No. 41
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 24. Mai
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 1]

                 Auf Grund von § 67 der Gewerbeordnung wird hiermit bestimmt:

1. An dem vierten Donnerstag eines jeden Monats findet in Schönberg auf dem Marktplatze ein Ferkelmarkt statt, der Vormittags 8 Uhr beginnt und Mittags 12 Uhr geschlossen wird.
2. Es dürfen nur Ferkel zum Verkauf gestellt werden, die dem beamteten Thierarzt zu Bedenken keine Veranlassung geben.
3. Für jedes zu Markt gebrachte Ferkel wird eine Abgabe von 10 Pfennigen erhoben, welche zur Kämmerei=Casse der Stadt Schönberg abzuführen sind.
4. Verkäufer in Stadt und Amtsgebiet Schönberg sind verpflichtet, an den Ferkelmarkttagen ihr Vieh nur auf dem Marktplatze zum Verkauf zu stellen, und sich den Anordnungen des dazu beauftragten Aufsehers zu fügen.
5. Jede Zuwiderhandlung gegen diese Marktordnung wird mit einer an den Magistrat zu Schönberg zu zahlenden Strafe von 2 M. belegt.
                 Der erste Ferkelmarkt findet

Donnerstag, den 24. Juni ds. Js.

statt.
                 Schönberg, den 21. Mai 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Das Gesetz vom 10. Mai 1892 betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften ist jetzt im "Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Unterstützungen nach Maßgabe dieses Gesetzes werden auch rücksichtlich solcher Friedensübungen gewährt, die ganz oder theilweise in der Zeit vom 1. April 1892 bis zum 1. Juli 1892 stattgefunden haben.
Die "Enthüllungen" Ahlwardts haben bei Franzosen und Russen einen wahren Freudentaumel hervorgerufen. So bringt u. a. Pariser "Figaro" einen Artikel, in dem es heißt: "Ob Herr Löwe Israelit oder Protestant ist, ist uns gleich, er ist Deutscher; die Arbeiter, die er beschäftigt, die Offiziere, die die Gewehre geprüft haben, die Offiziere, die die Bestellung gemacht haben, sind Deutsche, und die Geschichte stellt alle diese Personen und noch viele andere bloß, die nicht Juden, sondern dabei Deutsche sind. Der Fall Löwe zeigt auf das Klarste, daß im deutschen Heerwesen die bedenklichsten Mißstände bestehen. Und ein Deutscher sucht uns dafür Beweise zu erbringen. Der Name des Rektors Ahlwardt sei gepriesen. Man wird uns nicht ferner die Ueberlegenheit der deutschen Armee und ihre absolute Vollkommenheit rühmen können!"
Nachdem nunmehr die "Allgemeine Reichskorrespondenz" in Berlin als diejenige Quelle bezeichnet worden ist, die die falsche Nachricht über die Erkrankung des Sultans gebracht hat, ist am Dienstag auch der Besitzer oder Hintermann des Blattes, ein Herr v. Wassilitzki Bojadorowitsch ausgewiesen worden. Er hat früher in den Donauländern als russischer Agent eine Rolle gespielt.
Die "Köln. Ztg." erfährt aus St. Petersburg, die Kaiserin von Rußland werde ihren Aufenthalt in Dänemark länger ausdehnen, als der Czar, weil ihre Nervosität sich in letzter Zeit wieder verschlimmert hat. Die Czarin leide noch immer unter den Folgen der furchtbaren Eisenbahnkatastrophe von Borki, wozu noch die Sorge um das Wohl des brustleidenden Großfürsten Georg und der schwächlichen Großfürstin Olga komme, bei welcher die im letzten Winter vorgenommene Knetkur sich nicht so bewährt hat wie die Aerzte gehofft hatten.
Die Königin Viktoria von England ernannte ihren Enkel, den Großherzog Ludwig von Hessen, zum Ritter des Hosenbandordens, des höchsten englischen Ordens.
In Wien beschäftigt man sich fortgesetzt mit den neuen Währungsvorlagen. Die Berathung wird eine sehr langathmige und mühsame Arbeit werden.
Die militärische Machtstellung Italiens, die in letzter Zeit in der europäischen Presse so vielfach behandelt worden ist, wird jetzt auch in der offiziösen "Norddeutschen Allgemeinen Ztg." besprochen. Dort heißt es: Die eben abgeschlossene Regierungskrisis habe ergeben, daß Italien keine Ersparnisse auf Kosten seiner Wehrkraft vornehmen dürfen. Diese Entschließung beruhe nicht sowohl auf der Erkenntniß, daß die Zugehörigkeit zum Dreibund eine politisch=militärische Notwendigkeit sei, als auf der Erwägung, daß dem Lande im Dreibund große Ausgaben zu Rüstungszwecken erspart bleiben, die es isoliert aufwenden müßte. Das Heer sei ein starkes Band der Einheit gegenüber der Zerrissenheit der politischen Parteien und den inneren Streitigkeiten und Kämpfen geworden. So große Opfer Italien im Interesse seiner Großmachtstellung für die Wehrkraft und die innere Einigung bringe, seiner ungeminderten Heeres= und Flottenmacht verdanke es dennoch seine Sicherheit, die eine zweifache Ein=

[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 2]

buße erfahren müßte, falls diese Macht und zugleich die gleichberechtigte Stellung im Dreibund beeinträchtigt würde. Der Ausgang der Kabinettskrisis habe gezeigt, daß die italienische Nation von diesem Bewußtsein durchdrungen sei. Deutschland begrüße das fortschreitende militärische Erstarken Italiens freudigst; es erblicke darin eine Kräftigung der politischen Machtstellung des Königreichs und in diesem eine weitere Befestigung des europäischen Friedensbundes.
Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Großfürst=Thronfolger Michael Alexandrowitsch und die Großfürstinnen Xenia und Olga sind am 21. d. Nachmittag 4 Uhr auf der Kaiseryacht Polarstern nach Kopenhagen abgereist.
Das dänische Königspaar wird am Dienstag das Fest seiner goldenen Hochzeit feiern. Die Kaiser von Deutschland und Oesterreich=Ungarn werden ihre Vertreter senden und des Königs Sohn, der König von Griechenland, ist am Freitag bereits mit seiner ganzen Familie über Lübeck nach der dänischen Hauptstadt gereist. Am Dienstag werden auch noch der Prinz und die Prinzessin von Wales nebst deren Kinder Georg, Viktoria und Maud erwartet. Auch der Erbgroßherzog von Luxemburg sowie ein Prinz von Lippe=Schaumburg haben ihre Ankunft angemeldet.
Die Reichsregierung gab ihre Zustimmung zu dem Projekt einer Weltausstellung in Berlin. Es handelt sich zunächst nur um die vorbereitenden Schritte, namentlich, daß ein genügender Garantiefonds aufgebracht werde.


Englisches Beleur u. ächte Kammgarne
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Gediegendste Musterauswahl bereitwilligst franco.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Wider den flüchtig gewordenen Arbeiter Josef Kloß, geboren zu Lalkau am 12. October 1866, welcher des Vergehens gegen § 223 a. St. G. BS. dringend verdächtig ist, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.
Ich bitte um Vigilanz, ev. Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg, den 19. Mai 1892.

Der Amtsanwalt.
E. von Blücher.


Holz=Auction Nr. 34.

Am Donnerstag den 2. Juni Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:

1. Aus dem Heidenholze.

    4 Rmet. Eichen Knüppel.

2. Aus dem Kleinfelder Zuschlage.

    5 Rmet. Eichen Knüppel.
    4 Rmet. Fichten Kluft und Olm.
    8 Rmet. Lärchen und Fichten Knüppel.

3. Aus den Palinger Tannen.

124 Rmet. kiefern Rodestämme.

4. Aus den Hohemeiler Tannen.

403 Rmet. kiefern Knüppel.
  10 Rmet. kiefern Rodestämme.
Schönberg, den 22. Mai 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 25. Mai d. J. Vorm. 11 1/2 Uhr sollen in Selmsdorf:

1 Bettstelle mit Matratze, 1 vollständiges Bett, 2 Rohrstühle, 2 Wassereimer, eine Waschkommode, 1 Eckschrank, 1 Reiserock, Stiefel u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Versammlung der Käufer auf der Hofstelle des Hauswirths Koickhuhn in Selmsdorf.
Schönberg, den 20. Mai 1892.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Stotterer

und dergl. Sprachleidende, selbst hartnäckigster Art, auch solche, welche Anstalten ohne Erfolg besucht haben, werden nach 30jähr. prakt. Erfahrungen in kurzer Zeit dauernd geheilt. Heilverfahren an uns selbst erprobt, anderwärts nicht angewandt. Resultate mehrfach durch höh. Königliche Behörden etc. ausgezeichnet. (Keine unnatürliche Mundbewegungen, kein Takt noch langsames Sprechen.) Hunderte amtl. beglaubigte Dankschreiben, darunter von den hervorragendsten Persönlichkeiten in Lübeck u. Umgegend, welche vor 20 Jahren nachhaltig geheilt sind, liegen deren Original=Atteste bei uns zur Einsicht aus. Unbemittelte erfahren wohlwollende Berücksichtigung. Anmeldungen können nur noch einige Tage berücksichtigt werden. Sprechst. tägl. (auch Sonntags) von 12-1 und 5-6 Uhr Nachm. Auszug mit amtlich beglaubigten Dankschreiben gratis.

                                                    D. Tenweges & Sohn

aus Burgsteinfurt (Westf.) Zur Zeit in Lübeck, Moislinger Allee 10 part. links, in der Nähe des Bahnhofs.

Stotterer

Ich bezeuge dem Herrn D. Tenweges aus Burgsteinfurt, daß derselbe während seines zweimonatlichen Aufenthaltes in meinem Hause in ganz überraschender Weise glückliche Erfolge bei der Heilung einer Reihe von Stotternden gehabt hat und wünsche ich diesem Wohlthäter aller jener Leidenden fernerhin reichen Segen.

Flensburg, d. 18. Dezbr. 1877.                          
                                                    (L. S.) H. Birkenstaedt,
                                                                 Hauptpastor an St. Niklolai.

Antwort auf die Anfrage eines Patienten: . . . Die Methode des Herrn D. Tenweges ist eine durchaus rationelle, von aller Charlatanerie und Schwindel fern. Derselbe ist unbedingt zu empfehlen.

Flensburg, d. 18. Sept. 1882.                          
                                                                 H. Birkenstaedt,
                                                                 Hauptpastor an St. Niklolai.


Am 2. und 3. Pfingsttage findet bei mir ein

Scheibenschiessen

nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.

Am Dienstag, den 7. Juni Ball.
Herrnburg.                                                     Lohse. Gastwirth.


Am Sonntag, den 29. d. Mts. findet beim Schützenplatze ein

Ring-Reiten

statt mit nachfolgendem Tanz im Köster'schen Saale. Anfang des Ring=Reitens 1 1/2 Uhr.


Mache hierdurch bekannt, daß ich von allen gefertigten Aufnahmen des Herrn G. Frey

Nachbestellungen

annehme, da ich sämmtliche bisherige Platten mit erworben habe.

                                                    Heinr. Albrecht, Photograph.


Ein junger Mann, welcher Lust hat, die

Photographie

in allen Fächern zu erlernen, kann zu sogleich oder später bei mir in die Lehre treten.

                                                    Heinr. Albrecht, Photograph.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 3]

In unserer heutigen Vereinssitzung zur Erhebung des Beitrages ist beschlossen worden:

"von jetzt an alle vorkommendem Viehverluste gegen eine Vergütung von 2 pro Cent der Entschädigungssumme zu Gunsten der Vereinskasse auf Wunsch der Versicherten sofort nach eingetretenem Schadenfall zu bezahlen."
Wir bringen solchen Beschluß hiermit ergebenst zur Kenntniß unserer Mitglieder.
Schönberg, den 13. Mai 1892.

Direktion des Vieh=Versicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt.                           Wilh. Heincke.


Geschäfts=Uebernahme

Einem geehrten Publikum der Stadt Schönberg und der Umgebung zur Nachricht, daß ich am 15. Mai das photographische Atelier des Herrn G. Frey käuflich übernommen habe.
Ich bin der festen Hoffnung, daß das in Herrn Frey gesetzte Vertrauen auch auf mich übertragen wird, und sichere ich jedem Auftraggeber die saubersten und künstlerischsten Photographien zu.

                                                    Heinr. Albrecht, Photograph.
                                                    Schönberg i/M.


Pferd Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.


Lübecker Braunbier
auf Gebinden zu 1 M. 20 Pfennig (Mecklenburg). und 2 M. 40 Pfennig (Mecklenburg).
empfiehlt
                                                    Max C. Sass.
= Bekanntlich das beste Bier vor Ort. =


Zu Hof Selmsdorf wird zu Johannis resp. 24. October

ein Hoftagelöhner
gesucht.                                                    
                                                    Engell.


Dr. med. Roth
Spezialarzt für Chirurgie u. Orthopädie
Lübeck, Königstrasse 7.
Sprechstunden: 8-10 Uhr, 3-5 Uhr, Sonntags 9-11 Uhr.


Selmsdorfer Todtenlade.
Generalversammlung
Dienstag den 7. Juni d. J., Vormittags 9 Uhr.
1. Rechnungsablage.
2. Verschiedenes.     
3. Beitragszahlung.   
Der Beitrag beträgt a Person 4 Mark.
Selmsdorf, den 16. Mai 1892.                          
                                                    Der Vorstand.


                          Pra. Dachpappe
                          Pra. Steinkohlentheer
                          Pra. Holztheer
empfiehlt zu billigsten Preisen.                                                    
                                                    A. Wigger, Nachfolger.


Bruteier von rebhuhnfarbigen Italienern von jetzt ab
Stück 10 Pfennig ohne Verpackung.

F. Lundwall.


Wo  gewinnt man  jedesmal?

Bei Mindus und Marienthal!

Erst am 4. Novbr. konnten wir unseren Kunden

das grosse Loos
mit 200,000 Mark

auszahlen und vorhergehend 3 mal die Prämie in Beträgen von 300,000 M., 240,000 M., 180,000 M., etc. Solche Erfolge hat kein anderes Geschäft aufzuweisen!
Wer also dem Glücke die Hand bieten will, thue es zu der am 9. Juni stattfindenden 1. Ziehung der

302. Hamburger Verloosung,

in welcher schon der Haupttreffer von 50,000 Mk. zu erlangen ist und zwar für einen ganz geringen Einsatz, denn
1 ganzes Loos kostet nur 6 M.,
1/2 Loos nur 3 Mk. und            
1/4 Loos nur 1,50 M.                
Wir versenden diese Originalloose unter Beifügung des amtlichen Verloosungsplanes unter Nachnahme nach allen Orten, erbitten aber Aufträge recht bald, spätestens bis zum 7. Juni, da nur noch geringen Loosevorrath zu begeben haben.

Mindus & Marienthal,
Hauptcollecte
Hamburg.


Dem geehrten Publikum der Stadt und Umgegend beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß ich bei Herrn Prof. Schatz in Rostock die Hebammen=Kunst erlernt habe und in Neubrandenburg seit 1884 in meiner Praxis 521 Entbindungen selbständig geführt habe, sowie die besten Atteste meiner Führung, Tüchtigkeit und Brauchbarkeit mir zur Seite stehen. Jetzt nach hier versetzt, empfehle ich mich den geehrten Frauen zur Geburtshülfe, Schröpfen, Clistieren und Setzen von Blutegeln.

Frau Anna Wagner, geb. Seeger.
Schönberg.                                        Hebamme.


Stenographie. Montag, den 23. d. M. abends 1/2 8 Uhr heginnt ein KurSuS in der StolzeSchen Stenographie. Anmeldung zur Theilnahme erbittet W. Schär, Lehrer.

Am 2. Juni d. J. Vormittags 11 Uhr soll die uns gehörige bei Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg in der Nähe des Bahnhofes belegene

Flachsreinigungsfabrik

in Spehr's Hotel   in Schönberg öffentlich meistbietend verkauft werden. Die Verkaufsbedingungen werden im Termin bekannt gemacht. Besichtigung ist nach zuvoriger Meldung auf dem Bauhof Schönberg jederzeit gestattet.

Im Namen der Familie Drevs
G. Drevs Schönberg (Mecklb.)


[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 4]

Invaliditäts= und Altersversicherung.

Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß für den Bezirk des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz zum Verkauf von Beitragsmarken unserer Versicherungsanstalt in den aus dem nachstehenden Verzeichnisse ersichtlichen Landorten Verkaufsstellen von uns errichtet sind.
Schwerin, am 14. Mai 1892.

Der Vorstand der Versicherungsanstalt Mecklenburg.
Cramer.

Lfd.
No.
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Ort
der Verkaufsstelle.
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Name und Stand
des Inhabers der Verkaufsstelle.
1.  |  Ballwitz  |  Pankow, Krugbesitzer.
2.  |  Demern  |  Scharenberg, Kaufmann.
3.  |  Drosedow  |  Hagemann, Gastwirth.
4.  |  Granzow  |  Reinke, Freischulze.
5.  |  Hasselförde  |  Meyer, Krüger.
6.  |  Kakeldütt  |  Kreienbrink, Küster.
7.  |  Neu=Canow  |  Hagemann, Ortsvorsteher.
8.  |  Ollndorf  |  Hagen, Krämer.
9.  |  Priepert  |  Henseler, Schmied.
10.  |  Sülsdorf, Vogtei Schönberg.  |  Wiencke, Gastwirth.


Ausstellung von Molkerei-Producten
im Anschluß an die
Landesgewerbe- und Industrie-Ausstellung in Rostock
am 13. und 14. Juli ds. Js.

Anmeldungen bis zum 1. Juni d. J. zu richten an Herrn Aug. Tiedemann, Secretair des Verbandes Mecklenburgischer Molkerei-Genossenschaften, Rostock Gr. Wasserstraße 27.


Mit dem heutigen Tage habe ich eine

Niederlage von Braunbier

auf Gebinden aus der Bierbrauerei des Herrn C. Schwedt, Schönberg übernommen und halte ich solches bestens empfohlen
Selmsdorf, den 20. Mai 1892.

                                                    H. Brinckmann.


Braun=Bier=Niederlage in Schlag=Resdorf

aus der Brauerei von C. Schwedt, Schönberg bei

                                                    J. Jabs, Gastwirth.


Theerschwefel Seife
von der Parfümerie Union Berlin

übertrifft in ihrer bekannten Wirkung alles bisher Dagewesene.

a Stück 50 Pfennige zu haben bei

                                                    C. Schwedt.


Für das Recht suchende Publikum halte ich bis auf Weiteres Sprechstunden in Schönberg i/M. an jedem Mittwoch, vormittags 10 bis 12 Uhr, zuerst am 27. April 1892. Ich wohne bei Herrn Eckmann am Kaltendamm No. 5, 1 Treppe hoch.

                                                    Monich,
                                                    Rechtsanwalt & Notar
                                                    in Grevesmühlen.


Zur demnächstigen 234. wieder vergrößerten Mecklb. Landeslotterie beabsichtige ich in den Städten Mecklb.=Strelitz unter besonders günstigen Bedingungen Subcollecteure anzustellen. Reflectanten, welche bis zum 13. Juni d. J. mit mir abgeschlossen, kann die Lieferung der gewünschten Loose, deren Ausgabe im Auguste d. J. stattfindet, bestimmt zugesagt werden. Bemerke noch, daß durch die günstigen und großen Gewinnchancen, welche jetzt der Plan der Mecklb. Landeslotterie bietet, der Absatz der Loose sehr leicht gemacht ist, da die Loose auch in besseren Kreisen sehr beliebt geworden.

Wismar.                                                     Franz Brockmann,
                                                                  Hauptcollekteur.


Kirchliche Nachrichten.
Himmelfahrt.
(Collecte für das Stift Bethlehem in Ludwigslust)

Frühkirche: Pastor Krüger.
Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 11,59 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,55 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,50 Nachm. 5,26 Nachm. 8,39 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 41 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 24. Mai 1892.


- Bei der Neu=Einrichtung eines Gastzimmers in einem lübecker Hotel fand man dieser Tage unter der Tapete alte Zeitungsblätter und in deren einem folgende Todesanzeige: "Gestern Vormittag halb zwölf starb mein geliebter Schwiegervater, der großherzogl. sächsische Wirkl. Geheime Rath und Staatsminister Johann Wolfgang von Goethe nach kurzem Kranksein an Stickfluß infolge eines nervös gewordenen Katharralfiebers. Geisteskräftig und liebevoll bis zum letzten Hauche schied er von uns im 83. Lebensjahre. Weimar, 28. März 1832.
Ottilie von Goethe, geb. von Pogwisch, zugleich im Namen meiner drei Kinder Walther, Wolf und Alma von Goethe." Der Besitzer des Gasthofs hat diese interessante Goethe=Erinnerung unter Glas und Rahmen bringen lassen.
- Christoph Columbus zu Ehren, dessen vierhundertjähriges Jubelfest bekanntlich im Herbst dieses Jahres begangen wird, will der vielschreibende Papst Leo XIII. eine Encyklika (Rundschreiben) erlassen, in der er sich mit höchster Anerkennung über das Werk und die Verdienste des Columbus äußert, den Glaubenseifer des großen Genuesen rühmt und hervorhebt, in welchem Maaße Columbus bei seinem Unternehmen von dem Gedanken beseelt war, dem Christenthum neue Bekenner zuzuführen.
- Gegen Ameisen im Haus werden Fischschuppen, Fischeingeweide, dann Petersilie und Hollunderblüten empfohlen, welche an den betreffenden Orten auszustreuen sind. Auch hat sich sehr gut bewährt, pulverisirter Zucker mit feinem Chlorkalk vermischt, längs der Wände auf dem Fußboden der von den Insekten heimgesuchten Plätze auszustreuen.
- In der Gegend von Nauders in Tirol sind am Feitag v. W. 3 Ziegenhirten verunglückt. Der Geißbub von Spieß ist 100 Meter hoch über eine Wand abgestürzt, und hat dabei sehr schwere Verletzungen davongetragen, und 2 Hirten von Samnaun sind von einer Lawine in die Tiefe geschleudert worden, wobei der eine umgekommen und der andere so schwer verletzt worden ist, daß er kaum am Leben wird erhalten werden können.
- Die am Sonnabend in Madrid eingetroffene Post aus Manila bringt Nachrichten von einem starken Erdbeben, das am 16. März auf den Philippinen stattgefunden hat. Viele öffentliche und Privatgebäude wurden in den Provinzen Pangasinan, La Union und Nueva Vizcapa zerstört und die Bewohner des größten Theils ihrer Habe beraubt. Die Erde spaltete sich an vielen Stellen, und wo die genannten drei Provinzen aneinander stoßen, entstand ein neuer Vulkan. Auch zahlreiche Unglücksfälle kamen vor. So stürzte in Binalouan (Pangasinan) das Gerichtsgebäude ein und begrub den amtirenden Richter unter den Trümmern. Ebenso erging es einem Geistlichen in der Kirche des Dorfes San Esteban.
- In Pest starb der aus den ungarischen Revolutionskriegen von 1848/49 bekannte General Georg Klapka. Er war am 7. April 1820 in Temesvar geboren, diente als Officier im österreichischen Heere und stellte sich, als die Märzbewegung von 1849 eintrat, der neuen ungarischen Regierung zu Verfügung, welcher er als eine der leitenden Kräfte des Generalstabes die wesentlichsten Dienste leistete. Der anfangs von großen Erfolgen begleitete Operationsplan des Jahres 1849 war Klapkas Werk. Auf dem Schlachtfelde von Isaßegh ernannte Kossuth Klapka, dessen Vorgehen die Schlacht entschieden, zum General. Als Kommandant der Festung Komorn erwarb Klapka die reichsten Lorbeeren, mußte aber nach der Waffenstreckung Görgeis bei Pilagos kapituliren. Klapka verließ Ungarn und lebte dann in Frankreich, Italien und der Schweiz. Im Jahre 1866 trat er im preußischen Militärdienst mit dem Range eines Generalmajors und organisirte bei Neisse eine ungarische Legion, mit welcher er kurz vor dem Abschluß des Friedens von Nikolsburg von Oberschlesien her die österreichische Grenze überschritt, jedoch kein Gefecht mehr lieferte. Später wurde er amnestirt und kehrte nach Pest zurück, wo er als Reichstagsabgeordneter und mit der Gründung gewerblicher Unternehmungen thätig war.
- Die schwache Bausaison äußert ihre üblen Wirkung auf den Berliner Arbeitsmarkt. 6000 Maurer und 4000 Zimmerleute sind in Berlin ohne Arbeit.
- Der 9jährige Sohn des Predigers Neumann in Eberswalde spielte vor einigen Tagen zwischen zwei Lowrys, welche zum Steinabfahren benutzt werden, als durch einen unglücklichen Zufall eine Lowry ins Rollen gerieth und mit der anderen zusammenstieß, den Kopf des Knaben einklemmend. Dem Kleinen war das Gehirn zertrümmert; er war besinnungslos und mußte in hoffnungslosem Zustande nach Hause geschafft werden.
- Der deutsche Gastwirthstag, welcher am Mittwoch in Rostock beginnt, ist von Berlin aus imposant beschickt. Am Dienstag vormittag fuhren vom Stettiner Bahnhof 140 Berliner Gastwirthe mit Gesellschafts=Billets, 80 mit Rundreise=Billets nach Kopenhagen ab. Im Bahnhofs=Restaurant war ein besonderer Fahrkahrten=Verkauf von Vereinswegen etablirt.
- Ehre Vater und Mutter. Ein Engländer erzählt: "Eines Tages - ein langer heißer Tag wars gewesen - begegnete ich meinem Vater auf dem Wege zur Stadt. "Ich wünschte, du trügest dies Packet für mich nach dem Dorfe, Jim," sagte er zögernd. Ich war damals ein Junge von 16 Jahren, liebte die Anstrengung nicht und kam gerade von der Heuwiese, wo ich seit Tagesanbruch gearbeitet hatte. Ich war müde und hungrig. Es war ziemlich weit bis zu jenem Dorfe. Mich verlangte nach meinem Essen, und dann hatte ich mich zu waschen und anzukleiden, um in die Gesangsstunde zu gehen. Zuerst wollte ich mich weigern, denn es ärgerte mich, daß mein Vater so etwas nach langem Tagewerk von mir forderte. Hätte ichs ihm verweigert, so wäre er sanfter, geduldiger alter Mann selbst gegangen. Allein irgend etwas, es mag wohl einer von Gottes guten Engeln gewesen sein, hielt mich zurück, meine Unlust kund zu geben. "Gewiß, Vater, gieb nur, ich will es forttragen," sagte ich und reichte meine Sense einem unserer Arbeiter. Mein Vater gab mir das Päckchen. "Ich danke dir, Jim," sprach er, "ich würde selbst gehen, allein ich fühle mich nicht ganz wohl heute." Beim Weggehen von mir sagte er nochmals: "Danke dir, mein Junge, du bist mir stets ein guter Sohn gewesen, Jim." Ich eilte in das Dorf, und als ich wieder heim kam, kam ein Arbeiter mir entgegen und sagte: "Ihr Vater fiel tot nieder, als er das Haus erreichte. Seine letzten Worte waren an Sie gerichtet." - Ich bin jetzt ein alter Mann, aber ich habe Gott seither täglich gedankt, daß meines Vaters letzte Worte lauteten: "Du bist mir immer ein guter Sohn gewesen."
- Ein seltenes Jagdglück hatte kürzlich der Sohn des Administrators am städtischen Rieselgute Falkenberg. Derselbe erlegte eine Schnepfe, welche im Fallen von einem plötzlich herunterschießenden Stößer ergriffen wurde. Als Letzterer sich mit seiner Beute wieder erhob, wurde auch dieser durch einen wohlgezielten Schuß von dem jungen Manne erlegt. Bekanntlich ist der kleine Habicht einer der ärgsten Feinde der Waldschnepfe.
- Im mittleren Norwegen ist am letzten Sonntag ein in jenen Breitengraden sehr seltenes Naturereigniß, ein heftiges Erdbeben verspürt worden, in Bergen und Umgegend erfolgten mehrere starke Stöße, so daß die Häuser erzitterten, während wellenförmige Bewegungen des Landes beobachtet wurden, auf Saudnäs bei Stavanger war der Stoß am stärksten.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 41 Seite 6]

- Hat das Walzen des Weizens Werth? Seit mehreren Jahren schon wird das Ueberfahren des Weizens mit der Glattwalze empfohlen, wenn er nicht weit von dem Zeitpunkt entfernt ist, wo er in die Aehren schießt. Ich selbst, schreibt ein Landwirth, habe seit dem Jahre 1867, wo ich von diesem Verfahren zum ersten Male hörte, dasselbe wiederholt mit Erfolg angewandt, indem der Weizen, der schon reichlich 1 1/2 Fuß lang war, mit einer landesüblichen Glattwalze niedergewalzt wurde. Es dauerte wohl 14 Tage, bis der Weizen sich vollständig wieder derart erholt hatte, daß man ihm nichts mehr anmerken konnte, aber das Walzen hatte geholfen; er blieb aufrecht stehen, während ein zur Probe stehen gebliebenes kleines Stück sich bald lagerte und einen in jeder Beziehung geringeren Ertrag gab.
- In Augsburg hat das Schwurgericht den Postanweisungsfälscher Tietzel wegen zahlreicher, in München, Nürnberg, Würzburg, Augsburg und Wiesbaden verübter Fälle zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenverlust verurtheilt.
- Ein merkwürdiges Naturschauspiel hat ein am Mittwoch in England aus New=York eingetroffenes britisches Schiff erlebt, als es eine außerordentlich große Zahl Eisberge unter dem 49° 30' n. Br. und 45° 20' n. L. antraf. Es wurden 25 Berge gezählt, welche 100 bis 250 Fuß hoch waren, und das Schiff war stundenlang dicht von Eisbergen umgeben, die in der Sonne in allen Farben des Regenbogens erglänzten.
- In der Umgebung der großen amerikanischen Stadt St. Louis hat der Mississippistrom bedeutende Verheerungen angerichtete er hat den höchsten Wasserstand seit 1844 erreicht und 400 (englische) Quadratmeilen fruchtbaren Landes überschwemmt, sodaß 1500 Familien ihre Wohnungen haben verlassen müssen. Aus Omaha in Nebraska werden ähnliche Verheerungen gemeldet, jedoch hofft man, daß wegen des Fallens seines großen Nebenflusses, des Missouri, weiteres Unglück vermieden werde.
- In der Gegend von Brody bei Baenski schlug eine Fähre um; 60 Menschen, darunter Frauen und Kinder, sind ertrunken.
- Am 16. Mai hatte das Reichversicherungsamt, als Revisionsgericht für Angelegenheiten der Invaliditäts= und Altersversicherung, zum ersten Male über Ansprüche auf Invalidenrenten zu entscheiden und dabei folgende wichtig Grundsätze aufgestellt: Auf die nach § 156 des Invaliditäts= und Alters=Versicherungsgesetzes für die Erlangung einer Invalidenrente vorgegebene Pflichtzeit von einem Beitragsjahre (47 Beitragswochen) sind auch Krankheiten und militärische Dienstleistungen anzurechnen, soweit diese überhaupt unter § 17 Abs. 2 des Gesetzes fallen. Es würde demnach ein Versicherter auch dann zum Bezuge der Invalidenrente berechtigt sein, wenn er statt der vorgeschriebenen 47 beispielsweise nur 20 Beitragsmarken auf Grund versicherungspflichtiger Thätigkeit beigebracht hätte, ihm aber ferner 27 Beitragswochen auf Grund einer Krankheit anzurechnen wären. Auf der anderen Seite ist jedoch die Anrechnungsfähigkeit der Krankheit insofern zu beschränken, als der Versicherte als aus dem Versicherungsverhältnisse ausgeschieden anzusehen ist, sobald er dauernd erwerbsunfähig im Sinne des Gesetzes ist. Ebensowenig, wie er alsdann eine die Versicherungspflicht begründete Thätigkeit ausüben kann, ebensowenig kann der Zustand der dauernden Erwerbsunfähigkeit, .auch wenn derselbe die Folge einer Krankheit ist, als solche auf die erwähnte Pflichtzeit angerechnet werden. Derjenige Versicherte also, welcher vor Ablauf der Pflichtzeit von 47 Wochen dauernd erwerbsunfähig wird, kann eine weitere Wartezeit nicht erfüllen und einen Anspruch auf Invalidenrenten nicht mehr erwerben. Die zur Entscheidung gebrachten Sachen betrafen die Versicherungsanstalten Berlin, Westpreußen, Hannover und Baden.
- Die Stettiner Kaiserfeststage sollten, so schreibt die Köln. Ztg., leider nicht ohne Mißton verlaufen. Am Freitag abend erfolgte in der Friedrichstraße eine große Schlägerei zwischen Soldaten. Mehrere Soldaten wurden nicht unerheblich verwundet und ein Pionier wurde durch einen Stich in die Brust getötet. Sonnabend abend wiederholten sich diese Raufereien zwischen Soldaten an verschiedenen Stellen; zu heftigen Zusammenstößen kam es zunächst am Berliner Thor und später wiederum in der Friedrichstraße. Hier wurde von den Seitengewehren Gebrauch gemacht und es kamen zahlreiche Verletzungen vor, bis einige Offiziere mit blanker Waffe den Ruhestörungen ein Ende machten.
- In dem nördlichen Indien findet unter den Eingeborenen eine lebhafte Bewegung statt, deren Ziel ein Massenübertritt zum Christenthum ist. Wie von dort gemeldet wird, haben sich die Eingeborenen seit einiger Zeit in großer Anzahl zur Taufe gedrängt. Ungefähr 19 000 sind während des letzten Jahres getauft worden und 40 000 Männer und Frauen bitten augenblicklich um Zulassung zur christlichen Kirche. Zu gleicher Zeit sind die Schulen, in denen die Sprache der Eingeborenen von Missionaren gelehrt wird, bedeutend vermehrt worden. Die getauften Eingeborenen gehören meist den niederen Klassen an.
- Die feierliche Einweihung der unter dem Protektorate der Kaiserin errichteten Erlöserkirche in Rummelsburg wird am Geburtstage der Kaiserin, am 22. Oktober, stattfinden. Die gleichfalls unter dem Protektorate der Kaiserin stehende Himmelfahrtkirche im Humboldhain wird im Frühjahr nächsten Jahres, die Gnadenkirche im Invalidenpark im Herbst 1894 eingeweiht werden. Von den dazu nothwendigen 1 1/2 Millionen Mark sind 200 000 M. von der königlichen Familie, 300 000 Mark von den wohlhabenden Gemeinden Berlins, 500 000 Mark von anderen Wohlthätern und der Rest aus dem königlichen Dispositionsfonds gespendet. In und um Berlin sind jetzt vierundzwanzig neue Kirchen im Entstehen begriffen, die mit den zum Theil werthvollen Bauplätzen die Summe von fünfzehn Millionen Mark erfordern.
- Der Reichskriegshafen Kiel bietet gegenwärtig ein interessantes Bild: 16 größere und kleinere Fahrzeuge liegen auf dem Strom, und zwar Baden, Bayern, Oldenburg, Beowulf (Manövergeschwader), Panzerschiff Friedrich der Große, Kreuzerkorvette Prinzeß Wilhelm, die Avisos Ziethen, Blitz, Grille und Greif, Minenleger Rhein, Transportdampfer Pelikan, die Schulschiffe Stosch, Gneisenau, Nixe und der Aviso Nautilus. Nachdem die erste Torpedobotsdivision von einer Uebungsfahrt wieder zurückgekehrt, liegen nun, bis weitere Ordre erfolgt, beide Divisionen unter der Torpedostation im Hafen.
- Am Mittwoch stieß der Kourierzug Kreuz=Posen auf Station Rockenietze auf einen Güterzug. Die Maschine des Kourierzuges erlitt starke Beschädigung und mußte ausgewechselt werden. Vom Güterzuge sind zwei Lowrys vollständig zertrümmert und liegen auf dem Geleise. Nur zwei Passagiere erhielten leichte Verletzungen.
- Das Testament des Hamburger Bürgers Schmillinsky, der sein nach Millionen zählendes Vermögen der Stadt Hamburg zur Begründung eines Lehrerinnenheims vermacht hatte, war von den Verwandten des Erblassers angefochten worden. Jetzt ist ein Vergleich dahin zu stande gekommen, daß die Erben einen Theil der hinterlassenen Gelder ausbezahlt bekommen, während der größere Teil der Erbschaft zu obengenanntem Zweck verwendet werden wird.
- Zur Gründung eines Garantiefonds für die Berliner Weltausstellung schreibt der "Confekt.", daß große Berliner Firmen dem Fonds Summen von 50 000 bis 200 000 Mk. zuwenden wollen. Die Berliner Gastwirte und Gasthofsbesitzer sollen 1/2 Mill. Mk. aufbringen wollen. In einem Berliner Blatt erklären fünf bekannte Berliner Restaurateure, Adlon (Firma Hiler), Dressel, Uhl und die Herren Mühling, sich bereit, eine Summe von 100 000 Mk. zu zeichnen. Von Berliner Banken sollen ca. 2 Mill. Mk. dem Garantiefonds in Aussicht gestellt sein.
- Ueber Pavia und Umgebung in Italien fiel ein dreiviertel Stunden anhaltendes dichtes Hagelschauer herab, das großen Schaden anrichtete.
- Das 1118 Tonnen große eiserne Schiff "Viktoria Bay", von Antwerpen nach Valparaiso unterwegs, soll infolge einer Dynamit=Explosion auf hoher See in die Luft geflogen sein.


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