No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. April
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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        Nr. 11 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1892 enthält in der
        I. Abtheilung.

6.) Veordnung, betr. den Fischereibetrieb.

(7.) Verordnung, betr. die Ausdehnung der Verordnung vom 17. September 1878 wegen Bedachung der Wohnhäuser auf alle Gebäude, welche von Menschen regelmäßig benutzte Wohn= oder Schlafräume enthalten.

        II. Abtheilung.
(1.) Bekanntmachung, betr. die Ueberwachung der Fixpunkte der Landesvermessung.


Der Kaiser hat aus Anlaß der Flottmachung des Dampfers "Eider" folgendes Telegramm an den Norddeutschen Lloyd in Bremen gerichtet: Mit aufrichtiger Freude begrüße ich das Flottwerden der "Eider"; ihr langes Ausharren auf exponirter Lage ist ein Beweis für ihre gute Konstruktion, wie auch die stark bezweifelte Möglichkeit, sie flott zu machen, in glänzender Weise von einer deutschen Gesellschaft zu ihrer eigenen und unserer deutschen Ingenieure Ehre gelöst ist. Möge die "Eider" bald wieder im Dienst ihre guten Eigenschaften bewähren.
Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nimmt von Neuem Veranlassung, den immer wieder auftauchenden Gerüchten von Finanzverlegenheiten der Krone ein energisches Dementi entgegenzusetzen. Sie versichert auf das Bestimmteste, daß die finanziellen Verhältnissen der Krone zu derartigen Gerüchten nicht den geringsten Anhalt gewähren und weder das Handelsministerium noch die Privatschatulle des Kaisers sich mit Anleiheabsichten trage.
Das Vermögen des Welfenhauses beträgt nach den B. P. N. noch immer nahezu 42 Millionen Mk., ist im Staatsschuldbuch eingetragen und bleibt dort nach wie vor zur Verfügung der Krone Preußens stehen, während die Zinsen von 4 Prozent dem Fideikommiß=Nutznießer, soweit sie nicht durch die Kosten der Verwaltung in Anspruch genommen werden, zufließen.
Fürst Bismarck feierte am Freitag unter gewaltiger Teilnahme in Friedrichsruh seinen 78. Geburtstag. Von nah und fern waren Geschenke aller erdenklichen Art vom seltenen Kunstwerk bis zum wohlgefüllten Bierfaß, tausende von Glückwunschschreiben und Telegramme eingegangen. Zahlreiche Deputationen waren nach Friedrichsruh aus allen Theilen des Reiches gekommen, eine schaulustige Menge hatte sich aus Hamburg und Umgebung eingefunden. Unter den Gratulanten war auch der kommandirende General Graf Waldersee aus Altona. Das Heim des Fürsten war von Hamburger Kunstgärtnern festlich geschmückt. Brausende Huldigungen wurden dem Geburtstagskinde dargebracht. Von der nationalliberalen Reichstagsfraction traf folgender telegraphischer Glückwunsch ein: "Sr. Durchlaucht Fürsten Bismarck, Friedrichsruh. Dem großen Staatsmann und Patrioten, welcher zwei Jahrzehnte lang die Geschicke des unter Kaiser und Reich neu geeinigten deutschen Vaterlandes zu dessen Ruhm und Heil leitete, senden zur Geburtstagsfeier herzliche Glück= und Segenswünsche in dankbarer Verehrung die nationalliberalen Mitglieder des Reichstages. I. A. Dr. von Marquardsen." - Am Abend folgte ein prächtiger Fackelzug die Krönung des Festes bilden. Auch in vielen Orten des Reiches hatte man von Vereinen und Versammlungen festliche Veranstaltungen getroffen; namentlich war dies der Fall in Mittel= (Königreich Sachsen) und Süddeutschland. - In Friedrichsruh verweilt gegenwärtig auch der bekannte Maler Allers, um ein Bild des Fürsten zu zeichnen. Der Fürst war von allen Aufmerksamkeiten tief bewegt.
Der dritte deutsche Kommandant von Helgoland wurde soeben vom Kaiser ernannt. Der erste Kommandant war der kürzlich verstorbene Kapitän z. S. Geisler; als dessen Nachfolger war bisher Kapitän z. S. Herbing mit der Wahrnehmung der Geschäfte der Kommandantur beauftragt. Jetzt ist ein Admiral in der Person des Kontreadmirals Mensing "Kommandant in Helgoland" geworden. Es läßt sich daraus wohl schließen, daß man der Insel in militärischer Beziehung besonderen Werth beimißt.
Auf 208 Sitzungen, immerhin eine schöne Zahl, hat es der deutsche Reichstag seit dem 17. November v. J. gebracht. Daß der Schluß nunmehr erfolgt ist, hat nicht etwa an dem Mangel weiterer Vorlagen, sondern vielmehr an der ausgesprochenen Unlust der Reichstagsboten, noch weiter zu arbeiten, gelegen. Eine ganze Reihe von Entwürfen, die für die legislatorische Behandlung vorbereitet und theilweise schon vom Bundesrath zur Vorlegung an den Reichstag überwiesen worden war, wird für eine spätere Zeit zurückgestellt. Der Grund der Beendigung der Tagung ist wohl aber auch in der Gesammtlage der inneren politischen Verhältnisse zu finden, die den Regierungen die Abkürzung der Session wünschenswerth hat erscheinen lassen. Nach der lebhaften Erregung der öffentlichen Meinung in der jüngsten Vergangenheit wird die nun eintretende Pause zur Beruhigung gewiß beitragen, auch ist trotz der Vertagung eine nicht unerhebliche Zahl von wichtigen gesetzgeberischen Fragen erledigt worden.
Der Nachtragsetat betr. die Eisenbahnbauten wurde von der Budgetkommission des Reichstages mit allen gegen die Sozialdemokratischen Stimmen angenommen. Die dem preußischen Landtage zugegangene Sekundärbahnvorlage beansprucht für Bahnbauten, neue Geleise, Vermehrung des Betriebsmaterials im Ganzen 90 3/4 Millionen.
Infolge der demnächst eintretenden obligatorischen Sonntagsruhe sind Bestrebungen rege, den gänzlichen Schluß sämtlicher Engros= und Fabrikgeschäfte in Berlin an Sonn= und Feiertagen zur Durchführung zu bringen. In einzelnen großen Geschäftszweigen haben sich, wie "Der Konfektionär" mittheilt, bereits fast sämmtliche Firmen von Bedeutung mit der geplanten Neueinrichtung einverstanden erklärt.
Die preußische Militärverwaltung beabsichtigt, auf Grund der bisherigen Probeversuche demnächst weitere eingehende Probeversuche mit Aluminium=Trink= und Kochgeschirre vorzunehmen. Dieselben sind fast dreimal leichter, als solche von Eisen oder Glas, dabei unzerbrechlich und rosten nicht. Hierbei

[ => Original lesen: 1892 Nr. 28 Seite 2]

werden auch alle weiteren, auf die Feldbrauchbarkeit der Aluminiumgeschirre sich beziehenden Fragen sorgfältige Berücksichtigung finden.
In einzelnen Directionsbezirken der preußischen Staatsbahnen soll ab 1. April der Güterverkehr versuchsweise an Sonntagen eingestellt werden. Die hierbei gemachten Erfahrungen sollen maßgebend sein für die Frage, ob die neue Einrichtung auf alle Bahnen auszudehnen sei.
Die Viehausfuhr aus Dänemark nach Deutschland nimmt große Ausdehnung an. Am Sonntag abend gingen über die Landeszollgrenze bei Wandrup nach Hamburg 133 Eisenbahnwagen mit Rindern und 12 Wagen Schweinen. Am Sonnabend kam auch die erste direkte nach Hamburg bestimmte Viehladung aus Schweden in Kopenhagen an.
Am Mittwoch vormittag wurden in Paris die Dekrete unterzeichnet, durch welche einige 40 ausländische Anarchisten ausgewiesen werden. Mehrere der letzteren, welche bereits ausgewiesen waren, wurden sofort an die Grenze gebracht. Die übrigen von dem Dekret betroffenen Anarchisten, gleichviel ob Italiener, Deutsche, Oesterreicher, Schweizer oder Belgier, müssen Frankreich innerhalb 24 Stunden verlassen.
Aus Paris liegt die telegraphische Meldung vor, daß es der Polizei am Mittwoch gelungen ist, den Anarchisten Ravachol, den muthmaßlichen Urheber der letzten Explosionen, zu verhaften. Die Pariser werden ihrer vielgeschmähten Polizei diese That hoch anrechnen, denn Ravachol scheint in der That die Seele der ganzen Verschwörung zu sein, durch welche die französische Hauptstadt in den letzten Wochen in Angst und Schrecken versetzt worden ist. Ravachol soll außerdem derselbe Uebelthäter sein, der bereits im vorigen Jahr den netten Plan gefaßt hatte, Paris gleichzeitig an 50 verschiedenen Orten anzuzünden.
Ein Pariser Telegramm beziffert die Zahl der Ausländer, welche infolge der stattgehabten Explosionen in den letzten drei Tagen Paris verlassen haben, auf 30 pCt.
Die Polizei in Brüssel erhielt aus Paris die amtliche Mittheilung, daß mehrere der von den Pariser Behörden gesuchten Anarchisten nach Brüssel geflohen seien. Die Bahnhöfe, Hotels und Herbergen werden daher polizeilich überwacht.
In Petersburg ist ein kaiserlicher Ukas veröffentlicht worden, welcher die Ausfuhr des Weizenmehls aus den Häfen des Schwarzen und Asow'schen Meeres nach dem Ausland unter der Bedingung gestattet, daß für die ausgeführte Menge Weizenmehl die gleiche Menge Weizenkorn in Rußland wieder eingeführt werde.
Nach den vorläufigen Feststellungen schließt das russische Budget für 1891 in den ordentlichen Einnahmen und Ausgaben ohne Defizit ab. Das Gesamtbudget dagegen weist infolge der Ausgaben für die Volksverpflegung, die Aussaat und öffentliche Arbeiten, die den vorhandenen Barbeständen entnommen worden sind, ein Defizit von 76 Millionen Rubel auf.
Durch einen Erlaß des Unterrichts=Ministers wurde sämmtlichen russischen Lehranstalten verboten, den jüdischen Schülern Geldunterstützungen aus Stipendien oder Befreiung vom Zahlen des Schulgeldes zu gewähren. - In der Lubliner Diözese wurden neuerdings acht katholische Pfarrer auf Grund einer Verfügung der Verwaltungsbehörde ihrer Aemter entsetzt und für unfähig erklärt, weiterhin die Funktionen der Geistlichen auszuüben.
In Rußland herrscht gegenwärtig das Laster des Aethertrinkens. Es ist so stark verbreitet, daß sich die Regierung genötigt gesehen hat, den freien Verkauf des Aethers und der Aetherpräparate zu verbieten und ihn unter die Gifte zu stellen, welchen selbst Apotheker nur unter genau festgestellten Bedingungen führen dürfen.
Der "Reichsanzeiger" theilt mit, daß der Präsident der Ver. Staaten von Amerika wie in den Vorjahren eine Proklamation erlassen wird, in welcher er jedermann warnt, sich zum Zwecke des Fanges von Seehunden und Robben in das Behringsmeer innerhalb des Hoheitsgebietes der Vereinigten Staaten zu begeben.


- Schönberg. Dem Vernehmen nach wird das 9. Armeecorps in diesem Herbst zu einem dreitägigen Manöver in der Gegend zwischen Schwerin, Hagenow und Wittenburg zusammengezogen werden, und werden die gesammten Truppen in den betreffenden beiden Nächten bivouakiren.
- Die Einführung der Einheitszeit in Deutschland hat einen beträchtlichen Schritt vorwärts gethan. Bereits vom 1. April d. J. ab wird die mitteleuropäische Zeit bei den bayerischen, württembergischen, badischen, pfälzischen und Reichsbahnen in Elsaß Lothringen auch im äußern Dienst (auf den Fahrplänen, Bahnhofsuhren etc.) eingeführt. Wie das "Zentralblatt der Bauverwaltung" mittheilt, ist nunmehr auch für alle preußischen Bahnen die Anweisung ergangen, diese Einheitszeit vom 1. April 1893 an im äußern Dienst ebenfalls zur Einführung zu bringen. Da dieselbe Maßregel bis dahin auch für die wenigen noch übrigen Eisenbahnen Deutschlands bestimmt erwartet werden kann, so wird über's Jahr auf allen deutschen Bahnen im Verkehr mit dem Publikum nur noch nach einer und derselben Zeit, der mitteleuropäischen Zeit, gerechnet werden. Es steht zu hoffen, daß bis dahin auch der letzte Schritt, die gesetzliche Einführung dieser Einheitszeit für das gesammte bürgerliche Leben, gethan und damit ein Ziel erreicht sein wird, für das der verewigte General=Feldmarschall v. Moltke vor einem Jahre, in seiner letzten großen Reichstagsrede am 16. März 1891, mit seiner ganzen Kraft eingetreten ist.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben und ganze Stücke porto= und zollfrei in's Haus. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Wider den Hausknecht Carl Noack, geboren am 22. Februar 1874 zu Mechnatsch, jetzt unbekannten Aufenthalts, welcher dringend verdächtig erscheint, am 20. März d. Js. zu Schönberg dem Knecht Wilhelm Samkow aus Schönberg eine englisch lederne Hose und ein Paar wollene Handschuhe im Werthe von 6,75 M. und dem Handelsmann Jürhs aus Breesen 2 lederne Halsriemen und 1 Paar wollene Handschuhe im Werthe von 3,50 M. gestohlen zu haben, ist der richterliche Haftbefehl erlassen.

Signalement: Größe 1,76 Mtr., Haare dunkelblond, Augen blau, bartlos, Zähne gut, Gesicht rund, Gesichtsfarbe gesund, Gestalt schlank.
Ich bitte um Vigilanz ev. um Festnahme und Benachrichtigung.
Schönberg, den 31. März 1892.

Der Amtsanwalt.
H. Fölsch.


Der wider den Pferdeknecht Friedrich Reusch aus Eichhof, Amts Hagenow, wegen Verdachts des Betruges unterm 12. November 1891 erlassene Steckbrief ist durch die Ergreifung des p. Reusch erledigt.
Schönberg, den 30. März 1892.

Der Amtsanwalt.
H. Fölsch.


Ackerverpachtung.

Am Freitag den 8. April, Nachmittags 1 1/2 Uhr, sollen auf dem städtischen Acker an der Rottensdorfer Chaussee ca. 20 Parcellen auf 10 Jahre öffentlich meistbietend verpachtet werden, Pachtliebhaber wollen sich zur festgesetzten Stunde an Ort und Stelle einfinden, woselbst auch die Verpachtungsbedingungen verlesen werden.
Schönberg, den 4. April 1892.

Der Magistrat.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 28 Seite 3]

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Prospecte und Musterproben stehen zur Verfügung.
Hamburg-Billwärder.                                                     Kohrs, Behnke &. Co.


Gartenbau-Verein.

Versammlung Freitag den 8. April abends 8 Uhr bei Herrn Gastwirt Maass
        1. Vortrag von Herrn Präve über Blumenkohl.
        2. Besprechung über Sämereien und Aussaat.

                                                    Der Vorstand.


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Schönberg, den 4. April 1892.


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                                                                      Kunst= u. Handelsgärtner.


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                                                    W. Wieschendorf.


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                                                    Büdner Heibey. Rupensdorf.


Zu Michaelis d. J. ist eine                          
kleine Wohnung
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                                                    Lübeckerstraße Nr. 2.


Gesucht wird ein kräftiger junger Mann als
Lehrling
für unsere Brauerei.                                                    
                                                    Ratzeburger Actien=Brauerei.
C. Spangenberg, Braumeister.


Gesucht zum 1. Mai d. J.                          
ein junges Mädchen

zur Erlernung des Haushaltes oder ein junges Mädchen als Stütze der Hausfrau, am liebsten vom Lande.

                                                                         W. Dölle.
Ratzeburg.                                                        Gastwirth.


Ziegenbock    Eine Ziege

die in nächster Woche milchend wird, steht zum Verkauf bei

                                                                    Voss,
Schönberg.                                                    Siemzerstraße.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 28 Seite 4]

Schulanzeige.

Zu der am Donnerstag, den 7. April stattfindenden öffentlichen Prüfung der Realschule beehrt sich im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst einzuladen

                                                    der Direktor
W. Ringeling.

Programm der öffentlichen Prüfung.

Vormittags.  |  Nachmittags.
8 Uhr. Elementarklasse. Lesen. Neumann.
Anschauungsunterricht. Neumann.
 | 
 | 
2 Uhr. III. Klasse. Naturgeschichte. Knauff.
Geometrie. Juling.
9 Uhr. VI. Klasse. Rechnen. Schär.
1. Abt. Deutsch. Schär.
 | 
 | 
3 Uhr. II. Klasse. a. Caesar. Schmidt.
b. Englisch. Pleines.
10 Uhr. V. Klasse. Latein. Gilberg.
Naturgeschichte. Kelling.
 | 
 | 

Entlassung der abgehenden Schüler.
11 Uhr. IV. Klasse. Französisch. Krempien.
Rechnen, Knauff.
 | 
 | 


Unter Allerhöchstem Protectorate Sr. Majestät des Kaisers und Königs.
Marienburger
Geld-Lotterie
Ziehung 28. und 29. April 1892.
Hauptgewinne: 90 000, 30 000, 15 000,

2 zu 6000, 5 zu 3000, 12 zu 1500, 50 zu 600, 100 zu 300, 200 zu 150, 1000 zo 60, 1000 zu 30, 1000 zu 15 Mk., zus. 3372 Gewinne im Betrage von 375 Mark.

Nur baares Geld ohne Abzug.
Original Loose à 3 M. (10 St. 30 M.)
(Amtl. Liste u. Porto 30 Pf.)

17. Große Stettiner
Pferde=Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 17. Mai.
Hauptgewinne 10 complet bespannte hochelegante Equipagen,
darunter
2 Vierspänner und
150 edle Reit- u. Wagenpferde

außerdem Reitsättel, Zaumzeuge u. s. w., goldene u. silberne Drei=Kaise=Medaillen und silberne hippologische Münzen.

Loose à 1 Mark (11 für 10 Mark) (Liste und Porto 30 Pfg.)

empfiehlt und versendet Rob. Th. Schröder, Haupt=Collecteur, Lübeck.
Bestellung erbitte auf Postanweis.=Abschnitt oder Nachnahme, doch nehme auch Postmark. in Zahlung.
Wiederverkäufer wollen sich an Rob. Th. Schröder, Stettin wenden.


Die öffentliche Prüfung in der Mädchenschule wird am Mittwoch, den 6. April, von 8 Uhr morgens an stattfinden. Zu derselben ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst ein

                                                    Schinn.
                                                    Rektor.

Schönberg, den 4. April 1892

Empfehlung.

Da Frl. Bertha Zellinsky bei mir das Zuschneiden praktisch und theoretisch erlernt hat, so kann ich dieselbe als perfekte Schneiderin den Herrschaften Schönbergs und Umgegend bestens empfehlen.
Lübeck, den 1. April 1892.

                                                    Emma Hagmann,
                                                    Schneiderin.

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Auf obige Annonce bezugnehmend empfehle ich mich, in und außer dem Hause, für moderne und gut sitzende Arbeiten zu soliden Preisen.
Schönberg, den 4. April 1892.

                                                    Bertha Zellinsky.


Bekanntmachung.

Diejenigen Stuten, welche von meinen in Schönberg stehenden Hengsten bis 1. Juli nicht tragend werden, können bis 1. October bei mir kommen.

Schlagresdorf.                                                     J. Hecht.
                                                                                Hauswirth.


Zur Begegnung fernerer gefälliger Anfragen zeige ich hiermit an, daß ich Geschäfts=Annoncen für den Inseratentheil der "Eisenbahn=Zeitung" nicht mehr besorge und bemerke bei dieser Gelegenheit, daß ich seit vielen Jahren keine Correspondenz=Artikel für das genannte Blatt geschrieben habe.

                                                    Wilh. Heincke.


Friederike Gründer
Ernst Lohff

Lübeck,
z. Z. Gr.=Siemz.
Carwitz, Kreis Schlawe,
z. Z. Gr.=Siemz.


Es hat dem lieben Gott gefallen, meinen innigst geliebten Mann u. meiner Kinder liebevollen Vater,

Wilh. Linow,

im Alter von 49 Jahren zu sich in sein Himmelreich zu rufen.
Um Stille Teilnahme bitten

                                                    Marie Linow u. Kinder.

Schönberg, den 4. April 1892
Die Beerdigung findet Mittwoch Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Donnerstag Nachmittag 6 Uhr starb nach schwerer Krankheit im 68. Lebensjahre mein lieber Mann und meines Sohnes liebevoller Vater, der

Webermeister Johann Lüth.

Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen.
Schönberg, den 1. April 1892.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 5. April, Nachmittags 3 Uhr statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. April 1892.


Der Vertragsbruch der Arbeiter.

Mit dem 1. April werden bis auf die Sonntagsruhevorschriften sämmtliche Bestimmungen des Arbeiterschutzgesetzes vom 1. Juli 1891 Gesetzeskraft erlangen, u. a. auch die, welche die durch Arbeiter begangenen Vertragsbrüche betreffen. Die Vorschriften zerfallen in zwei Kategorien: Die eine betrifft die Betriebe und Werkstätten mit weniger als 20 Arbeitern, die andere die Betriebe, in welchen in der Regel mindestens 20 Arbeiter beschäftigt werden. In den ersteren können die Arbeitgeber als Entschädigung für den Tag des Vertragsbruches und jeden folgenden Tag der vertragsmäßigen oder gesetzlichen Arbeitszeit, höchstens aber für eine Woche den Betrag des ortsüblichen Tagelohnes fordern, und diese Forderung ist an den Nachweis eines Schadens nicht gebunden. Jedoch wird durch ihre Geltendmachung der Anspruch auf Erfüllung des Vertrages und auf weiteren Schadenersatz ausgeschlossen. Diese Bestimmungen finden auf Arbeitgeber und Arbeiter in Fabriken mit mindestens 20 regelmäßig beschäftigten Arbeitern keine Anwendung. Für diese ist die Vertragsbruchsangelegenheit so geregelt, daß die Betriebsunternehmer die Verwirkung des rückständigen Lohnes bis zum Betrag des durchschnittlichen Wochenlohnes ausbedingen können, dagegen dann verpflichtet sind, in der Arbeitsordnung über die Verwendung der verwirkten Beträge Bestimmungen zu treffen. Abgesehen also von der Verschiedenheit in dem Höchstmaß der zulässigen Entschädigungsforderung für den Vertragsbruch beruht der Unterschied zwischen beiden Betriebsarten einmal darin, daß die Arbeitgeber in den kleinen Betrieben auf Grund des Gesetzes die Entschädigungssumme verlangen können, während die Unternehmer der größeren Betriebe mit ihren Arbeitern erst eine Vereinbarung getroffen haben müssen. Daraus ergiebt sich als natürliche Konsequenz, daß die Arbeiter sich in den ersten ohne Weiteres der gesetzlichen Bestimmung zu unterwerfen haben, die in den letzteren dagegen eine freie Vereinbarung abzulehnen oder anzunehmen den freien Willen haben. Sodann darf nicht außer Acht gelassen werden, daß mit der Forderung der Entschädigung in den kleineren Betrieben der Anspruch auf weiteren Schadenersatz ausgeschlossen wird, bei den größeren dies indessen nicht ohne weiteres der Fall ist.


- Der Ausschuß des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen in Berlin hat beschlossen, die Giltigkeitsdauer der zusammenstellbaren Fahrscheinhefte unter Fortlassung der unzweckmäßigen Abstufungen allgemein auf 90 Tage festzusetzen.
- Für die Sozialdemokraten in Berlin ist am 28. März auch ein kritischer Tag gewesen. Sie hatten 3 Versammlungen angesetzt, alle 3 aber haben aus Mangel an Theilnahme nicht stattfinden können.
- In Berlin beging am Freitag der Privatier Gottfried Hasemann, ein Veteran aus den Freiheitskriegen, seinen 100. Geburtstag. Der Jubilar ist einer der Wenigen, die sich rühmen können, unter sechs preußischen Königen gelebt zu haben.
- Eine ganz verzwickte Situation ist nach Berliner Blättern durch einen Schreibfehler eines Kanzlisten im Moabiter Kriminalgericht herbeigeführt worden. In das Moabiter Zellengefängniß wurde unlängst ein Gefangener eingeliefert, welcher zwei Jahre zu verbüßen hatte. Der Mann behauptete, er sei nur zu "Gefängniß" und nicht zu "Zuchthaus" verurtheilt worden. Die begleitenden Papiere wiesen das Gegenteil nach und so blieben alle Remonstrationen unbeachtet. Nach der Zuchthausordnung wurde ihm das Haar kurz geschnitten, der Bart wegrasirt, aber der Mann blieb dabei, daß er nicht ins Zuchthaus, sondern in das Gefängniß gehöre. So ging das 14 Tage lang. Endlich stellte es sich heraus, daß der Gefangene Recht hatte. Beim Abschreiben war aus "Gefängniß" versehentlich "Zuchthaus" gemacht und beim Unterschreiben war das übersehen worden. Ein Nachspiel ist unausbleiblich.
- Ein gräßliches Unglück trug sich am Dienstag in der Friedrichstraße in Berlin zu. Ein bei den Fundamentirungsarbeiten verwendeter Senkkasten, welcher mit mehreren hundert Zentnern beschwert war, brach plötzlich zusammen und verschüttete zwei Arbeiter, die völlig zerquetscht wurden. An Rettung der Unglücklichen war natürlich nicht zu denken.
- Am 24. Juni d. J. werden 50 Jahre verflossen sein, seit der damalige Landwehrlieutenant der Cavallerie v. Bismarck seinen Burschen mit eigener Lebensgefahr vom Tod des Ertrinkens gerettet hat. Die That wurde damals durch die Rettungsmedaille belohnt und später durch einen Denkstein an Ort und Stelle geehrt.
- Der Dampfer "Eider" trat am Donnerstag Morgens im Schlepptau die Fahrt von der Rhede von Cowes, wo er die Nacht über vor Anker gelegen hatte, nach Southampton an und drei Stunden später lag das Schiff wohlbehalten im Empreß=Dock dieses Hafens. Kapitän Heinecke erklärt, daß die Eider nicht stark beschädigt ist. Ob es der Mühe werth war, so große Summen für die Rettung der Eider auszugeben, dürfte sich erst herausstellen, wenn das Schiff im Dock gründlich untersucht worden ist.
- Die streikenden Bergleute von Durham haben sich selbst eine Grube gegraben. Sie hatten die Bergwerksbesitzer ersucht, die Wiederaufnahme der Arbeit zu gestatten. Die Antwort der Grubenbesitzer ist ausgefallen, wie allein sie unter den obwaltenden Umständen ausfallen mußte: es wird darin erklärt, daß der Wiederaufnahme der Arbeit die Lösung der Lohnfrage durch einen Vergleich oder durch eine schiedsrichterliche Entscheidung vorangehen müßte.
- Sein 100. Lebensjahr vollendete am 28. März in Itzehoe der pensionirte Privatbriefträger Meyer. Der alte Herr ist in Hannover geboren, wo sein Vater Hofschneidermeister war. Von 1838 bis 1867 war er Privatbriefträger, wurde darauf pensionirt, nahm, um leben zu können, sein Schuhmacherhandwerk wieder auf und zog zuletzt zu seinen Kindern.
- In Frankfurt a. M. ist es dieser Tage bei der Beerdigung der Baronesse von Rothschild zu wüsten Scenen gekommen. Infolge von Gerüchten, daß im Rothschildschen Haus Geld ausgetheilt würde, hatte sich ein zahlreicher Janhagel eingefunden, der sofort, nachdem der Trauerzug das Haus verlassen hatte, dort einzudringen suchte. Der Andrang artete derart aus, daß die Schutzmannschaft einschreiten mußte. Da den Ueberbringern von Kränzen Trinkgelder von 5 bis 10 Mk. gegeben wurden, so sollen verschiedene Personen schnell in der Markthalle Kränze oder Sträuße gekauft und im Sterbehaus gegen das Trinkgeld abgegeben haben.
- Auf den Zechen Clerget, sowie Schlägel und Eisen bei Recklinghausen in Westphalen, die früher vollbeschäftigt waren, mußten jetzt wegen Absatzmangels Feierschichten eingelegt werden.
- In Elberfeld hat sich eine 24jährige Erzieherin infolge unglücklicher Liebe erschossen.
- Die Oberschlesische Aktiengesellschaft für Fabrikation von Lignose vertheilt für 1891 auf ihr Aktienkapital von 500 000 Mk. 600 000 Mk. Dividende, das sind 120 Proz. Glückliche Aktionäre!
- In Worms fiel am letzten März gegen 3/4 4 Uhr am mittleren Fischmarkt ein Meteor nieder, das 2 Zentner wiegt. In seinem Falle schlug dasselbe ein ca. 4 Fuß tiefes Loch in den Erdboden und zerstöre den Dachstuhl eines Häuschens. Der Stein soll ausgegraben werden, um einer näheren Besichtigung unterzogen zu werden.
- Der landwirthschaftliche Hauptverein für das Herzogthum Gotha beantragt beim Staatsministerium, ein Gesetz zu erlassen, das die Anpflanzung

[ => Original lesen: 1892 Nr. 28 Seite 6]

des Berberitzenstrauches in der Nähe des Ackerlandes verbietet, da dieser Strauch als Träger des Rostpilzes die Keime desselben auf Weizen= und Gerstenfelder übertrage, die dann auch von dem schädlichen Rost oder Brand befallen werden, wodurch der Landwirthschaft großer Schaden erwächst.
- Aus Thorn wird gemeldet: Ein größerer Trupp russischer Auswanderer, welcher heimlich in der Nacht die Grenze bei Leibitsch überschreiten wollte, wurde von der preußischen Gendarmerie überrascht, worauf die Leute nach Polen zurückbefördert wurden. Zwei Auswanderungsagenten, die den Trupp begleiteten, wurden verhaftet.
- Im Königreich Sachsen trat mit dem 1. April eine Verordnung in Kraft, die bestimmt, daß beim Schlachten aller Thiere, mit Ausnahme des Federviehs, der Blutentziehung die Betäubung vorauszugehen hat.
- In Leonberg (Württemberg) verletzte der Konditor Henning im Jähzorn seine Frau und seinen 5jährigen Knaben mit Beilhieben lebensgefährlich. Bei Mutter und Kind ist ein Sprung der Schädeldecke festgestellt. Auch seinen Schwiegervater suchte Henning niederzuschlagen, was ihm jedoch nicht gelang.
- Die Filiale der königl. Bank kaufte 3 Anwesen in der Mitte der Stadt München behufs Erbauung eines großen Bankgebäudes. Man vermutet, daß der Sitz der Hauptbank von Nürnberg nach München verlegt werde.
- Der Magistrat von München beschloß mit 15 gegen 8 Stimmen bei der Staatsregierung die fakultive Leichenverbrennung zu empfahlen, lehnte dagegen einstimmig die Errichtung eines Crematoriums durch die städtische Behörde ab.
- Infolge eines Zwistes zwischen Fabrikanten und ungefähr 8000 Arbeitern der Ohrenindustrie im Jura droht eine allgemeine Arbeitseinstellung.
- Am Mittwoch stürzte sich in Wien ein bildhübsches Mädchen von 24 Jahren, eine Erzieherin aus Rußland, im leichtesten Neglige vom vierten Stock auf die Straße herab und starb kurze Zeit darauf; die Selbstmörderin war gemüthsleidend und man hatte ihr daher eine Pflegerin beigesellt. Diese wollte sie von ihrem schrecklichen Vorhaben zurückhalten und es entwickelte sich in der im vierten Stockwerk gelegenen Wohnung ein verzweiflungsvoller Kampf, in welchem die Pflegerin unterlag.
- Zwei Schulknaben in Wien, Brüder, angeregt durch die Lektüre des Mordprozesses Schneider, spielten Scharfrichter, wobei einer derselben, 11 Jahre alt, seinen Tod durch Erhängen fand.
- Für den Preis von 50 000 Gulden wurde die berühmte Schmetterlingssammlung des früheren Bürgermeisters von Wien, Frhrn. v. Felder, an den Chef des Londoner Hauses, Rothschild, verkauft.
- Der Rückgang der französischen und das Fortschreiten der deutschen Sprache in Elsaß=Lothringen läßt sich besonders deutlich an der Hand der Entwicklung des reichsständischen Zeitungswesens verfolgen. Zur Zeit ist kein einziges selbstständiges Blatt mehr vorhanden, das sich durch ausschließliche Rücksichtnahme auf einen französischen Leserkreis halten könnte. Bei der zweisprachigen vergrößert der deutsche Theil sich immer mehr auf Kosten des französischen, oder es mußten gesonderte deutsche und französische Ausgaben veranstaltet werden. Letztere Wandlung macht vom 1. April ab auch die Colmarer Zeitung, eines der ältesten Blätter des Oberelsaß, durch. Bezeichnend dabei ist, daß "mit Rücksicht auf die Zunahme des deutschen und die Abnahme des französischen Leserkreises" sich der Verleger entschlossen hat, die deutsche Ausgabe täglich, die französische dagegen nur zweimal wöchentlich erscheinen zu lassen.
- Die Verhaftung des Anarchisten Ravachol in Paris scheint ein hartes Stück Arbeit gewesen zu sein. Nachdem der Weinwirth auf dem Boulevard Magenter, der Ravachol nach dem Signalement zu erkennen glaubte, die Polizei benachrichtigt hatte, erschien der Polizeikommissar Dresch mit seinem Bureauchef und mehreren Polizeiagenten und beobachtete den Anarchisten längere Zeit. Als Ravachol fortgehen wollte, trat Dresch auf ihn zu. Ravachol griff sogleich nach seinem Revolver, der Kommissar und ein Kellner packten ihn jedoch am Arm und die Polizeiagenten stürzten in das Zimmer. Die Bewältigung Ravachols gelang erst, als drei Passanten zu Hilfe kamen. Der Kommissar hielt Ravachol den Revolver vor, sechs Mann hielten ihn und zwangen ihn, in die Droschke zu steigen. Ein neuer Kampf begann vor der Thür der Polizeiwache. Fünfzehn Mann waren aufgeboten, den Gefangenen in die Wachtstube zu schaffen. Dort gelang es ihm aber, den Säbel eines Polizisten zu ziehen und auf diesen loszustürzen; er wurde jedoch rechtzeitig wieder gefaßt und gebunden. Der Kommissar ließ ihn hierauf auskleiden, um an seinem Körper Kennzeichen und Signalements zu konstatiren. Dann wurde er abermals in eine Droschke gebracht und nach dem Justizpalast geschafft, wo anthropometrische Messungen zur Feststellung der Identität in Gegenwart der höchsten Polizeibeamten vorgenommen wurden. Auf dem Weg nach der Polizeipräfektur hatte Ravachol wiederholt gerufen: "Es lebe die Anarchie, es lebe das Dynamit!" Die Beamten, welche die Verhaftung vorgenommen haben, sollen zur Ehrenlegion und sonstigen Auszeichnungen vorgeschlagen werden. Ravachol leugnet noch die Theilnahme an den Dynamitattentaten, überhaupt ist er guten Muths und giebt sich den Anschein, als ob ihn die ganze Sache gar nichts angehe. Neueren Nachrichten zufolge ist in der Seine bei Asniéres und in der Nähe der Javel=Brücke eine größere Menge Dynamit gefunden worden.
- Aus dem ganzen Süden und Osten Frankreichs wird von starkem Schneefall berichtet.
- Eine kühne That hat am Dienstag in Warschau der bekannte Tierbändiger Frhr. v. Creytz ausgeführt. Als die Bändigerin Miß Cray den Löwenkäfig betrat, stürzte sich die zweijährige nubische Löwin "Asra" auf ihre Herrin und grub ihr die Pranken tief in die Brust. Frhr. v. Creytz, der Zeuge dieses Vorganges war, sprang kurz entschlossen in den Löwenkäfig, blendete mit einem Taschenmesser (ein anderes Instrument war nicht zur Stelle) die fauchende Bestie und befreite das in seinem Blute schwimmende Mädchen. Die Aerzte hoffen die schrecklich Zugerichtete am Leben zu erhalten.
- Wegen Futtermangels sind im russischen Gouvernement Kiew während des letzten Winters nicht weniger als 21 000 Pferde getödtet worden.
- In Rom begann am Montag die Versteigerung der Möbel und Kunstgegenstände der Familie Borghese. Darunter befindet sich ein wundervolles Tafelservice, das Napoleon I. der Fürstin Pauline Borghese schenkte und dessen Werth man damals auf 200 000 Frks. schätzte.
- Der Kardinalbischof von Ravenna theilte dem dortigen Bürgermeister amtlich mit, daß der Papst 10 000 Lire als Beitrag für das zu errichtende Dante=Mausoleum gespendet habe. In der dieser Spende beigegebenen lateinischen Epistel spricht der Papst den Wunsch aus, daß die ganze katholische Welt an dieser Huldigung für den Dichter theilnehme.
- In Lemberg (Galizien) war am Dienstag die Hitze auf 25 Grad gestiegen; ein Infanterist ist bei einem Uebungsmarsch am Sonnenstich gestorben. Am folgenden Tag ist Schneefall eingetreten.
- Aus Melbourne wird gemeldet, daß der verhaftete Mörder Deeming gestanden habe, die in Rainhill bei Liverpool entdeckten Morde, sowie die zwei letzten Frauenmorde in Whitechapel begangen zu haben. Die Londoner Polizei glaubt jedoch nicht daran, daß Deeming der Whitechapeler Mörder sei und nimmt an, daß er mit der Behauptung weiter nichts bezwecke, als seine Aburtheilung vor englischen Gerichten herbeizuführen und dadurch seine Hinrichtung hinauszuschieben.
- Der Millionär Cornelius Vanderbilt will sich ein neues Haus bauen lassen, welches das schönste in ganz New=York werden soll. Die Baukosten werden auf 20 000 000 Dollars veranschlagt. Der neue Palast wird 100 Fuß von der Front der übrigen Häuser zurückliegen und außer einem feenhaften Speisesaal einen riesigen Ballsaal und ein Privattheater enthalten.
- Höchstens. "Haben Sie schon einmal unglücklich geliebt, Herr Lieutenant?" - "Unmöglich, gnädiges Fräulein, höchstens unglücklich geliebt worden."


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