No. 74
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 22. September
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 1]

        Nr. 15 des Offiz. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1891 enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung, betr. Abänderungen und Ergänzungen der Deutschen Wehrordnung.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Anlegung und Einreichung der Stammrollen.
(3.) Bekanntmachung betr. die der Großherzoglichen Hypothekenkammer für Landgüter hieselbst beigelegte Befugniß zur executivischen Einziehung ihrer Gebühren und Auslagen.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Postsendungen nach Deutsch=Neu=Guinea.


Die Rede, die der Kaiser bei dem Parade=Diner in Erfurt gehalten hat, läßt die Pariser Zeitungsschreiber noch nicht zur Ruhe kommen. Das "Journal des Dèbats" meint, die Version des "Reichsanzeigers" habe die Tragweite der Rede wohl etwas verringern können, ohne jedoch an dem Sinn der früheren Lesart viel zu ändern. Auch sie verrathe eine gewisse Erregung. In Erfurt hätten den Kaiser die geschichtlichen Erinnerungen übermannt und fortgerissen mit einer Gewalt, die auch seine Sprache beherrscht habe. Der humanitäre Kaiser, der soziale Reformator sei plötzlich vor dem obersten Kriegsherrn zurückgetreten, der erfüllt ist von den Erinnerungen der Vergangenheit, vielleicht sogar von Rachegedanken (?) für die Zukunft. "Wir wünschen den Krieg nicht und halten ihn nicht für unvermeidlich, und wenn es auch wäre, so wäre in unseren Augen jedes Jahr des Friedens eine Eroberung und ein Gewinn für die Zivilisation und die Menschlichkeit." An den letzten Worten ist sicherlich nichts auszusetzen; es bleibt nur zu wünschen, daß sich in Frankreich recht viele Leute diese vernünftigen Ansichten zu eigen machen und dieselben in kritischen Momenten bethätigen möchten. Leider haben die Vorgänge bei der "Lohengrin"=Aufführung bewiesen, daß der abenteuernde Chauvinismus nach wie vor eine Macht ist, die alle Vernunft über den Haufen rennen kann.
Nach einer Meldung des "Berliner Tageblatts" aus Bagamoyo sind die Ueberbleibsel der Expedition Zelewski, nämlich die Lieutenants Tettenborn und Heydebreck, sowie die Unteroffiziere Kay und Wutzer mit 65 Mann, dort eingetroffen. Es ist leider kaum Hoffnung vorhanden, daß von den Uebrigen sich noch einige einfinden werden. Die "Hamburger Nachrichten" schreiben zu den neuesten Vorgängen in Ostafrika, die Niederlage wäre voraussichtlich dem Reich erspart geblieben, falls Wißmann Höchstkommandierender geblieben wäre, der waghalsige Touren zweifelhaften Werthes nicht unternommen, alle Improvisationen und Velleitäten vermieden hätte. Die Organisation, nach welcher der Zivilgouverneur stets mit mehreren Militärs konferieren müsse, passe nicht für Ostafrika. Es wäre freudig zu begrüßen, wenn die letzten Vorfälle eine Aenderung dieser Organisation herbeiführen würden. Bismarck habe wohlweislich die von Wißmann seinerzeit erbetenen festen Instruktionen abgelehnt, da von Berlin aus nicht entschieden werden könne, was in Ostafrika zu geschehen habe.
Die Sachverständigen=Commission zur Begutachtung der reichgesetzlichen Regelung des Verkehrs mit Giften ist für die zweite Hälfte des October nach Berlin berufen worden.
Im August d. J. sind aus dem Chemnitzer Konsulatsbezirk nur für etwa 900 000 M. Textilwaaren nach den Vereinigten Staaten exportiert worden, gegen nahezu zwei Millionen im August 1890.
Ueber die Mehrforderung für das österreichisch=ungarische Kriegsbudget ist in den Wiener Ministerconferenzen ein Einvernehmen noch nicht erzielt worden.
Präsident Carnot ist nun auch im Manöverterrain an der französischen Ostgrenze und hat bei Vitry, vom Publikum sympatisch begrüßt, eine große Parade abgenommen. Damit dürfen die französischen Manöver in der Hauptsache beendet sein.
Dem russischen Botschafter in Berlin, Grafen Schuwaloff, ist vom Zaren der Wladimir=Orden 1. Klasse verliehen worden. Der Zar hat gleichzeitig an den Grafen ein huldvolles Handschreiben gerichtet, in welchem der Verdienste gedacht wird, die der Graf sich in Erfüllung der ihm auferlegten wichtigen diplomatischen Pflichten um den Staat erworben hat. Diese Auszeichnung hat für uns ein besonderes Interesse, weil Graf Schuwaloff bekanntlich zu den wärmsten Befürwortern guter Beziehungen Rußlands zu Deutschland gehört. Gerade im gegenwärtigen Augenblick muß das Factum doppelt bemerkenswerth erscheinen.
Die russische Regierung hat schon wieder eine neue Emission von Kreditbillets im Betrag von 25 Millionen Rubeln gegen Goldbedeckung angeordnet. Nach einer weiteren Verfügung werden, um in den Mißerntegebieten das Ueberwintern des Viehs zu ermöglichen, die Eisenbahntarife für Futtermaterialien nach den bezeichneten Gebieten beträchtlich ermäßigt, ebenso die Viehtarife aus den Mißerntegebieten nach anderen Gouvernements.
Man meldet aus Moskau, der Roggenpreis auf den Binnenmärkten sei merklich im Sinken begriffen. Man nehme an, daß die Vorräthe im November und Dezember beträchtlich genug sein würden, um die Regierung zur Aufhebung des Roggenausfuhrverbots zu bestimmen.
Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß der Kaiser von Rußland am 30. d. M. oder am 1. October nach Rußland zurückreisen wird.
Die Königin von Rumänien reiste von Venedig mit einem Sonderzuge nach Pallanza ab. Der König, der Fürst und die Fürstin von Wied gaben ihr das Geleite. Der Zustand der Königin ist augenscheinlich ein trauriger, ihr Aussehen Mitleid erregend. Sie mußte in einer Sänfte getragen und in den Wagen gehoben werden. Beim Abschiede dankte die Königin mühsam mit dem Taschentuche. Die Aerzte geben wenig Hoffnung auf die Wiederherstellung der Kranken.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 2]

Der König und die Königin von Rumänien trafen am Donnerstag in Pallanza ein. Das Befinden der Königin war trotz der Anstrengungen der Reise ein leidlich gutes.
Die ersten Transporte amerikanischer Schweinefleisch=Waaren werden schon Mitte October zu erwarten sein. Wie die "Deutsche Fleischer=Zeitung" mittheilt, sind den Interessenten in Deutschland von den Export=Schlächtereien in Amerika Offerten für alle Arten Schweinefleisch=Producte gemacht worden, als Lieferzeit ist Mitte October angegeben. Dagegen sind nirgends bestimmte Preisofferten gemacht, sondern nur gesagt, man wolle zu den billigsten Tagespreisen liefern.
Deutschland hat die neue Regierung von Chile anerkannt, was nicht eben zweifelhaft sein konnte, weil eine andere Regierung nicht mehr besteht. Man nimmt an, daß die übrigen Staaten in den nächsten Tagen diesem Vorgange folgen werden.
Der frühere Präsident Balmaceda ist in Sicherheit; er hat am Donnerstag Mendoza in Argentinien erreicht. Seine "Silberflotte", bestehend aus dem Dampfer "Moselle", ist inzwischen in Southampton angekommen. Gemäß gerichtlicher Anordnung wird das von Balmaceda "gerettete" Silber im Betrage von 145 000 Pfund Sterling auf der Bank von England deponirt werden.


- Neustrelitz, 17. Sept. II. KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind vorgestern Abend von ihrem mehrtägigen Aufenthalt in unserer Residenz wieder eingetroffen.
- Neustrelitz. Seitens des hiesigen Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs wird eifrigst dafür agitirt, für unser Großherzogthum ein eigenes Schwurgericht, mit dem Sitz in Neustrelitz, zu erwirken. Es cirkuliren zu diesem Zweck bereits Listen zur Sammlung von Unterschriften hiesiger Bürger zu einer hierauf bezüglichen Petition an S. K. H. den Großherzog.
- Im Auftrage des deutschen Kaisers wurde durch die Senatskanzlei in Lübeck Kapitän J. Nachtwey vom Lübecker Dampfer "Marie Louise" für die im August vorigen Jahres während eines schweren Sturmes auf der Ostsee vollführte Rettung der Mannschaft des russischen Schooners "Anna" aus Arensburg eine prachtvolle goldene Taschenuhr mit dem Namenszuge und Bild des Kaisers und der Reichskrone behändigt. Der Steuermann Ludwig Ernst aus Lübeck und die Matrosen Schimmelpfennig und J. Jönsson (Schwede) erhielten für ihre Unerschrockenheit und Opferwilligkeit bei dem Rettungswerk je ein Marineglas, Ersterer in Ebenholz und Letzterer in Lederfutteral mit der Widmung: "Von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. in Anerkennung der der Besatzung des russischen Schooners "Anna" geleisteten Hilfe in Seenot in einer Metallplatte.
- Der Schrecken der Hamburger Umgegend, der Mörder der Frau Gericke wurde in Hamburg entdeckt und der Staatsanwaltschaft übergeben. Es ist ein in der Palmölfabrik beschäftigter Arbeiter Ernst Hagemann und hat bereits gestanden, sämmtliche Ueberfälle und Attentate auf Frauen in den letzten Monaten verübt zu haben.
- Ein tragisches Ende hat ein junges Mädchen gefunden, welches vor einigen Tagen von der Gotzkowski=Brücke in Berlin aus in selbstmörderischer Absicht in die Spree gesprungen, jedoch ohne Schaden genommen zu haben, gerettet worden war. Als die Gerettete die Behausung ihrer Eltern betrat, traf sie daselbst ihren Bräutigam an, von dem sie sich verlassen glaubte. Mit einem Freudenschrei stürzte sie sich an die Brust des Geliebten, um im nächsten Augenblick todt zu Boden zu sinken. Ein Herzschlag hatte dem Leben der eben erst Geretteten ein Ende gemacht.
- Der wegen Veruntreuung von 378 000 M. Pfandbriefen verfolgte Berliner Kaufmann Bock wurde in Newyork bei seiner Ankunft mit dem Dampfer "Saale" verhaftet.
- Distanzritt Berlin=Frankfurt a. M. und zurück. Das in Berlin erscheinende Sport=Blatt "Turf" schreibt die Proposition aus für einen Distanzritt von Berlin nach Frankfurt a. M. und zurück, circa 1200 Kilometer für Pferde aller Länder, zu reiten im März 1892. Ehrenpreis gegeben vom "Turf" für den siegenden Reiter und Mk. 100 000, davon Mk. 60 000 dem ersten, Mk. 25 000 dem zweiten, Mk. 10 000 dem dritten und Mk. 5000 dem vierten Pferde. Einsatz Mk. 300, halb Reugeld, Pferdebesitzer, welche Pferde zu rennen beabsichtigen, können das Nähere vom Verlag des "Turf", Berlin, Lindenstraße 53, erfahren. Distanzritte bilden jetzt einen beliebten Sport der berittenen Officiere in Deutschland, Oesterreich und Rußland und sind, wenn sie nicht bis zum Ruin der Pferde gesteigert werden, ein wirksames Vorbereitungsmittel für den Kriegsfall.
- Wie die "Vossische Ztg." meldet, ist auf dem Jüterboger Schießplatz durch die Explosion einer Kartätsche ein Major der Garde=Fußartillerie und der Regimentswaffenschmied Schmidt schwer, ein Hauptmann, 2 Kanoniere und ein Lazarettgehülfe leichter verletzt worden. An dem Aufkommen Schmidts wird gezweifelt.
- Die 45. Hauptversammlung des Gustav=Adolf=Vereins in Görlitz hat für die große Liebesgabe von 18 000 Mk. die Gemeinde Wangen in Württemberg gewählt. Zu Mitgliedern des Zentralvorstandes sind wieder bezw. neugewählt worden: Pastor Terlinden=Duisburg, Hofprediger Rogge=Potsdam, Oberconsistorialrath Burger=München, Stadtpfarrer Müller=Hermannstadt und Consistorialrath Koch=Danzig.
- An heiteren Zwischenfällen hat es bei der Kaiserparade des XI. Armeecorps bei Riederzwehren, übrigens dem Dorf, in dem die Grimm'sche Märchenerzählerin gelebt hat, auch nicht gefehlt. Der Correspondent der "Frankfurter Zeitung" berichtet darüber: Der Manöverhase, der wie wahnsinnig zwischen den verschiedenen Truppenkörpern umherrennt, stellte sich mit gewohnter Pünktlichkeit ein. Aber es gab auch noch andere Zufälligkeiten. Gleich zu Beginn der Inspicirung war ein Suitenpferd reiterlos geworden; es galoppirte in Gesellschaft eines schwarzen Hündchens dem Kaiser vor und konnte nur mit Mühe eingefangen werden. Ein General verlor beim Vorbeimarsch den Degen, ein anderer seine Orden. Am schlimmsten aber erging es einem Zögling der Unterofficierschule, der gerade vor dem Kaiser über ein Hinderniß stolperte und hinstürzte. Es giebt gewiß im ganzen Hessenland heut keinen unglücklicheren Mann als diesen Unterofficier, dem bloß geschehen ist, was Jedem zustoßen kann. Hätten wir in Militär=Angelegenheiten mitzusprechen, so würden wir den armen jungen Menschen gleich nach der Parade vor die Front gerufen und ihn zum Lieutenant ernannt haben. Das einzige Mittel ihn wieder aufzurichten! Um 1 Uhr war das militärische Schauspiel zu Ende; der Kaiser verließ das Paradefeld, nachdem er 4 Stunden lang in Sonne und Staub ausgeharrt, vermuthlich nicht weniger ermüdet als die Truppen, die staffelweise nach der Stadt und in die Dörfer abrückten. Mit ihnen zogen zwei grimmige Bestien, ein Wolfshunger und ein Bärendurst, ihren Quartieren zu, und es wird einen heißen Kampf gekostet haben, ehe es gelungen sein wird, sie zu erlegen und die 30 000 erschöpften Lebensgeister wieder nothdürftig aufzufrischen. Das rauchfreie Pulver hätten wir nun, die staubfreie Parade aber haben wir noch nicht!
- Major Roth vom Fußartillerie=Regiment von Dieskau wurde auf dem Uebungsplatze bei Tamsdorf in Schlesien von dem Pferde eines anderen Offices so heftig an das Bein geschlagen, daß beide Röhrknochen zersplitterten.
- Wegen Verwechslung von Arzneimitteln, durch welche der Tod eines 1 3/4jährigen Kindes herbeigeführt wurde, wurde ein Apotheker aus der Umgegend von Hirschberg in Schlesien zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- Der Raubmörder Wetzel entwischte nach London, woselbst jede Spur verloren ging.
- Aus der Wunderstadt Trier berichtet man vom 16. ds.: Die bisherige Pilgerzahl beträgt über eine Million, hierunter 20 Bischöfe.
- Der Kaiser hat nicht 10 000 Mark, wie das Wolff'sche Telegraphenbureau gemeldet hatte, sondern 1000 Mark für die Stadtarmen Münchens überwiesen.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 3]

- Ein guter Kenner der ostafrikanischen Verhältnisse sieht als Ursache der bekannten Schlappe die Soldaten der Schutztruppe an. Früher habe dieselbe nur aus den vorzüglich geschulten Sudanesen bestanden, jetzt seien aber viele Türken darin, und diese seien der ungestümen Tapferkeit der Wahehe gewichen. Dies ist allerdings wohl das Wahrscheinlichste.
- Von den Demonstranten anläßlich der zweiten Lohengrin Aufführung sind 15 wegen Aufruhrs dem Gericht überwiesen.
- Am Donnerstag ist auf der Abulastraße bei Bergrün ein Beiwagen zur eidgenössischen Hauptpost abgestürzt. Zwei Personen, eine Schweizerin und eine Engländerin, sind tot geblieben, vier andere haben mehr oder weniger schwere Verletzungen erlitten.
- Dem im Salonwagen des Schnellzuges Rom=Florenz allein reisenden Oberstaatsanwalt von Florenz, Senator Colapichi, wurde eine Reisetasche mit Kostbarkeiten und Papieren, angeblich im Werthe von 40 000 Franks, gestohlen. Man unterzog das gesammte Personal einer Untersuchung, worauf der Zugführer und zwei Kondukteure in Haft genommen wurden. Die Tasche wurde neben dem Bahnkörper leer aufgefunden.


Anzeigen.

Das Erbschaftsamt in Verwaltung der nachstehenden Verlassenschaften, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr. Otto Meier, beantragt den Erlaß eines Collectiv=Aufgebots:

1.-8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9. Am 24. Februar 1891 verstarb hier die am 17. December 1818 außerehelich von Margaretha Elisabeth Simon - später angeblich Ehefrau Steenfath oder Steenfeldt - zu Schlagsdorf geborene spätere Hamburger Bürgerin Louise Elisabeth Dorothea Steenfath, richtiger Simon.
Erben sind unbekannt.
10.-25. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Es wird das beauftragte Aufgebot dahin erlassen: daß Alle, welche an die vorgenannten Verlassenschaften Erb= oder sonstige Ansprüche zu haben vermeinen, oder den beigebrachten letzten Willensmeinungen oder der sub No 12 beantragten Clausel=Tilgung, sowie der Umschreibungsbefugniß des Erbschaftsamts widersprechen wollen, aufgefordert werden, solche An= und Widersprüche bei dem unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße No. 10, 1. Stock, Zimmer No. 20, spätestens aber in dem auf

Mittwoch,
den 18., November 1891
Nachmittags 2 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermin daselbst Parterre, Zimmer No. 7, anzumelden, - und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungsbevollmächtigten - bei Strafe des Ausschlusses und ad Passus 5, 10, 14, 19, 23. und 24 unter dem Rechtsnachtheil, daß die nicht angemeldeten Ansprüche gegen die Beneficialerben nicht geltend gemacht werden können.

Hamburg, den 14. August 1891.

Das Amtsgericht Hamburg.
Abtheilung für Aufgebotssachen.
gez. Tesdorpf Dr.
                                                    Veröffentlicht:
                                                    Brügmann,
                                                    Gerichtsschreiber.


Für das zu Kleinfeldt belegene Schulhaus mit Hintergebäude und Garten, Alles in Allem circa 80 bis 100 []R. groß, welches von der unterzeichneten Dorfschaft verkauft werden soll, sind unter der Hand 2000 M. geboten, und werden alle diejenigen, welche über diese Summe hinaus zu bieten gesonnen sind, ersucht, in dem am

Donnerstag, den 8. October d. J.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr,

in dem Gasthause des Ackerbürgers Herrn Wilhelm Böckmann zu Schönberg anstehenden Ueberbots=Termin sich einzufinden.
Aus den im Ueberbots=Termin zu verlesenden Bedingungen wird hierher vermerkt, daß beim etwaigen Zuschlag sogleich im Termin 500 M. entweder baar oder in sicheren Werthpapieren, die als Conventionalpoen haften, zu erlegen sind, der Rest des Kaufgeldes aber im Antoni=Termin 1892 zu berichtigen ist. Die Uebergabe erfolgt sogleich nach Eingang des hohen Kammerbestätigungs=Briefes.
Kleinfeldt, den 21. September 1891.

Die Dorfschaft.


Bekanntmachung.

Zur Bestreitung der Verwaltungskosten, Unterhaltung der Spritzen und Deckung der Brandschäden ist für das laufende Jahr ein Beitrag von Cl. I a 20 Pf., Cl. I b 24 Pf., Cl. II 32 Pf., Cl. III 40 Pf. für 100 M. der Versicherungssumme erforderlich.
Der Zahlungstag wird den Ortschaften besonders bekannt gemacht.
Schönberg, den 15. September 1891.

Direction der Feuer=Versicherungs=Gesellschaft für das Fürstenthum Ratzeburg.
C. J. W. Burmeister.


Torf=Auction.
im Vitenser Forste
auf dem Woitendorfer Torfmoor

am Dienstag, den 22. September 1891, unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:

350 Ruthen Baggertorf
117 Mille Stechtorf.
Versammlung Morgens 9 Uhr hei der Arbeiterhütte.
Vitense, den 15. September 1891.                          
                                                    L. Wiegandt,
                                                    Großherzogl. Revierförster.


Soeben erschien und liegt zur Ansicht aus:
Taschenbuch
der
höheren Schulen Deutschlands
von
Prorektor Dr. Juling. Preis 1,50 M.
Bestellungen erbittet                                                    E. Hempel,
Schönberg i/M.                                                             Buchbinder.


Mit emaillirten Kochtöpfen, Theekesseln, Kaffeekannen, Waschbecken, Wasserkannen, Nachtgeschirr, Spülwannen, Bratpfannen u. s. w., sowie gußeisern. emaillirten Schmortöpfen, ferner Eimern in allen Größen, emaillirt, lackirt und verzinkt, sehr stark und billigst empfiehlt sich

                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Gesucht zu sofort oder 1. October ein
Knecht
bei Pferden.                                                    
                                                    J. H. Pump, Schlutup.


Gesucht zum 1. November ein                          
kräftiges, gesundes Mädchen
für Küche und Hausarbeit.                                                    
                                                    Spielhaus.
                                                    Klosterstraße 28, Lübeck.


Zum 1. November cr. findet ein zweites junges Mädchen aus guter Familie bei familiärer Stellung und mäßigem Lehrgeld Gelegenheit zur Erlernung des ländlichen Hausstandes auf einem kleinen Gute in der Nähe Wismar. Offerten unter M K. 136 an die Eberhardt'sche Annocen=Expedition Wismar erbeten.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 4]
Antisclaverei--Geld-Lotterie
Ziehung
1. Kl. 24.-26. Nov. 1891.
2. Kl. 18.-23. Jan. 1892.
Verloost werden
4 Millionen
baar ohne Abzug.
Jedes II Loos gewinnt.
Antisklaverei-Geld-Lotterie.
Originalloose I. Kl. 1/1 M. 21, 1/2 M. 10,50, 1/10 M. 2,10. Betheiligungsscheine für beide Klassen an 100 Orig.=Loosen M. 48, an 50 Orig.=Loosen M. 24.
Original-Voll-Loose 1. u. 2. Kl. gültig 1/1 M. 42, 1/10 M. 4,20, 1/20 Vollantheile M. 2,50, 10/20 verschiedene Nummern M. 24.
Amtl. Liste und Porto 50 Pfg. (Einschreiben 20 Pfg. extra).

Rob. Th. Schröder, Haupt-Collecteur, Lübeck.
Bestellungen geschehen am bequemsten auf d. Abschn. e. Postanw. u. bitte ich d. Namen recht deutlich zu schreiben.
In Stettin und Lübeck findet die Ausz. der Gew. statt. Der Versand der Loose erfolgt von Lübeck.


Schmiede- u. Schlosser-Innung.
Versammlung
den 30. September, Nachmittags 2 Uhr.

                          Tagesordnung:
Einzahlung zur Innungskasse, sowie für die Schmiedezeitung.
Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen, sowie Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Zur Einweihung meines neuen Saales am
Sonntag, den 27. d. Mts.,
große Tanzmusik
über Mitternacht hinaus, wozu ganz ergebenst
einladet                                                    F. Sterly, Gastwirt.
                                                                    Selmsdorf.


Billiger Ausverkauf von
Tapeten und Borden
                                                    H. E. Peters, Glasermeister.


Stets vorräthig:
Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedenen Sorten, Nabelbinden für Kinder, Gradehalter leicht zu tragen und sehr zweckmäßig, für junge Mädchen wohl zu beachten, Suspensor oder Tragbeutel, Gummi=Luftkissen für Kranke, Clysopomp und doppelte Clystirspritzen zum Selbstclystiren. Wundspritzen zu jeglichem Gebrauch, Irrigator und Mutter=Rohre, Mutter=Kränze, Gummileinen, zum Schutz des Durchnässen für Betten in Wiegen, Milchpumpen, Brust=Hütchen, Brust=Gläser, electromotorische Zahnhalsbänder, Kindern das Zahnen leicht und schmerzlos zu befördern, sehr empfehlenswerth, Zahnkitt für hohle Zähne, Zahnringe, starke Schlauchgarnitur mit Bürste und Flasche, sowie giftfreie Gummisauger ohne Naht sind stets zu haben in Schönberg bei
                                                    Heinrich Böckmann,
                                                    Bandagist.


Verreise auf ca. 3 Wochen. Herr Landphysicus Dr. Marung wird die Güte haben, mich während meiner Abwesenheit in meiner Praxis zu vertreten.

                                                    Dr. Dethloff.


Rottweil-Jagd-Pulver,
geladenen Rottweil Patronen,
sowie Hülsen zu Lanc. & Lef. nebst Zubehör
empfiehlt                                                    C. Schwedt.


Dr. med. Dotzauer,
Specialarzt für Hautkrankheiten
von der Reise zurückgekehrt.

Sprechstunden: 8 1/2-9 1/2 u. 3-5 Uhr,
an Sonn= und Festtagen: 8 1/2-9 1/2.

Lübeck, Schlüsselbuden 32.


Dr. med. Weyh, homoeop. Arzt.
Lübeck, Gr. Altefähre 7.

Sprechstunde: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend 5-6 Uhr. Sonntag 8-11 Uhr.


Ich habe mich hierselbst als

prakt. Thierarzt

niedergelassen und wohne im Hause des Herrn Gastwirth Steffen.

                                                    Thierarzt Ad. Erxleben.

Ratzeburg, im September 1891.


Wohnungs=Veränderung.

Zu Michaelis d. J. verlege ich mein Geschäft von der Sabowerstraße nach der Siemzerstrasse Nr. 192 im Hause des Herrn Schmied Griem.

                                                    H. Böckmann,
                                                    Handschuhmacher und Bandagist.


Drei durcheinandergehende, heizbare Zimmer sind zu vermiethen

bei                                                    Aug. B. Schleuss.


Familienfestes halber ist mein Geschäft am Freitag d. W. geschlossen.

                                                    Max C. Sass.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 22. September 1891.


Fortschritte und Reformen auf gewerblichem Gebiete durch die Electromotoren.
Die wachsenden Fortschritte der Electrotechnik werden, wie die internationale electrotechnische Ausstellung in Frankfurt a/M. vorahnen läßt, allmählich aber sicher eine große Revolution auf allen gewerblichen Gebieten hervorbringen. Gas=, Dampf= und Wasserkraft dürften über kurz oder lang von der Electricität in vielen gewerblichen Gebieten verdrängt werden, und wie es uns scheint, wird bei den electrischen Anlagen nicht nur die Großindustrie Vortheil haben, sondern auch das Gewerbe, ja zumal das Kleingewerbe. Bekanntlich hat bereits die Technik im Gewerbe schon eine Menge verhältnißmäßig billiger kleiner Motoren, welche mit Gas, Petroleum oder Benzin in Bewegung gesetzt werden, zur Verfügung gestellt. Diesen Motoren wird nun bald in vielen Städten, zumal in solchen, welche electrische Zentralen besitzen, der Electro=Motor scharfe Concurrenz machen. Die Electro=Motoren besitzen nämlich für das Gewerbe ganz enorme Vorzüge vor allen anderen Motoren. Die Electro=Motoren sind nämlich, wie die Frankfurter Ausstellung zeigt, ungemein einfach in der Construction. Der einzige bewegliche Theil dieser Motoren ist nämlich eine auf zwei Lagern laufende Welle, welche ihre Bewegungs= oder Drehungskraft vom electrischen Strom erhält. Sobald der electrische Strom läuft, dreht sich die Welle also von selbst, die electrischen Motoren brauchen deshalb also keinerlei Bedienung, höchstens, daß sie dann und wann einmal geschmiert werden. Weitere Vorzüge der Electro=Motoren bestehen darin, daß sie keine kostspielige Rohrverbindung, sondern nur eine einfache Drahtleitung bedürfen. Die Electro=Motoren bedürfen keiner besonderen Fundirung und auch keiner Schutzvorrichtungen gegen Feuersgefahr, sondern sie werden in der Werkstätte einfach dorthin gestellt, wo man sie braucht. Der Electro=Motor ist aus diesen Gründen natürlich auch sehr billig in der Anschaffung und dies ist nebst den geschilderten Vorzügen wohl der bedeutendste Vorzug für seine erfolgreiche Verwendung im Kleingewerbe. Alle Welt wird nun fragen, woher sollen die vielen Kleingewerbe dann die Electricität zu ihren Motoren bekommen? Die Lösung dieser Frage ist einfacher als man denkt und bedarf in der Hauptsache nur Zeit. Zur Herstellung eines electrischen Stromes vermittelst der Dynamo=Maschine kann nämlich außer der Dampfkraft auch die Wasserkraft benutzt werden und dadurch ist Schon für einen leichten Betrieb der Dynamo=Maschine gesorgt. Der electrische Strom, wie er auf der Dynamo=Maschine zunächst erzeugt wird, ist nun allerdings kein Electromotor, sondern äußert sich nur als Wärme und Licht. Durch Aufstellung einer zweiten Dynamo=Maschine und durch die wunderbaren Wechselwirkungen zwischen Wärme, Licht und Bewegung oder Kraft wird aber der electrische Strom in Kraft umgewandelt, wenn nämlich der electrische Strom in der ersten Dynamo=Maschine kreist, so setzt er die zweite mit ihr verbundene in Bewegung und der Electro=Motor ist fertig. Enorm wichtig ist nun bei dieser Erfindung daß die Entfernung des Electromotors von der Dynamomaschine ganz gleichgiltig ist, denn eine ganz einfache Drahtleitung genügt, um auf die weiteste Entfernung hin einen Electro=Motor durch die Dynamo=Maschine in Bewegung zu setzen. So setzt eine Dynamo=Maschine in Offenbach a. M. eine ganze Reihe von Electro=Motoren in Bewegung, und es unterliegt somit keinem Zweifel, daß von einer einzigen bedeutenden electrischen Centralkraft aus Tausende von kleineren Electro=Motoren von je 2 bis 3 Pferdekräften in Bewegung gesetzt werden können. Welche segensreiche Umwandlung dadurch die auf den Kleinbetrieb angewiesenen Gewerbe dereinst haben werden, entzieht Sich noch aller Beschreibung, wird aber voraussichtlich ganz enorm sein.


Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1891 Nr. 74 Seite 6]

Auf verwegener Bahn.
Kriminalnovelle von Gustav Höcker.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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