nehmen, in einer sie thunlichst wenig belästigenden Weise durch die Ortspolizeibehörde während der ersten 6 Tage von Zeit zu Zeit ärztlich beobachtet werden und insbesondere ihre gebrauchte Wäsche und ihr benutztes Bettzeug desinficirt wird. (S. die Desinfectionsordnung, Anl. B. Officieller Anzeiger 1892 No. 20)
                  Jeder, welcher einer solchen Person Wohnung oder Unterkommen seit dem 25. d. M. gegeben hat bezw. künftig giebt, hat hiervon ohne Verzug der Ortspolizeibehörde, bezw. auf den Dörfern und Höfen, wo Ortsvorsteher sind, dem Ortsvorsteher Anzeige zu machen;
3) werden die Ortspolizeibehörden aufgefordert in Gemäßheit des §.2 Ziffer 3 der Verordnung vom 21. Juli 1886 die Markt= und Victualienpolizei mit Nachdruck zu handhaben.
Neustrelitz, den 30. August 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung.
Im Auftrage:
Dr. Selmer.


              Unter den Kühen des Hufners Schmidt, des Fischers Städing wie des Zimmergesellen Kähler zu Lankow ist die Maul= und Klauenseuche, sowie unter den Schafen der Dorfschaft Lankow die Klauenseuche ausgebrochen.
              Schönberg, den 30. August 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


              Da nicht allerorts Arzt und Apotheke sofort erreichbar sind, wird jeder Dorfschaft empfohlen, Ricinusöl und Opiumtropfen vorräthig zu halten. Ersteres wird gegen Magenschmerzen eingenommen. Sodann folgt erforderlichen Falls die Behandlung des Patienten im Bett und in warmer Verpackung mit Opiumtropfen (3 Tropfen auf Zucker.) halb= bis zweistündlich je nach Wirkung.
              Auf Desinfektion der Ausleerung ist strenge zu achten.
              Schönberg, den 1. September 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Kaiser folgt mit gespanntestem Interesse allen Nachrichten über die Cholera im Reich. Es sind ihm wiederholt Vorträge über die Sachlage und die eingeleiteten Abwehrmaßregeln erstattet worden. Es bestätigt sich, daß die Reise des Professors Dr. Koch nach Hamburg auf persönliche Veranlassung des Kaisers erfolgt ist. Auch hat der Kaiser thatsächlich eine Reihe von Anordnungen über Erleichterung des Manöverdienstes der Truppen erlassen, welche sich namentlich auf Rücksichtsnahme bei heißer Witterung und bei plötzlichem Witterungsumschlag beziehen. Wenn dagegen hier und da mitgetheilt wird, daß infolge der eingetretenen Epidemie Abänderungen in den Bestimmungen betreffs der Reise des Kaisers nach Elsaß=Lothringen bevorstehen sollen, so scheint dies unzutreffend zu sein. Einstweilen ist von solchen Aenderungen noch nicht die Rede gewesen.
In dem Vierteljahr vom 1. April bis 1. Juli 1892 sind im Deutschen Reich an Zöllen und Verbrauchssteuern 187 633 310 Mk. oder 7 250 334 Mk. mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahrs eingegangen.
Blinder Eifer schadet und auch im Kriegsrüsten

[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 2]

kann man des Guten zu viel thun. So haben sich die Franzosen mit ihrem militärischen Reform=Eifer ins eigene Fleisch geschnitten. Sie leiden an stetiger Abnahme kriegsfähiger Mannschaft. Frankreich befindet sich in umgekehrter Lage wie Deutschland aus Mangel an Ersatzmannschaften vermag jenes die gesetzlich fixierte Stärke seines Heeres nicht mehr aufzubringen; schon für 1892 war ein Ausfall von 6281 Mann am Effektiv vorgesehen, der sich für 1893 auf mehr als das Doppelte steigern wird. Dahingegen hat Deutschland einen solchen Ueberfluß an wehrfähigen Mannschaften im Verhältnis zu dem budgetmäßig festgestellten Effektiv, daß im vergangenen Jahr nach Deckung des Bedarfs an Ersatzreserve noch 15 000 Mann als überzählig zurückstellen konnten. Offenbar trägt das für das Volk lästige französische Wehrgesetz von 1889 nicht die Frucht, die man erwartet, so daß, wie die Sache jetzt liegt, eine wesentliche Ueberflügelung der Wehrkraft Deutschlands von dorther nicht zu erwarten ist.
- Nach den endgiltigen Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember haben folgende Städte Deutschlands 100 000 Einwohner und darüber:
Berlin 1 578 974, München 349 024, Breslau 335 186, Hamburg 323 923, Leipzig 295 025, Köln 281 681, Dresden 276 522, Magdeburg 202 234, Frankfurt a/M. 179 985, Hannover 163 593, Königsberg 161 666, Düsseldorf 144 642, Altona 143 249, Nürnberg 142 590, Stuttgart 139 817, Chemnitz 148 954, Elberfeld 125 899, Bremen 125 684, Straßburg 123 500, Danzig 120 338, Stettin 116 228, Barmen 116 144, Aachen 103 470, Halle 101 401, Braunschweig 101 047.


- Schönberg. Ein beklagenswerther Unglücksfall ereignete sich am Dienstag Nachmittag in Boitin=Resdorf. In dem Dorfe lagen Schleswiger Husaren im Quartier und zeigte, wie es heißt, ein dortiger Hauswirth seiner Einquartierung auf der Hausdiele seine Jagdflinte. Dieselbe ging von Hand zu Hand, ohne daß man wußte, daß dieselbe geladen war. In der Küchenthür stehend, sahen diesem Treiben die Schwestern des Hauswirths zu und einer der Husaren sagte, indem er auf die Mädchen anlegte, "soll ich mal", in welchem Augenblick auch schon der Schuß krachte und beide, die eine sogar tödtlich am Kopfe getroffen wurde. Aerztliche Hülfe wurde sofort geholt. An dem Aufkommen des einen Mädchens wird gezweifelt. Der traurige Vorfall erregt allgemeine Teilnahme.
- Neustrelitz. II. HH. die Prinzessinnen Maria und Jutta, mit denen sich I. K. H. die Großherzogin nach Keppschloß begeben hatte, sind am 27. d. nach dreiwöchigem Aufenthalte von dort hierher zurückgekehrt, während I. K. H. die Großherzogin noch mehrere Wochen dort weilen wird.
- Neustrelitz. S. K. H. der Erbgroßherzog ist Sonnabend Abend von Heringsdorf hierher zurückgekehrt. I. K. H. die Erbgroßherzogin wird kommenden Sonnabend mit dem Erbprinzen aus Heringsdorf hierher zurückkehren.
- Neustrelitz. In den letzten Tagen sind hier mehrere aus Hamburg angekommene Personen, die während der Fahrt erkrankt sind, aufgenommen, und es soll nun eine Baracke für Choleraverdächtige und an dieser Seuche erkrankte Personen errichtet werden. Auch unser Hautboistencorps, das am Mittwoch aus Hamburg hierher zurückgekehrt, soll dort drei Tage Unterkunft finden.
- Das Denkmal Hoffmanns von Fallersleben wurde am Freitag auf Helgoland enthüllt. Fischer=Gera und Emil Rittershaus=Barmen haben Reden gehalten. Das Bronce=Denkmal, von Schaper geschaffen, zeigt schönes Gelingen. Des Dichters Sohn und Frau waren anwesend.
- Brumataleim gegen die Obstmaden. Der durch seine Erfindung des Brumataleims um den Obstschutz sehr verdiente Lehrer Becker in Jüterbog erinnert daran, daß Mitte August die beste Zeit sei, den Leim gegen die Pflaumenmade in Anwendung zu bringen. Es ist dies das einzige Mittel, um anstatt madigen, faulenden Obstes werthvolle Früchte zu erhalten.
- Das neueste Hochzeitsgeschenk, welches bei der fashionabeln Welt in England in Aufnahme gekommen ist, bilden lebende Thiere. Bis jetzt sind Pferde und Hunde besonders bevorzugt worden, vielleicht aber ist es nur ein Schritt weiter, daß auch die Thierwelt der Tropen, Tiger und Elephanten, an die Reihe kommt. Selbst die Königin Viktoria hat neulich der Miß Loftus, als sie an den Traualtar geführt wurde, außer dem bei solchen Gelegenheiten unvermeidlichen indischen Shawl einen prachtvollen weißen Schäferhund zum Hochzeitsgeschenk gemacht.
- Ein Fund von großem Werth wurde auf dem Berg Saleve in der Nähe der französischen Grenze bei Genf gemacht. An der elektrischen Bahn beschäftigte Arbeiter fanden in einer Höhle mehrere tausend Münzen des 11. Jahrhunderts, Bischof Friedrich von Genf, von denen eine bis jetzt den Werth von 2000 Franks hatte.
- Ueber eine wenig bekannte heilsame Wirkung des Kaffees bei Pferden bringt der "Pferdefreund" eine Mittheilung des Naturforschers Martins. Derselbe fand auf einer Reise durch Sachsen bei einem Hofbesitzer ein schönes Pferd, für welches demselben schon 300 Thaler vergeblich geboten waren. Ihn selbst hatte es nur 20 Thaler gekostet, da der Vorbesitzer es für unheilbar hielt. Es war schwach, ganz herabgekommen, Verdauung und Sekretion waren schlecht. Wer das Pferd sah, sagte ein Eingehen desselben voraus. Durch Einflößen gerösteter Kaffeebohnen, auch von Kaffee in Pulverform als Latwerge mit Honig, wurde das Pferd wieder vollkommen hergestellt. Es verbesserte sich die Verdauung Sekretion, die Gehirnthätigkeit wurde rege, alle Uebelstände verschwanden und das Pferd bekam die Kraft, Gesundheit und Schönheit, in der es sich jetzt darstellt. Der besagte Hofbesitzer fand nicht Lobes genug für dieses Heilverfahren bei herabgekommenen Pferden, Sinken ihrer Kraft, Appetitlosigkeit, Abmagerung, struppigen Haaren u. s. w. Daß der Kaffee unter die wirksamsten Mittel in der Heilkunde gehöre, war mir nicht unbekannt, sagte Martins, aber daß man mit Kaffee solche Wunderkuren verrichten könne, wußte ich nicht. Daß der Kaffee bei trächtigen Thieren, besonders bei Kühen, das beste Mittel ist, habe ich öfters erfahren; sogar rühmt man ihn, daß er das Verwerfen der Kühe verhüte.


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Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schaddingsdorf sub Nr. 3 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Joachim Hellmann ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 10. Oktober d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind

[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 3]

jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 28. Juli 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Die Lieferung des Bedarfs an bestem Petroleum für die Straßenlaternen in hiesiger Stadt und auf dem Amte während der bevorstehenden Wintermonate soll event. dem Mindestfordernden übergeben werden. Reflectanten werden hierdurch aufgefordert, ihre Preisofferten

bis zum 3. September cr.

schriftlich bei uns einzureichen.
Schönberg, den 29. August 1892.

Der Magistrat.


Wir machen hierdurch bekannt, daß die Verunreinigung der Stellen, von welchen Wasser zum Trink= oder zum Hausgebrauch entnommen wird, (öffentliche und private Pumpen und artesische Brunnen der Stadt Schönberg) und deren nächste Umgebung namentlich durch die Abfälle der menschlichen Haushaltungen, verboten ist. Insbesondere ist das Spülen von Gefäßen, Kartoffeln und Wäsche an den Wasserabnahmestellen oder in deren Nähe untersagt. Dasselbe gilt von den Bassins der unterirdischen Siele in den Straßen der Stadt. Auch werden die Eltern aufgefordert, ihren Kindern solche Verunreinigungen zu verbieten, da erstere an Stelle der Kinder unnachsichtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Schönberg, den 27. August 1892.

Der Magistrat.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 5. September d. J. Nachm. 5 Uhr sollen in Herrnburg

circa 40 Mille Torf u. 1 Diemen Stroh
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer bei der Gastwirthin Lohse in Herrnburg.
Schönberg, den 30. August 1892.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Die nächste Sitzung der Gesundheitskommission findet am 4. September Abends 8 Uhr im Büreau bei Herrn Gastwirth Boye statt.

                                                    Dr. Marung,
                                                    Landphysikus.


Gartenbau-
und
Geflügelausstellung
am Sonntag den 18. u. Montag den 19. Sept.
im hiesigen Schützenhause.
Eintrittsgeld 20 Pfg. Kinder 10 Pfg.
Dauerkarten 50 Pfg.

Zur Prämierung zugelassen werden nur selbstgezogene Gartenprodukte von Vereinsmitgliedern u. Einwohnern des Fürstentums. Standgeld wird nicht erhoben. Annahme der Gegenstände Sonnabend d. 17. Sept. Geflügel muß jedoch bis zum 14. Sept. bei Herrn Kaufmann Maaß angemeldet werden.
Im Anschluß daran findet wie im vorigen Jahre ein

Obstmarkt

statt. Marktzettel sind zu haben bei Herren Lundwall und Wieschendorf. Auch wird eine Verkaufsausstellung eingerichtet, in der jeder gegen ein Standgeld von 20 Pf. pro Sorte und Ctr. sein Obst selbst verkaufen kann. In dieser Abtheilung können auch Kartoffeln und Gemüse und zwar ohne Standgeld verkauft werden.

                                                    Der Gartenbauverein.


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Zweite Münsterbau
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zur Wiederherstellung des Münsters zu Freiburg i. B.
Ziehung am 6. u. 7. September 1892.

Die Loose à 3 M. sind in dem Bankhaus

Carl Heintze, Berlin W.,
Unter den Linden 3.

übernommen und von derselben gegen Einsendung des Betrages auf Postanweisung zu beziehen.
        Jeder Bestellung sind für Porto und Gewinnliste 30 Pfg. beizufügen.

Der Münsterbauverein zu Freiburg i. B.
Looseversandt auf Wunsch auch unter Nachnahme.

Baar ohne Abzug.
1 Gew. a 50000 = 50000 M.
1 " a 20000 = 20000 "
1 " a 10000 = 10000 "
1 " a 5000 = 5000 "
10 " a 1000 = 10000 "
20 " a 500 = 10000 "
100 " a 200 = 20000 "
200 " a 100 = 20000 "
400 " a 50 = 20000 "
2500 " a 20 = 50000 "
50 Ausserdem mindestens
Kunstwerthe von
= 45000 "
-----------------------------------------------
3284 Gewinne = 260000 M.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 4]

Sedan=Fest=Ratzeburg.
In Folge polizeilicher Anordnung findet das diesjährige Sedanfest in Ratzeburg
nicht
statt. Die Verloosung der Gewinne dagegen wird nicht aufgehoben.                          
                                                    Das Fest-Comite.


Gegen Typhus- und Cholera-Gefahr.
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Kalkmilch.
Zu haben mit Gebrauchsanweisung bei                          
                                                    F. Lundwall.


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                                                    J. H. F. Tiedemann, Director.


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welche in ca. 1000 []Ruthen Weizenboden u. einer vorzüglich guten 300 []Ruthen großen Wiese bestehen, entweder im Zusammenhange, oder Haus u. Ländereien getrennt von einander bei geringer Anzahlung preiswerth zu verkaufen. Gefl. Offerten hierauf nimmt entgegen

                                                    J. H. Böckmann.


Das von mir angekündigte Scheibenschießen ist bis auf Weiteres aufgehoben.

Pahlingen.                                                    Oldenburg.


wird am Mittwoch den 7. September nicht gefeiert werden, sondern ist vorläufig bis auf Weiteres verschoben worden.

                                                    Der Vorstand.



Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 4. Sept.

Frühkirche: Consistonalrath Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Krüger.
     Amtswoche: Pastor Krüger.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 36.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 69 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. September 1892.

- "Eine Fahrt durch Hamburg zur Cholerazeit" beschreibt uns ein Freund, der eben in Hamburg weilt. Hier sei der vom 27. d. M. datierte Brief wiedergegeben: Auf der Rückreise von Westerland durch Familienrücksichten zu einem Aufenthalt in dem von der Cholera durchseuchten Hamburg gezwungen, bin ich Augen= und Ohrenzeuge von Vorgängen geworden, deren Kenntniß von allgemeinstem Interesse ist. - Es erscheint unbegreiflich, wie Zeitungen Schilderungen, welche die traurigste Wahrheit in sehr milden Farben malen, als übertrieben bezeichnen. Es ist das Unglück vieler Hamburger, daß sie die Wahrheit - zu spät hören! -
Mein Schwager ist ein vielgesuchter Arzt, dessen Beruf ihn in alle Stadtgegenden führt; durch Telegraph, Telephon und Boten gegenwärtig unaufhörlich gerufen, während der Sprechstunde von Fragenden bestürmt, während der Nachtstunden kaum im Stande, auch nur eine Stunde das übermüdete Haupt zur Ruhe zu legen, so sieht es heute in der Wohnung eines Arztes aus. Meistens sind es Proletarier, die in den ebenso übelriechenden übelberufenen hamburger Terrassen und Passagen wohnen, welche der grausamen Krankheit zum Opfer fallen. Die wohlhabendere Klasse bleibt allerdings nicht verschont: die meisten besser Situirten plagen aber sich und ihren Arzt mit Cholerafurcht! Viele packen den kaum geleerten Koffer auf's Neue, eilen sauve qui peut nach den Bahnhöfen, gleichviel wohin, nur fort aus diesem Sodom, welches die Sünden gegen die Gesundheitsgesetze jetzt so bitter büßen muß. - Kürzlich sagte mir ein sonst von Hamburg entzückter Bewohner dieser alten Hansestadt: "Die beste Illumination zur kürzlichen Feier des Hamburger Brandes wäre eine neue Feuersbrunst gewesen, welche die so arg gesundheitsfährdenden Stadtteile in Asche gelegt hätte! Hoffentlich werden aber auch ohne Feuer nach der jetzigen Schreckenszeit die Väter der Stadt durch bauliche Veränderungen, Canalisation etc. die größte deutsche Hafenstadt in sanitärer Beziehung bessern!
Heute begleitete ich meinen Schwager - wie oben erwähnt, einen Arzt - bei seiner Fahrt durch einen Theil der Stadt und hatte Eindrücke, welche mir Thränen in die Augen lockten, und welche ich nimmer vergessen werde.
Ich bemerkte vorerst, daß man in manchen Villenvorstädten äußerlich kaum etwas von der Schreckenszeit, welche wir hier durch machen, merkt, daß ferner in den großen Straßen, in welchen der Hauptverkehr wogt, besondere Merkmale der Cholerainvasion kaum auffallen. Diese Hauptstraßen hat wahrscheinlich auch ein großes Hamburger Blatt im Auge, wenn es meldet, "die Physiognomie der Stadt ist eine alltägliche". Was nicht in der Nähe des Rathhausmarktes resp. der Börse, das ist hier für manche Herren nicht in der Welt!
Im Gegensatz zu den vorher bezeichneten Stadtgegenden kann man in anderen Straßen, welche auch Hauptadern des Großstadtverkehrs sind, eine auffallende Veränderung bemerken. Die Apotheken sind oft derart überfüllt, daß das Publikum bis zur Straße hinaus steht, die Droguisten haben alle Hände voll zu thun, in den Restaurationen und kleinen Kneipen ist reger Verkehr, da Viele in großen Mengen Bier, Wein, Cognac etc. genießen, weil sie sich dadurch gegen die böse Krankheit zu schützen wähnen! - Die meisten Läden sind leer; in den Modegeschäften werden nur Trauergegenstände, bei den Blumenhändlern nur Kränze gekauft. Cholera=Krankenwagen rollen unaufhörlich durch die Straßen, wie die Wagen, welche die Gestorbenen zur ewigen Ruhestätte geleiten, meist ohne jedes Gefolge! In den Sargtischlereien wird unaufhörlich gearbeitet, die verlangten Quantitäten sind kaum zu beschaffen. Mehr wie sonst tummelt sich die Schuljugend auf den Straßen, sie hat nach den Hundstags= nunmehr Cholera=Ferien. Heute ist endlich allgemeiner Schulschluß proclamirt. - Die Polizei hat ungeheure Beschäftigung. Bei der Hafenwache gehen so viel Meldungen von Krankheitsfällen ein, daß der Transport Aller zum Krankenhaus schwer zu bewältigen ist. Die Angestellten der Wache sehen die Kranken zu Dutzenden sterben, sie sind in den wenigen Tagen gegen den grausigen Anblick etwas abgestumpft. Es ist von ihnen bis heute Keiner erkrankt, ein Arzt ist hingegen leider bereits ein Opfer der schrecklichen Seuche geworden!
Die herzzerreißendsten Scenen erlebte ich heute bei unserer Fahrt durch Rothenburgsort, einem unweit der neuen Elbbrücke gelegenen Vororte. Dort rafft die Epidemie ganze Familien hin. Mein Schwager besuchte in der daselbst gelegenen Vierländerstraße einen Hausstand, in welchem nur noch der Familienvater, welcher in dortiger Gegend mehrere Häuser besitzt, intact ist; zwei Kinder sind gestern bestattet worden, die Dienstmagd ist der Krankheit erlegen und die Gattin, sowie das einzig übriggebliebene Kind liegen krank darnieder. Als mein Schwager in Ausübung seines Berufes das Haus betreten hatte und ich im Wagen geblieben war, sammelten sich Erwachsene und Kinder um den Wagen, rufend: "Ist hier ein Arzt?" und als mein Schwager das Haus verließ, rief ein Kind: "Kommen Sie, kommen Sie, meine Mutter ist krank, hat Erbrechen und stirbt uns unter den Händen!" Der Arzt folgt dem armen Kinde, doch schon ehe er dessen Behausung erreicht, drängen sich zwei Frauen zu ihm heran, schreiend und weinend: Mein Mann stirbt, kommen Sie zu mir, wir wohnen im Keller!" ruft die Eine, "nein erst zu mir, mein Mann windet sich vor Schmerzen," jammert die Andere. - Ueberall die ganze neue Vierländer Straße entlang ertönen Schreckensrufe, die Straßenjugend verfolgt den Doktorwagen - eine dort seltene Erscheinung - kreischend und koboldschießend. Die armen Kinder, ohne Ahnung von dem sie bedrohenden Elend, während oben ihre Väter und Ernährer, sich in schrecklichen Schmerzen windend, mit dem Tode ringen.


- Jetzt, wo die Cholera von Hamburg aus nach allen Gegenden der Windrose, so auch nach der Reichshauptstadt verschleppt worden ist, denkt man daran, daß längst schon die reichsverfassungsmäßige Zuständigkeit für die Gesundheitspolizei hinsichtlich vorbeugender Maßnahmen im Fall von Seuchen hätte eingeführt werden müssen. So aber wird auch im vielgepriesenen Land der Verordnungen der Brunnen erst dann zugedeckt, nachdem das Kind ertrunken ist. Die preußische Regierung hat bereits Mitte Juli Anordnungen zur Abwehr der Einschleppung der Cholera getroffen, die sich bisher bewährt haben; hätte die Möglichkeit bestanden, den Senat von Hamburg von Reichs wegen zur Beobachtung derselben anzuhalten, so hätten wir wahrscheinlich gegenwärtig nicht einen großen Choleraherd in der ersten deutschen Handelsstadt. In Hamburg hat man acht Tage lang das Vorhandensein der Cholera verheimlicht, die Kommentare, welche die öffentliche Meinung dazu macht, sind nichts weniger als schmeichelhaft für den Senat von Hamburg. Die Reichsregierung hat ihm ihre, mit dem allgemeinen Urtheil übereinstimmende Auffassung nicht vorenthalten. Ist dies eine Genugthuung für das mit Recht gegen den Hamburger Senat erregte Volksgefühl, so giebt es auch eine Gewähr dafür, daß die allgemeine Entrüstung nicht wirkungslos verfliegen, sondern daß ein Seuchengesetz zu Stande kommen wird, welches die Arbeiten des Reichsgesundheitsamtes für das deutsche Volk praktisch nutzbar machen wird.
- Zur Behandlung Cholerakranker. In Dr. Caspari's "Homöopathischer Haus= und Reisearzt" (Leipzig 1883) steht Folgendes zu lesen:
Dr. Rubini, ein ausgezeichneter homöopathischer Arzt, hat im Jahre 1865 nach seiner Methode in

[ => Original lesen: 1892 Nr. 69 Seite 6]

Neapel 592 Fälle der asiatischen Cholera behandelt, ohne einen einzigen Patienten zu verlieren.
Die Heilmethode ist nach R. folgende: Wird jemand von der Cholera ergriffen, so legt er sich sogleich nieder, wird gut zugedeckt und nimmt alle 5 Minuten 4 Tropfen conzentrirte Kampfertinctur auf Zucker. In sehr schlimmen Fällen darf die Dosis bis zu 20 Tropfen alle 5 Minuten gesteigert werden. Bei Männern von vorgeschrittenem Lebensalter, die an den Genuß von Wein und anderen geistigen Getränken gewöhnt sind, giebt man, wenn das Mittel in Tropfen gereicht ohne Erfolg bleibt, alle 5 Minuten einen kleinen Kaffeelöffel von davon und in kurzer Zeit, d. h. nach zwei, drei oder vier Stunden wird sich die gewünschte Reaction einstellen in Form eines reichlichen Schweißes, dem sich die Genesung anschließt.
- Die Cholera hat in Mecklenburg keine Fortschritte gemacht; es sind vereinzelt Fälle aufgetreten, die jedoch alle nachweisbar durch Reisende aus Hamburg verschleppt sind. Zur Abwehr werden überall die gesetzlichen Vorschriften befolgt und strenge durchgeführt.
Lübeck ist auch inficirt, es sind dort am 31. v. M. zwei Fälle an asiatischer Cholera vorgekommen, indem 2 finnische Matrosen an derselben erkrankten die gleich in die Cholera=Station abgeführt wurden, das betreffende Haus, in dem sie erkrankten, das Gasthaus "Hotel Oldesloe" bei der Holstenbrücke, ist polizeilich geschlossen. Dieser Umstand, daß in Lübeck ebenfalls die Seuche herrscht, mahnt zur Vorsicht in dem diesseitigen Verkehr mit Lübeck.
In Hamburg grassirt die Seuche weiter und fordert von täglich 6-700 neuen Erkrankungen täglich Hunderte von Opfern, die der Seuche erliegen. Was in Hamburg irgend Zeit und Geld hat, fortzureisen, flieht die Stadt und sucht Schutz in Bade= und anderen Orten, doch verschließen sich diese theilweise dem Zuzuge von dort. So fragte ein Pensionat in Hamburg bei einem Gastwirth in Schlutup an, ob es dort Aufnahme finden könnte, wurde jedoch von dem Schlutuper Wirthe abschläglich beschieden. Aehnlich ging es vielen anderen Personen.
- Um den Genuß von ungekochtem Wasser zu Cholerazeiten gefahrlos zu machen, wird neuerdings ein kleiner Zusatz von Citronensäure empfohlen. Da die Choleravibrionen gegen Säuren sehr empfindlich sind, so hat Dr. Christmas im Institut Pasteur Versuche darüber angestellt, welcher Säuregrad dem Wasser gegeben werden muß, um darin Choleravibrionen zu tödten. Er fand, daß 6 Decigramm Citronensäure in einem Liter Pariser Leitungswassr alle Cholerabacillen innerhalb einer Stunde unschädlich machen; neun Dezigramme derselben Wassermenge alle Typhusbacillen. Eine Beimengung von einem Gramm Citronensäure auf den Liter würde also genügen, um ein völlig unschädliches Trinkwasser herzustellen. Das so zusammengesetzte Getränk schmeckt überdies ganz angenehm, ist sehr billig und läßt sich durch Weinzusatz noch lieblicher machen.
- Der am Sonnabend in Frankfurt eingetroffene Hamburger Schnellzug war dicht gefüllt mit Hamburgern, die vor der Cholera flüchten.
- Auch für den Wein kann die Sonne des Guten zu viel thun. Von mehreren Seiten wird bereits gemeldet, daß die Trauben durch die Hitze gelitten haben. Aus Kaub wird mitgetheilt: Die Hitze war am 17. und 18. d. M. so groß, daß in manchen Weinbergen Trauben, welche frei hingen geradezu verbrannt sind. Diese Trauben sehen aus, als wären sie auf dem Ofen gebraten. Bei Rüdesheim werden die Trauben welk und verdorren. Wenn man die Winzer in Süddeutschland fragt, so kann man Antwort erhalten, wie; "Ich konnte auf so und so viel Eimer Wein rechnen; nach den Verheerungen seit Mittwoch muß ich mich glücklich schätzen, wenn ich die Hälfte bekomme. Seit dem Jahr 1877 (25. und 26. Septbr.) ist ein ähnliches Unglück nicht mehr über unsere Weinberge gekommen." Damals stand alles herrlich in den Weinbergen, zwei Nachtfröste zerstörten plötzlich alle Hoffnungen. Diesmal ist es der heiße, trockene Föhn, der zur Befürchtung Anlaß giebt. Sehr günstig lauten dagegen die Nachrichten aus Ungarn. Man hofft auf ein Weinjahr gleich 1832.
- Die englischen Sommergetränke Kokos, Hopkos und Stokos kann man sich nach dem englischen Fachblatte "Chem. und Drugg." folgendermaßen leicht selbst bereiten: 1. Kokos: 125 gr frisches feinst gemahlenes Hafermehl und 125 gr fein gepulverter Kakao werden mit wenig kaltem Wasser angerührt; dem Gemische giebt man dann unter Umrühren 125 gr. Hutzucker und 4 1/2 l kochendes Wasser hinzu. Kokos bewahrt man in Steinkrügen auf. 2. Hopkos bereitet man zur Flüssigkeit 500 gr Rohrzucker, kocht weitere 10 Minuten, seiht das Getränk durch ein sauberes leinenes Tuch und füllt den Hopkos auf die Flasche. 3. Stokos stellt man nach folgender Vorschrift her: 125-200 Gramm frisches, sehr fein gemahlenes Hafermehl giebt man in ein Gefäß und macht das Mehl mit kaltem Wasser zu einer milchartigen Flüssigkeit an. Zu letzter er giebt man 150-200 gr Hutzucker und die Hälfte einer in kleine Stückchen geschnittenen Citrone; das Ganze übergießt man schließlich mit 4 1/2 l kochenden Wassers. Stokos kann heiß oder kalt getrunken werden. Nimmt man an Stelle der Zitrone Ananas, so erhält man ein lieblich schmeckendes Getränk.
- Ein gewaltiger Adler, welchen der Kaiser von seiner letzten Nordlandsreise mitgebracht hat, erregt z. Zt. das Interresse der Potsdam=Besucher. Der Adler ist auf der Gallerie des an der Potsdamer Matrosenstation neu errichteten norwegischen Pavillon angekettet und somit weithin sichtbar. Der norwegische Raubvogel scheint sich sehr behaglich in der Gefangenschaft zu fühlen; er ist überaus lebhaft, in beständiger Bewegung, soweit es die an einem Fuße befestigte Kette gestattet, und versuchte ab und zu die gewaltigen Schwingen zu entfalten. Der Adler bildet eine hübsche Staffette zu dem eigenartig fremdländischen Holzgebäude.
- Auf Anfrage des Komitees in Oldenburg für eine Huldigungsfahrt nach Friedrichsruh ließ Fürst Bismarck antworten, er sei gern bereit, die Huldigung Ende September anzunehmen.
- Anfangs September gelangt im Hof= und Nationaltheater in München die Nibelungentriologie von Richard Wagner zur Aufführung.
- Ein Ballon der Berliner Luftschiffer=Abtheilung hat dieser Tage in der Provinz Posen große Angst und Aufregung hervorgerufen. Die auf dem Feld beschäftigten Bewohner der Dörfer Przedborow und Chlewo im Kreis Schildburg sahen ein schreckliches Ungeheuer durch die Luft fliegen. Einige fielen sofort auf die Kniee nieder und beteten; andere liefen mit dem Geschrei: "Die Cholera kommt, die Cholera kommt!" nach Hause. Daß die Furcht und Angst der Leute groß war, läßt sich noch daraus schließen, daß es der Bemannung des Ballons schwer wurde, Hilfe zur Verladung des Ballons zu erhalten. In anderen Ortschaften, die der Ballon auf seinem Fluge berührte, erzählte man, es sei ein Mann mit einer Sense am Himmel erschienen.
- In Paris wurde wegen Abhandenkommens einer größeren Sendung von Patronen des Lebelgewehres eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet.
- In Wien ist der bekannte Frauenarzt Professor Bandl gestorben.
- Auf eine ungeheure Treibeismasse stieß das englische Schiff Cromdale im Südatlantischen Ocean auf dem Wege von Horn zurück. Das Schiff wäre beinahe an dem Eise gestrandet. Letzteres bildete eine von zusammenhängenden hohen Wänden umschlossene ungeheure Bucht voll treibender Eisberge und Eisschollen. In diese Bucht war das Schiff hineingelaufen und wäre darin verloren gewesen, wenn nicht eine glückliche Aenderung der Windrichtung sein Herauskommen ermöglicht hätte.
- Das Schatzamt in Newyork verbot unbedingt die Lumpeneinfuhr aus allen von der Cholera betroffenen Ländern. Vom 20. September ab müssen alle Lumpensendungen mit einem Certifikat des amerikanischen Konsuls des Ladungshafens versehen sein, wodurch die ordnungsgemäße Desinficirung bescheinigt wird. Das Schatzamt ersuchte ferner die Agenten der Hamburg= und Bremen=Baltimore=Linien, die Dampfer möchten vor der Einfahrt in die Chesapeake=Bay bei Cap Charles ankern und sich dort der Beobachtung der Quarantäne unterziehen.


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