No. 66
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. August
1891
Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 1]

            Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg I (östlich) findet in diesem Jahre in nachstehender Weise statt

1. für den Impfdistrict Schönberg

im Boyeschen Gasthofe hieselbst

a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder in Schönberg, Sabow, Rabensdorf (Hof und Dorf) Kl. und Gr. Bünzdorf

am Dienstag, den 1. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 8 September d. J.,
Vormittags 10 Uhr.

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben und Mädchenschule zu Schönberg, sowie der Kinder aus der Schule zu Sabow

am Freitag, den 4. September d. J.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 11. September d. J.,
Nachmittags 1 Uhr.

2. für den Impfdistrict Gr. Siemz

bestehend aus den Ortschaften:

Gr. Siemz, Kl. Siemz, Falkenhagen, Lindow und Törpt
im Schulhause zu Gr. Siemz
a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Gr. Siemz, Falkenhagen und Lindow

am Dienstag, den 1. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 8. September d. J,
Nachmittags 3 Uhr.

3. für den Impfdistrict Carlow

bestehend aus den Ortschaften:

Carlow, Cronscamp, Klocksdorf, Kuhlrade, Neschow mit Maurinmühle, Ollndorf, Pogez, Raddingsdorf, Samkow und Stove (Hof und Dorf)
im Krellenbergschen Gasthofe zu Carlow
a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Carlow, Cronscamp, Kuhrade, Klocksdorf und Neschow

am Donnerstag, den 3. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 10. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr.

4. für den Impfdistrict Demern

bestehend aus den Ortschaften:

Demern (Hof und Dorf), Gr. und Kl. Rünz, Röggelin und Schaddingsdorf
im Schulhause zu Demern

[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 2]

a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Demern und Gr. Rünz

am Donnerstage den 3. September d. J.,
Nachmittags 5 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Donnerstag, den 10. September d. J.,
Nachmittags 5 Uhr.

5. für den Impfdistrict Menzendorf

bestehend aus den Ortschaften:

Menzendorf (Hof und Dorf), Blüssen, Grieben, Lübseerhagen, Papenhusen, Retelsdorf, Rodenberg, Rottensdorf und Rüschenbeck
im Schulhause zu Lübseerhagen
a. Impfung der im Jahre 1890 geborenen Kinder,
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Grieben und Lübseerhagen

am Sonnabend, den 5. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Sonnabend, den 12. September d. J.,
Nachmittags 3 Uhr.

            Den Ortsvorständen wird hierdurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obgedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
            Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.
            Diejenigen Betheiligten, welche von der Impfung durch den Impfarzt keinen Gebrauch machen wollen, werden hierdurch aufgefordert, dem bestellten Impfarzte bis zum Jahresschluß den Nachweis der geschehenen Genügung der Impfpflicht zur Vorbemerkung in der Impfliste zu geben.
            Schönberg, den 15. August 1891.

Großherzoglich Mecklenburgische Landvogtei für das Fürstenthum Ratzeburg.
Cl. v. Oertzen.


Der Kaiser wird am 2. September über Tetschen in Siegmundsherberg in Böhmen eintreffen und sich wahrscheinlich sofort vom Bahnhof aus mit dem österreichischen Kaiser und dem König Albert von Sachsen ins Manöverfeld begeben. Der Aufenthalt des Kaisers Wilhelm in Schwarzenau ist auf 5 Tage in Aussicht genommen.
Wie jetzt erst in militärischen Kreisen verlautet, soll der Kaiser beim Tauziehen - einem an Bord sehr beliebten Vergnügen - zu Fall gekommen sein und sich dabei die Verletzung des Knies zugezogen haben.
Der Gegenbesuch der Königin=Regentin und der jungen Königin von Holland in Berlin wird im Lauf des Septembers erwartet. König Humbert von Italien soll die Absicht haben, mit seiner Gemahlin noch im Herbst ds. Js. einen Besuch am englischen Hof zu machen.
Das Befinden seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenb.=Schwerin ist im Allgemeinen unverändert. Zunahme der Kräfte ungeachtet besseren Appetits noch nicht wahrnehmbar. Schlaf anhaltend und ruhig. Lähmungen haben sich noch nicht begrenzt, seit gestern ist die Bewegung der Oberarme mehr behindert.
Müller. Martius. Schmick.
Ueber den neu zu erbauenden Marinehafen in Cuxhaven hört die Kreuzztg., daß die erste Anregung dazu vom Grafen Moltke ausgegangen sei. Ursprünglich habe man nur die Mündung des Nordostsee=Canals bei Brunsbüttel - etwa 90 Kilometer von Cuxhaven elbaufwärts - durch Stationierung von Kriegsschiffen schützen wollen. Als dann aber Helgoland deutsch geworden sei und die Hamburger Bürgerschaft beschlossen habe, einen großen Handelshafen mit einem Kostenaufwande von sieben Millionen Mark in Cuxhaven zu erbauen, habe man beschlossen, den letzteren für die Marine nutzbar zu machen.
Auch die diesjährigen Herbstmanöver werden dazu führen, eine ganze Reihe von Neuerungen, theils in Bewaffnung und Ausrüstung der Truppen, theils auf dem Gebiet der Verpflegung derselben behufs späterer Einführung zu prüfen. Diese Versuche werden indessen nicht in größerem Umfange wie in den letzten Jahren vorgenommen werden. Von besonderer Wichtigkeit erscheinen beabsichtigte Beobachtungen über die Führung der Lanze bei der gesamten Kavallerie, und zwar besonders über das Material derselben.
Das königliche Proviantamt in Danzig hat von der vorgesetzten Dienstbehörde bereits die Anweisung erhalten, mit Ankäufen von Weizen zur Brodverpflegung der Truppen vorzugehen.
Die deutschen und österreichischen Bevollmächtigten für die Handelsvertrags=Conferenzen mit Italien sind am Montag früh in München angelangt und die Italiener sind ihnen am Abend gefolgt. Am Dienstag Vormittag haben die Vorbesprechungen begonnen und am Dienstag Nachmittag hat im Hotel zu den "Vier Jahreszeiten" bereits eine Sitzung stattgefunden. Als deutscher Delegierter nimmt auch der bayerische Generaldirektor der Zölle und indirekten Steuern, v. May, an den Sitzungen Theil. Täglich Nachmittags um 2 Uhr findet eine Plenarsitzung, während der Vormittage finden Besprechungen der einzelnen Gruppen der Delegirten und Conferenzen der Commissionen statt. Die sämmtlichen Verhandlungen sind streng vertraulicher Natur.
In Bezug auf Herrn v. Brandt, den deutschen Gesandten in China, bestätigt die "Nordd. Allg. Ztg." jetzt, daß derselbe mit den Vertretern der anderen Großmächte Vorstellungen bei der chinesischen Regierung erhoben habe. Die Behauptung aber, daß deutsche Interessen bei den letzten Aufständen nicht berührt seien, sei unbegründet. Die Diskussion der deutschen Regierung mit der chinesischen wegen des früheren Zwischenfalls bei Schantung finde bereits seit Jahresfrist statt, ohne daß mehr als allgemeine Besprechungen erreicht würden. Es heißt sogar, daß bei der Schädigung der deutschen Mission der hauptschuldige Provinzialbeamte seitens der Centralregierung ausgezeichnet werde, was die übelwollenden Element in der Provinz in ihrer feindlichen Haltung gegen die Mission bestärke. Außerdem lege die deutsche Regierung auf das Gedeihen der Mission in Schantung sehr hohen Werth. Es werde zur Förderung der Stärkung der sonst

[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 3]

guten Beziehungen Deutschlands zu China beitragen, wenn man in Pecking dieser Thatsache mehr Rechnung tragen wollte.
Major v. Wißmann, sicher in Aden angekommen ist, wo er auf den Dampfer der Deutsch=Ostafrikanischen Linie wartet, wird die ihm zur Verfügung stehende Zeit noch benutzen, um dort Maulthiere zu kaufen, mit denen er einen Versuch machen will. Die Pferde, welche bisher bei der Schutztruppe zur Verwendung kamen, sind bald abgeschafft worden, dagegen hat sich das zähere Maulthier gut bewährt.
Auf dem französischen Theile der Metzer Schlachtfelder fand am Montag eine Gedenkfeier der Schlachttage von Mars la Tour und Gravelotte unter Theilnahme von etwa 20 000 Personen statt, wobei die Musik abwechselnd die Marseillaise und die russische Hymne spielte und der Unterpräfekt Giraud von Briey in einer Ansprache die russische Allianz feierte.
Die Anarchisten haben am Montag in Frankreich mehrere Gewaltacte verübt, von denen sich der eine speziell gegen die ehemaligen Verbündeten, die Boulangisten, gerichtet hat. Die Boulangisten hatten am Montag in Paris eine französisch=russische Versammlung einberufen, in der es natürlich zu den exaltirtesten Kundgebungen für das russische Bündniß gekommen ist. Beim Ausgang wurden die boulangistischen Redner Laur und Millevoye von den Anarchisten unter dem Ruf: "Es lebe die Kommune" mit Steinwürfen angegriffen und mit dem Tod bedroht. Es fielen zwei Revolverschüsse, von denen der eine Laurs Gesicht streifte und der zweite den rücken des Kutschers traf, der blutend nach dem Hospital geschafft wurde. Die Polizei griff dann die Anarchisten an und verhaftete mehrere derselben. In der Ortschaft Canet bei Perpignan, wo ein republikanischer Verein so unvorsichtig war, gleichzeitig mit den Anarchisten einen Ball in demselben Lokal abzuhalten, überfielen die Anarchisten die unbewaffneten Republikaner mit allerhand Waffen und richteten dieselben in der übelsten Weise zu. Sechs Personen, darunter zwei Frauen, wurden die Schädel gespaltet. Auch hier hatte die Polizei zur Wiederherstellung der Ruhe ein schweres Stück Arbeit zu verrichten.
Wie man von der deutsch=russischen Grenze meldet, ist die russische Roggenausfuhr kolossal, alle Häfen laden, was immer bewältigt werden kann, und unsere Grenzstationen sind mit den angesammelten Roggenwaggons überfüllt. In Wirballen allein sind 3-400 Waggons eingetroffen und warten auf deutsche Wagen zur losen Schüttung und Ueberführung nach Deutschland. Bis zum 27. d. M. werden Eydtkuhnen allein sicher 1000 Waggons passieren. Die Roggenpreise in Kowno sind von 135 auf 95 bis 100 Kopeken per Pud (à 34 Kilo) gesunken. Weiter heißt es aus Warschau: In sämmtlichen Gouvernements Polens werden umfangreiche Roggenankäufe zum sofortigen Bahnversandt nach Preußen gemacht. Man berechnet das Gesammtquantum, welches bis zum 27. d. M. zur Verladung gelangt, auf mindestens 30 000 Tonnen. In hiesigen kaufmännischen Kreisen herrscht allgemein die Ueberzeugung, daß das Ausfuhrbot in spätestens drei Monaten aufgehoben wird. Die Ernte in Polen ist gut.
Endlich ist heute noch ein Artikel der "St. Petersburger Börsenzeitung" zu erwähnen, der es für zweifellos erklärt, daß mit dem Aufhören des zwingenden Grundes für das Roggenausfuhrverbot die Maßregel auch sofort wieder aufgehoben werden würde. Anscheinend ist auch dieser Artikel offiziösen Ursprungs.


Anzeigen.

Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird im Gastwirth Boye'schen Lokale hieselbst und zwar an den nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1890 zu Schönberg geborenen Kinder

am Dienstag, den 1. September d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Dienstag, den 8. September d. Js,
Vormittags 10 Uhr.

b. Wiederimpfung der Zöglinge aus der Knaben= und Mädchenschule zu Schönberg

am Freitag, den 4. September d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr,

und Revision der Schutzblattern

am Freitag, den 11. September d. Js.,
Nachmittags 1 Uhr.

Der bevorstehende Impftag wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an demselben nicht nur alle im Jahre 1890 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg, den 20. August 1891.

Der Magistrat.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 29. August d. J., Vormittags 10 Uhr, sollen auf der Bäck

1 Sopha, 1 Tisch 1 Kommode, 1 Eckschrank, 1 kleiner Schrank und 1 Koffer
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. - Sammelplatz der Käufer beim Gastwirth Berlin auf der Bäck.
Schönberg, den 24. August 1891.

                                                    C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Zur Förderung der dem Vernehmen nach bereits eingereichten Vorstellung und Bitte an den Landesfürsten betreffend Regelung des Wasserpasses an der hiesigen Mühle möchten wir Angesichts des jetzt offenkundigen großen Schadens den Ueberschwemmten empfehlen, sich täglich und zuverlässig die Beweise über den Stand der Gewässer auf den Grundstücken, ferner an der Freischleuse und unterhalb derselben zu sammeln und zu sichern.

                                                    Mehrere Interessenten.


Für Kranke

empfehle:
ff. Medicinal Tokayer- u. Samos-Auslese-Wein,
ferner:
feinste Tischweine, garantirt rein u. a. Niersteiner, Zeltinger Mosel, Wehlener Mosel und Mosel Blümchen weiter:

Rothweine, garantirt Bordeaux
Hochfeine Marken.

La Flotte, Bayle-Saint_Vigent, Chat-Bemonnes-Cassac, Chateau der Perez, Montferrand, Panillae, Moulis, Macan u. s. w.

Kochweine:
Rothwein-Krone à 90 Pfg.
Graves (weiss) à 90 Pfg.

Obige Marken gebe mit wenig Nutzen ab und empfehle mich damit zu Festlichkeiten so angelegentlichst wie ergebenst

                                                    Max C. Sass.


100,000 Säcke

für Kartoffeln, Getreide, einmal gebraucht, groß, ganz u. stark à 25 u. 30 Pfg. Probeballen von 25 Stück versendet unter Nachnahme und bittet Angabe der Bahnstation

Max Mendershausen, Coethen i. Anh.


Presennige und Zeltlaken
vermiethet Simon Valk, Lübeck, Mengstr. 41.                                                    


Eine erste Hamburger Importfirma in Futtermitteln, besonders Kleie, Malzkeime, getr. Biertreber, Schlempe etc., wünscht noch mit größeren Händlern des Inlandes in Verbindung zu treten. Adr. gefl. u. H. o. 6666 an Haasenstein & Vogler A.-G. Hamburg.


In der Meierei zu Torisdorf sind                          
Fasel=Schweine
zu verkaufen.                                                    


Vorige Woche ist mir ein hellrothbuntes Kalb von der Weide gelaufen. Ich bitte es anzuhalten und mir Nachricht zu senden.

                                                    Schulze Boy.
                                                    Rottensdorf.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 4]

Programm
zur Sedanfeier in Schönberg 1891.
1. Dienstag, den 1. September:

Abends 6 1/2 Uhr: Unterhaltungsmusik vor dem Vereinslocal.
Abends 7 1/2 Uhr: Beginn des Fackelzuges vom Siemzerthore aus.
Abends 8 Uhr: Bekränzung des Kriegerdenkmals.
Abends 8 1/2 Uhr: Freudenfeuer (Abbrennung eines Holzstoßes), Festrede u. patriotische Gesänge.
Abends 9 Uhr: Commers und Concert im Schützenhause - Eintrittsgeld 20 Pfg.

2. Mittwoch, den 2. September:

Morgens 6 Uhr: Weckruf durch die Stadt.
Morgens 9 1/2 -11 Uhr: Concert auf dem Markte.
Nachmittags 1 Uhr: Festzug durch die Stadt vom Siemzer Thore aus bis zum Schützenhause.
Nachmittags 2 Uhr: Beginn des Schießens nach Silber= und Alfenide=Gewinnen sowie der Kinderbelustigungen auf dem Baubrink
Nachmittags 2 Uhr: Concert im Schützenhause. - Eintrittsgeld 20 Pfg.
Nachmittags 7 Uhr: Einmarsch.
Nachmittags 8 Uhr: Beginn der Festbälle im Schützenhause und im neuen Boye'schen Saale.
Eintrittsgeld für Herren à 1 M. 50 Pfg., für Damen 50 Pf.

Um recht rege Betheiligung an dieser nationalen Feier bittet                          
Das Sedan=Comité
des Kriegervereins f. d. Fürstenthum Ratzeburg.


Ratzeburger Sedanfeier

Der Festzug bewegt sich am 2. September Vormittags 10 Uhr vom Palmberge aus in die Kirche. 1 Uhr Nachmittags Festessen auf dem Schützenhofe. Am 3. September Nachmittags 4 Uhr Tombola=Verloosung daselbst. Alles Weitere aus dem Fest=Programm, welches in allen Wirthschaften und Kaufläden der Stadt und Umgegend aushängt, zu ersehen.

                                                    Das Festcomité.


Kampf=
genossen=
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.
Schönberg.

Den Kameraden theilen wir hierdurch mit, daß unser Verein auch in diesem Jahre von dem Kriegerverein zur Theilnahme an der Sedanfeier eingeladen, und uns dieselben Entrée=Ermäßigungen wie den Mitgliedern des Kriegervereins gewährt sind.
Die Kameraden werden zu zahlreicher Betheiligung aufgefordert.
Angetreten wird vor dem Vereinslocal:
1) zum Fackelzug den 1. Septbr., Abends 7 Uhr,
2) zum Festzuge den 2. Septbr., Mittags 12 1/2 Uhr.

                                                    Der Vorstand.


Verreise auf ca. 3 Wochen. Herr Dr. Dethloff wird die Güte haben, mich wieder zu vertreten.

                                                    Dr. Marung.


Rechtsanwalt Fölsch

ist bis zum 15. September d. Js. verreist.


R. Jatzow, Augenarzt
Lübeck, Johannisstraße Nr. 70.
zurückgekehrt


Den zarten und kräftigen Mitgliedern der
"Teutonia!"

Allen Damen und Herren, welche mich gestern mit ihrem Besuche als Gäste erfreuten, sage hiermit besten Dank

                                                    J. Wienck.

Sülsdorf, den 24. August 1891.


Todes-Anzeige.

Sonnabend Morgen 1 Uhr entschlief nach längeren Leiden unser lieber Vater, Schwiegervater und Großvater im fast vollendeten 90. Lebensjahre.
Tief betrauert von seinen Kindern und Kindeskindern.

Rabensdorf.                                                     H. Voss.

Die Beerdigung findet am Mittwoch Nachmittag 3 Uhr in Schönberg statt.


Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg
nach Lübeck:
9,49 Vorm. 12,02 Mitt. 3,10 Nachm. 7,11 Abends. 11,37 Nachts.
nach Kleinen:
7,32 Morg. 10,13 Vorm. 12,51 Nachm. 5,21 Nachm. 8,36 Abends.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Viehmarkt in Hamburg.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 66 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 25. August 1891.


Auch am russischen Kaiserhof ist der Geburtstag des Kaisers von Oesterreich festlich begangen worden. In Kraßnoje Sselo hat am Dienstag ein Frühstück stattgefunden, dem außer dem Kaiserpaar die Königin von Griechenland und die Großfürsten und Großfürstinnen beigewohnt haben. Der Zar selbst brachte dabei die Gesundheit des Kaisers Franz Josef aus, worauf die österreichische Hymne gespielt wurde.
Offizielle Petersburger Berichte besagen, daß die russische Regierung die Militärdepots in Polen, Litthauen und Bessarabien durch beispiellos große Quantitäten neuen Getreides ergänzen lasse. Die Militärbehörden selbst, so meldet die "Times", gäben zu, daß sie noch nie so dringende Befehle zur Verproviantierung der Schiffs=Depots erhalten hätten. Die "Allgemeine Reichskorrespondenz" kündigt den bevorstehenden Erlaß eines Ukas an, wonach beim Export von Weizen letzterem höchstens 8 pCt. Roggen, bei anderen Getreidearten höchstens 3 pCt. Roggen beigemischt werden dürften; andernfalls würden die Sendungen zurückgehalten werden. Daß an dem Gerücht vom bevorstehenden Erlaß eines Weizen=Ausfuhrverbots nichts Wahres ist, hat bereits der offiziöse Telegraph mitgetheilt, die Wiener Blätter meinen überdies, ein solches Verbot werde nichts schaden, da ein Ausfall von Rußland her durch die Produktion Oesterreich=Ungarns, Rumäniens und Amerika ersetzt werden würde. Die Wiener "Presse" sagt weiter: Die deutsche Regierung habe einen staatsmännischen Blick bewiesen, indem sie sich von der heftigen Agitation gegen die Getreidezölle nicht habe beeinflussen lassen. Die gegenwärtigen Vertragsverhandlungen seien zur Hebung der deutschen Industrie bestimmt, diesem vitalen Interesse gegenüber müsse die Aufhebung der Getreidezölle zurücktreten, zumal die Getreidepreise dadurch nicht viel beeinflußt würden. Die Getreidehausse werde bald aufhören und die Landwirthschaft für ein geringeres Ernteergebniß durch die bessere Verwerthung entschädigt werden.
Das amtliche russische Finanzblatt beziffert den Ertrag der diesjährigen Roggenernte auf 711 Millionen Pud. Weil größtentheils die Vorräthe erschöpft und zur Verpflegung der Bevölkerung, sowie für die Aussaat 934 Millionen Pud erforderlich sind, betrage der Ausfall 283 Pud, welche durch Kartoffeln und Mais ersetzt werden müßten. Dagegen bleibt die "Kölnische Zeitung" dabei, daß gegenwärtig noch bestimmter wie anfangs in Börsenkreisen behauptet werde, das Roggen=Ausfuhrverbot werde durch die innere Nothstandslage und die aus allen Theilen Rußlands einlaufenden Ernteberichte durchaus nicht gerechtfertigt; es Sei vielmehr nur als eine Kampfmaßregel zu betrachten.
Das Verbot der Roggenausfuhr aus Rußland hat, wie die (russ.) St. Petersburger Zeitung berichtet, im Westen des Reiches den Preis des Roggenmehls bereits um 10 Proz. zurückgehen lassen. Agenten ausländischer Firmen kaufen in den westlichen Gouvernements in fieberhafter Eile allen vorräthigen Roggen zusammen, um ihn noch vor dem 27. ds. Mts. ausführen zu können.
In den russischen Häfen, namentlich in Kronstadt, herrscht eine fieberhafte Thätigkeit, um bis zum 22. August, an welchem Tag das russische Getreide=Ausfuhrverbot in Kraft tritt, noch möglichst große Quantitäten von Roggen nach ausländischen Häfen zu verladen. Einige schon mit Weizen und Hafer beladene Dampfer haben in Kronstadt wieder ausgeladen und Roggen eingenommen. In St. Petersburg soll innerhalb dreier Tage allein eine halbe Million Pud Roggen auf die Dampfer verfrachtet worden sein. Die Waare wird ausschließlich auf Spekulation abgesandt, da alle früheren Kontrakte infolge des Ausfuhrverbots hinfällig geworden sind.
In einem Bericht der für gewöhnlich gut unterrichteten "Politischen Correspondenz" aus St. Petersburg wird behauptet, die Annäherung zwischen Frankreich und Rußland habe sich soweit gekräftigt, daß ein förmliches Bündniß rasch geschlossen werden könnte, wenn die politische Haltung der Gegner dies nothwendig erscheinen ließe; daß aber bisher kein Bündniß geschlossen worden sei, bewiesen schon die äußeren Umstände während des Flottenbesuches in Rußland. Das jungtschechische Organ "Narodni Listy" weiß zu melden, daß der panslawistische Führer Graf Ignatiew vor kurzem für einige Tage im strengsten Incognito in Prag gewesen sei.
Aus Odessa meldet die "Daily News", daß die Zahl der ausländischen Juden, denen Ausweisungsbefehle zugegangen sind, 8000 betrage. Es seien zumeist Grundbesitzer.
Eine merkwürdige russische Erforschungsexpedition, die gleich 600 Mann Kosaken, Infanterie und zwei Berggeschütze mitgebracht hat, ist, wie aus Bombay gemeldet wird, im Pamiregebiet eingetroffen.
Das französische Uebungsgeschwader unter Admiral Gervais ging am Mittwoch im Hafen von Portsmouth vor Anker und wurde von den englischen Marinebehörden unter den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen. Die Zeitungen, welche diesen Geschwaderbesuch besprechen, urtheilen übereinstimmend dahin, daß derselbe an den politischen Verbindungen Englands nichts ändern werden.
Cholera in Indien. Nach amtlichen Berichten, die der Triester Seebehörde zugegangen sind, ist der Stand der Cholera in Indien folgender: In Bombay sind vom 26. Mai bis 23. Juni keine, in Calcutta vom 16. Mai bis 13. Juni 163, in Bengalen vom 2. bis 30. Mai 224, in Madras vom 15. Mai bis 12. Juni 26, in Rangoon in derselben Zeit 9, in den Zentralprovinzen vom 9. Mai bis 6. Juni 45, in den Nordwestprovinzen vom 14. Mai bis 14. Juni 478 Cholerafälle vorgekommen.


- Schönberg. Bei dem heftigen Gewitter am Freitag Nachmittag zündete der Blitz in die Scheune des Hauswirths Creutzfeldt zu Niendorf, in welche bereits 54 Fuder Roggen eingefahren waren. Das Feuer fand reichlich Nahrung in diesem reichen Erntesegen und zerstörte Alles bis auf den Grund. Die alsbald zur Brandstelle beorderten drei hiesigen Spritzen konnten den Brand nur mit Mühe auf dies eine Gebäude beschränken, da der Wind das brennende Stroh immer wieder auf's Neue anfachte, die Spritzen konnten erst am folgenden Mittag zurückkehren, nachdem sie während der ganzen Nacht in Thätigkeit gewesen war. Das Gebäude und der Roggen sind versichert, während die in dem Gebäude befindliche neue Dreschmaschine unversichert war.
- Schönberg. Eine sehr wichtige und für uns höchst angenehme Neuerung ist hinsichtlich der Herbstübungen des IX. Armeecorps vom Kriegsministerium in Berlin befohlen worden. Die Truppen dieses Armeecorps hielten bisher ihre Herbstmanöver stets nur in Schleswig=Holstein und Mecklenburg ab. Hierdurch erhielten manche Theile Mecklenburgs, besonders die westlichen in der Richtung nach Schleswig=Holstein, dem Fürstenthum Ratzeburg, Lübeck und Hamburg gelegenen Landschaften und Städte, fast alljährlich eine mehr oder minder starke Einquartierung, während wieder andere Theile, die längs der pommerschen Grenze liegen, niemals mit Truppen belegt wurden. So hat z. B. die kleine Stadt Ribnitz, hart an der pommerschen Grenze, seit 74 Jahren keine Einquartierung gehabt und ein gleiches ist fast mit der unfern gegenüberliegenden pommerschen Stadt Dammgarten der Fall. Um hierin eine gerechte Ausgleichung herbeizuführen, sollen von nun an auch die Manöver in den pommersch=mecklenburgischen Grenzdistricten stattfinden und die Ortschaften, gleichviel ob sie zu Mecklenburg oder Pommern gehören, Einquartierung erhalten. Es werden nun die diesjährigen Manöver der 17. Division in diesen Grenzdistricten stattfinden und Ribnitz, Marlow, Dammgarten und andere pommersche Orte mit Truppen belegt werden.

[ => Original lesen: 1891 Nr. 66 Seite 6]

- Fremdenvorstellungen des Großh. Hoftheaters in Schwerin. Wie wir erfreulicherweise hören, ist auch in diesem Jahre die Theilnahme für die zur bevorstehenden Spielzeit geplanten Fremdenvorstellungen recht lebhafte, wenn schon sie sich freilich mehrfach in der Weise kundgegeben hat, daß die mit dem Besuch der Vorstellungen verknüpften Schwierigkeiten in mannigfacher Richtung überschätzt wurden. Wenn z. B. hier und da die Befürchtung auftauchte, als könnten die Vorstellungen so gelegt werden, daß derjenige, der ihnen bis zum Schluß beiwohnen will, nicht mehr den fahrplanmäßigen Zug zur rechtzeitigen Heimkehr benutzen kann, so meinen wir, liegt ein Grund zu solcher Befürchtung in keiner Weise vor. Wie wir mit Sicherheit erfahren, wird bei Ansetzung der Vorstellungen Seitens der Intendantur genau darauf Bedacht genommen, daß die fahrplanmäßigen Züge zur rechtzeitigen Heimkehr benutzt werden können. Wo der Fahrplan dies nicht gestattet, werden überhaupt Billette nicht ausgegeben, es sei denn, daß eine genügende Betheiligung an den Fremdenvorstellungen sich zeigt, in welchem Falle die Eisenbahndirection zur Einlegung passender Extrazüge gern bereit sein wird. Durch die mannigfachen Erfahrungen bei den letzten Fremdenvorstellungen ist die Intendantur ja mehr als früher in der Lage, den Besuchern der Fremdenvorstellungen nicht nur einen unverkümmerten Genuß zu sichern, sondern auch dafür zu sorgen, daß die Heimkehr in nicht allzu überhasteter Weise vor sich zu gehen braucht. So ist sicher der erneute Wunsch am Platze, daß auch die, welche aus dem angeführten Grunde hinsichtlich des Besuches der Vorstellungen noch schwankend waren, ihren endgültigen Beschluß baldigst zu fassen. Der Schlußtermin für die Anmeldungen - 1. September - ist mittlerweile nahe gerückt, und damit muß die Entscheidung getroffen sein, ob uns die schöne Einrichtung, die sich zur Hebung des Kunstsinns in unserem Lande so förderlich gezeigt, in genügendem Umfange erhalten bleibt oder nicht.
- Der Kaiser trägt jetzt einen kräftig sprossenden Vollbart, den er sich auf seiner Nordlandsreise hat stehen lassen. Sichtlich überrascht darüber war die Kaiserin, welcher der hohe Herr damit hatte eine Ueberraschung bereiten wollen, als sie ihn zum ersten Mal in der neuen Tracht erblickte. Jedenfalls sieht er um einige Jahre älter aus. Die Berliner machten am Sonnabend, als er zur Parade fuhr, große Augen und staunten, über die frappante Aehnlichkeit, die der Kaiser jetzt mit dem Bilde seines hochseligen Vaters in den dreißiger Jahren zeigte.
- Fürst Bismarck ist am Mittwoch früh auf seiner Reise von Kissingen nach Varzin auch durch Berlin gekommen. Er ist in seinem Salonwagen mit dem Zug von Frankfurt a. M. um 7 Uhr 21 M. auf dem Anhalter Bahnhof eingetroffen. Zu dieser verhältnißmäßig frühen Stunde hatte sich nur wenig Publikum auf dem Bahnhof eingefunden. Dieses sammelte sich, als der Zug einlief, rasch an der Ankunftsseite und begrüßte den Fürsten, der mehrmals am Fenster erschien, um zu danken, ehrfurchtsvoll. Bei der Abfahrt über die Verbindungsbahn nach dem Stettiner Bahnhof verabschiedeten sich die Anwesenden mit einem dreifachen Hoch von dem Fürsten. Um 8 Uhr 20 M. lief der Zug in die Halle des Stettiner Bahnhofs ein. Hier hatten sich, als die Nachricht umlief daß der erste Kanzler kommen werde, rasch einige hundert Personen, zum Theil Passagiere, zum Theil Leute aus der Stadt, auf dem Einfahrtssteig angesammelt. Der Fürst erschien im offenen Fenster und winkte den ihn Begrüßenden schon aus der Ferne dankend entgegen. Da keinerlei Absperrungen getroffen waren, so drängte man sich dicht an den Salonwagen heran und versuchte, bei seinem mehrmaligen Erscheinen im Fenster dem Fürsten die Hand zu drücken, was namentlich mehreren Damen zu ihrer großen Freude auch gelang. Eine der anwesenden Damen überreichte dem Fürsten ein Veilchensträußchen, das dieser mit Dank entgegennahm. Als der Zug um 8 Uhr 40 M. die Halle verließ, gab ein brausendes anhaltendes Hoch dem Fürsten, über dessen vorzügliches Aussehen nur eine Stimme der Freude herrschte, das Geleite. Graf Herbert Bismarck ist auf dem Stettiner Bahnhof ausgestiegen und in Berlin geblieben.
- Auf dem im Hafen von Lübeck liegenden großen Dampfschiff "Livland" brach am Freitag ein Brand aus. Das Feuer war in den Kojen der Heizer entstanden und hatte sich schnell über den Maschinenraum verbreitet. Dank der umsichtigen Löscharbeit der Feuerwehr gelang es, das Schiff zu retten. Ein Theil der Besatzung büßte jedoch seine gesamte Habe ein.
- Der älteste Kapitän der Hamburger "Packetfahrt", Hibich, legte am 8. August seine 150. Fahrt zwischen Hamburg und Newyork zurück.
- Brotmehl aus Roggen und Weizen gemischt, wurde am Montag zum ersten Male an der Börse in größeren Posten angeboten. Der Preis war wesentlich unter dem des reinen Roggenmehles.
- Am Donnerstag, früh um 9 Uhr, hat in Trier die Ausstellung des "heiligen Rockes" begonnen. Die Eröffnungsfeier bestand in einem Pontifikalamt, welches der Bischof Dr. Korum celebrirte, und welchem eine kurze Verehrung der übrigen Reliquien des Erlösers vorausging, die der Dom zu Trier besitzt, nämlich eine Partikel vom Kreuz des Herrn und einen der Nägel, mit welchen Christus ans Kreuz geheftet wurde. An das Pontifikalamt schloß sich eine Ansprache des Bischofs, und hierauf wurde die Reliquie enthüllt. Um 11 Uhr begannen bereits die Prozessionen zu dem "heiligen Rock". Der Eröffnungsfeier haben außer der Geistlichkeit nur der Oberbürgermeister und die Stadtverordneten von Trier beigewohnt.
- Die am Dienstag in Trier eingetroffene Abordnung von Argenteuil hat den "heiligen Rock" mit der Loupe untersucht und mit einem Stückchen Stoff der Argenteuiler Reliquie verglichen. Das Ergebniß war: Der Stoff ist verschieden an beiden Kleidern, aber das macht nichts. Die Herren aus Argenteuil erkannten die Echtheit der Trierschen Reliquie an und erklärten die in ihrer Heimathstadt aufbewahrte Reliquie für das Knabenkleid und die Triersche für das Männerkleid Christi, so daß beide Reliquien als Ueberreste zweier verschiedener, natürlich echter Gewänder Christi gelten sollen!
- Nach Schätzung des Bisthums Luxemburg werden aus dem Großherzogthum Luxemburg 50 000 Menschen nach Trier pilgern.
- Ueber das furchtbare Unwetter in der Saar= und Moselgegend, liegen nähere Nachrichten vor. Hagelstücke bis zu zwei Pfund fielen. In der Gegend von Kreuzweiler, Beuren, Palzem, Besch, Remich, Arpelt, Neuenkirchen und Saarholzbach sind Obst, Getreide und Trauben halb verloren. Der Kirfer Tannenwald bei Kollerleucken ist fast ganz niedergeworfen. Eine Menge Vögel und Hasen sind durch den Hagel erschlagen. Viele Bäume sind entwurzelt. Der Schaden beläuft sich auf Millionen.
- Der "Siebenschläfer" scheint im ganzen Reich mit schweren Gewittern Abschied genommen zu haben; dieselben sind in vielen Gegenden mit Hagelschlag verbunden gewesen und haben in den Fluren erheblichen Schaden angerichtet. An der Saar ist der größere Theil der Ernte durch Hagel vernichtet worden. In Riesenburg in Westpreußen hat der Blitz am Sonntag in einen Baum geschlagen, unter welchem fünf Kinder standen. Drei derselben sind auf der Stelle todt geblieben, die zwei anderen sind schwer betäubt worden.
- Die Zahl der durch Stettin gekommenen ausgewiesenen russischen Juden beträgt fast 6000.
- Aus der Umgebung der bis vor Kurzem in Paris anwesenden Fürstin von Monaco wird auf das Bestimmteste gemeldet, daß die durch die Blätter gehende Nachricht von dem bevorstehenden Ablaufe des Pachtvertrages der Spielbank von Monte Carlo auf reiner Erfindung beruht. Der Vertrag läuft bis in das nächste Jahrhundert und eine Auflösung desselben könnte nur durch eine Entschädigung von mindestens 30 bis 40 Millionen Franken an die Aktionäre geschehen.
- Im ganzen Gouvernement Moskau wüthet die sibirische Pest. Besonders verheerend tritt sie auf in den Kreisen Wolokolansk und Rusa. Außerdem herrscht dort in den Dörfern eine fieberähnliche Epidemie, welche die Erwachsenen heimsucht, während unter den Kindern die Masern stark verbreitet sind. Zu allem Elend kommt noch eine starke Viehseuche, infolge deren viele Bauern ihr gesamtes Vieh verloren haben. Die Ernte hat kaum die für die Wirthschaft erforderlichen Quantitäten ergeben.


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