No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. März
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 1]

Was sollen wir bei der bevorstehenden Stichwahl machen? Jedenfalls keine Wahlenthaltung.
Aber wen sollen wir wählen? Da will ich mich zunächst an meine Berufsgenossen wenden, an die Bauern und Landwirthe, und alle, welche mit der Landwirthschaft zusammenhängen und von ihrem Gedeihen abhängen. Wir sind vor allem berufen, praktisch zu denken und zu handeln. Bloße Redensarten, die großartig klingen, bei näherer Prüfung und Anwendung aufs praktische Leben aber sich als falsch zeigen, müssen dem Landmann verhaßt sein. Ich habe es daher aus Standesinteresse bedauert, daß so viele meiner Standesgenossen mit Holldorf, Moor und Genossen zusammen den Aufruf für Wilbrandt unterschrieben haben, der doch im wesentlichen aus hohlen nicht stichhaltigen Redensarten bestand. Was soll es heißen: "Wir kämpften gegen die Reaction auf der ganzen Linie"? Soll man einen Wagen, der mit einem Rade in den Graben gefahren ist, nicht wieder soweit zurückziehen, bis er wieder auf richtiger Spur ist? Soll man, wenn die Erfahrung gezeigt hat, daß die Freizügigkeit und Gewerbefreiheit den Handwerkerstand und die Landwirthschaft in Schaden gebracht hat, nicht soweit, wie die Gesetze nach unsern Verhältnissen zu weit gegangen, mit dem Rade gewissermaßen in den Graben gekommen sind, soll man dann nicht die bessernde Hand an die Gesetze legen? z. B. Meister= und Gesellenprüfungen einführen, und der Freizügigkeit gewisse, durch das Bedürfniß gebotene Beschränkungen anlegen. Ebenso wenig wie der Mann, der seinen Wagen aus dem Graben zieht, seine Reise aufgiebt und nach Hause fährt, ebenso wenig will der, welcher die Schäden beseitigen will, welche eine zu weit gegangene Gesetzgebung herbeigeführt hat, zu den alten Zuständen zurückkehren. Ein praktischer Mann soll nie "das möcht ich" sondern "das kann ich erreichen" sein Handeln bestimmen lassen. Wir können durch Ausbesserung der Gesetze über Freizügigkeit und Gewerbefreiheit die ländlichen Arbeiterverhältnisse, den Handwerkerstand in den kleinen Städten und auf dem Lande bessern, wir können durch Aufrechthaltung der Kornzölle unsere Landwirthschaft schützen, wir können aber nicht durch den Reichstag unsere Ratzeburger Verfassung ändern, so lange wir nicht den Beweis geliefert haben, daß uns dies auf verfassungsmäßigem Wege unmöglich gemacht ist.
Der deutschfreisinnige Wilbrandt und noch deutlicher sein Parteifreund Witte hat erklärt, daß er von einer Einschränkung der Freizügigkeit nichts Wissen, ebenso wenig von Einführung von Befähigungsnachweisen für Gesellen und Meister. Witte hat sogar gesagt, der Handwerkerstand wäre doch nicht zu retten, die Handwerker müßten Genossenschaften gründen, die Kornzölle müßten ganz abgeschafft werden, denn wenn das Korn billiger werde, werde der Arbeitslohn auch billiger. Können solche, jedem praktischen Manne als falsch einleuchtenden Behauptungen, die uns rathen, wir sollen nur ganz in den Graben hinfahren, auf ihr Ehrenwort könnten wir glauben, der Wagen werde nicht zerbrechen und jenseits wäre der Weg viel schöner, können solche Aufstellungen uns durch die leere Versprechung von der Verfassung annehmbar gemacht werden? Da müßten wir doch unsern praktischen Verstand verleugnen. Und blos um etwa unsere Regierung zu ärgern, sich gegen den eigenen Vortheil auf die Seite der Opposition stellen? ist das verständiger Männer würdig? Hat unsere wohlwollende Regierung das um uns verdient?
Ich kann alle meine Standesgenossen, und alle die in praktischer Weise für das Wohl unseres engeren Vaterlandes und unser deutsches Vaterland sorgen wollen, nur auffordern, daß sie den Grafen Schwerin wählen: dem großen Vaterland gegenüber hält er treu zu Kaiser und Reich, und gehört zu den staatserhaltenden Parteien, die für Frieden und Wohlfahrt immer auf praktischem und erreichbarem Wege eingetreten sind, und nicht durch gesetzgeberischen Eigensinn sich von der Fühlung mit den praktischen Bedürfnissen des Volkes losgelöst haben; und bezüglich unsres engeren Vaterlands wird er, abgesehen von Schutz der Landwirthschaft, des Handwerkerstands und der Arbeiter gerade für unsern Bauernstand die Stellung eines Vertrauensmanns gewinnen können, die um so bedeutender ist, je mehr er seiner Stellung nach unserm Fürsten nahesteht, und diesem gegenüber der Vermittler unserer Wünsche, auch bezüglich der Verfassung, wird sein können. Ein Bauer.


Der Kaiser leidet augenblicklich an einem leichten Lungenemphysem, das er sich während eines Ausflugs nach dem Grunewald zugezogen. Diese Erkrankung hat zeitweilig leichte asthmatische Anfälle im Gefolge. Der Aufenthalt in der Stadtluft im Allgemeinen und im königlichen Schlosse im Besonderen ist von den Aerzten für unrathsam befunden worden; sie schrieben deshalb eine Luftveränderung und Verweilen in der dünneren Luft der Schorfhaide vor. Bei der geringen Intensität des Uebels sind die amtlichen Autoritäten der Ansicht, daß eine kürzere Abwesenheit des Kaisers von Berlin völlig genügen werde, eine prompte Heilung zu erzielen.
Der Besuch des Kaisers auf der Wartburg, von wo aus in den großherzoglichen Forsten Auerhahnjagden gehalten werden sollen, ist in diesem Jahre früher als sonst in Aussicht gestellt. Der Kaiser dürfte in der Zeit vom 10 bis 15. April die Wartburg besuchen. Der Stamm an alten jagdbaren Auerhähne ist so reichlich, daß ein günstiges Jagdergebniß sich erwarten läßt.
Der Reichskanzler hat auf eine telegraphisch an ihn ergangene Aufforderung des Kaisers am 23. d. sich wiederum nach Hubertusstock begeben. Graf Caprivi hält an dem von ihm ausgegangenen Vorschlag einer Trennung des Kanzleramts von der Ministerpräsidentschaft fest und ist bereit, nach erfolgter Teilung der Befugnisse im Reichsdienst zu verbleiben, während der Kaiser sich ablehnend gegen diesen Vorschlag verhält und das Verbleiben des Grafen Caprivi im Reichs= und Staatsdienst wünscht. In jedem Falle dürfte die Entscheidung bevorstehen.
Dem Reichstag ist eine Ergänzung zum Reichshaushalts=Etat für das Etatsjahr 1892/93 vorgelegt

[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 2]

werden, wonach für die Kosten der Betheiligung des Reichs an der Weltausstellung in Chicago 2 000 000 Mk. mehr gefordert und diese durch Matrikularbeiträge aufgebracht werden sollen.
Die "Kölnische Zeitung" theilt einen ihr zugegangenen Beschluß des Landgerichts mit, wonach die von der Staatsanwaltschaft gegen sie erhobene Anklage wegen Majestätsbeleidigung abgelehnt wird.
In einem Theil von Brasilien sollen in Folge des gelben Fiebers bedenkliche Zustände herrschen. Auf mehr als 200 Segelschiffen sind bereits Krankheitsfälle vorgekommen und da jedes einen brasilianischen Hafen anlaufende Schiff die Epidemie weiterschleppt, so wird vielfach das Einschreiten der Seemächte verlangt. In Rio de Janeiro sollen während der letzten 14 Tage 755 Personen am gelben Fieber gestorben sein.


Seidene Grenadines, Crêpe de Chine' Seidengaze schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,35 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 22 versch. Qual. ) versendet robenweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg, (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Carlow sub Nr. 17 belegene Büdnerstelle c. p. des Schneiders Joachim August Kleinfeldt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben Vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 2. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Januar 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    A. Dufft.


Daß in Sachen, betreffend die Curatel über den abwesenden Tischlergesellen Joachim Heinrich Rumohr aus Wendorf, im heutigen Termin der Präclusivbescheid sofort erlassen und verkündet ist, wird hiermit gemeinkundig gemacht.
Schönberg i/Meckl., den 20. März 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


Holz=Auction
im Vitenser Forste
Schutzbezirk Woitendorf,

am Montag den 28. März 1892 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

  20 geringe eichen Drümme zu Nutz= u. Pfahlholz,
  54 Rmtr. eichen Stangenholz III. Kl.
    1 buchen Drumm,
  25 Rmtr. buchen Kluftholz I. u. II. Kl.,
  25 Rmtr. buchen Knüppel und Ausschußholz,
500 Rmtr. buchen Durchforstungs=Stangenholz,
  45 Rmtr. buchen Buschholz,
100 Stück fichten Rundhölzer zu geringem Bauholz,
  30 Rmtr. do. Knüppelholz.
Versammlung morgens 9 Uhr beim Holzwärtergehöft.
Vitense, den 22. März 1892.

                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


15. General-Versammlung
des Landwirthschftl. Vereins kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
am Sonnabend den 26. März 1892: Vormittags 9 1/2 Uhr,
im Locale des Herrn Gastwirts J. Boye in Schönberg.

Tagesordnung:

1) Rechnungsablage.
2) Aufnahme neuer Mitglieder.
3) Neuwahl für scheidende Vorstands= und Ausschußmitglieder.
4) Vortrag des Herrn Dr. Breiholz=Kiel über: Welche Grundsätze sind bei der Aufstellung von Fruchtfolgen zu beobachten.

                                                    Der Vorstand.


Zu der am 26. d. Mts., nachmittags 4 Uhr, im Boye'schen Gasthause stattfindenden

Generalversammlung

des Herbergsvereins für das Fürstenthum Ratzeburg erlaubt sich einzuladen

                          Der Vorstand des Herbergsvereins.

Schönberg, 16. März 1892.


Gewerbe-Verein
Hauptversammlung
am 28. März abends

1) Beratung über Krankenkasse.
2) Vorstandswahl.
3) Besprechung über Rostocker Ausstellung.


Flüssige
Aufbürstfarben.

Verblichene Kleider und Möbelstoffe lassen sich durch einfaches Ueberbürsten auf das Schönste wiederherstellen. In allen Farben, in Originalflaschen mit der Fabrikmarke, ein Schiff, à 25 Pfg., sowie eine langjährig beliebten, echten

Anilin=Zeug=Farben
empfiehlt                                                    H. Brüchmann.


Klarer Bouillon-Extract
der Crowned Eagle Canning Co.

Dieser Bouillon=Extract zeichnet sich aus durch natürlichen, reinen, feinen Geschmack, große Ausgiebigkeit und es genügen 2 Theelöffel von Extract auf 1 Tasse Bouillon, 1 Eßlöffel voll als Beigabe für 6 Portionen Suppe.
            Flaschen von 200 gr Inhalt 1,- M.,
            Flaschen von 1 Pfund engl. Inhalt 2, - M.,
            Flaschen von 2 Pfund engl. Inhalt 3,80 M.,

Niederlage bei Aug. Spehr, Schönberg.


In einigen Tagen erwarte ich eine größere Parthie

bester böhmischer Braunkohlen

die ich, ab Bahnhof zu liefern, zu äußerst billigen Preisen empfehle

                                                    Aug. Spehr.


3000 Stück geschulte
Pflanz=Eschen,

4 bis 6 Fuß lang, das Hundert zu 5 Mark, sind zu haben bei

                                                    Schulze Renzow,
                                                    Grieben.


Auf dem Forsthofe zu Schlagbrügge sind noch                          
50 Ctr. magnum bonum
und Magdeburger Kartoffel
zu verkaufen.                                                    


Ein gut erhaltenes Sofa, 1 Ausziehtisch, 1 Kleiderschrank, 1 große Garderobe und 1 Kommode
hat preiswürdig zu verkaufen

                                                    F. Lundwall.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 3]

Neu!                          Neu!                          Neu!
Specialität!                                                     Specialität!
Alkalischer Kalk-Dünger

enthält ca. 2 1/2 pCt. Stickstoff, 2 1/2 pCt. Kali, 6 1/2 pCt. Phosphorsäure, 25 pCt. kohlens. Kalk und Magnesia, 15 pCt. schwefels. Kalk etc., entsprechend ca. 16 pCt. Chili=Salp., 4,70 Schwefels. Kali, 40,6 Thomasphosphatmehl a 16 pCt. etc. - Preis Mk. 4. 80 Pfg. ab Billwärder, Mk. 4. 90 Pfg. frei Hamburger Bahnhöfe per Brutto=Centner incl. Sack minus 2 pCt. gegen Kasse.

Prospecte und Musterproben stehen zur Verfügung.
Hamburg-Billwärder.                                                     Kohrs, Behnke &. Co.


Zur bevorstehenden Frühjahrs= und Sommersaison empfehle mein

Lager in Tuchen und Buckskin

sowie alle Arten Kammgarne in großer Auswahl, vom einfachsten bis zu den feinsten Qualitäten.
Mache ferner aufmerksam auf mein Lager von fertigen Herrengarderoben. Confirmanden-Anzügen in großer Auswahl von 20 bis 30 Mk. Herrenanzüge von 24 bis 50 Mk. sowie baumwollenen Sachen zu enorm billigen Preisen.

                                                    R. Lange,
                                                            Schneidermeister.


Freiburger u. Marienburger Geld-Lotterie
Ziehung 6/7. April und 28/29 April 1892.
Hauptgew. 90 000, 50 000, 30 000, 20 000, 15 000, 10 000, 2 à 6000, 5000, 5 à 3000 u. s. w.
zusammen 6600 Gew. M. 590 000 baar Geld, ohne Abzug.
Original=Loose à 3 M. Liste und Porto 30 Pfennig (Mecklenburg). Beide Listen 50 Pfennig (Mecklenburg). Einschreiben 20 Pfennig (Mecklenburg). mehr.
Stettiner Pferde-Loose à 1 Mk. (11 Stück 10 Mk) Liste und Porto 30 Pf.
empfiehlt und versendet Rob. Th. Schröder, Lübeck.
Bestellungen erbitte auf Postanweis.=Abschnitt oder Nachnahme, doch nehme auch Postmarken in Zahlung.
Wiederverkäufer wollen sich an Rob. Th. Schröder, Stettin, wenden.


Für Confirmanden
empfehle mein reichhaltiges Lager von                                                    
Glaçe=Handschuhen, Schlipsen und Cravatten
zu billigsten Preisen.                                                    
                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher.


Verzinktes Drathgeflecht, sowie vierkantiges Maschinengeflecht

aus bestem verzinkten Drath in Maschenweite von 15 bis 100 mm in jeder Drahtstärke empfiehlt zu billigen Preisen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Maschinenöl
in vorzüglicher Qualität, welches nicht friert,
1 Pfund 30 Pfennig (Mecklenburg), bei 10 Pfund à 25 Pfennig (Mecklenburg),
empfiehlt                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Weiße Eßkartoffel

treffen in 8 bis 14 Tagen ein und empfehle solche billigstens

                                                    Aug. Spehr.


Mein Garten
an der Ratzeburger Chaussee ist wieder zu vermiethen.
Schönberg März 1892.                          
                                                    F. Stüve.


In den nächsten Tagen trifft eine Ladung                          
Magnum bonum
ein, Muster zur Ansicht bereit. - Offerire                                                    
Ofeiserscher Palmkuchen.
                                                    J. H. Freitag.


Klee-& Grassämereien

unter Controle der Landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock empfiehlt in keimfähiger Waare

                                                    Aug. Spehr.


Wer durch einen Anstrich mit
Carbolineum
sicheren u. dauernden Schutz d. Holzes erzielen will, wähle nur die echte, seit 16 Jahren bewährte Originalmarke
Avenarius
D. R.-Patent No. 46021.
Prospekte durch die Fabrikniederlage
Aug. Spehr, Schönberg.


Pferd Lasse meinen 4jährigen Fuchshengst vom Schlütter, Mutter: Figaro, Blenhein, Flüchtig, Norfolk u. s. w. decken.

Deckgeld incl. Stallgeld 14 Mark.
Mechow, März 1892.                                                    Stamer.


Zu verkaufen bis Sonntag den 27. März
ein Pferd
beim Gastwirth Böckmann zu Schönberg.
                                                    Schirmer.


Zu Michaelis d. J. ist eine                          
kleine Wohnung
zu vermiethen.                                                    
                                                    Lübeckerstraße Nr. 2.


Gesucht wird ein kräftiger junger Mann als
Lehrling
für unsere Brauerei.                                                    
                                                    Ratzeburger Actien=Brauerei.
C. Spangenberg, Braumeister.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 4]

Liberale
Wählerversammlung
im Saale des Gastw. J. Boye-Schönberg,
Sonntag, den 27. März 1892,
abends 7 1/2 Uhr
Vortrag des Herrn Gewerbeschuldirectors
Walter Lange aus Lübeck.
Sämmtlichen Wählern ist der Zutritt gestattet.


Zur Konfirmation
empfehle
Mädchen=Knopf= und Zugstiefel,
M. 4,50, M. 5,00, M. 5,50, M. 6,50, M. 7,50.
Mädchen-Schuhe zum Schnüren und Knöpfen
mit und ohne Lack M. 4,00, M. 4,50, M. 5,00, M. 6,00.
Knaben=Schaft= und Zugstiefel,
M. 5,00, M. 5,50, M. 6,50, M. 7,00.
Knaben=Zugstiefel von M. 4,50 an.
Nur dauerhafte Waaren, elegante Paßform
in großartiger Auswahl. Blumenthal's Schuhwaaren-Fabrik,
Lübeck, Breite-Strasse 51.


Für die bewiesene Theilnahme bei der Beerdigung meiner lieben Frau, unserer liebevollen Mutter, Schwiegermutter und Schwägerin, Anna Meier, sagen ihren herzlichen Dank

                                                    die Hinterbliebenen.

Mahlzow, den 23. März 1892.


Am Dienstag abend entschlief sanft unsere gute Mutter, Schwiegermutter u. Großmutter,

die Wittwe Rehr.

Dies zeigt an im Namen der Hinterbliebenen

Schönberg.                                                     W. Wieschendorf.

Die Beerdigung findet am Freitag den 23. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, 25. März

Vormittags 10 Uhr: Passionspredigt. Consistorialrath Kaempffer.

Sonntag, den 27. März.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 13.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. März 1892.


- Schönberg. Die am Mittwoch auf dem Rathhause zu Neustrelitz durch den Herrn Landgerichtsrath Horn, als dazu landesherrlich bestellten Commissarius, vorgenommene Ermittelung des Wahlergebnisses ergab Folgendes: Es erhielten:
            der Graf Schwerin 8281 Stimmen,
der Gutspächter Wilbrandt 6525 Stimmen,
                    Dr. Lütgenau 2595 Stimmen.
Es kommt demnach zu einer Stichwahl zwischen Graf Schwerin und Gutspächter Wilbrandt, die auf Dienstag den 29. März angesetzt ist.
- Schönberg. In dem Kirchdorfe Carlow übernachtete vor einigen Tagen ein Hausirer, der seine Manufacturen in einem Wagen mit sich führte. Der Wagen blieb für die Nacht mit den Waaren vor dem Gasthause stehen. Nachts gegen ein Uhr entstand Feuerlärm und der Wagen stand in hellen Flammen, so daß an ein Retten nicht zu denken war, da der Geruch zeigte, daß die Waaren mit Petroleum getränkt waren, und Waaren und Wagen verbrannten; letzterer war allein versichert. Ein in Carlow dienender Knecht wurde, als der That verdächtig, gefänglich eingezogen; es heißt, er habe erst den Händler bestohlen und dann den Wagen in Brand gesteckt.
- Schönberg. Wie es heißt, beabsichtigen einige Landleute in hiesiger Gegend Zuckerrüben zu bauen und haben zu diesem Zwecke Lieferungs=Contracte mit der Zuckerfabrik in Oldesloe abgeschlossen.
- Die zum Domanialamte Gadebusch gehörende Mühle zu Rehna ist dem bisherigen Pächter zum Preise von jährlich 5000 M. wieder verpachtet. Die bisherige Pacht betrug 6000 M. Die dem Pächter bisher obliegende Reinigung des Mühlenteiches hat das Amt sich vorbehalten.
- Vor der Strafkammer des Berliner Landgerichts haben am Sonnabend die Verhandlungen gegen die Teilnehmer an den Straßenkrawallen vom 25. und 26. Februar ds. Js. stattgefunden. Von den 22 Angeklagten, meist Burschen von 16 und 22 Jahren, sind 8 wegen Landfriedensbruch zu 15 bis 38 Monaten, einer wegen Majestätsbeleidigung und Beleidigung der Schutzmannschaft zu 2 Jahren Gefängniß, die übrigen wegen Betheiligung am Auflauf und Widerstand gegen die Staatsgewalt zu 2 bis 12 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Am Freitag Abend ist es in der Nähe des Friedrichshaines wieder zu einzelnen Plänkeleien des Pöbels mit der Polizei gekommen, die aber keinerlei politische Bedeutung gehabt haben.
- Das Reichsgericht hat das Revisionsgesuch des zum Tode verurtheilten Raubmörders Wetzel als unbegründet verworfen.
- Nicht weniger wie 115 Vereine in 94 Städten beschäftigen sich gegenwärtig in Deutschland mit Ferienkolonien. 25-30 Tausend Kinder werden durchschnittlich jährlich in dieselben entsendet und erfordern einen Aufwand von 1 032 000 Mk. Hamburg steht darin obenan und entsandte im vorigen Jahre 1392 Kinder, Berlin 2500, Dresden 1050 Kinder.
- In Hannover baute die "Gemeinnützige Aktienbaugesellschaft" bisher 40 Häuser mit je 4 Wohnungen und gab diese durchschnittlich zu dem Selbstkostenpreise von 8900 Mark an Bewerber ab. Die Gesellschaft konnte auf die Darlehen zum Bau eine Dividende von 4 1/2 Prozent vertheilen. Es soll weiteres billiges Terrain erworben und die Thätigkeit fortgesetzt werden.
- In Thorn ist jetzt auf der Weichsel Eis eingetroffen, welches aus dem Oberlauf des Stromes in Rußland stammt. Zur Zeit herrscht starker Eisgang; das Wasser ist von 2 m auf 3 1/2 m gestiegen.
- Im Pogobiener Forst bei Johannisburg (Ostpreußen) wurde ein Wilderer, Vater dreier Kinder erschossen.
- Die alten Akten der Fürstlich Turn= und Taxisschen Postverwaltung, welche seit dem Uebergang der Post an den Staat in sieben großen Zimmern des ehemaligen Bundespalais zu Frankfurt a. M. aufbewahrt worden sind, werden, da die Räume für Postzwecke nothwendig sind, nach Regensburg verbracht. Zu dem Transport sind sieben Eisenbahnwaggons erforderlich.
- Aus dem Turme der nahe an der Straße gelegenen Kapelle von Freyung (Bayern) wurde die etwa einen Zentner schwere Glocke gestohlen.
- Was für ein Jahr bekommen wir? R. Falb hat bekanntlich das Jahr 1892 als ein kritisches Jahr ersten Ranges erklärt, und behauptet nunmehr, daß dasselbe an Niederschlagen sehr reich sein wird, wenigstens in der Frühlings= und Herbstperiode. Das fehlte gerade noch. - Die kritischsten Tage des ganzen Jahrhunderts sollen der 28. März und 26. April dieses Jahres sein.
- Wie aus Wien berichtet wird, hat der Herzog von Cumberland dem Kuratorium des österreichischen Kunstgewerbemuseums angezeigt, daß er den bei demselben vor 25 Jahren von König Georg zur Aufbewahrung deponirten hannover'schen Silberschatz vom Juli 1892 ab wieder in eigene Verwaltung nehmen werde. Wohin der Welfenschatz, welcher mehrere Schränke des Museums füllt, gebracht werden wird, ist unbekannt.
- Der Pariser "Voltaire" berichtet mit großem Jubel von einer neuen Bereicherung der französischen Artillerie. Die Ingenieure der Gießereien des Creuzot sollen eine Kanone von solcher Gewalt erfunden haben, die alles bisher Geleistete hinter sich läßt. Ein militärischer Ausschuß wohnte jüngst Versuchen bei, die ein überraschendes Ergebniß geliefert haben sollen. Einer der Offiziere, die ihm angehörten, habe erklärt, daß "Frankreich, mit einem solchen Kriegswerkzeug ausgerüstet, nicht nur Deutschland, sondern dem ganzen Dreibund Stand halten könne." Warten wir's ab.
- Ueber das Schicksal des Grafen Leo Tolstoi kommen widersprechende Nachrichten aus Rußland. Während die Internirung des Dichters auf seinem Gute in russischen Blättern bestätigt wird, während von anderer Seite sogar behauptet wird, der Graf sei nicht in seinem Heim, sondern in einem Kloster festgesetzt worden, wird aus St. Petersburg gemeldet, die oberste Instanz, der Zar selbst, habe die ihm vorgeschlagene Internirung Tolstois abgelehnt, ihm jedoch einen sehr scharfen Verweis ertheilen lassen. Jedenfalls steht fest, daß der philosophische Aristokrat jetzt als ein Verdächtiger gilt, und daß seine Schriften die Aufmerksamkeit der Polizei im hohen Grade auf sich gelenkt haben. So hat, wie die "Rußkaja Wjedomosti" mittheilen, das russische Ministerium des Innern die Colportage des Tolstoischen Märchens "Iwan, der Narr" verboten. Das Märchen schildert in malerischen, phantastischen Bildern die trostlose Lage des Russenvolkes und hat bei seinem Erscheinen auf die russische Gesellschaft einen großen Eindruck hervorgebracht.


"Die alte gute Zeit" ist trotz allen Forschens noch immer nicht entdeckt. Keinesfalls gehörte ihr das XV. Jahrhundert zu, das letzte Jahr vor der Reformation. Selbstverständlich mußte der Bauer auch damals pflügen, säen, schneiden, dreschen u. s. w., nur mit weit unvollkommeneren Werkzeugen und ohne die Zauberin Maschine. Mißwachs, Hagel, Ueberschwemmung, Viehsterben waren geradeso gefürchtet, wie heutzutage, vielleicht noch mehr; denn es gab keine Staatshilfe oder Versicherungsanstalten. Desto mehr Fehden, d. h. Raubkriege der kleinen Herren untereinander. Quintessenz der Kriegskunst dieser Völker war: die Dörfer des Feindes zerstören, die Häuser plündern und die Saaten zerstampfen. War doch der Bauer nicht Herr des Bodens, sondern nur zehntpflichtiger Pächter, oft nicht besser als ein Leibeigener. Was man also dem Bauer

[ => Original lesen: 1892 Nr. 25 Seite 6]

anthat, schadete dem Herrn. Auch in ruhigen Jahren konnte der Bauer den Ertrag seiner Arbeit nicht genießen; dafür sorgten die unerschwinglich hohen Zehnten: Der große Zehnt, von allem, was Halm und Stengel treibt; der kleine Zehnt, von Kraut und Gemüse, Obst und Wurzelfrüchten; der Blutzehnt, von den landwirthschaftlichen; dazu beim Todesfall des Pflichtigen das beste Stück Vieh aus dem Stall, beim Besitzwechsel eine ansehnliche Abgabe; endlich der zahllosen Hand= und Gespannfrohnden. Heute erreichten die Steuern noch lange nicht den zehnten Theil des Ertrags, ungerechnet, daß sie nur vom Reingewinn erhoben werden, während die Zehnten vorweg genommen wurden.
Schon damals hatten die Frauen, wenn auch nicht beim Kaffee, so doch beim Spinnrocken, Ursache zu klagen, wie schwierig es sei, tüchtige Dienstboten zu erhalten und wie hoch die Löhne seien. Denn ein Knecht bekam je nachdem 3-9 fl., eine Magd 3-12 fl. Wohl gemerkt: Ein Ochse kostete 3 fl., 4 Schafe 1 fl. Heute kommen 2-3 Dienstbotenlöhne erst einen Ochsen an Werth gleich. Wer bei solchen Verhältnissen nicht auskam, mochte Geld aufnehmen, wenn er 30, 40, 50 Prozent gesetzliche Zinsen zahlen konnte. - Rechnet man nun noch ab, was der Bauer zum Leben brauchte, wieviel blieb zum Verkauf übrig? Und wie schwer war der Verkauf! Lohnende Absatzgebiete lagen fern, die Verkehrsmittel waren schlecht, die Concurrenz groß, die Preise niedrig. In dem guten Jahr 1419 kostete
ein Schaff Roggen nach heutigem Geldwerth 3 M. 35 Pfennig (Mecklenburg).
ein Schaff Hafer nach heutigem Geldwerth 1 M. 47 Pfennig (Mecklenburg).
ein Metzen Erbsen nach heutigem Geldwerth - M. 62 Pfennig (Mecklenburg).
ein Pfund Fleisch nach heutigem Geldwerth - M. 3 1/2 Pfennig (Mecklenburg).
6 - 7 Eier nach heutigem Geldwerth - M. 3 1/2 Pfennig (Mecklenburg).
In schlechten Jahren waren die Preise 3mal so hoch. - Ringe der Händler waren damals berüchtigt. Sie kauften die Produkte auf und machten die Preise. Die Aufkäufer schädigten die ganze Gemeinde; sie "neren sich von der sauren arbeit der armen." -Wie viel ist doch anders und besser geworden!


Eine unerwartete Begegnung.
von Thor Lange.

[Erzählung.]


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