No. 13
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Februar
1892
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 1]

            Unter Bezugnahme auf das Publicandum vom 22. v. Mts., betreffend die Reichstagswahl, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Wählerliste für das hiesige Amtsgebiet mit der Mühle und dem Bahnhof auf der Registratur der Großherzoglichen Landvogtei vom 19. bis 26. d. Mts., beide Tage einschließlich, gemäß §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes (Bundesgesetzblatt Nr. 17 von 1870) ausliegt.
          Schönberg, den 10. Februar 1892.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Aus der Unterhaltung, welche Kaiser Wilhelm auf dem letzten parlamentarischen Festmahl mit verschiedenen Abgeordneten geführt hat, werden noch Einzelheiten bekannt, die bestätigen, daß der Kaiser einen Conflikt aus Anlaß des neuen Volksschulgesetzes zu vermeiden wünscht, und daß besonders die Bekämpfung der Sozialdemokratie als wichtigste Sorge die Regierung beschäftigt.
Der Kaiser verlieh dem Ministerpräsidenten Rudini den Schwarzen Adlerorden. Man wird in dieser Auszeichnung überall mit Recht eine neue Bestätigung der Ueberzeugung erblicken, daß Italiens Stellung im Dreibunde unter der Amtsführung des Marquis Rudini die nämliche ist, wie früher unter Crispi.
Vor kurzem überraschte der Sultan den Kaiser durch ein künstlerisches Geschenk. Der Padischah hatte durch einen armenischen Maler die Ankunft des Kaisers vor Konstantinopel und die Begrüßung durch den Sultan in Dolma Bagdsche in Oel malen lassen und das Kunstwerk dem Kaiser als eine Erinnerung an seinen Aufenthalt in Yildis Kiosk geschenkt.
S. M. der Kaiser hat dem Legationsrath von Schuckman, der bei dem letzten Kriegszug in Kamerun an der Seite des Hauptmanns v. Gravenreuth gekämpft und diesen, nachdem er gefallen war, aus dem Gefecht getragen hat, den Roten Adler=Orden vierter Klasse mit Schwertern verliehen.
Der italienische Botschafter Graf Launay in Berlin, einer der entschiedensten Vertreter der deutschfreundlichen Richtung unter den italienischen Staatsmännern, starb am Sonntag Vormittag in Berlin. Er war 77 Jahre alt geworden und ist seit 37 Jahren in Deutschland als Vertreter Italiens thätig gewesen. Graf Launay war ein ausgezeichneter Kenner der deutschen Verhältnisse und hat aus seiner Vorliebe für das neue deutsche Reich nie ein Hehl gemacht.
Das Verfahren vor dem Disziplinar=Gerichtshof in Berlin gegen den bisherigen Gesandten z. D. und konservativen Abgeordneten Grafen Limburg=Stirum, der, wie erinnerlich, in einem Artikel der "Kreuzztg." die Handelsverträge und im Zusammenhang mit denselben die vom deutschen auswärtigen Amt verfolgte Politik einer abfälligen Kritik unterzogen hatte, hat am Sonnabend stattgefunden. Das Urtheil lautet auf Dienstentlassung d. h. Graf Limburg verliert den Titel eines preußischen Gesandten und die Pension. Gegen dieses sehr harte Urtheil gedenkt Graf Limburg Berufung beim Staatsministerium einzulegen.
Der Nat.=Ztg. zufolge beträgt die Zeichnung auf 160 Millionen Reichsanleihe und 180 Millionen preußische Staatsanleihe im Ganzen etwa 1150 Millionen. Der Betrag der Reichsanleihe ist etwa 4 Mal, derjenige der preußischen nahezu 3 Mal gezeichnet. Der Erfolg der Zeichnung ist um so höher anzuschlagen, als sie ohne speculative Betheiligung nur von anlagebedürftigem Capital stattfand.
Es ist nicht unbemerkt geblieben, so schreiben Berliner Blätter, daß man einen verhältnißmäßig langen Zeitraum bis zum Beginn der Kommissionsberathungen über das preußische Volksschulgesetz hat eintreten lassen; dieselben haben bekanntlich erst am Montag begonnen. Es scheint hierbei die Absicht obzuwalten, die durch die erste Lesung aufgeregten Gemüther sich beruhigen zu lassen.
Der Reichstag hat sich am 8. d. M. wiederum über das Alters= und Invalditäts=Versicherungsgesetz eingehend unterhalten. Als Freunde des Gesetzes traten eigentlich nur die Socialdemokraten und die Vertreter der Reichsregierung auf. Redner aller Parteien erhoben gegen das Gesetz, namentlich gegen zahlreiche Einzelheiten desselben, Einwendungen, und wenn ein Antrag auf Aufhebung des Gesetzes noch nicht gestellt wurde, so ging doch aus den Erörterungen so viel hervor, daß man einem solchen Gedanken sich nähert und sich allmählich an ihn gewöhnt. - Am Schluß der Sitzung nahm der Reichstag noch den Weltpostvertrag und die verschiedenen Postübereinkommen in dritter Lesung debattenlos an.
Der Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen bezüglich der Soldaten=Mißhandlungen wirkt auch nach Oesterreich hinüber. Dort hat der Feldzeugmeister v. Bauer die Verfügung erlassen, daß alle während der letzten Jahre bei den Militärgerichten verhandelten Fälle von Mißhandlungen von Mannschaften durch Vorgesetzte zusammengestellt und ihm vorgelegt werden. Auf Befehl des Kaisers soll der Mißhandlung der Soldaten mit allem Nachdruck entgegengetreten werden.
Die Franzosen haben von ihrem neuen Zolltarif bisher nichts als Schaden. In Paris sind bisher die Preise für Schinken, Würste, Käse, Bier, Brot, Wein, Fleisch ganz erheblich in die Höhe gegangen, so daß allgemeine Unzufriedenheit laut wird. Ein noch schwerer Schlag droht aber den in Paris so einflußreichen Schriftstellern und Dichtern. Sowohl die Schweiz, wie Spanien, die sich über einen neuen Handelsvertrag mit Frankreich bisher nicht haben einigen können, wollen die bestehende Litterarkonvention kündigen, so daß das geistige Eigenthum Frankreichs in beiden Ländern vogelfrei ist. Und doch

[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 2]

werden in der Schweiz, wie in Spanien sehr viele französische Bücher gekauft.
Vom Petersburger Hof wird berichtet, daß dieser Tage im engsten Familienkreis die Verlobung des 26jährigen Großfürsten Alexander Michaelowitsch, der die Stelle eines Flügel=Adjutanten und Marinelieutenants bekleidet, mit der Großfürstin Xenia, der ältesten Tochter des Zaren, stattgefunden habe. Die eheliche Verbindung sei wegen der Jugend der erst 17jährigen Braut und der Familientrauer hinausgeschoben worden. Großfürst Michaelowitsch ist der Sohn des Großfürsten Michael, des Oheims des Zaren, und der Prinzessin Olga von Baden.
Eine neue russische Chikane gegen die lutherischen Pastoren in Livland ist eine Verordnung des Gouverneurs, die den Pastoren untersagt, Handel irgend welcher Art zu treiben. Dieser Handel ist aber nichts Anderes als der Verkauf von Katechismen, Bibeln und Gesangbüchern, welche die Landpastoren bei den dortigen Verkehrsverhältnissen nöthig haben, da für manche Gemeindeglieder die nächste Buchhandlung viele Meilen weit entfernt ist.
Polnischen Blättern zufolge beabsichtigt die russische Regierung, nachdrückliche Maßregeln gegen die Ansiedlung von Fremden in Russisch=Polen, Wolhynien und Podolien zu ergreifen.
Von einem höchst seltsamen, fast unglaublichen Vorkommniß wird der "Kölnischen Zeitung" aus Warschau berichtet. Ein Artillerie=Oberst bot seiner Truppe "Guten Morgen", worauf alles stumm blieb. Der Oberst bot sodann dem ältesten Unteroffizierfedwebel persönlich seinen Morgengruß und erschoß diesen, als er den Gruß unerwidert ließ. Aus dem gleichen Grund erschoß der Oberst einen zweiten Avancierten, worauf sein vor der Mitte der Front wiederholter Gruß einstimmig erwidert wurde!
Ueber die Hungersnoth bringen Privatbriefe aus St. Petersburg ganz entsetzliche Mittheilungen. Danach ist es Thatsache, daß in den Nothstandsgebieten alle Leute, die zur Milderung der Noth beitragen sollen, wie die Raben stehlen. Die Typhuserkrankungen in Odessa haben einen epidemischen Charakter angenommen und die Zahl der in den Krankenhäusern liegenden Patienten geht in die Hunderte.
Als Beweis für das augenblickliche Wohlbefinden des Papstes wird mitgetheilt, daß er am Todestag Pius' IX. eine Seelenmesse gelesen und dem von dem Kardinal Fürsten Hohenlohe pontifizirten Traueramt beigewohnt hat.
Die Wahl eines neuen Jesuiten=Generals ist nunmehr von Rom aus für den Monat Mai im deutsch=ungarischen Kollegium festgesetzt. In der Versammlung wird der interimistische spanische Generalvikar Pater Martin den Vorsitz führen. Alle 30 Provinzen des Ordens werden den Provinzial und zwei Rektoren entsenden. Die Wahl erfolgt mit absoluter Majorität.
Wie römische Blätter berichten, ließ die Fürstin Montleart in Wien, die bisher dem Papste jährlich 50 000 Franks als Beitrag zum Peterspfennig zu senden pflegte, erklären, daß sie infolge der schlechten Verwaltung des Peterspfennigs, welche bekanntlich zu argen Verlusten geführt hat, diesen Beitrag nicht mehr leisten werde.
Von Emin Pascha liegen jetzt authentische Meldungen an einen deutschen Freund in Sansibar vor. Mitte August war er am Albert See, also auf dem Marsche in seine frühere Provinz. In den durchzogenen Gebieten haben die arabischen Sklavenhändler bestialisch gehaust. Emin stieß auf zahlreiche ermordete Sklaven, die nicht mehr ihren Peinigern hatten folgen können.
Von Emin Pascha veröffentlicht die "Post" zwei Briefe, welche bestätigen, daß Emin nunmehr in seine frühere egyptische Provinz Wadelai angelangt ist.
In Kamerun machte man den Anfang zur Bildung einer Polizeitruppe von zunächst 54 Mann, darunter 17 Haussas der Togotruppe, 18 Krujungen und sonstige Eingeborene, die sich freiwillig zum Dienst in der Truppe gemeldet haben. Die Uniform wird in Bluse mit rot paspolirtem Matrosenkragen, kurzer Hose von hellbraunem Kakey, rother Schärpe und rothem Fez mit Troddel bestehen. Die Ausrüstung setzt sich zusammen aus dem Gewehr, Modell 71, Seitengewehr, Brotbeutel und Feldflasche. Versuchsweise werden einzelne Leute einen Rucksack erhalten.


Ball=Seidenstoffe v. 65 Pfge. bis 14.80 p. Met.- glatt, gestreift u. gemustert versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Nachdem der für den im Jahre 1853 nach Amerika ausgewanderten Tischlergesellen Jochim Heinrich Rumohr aus Wendorf, Sohn der Tagelöhnerwittwe Rumohr, geb. Allwarth daselbst, von welchem seit dem Jahre 1858 keinerlei Nachricht hierher gelangt ist, bestellte Abwesenheitscurator, Küster J. Piper zu Ziethen, beantragt hat, das für den Abwesenden hier verwaltete, auf das Einlagebuch Nr. 54310 der Schweriner Sparkasse belegte Vermögen von 578 M. 37 Pfennig (Mecklenburg). den nächsten Anverwandten desselben auszuantworten und die gesetzlichen Proclamata zu erlassen, wird der Jochim Heinrich Rumohr hierdurch edictaliter geladen, binnen zwei Jahren a dato, spätestens aber in dem auf

den 20. März 1892,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumten Termine sich zu melden oder von seinem Aufenthalte Nachricht hierher zu geben, widrigenfalls die Substanz des für ihn hier verwalteten Vermögens seinen nächsten Anverwandten für anheim gefallen erklärt und denselben ausgeantwortet werden soll.
Schönberg i. Meckl., den 10. März 1890.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


Zur Publication des Testaments des am 18. v. Mts. zu Blüßen verstorbenen Rentiers, früheren Drechslers Johann Heinrich Gaeth zu Boitin=Resdorf ist ein Termin auf

Sonnabend, den 20. Februar d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

vor dem unterzeichneten Gerichte angesetzt, zu welchem etwaige Erbinteressenten hiermit geladen werden.
Schönberg, den 8. Februar 1892.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    E. Breuel, Act.


In Sachen betr. die Anmeldung von Erbansprüchen an den Nachlaß der am 3. Juli 1891 zu Rupensdorf verstorbenen Arbeiterwittwe Anna Marie Warnemünde geb. Voß wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Praeclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 6. Februar 1892.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
                                                    W. Freitag.


Es wird hierdurch unter Hinweis auf §§ 2 und 3 des Reglements zur Ausführung des Reichswahlgesetzes - Bundesgesetzblatt von 1870 Nr. 17 - zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß in der Zeit vom 19. bis 26. Februar c. (beide Tage einschließlich) die Wählerliste hiesiger Stadt für die am 19. März c. bevorstehende Wahl eines Abgeordneten zum Deutschen Reichstage zur Einsicht in der Rathsstube hierselbst ausliegt.
Schönberg, den 11. Februar 1892.

Der Magistrat.


Holz=Auction Nr. 15.

Am Sonnabend den 13. Februar, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden:

Aus dem Mannhäger Zuschlage.

54 Stück eichen Langhölzer = 59,99 Festmet.,
63 Rmet. buchen Kluft I. Cl.,
  9 Rmet. buchen Knüppel,
Schönberg, den 1. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Mittwoch den 17. Februar, Morgens

[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 3]

10 Uhr, sollen im Kruge zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Resdorfer Söhren.

31 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl.,
  8 Rmet. buchen Knüppel,
20 Fuder allerlei Durchforstholz, Pollholz und Heckenholz,
30 Rmet. kiefern Knüppel.
Schönberg, den 8. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 16.

Am Donnerstag den 18. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Aus den Palinger und Lauer Tannen.

137 Rmet. kiefern Kluft,
511Rmet. kiefern Knüppel,
  14 Fuder kiefern Durchforstholz I. Cl. von Schleetstärke.
Schönberg, den 8. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 18.

Am Freitag, den 19. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Krellenberg in Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

1. Aus dem Samkower Holze.

    9 Fuder buchen Durchforstholz III. Cl. Nr. 333 bis 341.

2. Aus dem Röggeliner Holze.

100 Stück eichen Stangen zu Wagendeichseln, Kiepenhölzern etc.
    7 Rmt. eichen Kluft II, Olm u. Knüppel, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
    1 Fuder eichen Pollholz, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
    3 Rmt. eichen Nutzholz=KLuft, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
    2 Rmt. eichen Kluft I, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
178 Rmt. eichen Kluft II, Olm u. Knüppel, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
100 Fuder eichen Pollholz, Nr. 237 bis 292 und Nr. 426 bis 650.
    9 Rmt. kiefern Kluft,
    2 Fuder ellern Schleetholz, Nr. 20 und 21.
Schönberg, den 10. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Holz=Auction Nr. 19.

Am Sonnabend den 20. Februar, Morgens 10 Uhr sollen heim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

Aus den Lenschower und Herrnburger Tannen.

  34 Stück tannen Kiepenhölzer = 26,37 Festm.,
193 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
  18 Rmet. tannen Rodestämme,
  40 Fuder tannen Durchforstholz. Nr. 330-369
  20 Stück birken Wagendeichsel,
    2 Rmet. tannen Kluft,
    5 1/2 Fuder birken Wadelholz II. Cl.
Schönberg, den 10. Februar 1892.

                                                    Der Oberförster.
                                                    C. Hottelet.


Auction.

Am Mittwoch, den 14. Februar d. J., Vormittags von 9 Uhr an, sollen in meiner Wohnung, Sabowerstraße 34 Mobilien, als:

Sopha, Tische, Stühle, Schränke, Haus= und Küchengeräthe, Bücher und sonstige Gegenstände
meistbietend gegen sofortige baare Zahlung verkauft werden.
Schönberg, den 11. Februar 1892.

                                                    Chr. Buschow.


Pferd                                                       Pferd
Mein schwarzer Hengst Granit
deckt von jetzt ab fremde Stuten.
Deckgeld incl. Stallgeld 13 Mk.
                                                    Hauswirth H. Oldenburg,
                                                    Rieps.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Außerordentliche Versammlung

am Sonntag den 14. Februar d. J., Nachmittags 4 Uhr im Vereinslocal.

Tagesordnung:
Vorstandswahl.                          
                                                    Der Vorstand.


Am Sonntag den 14. d. M.
CONCERT
der Schönberger Vereinscapelle
im neuen Saale des Herrn Gastwirth Sterly in Selmsdorf. - Nach dem Concert Ball.

Zu recht zahlreichem Besuch laden ergebenst ein Die Vereinsmusiker.      F. Sterly, Gastwirth.

Anfang Abends 7 Uhr.
Entrée zum Concert à Person 50 Pfg.
zum Ball à Herr 1 M.

Schönberg, den 8. Februar 1892.


Stadt Lübeck
Sonntag, den 14. Februar 1892:
große Maskerade.


Bahnhof-Schönberg.
Sonnabend und Sonntag:
Rostocker Bockbier=Anstich.


Schönberg.

Wilhelmi's weltberühmtes Automaten= u. engl. Marionetten=Theater (genannt die künstlichen Menschen) wird hier eintreffen und seine Vorstellungen am Mittwoch den 17. d. Mts. im Köster'schen Saale hierselbst eröffnen. Alles Nähere besagen die späteren Annoncen und Tageszettel.

                          Hochachtungsvoll
                                                    Fr. Wilhelmi.


Brustbonbons
gegen Husten, Erfolg garantirt.                                                    
                                                    Max C. Sass.


Besten amerikanischen Mais
empfiehlt ganz und geschroten                                                    
                                                    H. Wolgast,
                                                    Bäckerei & Mehlhandlung.


Masken
in großer schöner Auswahl
empfiehlt billigst                                                    
                                                    H. Brüchmann.


Prima mixed Mais
empfiehlt                                                    
                                                    Ad. Lenschow.


Magnum bonum u. andere Sorten Eßkartoffeln treffen in einigen Tagen wieder ein.

Fr. Zülow, Grevesmühlen.


Eine gut erhaltene schwere

Zeug-Rolle

(zum Ziehen), vor kurzem für 30 M. übernommen billig zu verkaufen. Wo? sagt die Exped. d. Bl.


Gesucht zu Ostern für einen alleinstehenden Herrn ein

Zimmer od. kl. Wohnung

in mittlerer Gegend der Stadt.
Reflect. wollen Ihre Adr. unter W. S. 15 in der Expd. d. Bl. abgeben.


[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 4]

       In der heutigen Delegirten=Versammlung ist der

Herr Graf Herrmann Schwerin=Wulfshagen

zum Reichstags=Candidaten der conservativen Partei in Mecklenburg=Strelitz einstimmig erwählt worden, und ist von ihm die Candidatur angenommen.
           Neubrandenburg, den 6. Februar 1892.

Der Vorstand
des conservativen Vereins für die Reichstagswahlen.


Inventur-Ausverkauf.
Empfehle eine Partie schwarze und farbige
Kleiderstoffe und Buckskins,
eine Partie, Leinen, Tischzeuge u. Hemdentuche,
vorjährige Herbst-, Winter-, Frühjahrs- u. Sommermäntel, Reste aller Art
zu sehr billigen Preisen.                                                    
                                                    Wilh. Oldenburg.


Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Vierte Fremden=Abonnements=Vorstellung
für die Abtheilung I
am Montag, den 15. Februar 1892:
Faust.v (II. Theil.) Tragödie in 5 Aufzügen von Goethe.
Anfang 5 1/2 Uhr.                           Ende nach 9 1/4 Uhr.
Schwerin, den 10. Februar 1892.                          
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.


Doppel=Malzbier

à Fl. 12 Pfg., für schwache und kranke Personen ärztlich empfohlen, empfiehlt

                                                    Max C. Sass.


Heute Morgen 7 1/2 Uhr entschlief unsere liebe Frau, Mutter, Großmutter und Schwiegermutter

Katharina Prüßmann
geb. Holst

zu besserem Erwachen.
Dies zeigen allen Verwandten und Bekannten an die trauernden Hinterbliebenen

                                                  H. Prüssmann und
                                                    H. Retelstorf u. Frau.

Schönberg, den 9. Februar 1892.
Die Beerdigung findet am Sonnabend Nachmittags 3 Uhr statt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 14. Februar.

Vormittagskirche: Consistorialrath Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Krüger.
   Amtswoche: Consistorialrath Kaempffer.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 7.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Februar 1892.


- Die in Cleve wohnende Prinzessin Albrecht zu Waldeck und Pyrmont, geb. Prinzessin Hohenlohe, erlitt vor zwei Tagen einen schweren Unfall. Dieselbe war, gefolgt von einem Reitknecht in den Nachmittagsstunden ausgeritten und hatte kaum ihre Wohnung verlassen, als das Pferd durchging. Der nachfolgende Diener gab sich alle Mühe, das dahinrasende Pferd der Prinzessin einzuholen, doch vergebens. Letztere kam zu Fall, blieb im Bügel hängen, wurde noch eine kurze Strecke geschleift und machte sich dann glücklich frei. Die Reiterin erlitt mehrere Verrenkungen und Quetschungen, sowie innere Verletzungen.
- Dr. Metzger behandelt die Zarin täglich zwei Mal; sein tägliches Honorar beträgt, wie aus Petersburg berichtet wird, 1400 Mark außer den Reisekosten. Derselbe bleibt noch einen Monat in Petersburg.
- Die deutschen, niederländischen, belgischen und englischen Schiffahrts=Gesellschaften, welche den Verkehr mit Newyork vermitteln, sind übereingekommen, auf der Ausreise wie auf der Heimreise stets den gleichen Kurs zu verfolgen. Da die Kurse verschieden sind, so sind Zusammenstöße der Dampfer unter sich ausgeschlossen, aber auch der Dampfer mit anderen Schiffen, weil diese nun genau wissen, welchen Weg die Schubschiffe verfolgen und diesen Weg meiden werden.
- In einem Pferdebahnwagen in Berlin ließ ein Russe eine Brieftasche liegen, bei deren Oeffnung sich 21 000 Rubel vorfanden. Bis jetzt hat sich der Eigenthümer noch nicht gemeldet.
- Am Sonnabend brach in der Aktienbrauerei Marienthal bei Wandsbeck ein furchtbares Feuer aus und zerstörte sämmtliche Lagerräume für Hopfen und Malz. Der Schaden beträgt eine halbe Million. Dem Brande wurde erst durch die Hamburger Feuerwehr Einhalt gethan.
- Aus Bremen wird vom Sonnabend gemeldet, daß von der Post der "Eider" von 595 Briefsäcken noch 42 unter Deck im Wasser liegen, deren Bergung durch Taucher versucht wird, sobald das Wetter es gestattet. Inspektor Leist vom Lloyd telegraphierte ferner, daß die Dampfer "Newa" und "Belos" fertig seien, um an die Längsseite der "Eider" zu gehen; die Bergungsdampfer "Berthilde" und "Hermes" würden erwartet; die Taucher hätten die Steuerbordseite des Dampfers untersucht und keine Beschädigung gefunden. Die Backbordseite sowie das Hintertheil des Schiffes seien bisher wegen Seeganges nicht zugänglich. Das Passagiergepäck sei jetzt vollständig gelandet worden. Der Kapitän Heinecke und 6 Personen blieben einstweilen an Bord. Der Rest der Leute werde mit der "Aller" nach Bremerhaven zurückkehren.
- In Frankfurt a. M. erstattete der Vorsitzende Dominé von einer gut besuchten Versammlung von Buchdruckern und Schriftgießern Bericht über die augenblickliche Lage: Er bestätigte, daß der Streik etwa zwei Millionen verschlungen habe, gab speziell der Presse Schuld, daß der Streik in Frankfurt ungünstig verlaufen sei, verneinte aber eine absolute Niederlage der Gehülfen, von denen ein großer Theil heute auf Grund der bewilligten Forderungen arbeite. Er forderte dann die dort in Arbeit stehenden Kollegen auf, ihr Möglichstes für die Arbeitslosen durch erhöhte Beiträge zu thun, von den jüngeren, durch nichts gebundenen Gehülfen erwartet er sofortige Abreise, um den älteren und verheiratheten, von denen 73 dort konditionslos sind, die Arbeit zu sichern.
- Die in Mainz erscheinende "Deutsche Wein=Zeitung" beschäftigt sich in ihrer jüngsten Nummer mit einer Eingabe der Wiesbadener Handelskammer an das Reichskanzleramt, worin das Verfahren französischer Champagnerfirmen, welche zur Ersparung des hohen Flaschenweinzolles Champagner in Fäßchen ins deutsche Zollinland senden und hier verarbeiten lassen, als "illoyal" bezeichnet wird. Es handelt sich speziell um die Firma C. Mercier in Eperney, die laut Zollquittungen im Betrage von über 200v000 Mk. alljährlich gegen 300 Stück Wein an ihre Filiale nach Luxemburg - deutsches Zollinland - sendet, dort den Wein auf Flaschen füllt und als echte Marke ihres Hauses in den Handel bringt. Das Eingangs genannte Fachblatt findet dieses Verfahren, obschon es der deutschen Konkurrenz unbequem sein mag, doch durchaus korrekt und nichts weniger als "illoyal", denn französischer Champagner bleibt, was er ist, auch wenn er von Epernay nach Luxemburg gesendet und dort erst abgefüllt wird.
- Auf der Henrichshütte bei Hattingen an der Ruhr waren der Walzmeister Conrads und der Vorarbeiter Gremm damit beschäftigt, Stahlblöcke im Gewicht von 7000 Kilogramms mittelst eines eisernen Handwagens nach einer entfernten Betriebsstelle zu schaffen. Als sie auf dem Wege einen mit Eisenplatten überdeckten Aschenkanal passieren wollten, löste sich eine der Platten und die beiden Männer stürzten mit den schweren Stahlblöcken in die Tiefe. Erst nach langer und mühevoller Arbeit gelang es, die Verunglückten als gräßlich zugerichtete Leichen hervorzuziehen. Die mächtigen Blöcke hatten sie vollständig zerdrückt.
- In Königsberg in P. beginnt die Arbeitslosigkeit großen Umfang anzunehmen. Wie vor einigen Jahren, so sammelten sich auch am Sonnabend morgen ca. 200 beschäftigungslose Arbeiter vor dem Magistratsgebäude, um wegen Schaffung von Arbeitsgelegenheit vorstellig zu werden. In einer außerordentlichen Magistratssitzung wurde daraufhin beschlossen, 4 bis 500 Mann bei einem Tagelohn von 1,20 bis 1,40 Mk. zu beschäftigen.
- Ein junges deutsches Ehepaar, das sich auf seiner Hochzeitsreise in Italien befindet, hatte am Mittwoch v. W. ein unangenehmes Abenteuer zu bestehen. Das junge Paar hatte in Porto Mauricio an der Riviera den Schnellzug bestiegen, der um 8 Uhr 40 Minuten Vormittags nach Genua abfährt. Sie fuhren allein in einer Abtheil 1. Classe. In dem langen Tunnel "Besta" zwischen Oneglia und Diano Marina öffnete sich plötzlich die Coupeethür und es stiegen zwei Kerle hinein, die dem Ehemann bedeuteten, daß er ihnen seine Börse und Brieftasche anvertrauen möge. Dem Ueberfallenen blieb nichts übrig, als diesem Wunsche zu willfahren. Aber ehe noch die Räuber die Abtheilung wieder verlassen hatten, begann der Zug zu bremsen. Die Räuber sprangen sofort hinaus, konnten aber, als der Zug still stand, leicht dingfest gemacht und dann der Polizei übergeben werden. Dieser befriedigende Abschluß des Abenteuers ist der jungen Frau zu verdanken, die Geistesgegenwart genug besaß, die Sicherheitsklingel in Wirksamkeit zu setzen, während sich die Räuber mit ihrem Mann beschäftigten.
- In Wien hat in der Nacht zum Sonnabend ein Schutzmann auf seinen Vorgesetzten, den Sicherheits=Inspector Reininger, mit dem Dienstrevolver geschossen, weil dieser ihm im Wachtlocale Vorwürfe über Dienste machte und mit Anzeige drohte. Die Kugel ging oberhalb des Auges in den Schädel und steckt im Gehirn. An dem Aufkommen des Verwundeten wird gezweifelt. Der Schutzmann Schlag, der in seinem Jähzorn zur Waffe gegriffen, wurde verhaftet und ist, seitdem er zur Besinnung gekommen, in Verzweiflung über seine That.
- Der Krakauer Professor Adamkiewitsch hat am Montag in der Wiener Universitätsklinik durch Injektionen geheilte Krebskranke vorgeführt und sich dahin ausgesprochen, daß die Wirksamkeit des Mittels zweifellos sei. Die Professoren Billroth und Kundrot haben dagegen die Sicherheit des Mittels angezweifelt.
- In der Pastetenfabrik Pantanella zu Rom brach am Sonnabend Abend Feuer aus. Der König, welcher im Begaff war, sich zu einer Ballfestlichkeit nach der unweit der letzteren belegenen Fabrik zu begeben, eilte ebenfalls zur Brandstelle. Eine überaus zahlreiche Volksmenge begrüßte den

[ => Original lesen: 1892 Nr. 13 Seite 6]

König sowohl bei seinem Eintreffen, wie beim Verlassen der Brandstätte mit lebhaften Kundgebungen. Vernichtet wurden für 700 000 Lire Mehl, ferner für 2 Millionen Lire Weizen und für mehrere Hunderttausend Lire Nudeln. Da die Fabrik ganz niedergebrannt ist, sind 200 Arbeiter brotlos.
- Ein heftiger Sturm richtete in ganz Nord=Spanien schwere Verwüstungen an. Ein norwegischer Dampfer und eine englische Schaluppe scheiterten. Das Ebrothal ist zu dreiviertel überschwemmt; der Tajo überflutete das ganze untere Pyrenäen=Gebiet. Die Noth der von der Ueberschwemmung Heimgesuchten nimmt einen große Besorgniß erregenden Umfang an.
- In San Antonio (Texas) hat sich kürzlich ein unter den Namen Otto Hauser bekannter Mann entleibt. Inzwischen soll unzweifelhaft festgestellt worden sein, daß der Selbstmörder der russische Nihilist Padlewski sei, derselbe, der in Paris den russischen General Seliverstow ermordet hat.
- Das "Hotel Royal" in Newyork, das am Sonntag Morgen vollständig niedergebrannt ist, war eines der ältesten Hotels. In 15 Minuten, ehe noch die Feuerwehr angekommen war, hatte sich das Feuer über das ganze Haus verbreitet. Die Insassen wurden entweder durch die Feuerwehr gerettet oder sie sprangen aus den Fenstern auf die Straße hinab, wobei viele schwere Verletzungen erlitten. Die Verluste werden noch verschieden angegeben; es wird angenommen, daß 50 bis 100 Personen erstickt oder in den Flammen umgekommen sind.
- Aluminium, jenes so überaus leichte Metall, das in letzter Zeit zu hundert Gegenständen des Kunstgewerbes und der Industrie Verwendung gefunden hat, soll auch jetzt bei Bauten Anwendung finden. Bei Bogenkonstruktionen kommt sehr das geringe Gewicht des Materials in Betracht. Es berichtet jetzt ein amerikanisches Fachblatt, daß die Kuppel des Turmes der neuen City Hall in Philadelphia aus Aluminium konstruirt werden solle. Das Gewicht der Kuppel wird dadurch ganz bedeutend vermindert (man nennt 400 Tonnen), und außerdem wird, da Aluminium unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht oxidirt, der ganze jetzige und künftige Anstrich gespart. Das Haupthinderniß in der Verwendung des Aluminiums bei Bauten dürfte einzig im Preise liegen, denn obwohl er jetzt ein verhältnißmäßig niedriger ist, so steht er doch noch viel zu hoch, um Eisen ersetzen zu können.
- Die Quittungskarten der Invaliditäts= und Altersversicherung für diejenigen Personen, die solche Karten wegen der Art ihrer Beschäftigung regelmäßig bei sich zu führen haben, befinden sich oft in einem widerwärtigen Zustand, der insbesondere das Schreiben darauf im höchsten Maße erschwert. Für solche Fälle sei darauf hingewiesen, daß derartige Quittungskarten, noch bevor alle 52 Felder mit Marken beklebt sind, umgetauscht werden können, ohne daß daraus Kosten entstehen. Arbeitgeber, in deren Hände solche Quittungskarten gerathen, sollten daher die Arbeitnehmer veranlassen, den Umtausch bei der zuständigen Ortspolizeibehörde zu bewirken.
- Siemenssches Drahtglas. Der Name "Siemens" verbindet sich bekanntlich mit einer Reihe der hervorragendsten Erfindungen der Neuzeit. Zur Zeit erregt wieder eine neue Erfindung Aufsehen, welche in den Friedrich Siemensschen Glaswerken in Dresden gemacht worden ist. Dieselbe besteht in der Herstellung eines sogenannten Drahtglases von ungemeiner Wiederstandsfähigkeit. Die Bezeichnung rührt aus einer Einlage von Draht her, welche man dem Tafel= oder Hohlglase in flüssigem oder plastischem Zustande gegeben hat. Dieses Drahtglas wird in Stücken von 8, 10, 15, 20 und 25 Millimeter gefertigt. Wenn das Glas auch wirklich unter Druck oder gewaltiger Hitze Sprünge erhalten hat, so bildet seine Drahteinlage noch immer eine dauerhafte Verbindung, welche jedes Auseinanderfallen in Scherben verhindert. Es leuchtet ein, daß ein solches Material für bauliche Zwecke von erheblicher Bedeutung ist. Die Glaswerke zu Dresden sind von Haus Siemens errichtet und nach dessen im Jahre 1867 erfolgten Tode von Friedrich Siemens übernommen worden. Beide sind bekanntlich Brüder des Berliner Werner Siemens.
- Verjüngungsbäder - eine sensationelle Neuheit! Hochwichtig vor allem für das schöne Geschlecht, bei dem ja der verzeihliche Wunsch, ewig jung zu bleiben, besonders rege ist! Der Wundermann, der die menschliche Haut erfrischen und verjüngen kann, der alle Fältchen und Falten glättet, ist der polnische Hofrath v. Narkiewicz=Jodko, und sein Zaubermittel sind - elektrische Bäder! Es wird bei diesem Verfahren ein gewisses Quantum atmosphärischer Elektricität dem Bade= oder Waschwasser zugeführt und ihre Einwirkung auf die menschliche Haut soll geradezu überraschend sein: ältere Personen erhielten, wie Herr v. Narkiewicz versichert und durch Zeugnisse hochgestellter Damen der Petersburger und Pariser Gesellschaft auch belegt, einen Teint, der an rosiger Frische demjenigen eines 17jährigen Mädchens nichts nachgiebt. Die Prozedur ist dabei weder beschwerlich noch gesundheitsschädlich, im Gegentheil, das elektrische Bad fördert die Blutzirkulation unter der Haut und wirkt so belebend auf den ganzen Organismus. Leider, leider hat das Ding wie alles in der Welt auch seine Schattenseite. Die Verjungung währt - nur sechs bis zehn Stunden, sie würde also gerade nur für eine Ballnacht ausreichen. Vielleicht gelingt es noch, die Dauer der Wirkung zu verlängern.
- Die japanische Klettergurke. Ein vollständiger Umschwung auf dem Gebiet der Gurkenzucht steht durch Einführung einer aus Japan importirten Gurkensorte, welche wie die Erbse und Bohne an Reisern und Stangen in die Höhe rankt, bevor. An jeder Pflanze wachsen 20-25, die alten Sorten an Werth weit übertreffende Gurken. Der Same ist noch etwas teuer und nur bei größerem Bezug stellt sich das Korn auf 5 Pfg.
- Den Landleuten ins Stammbuch seien nachstehende Strophen empfohlen:
      1. Es ist kein Wässerchen so klein,
          Es bringt einen Zentner Heu Dir ein.
      2. Nur dem wird die Kette vom Wagen gestohlen,
          Der zu faul ist, sie abends ins Haus zu holen.
      3. Das Wetter erkennt man am Wind, den Bauern am Rind,
          Den Vater am Kind, den Herrn am Gesind'.
      4. Beim Pferdehandel und Rinderkauf
          Thue die Augen oder den Beutel auf.
      5. Gilt's um einen Hahn zu rechten, sei gescheidt,
          Nimm Du ein Ei dafür und laß den Streit.
      6. Prozesse, Flaschen und Wirthshaus
          Rufen den Bettelsack ins Haus.
      7. Lieber das erste Mädchen von der Straßen,
          Als sich eine reiche Verwandte aufschwatzen lassen.
      8. Der Mann fährt mit dem Wagen nicht soviel ins Haus,
          Als die Frau mit der Schürze kann tragen heraus.
      9. Der rothe Hahn auf dem Dache ist nicht so schlimm
          Als ein Faß Branntwein im Keller drin.
    10. Treibst Du auf schlechte Weide die Kuh,
          Verlierst Du die Milch und den Mist dazu.
    11. Derjenige ist ein großer Sünder,
          Der mehr an sein Vieh denkt als an die Kinder.
    12. Gute Schulen am rechten Platz,
          Sind für die Gemeinden ein großer Schatz,
          Aber zu Haufe gute Zucht,
          Die bringt erst die rechte Frucht.
- Vom Postschalter. Am Schalter erscheint schüchtern und verschämt ein dralles Mädchen und überreicht eine an einen Knecht in der Provinz Posen adressirte Posteinzahlungskarte: "Für Schatz meiniges", sagt die Maid stockend; "soll sich kaufen für 5 Mk. Winterjacke wollene zu Weihnachten," - "Schön", sagte der Beamte, "wo haben Sie die 5 Mark?" - "Is sich dabei" - "Wo denn?" - "Is sich ja hier," sagt das Mädchen, dreht die Karte um, und richtig, das Geld befindet sich auf der Rückseite. Die Kluge hatte einen Fünfmarkschein auf die Anweisung genäht.
- Kleiner Irrthum. Lehrer (erklärend): Der Löwe ist im allgemeinen bösartig. Er wird nur wild, wenn man ihn - Nun? Schüler (schweigt.) Lehrer (nachhelfend): Nun, wenn man ihn rei - rei - ? Schüler (plötzlich): Wenn man ihn reiten will.
- Leichter Beruf. Herr: "Ich harre Ihrer Zusage auf meine Werbung, lassen Sie mich nicht so lange schmachten!" - Reiches Mädchen: "Ja, ich kenne Sie doch noch zu wenig, was haben Sie denn eigentlich für einen Beruf? - Herr: "Wenn Sie "Ja" sagen, Rentier!"


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