No. 80
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. Oktober
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 1]

Der Württemberger "Staatsanzeiger" bringt ein Manifest, worin König Wilhelm kundgiebt, daß er kraft des Erbfolgerechtes die Regierung angetreten habe und unverbrüchlich an der Verfassung festhalten werde. Ferner enthält das Manifest eine Ansprache an das Volk, worin der König von neuem verheißt, die Verfassung zu wahren, ferner die Gottesfurcht zu pflegen, den Armen und Schwachen ein Freund und Helfer, und ein eifriger Hüter des Rechts zu sein. In seiner Stellung als deutscher Regent werde er unerschütterlich zu den Verträgen halten, welche das deutsche Vaterland begründeten.
Ueber den nunmehrigen König Wilhelm II von Württemberg macht die Münch. Allg. Ztg. nähere Angaben, denen wir folgendes entnehmen: Der neue König ist der Sohn einer Schwester des Königs Karl, der Prinzessin Katharina und des Prinzen Friedrich von Württemberg (gestorben 9. Mai 1870), eines Geschwisterkindes des letzten Königs. Er wurde geboren am 25. April 1848. Das stille Palais gegenüber dem alten Schloß, in welchem seine Muter, Prinzessin Katharina, heute noch residiert, war der Schauplatz der Knabenjahre des jetzigen Königs. Vorzügliche Männer, wie der nachherige Prälat von Günther und der spätere General von Link, waren seine Erzieher. Ein fröhlicher Kreis erlesener Altersgenossen theilte seine Spiele; von seinen Lehrern aber konnte man hören, welch' klares Denken, welche sichere Urtheilskraft und welches unverrückbare Pflichtgefühl der Prinz in seinen Lehr= und Studienjahren an den Tag legte. Ruhige Verständigkeit und ernste Gewissenhaftigkeit bildeten die Pole seines Wesens, und einfache Gediegenheit war das Gepräge seines Charakters. Während und nach den Universitätsjahren in Tübingen und Göttingen - hier schloß er sich den Bremensern, dort den Schwaben an - nahm der damalige Prinz an den Kriegen 1866 und 1870 an der Seite der württembergischen Truppen theil, wobei er das Militärverdienstkreuz und das Eiserne Kreuz erwarb.
In Stuttgart fand am Mittwoch die Vereidigung der dortigen Garnison in der Infanteriekaserne statt. Anwesend waren die Infanterie=Regimenter Nr. 119 und 125 und das 19. Ulanen=Regiment. Ein evangelischer Geistlicher, Prälat Müller, hielt die Ansprache, der katholische Geistliche Zimmerle sprach das Schlußgebet. Zum Schluß brachte der Kommandant von Stuttgart ein dreifaches Hurra auf den König Wilhelm und den Kaiser aus.
Am Donnerstag hat sich der Bundesrath mit dem Gesetzentwurf über die Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke beschäftigt. Der Entwurf ist den Ausschüssen für Handel und Verkehr und für Justizwesen überwiesen worden.
Ein alter russischer Militär schildert in einem Briefe an den Grashdanin aus Paris die Eindrücke, welche er daselbst empfangen hat. Der Briefschreiber erklärt, die russischen Sympathien der Franzosen seien keineswegs ein Erzeugniß sorgfältiger Erwägung; dieselben würden nur auf den Lippen getragen als Ausfluß einer fröhlichen Stimmung. Ernst sei es ihnen damit nicht; dagegen habe die instinktive, unbesiegbare Furcht der Franzosen vor Preußen eine sehr ernste Bedeutung. Diese Furcht dränge die Franzosen zu Rußland. Die französischen Soldaten seien in Uniform gesteckte Bauern; sie sähen aus wie eben aus dem Krankenhaus Entlassene. Der Mangel an Reinlichkeit falle in die Augen; außerdem mangele es an geistiger Erziehung, Kühnheit und an körperlicher Kraft.
Nach Petersburger Meldungen wird die russische Kaiserfamilie bis gegen den 20. Oktober in Kopenhagen bleiben.
In St. Petersburg ist die Ansicht verbreitet, daß der Zar Ende October dem Berliner Hofe bei Gelegenheit seiner Rückreise von Kopenhagen einen Besuch abstatten werde. Es verlautet ferner, der russische Minister des Auswärtigen, v. Giers, werde seine Ferienreise so einrichten, daß er mit dem Zaren in der deutschen Hauptstadt zusammentreffe.
Ein charakteristisches Licht auf den im russischen Offizierskorps herrschenden Geist wirft folgende aus St. Petersburg kommende Nachricht: In der zweiten Druschnia des kaukasischen Militärbezirks sind großartige Unordnungen vorgekommen, so daß das gesammte jüngere Offizierkorps versetzt werden mußte.
Der "Standart" erhält aus Odessa die Nachricht, daß in der Umgebung von Baku Tausende von Bauern Hungers sterben. Aehnliche Berichte liegen aus anderen Districten vor.
Wie aus Pallanza gemeldet wird, ist im Befinden der Königin von Rumänien eine Besserung eingetreten. Die Kranke ist ruhiger und die Kräfte beginnen zuzunehmen.
In Deutschostafrika scheint, nach Mittheilungen aus Sansibar, fortgesetzt gekämpft zu werden. Leutnant Prince von der Schutztruppe ist erfolglos von einer Rekognoszierung gegen die Wahehes zurückgekehrt. Zwanzig schwarze Soldaten der Schutztruppe seien neuerdings in die Hände der letzteren gefallen. Leutnant Prince war einer amtlichen Depesche zufolge mit der 8. Compagnie der Schutztruppe nach Kondoa geschickt worden, anscheinend um etwaige Spuren der zersprengten Expedition v. Zelewskis aufzusuchen und die in der Nähe befindlichen Missionen zu schützen. Weiter meldet man Kämpfe der Eingeborenen untereinander. Die Massais sollen gegen die Wahehes ziehen. Der belgische Kapitän Jacques, welcher von Deutschostafrika aus auf einem Zuge in den Kongostaat begriffen ist, habe Gefechte mit den Wagogos gehabt. In Ugogo, dem Lande Wagogos, herrsche Hungersnoth. Von dem Brüsseler Direktorium der Antisklaverei=Gesellschaft wird die Nachricht, daß die Wahehes die vor Kurzem unter Führung des Hauptmanns Jacqueus abgegangene belgische Expedition angegriffen hätten, für falsch erklärt. Von Emin sei noch immer keine Nachricht eingegangen.


- Der Meckl. Landtag ist zum 18. November d. J. nach Sternberg ausgeschrieben.
- Neustrelitz, 10. Oct. Heute sind 150 Jahre seit der Geburt des Herzogs Carl, nachmaligen ersten

[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 2]

Großherzog von Mecklenburg=Strelitz, verflossen. Als zweiter Sohn von 10 Kindern des Herzogs Carl Ludwig und dessen Gemahlin, der Prinzessin Elisabeth Albertine, Tochter des weil. Herzogs von Sachsen=Hildburghausen, geboren, folgte er am 2. Juni 1794 seinem Bruder, dem Herzog Adolph Friedrich IV. in der Regierung. Er war zweimal vermählt: 1768-1782 mit der 1752 geborenen Prinzeß Friederike, Tochter des weiland Prinzen Georg von Hessen=Darmstadt, und zwei Jahre nach dem Tode derselben (1784) mit deren Schwester Charlotte (geb. 1755), die im Jahre darauf im Wochenbette starb. Der ersten Ehe entsprossen 10 Kinder, darunter die nachmaligen Königinnen Louise von Preußen und Friederike von Hannover und der Vater unseres regierenden Landesherrn, der Großherzog Georg. Der zweiten Ehe entstammte der Herzog Carl, der 1837 in Berlin als commandirender General des preußischen Gardecorps starb. Großherzog Carl, der am 15. Juni 1815 die Großherzogliche Würde annahm, starb am 6. November 1816. L. Z.
- Wegen Tumults ist am Dienstag Abend eine sozialdemokratische Versammlung im sechsten Berliner Wahlkreise, in welcher Liebknecht sprechen sollte, polizeilich aufgelöst worden, noch ehe die Rede begonnen hatte. Die feindlichen Brüder innerhalb der Sozialdemokratie geriethen wieder derartig aneinander, daß der anwesende Polizeioffizier die Auflösung aussprach.
- Ein Berliner Augenarzt hat einen äußerst kräftigen Magneten, von einer Tragfähigkeit von dreißig Pfund, erfolgreich dazu verwendet, um Eisensplitter aus den Augen wieder zu entfernen.
Ueber die Lage des Berliner Baumarktes stellt die "Baugew.=Ztg." einige Betrachtungen an, denen folgende Daten entnommen seien: Die Bauthätigkeit hat jetzt sehr nachgelassen und viele Bauarbeiter sind unbeschäftigt. Die Baumaterialien haben in diesem Jahre einen so niedrigen Preis gehabt, wie seit vielen Jahren nicht. Da nun auch die Löhne gegen die Vorjahre sich etwas niedriger gestellt haben, so sind billige Häuser gebaut worden. Dagegen kann man von einem Heruntergehen der Baustellenpreise noch nicht sprechen, weil die Baustellen sich meist in Händen von reichen Leuten befinden. Die Baugelder sind knapp und oft gar nicht zu haben Man fürchtet deshalb auch nach dem ersten October das Zunehmen der Subhastationen. Von einer Wohnungsnoth ist jetzt noch nicht zu sprechen, da etwa 8000 bis 9000 Wohnungen leer stehen; bei rund 390 000 Wohnungen ist dies aber auch kein hoher Satz. Es kommt auf 38 Wohnungen eine leere.
- Mit einem Agio von 1 bis 2 Mark pro Stück sind in den letzten Tagen 20=Markstücke, die das Bildniß des Kaisers mit dem Vollbart tragen, gehandelt worden. Diese Goldstücke, welche zuerst von der Reichsbank in Posen ausgegeben werden, sollen vorzüglich ausgeführt sein.
- Eine eigenthümliche Störung hat eine Hochzeit in Köpnick bei Berlin erlitten. Die Braut, Frl. F., hatte am Vorabend des Hochzeitstages ihr Brautkleid noch nicht erhalten, die wiederholt abgehenden Boten wurden mit nichtigen Vorwänden vertröstet, und als am Hochzeitstag früh die ungeduldige Braut sich selbst in die Wohnung des Schneiders begab, fand sie das Brautkleid zwar fix und fertig, aber - von einem Gerichtsvollzieher versiegelt vor. Die in diesen Dingen unerfahrene junge Dame wollte das Kleid sofort selber mitnehmen, der Schneider machte sie aber auf die bedenklichen Folgen einer Anklage wegen Arrestbruches aufmerksam. Da zur Trauung nur noch wenige Stunden fehlten und dieselbe nicht aufgeschoben werden konnte, mußte der Brautvater gute Miene zum bösen Spiel machen und das Hochzeitskleid beim Gerichtsvollzieher auslösen.
- Die Einstellung eines zweiten "Butterzuges" von Ostpreußen nach Berlin wird jetzt vom Vorstand des ostpreußischen landwirthschaftlichen Centralvereins angestrebt. Zur Zeit geht jeden Sonnabend ein "Butterzug" von Tilsit nach Berlin ab.
- Am Mittwoch ist in Bremen die 7. Jahresversammlung des Allgemeinen evangelisch=protestantischen Missionsverein eröffnet worden.
- In Posen hatte ein Dreher 160 Mark in Gold gestohlen und verschluckte dieselbe, als er Entdeckung fürchtete. Der Magen sträubte sich aber gegen die ihm zugemuthete Verdauungsarbeit und es traten derartige Beschwerden ein, daß der Schluckkünstler einem Arzt das Geständniß ablegen mußte. Der Arzt entzog ihm auf dem üblichen Wege auch glücklich sieben Goldstück, das achte liegt dem Dreher noch im Magen.
- Die Liebfrauenmilch. Der weltberühmte rheinhessische Wein, die "Liebfrauenmilch", wird nun bald noch seltener werden, als er seither schon war. Zwei Drittel des Geländes des Liebfrauenstiftes, auf wachem dieser kostbare Wein, der durch seine feine Würze und Blume einen Weltruf sich erworben hat, wächst, müssen der neuen Wormser Hafenanlage zum Opfer fallen. Die vorzüglichste "Liebfrauenmilch", so wird aus Rheinhessen geschrieben, gedeiht nur auf einem Terrain von 3/8 Hektaren. Wohl wird auch noch der in dem 3/4 Hektar großen angrenzenden sogenannten Kapuzinergarten, sowie der in dem 2 1/2 Hektar großen angrenzenden übrigen Weingelände wachsende Wein für "Liebfrauenmilch" angesehen, doch ist sie keine echte. Da also von diesem ganzen nicht einmal 4 Hektar großen Gelände 2/3 wegfallen, so verbleibt nur noch ein Stück Gelände von nahezu 1 1/4 Hektar Größe übrig, auf welchem noch Liebfrauenmilch wachsen wird. Die Liebhaber eines guten Tropfen, welche seither schon mit großem Mißtrauen die vermeintliche "Liebfrauenmilch" schlürften, haben nur in der Zukunft noch viel mehr Ursache, die "Liebfrauenmilch" gründlich auf ihre Echtheit zu prüfen oder prüfen zu lassen. Für viele Leser dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, zu welchem Preise dieses Gelände angekauft werden mußte. Für eine hessische Klafter oder 6 1/4 []Meter mußte die Stadt Worms bis zu 70 Mk. bezahlen, was für den hessischen Morgen oder für 2500 []m das nette Sümmchen von 28 000 Mk. ausmacht. Im Ganzen kommt demnach das Weinbergsgelände, welches nicht ganz zehn Morgen groß ist, nahezu auf 300 000 Mk.
- Der jüngst in München verstorbene Graf Aloys v. Stepperg zählte nächst der Familie Thurn und Taxis zum reichsten Adel Baierns. Sein ganzes Vermögen, welches auf 30-40 Millionen Mk. geschätzt wird, geht auf den Grafen Ernst von Moy über, welcher des Verstorbenen illegitime Tochter zur Frau hat. Graf Moy wird dadurch plötzlich einer der reichsten Adeligen in Baiern.
- Die Stadt Stuttgart kaufte die Wasserkraft des Neckar in Marbach für 270 000 Mk.


Seiden=Damaste schwarze, weiße und farbige v. Mk. 2.35 bis Mk. 12.40 pr. Met. (ca. 35 Qual.) - versendet roben= und stückweise porto= und zollfrei das Fabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Doppeltes Briefporto nach der Schweiz.


Anzeigen.

Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Wahrsow nebst der Pertinenz Lenschow, welche Johannis k. J. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainenamte Termin auf

Montag, den 2. November d. J.
Vormittags 11 Uhr

anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hierdurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 3000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Amtsregistratur eingesehen und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Wahrsow in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 4. October 1891.

Großherzoglich Mecklb. Domainen=Amt.
Cl. v. Oertzen.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 3]

Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 14. October d. J., Nachmittags 1 1/2 Uhr sollen auf der Ziegelei zu Hammer bei Mölln i. L.

1. ein circa 500 Meter langer Schienenstrang. - Eisenbahnschienen nebst Zubehör und Schwellen - und
2. 250 Meter Feldeisenbahn nebst Kippwagen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 10. October 1891.

                                                    C. Staffeldt. Gerichtsvollzieher.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 14. October d. J., Nachm. 2 Uhr, sollen auf der Ziegelei zu Hammer

circa 21 mille Dachpfannen,
circa 103 mille Mauersteine,
circa 250 mille Kluststeine,
mehrere Tausend Drains in verschiedenen Größen, 3 Kippwagen, Bruchsteine u. a. m.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 9. October 1891.

                                                    C. Staffeldt. Gerichtsvollzieher.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Mittwoch, den 15. Oktober d. J., Nachmittags 1 Uhr sollen auf der Ziegelei zu Hammer

35 Mille gebrannte Mauersteine

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 8. October 1891.

                                                    Staffeldt. Gerichtsvollzieher.


Meine zu Duvennest belegene                          
Büdnerei

bestehend aus Wohnhaus, Stall, Garten, Land und Wiese beabsichtige ich wegen Krankheit unter der Hand zu verkaufen. Reflectanten wollen sich wenden an den Hauswirth Hagen zu Duvennest.

                                                    Büdner J. Wittfoth.


Alt. renom.                                                    
Bier=Depot i. Hamburg

i. z. verkaufen. Alleinige Vertretung e. Münchener Brauerei; jährl. Verd. nach Abzug aller Unkosten 6-7000 M. Beweis Brauereibuch. Das Geschäft ist für Herren jeden Alters passend, da es Fachkenntnisse u. anstrengende Thätigkeit nicht erford.

Näheres C. Kragelund, kl. Schäfergang 46, Hamburg.


Ia. böhmische Salonkohlen
ab Bahnhof in ca. 8 Tagen zu liefern empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Feierabendschule.

Der Unterricht wird laut Beschluß der Generalversammlung vom 8. April d. J. in diesem Winter an drei Abenden ertheilt und sind dazu die Wochentage Montag, Dienstag und Donnerstag bestimmt worden und zwar wie in vergangenen Jahre von 7 1/2 bis 9 1/2 Uhr. - Zu der am Dienstag, den 13. Oktober stattfindenden Eröffnungsfeier ladet die Mitglieder des Schulvereins, besonders die Obermeister sämmtlicher Innungen höflichst ein

                                                    Der Vorstand.
I. A.: H. Retelsdorf.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem hochgeehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in dem neuerbauten Hause Marienstraße Nr. 51 eine

Fein-, Weiß- & Grob-Bäckerei
und Mehlhandlung

eröffnet habe. - Indem ich bestrebt sein werde, nur gute Waare zu liefern, bitte ich mein Unternehmen gütigst zu unterstützen.

                          Hochachtungsvoll
                                                    H. Callies.


Geschäfts=Eröffnung.

Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zur Nachricht, daß ich am heutigen Tage ein

Barbier= & Friseur=Geschäft

eröffnet habe. Zugleich empfehle ich mich im Zahnziehen, Schröpfen u. s. w. sowie Haarbrennen. Flechten von ausgekämmten Haaren werden prompt und billig angefertigt.
Schönberg, den 12. October 1891.

                                                    H. Fick jun.
                                                    Barbier & Friseur.
                                                    192 Siemzerstraße 192.


Stassfurter Kainit
empfiehlt billigstens                          
                                                    Aug. Spehr.


Offerire heute, ab Bahnhof
gelbe Eßkartoffel.
                                                    J. H. Freitag.


Gesucht

zum 1. Nov. eventl. einige Tage früher für die neu errichtete städtische Central=Molkerei=Dortmund in Westphalen:
Zwei tüchtige junge Leute als Milchverkäufer bei Handkarren. Jahreslohn bei Tantieme und einem täglich. Tagelohn von 50 Pf. circ. 6-700 M. jährlich bei freier Station.
1 junger zuverlässiger Knecht, der die Anfuhr der Milch von der Bahn besorgt und andere Arbeiten und Fuhren verrichtet. Jahreslohn bei freier Station 300 Mk.

Meldungen erbittet                                                    
                                                    Inspector Schütt,
                                                    z. Z. Hotel Kölnischer Hof Dortmund.


Antisclaverei--Geld-Lotterie
Ziehung
1. Kl. 24.-26. Nov. 1891.
2. Kl. 18.-23. Jan. 1892.
Verloost werden
4 Millionen
baar ohne Abzug.
Jedes II Loos gewinnt.
Antisklaverei-Geld-Lotterie.
Originalloose I. Kl. 1/1 M. 21, 1/2 M. 10,50, 1/10 M. 2,10. Betheiligungsscheine für beide Klassen an 100 Orig.=Loosen M. 48, an 50 Orig.=Loosen M. 24.
Original-Voll-Loose 1. u. 2. Kl. gültig 1/1 M. 42, 1/10 M. 4,20, 1/20 Vollantheile M. 2,50, 10/20 verschiedene Nummern M. 24.
Amtl. Liste und Porto 50 Pfg. (Einschreiben 20 Pfg. extra).

Rob. Th. Schröder, Haupt-Collecteur, Lübeck.
Bestellungen geschehen am bequemsten auf d. Abschn. e. Postanw. u. bitte ich d. Namen recht deutlich zu schreiben.
In Stettin und Lübeck findet die Ausz. der Gew. statt. Der Versand der Loose erfolgt von Lübeck.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 4]

G. Frey, Photograph,
Siemzer-Strasse 195 (Hinterhaus),
empfiehlt sich für alle in sein Fach schlagende Arbeiten. Aufnahem von Häusern etc.

NB. Es werden nur gute ähnliche Bilder gemacht und nicht gefallende kostenlos zurückgenommen.

Schönberg i. M., den 12. October 1891.                          
                          Hochachtungsvoll
                                                    G. Frey.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs, Sonnabend, den 17. d. Mts.,

Commers

in Herrn Wieschendorf's Hotel, Abends 8 Uhr, wozu die Kameraden und alle patriotisch Gesinnten von Stadt und Land freundlichst einladet

                                                    Der Vorstand.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.

Zur Feier des diesjährigen Geburtstages seiner Königl. Hoheit des Großherzogs findet am

Sonntag, den 18. October cr.
ein
Grosser Festball

im neuen Boye'schen Saale statt, wozu Vereinsmitglieder und deren Frauen freien Eintritt haben.

Anfang des Balles 7 1/2 Uhr Abends.

Einführungen von Nichtmitgliedern sind gestattet gegen ein Eintrittsgeld von 1,50 Mark für einen Herrn und 50 Pfg. für eine Dame.
Eintrittskarten sind bei den Kameraden Oldenburg und Hempel zu lösen.

                                                    Der Vorstand.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers findet am Dienstag. den 27. d. M., nachmittags 4 Uhr, in meinem Saale ein

Diner

statt, wozu ich mir erlaube, ergebenst einzuladen. Preis à Couvert 3 M. 50 Pfennig (Mecklenburg). incl. Musik. Anmeldungen erbitte ich bis Sonntag, den 25. d. M.

                                                    L. Spehr.


Zu dem am Sonntag, den 18. und Montag, den 19. Oktober bei mir stattfindenden

Scheiben-Schiessen

lade ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst ein.

                                                    H. Böttcher, Rieps.
Am Montag, den 19. Oktober:
Grosser Ball.


Billiger Ausverkauf von
Tapeten und Borden
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Stadt Lübeck.
Sonnabend, den 17. d. M.
zur Feier des Geburtstages Sr. K. H. des Großherzogs
Tanzmusik
bis über Mitternacht hinaus.


Zur Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs findet am Sonnabend, den 17. October im neuen Saale

große Tanzmusik

bis über 12 Uhr hinaus statt, wozu ergebenst einladet

                                                    Sterly, Gastwirth.
                                                    Selmsdorf.


Am Sonntag, den 18. und Montag, den 19. October halte ich mein diesjähriges

Scheiben-Schiessen

ab, wozu ich alle meine Freunde und Gönner hierdurch ergebenst einlade.

                                                    Fahrenkrug, Lüdersdorf.
Am Montag, den 19. October: Ball.


Special-Arzt Dr. Oeinck,
früher Assistent an der B. Baginsky'schen Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenleiden.
Lübeck, Breitestrasse 37.


Bin von meiner Reise zurückgekehrt und übernehme wieder meine Praxis.

                                                    Dr. Dethloff.


Kirchliche Nachrichten.
Mittwoch, den 14. October.
Synodal=Gottesdienst in Schönberg. Vormittags präcise 11 Uhr.

Predigt: Herr Pastor Horn=Selmsdorf.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 80 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. October 1891.


- In Berlin sind im Monat September in den Gasthöfen, Hotels garnis und sonstigen Herbergen zusammen 52 618 Fremde abgestiegen. Vor 10 Jahren zählte Berlin in demselben Monat 17 197, vor 5 Jahren 23 306 Fremde.
- Es ist vorgekommen, daß Arbeitgeber, ehe sie die Quittungskarte für die Invaliditäts= und Altersversicherung mit Marken versehen, das Feld für die Marken mit einem Vermerk resp. Stempel bezeichnen, um einen späteren Nachweis für das Einkleben der Marken erbringen zu können. Dieses Verfahren ist nach § 108 des Gesetzes vom 22. Juni 1889 unzulässig.
- Die Mannschaften des vierten und elften Armeecorps, welche in der Kaiserparade bei Erfurt gestanden haben, sollen statt der bei solchen Anlässen üblichen 50 Pfennige eine sehr hübsche Denkmünze erhalten. Dieselbe hat die Größe eines 5=Markstückes, ist gut versilbert und zeigt auf der einen Seite den Kopf des Kaisers mit Vollbart und der Umschrift "Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen," auf der anderen Seite eine Gruppe von je einem Kürassier, Ulan, Husar, Musketier und Artillerist mit der Ueberschrift: "Kaisermanöver 1891." Zeichnung und Prägung sind gleich vorzüglich.
- Eine Tigerjagd. Aus der Menagerie Weidauer aus Düsseldorf entsprang am Abend des 4. October in Oberhausen ein acht Jahre alter Königstiger. Auf dem Transport nach Oberhausen war wahrscheinlich ein Brett des Käfigbodens gelöst worden, die schlaue Katze hatte mit den Klauen nachgeholfen, und so gelang ihr das Entweichen. Nunmehr wurde seitens des Menageriebesitzers die Polizeibehörde in Kenntniß gesetzt, die sofort alle zur Verfügung stehenden Mannschaften, sowie die freiwillige Feuerwehr aufbot, um eine Streife nach dem gefährlichen Thiere anzustellen. Der bei Fackel= und Laternenbeleuchtung unternommene Streifzug hat - so meldet die N. Oberh. Ztg. in einem Extrablatt - trotz der genauesten Nachforschungen und Ausdehnung kein Ergebniß aufzuweisen, so daß die Leute endlich gegen 12 Uhr mit ihren Nachforschungen Einhalt machten, in der Annahme, daß das Thier vielleicht schon weiter geflohen sei. Da gelangte des Morgens zwischen 2 und 3 Uhr die Nachricht zur Polizei, der Entflohene habe dem Gärtner Tourneur an der Mühlheimer Chaussee einen Besuch abgestattet, dessen Hund todtgebissen und sei dann in den Hof des Anstreichermeister v. Felbert eingedrungen, dort in den Stall gesprungen, habe da ein Schwein zum Theil verschlungen und lagerte jetzt im Garten. Abermals begaben sich Polizeimannschaften, Feuerwehr und verschiedene Civilisten, alle mit Gewehren, Revolvern, Picken, Hauen und was einem Jeden eben in die Hand gekommen war, auf die Jagd nach dem Tiger. Während ein Theil der Jäger von der Chaussee aus in das Haus des p. Felbert und in die Nachbarhäuser eindringt, versucht ein anderer Theil dem gefährlicher Wild von der Rückseite den Weg abzuschneiden. Polizeicommissar Urbach und Gendarm Stöber betreten eben den v. Felbertschen Hof, vorsichtig mit erhobenem Gewehr nach dem Gesuchten ausschauend, da kracht auf der Gartenseite ein Schuß, und in demselben Augenblick setzt der Tiger mit einem riesigen Satz über die Mauer in den Hof, wo die beiden Genannten sich eben befinden; Commissar Urbach feuert und trifft den Kopf des laut brüllenden Thieres, das sich blitzschnell wendet, um über einen Stacketenzaun hinwegzuspringen, während der Commissar und der Gendarm Stöber ihm ihre Kugel nachsenden. Das nun rasende Thier trifft bei seinem Niederfallen jenseits der Mauer und des Zaunes unglücklicher Weise auf den Gendarm Kalla, wirft sich sofort auf diesen, der keine Zeit findet, sich in Sicherheit zu bringen, und schlägt ihm sein mörderisches Gebiß und seine furchtbaren Tatzen in die Mitte des rechten Oberschenkels. Die Situation war jetzt eine haarsträubende, das Zurufen der Verfolger, das Stöhnen des Verwundeten, das gräßliche Gebrüll des Tigers, dazu die ganze Scene spärlich erhellt von dem eben grauenden Morgen - ein Moment, der selbst dem Muthigsten die Besinnung rauben konnte. Da giebt Gendarm Simon auf das über seinem Opfer kauernde Thier einen Schuß auf ca. 10 Schritte Entfernung ab, der es allem Anschein nach in den Rücken trifft und es lahmt, denn als es sich auf den neuen Feind stürzen will, mangelt ihm die Kraft, im gleichen Augenblick empfängt es von dem Gendarm, dem Commissar, dem Sergeanten Seideschnur, dem Ingenieur Horn und dem Buchhalter Transfeld, die schnell herbeigeeilt waren, Schüsse, die es völlig todt zur Erde streckten. Inzwischen fanden sich von allen Seiten die Verfolger ein, und es ging ein Geknatter los, wie bei einem Vorpostengefecht. Die Schüsse, die das todte Thier jetzt noch empfing, hätten genügt, zwei Tigern den Garaus zu machen. Leider sollte es bei dem einen Verwundeten nicht bleiben; irgend ein Schütze, der recht eifrig in die Luft schloß, traf den auf einer Mauer stehenden Feuerwehrmann Darmstädter von hinten, die Kugel ging durch das Becken und brach dieses. Gendarm Kalla und Feuerwehrmann Darmstädter sind sehr schwer verwundet; Kalla ist das rechte Bein von der Mitte des Oberschenkels bis zur Wade zerfleischt, und zwar theils durch Bisse, theils durch Tatzenhiebe. Der Tiger wurde dem Besitzer übergeben, der durch den Tod desselben einen Verlust von ca. 3000 Mark erleidet.
- Eine furchtbare Mäuseplage herrscht im Kreise Strehlen. Daß man in einem Neste 20 Junge und mehr findet, gehört nicht zu den Ausnahmen. Auf den Dominien Prauß, Rauchwitz und Mallschau sind beim Umackern von 36 Hektar Weizenstoppel von den Leuten in zehn Tagen 12 747 Mäuse getödtet worden.
- Die Gräfin von Paris ist am Dienstag Nachmittag in London auf einem Spazierritt vom Pferd geworfen. Sie hat einige leichte Verletzungen erlitten.
- Die Offiziere mehrerer Garderegimenter zu Petersburg beschlossen, dem "Grashdanin" zu Folge, bei den Festmählern keinen Champagner zu trinken, sondern das Geld dafür den Nothleidenden in den von der Mißernte heimgesuchten Gouvernements zuzuwenden.
- Von einer Gesellschaft amerikanischer Damen verlautete neulich, daß dieselbe in altväterlicher Weise in einem fünfspännigen Wagen von Rom aus eine Rundreise durch Deutschland mache. Jetzt wird der Fr. Z. aus Augsburg mitgetheilt, daß diese Amerikanerinnen keine Amerikanerinnen sind. Vielmehr handelt es sich um die Herzogin von Cumberland nebst Gefolge, die aus Gesundheitsgründen diese Art des Reisens gewählt hat.
- Ein schrecklicher Tod ereilte kürzlich den Feldarbeiter Drage zu Upwood (England). Drage und sein kleiner Sohn arbeiteten auf dem Felde mit einer Mähmaschine, als plötzlich eine Jagdgesellschaft daher sprengte und das vor der Maschine gespannte Pferd scheu machte. Drage fiel unter die Messer, wurde eine Strecke lang fortgeschleppt und entsetzlich zerhackt und verstümmelt. Seine letzten Worte waren: "Ein Glück, daß ich es bin und nicht mein Sohn!"


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 80 Seite 6]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD